„Einschiffung nach Kythera“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
nichts
Wiki-Link
Zeile 32:Zeile 32:
[[Datei:Antoine Watteau 044.jpg|thumb|[[Venus (Mythologie)|Venus]] - diese ganz ähnliche Statue befindet sich auch am rechten Bildrand des Bildes ''Das Liebesfest'', um 1717:]]
[[Datei:Antoine Watteau 044.jpg|thumb|[[Venus (Mythologie)|Venus]] - diese ganz ähnliche Statue befindet sich auch am rechten Bildrand des Bildes ''Das Liebesfest'', um 1717:]]


'''Einschiffung nach Kythera''' ({{frS|''Pèlerinage à l’île de Cythère''}}) ist der Titel dreier Gemälde des französischen Malers [[Jean-Antoine Watteau]]. Die älteste und kleinste Fassung entstand 1710 und befindet sich im [[Städelsches Kunstinstitut|Städel]], Frankfurt am Main. Sieben Jahre später entstand eine weitere Version, die wahrscheinlich die bekannteste ist. Sie befindet sich heute im Louvre in Paris und entstand 1717 als verspätete Arbeit Watteaus zur Aufnahme in die französische Akademie. Die jüngste und größte Fassung, die 1717 oder 1718 entstand, befindet sich im [[Schloss Charlottenburg]], Berlin. Mit diesen sogenannten „''Fêtes galantes''“-Gemälden schuf Watteau eine neue Bildtradition, bei denen Rubens und dabei insbesondere dessen Gemälde ''Liebesgarten'' das Vorbild waren. Watteau begründete mit ihnen jedoch eine Bildtradition der Darstellung gesellschaftlichen Lebens im Garten, die bis zu den Impressionisten prägend war.
'''Einschiffung nach Kythera''' ({{frS|''Pèlerinage à l’île de Cythère''}}) ist der Titel dreier Gemälde des französischen Malers [[Jean-Antoine Watteau]]. Die älteste und kleinste Fassung entstand 1710 und befindet sich im [[Städelsches Kunstinstitut|Städel]], Frankfurt am Main. Sieben Jahre später entstand eine weitere Version, die wahrscheinlich die bekannteste ist. Sie befindet sich heute im Louvre in Paris und entstand 1717 als verspätete Arbeit Watteaus zur Aufnahme in die französische Akademie. Die jüngste und größte Fassung, die 1717 oder 1718 entstand, befindet sich im [[Schloss Charlottenburg]], Berlin. Mit diesen sogenannten „''Fêtes galantes''“-Gemälden schuf Watteau eine neue Bildtradition, bei denen Rubens und dabei insbesondere dessen Gemälde ''[[Der Liebesgarten|Liebesgarten]]'' das Vorbild waren. Watteau begründete mit ihnen jedoch eine Bildtradition der Darstellung gesellschaftlichen Lebens im Garten, die bis zu den Impressionisten prägend war.


== Bildinhalte ==
== Bildinhalte ==

Version vom 22. September 2017, 10:32 Uhr

Die Einschiffung nach Kythera (Jean-Antoine Watteau)
Die Einschiffung nach Kythera
Jean-Antoine Watteau, 1710
Öl auf Leinwand
43 × 53 cm
Städel, Frankfurt am Main
Einschiffung nach Kythera (Jean-Antoine Watteau)
Einschiffung nach Kythera
Jean-Antoine Watteau, 1717
Öl auf Leinwand
129 × 194 cm
Louvre
Einschiffung nach Kythera (Jean-Antoine Watteau)
Einschiffung nach Kythera
Jean-Antoine Watteau, 1718
Öl auf Leinwand
130 × 192 cm
Schloss Charlottenburg, Berlin
Venus - diese ganz ähnliche Statue befindet sich auch am rechten Bildrand des Bildes Das Liebesfest, um 1717:

Einschiffung nach Kythera (französisch Pèlerinage à l’île de Cythère) ist der Titel dreier Gemälde des französischen Malers Jean-Antoine Watteau. Die älteste und kleinste Fassung entstand 1710 und befindet sich im Städel, Frankfurt am Main. Sieben Jahre später entstand eine weitere Version, die wahrscheinlich die bekannteste ist. Sie befindet sich heute im Louvre in Paris und entstand 1717 als verspätete Arbeit Watteaus zur Aufnahme in die französische Akademie. Die jüngste und größte Fassung, die 1717 oder 1718 entstand, befindet sich im Schloss Charlottenburg, Berlin. Mit diesen sogenannten „Fêtes galantes“-Gemälden schuf Watteau eine neue Bildtradition, bei denen Rubens und dabei insbesondere dessen Gemälde Liebesgarten das Vorbild waren. Watteau begründete mit ihnen jedoch eine Bildtradition der Darstellung gesellschaftlichen Lebens im Garten, die bis zu den Impressionisten prägend war.

Bildinhalte

Alle drei Gemälde zeigen eine vornehme Gesellschaft junger Leute, die wie auf einer Bühne an einem Ufer versammelt sind. Sie scheinen zu warten; eine erkennbare gemeinsame Handlung gibt es nicht. Jean-Antoine Watteau bezog seine Anregung von dem Lustspiel Die drei Cousinen von Florence Dancourt, das 1700 in Paris uraufgeführt wurde. Die Verse, auf die das Bild sich bezieht, lauten:

Kommt zu der Insel Kythere,
Der Pilgerfahrt schließt euch an.
Ein Mädchen kommt zurück schwere,
Sei's ohne Freund oder ohne Mann;
Man macht dort die größte Affäre
Aus zärtlichstem Amusement.
[1]
Venez à l’île de Cythère
En pèlerinage avec nous
Jeune fille n’en revient guère
Ou sans amant ou sans époux.[2]

Auf der ältesten Fassung stehen drei junge Frauen in glänzenden Gewändern im Mittelpunkt. Sie halten alle drei den Blick gesenkt, die mittlere versucht die anderen mit sich zum Schiff zu ziehen, wobei sie von einem jungen Mann unterstützt wird. Der Hochzeitgott Hymenaios, der in seiner linken Hand eine Fackel trägt, schwebt am Himmel. In der linken Bildhälfte erwarten Amoretten die höfische Gesellschaft. Mehr im Bildvordergrund steht ein Paar, das dem Betrachter den Rücken zugekehrt hat. Der Mann weist mit einladender Geste auf das links wartende Schiff und scheint die Gruppe der jungen Frauen, die noch zögern, aufzufordern, mit dorthin zu ziehen.

Die Pariser und die Berliner Fassung sind sich sehr ähnlich. Auf diesen beiden Fassung findet sich in der Bildmitte eine gelb gekleidete Frau, die sehnsuchtsvoll zurückblickt, während ihr Begleiter zum Aufbruch zum bereitliegenden Schiff drängt. Beide Gemälde zeigen rechts auf einem leicht erhöht liegenden Hain eine Statue der Liebesgöttin Venus. In der Pariser Fassung ist die rosenumkränzte Statue starr und gerade. In der Berliner Fassung winden Amoretten eine Rosengirlande um die Statue, die hier deutlich bewegter dargestellt ist. Diese Statue findet sich nahezu identisch auch auf Antoine Watteaus Gemälde Das Liebesfest aus dem Jahre 1717.

Auf allen drei Gemälden findet sich im Hintergrund, zum Teil nur sehr schwach angedeutet, die Insel Kythera, eine griechische Insel vor der Südostspitze der Peloponnes. Es ist der Ort, an dem Venus der Sage nach aus dem Schaum des Meeres an Land gestiegen sein soll. Eben an dieser Stelle haben sich zahlreiche Liebespaare versammelt.

Hintergrund

Die Insel Kythera galt im 18. Jahrhundert als ein Reich der Liebe, fern aller Konflikte. Watteau hatte sich mit dem Thema bereits längere Zeit beschäftigt und erst kurz zuvor einen Pilgerzug zur Insel Kythera bei der Akademie in Paris eingereicht. Es ist deshalb umstritten, ob hier nicht vielleicht das Verlassen der Insel Kythera dargestellt ist. Dafür spricht auch der sehnsüchtig rückwärts gewandte Kopf der Frau in der Bildmitte.

Norbert Elias hat sich in seinem Essay Watteaus Pilgerfahrt zur Insel der Liebe ausführlich mit der Entstehungsgeschichte des Gemäldes auseinandergesetzt. Das Bild regte Francis Poulenc zur Komposition der gleichnamigen Valse Musette an. Ein expliziter Bezug auf die Liebesinsel und das dort ungestörte Zusammensein findet sich noch bei Auguste Renoir.[3]

Belege

Literatur

  • Norbert Elias: Watteaus Pilgerfahrt zur Insel der Liebe. Frankfurt/Main: Insel. ISBN 3-458-34298-2
  • Jean-Louis Ferrier: Die Abenteuer des Sehens. Eine Kunstgeschichte in 30 Bildern. München: Piper Verlag, 1998. ISBN 3-492-04019-5
  • Wieland Schmied (Hrsg.): Harenberg Museum der Malerei. 525 Meisterwerke aus sieben Jahrhunderten. Dortmund: Harenberg Lexikon Verlag, 1999. ISBN 3-611-00814-1
  • Manfred Wundram: Die berühmtesten Gemälde der Welt. Bergisch-Gladbach: Imprimatur Druck- und Verlagsgesellschaft, 1976
  • Jutta Held: Antoine Watteau – Einschiffung nach Kythera – Versöhnung von Leidenschaft und Vernunft. Frankfurt am Main: kunststück, Fischer Taschenbuch, 1985, ISBN 3-596-23921-4

Einzelnachweise

  1. Wundram: Die berühmtesten Gemälde der Welt.
  2. Pèlerinage à l’île de Cythère, dit L’Embarquement pour Cythère
  3. Sabine Schulze (Hrsg.): Gärten: Ordnung – Inspiration – Glück, Städel Museum, Frankfurt am Main & Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2006, ISBN 978-3-7757-1870-7, S. 80