„Dorfkirche Beidendorf“ – Versionsunterschied

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Die '''Dorfkirche Beidendorf''' ist eine [[Kirchengebäude|Kirche]] der Evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Dambeck-Beidendorf. Die Gemeinde gehört zum Kirchenkreis Wismar der [[Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs|Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs]]. Der Ort Beidendorf gehört zur Gemeinde [[Bobitz]] im [[Landkreis Nordwestmecklenburg]].
Die '''Dorfkirche Beidendorf''' der Kirchengemeinde Dambeck-Beidendorf gehört zur Propstei Wismar, Kirchenkreis Mecklenburg der [[Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland|Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland]].<ref>[http://www.kirche-mv.de/Dambeck-Beidendorf.1019.0.html Informationen zur Gemeinde]</ref> Politisch gehört Beidendorf zu [[Bobitz]] im [[Landkreis Nordwestmecklenburg]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Beidendorf Kirche 2.jpg|thumb|helle Farbgestaltung nach der Renovierung]]
[[Datei:Beidendorf, Dorfkirche (04).jpg|mini|Helle Farbgestaltung nach der Renovierung (2023)]]
Die Kirche und Pfarre in Beidendorf werden bereits 1230 im [[Ratzeburger Zehntregister]] erwähnt, welches die damals zum [[Bistum Ratzeburg]] gehörenden Ortschaften geordnet nach [[Kirchspiel]]en auflistet. Am 23. Juni 1321 schenkte der Ritter Johann Storm dem [[Kloster Dobbertin]] eine Hebung aus Beidendorf zu seiner Memorie. (X., [[Mecklenburgisches Urkundenbuch]] MUB Band VI. Schwerin 1870, Nr. 4277.)
Die Kirche und Pfarre in Beidendorf werden bereits 1230 im [[Ratzeburger Zehntregister]] erwähnt, welches die damals zum [[Bistum Ratzeburg]] gehörenden Ortschaften geordnet nach [[Kirchspiel]]en auflistet. Am 23. Juni 1321 schenkte der Ritter Johann Storm dem [[Kloster Dobbertin]] eine [[Abgabe|Hebung]] aus Beidendorf zu seiner [[Memorialwesen|Memorie]].<ref> MUB VI. (1870) Nr. 4277.</ref> Als [[Leutpriester|Pleban]] taucht in diesem Jahr ein „Dietrich“ in den Urkunden auf. Um 1330 wurde Beidendorf in der Taxe der Ratzeburger Kirchen auf einen Wert von 30 Mark Silber geschätzt. 1396 war der Kirchherr ein Nikolaus Dargetzow.<ref> {{ADB|4|757|758|Dargetzow, Johann|Karl Ernst Hermann Krause|ADB:Dargetzow}}</ref>
Als [[Leutpriester|Pleban]] taucht in diesem Jahr ein „Dietrich“ in den Urkunden auf. Um 1330 wurde Beidendorf in der Taxe der Ratzeburger Kirchen auf einen Wert von 30 Mark Silber geschätzt. 1396 war der Kirchherr ein Nikolaus Dargetzow.


Die Kirche erlitt während eines Sturms 1703 große Schäden, ein Blitzschlag in den Turm und der daraufhin auf die Kirche übergreifende Brand zerstörten Turm und beschädigten das Kirchenschiff am 26. Juni 1836. Die Kirche wurde wieder aufgebaut.
Die Kirche erlitt während eines Sturms 1703 große Schäden. Ein Blitzschlag in den Turm und der daraufhin auf die Kirche übergreifende Brand am 26. Juni 1836 zerstörten den Turm und beschädigten das Kirchenschiff. Die Kirche wurde wieder aufgebaut.

Seit 1972 ist die Kirchengemeinde Beidendorf mit der Kirchengemeinde [[Dambeck (Bobitz)|Dambeck]] verbunden. 1974 fusionierten beide Gemeinden. Zur Kirchengemeinde gehören etwa 700 Gemeindeglieder in 18 Dörfern<ref>[http://www.kirche-dambeck-beidendorf.de/ueber_uns.html Kirchengemeinde Dambeck-Beidendorf]</ref> und neben der Beidendorfer Kirche die [[Dorfkirche Dambeck (Bobitz)|St.-Katharinenkirche in Dambeck]], wo sich auch das Pfarrhaus befindet.


Eine umfangreiche Renovierung erfolgte 1996. Dabei wurde die dunkle Wirkung der Inneneinrichtung durch die hellgraue Farbgestaltung der Emporen, des Gestühls und des Altars, sowie die helle Wandfarbe aufgehoben. Durch den dabei erfolgten Einbau eines beheizbaren Raumes im Turmuntergeschoss mit einer Glastür zum Kirchenraum ist auch im Winter eine Nutzung durch die Gemeinde möglich.
Eine umfangreiche Renovierung erfolgte 1996. Dabei wurde die dunkle Wirkung der Inneneinrichtung durch die hellgraue Farbgestaltung der Emporen, des Gestühls und des Altars, sowie die helle Wandfarbe aufgehoben. Durch den dabei erfolgten Einbau eines beheizbaren Raumes im Turmuntergeschoss mit einer Glastür zum Kirchenraum ist auch im Winter eine Nutzung durch die Gemeinde möglich.


== Baubeschreibung ==
== Baubeschreibung ==
[[Datei:Beidendorf Kirche Grundriss.png|thumb|Grundriss nach Schlie]]
[[Datei:Beidendorf Kirche Grundriss.png|miniatur|Grundriss nach Schlie]]
Die Kirche ist ein auf Granitsteinen gegründete [[Gotik|gotischer]] Backsteinbau. Der [[Chor (Architektur)|Chor]] schließt gerade ab und ist eine Stufe höher als das [[Kirchenschiff]]. Langhaus, Chor und die nördlich angebaute [[Sakristei]] sind jeweils mit zwei Kreuzgewölben geschlossen, wobei im Chor die [[Dienst (Architektur)|Dienste]] in Form halbrunder [[Pilaster]] mit würfelförmigen [[Kapitell]]en auffallen. Der Dachstuhl des Chores ist niedriger gehalten als der des Langhauses. Im Chor finden sich [[Lisenen|Ecklisenen]] und der Giebelfuß ist mit dem [[Deutsches Band|deutschen Band]] verziert. Die Bauzeit des frühgotischen Chores liegt im 13. Jahrhundert, die des Langhauses im 14. Jahrhundert.
Die Kirche ist ein auf Granitsteinen gegründete [[Gotik|gotischer]] Backsteinbau. Der [[Chor (Architektur)|Chor]] schließt gerade ab und ist eine Stufe höher als das [[Kirchenschiff]]. Langhaus, Chor und die nördlich angebaute [[Sakristei]] sind jeweils mit zwei Kreuzgewölben geschlossen, wobei im Chor die [[Dienst (Architektur)|Dienste]] in Form halbrunder [[Pilaster]] mit würfelförmigen [[Kapitell]]en auffallen. Der Dachstuhl des Chores ist niedriger gehalten als der des Langhauses. Im Chor finden sich [[Lisenen|Ecklisenen]] und der Giebelfuß ist mit dem [[Deutsches Band|deutschen Band]] verziert. Die Bauzeit des frühgotischen Chores liegt im 13. Jahrhundert, die des Langhauses im 14. Jahrhundert. Das große Ostfenster und der Chorgiebel sind möglicherweise in der heutigen Gestalt das Ergebnis nachträglicher Veränderungen.


Im Innern des Chors enden die Kreuzrippengewölbe auf Halbsäulen mit Würfelkapitellen, die Sakriatei hat zwei Kreuzgewölbe mit Bandrippen und im Schiff enden die Kreuzrippengewölbe mit Scheitelrippen auf einfachen Konsolen. An der Westseite gipfelt die Baumasse der Kirche im Turm, einem im 15. Jahrhundert über quadratischem Grundriss errichteten Bauteil mit drei Geschossen und einem hohen, über den vier Schildgiebeln herauswachsendem achtseitigen, mit Holzschindeln gedeckten Spitzhelm, der sogenannten ''Bischofsmütze.'' Er hat als [[Landmarke]] für die Schifffahrt gedient.
Der Turm trägt als Dach eine von Holzschindeln gedeckte „Bischofsmütze“, ein Turmhelm, der durch Schildgiebel eine achtseitige Pyramide bildet.


== Inneneinrichtung ==
== Inneneinrichtung ==
[[Datei:Beidendorf Kirche 3.jpg|thumb|upright|Friese-Orgel]]
[[Datei:Beidendorf, Dorfkirche (03).jpg|mini|Blick zur Orgel]]
[[Datei:Beidendorf, Dorfkirche (05).jpg|mini|hochkant|Friese-Orgel]]
Die Kirche hat seit dem 19. Jahrhundert eine über drei Seiten (Süd-, West- und Nordseite) umlaufende Empore, von der auch die Orgel erreichbar ist.
Die Kirche hat seit dem 19. Jahrhundert eine über drei Seiten (Süd-, West- und Nordseite) umlaufende Empore, von der auch die Orgel erreichbar ist.


Im Chor steht der Mitte des 19. Jahrhunderts [[Neogotik|neugotisch]] gestaltete [[Altar#Altar in lutherischen Kirchen|Kanzelaltar]]. Die Holzausstattung und das Gestühl wurden um 1850 gefertigt.
Die zweimanualige Orgel (II/P/15) wurde 1865 von [[Friedrich Friese III]] erbaut. 1916 erfolgten durch Carl Böger erste Veränderungen, 1982 Reparaturen durch den Orgelbauer Voigt aus Bad Liebenwerda und 1998 weiter Reparaturen an der Balg- und Kanalanlage, den Windladen und der Tontraktur durch Orgelbauer Wolfgang Nußbücker aus Plau am See.


Um 1900 wurden die drei Chorfenster mit Glasgemälden von Rudolf Carl Koenigsberg aus Schwerin ausgestattet. Das große Fenster enthält eine Darstellung der Kreuzigung und Himmelfahrt Christi mit einem unteren durchlaufenden Schriftband. In den beiden kleineren Bildern wurden die dargestellten vier Evangelisten Mathaeus, Johannes, Marcus und Lukas neben den Evangelistensymbolen mit Beischriften bezeichnet. Die aufgetretenen Schäden an Konturen und Überzügen wurden 1997 durch die Glaserei Biebernick aus Wismar restauriert und durch die Glasmalerei Osten aus Wickendorf (bei Schwerin) ergänzt.<ref>Reinhard Kuhl: ''Glasmalereien des 19. Jahrhunderts, Mecklenburg-Vorpommern,'' Die Kirchen, Leipzig 2001. S. 49</ref>
Im Chor steht der Mitte des 19. Jahrhunderts [[Neogotik|neugotisch]] gestaltete [[Altar#Kanzelaltar|Kanzelaltar]]. Die Holzausstattung und das Gestühl wurden um 1850 gefertigt.


Die nach dem Brand von 1836 beschädigte und deshalb ausgemusterte, jahrzehntelang im benachbarten [[Groß Stieten]] als Blumenschale genutzte [[Fünte|Granitfünte]] mit ihren kleeblattförmigen Blenden, steht heute wieder in der Kirche.
Um 1900 wurden die drei Chorfenster mit Glasgemälden von Rudolf Koenigsberg aus Schwerin ausgestattet. Das große Fenster enthält eiene Darstellung der Kreuzigung und Himmelfahrt Christi, die beiden kleineren Bilder der vier Evangelisten.


Nach Schlie wurden die beiden Glocken 1838 durch den Wismarer Glockengießer Peter Martin Hausbrandt gegossen.<ref>Claus Peter: ''Die Glocken der Wismarer Kirchen und ihre Geschichte.'' 2016, S. 220.</ref> Sie wurden für Kriegszwecke eingeschmolzen.
Die nach dem Brand von 1836 beschädigte und deshalb ausgemusterte, jahrzehntelang im benachbarten Groß Stieten als Blumenschale genutzte Granitfünfte mit ihren kleeblattförmigen Blenden, steht heute wieder in der Kirche.

=== Orgel ===
Die zweimanualige [[Orgel]] mit 15 [[Register (Orgel)|Registern]] auf zwei [[Manual (Musik)|Manualen]] und [[Pedal (Orgel)|Pedal]] wurde 1865 von [[Friedrich Friese III]] erbaut.<ref>[https://orgelmuseum-malchow.jimdofree.com/mecklenburgisches-orgelinventar/b/beidendorf Informationen zur Orgel und Disposition] beim [[Orgelmuseum Malchow]]</ref> Sie gehört zu den herausragenden Werken einer frühen Periode Frieses mit einer [[Disposition (Orgel)|Disposition]], die an das frühe 19. Jahrhundert erinnert.
1916 erfolgten durch [[Carl Börger]] erste Veränderungen, 1982 Reparaturen durch den [[Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt|Orgelbauer Voigt]] aus Bad Liebenwerda und 1998 weitere Reparaturen an der Balg- und Kanalanlage, den Windladen und der Tontraktur durch [[Wolfgang Nußbücker]] aus [[Plau am See]].
2012/2013 fand eine weitere Restaurierung durch die Werkstatt [[Christian Scheffler (Orgelbauer)|Christian Scheffler]] aus Sieversdorf statt.<ref>Friedrich Drese: ''Mecklenburgischer Orgelbrief 2013/2014.'' Malchow, Dezember 2013.</ref>


== Quellen ==
== Quellen ==
* [[Mecklenburgisches Urkundenbuch]] (MUB)
*[[Friedrich Schlie]]: ''Kunst- und Geschichtsdenkmäler Mecklenburgs'', 1899.
* [[Verein für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde|Mecklenburgische Jahrbücher]] (MJB)
* ''Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Wismar-Schwerin'', [[Edition Temmen]], Bremen-Rostock, 2001.

== Literatur ==
* [[Friedrich Schlie]]: ''Kunst- und Geschichtsdenkmäler Mecklenburgs'', Band II. Schwerin 1898.
* ZEBI e.V., START e.V.:''Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Wismar-Schwerin'', Bremen, Rostock, 2001, ISBN 3-86108-753-7, S. 243–244.
* Reinhard Kuhl: '' Glasmalereien des 19. Jahrhunderts, Mecklenburg-Vorpommern. Die Kirchen.'' Leipzig 2001. ISBN 3-361-00536-1, S. 49.

== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* {{LBMV PPN|267917236}}
* [https://www.kirche-mv.de/dambeck-beidendorf Kirchengemeinde Dambeck-Beidendorf]
* [https://organindex.de/index.php?title=Bobitz/Beidendorf,_Dorfkirche Beschreibung der Orgel auf Organ index]


== Einzelnachweise ==
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<references />


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[[Kategorie:Kirchengebäude im Landkreis Nordwestmecklenburg]]
[[Kategorie:Kirchengebäude im Landkreis Nordwestmecklenburg]]
[[Kategorie:Kirchengebäude der Backsteingotik in Mecklenburg-Vorpommern]]
[[Kategorie:Backsteingotik in Mecklenburg-Vorpommern]]
[[Kategorie:Kirchengebäude des Kirchenkreises Wismar]]
[[Kategorie:Kirchengebäude der Backsteingotik]]
[[Kategorie:Baudenkmal im Landkreis Nordwestmecklenburg]]
[[Kategorie:Kirchengebäude der Propstei Wismar]]
[[Kategorie:Bobitz]]
[[Kategorie:Baudenkmal in Bobitz]]
[[Kategorie:Bauwerk in Bobitz]]

[[Kategorie:Kirchengebäude in Europa|Beidendorf]]
== Einzelnachweis ==
* MUB 4277.

Aktuelle Version vom 28. Dezember 2023, 21:20 Uhr

Dorfkirche Beidendorf von Süden (2008)

Die Dorfkirche Beidendorf der Kirchengemeinde Dambeck-Beidendorf gehört zur Propstei Wismar, Kirchenkreis Mecklenburg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.[1] Politisch gehört Beidendorf zu Bobitz im Landkreis Nordwestmecklenburg.

Geschichte

Helle Farbgestaltung nach der Renovierung (2023)

Die Kirche und Pfarre in Beidendorf werden bereits 1230 im Ratzeburger Zehntregister erwähnt, welches die damals zum Bistum Ratzeburg gehörenden Ortschaften geordnet nach Kirchspielen auflistet. Am 23. Juni 1321 schenkte der Ritter Johann Storm dem Kloster Dobbertin eine Hebung aus Beidendorf zu seiner Memorie.[2] Als Pleban taucht in diesem Jahr ein „Dietrich“ in den Urkunden auf. Um 1330 wurde Beidendorf in der Taxe der Ratzeburger Kirchen auf einen Wert von 30 Mark Silber geschätzt. 1396 war der Kirchherr ein Nikolaus Dargetzow.[3]

Die Kirche erlitt während eines Sturms 1703 große Schäden. Ein Blitzschlag in den Turm und der daraufhin auf die Kirche übergreifende Brand am 26. Juni 1836 zerstörten den Turm und beschädigten das Kirchenschiff. Die Kirche wurde wieder aufgebaut.

Seit 1972 ist die Kirchengemeinde Beidendorf mit der Kirchengemeinde Dambeck verbunden. 1974 fusionierten beide Gemeinden. Zur Kirchengemeinde gehören etwa 700 Gemeindeglieder in 18 Dörfern[4] und neben der Beidendorfer Kirche die St.-Katharinenkirche in Dambeck, wo sich auch das Pfarrhaus befindet.

Eine umfangreiche Renovierung erfolgte 1996. Dabei wurde die dunkle Wirkung der Inneneinrichtung durch die hellgraue Farbgestaltung der Emporen, des Gestühls und des Altars, sowie die helle Wandfarbe aufgehoben. Durch den dabei erfolgten Einbau eines beheizbaren Raumes im Turmuntergeschoss mit einer Glastür zum Kirchenraum ist auch im Winter eine Nutzung durch die Gemeinde möglich.

Baubeschreibung

Grundriss nach Schlie

Die Kirche ist ein auf Granitsteinen gegründete gotischer Backsteinbau. Der Chor schließt gerade ab und ist eine Stufe höher als das Kirchenschiff. Langhaus, Chor und die nördlich angebaute Sakristei sind jeweils mit zwei Kreuzgewölben geschlossen, wobei im Chor die Dienste in Form halbrunder Pilaster mit würfelförmigen Kapitellen auffallen. Der Dachstuhl des Chores ist niedriger gehalten als der des Langhauses. Im Chor finden sich Ecklisenen und der Giebelfuß ist mit dem deutschen Band verziert. Die Bauzeit des frühgotischen Chores liegt im 13. Jahrhundert, die des Langhauses im 14. Jahrhundert. Das große Ostfenster und der Chorgiebel sind möglicherweise in der heutigen Gestalt das Ergebnis nachträglicher Veränderungen.

Im Innern des Chors enden die Kreuzrippengewölbe auf Halbsäulen mit Würfelkapitellen, die Sakriatei hat zwei Kreuzgewölbe mit Bandrippen und im Schiff enden die Kreuzrippengewölbe mit Scheitelrippen auf einfachen Konsolen. An der Westseite gipfelt die Baumasse der Kirche im Turm, einem im 15. Jahrhundert über quadratischem Grundriss errichteten Bauteil mit drei Geschossen und einem hohen, über den vier Schildgiebeln herauswachsendem achtseitigen, mit Holzschindeln gedeckten Spitzhelm, der sogenannten Bischofsmütze. Er hat als Landmarke für die Schifffahrt gedient.

Inneneinrichtung

Blick zur Orgel
Friese-Orgel

Die Kirche hat seit dem 19. Jahrhundert eine über drei Seiten (Süd-, West- und Nordseite) umlaufende Empore, von der auch die Orgel erreichbar ist.

Im Chor steht der Mitte des 19. Jahrhunderts neugotisch gestaltete Kanzelaltar. Die Holzausstattung und das Gestühl wurden um 1850 gefertigt.

Um 1900 wurden die drei Chorfenster mit Glasgemälden von Rudolf Carl Koenigsberg aus Schwerin ausgestattet. Das große Fenster enthält eine Darstellung der Kreuzigung und Himmelfahrt Christi mit einem unteren durchlaufenden Schriftband. In den beiden kleineren Bildern wurden die dargestellten vier Evangelisten Mathaeus, Johannes, Marcus und Lukas neben den Evangelistensymbolen mit Beischriften bezeichnet. Die aufgetretenen Schäden an Konturen und Überzügen wurden 1997 durch die Glaserei Biebernick aus Wismar restauriert und durch die Glasmalerei Osten aus Wickendorf (bei Schwerin) ergänzt.[5]

Die nach dem Brand von 1836 beschädigte und deshalb ausgemusterte, jahrzehntelang im benachbarten Groß Stieten als Blumenschale genutzte Granitfünte mit ihren kleeblattförmigen Blenden, steht heute wieder in der Kirche.

Nach Schlie wurden die beiden Glocken 1838 durch den Wismarer Glockengießer Peter Martin Hausbrandt gegossen.[6] Sie wurden für Kriegszwecke eingeschmolzen.

Orgel

Die zweimanualige Orgel mit 15 Registern auf zwei Manualen und Pedal wurde 1865 von Friedrich Friese III erbaut.[7] Sie gehört zu den herausragenden Werken einer frühen Periode Frieses mit einer Disposition, die an das frühe 19. Jahrhundert erinnert. 1916 erfolgten durch Carl Börger erste Veränderungen, 1982 Reparaturen durch den Orgelbauer Voigt aus Bad Liebenwerda und 1998 weitere Reparaturen an der Balg- und Kanalanlage, den Windladen und der Tontraktur durch Wolfgang Nußbücker aus Plau am See. 2012/2013 fand eine weitere Restaurierung durch die Werkstatt Christian Scheffler aus Sieversdorf statt.[8]

Quellen

Literatur

  • Friedrich Schlie: Kunst- und Geschichtsdenkmäler Mecklenburgs, Band II. Schwerin 1898.
  • ZEBI e.V., START e.V.:Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Wismar-Schwerin, Bremen, Rostock, 2001, ISBN 3-86108-753-7, S. 243–244.
  • Reinhard Kuhl: Glasmalereien des 19. Jahrhunderts, Mecklenburg-Vorpommern. Die Kirchen. Leipzig 2001. ISBN 3-361-00536-1, S. 49.
Commons: Dorfkirche Beidendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Gemeinde
  2. MUB VI. (1870) Nr. 4277.
  3. Karl Ernst Hermann Krause: Dargetzow, Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 757 f.
  4. Kirchengemeinde Dambeck-Beidendorf
  5. Reinhard Kuhl: Glasmalereien des 19. Jahrhunderts, Mecklenburg-Vorpommern, Die Kirchen, Leipzig 2001. S. 49
  6. Claus Peter: Die Glocken der Wismarer Kirchen und ihre Geschichte. 2016, S. 220.
  7. Informationen zur Orgel und Disposition beim Orgelmuseum Malchow
  8. Friedrich Drese: Mecklenburgischer Orgelbrief 2013/2014. Malchow, Dezember 2013.

Koordinaten: 53° 49′ 50,2″ N, 11° 23′ 12,6″ O