„Contact Improvisation“ – Versionsunterschied

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'''Contact Improvisation''' (kurz: CI) ist ein [[Zeitgenössischer Tanz|zeitgenössischer Tanzstil]], bei dem es um die aktive Entdeckung aller Bewegungsmöglichkeiten geht, die zwei oder mehr menschliche Körper ausführen können.
'''Contact Improvisation''' (kurz: CI oder Contact Impro) ist ein [[zeitgenössischer Tanz]]stil, bei dem es um die aktive Entdeckung aller Bewegungsmöglichkeiten geht, die zwei oder mehr menschliche Körper ausführen können.


== Wesen und Formen ==
== Wesen und Formen ==
Genauso wie die [[Avantgarde]] der [[Jazz]]musiker des zwanzigsten Jahrhunderts versuchte, die Vielfalt der möglichen von ihren Instrumenten produzierten Klänge zu erkunden, so gehen auch Tanzende der ''Contact Improvisation'' vor. Die Ausübenden versuchen, alle Bewegungsmöglichkeiten und Bewegungen des Körpers zu erforschen, z. B. in dem sie sich gegenseitig das Gewicht abgeben, an- und übereinander rollen, klettern und schwingen.
Genauso wie im [[Jazz]] ab den 1950er Jahren [[Neue Improvisationsmusik|avantgardistische]] Musiker versuchten, die Vielfalt der möglichen von ihren Instrumenten produzierten Klänge zu erkunden, so gehen auch Tanzende der ''Contact Improvisation'' vor. Die Ausübenden versuchen, alle Bewegungsmöglichkeiten und Bewegungen des Körpers zu erforschen, z. B. indem sie sich gegenseitig das Gewicht abgeben, an- und übereinander rollen, klettern und schwingen. Je nach Kontext und Zielsetzung einer CI-Veranstaltung spricht man von einer „[[Jamsession|Jam]]“ (kurz für ''Jam Session'', eher spielerisch) oder einem „[[Labor|Lab]]“ (kurz für ''Laboratory'', eher forschend).

Ein zentrales Prinzip ist das Bewahren einer absichtslosen Achtsamkeit. Veranschaulichen lässt sich dies an zwei klassischen CI-Begriffen:
* ''small dance: '' eine Solo-Übung, bei der der Übende im aufrechten Stand all jene winzigen unwillkürlichen Reaktionen seines Körpers (sogenannte „micro movements“) beobachtet, welche seine Balance gewährleisten.
* ''rolling point: '' in einem Duett konzentrieren sich die Tanzenden auf einen einzigen Berührungspunkt zwischen ihren Körpern. Im Verlauf des Tanzes wird dieser „rollende Kontaktpunkt“ bei gleichbleibend langsamen Tempo kontinuierlich in Bewegung gehalten.<ref>Jörg Lemmer Schmid: [http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2012/0111/pdf/djls.pdf ''Kontakt-Improvisation als Lebenskunst: Mehr Lebensqualität durch Flow-Erleben und Achtsamkeit''.] (PDF; 4,0&nbsp;MB), abgerufen am 29. Juni 2015.</ref>

Untersuchungen aus dem Jahr 2006 konstatierten ein intensives [[Flow (Psychologie)|Flow-Erleben]] bei CI-tanzenden Menschen.<ref>Jörg Lemmer Schmid: [http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2012/0111/pdf/djls.pdf ''Kontakt-Improvisation als Lebenskunst''.] (PDF; 4,0&nbsp;MB) S. 85 ff, abgerufen am 31. August 2016. „(Mit der) fließende Bewegungsqualität (…) verschwindet jegliches gedankliches Abschweifen und Planen des nächsten Moments. (Es entsteht...) eine absichtlose Präsenz in der Gegenwart“</ref>

Da Musik die Achtsamkeit beeinflusst und starke Impulse für die Improvisation und Bewegung geben kann, wird teilweise auf sie verzichtet<ref>ContactImpro Köln: {{Webarchiv |url=http://www.contactimpro-koeln.de/wasistcontact.html |wayback=20160629003916 |text=''Was ist ContactImprovisation?''}} „Dort gibt es Paare aller Art, Trios, acrobatische Hebungen und entspannte Bodenelemente, Tänze zu jeder Art von Musik oder sogar ganz ohne Musik.“, geladen am 20. Juni 2016.</ref> oder sie wird sehr bewusst eingesetzt, z.&nbsp;B. durch mit den Tänzern improvisierende Live-Musiker.


== Quellen und Ausübende ==
== Quellen und Ausübende ==
Die Anfänge von ''Contact Improvisation'' gehen auf verschiedenartige Quellen wie den ''[[Modern Dance]]'', verschiedene [[Kampfkunst|Kampfkünste]], die [[Newtonsche Axiome|Newtonschen Bewegungsgesetze]] der Physik, Beobachtungen an der menschlichen [[Anatomie]], [[Spiel|Kinderspiel]] und [[Gymnastik]] zurück. Zunächst wurde es eigentlich erdacht als eine Art des Erforschens von Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten und von professionellen Tänzern und Choreographen angewendet. Mittlerweile ist CI fester Bestandteil der Ausbildung zum zeitgenössischen Tänzer und wird von vielen Choreographen neben anderen improvisatorischen Ansätzen und Tanzstilen als gleichberechtigtes Mittel zur choreographischen Materialfindung angesehen. Neben dem professionellen Tanz hat sich CI auch als soziale Tanzform sehr rasch verbreitet. Die „Eintrittsbarriere“ ist sehr niedrig, vor allem weil allein ein spielerischer, erforschender Geist und ein menschlicher Körper dafür ausreichen.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.contactimprovisation.ch/e/ci/index2.php?lang=DE |wayback=20160311142349 |text=''Was ist CI - Contact Improvisation?'' |archiv-bot=2023-04-04 14:33:52 InternetArchiveBot }} CI-Website für die Schweiz; abgerufen 29. Juni 2015.</ref>


Es besteht mittlerweile eine stark vernetzte internationale Gemeinschaft von Tänzern, wobei deren Fähigkeiten und tänzerische Vorerfahrung stark variieren.
Die Anfänge von ''Contact Improvisation'' gehen auf verschiedenartige Quellen wie den ''[[Modern Dance]]'', verschiedene [[Kampfkunst|Kampfkünste]], die [[Newtonsche Axiome|Newtonschen Bewegungsgesetze]] der Physik, Beobachtungen an der menschlichen [[Anatomie]], [[Spiel|Kinderspiel]] und [[Gymnastik]] zurück. Zunächst wurde es eigentlich erdacht als eine Art des Erforschens von Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten und von professionellen Tänzern und Choreographen angewendet. Mittlerweile ist CI fester Bestandteil der Ausbildung zum zeitgenössischen Tänzer und wird von vielen Choreographen neben anderen improvisatorischen Ansätzen und Tanzstilen als gleichberechtigtes Mittel zur choreographischen Materialfindung angesehen. Neben dem professionellen Tanz hat sich CI auch als soziale Tanzform sehr rasch verbreitet. Die „Eintrittsbarriere“ ist sehr niedrig, vor allem weil allein ein spielerischer, erforschender Geist und ein menschlicher Körper dafür ausreichen.
Es besteht mittlerweile eine stark vernetzte internationale Gemeinschaft von Tänzern deren Fähigkeiten und tänzerische Vorerfahrung stark variieren, die sich im Rahmen von Jams im Tanz physisch begegnen um lustvoll und mit Neugierde CI zu praktizieren und weiterzuentwickeln.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
''Contact Improvisation'' wurde erfunden oder entwickelt von einer Gruppe von Tänzern in den frühen 1970er Jahren in [[New York City|New York]], unter ihnen [[Steve Paxton]], [[Nancy Stark Smith]] und [[Daniel Lepkoff]]. Paxton, ein früheres Mitglied von [[Merce Cunningham]]s Ensemble und ein Mitglied des ''Grand Union Improvisations Collective'', organisierte die ersten ''Performances'' und leitete die Entwicklungen. Im selben Jahr entstanden die ersten [[Jam Session]]s, kurz ''Jam'' genannt. Von Anfang an war ''Contact Improvisation'' ein soziales Phänomen, Menschen trafen sich in Turnsälen und Parks, um in ''Jam Sessions'' neue Tanzformen auszuprobieren und zu entdecken.
''Contact Improvisation'' wurde erfunden oder entwickelt von einer Gruppe von Tänzern in den frühen 1970er Jahren in [[New York City|New York]], unter ihnen [[Steve Paxton]], [[Nancy Stark Smith]] und [[Daniel Lepkoff]]. Paxton, ein früheres Mitglied von [[Merce Cunningham]]s Ensemble und ein Mitglied des ''Grand Union Improvisations Collective'', organisierte die ersten [[Performance (Kunst)|Performances]] (u.&nbsp;a. 1972 „Magnesium“) und leitete die Entwicklungen. Im selben Jahr entstanden die ersten [[Jamsession]]s, kurz ''Jam'' genannt. Von Anfang an war Contact Improvisation ein soziales Phänomen, Menschen trafen sich in Turnsälen und Parks, um in ''Jam Sessions'' neue Tanzformen auszuprobieren und zu entdecken.<ref>[https://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2005/11/03/AR2005110300651.html ''Improv Dancers Have Impact''.] In: ''[[The Washington Post]].'' 4. November 2005; abgerufen 29. Juni 2015: “In Contact Improv, inspiration for dance doesn’t come outside from music, like in traditional dance; it comes from the moving point of contact, the exchange of weight and balance. You may start out leaning against your partner, say, palm to palm, but eventually your weight will shift, and you’ll press into your partner’s arm or shoulder. The point of contact can change infinite ways, (…) so the dance can go in infinite directions.”</ref> In den Folgejahren wuchs das Interesse an dieser Tanzform dramatisch: Seit 1972 begannen [[Tanzcompagnie]]n überall in den USA Konzepte der Contact Improvisation in ihre Arbeit zu integrieren<ref>Contact Quarterly Volum 4, 1978–1979</ref> und seit 1975 existiert das internationale Magazin ''Contact Quarterly'' (anfangs ''Contact Newsletter''). Inzwischen spielt Contact Improvisation „eine unverzichtbare Rolle in der Ausbildung zum professionellen Tänzer.“<ref>Werner Kirschner: [http://econtent.hogrefe.com/doi/abs/10.1026/0933-6885.15.3.130 ''Motive im Zeitgenössischen Tanz am Beispiel der Kontaktimprovisation''.] In: ''Zeitschrift für Musik-, Tanz- und Kunsttherapie.'' 2004, S. 130; abgerufen 29. Juni 2015.</ref>

Das Interesse an dieser Tanzform wuchs dramatisch: ab 1974 erschien das internationale Magazin ''[[Contact Quarterly]]'', und viele Tanzorganisationen schlossen ''Contact Improvisation'' in ihre Arbeit ein.
== Siehe auch ==
* [[Jamsession]]
* [[Tanzimprovisation]]


== Literatur ==
== Literatur ==
=== Auf deutsch ===
'''deutsch'''
* Heilke Bruns: "Am Anfang war Berührung" Kontaktimprovisation - Auswirkungen auf Körperbewusstsein, Bewegungsverhalten und musikalische Improvisation. Forschungsprojekt durchgeführt an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg 2000. ISBN 3-898 11-936-X
* Heilke Bruns: ''„Am Anfang war Berührung“. Kontaktimprovisation Auswirkungen auf Körperbewusstsein, Bewegungsverhalten und musikalische Improvisation''. Forschungsprojekt durchgeführt an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2000, ISBN 3-89811-936-X.
* Heike Pourian: ''[https://beruehrbarewelt.de/ Eine berührbare Welt: Contact Improvisation als gesellschaftsbewegende Kultur. Eine Textsammlung]''. contact bewegen e.V., Dresden 2016, ISBN 978-3-00-052225-3.
* Petra Thelebein: ''Die Entwicklung der Contact Improvisation als einer Form des zeitgenössischen Tanzes: künstlerische, psychologische und soziale Aspekte'', Diplomarbeit Universität Hildesheim (FB II) 1994 (96 S.).
* Petra Thelebein: ''Die Entwicklung der Contact Improvisation als einer Form des zeitgenössischen Tanzes: künstlerische, psychologische und soziale Aspekte''. Diplomarbeit Universität Hildesheim (FB II), 1994.
* Thomas Kaltenbrunner: ''Contact Improvisation: bewegen, tanzen und sich begegnen; mit einer Einführung in New Dance'', Verlag Meyer&Meyer, 2.Auflage, Aachen 2001 (192 S.). ISBN 3898995151
* Marion Glöggler: ''Contact Improvisation im Spannungsfeld zwischen Tanzkunst und Alltagsbewegung: Körperdialoge zur Entwicklung individueller Körperintelligenz'', GRIN Verlag, 2009, ISBN 3640330978
* Thomas Kaltenbrunner: ''Contact Improvisation: bewegen, tanzen und sich begegnen; mit einer Einführung in New Dance.'' 2. Auflage. Meyer&Meyer, Aachen 2001, ISBN 3-89899-515-1.
* Marion Glöggler: ''Contact Improvisation im Spannungsfeld zwischen Tanzkunst und Alltagsbewegung: Körperdialoge zur Entwicklung individueller Körperintelligenz''. GRIN Verlag, 2009, ISBN 978-3-640-33097-3.


=== Auf englisch ===
'''englisch'''
* Raphael Cushnir: ''How Now: 100 ways to celebrate the present time''. Chronicle Books, San Francisco 2005.
* Carol A.Horwitz: ''Challenging dominant gender ideology through dance: contact improvisation''. Dissertation. University of Iowa, 1995.
* Cynthia J. Novack: ''Sharing the dance: contact improvisation and American culture''. (= ''New directions in anthropological writing''). University of Wisconsin Press, Madison WI 1990, ISBN 0-299-12440-1.
* Cheryl Pallant: ''Contact Improvisation: an introduction to a vitalizing dance form''. MacFraland, Jefferson NC 2006, ISBN 0-7864-2647-0.
* Ann Cooper Albright, David Gere (Hrsg.): ''Taken by surprise: a dance improvisation reader''. Wesleyan University Press, Middletown CO 2003, ISBN 0-8195-6647-0.
* Timothey Robert Wilson: ''The effect of creative movement and contact improvisation experiences on self-awareness''. Ann Arbor 1987.


== Weblinks ==
* Cushnir, Raphael: ''How Now: 100 ways to celebrate the present time'', Chronicle Books, San Francisco 2005 (120 pp.).
* [http://www.contactimprovisation.ch/e/startseite/index2.php?lang=DE/ Contact Improvisation Schweiz]
* Horwitz, Carol A.: ''Challenging dominant gender ideology through dance: contact improvisation'', Dissertation, University of Iowa 1995 (195 pp.).
* [https://contactquarterly.com/about-us/index.php Contact Quarterly (1978 gegründete Fachpublikation mit Internetpräsenz)]
* Novack, Cynthia J.: ''Sharing the dance: contact improvisation and American culture'', University of Wisconsin Press, Madison/ Wisconsin 1990 (258 pp.) [= "New directions in anthropological writing"], ISBN 0-299-12440-1 und ISBN 0-299-12444-4 .
* [http://www.conimpro.de/videostutorialreal/ Contact Improvisation Technik Tutorial]
* Pallant, Cheryl: ''Contact Improvisation: an introduction to a vitalizing dance form'', MacFraland, Jefferson, N.C. 2006 (195 pp.), ISBN 0786426470 .
* ''Taken by surprise: a dance improvisation reader'', ed. Ann Cooper Albright + David Gere, Wesleyan University Press, Middletown, Conn. 2003 (279 pp.), ISBN 0819566470 + ISBN 0819566489 .
* Wilson, Timothey Robert: ''The effect of creative movement and contact improvisation experiences on self-awareness'', Ann Arbor 1987 (302 pp.).


== Einzelnachweise ==
==Weblinks==
<references />
*[http://www.contactimprovisation.ch/e/startseite/index2.php?lang=DE/ Contact Improvisation Schweiz]


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== Verwandte Themen ==

* [[Jamsession]]
* [[Tanzimprovisation]]
* [[Round Robin]] (Methode, um während einem Lab oder einer [[Jam]] allen Teilnehmern das Tanzen zu ermöglichen)


[[Kategorie:Tanzform]]
[[Kategorie:Tanzform]]

Aktuelle Version vom 6. Februar 2024, 14:46 Uhr

Contact Improvisation „Jam

Contact Improvisation (kurz: CI oder Contact Impro) ist ein zeitgenössischer Tanzstil, bei dem es um die aktive Entdeckung aller Bewegungsmöglichkeiten geht, die zwei oder mehr menschliche Körper ausführen können.

Wesen und Formen

Genauso wie im Jazz ab den 1950er Jahren avantgardistische Musiker versuchten, die Vielfalt der möglichen von ihren Instrumenten produzierten Klänge zu erkunden, so gehen auch Tanzende der Contact Improvisation vor. Die Ausübenden versuchen, alle Bewegungsmöglichkeiten und Bewegungen des Körpers zu erforschen, z. B. indem sie sich gegenseitig das Gewicht abgeben, an- und übereinander rollen, klettern und schwingen. Je nach Kontext und Zielsetzung einer CI-Veranstaltung spricht man von einer „Jam“ (kurz für Jam Session, eher spielerisch) oder einem „Lab“ (kurz für Laboratory, eher forschend).

Ein zentrales Prinzip ist das Bewahren einer absichtslosen Achtsamkeit. Veranschaulichen lässt sich dies an zwei klassischen CI-Begriffen:

  • small dance: eine Solo-Übung, bei der der Übende im aufrechten Stand all jene winzigen unwillkürlichen Reaktionen seines Körpers (sogenannte „micro movements“) beobachtet, welche seine Balance gewährleisten.
  • rolling point: in einem Duett konzentrieren sich die Tanzenden auf einen einzigen Berührungspunkt zwischen ihren Körpern. Im Verlauf des Tanzes wird dieser „rollende Kontaktpunkt“ bei gleichbleibend langsamen Tempo kontinuierlich in Bewegung gehalten.[1]

Untersuchungen aus dem Jahr 2006 konstatierten ein intensives Flow-Erleben bei CI-tanzenden Menschen.[2]

Da Musik die Achtsamkeit beeinflusst und starke Impulse für die Improvisation und Bewegung geben kann, wird teilweise auf sie verzichtet[3] oder sie wird sehr bewusst eingesetzt, z. B. durch mit den Tänzern improvisierende Live-Musiker.

Quellen und Ausübende

Die Anfänge von Contact Improvisation gehen auf verschiedenartige Quellen wie den Modern Dance, verschiedene Kampfkünste, die Newtonschen Bewegungsgesetze der Physik, Beobachtungen an der menschlichen Anatomie, Kinderspiel und Gymnastik zurück. Zunächst wurde es eigentlich erdacht als eine Art des Erforschens von Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten und von professionellen Tänzern und Choreographen angewendet. Mittlerweile ist CI fester Bestandteil der Ausbildung zum zeitgenössischen Tänzer und wird von vielen Choreographen neben anderen improvisatorischen Ansätzen und Tanzstilen als gleichberechtigtes Mittel zur choreographischen Materialfindung angesehen. Neben dem professionellen Tanz hat sich CI auch als soziale Tanzform sehr rasch verbreitet. Die „Eintrittsbarriere“ ist sehr niedrig, vor allem weil allein ein spielerischer, erforschender Geist und ein menschlicher Körper dafür ausreichen.[4]

Es besteht mittlerweile eine stark vernetzte internationale Gemeinschaft von Tänzern, wobei deren Fähigkeiten und tänzerische Vorerfahrung stark variieren.

Geschichte

Contact Improvisation wurde erfunden oder entwickelt von einer Gruppe von Tänzern in den frühen 1970er Jahren in New York, unter ihnen Steve Paxton, Nancy Stark Smith und Daniel Lepkoff. Paxton, ein früheres Mitglied von Merce Cunninghams Ensemble und ein Mitglied des Grand Union Improvisations Collective, organisierte die ersten Performances (u. a. 1972 „Magnesium“) und leitete die Entwicklungen. Im selben Jahr entstanden die ersten Jamsessions, kurz Jam genannt. Von Anfang an war Contact Improvisation ein soziales Phänomen, Menschen trafen sich in Turnsälen und Parks, um in Jam Sessions neue Tanzformen auszuprobieren und zu entdecken.[5] In den Folgejahren wuchs das Interesse an dieser Tanzform dramatisch: Seit 1972 begannen Tanzcompagnien überall in den USA Konzepte der Contact Improvisation in ihre Arbeit zu integrieren[6] und seit 1975 existiert das internationale Magazin Contact Quarterly (anfangs Contact Newsletter). Inzwischen spielt Contact Improvisation „eine unverzichtbare Rolle in der Ausbildung zum professionellen Tänzer.“[7]

Siehe auch

Literatur

deutsch

  • Heilke Bruns: „Am Anfang war Berührung“. Kontaktimprovisation – Auswirkungen auf Körperbewusstsein, Bewegungsverhalten und musikalische Improvisation. Forschungsprojekt durchgeführt an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2000, ISBN 3-89811-936-X.
  • Heike Pourian: Eine berührbare Welt: Contact Improvisation als gesellschaftsbewegende Kultur. Eine Textsammlung. contact bewegen e.V., Dresden 2016, ISBN 978-3-00-052225-3.
  • Petra Thelebein: Die Entwicklung der Contact Improvisation als einer Form des zeitgenössischen Tanzes: künstlerische, psychologische und soziale Aspekte. Diplomarbeit Universität Hildesheim (FB II), 1994.
  • Thomas Kaltenbrunner: Contact Improvisation: bewegen, tanzen und sich begegnen; mit einer Einführung in New Dance. 2. Auflage. Meyer&Meyer, Aachen 2001, ISBN 3-89899-515-1.
  • Marion Glöggler: Contact Improvisation im Spannungsfeld zwischen Tanzkunst und Alltagsbewegung: Körperdialoge zur Entwicklung individueller Körperintelligenz. GRIN Verlag, 2009, ISBN 978-3-640-33097-3.

englisch

  • Raphael Cushnir: How Now: 100 ways to celebrate the present time. Chronicle Books, San Francisco 2005.
  • Carol A.Horwitz: Challenging dominant gender ideology through dance: contact improvisation. Dissertation. University of Iowa, 1995.
  • Cynthia J. Novack: Sharing the dance: contact improvisation and American culture. (= New directions in anthropological writing). University of Wisconsin Press, Madison WI 1990, ISBN 0-299-12440-1.
  • Cheryl Pallant: Contact Improvisation: an introduction to a vitalizing dance form. MacFraland, Jefferson NC 2006, ISBN 0-7864-2647-0.
  • Ann Cooper Albright, David Gere (Hrsg.): Taken by surprise: a dance improvisation reader. Wesleyan University Press, Middletown CO 2003, ISBN 0-8195-6647-0.
  • Timothey Robert Wilson: The effect of creative movement and contact improvisation experiences on self-awareness. Ann Arbor 1987.

Einzelnachweise

  1. Jörg Lemmer Schmid: Kontakt-Improvisation als Lebenskunst: Mehr Lebensqualität durch Flow-Erleben und Achtsamkeit. (PDF; 4,0 MB), abgerufen am 29. Juni 2015.
  2. Jörg Lemmer Schmid: Kontakt-Improvisation als Lebenskunst. (PDF; 4,0 MB) S. 85 ff, abgerufen am 31. August 2016. „(Mit der) fließende Bewegungsqualität (…) verschwindet jegliches gedankliches Abschweifen und Planen des nächsten Moments. (Es entsteht...) eine absichtlose Präsenz in der Gegenwart“
  3. ContactImpro Köln: Was ist ContactImprovisation? (Memento vom 29. Juni 2016 im Internet Archive) „Dort gibt es Paare aller Art, Trios, acrobatische Hebungen und entspannte Bodenelemente, Tänze zu jeder Art von Musik oder sogar ganz ohne Musik.“, geladen am 20. Juni 2016.
  4. Was ist CI - Contact Improvisation? (Memento des Originals vom 11. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.contactimprovisation.ch CI-Website für die Schweiz; abgerufen 29. Juni 2015.
  5. Improv Dancers Have Impact. In: The Washington Post. 4. November 2005; abgerufen 29. Juni 2015: “In Contact Improv, inspiration for dance doesn’t come outside from music, like in traditional dance; it comes from the moving point of contact, the exchange of weight and balance. You may start out leaning against your partner, say, palm to palm, but eventually your weight will shift, and you’ll press into your partner’s arm or shoulder. The point of contact can change infinite ways, (…) so the dance can go in infinite directions.”
  6. Contact Quarterly Volum 4, 1978–1979
  7. Werner Kirschner: Motive im Zeitgenössischen Tanz am Beispiel der Kontaktimprovisation. In: Zeitschrift für Musik-, Tanz- und Kunsttherapie. 2004, S. 130; abgerufen 29. Juni 2015.