„Coco Chanel“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
 
(17 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Begriffsklärungshinweis}}
{{Begriffsklärungshinweis}}
[[Datei:Coco Chanel in Los Angeles, 1931 (cropped).jpg|mini|Coco Chanel (1931)]]
[[Datei:Coco Chanel in Los Angeles, 1931 (cropped).jpg|mini|Coco Chanel (1931)]]
'''Coco Chanel''' (* [[19. August]] [[1883]] in [[Saumur]], [[Pays de la Loire]] als ''Gabrielle Chasnel''; † [[10. Januar]] [[1971]] in [[Paris]]) war eine international bekannte [[Frankreich|französische]] [[Modedesign]]erin und [[Unternehmer]]in.
'''Coco Chanel''' (* [[19. August]] [[1883]] in [[Saumur]], [[Pays de la Loire]] als ''Gabrielle Chasnel''; † [[10. Januar]] [[1971]] in [[Paris]]) war eine international bekannte [[Frankreich|französische]] [[Modedesign|Modeschöpfererin]] und [[Unternehmer]]in.


Coco Chanel gründete Anfang der 1910er-Jahre das [[Modehaus]] [[Chanel]] und prägte mit ihren Entwürfen die Modegeschichte. Ab 1913 war sie Wegbereiterin einer damals nahezu [[revolution]]ären, funktionellen Damenmode mit wadenlangem Rock oder luftiger Hose, lose [[Gürtel|gegürtetem]] Oberteil und Kurzhaarschnitt für selbstbewusste, moderne Frauen. In den 1920er-Jahren kreierte Coco Chanel das „[[Kleines Schwarzes|kleine Schwarze]]“, das noch immer einen Klassiker in der Damenmode darstellt. 1922 brachte sie das Parfüm [[Chanel Nº 5|Chanel Nº 5]] auf den Markt, das als meistverkauftes der Welt gilt. Zwischen 1940 und 1944 arbeitete sie in Paris als Agentin F-7124 für die Abwehr. Ab Mitte der 1950er-Jahre wurde ihr [[Chanel-Kostüm]] mit einem losen, meist [[Paspel|bordierten]] [[Tweed (Gewebe)|Tweed]]-Jäckchen und einem ausgestellten Rock weltbekannt.
Coco Chanel gründete Anfang der 1910er Jahre das [[Modehaus]] [[Chanel]] und prägte mit ihren Entwürfen die Modegeschichte. Ab 1913 war sie Wegbereiterin einer damals nahezu [[revolution]]ären funktionellen Damenmode mit wadenlangem Rock oder luftiger Hose, lose [[Gürtel|gegürtetem]] Oberteil und Kurzhaarschnitt für selbstbewusste moderne Frauen. In den 1920er Jahren kreierte Coco Chanel das „[[Kleines Schwarzes|kleine Schwarze]]“, das noch immer einen Klassiker in der Damenmode darstellt. 1922 brachte sie das Parfüm [[Chanel Nº 5|Chanel Nº 5]] auf den Markt, das als meistverkauftes Duftwasser der Welt gilt. Zwischen 1940 und 1944 arbeitete sie im [[Deutsche Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg|von deutschen Truppen besetzten]] Paris als Agentin F-7124 für die [[Abwehr (Nachrichtendienst)|deutsche Abwehr]]. Ab Mitte der 1950er Jahre wurde ihr [[Chanel-Kostüm]] aus einem losen, meist [[Paspel|bordierten]] [[Tweed (Gewebe)|Tweed]]-Jäckchen und ausgestelltem Rock weltbekannt.


Coco Chanels Vermächtnis, das weltweit tätige Unternehmen Chanel, gehört mit einem Jahresumsatz von mehr als sechs Milliarden US-Dollar (2012)<ref>{{Internetquelle |autor=Eric Treguier |url=https://www.challenges.fr/entreprise/les-comptes-de-chanel-enfin-devoiles_31392 |titel=Les comptes de Chanel enfin dévoilés |werk=challenges.fr |datum=2014-01-09 |sprache=fr |abruf=2021-10-26}}</ref> zu den größten und bedeutendsten in der Modebranche.
Coco Chanels Vermächtnis, das weltweit tätige Unternehmen Chanel, gehört mit einem Jahresumsatz von mehr als sechs Milliarden US-Dollar (2012)<ref>{{Internetquelle |autor=Eric Treguier |url=https://www.challenges.fr/entreprise/les-comptes-de-chanel-enfin-devoiles_31392 |titel=Les comptes de Chanel enfin dévoilés |werk=challenges.fr |datum=2014-01-09 |sprache=fr |abruf=2021-10-26}}</ref> zu den größten und bedeutendsten in der Modebranche.
Zeile 10: Zeile 10:
=== Jugend und Ausbildung ===
=== Jugend und Ausbildung ===
[[Datei:Le Grand café art nouveau à Moulins (3831503092).jpg|mini|Das Grand Café in Moulins, hier wurde ihr der Spitzname ''Coco'' von einer Gruppe von Offizieren gegeben, die sie gerne singen hörten]]
[[Datei:Le Grand café art nouveau à Moulins (3831503092).jpg|mini|Das Grand Café in Moulins, hier wurde ihr der Spitzname ''Coco'' von einer Gruppe von Offizieren gegeben, die sie gerne singen hörten]]
Um Coco Chanels Jugend ranken sich zahlreiche Legenden, zu deren Entstehung Chanel selbst beigetragen hat. Tatsächlich wurde sie als zweite uneheliche Tochter des [[Hausierer]]s Henri-Albert Chasnel<ref>{{Internetquelle |url=https://www.chanel.com/de/mode/news/2015/12/gabrielle.html |titel=GABRIELLE |abruf=2023-07-13}}</ref> und der Wäscherin Eugénie Jeanne Devolle in einem Armenhaus in Saumur an der [[Loire]] ([[Anjou]]) geboren.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Justine Picardie |url=http://fashion.telegraph.co.uk/news-features/TMG7975778/The-secret-life-of-Coco-Chanel.html |titel=The secret life of Coco Chanel |werk=Telegraph |datum=2010-09-05 |abruf=2021-10-26}}</ref> In der am 20.&nbsp;August 1883 ausgestellten Geburtsurkunde wurde ''Chasnel'' als Nachname des Vaters und ''Gabrielle'' als Vorname des Kindes eingetragen, neben dem eigentlichen Formular steht der Name ''Chasnel Gabrielle''.<ref name="Geburtsurkunde">{{Webarchiv |url=http://www.genealogiedelouest.com/wa_files/N_20CHASNEL_20Gabrielle_20dite_20Coco_20le_2019_20ao_C3_BBt_201883_20Saumur_2049.JPG |text=Die Geburtsurkunde |wayback=20141208170627}}.
Um Coco Chanels Jugend ranken sich zahlreiche Legenden, zu deren Entstehung sie selbst beigetragen hat. Sie wurde als zweite uneheliche Tochter des [[Hausierer]]s Henri-Albert Chasnel<ref>{{Internetquelle |url=https://www.chanel.com/de/mode/news/2015/12/gabrielle.html |titel=GABRIELLE |abruf=2023-07-13}}</ref> und der Wäscherin Eugénie Jeanne Devolle in einem Armenhaus in Saumur an der [[Loire]] ([[Anjou]]) geboren.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Justine Picardie |url=http://fashion.telegraph.co.uk/news-features/TMG7975778/The-secret-life-of-Coco-Chanel.html |titel=The secret life of Coco Chanel |werk=Telegraph |datum=2010-09-05 |abruf=2021-10-26}}</ref> In der am 20.&nbsp;August 1883 ausgestellten Geburtsurkunde wurde ''Chasnel'' als Nachname des Vaters und ''Gabrielle'' als Vorname des Kindes eingetragen.<ref name="Geburtsurkunde">{{Webarchiv |url=http://www.genealogiedelouest.com/wa_files/N_20CHASNEL_20Gabrielle_20dite_20Coco_20le_2019_20ao_C3_BBt_201883_20Saumur_2049.JPG |text=Die Geburtsurkunde |wayback=20141208170627}}.
Im eigentlichen Formular (rechts) hat der Standesbeamte als Name des Vaters ''Henri Chasnel'' eingetragen (Ende der 7.&nbsp;Zeile), als Name der Mutter ''Eugénie Jeanne Devolles'' (9.&nbsp;Zeile), als Vorname des Kindes ''Gabrielle'' (11.&nbsp;Zeile). Zur Mutter heißt es: ''domiciliée avec son mari'', also „wohnhaft bei ihrem Ehemann“ (Ende der 10.&nbsp;Zeile); das Paar war aber damals noch nicht verheiratet. Links oben hat eine andere Person (mit anderer Handschrift) zusammenfassend den Nachnamen und Vornamen des Kindes angegeben: ''Chasnel Gabrielle''. Unterhalb wurden später die Sterbedaten vermerkt.</ref> Erst 1884 heirateten ihre Eltern. Sie hatte fünf Geschwister, zwei Schwestern, Julia (*&nbsp;1882) und Antoinette (*&nbsp;1887), sowie drei Brüder, Alphonse (*&nbsp;1885), Lucien (*&nbsp;1889) und Augustin (*&nbsp;1891), der nach wenigen Monaten starb.
Im eigentlichen Formular (rechts) hat der Standesbeamte als Name des Vaters ''Henri Chasnel'' eingetragen (Ende der 7.&nbsp;Zeile), als Name der Mutter ''Eugénie Jeanne Devolles'' (9.&nbsp;Zeile), als Vorname des Kindes ''Gabrielle'' (11.&nbsp;Zeile). Zur Mutter heißt es: ''domiciliée avec son mari'', also „wohnhaft bei ihrem Ehemann“ (Ende der 10.&nbsp;Zeile); das Paar war damals noch nicht verheiratet. Links oben hat eine Person mit anderer Handschrift zusammenfassend den Nachnamen und Vornamen des Kindes angegeben: ''Chasnel Gabrielle''. Unterhalb wurden später die Sterbedaten vermerkt.</ref> Erst 1884 heirateten ihre Eltern. Sie hatte fünf Geschwister, zwei Schwestern, Julia (*&nbsp;1882) und Antoinette (*&nbsp;1887), sowie drei Brüder, Alphonse (*&nbsp;1885), Lucien (*&nbsp;1889) und Augustin (*&nbsp;1891), der nach wenigen Monaten starb.


Als Gabrielle zwölf Jahre alt war, starb ihre Mutter. Der Vater gab sie und ihre ältere Schwester als [[Waise|Halbwaisen]] in die Obhut eines von [[Nonne]]n geführten [[Waisenhaus]]es, wo sie den Beruf der Näherin erlernte. Ihren Vater sah sie nie wieder und gab später an, er sei nach Amerika ausgewandert. Mit Erreichen des 18.&nbsp;Lebensjahres wurde sie aus dem katholischen Waisenhaus des [[Kloster Obazine|Klosters Obazine]] entlassen. Danach erhielt sie als [[Barmherzigkeit]]sschülerin zwei Jahre kostenlos Unterricht im Pensionat ''Notre-Dame'' der Stiftsdamen von Saint Augustin in [[Moulins (Allier)|Moulins]] in der [[Auvergne]].<ref>{{Literatur |Autor=Isabella Alston |Titel=Coco Chanel |Verlag=TAJ Books International |Datum=2014-08-01 |ISBN=978-1-84406-382-6 |Online=https://books.google.de/books?id=sLs7BAAAQBAJ&pg=PA12&lpg=PA12&dq=%22coco+chanel%22+%22notre+dame%22&source=bl&ots=hw4J55iuba&sig=3P-oKZMaUbqCK5mQnWvcIGsrr38&hl=de&sa=X&ei=-dq8VJOWO4X0OqKKgPgH&ved=0CF0Q6AEwBg#v=onepage&q=%22coco%20chanel%22%20%22notre%20dame%22&f=false |Abruf=2023-07-13}}</ref> Mit 20&nbsp;Jahren arbeitete sie als Angestellte in einem Aussteuer- und Babyartikelgeschäft, wo sie auch [[Unterkunft|Logis]] erhielt, und nahm privat Aufträge als [[Schneider]]in an.
Als Gabrielle Chasnel zwölf Jahre alt war, starb ihre Mutter. Der Vater gab sie und ihre ältere Schwester in die Obhut eines von [[Nonne]]n geführten [[Waisenhaus]]es, wo Gabrielle den Beruf der Näherin erlernte. Ihren Vater sah sie nie wieder und gab später an, er sei nach Amerika ausgewandert. Mit Erreichen des 18.&nbsp;Lebensjahrs wurde sie aus dem Waisenhaus des [[Kloster Obazine|Klosters Obazine]] entlassen. Danach erhielt sie als [[Barmherzigkeit]]sschülerin zwei Jahre kostenlos Unterricht im Pensionat ''Notre-Dame'' der Stiftsdamen von Saint Augustin in [[Moulins (Allier)|Moulins]] in der [[Auvergne]].<ref>{{Literatur |Autor=Isabella Alston |Titel=Coco Chanel |Verlag=TAJ Books International |Datum=2014-08-01 |ISBN=978-1-84406-382-6 |Online=https://books.google.de/books?id=sLs7BAAAQBAJ&pg=PA12&lpg=PA12&dq=%22coco+chanel%22+%22notre+dame%22&source=bl&ots=hw4J55iuba&sig=3P-oKZMaUbqCK5mQnWvcIGsrr38&hl=de&sa=X&ei=-dq8VJOWO4X0OqKKgPgH&ved=0CF0Q6AEwBg#v=onepage&q=%22coco%20chanel%22%20%22notre%20dame%22&f=false |Abruf=2023-07-13}}</ref> Mit 20&nbsp;Jahren arbeitete sie als Angestellte in einem Aussteuer- und Babyartikelgeschäft, wo sie auch [[Unterkunft|Logis]] erhielt, und nahm privat Aufträge als [[Schneider]]in an.


Das ''Grand Café'' in der Garnisonsstadt Moulins ließ zur damaligen Zeit Gäste als Sänger auftreten. Gabrielle Chanel trug dort und im [[Varieté]] ''Rotonde'' bevorzugt zwei Lieder vor: ''Qui qu’a vu Coco?'' und ''Ko-Ko-Ri-Ko''. Im Publikum saßen vor allem die Offiziere des Jägerregiments von Moulins, die Chanel wegen der beiden Lieder nach einiger Zeit „Coco“ nannten. Es wird angenommen, dass ihr [[Spitzname]] „Coco“ aus dieser Zeit stammt.<ref name=":0" /> 1906 lernte Chanel in dem von Moulins 60&nbsp;km entfernten Kurort [[Vichy]], wo sie sich wenig erfolgreich als Sängerin versucht hatte und schließlich in den Badeanstalten jobbte, [[Étienne Balsan]] kennen. Dieser war der vermögende und einflussreiche Erbe der Industriellendynastie Balsan,<ref>{{Internetquelle |url=http://www.genea-bdf.org/BasesDonnees/genealogies/balsan.html |titel=Généalogies Balsan |werk=genea-bdf.org |abruf=2021-10-26}}</ref> sein Vater, Auguste Balsan (1836–1896), hatte die gleichnamige Textilfabrik geführt, die seit [[Napoleon Bonaparte]] die französische Armee mit Uniformen belieferte, und war Bürgermeister und Verwalter der [[Banque de France]] in [[Châteauroux]] und Abgeordneter des [[Département Indre]] gewesen.
Das Grand Café in Moulins, einer Garnisonsstadt, ließ Gäste als Sänger auftreten. Gabrielle Chasnel trug dort und im [[Varieté]]theater Rotonde vor allem zwei Lieder vor: ''Qui qu’a vu Coco?'' und ''Ko-Ko-Ri-Ko''. Im Publikum saßen Offiziere des Jägerregiments, die ihr den Spitznamen „Coco“ gegeben haben sollen.<ref name=":0" /> 1906 lernte Coco Chanel im nahen [[Vichy]], wo sie sich ebenso als Sängerin versuchte und in den Kurbädern Gelegenheitsarbeiten übernahm, [[Étienne Balsan]] kennen, den Erben einer einflussreichen Industriellenfamilie.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.genea-bdf.org/BasesDonnees/genealogies/balsan.html |titel=Généalogies Balsan |werk=genea-bdf.org |abruf=2021-10-26}}</ref> Sein Vater, Auguste (1836–1896), hatte die Textilfabrik Balsan geleitet, die seit der Herrschaft [[Napoleon Bonaparte]]s die französische Armee mit Uniformen versorgte, und war Bürgermeister und Verwalter der [[Banque de France]] in [[Châteauroux]] sowie Abgeordneter des [[Département Indre]] gewesen.


[[Datei:Compiègne (60), château de Bayser, rue des Martyrs de la Libération 1.jpg|mini|Balsans Anwesen Royallieu, wo Chanel als Mätresse von 1906 bis 1909 lebte]]
[[Datei:Compiègne (60), château de Bayser, rue des Martyrs de la Libération 1.jpg|mini|Balsans Anwesen Royallieu, in dem Chanel von 1906 bis 1909 lebte]]


Das Verhältnis bedeutete in der [[Belle Époque]] eine [[Mesalliance]] – unterschied man doch sehr genau zwischen offiziellen und inoffiziellen Verbindungen – und Chanel war nicht einmal Balsans Geliebte, denn diese Rolle füllte zunächst die berühmte Pariser Kurtisane [[Emilienne d’Alençon]] aus. Dennoch folgte sie Balsan auf sein Anwesen Royallieu in der Nähe des [[Schloss Compiègne|Schlosses von Compiègne]] und wurde mit 23&nbsp;Jahren seine [[Mätresse]]. Dort lebte sie die nächsten Jahre. Ihr Klassenabstand in der hierarchisch aufgebauten französischen Gesellschaft war groß, Chanel wäre zeit ihres Lebens eine „Illegitime“ geblieben, eine Frau, die man sich als Liebhaberin leistet, aber aufgrund ihrer bescheidenen Herkunft nicht heiratet. Auf seinem Anwesen (erbaut auf den Ruinen der Benediktinerinnenabtei von Saint-Jean-aux-Bois) mit Zugang zum [[Wald von Compiègne]] hielt Balsan sich einen [[Rennstall]] und [[Pferdezucht|züchtete Pferde]]. Hier machte Chanel Bekanntschaft mit dem müßiggängerischen und mondänen Leben der Schickeria, lernte reiten, trieb Sport und kreierte nebenbei die zu einem lässigen Lebensstil passende Kleidung. Hier traf Chanel auch ihre große Liebe, den Briten Arthur „Boy“ Capel.
Das Liebesverhältnis Étienne Balsans mit Chanel galt als [[Mesalliance]], dennoch folgte sie ihm auf sein Anwesen Royallieu in der Nähe des [[Schloss Compiègne|Schlosses von Compiègne]] und wurde mit 23&nbsp;Jahren seine Geliebte. Sie verbrachte mehrere Jahre auf Royallieu. Hier machte Chanel Bekanntschaft mit dem mondänen Leben, lernte reiten, trieb Sport und ersann nebenbei zu diesem lässigen Lebensstil passende Kleidungsstücke. Hier traf sie auch ihre große Liebe, den Briten Arthur „Boy“ Capel.


Mit Balsans finanzieller Unterstützung und seiner Pariser Wohnung, Boulevard Malesherbes N°&nbsp;160, die er ihr zur Verfügung stellte, eröffnete Chanel 1909 ein [[Modist|Hutatelier]]. Chanels moderne, ungewohnt schlichte Hutkreationen erfreuten sich im Bekanntenkreis von Balsan und der Pariser [[High Society|Haute-Volée]] rasch großer Beliebtheit und wurden dann an Pariser Persönlichkeiten gesehen und in Modezeitschriften abgedruckt.
Mit Balsans finanzieller Unterstützung eröffnete Chanel im Jahr 1909 in seiner Pariser Wohnung am Boulevard Malesherbes Nr. 160 ein [[Modist|Hutatelier]]. Chanels moderne, ungewohnt schlichte Hüte erfreuten sich im Bekanntenkreis Balsans und der gehobenen Pariser Gesellschaft rasch großer Beliebtheit, wurden an Pariser Persönlichkeiten gesehen und in Modezeitschriften abgebildet.


=== Unternehmensgründung ===
=== Unternehmensgründung ===
{{Hauptartikel|Chanel}}
{{Hauptartikel|Chanel}}
Mit einer Bürgschaft und einem [[Kredit]] ihres nächsten Geliebten,<ref>{{Internetquelle |url=http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kalenderblatt/833189/ |titel=Erfinderin des „Kleinen Schwarzen“ |abruf=2023-07-13}}</ref> des britischen Bergwerksbesitzers und Freundes von Balsan, Arthur („Boy“) Capel (†&nbsp;21. Dezember 1919), eröffnete Chanel 1910 in der Pariser 21, rue Cambon ein Hutatelier <!-- Wenn sie 1909 ein Hutatelier mit Balsans Hilfe eröffnet hat, hatte sie dann 1910 zwei Pariser Geschäfte?! Justine Picardie schreibt, die beiden Männer hatten sie gemeinsam bei der Eröffnung eines(?) Hutateliers unterstützt. --> und 1913 im Seebad [[Deauville]] eine Modeboutique namens ''Chanel Modes''. Das Unternehmen [[Chanel]] gibt heute das letztere Datum als sein Gründungsdatum an.
Mit einer Bürgschaft und einem [[Kredit]] ihres neuen Freundes,<ref>{{Internetquelle |url=http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kalenderblatt/833189/ |titel=Erfinderin des „Kleinen Schwarzen“ |abruf=2023-07-13}}</ref> Arthur „Boy“ Capel, zog Chanels Hutatelier 1910 in ein Ladenlokal der Rue Cambon Nr. 21 in Paris,<!-- Wenn sie 1909 ein Hutatelier mit Balsans Hilfe eröffnet hat, hatte sie dann 1910 zwei Pariser Geschäfte?! Justine Picardie schreibt, die beiden Männer hatten sie gemeinsam bei der Eröffnung eines(?) Hutateliers unterstützt. --> und im Seebad [[Deauville]] eröffnete 1913 eine Modeboutique namens ''Chanel Modes''. Dieses Jahr gibt das Modehaus [[Chanel]] heute als Gründungsjahr an.


=== Frühe Erfolgsjahre ===
=== Frühe Erfolgsjahre ===
[[Datei:Chanel hat from Les Modes 1912.jpg|mini|hochkant|Hutmodell von Coco Chanel (1912)]]
[[Datei:Chanel hat from Les Modes 1912.jpg|mini|hochkant|Hutmodell von Coco Chanel (1912)]]


1915 besaß Coco Chanel Modesalons in Paris, Deauville und [[Biarritz]]. Sie entwarf schlichte, locker umspielende [[Kleid]]er aus [[Jersey (Stoff)|Baumwolljersey]] und kreierte damit eine neue und funktionale [[Mode]] mit klaren Linien ohne die bis dahin üblichen Verzierungen. Chanel trug ihre eigene Mode und eine moderne Kurzhaarfrisur im [[Bob (Frisur)|Bob-Stil]]. 1918 eröffnete sie ihren [[Haute Couture|Haute-Couture]]-Salon in der 31, Rue Cambon. Chanels Geschäft wuchs schnell. Schon 1916 beschäftigte sie 300 Näherinnen, konnte ihre Schulden bei Capel begleichen und ihre Unabhängigkeit sicherstellen. Im gleichen Jahr erklärte die amerikanische ''[[Vogue (Zeitschrift)|Vogue]]'' Chanels Mode zum „Inbegriff der [[Eleganz]]“. Ihre Mode unterschied sich durch ihre Zurückhaltung deutlich von der ihrer Konkurrenten.
1915 besaß Coco Chanel Modesalons in Paris, Deauville und [[Biarritz]]. Sie entwarf schlichte, den Körper locker umspielende [[Kleid]]er aus [[Jersey (Stoff)|Baumwolljersey]] und kreierte damit eine neue funktionale [[Mode]] mit klaren Linien ohne die bis dahin üblichen Verzierungen. Chanel trug ihre eigene Mode und eine moderne Kurzhaarfrisur im [[Bob (Frisur)|Bob-Stil]]. 1918 eröffnete sie ihren [[Haute Couture|Haute-Couture]]-Salon in der Rue Cambon Nr. 31. Chanels Geschäft wuchs schnell. Schon 1916 beschäftigte sie 300 Näherinnen, konnte ihre Schulden bei Capel begleichen und so ihre Unabhängigkeit sichern. Im selben Jahr erklärte die amerikanische Zeitschrift ''[[Vogue (Zeitschrift)|Vogue]]'' Chanels Stil zum „Inbegriff der [[Eleganz]]“. Ihre Mode unterschied sich durch ihre Zurückhaltung deutlich von der ihrer Konkurrenten.


[[Datei:Sem Chanel 1919.jpg|mini|hochkant|links|Chanel-Karikatur von [[Georges Goursat]] (1919)]]
[[Datei:Sem Chanel 1919.jpg|mini|hochkant|links|Chanel-Karikatur von [[Georges Goursat]] (1919)]]


Capel starb 1919 bei einem Autounfall. Zunächst zutiefst erschüttert durch den Verlust, beschloss Chanel schließlich doch mit dem gemeinsam begonnenen Lebenswerk alleine fortzufahren. 1920 erwarb Chanel eine Villa namens ''Bel Respiro'' in [[Garches]] bei Paris. 1923 bezog sie eine Stadtwohnung in der 29, [[Rue du Faubourg Saint-Honoré]].
Capel starb 1919 bei einem Autounfall. 1920 erwarb Chanel eine Villa namens ''Bel Respiro'' in [[Garches]] und bezog 1923 eine Stadtwohnung in der [[Rue du Faubourg Saint-Honoré]] Nr. 29 in Paris.


1924 gründete Chanel mit Geschäftspartnern die vom Modeunternehmen zunächst unabhängige Parfümsparte ''Parfums Chanel'' in Neuilly-sur-Seine, an der sie selbst 10 % der Anteile hielt. 1931 reiste Chanel für einige Wochen nach [[Hollywood]], um auf Einladung von Studio-Boss [[Samuel Goldwyn]], der ihr die damals spektakuläre Summe von einer Million Dollar geboten hatte, unter anderem Kostüme für [[Gloria Swanson]] in ''Tonight or Never'' (1931), die Tänzerinnen der Goldwyn Girls und [[Ina Claire]] in ''The Greeks Had a Word for Them'' (1932) zu schaffen. Nachdem Chanels Entwürfe für Hollywood nicht extravagant genug gewesen waren, kehrte sie nach Paris zurück, allerdings nicht ohne [[Marlene Dietrich]] und [[Greta Garbo]] als Chanel-Kundinnen gewonnen zu haben. Im November 1932 zeigte Chanel in ihrer Pariser Privatwohnung in der Rue du Faubourg Saint-Honoré unter dem Namen ''Bijoux de Diamants'' eine mit dem Illustrator Paul Iribe zusammen entworfene, hochpreisige Schmuckkollektion mit [[Diamant]]en. Als Chanels Betrieb in Paris 1936 [[Streik|bestreikt]] wurde, hatte sie etwa 4000 Angestellte.
1924 gründete sie mit Geschäftspartnern die vom Modeunternehmen zunächst unabhängige Parfümsparte ''Parfums Chanel'' in Neuilly-sur-Seine, an der sie selbst 10 % der Anteile hielt. 1931 reiste sie für einige Wochen nach [[Hollywood]], um auf Einladung des Filmproduzenten [[Samuel Goldwyn]], der ihr die damals spektakuläre Summe von einer Million Dollar anbot, Kostüme für [[Gloria Swanson]] in dem Film ''Tonight or Never'' (1931) sowie für die Tänzerinnen der Goldwyn-Girls und [[Ina Claire]] in ''The Greeks Had a Word for Them'' (1932) zu entwerfen. Nachdem Chanels Arbeiten als für Hollywood nicht extravagant genug kritisiert worden waren, kehrte sie nach Paris zurück, jedoch nicht ohne in den USA [[Marlene Dietrich]] und [[Greta Garbo]] als Chanel-Kundinnen gewonnen zu haben.
Im November 1932 zeigte Chanel in ihrer Wohnung in Paris eine mit dem Illustrator Paul Iribe entworfene Schmuckkollektion mit dem Namen ''Bijoux de Diamants''. Als Chanels Pariser Betrieb 1936 [[Streik|bestreikt]] wurde, hatte sie etwa 4000 Angestellte.
[[Datei:Gabrielle Chanel en marinière.jpg|mini|hochkant|Coco Chanel, 1928]]
[[Datei:Gabrielle Chanel en marinière.jpg|mini|hochkant|Coco Chanel, 1928]]
1928 kaufte Chanel in [[Roquebrune-Cap-Martin]] an der [[Côte d’Azur]] ein Grundstück und ließ bis 1930 dort nach ihren genauen Vorstellungen die mondäne Villa ''La Pausa'' bauen, die sie 1953 verkaufte. 2015, auf den Tag 87&nbsp;Jahre nach dem Kauf, verkündete das Haus Chanel, dass sich ''La Pausa'' – der Kaufpreis wurde bereits 2013 in der Presse mit 40&nbsp;Millionen Euro beziffert wieder im Unternehmensbesitz befinde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/iconist/article147053740/Chanel-kauft-Cocos-Riviera-Residenz-zurueck.html |titel=La Pausa: Chanel kauft Cocos Riviera-Residenz zurück - WELT |datum=2015-09-30 |sprache=de |abruf=2023-07-13}}</ref>


Im Jahr 1928 kaufte Chanel in [[Roquebrune-Cap-Martin]] an der [[Côte d’Azur]] ein Grundstück und ließ dort nach eigenen Vorstellungen ihre Villa ''La Pausa'' errichten, die 1930 fertiggestellt und 1953 verkauft wurde. Im Jahr 2015 verkündete das Haus Chanel, dass sich die Villa, deren Kaufpreis 2013 in der Presse auf 40&nbsp;Millionen Euro geschätzt wurde, wieder im Unternehmensbesitz befinde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/iconist/article147053740/Chanel-kauft-Cocos-Riviera-Residenz-zurueck.html |titel=La Pausa: Chanel kauft Cocos Riviera-Residenz zurück - WELT |datum=2015-09-30 |sprache=de |abruf=2023-07-13}}</ref>
Mit Kriegsbeginn schloss Coco Chanel 1939 kurzerhand ihr Modeunternehmen, sodass alle Mitarbeiter ihre Arbeit verloren. Sie zog sich für kurze Zeit in die Provinz an der spanischen Grenze zurück; im Herbst 1940 kehrte sie nach Paris zurück.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 schloss Coco Chanel ihr Modeunternehmen, und alle Mitarbeiter verloren ihre Arbeit. Sie zog sich nach Südfrankreich nahe der spanischen Grenze zurück und kehrte im Herbst 1940 nach Paris zurück.


Bereits 1937 bezog Coco Chanel im Pariser [[Hôtel Ritz (Paris)|Hotel Ritz]] an der [[Place Vendôme]] eine rückseitig zur Rue Cambon gelegene Zwei-Zimmer-Suite, in der sie fortan nächtigte und in der sie 1971 auch starb. Ihre eigentliche Wohnung, in der es kein Schlafzimmer gab, befand sich seit Mitte der 1930er-Jahre auf der anderen Straßenseite über ihrem Atelier im zweiten Stock der 31, rue Cambon. Die Wohnung ist nahezu unverändert erhalten.
Im Jahr 1937 hatte Chanel im Pariser [[Hôtel Ritz (Paris)|Hotel Ritz]] an der [[Place Vendôme]] eine rückseitig zur Rue Cambon gelegene Zwei-Zimmer-Suite angemietet, in der sie fortan nächtigte und in der sie 1971 auch starb. Ihre eigentliche Wohnung, in der es kein Schlafzimmer gab, befand sich seit Mitte der 1930er Jahre auf der anderen Straßenseite über ihrem Atelier im zweiten Stock des Hauses Nr. 31 der Rue Cambon. Die Wohnung ist nahezu unverändert erhalten.


=== Besatzungszeit ===
=== Besatzungszeit ===
Zeile 48: Zeile 51:


==== Agentin des Deutschen Reichs ====
==== Agentin des Deutschen Reichs ====
Ein Buch des ehemaligen Geheimdienstoffiziers [[Hal Vaughan]], ''Sleeping with the Enemy: Coco Chanel’s Secret War''<ref>2011 auf Deutsch erschienen unter dem Titel ''Coco Chanel – Der schwarze Engel: Ein Leben als Nazi-Agentin''.</ref> basiert auf inzwischen freigegebenen Dokumenten aus deutschen und britischen [[MI6]]-Archiven und belegt, dass Chanel als Spionin der deutschen Abwehr rekrutiert und unter dem Codenamen „Westminster“ (in Anspielung auf ihren ehemaligen Liebhaber, den Herzog von Westminster) zur Agentin F-7124 wurde. Eine kürzlich freigegebene Akte aus dem Archiv des Pariser Polizeipräsidiums, die Chanel betrifft und dieselbe Agentennummer und denselben Codenamen aufweist, bestätigt dies.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.handelsblatt.com/panorama/kultur-literatur/sleeping-with-the-enemy-biographie-stellt-coco-chanel-als-nazi-spionin-dar/4504180.html |titel=„Sleeping with the enemy“: Biographie stellt Coco Chanel als Nazi-Spionin dar - Kultur + Literatur - Panorama - Handelsblatt |datum=2014-12-17 |abruf=2023-07-13 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20141217130833/http://www.handelsblatt.com/panorama/kultur-literatur/sleeping-with-the-enemy-biographie-stellt-coco-chanel-als-nazi-spionin-dar/4504180.html |archiv-datum=2014-12-17 }}</ref> Chanel war für die deutschen Besatzer, die in Paris im Hotel Ritz ihr Quartier eingerichtet hatten, ob ihrer zahlreichen Kontakte in höchste Kreise eine interessante Figur.<ref>{{Internetquelle |autor=Justine Picardie |url=http://fashion.telegraph.co.uk/news-features/TMG7986854/Coco-Chanel-at-war.html |titel=Coco Chanel at war |werk=Telegraph |datum=2010-09-13 |abruf=2021-10-26}}</ref> Angeworben wurde sie von Leutnant Hermann Niebuhr, der sie mit Baron Louis de Vaufreland, einem französischen Gestapo-Agenten in Marokko und Anwerber deutscher Spione, in Kontakt brachte und sie 1941 auf eine Mission nach Spanien schickte.<ref>Hal Vaughan: ''Coco Chanel - Der schwarze Engel : Ein Leben als Nazi-Agentin.'' Hoffmann und Campe, Hamburg 2011, ISBN 978-3-455-50226-8.</ref> Aus der dortigen britischen Botschaft sollte sie kriegswichtige Informationen für Deutschland in Erfahrung bringen.
Ein Buch des ehemaligen Geheimdienstoffiziers Hal Vaughan, ''Sleeping with the Enemy: Coco Chanel’s Secret War'',<ref>2011 auf Deutsch erschienen unter dem Titel ''Coco Chanel – Der schwarze Engel: Ein Leben als Nazi-Agentin''.</ref> basiert auf inzwischen freigegebenen Dokumenten aus deutschen Archiven und britischen [[MI6]]-Archiven und belegt, dass Chanel als Spionin der deutschen Abwehr rekrutiert und unter dem Codenamen „Westminster“ (in Anspielung auf einen ihrer früheren Liebhaber, den Herzog von Westminster) zur Agentin F-7124 wurde. Eine kürzlich freigegebene Akte aus dem Archiv des Pariser Polizeipräsidiums, die Chanel betrifft und dieselbe Agentennummer und denselben Codenamen aufweist, bestätigt dies.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.handelsblatt.com/panorama/kultur-literatur/sleeping-with-the-enemy-biographie-stellt-coco-chanel-als-nazi-spionin-dar/4504180.html |titel=„Sleeping with the enemy“: Biographie stellt Coco Chanel als Nazi-Spionin dar - Kultur + Literatur - Panorama - Handelsblatt |datum=2014-12-17 |abruf=2023-07-13 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20141217130833/http://www.handelsblatt.com/panorama/kultur-literatur/sleeping-with-the-enemy-biographie-stellt-coco-chanel-als-nazi-spionin-dar/4504180.html |archiv-datum=2014-12-17 }}</ref> Chanel war für die deutschen Besatzer, die in Paris im Hotel Ritz ihr Quartier eingerichtet hatten, ob ihrer zahlreichen Kontakte in höchste Kreise eine interessante Figur.<ref>{{Internetquelle |autor=Justine Picardie |url=http://fashion.telegraph.co.uk/news-features/TMG7986854/Coco-Chanel-at-war.html |titel=Coco Chanel at war |werk=Telegraph |datum=2010-09-13 |abruf=2021-10-26}}</ref> Angeworben wurde sie von Leutnant Hermann Niebuhr, der sie mit Baron Louis de Vaufreland, einem französischen Gestapo-Agenten in Marokko und Anwerber deutscher Spione, in Kontakt brachte und sie 1941 auf eine Mission nach Spanien schickte.<ref>Hal Vaughan: ''Coco Chanel - Der schwarze Engel : Ein Leben als Nazi-Agentin.'' Hoffmann und Campe, Hamburg 2011, ISBN 978-3-455-50226-8.</ref> Aus der dortigen britischen Botschaft sollte sie kriegswichtige Informationen für Deutschland in Erfahrung bringen.


[[Datei:Winston Churchill and Coco Chanel.jpg|mini|hochkant|Winston Churchill und Coco Chanel, 1920er-Jahre]]
[[Datei:Winston Churchill and Coco Chanel.jpg|mini|hochkant|Winston Churchill und Coco Chanel, 1920er-Jahre]]
Chanel mag sich zu der Zusammenarbeit mit den Deutschen entschlossen haben, da André Palasse, ein Sohn einer ihrer Schwestern, von diesen interniert worden war. Er wurde daraufhin tatsächlich freigelassen.<ref>{{Literatur |Autor=Anke Schipp |Titel=Coco Chanel: Die Agentin mit der Perlenkette |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum=2011-08-22 |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/coco-chanel-die-agentin-mit-der-perlenkette-11110663.html |Abruf=2023-07-13}}</ref> Mit dem deutschen SS-Offizier [[Walter Schellenberg (SS-Mitglied)|Walter Schellenberg]] fädelte Chanel 1944 in Berlin die geheime „Operation Modellhut“ ein: Über [[Samuel Hoare, 1. Viscount Templewood|Samuel Hoare]], den britischen Botschafter im neutralen Spanien, sollte sie mit ihrem alten Bekannten [[Winston Churchill]] Kontakt aufnehmen und ihn zu einem Separatfrieden Großbritanniens mit Deutschland überreden.<ref>{{Literatur |Autor=Sebastian Hammelehle |Titel=Chanel-Skandalbiografie: Der Spatz von Nazi-Paris |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2011-08-21 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/kultur/literatur/chanel-skandalbiografie-der-spatz-von-nazi-paris-a-781158.html |Abruf=2023-07-13}}</ref> Doch die Aktion scheiterte schon daran, dass es nie zu dem Treffen kam, zumal Churchill an einer Lungenentzündung erkrankte, während sich Chanel in Madrid aufhielt.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Hans Michael Kloth, Corina Kolbe |Titel=Modelegende Chanel |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2008-08-26 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/geschichte/modelegende-chanel-a-947864.html |Abruf=2023-07-13}}</ref>
Chanel mag sich zu der Zusammenarbeit mit den Deutschen entschlossen haben, da André Palasse, ein Sohn einer ihrer Schwestern, von diesen interniert worden war. Der junge Mann wurde daraufhin tatsächlich freigelassen.<ref>{{Literatur |Autor=Anke Schipp |Titel=Coco Chanel: Die Agentin mit der Perlenkette |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum=2011-08-22 |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/coco-chanel-die-agentin-mit-der-perlenkette-11110663.html |Abruf=2023-07-13}}</ref>


Mit dem deutschen SS-Offizier [[Walter Schellenberg (SS-Mitglied)|Walter Schellenberg]] fädelte Chanel 1944 in Berlin die geheime „Operation Modellhut“ ein: Über [[Samuel Hoare, 1. Viscount Templewood|Samuel Hoare]], den britischen Botschafter im neutralen Spanien, sollte sie mit ihrem alten Bekannten [[Winston Churchill]] Kontakt aufnehmen und ihn zu einem Separatfrieden Großbritanniens mit Deutschland überreden.<ref>{{Literatur |Autor=Sebastian Hammelehle |Titel=Chanel-Skandalbiografie: Der Spatz von Nazi-Paris |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2011-08-21 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/kultur/literatur/chanel-skandalbiografie-der-spatz-von-nazi-paris-a-781158.html |Abruf=2023-07-13}}</ref> Doch die Aktion scheiterte schon daran, dass es nie zu dem beabsichtigten Treffen kam, zumal Churchill an einer Lungenentzündung erkrankte, während sich Chanel in Madrid aufhielt.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Hans Michael Kloth, Corina Kolbe |Titel=Modelegende Chanel |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2008-08-26 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/geschichte/modelegende-chanel-a-947864.html |Abruf=2023-07-13}}</ref>
Chanels Versuch, in der Besatzungszeit durch „[[Arisierung]]“ in den Besitz von ''Parfums Chanel'' zu gelangen, scheiterte.<ref name=":3" /> Arisierungen fanden zwischen 1933 und 1945 im Deutschen Reich sowie in angeschlossenen und besetzten Ländern statt. Meist wurden sie als ordnungsgemäßer Verkauf inszeniert, doch geschah dieser unter erheblichen faktischen oder behördlichen Zwängen, sodass die Verkäufer nur selten einen angemessenen Preis für den von ihnen veräußerten Besitz erzielten. Wertheimer hatte vor seiner Flucht seine Anteile an ''Parfums Chanel'' pro forma dem befreundeten Flugzeughersteller Félix Amiot (1894–1974) übertragen, der sie ihm nach dem Weltkrieg zurückgab.


Chanels Versuch, in der Besatzungszeit durch „[[Arisierung]]“ in den Besitz von ''Parfums Chanel'' zu gelangen, scheiterte.<ref name=":3" /> Arisierungen fanden zwischen 1933 und 1945 im Deutschen Reich sowie in den diesem angeschlossenen und von Deutschen besetzten Ländern statt. Meist wurden diese Enteignungen jüdischen Besitzes als ordnungsgemäßer Verkauf inszeniert, doch geschah dieser unter erheblichen faktischen oder behördlichen Zwängen, sodass die Verkäufer nur selten einen angemessenen Preis erzielten. Wertheimer hatte vor seiner Flucht seine Anteile an ''Parfums Chanel'' pro forma dem befreundeten Flugzeughersteller Félix Amiot (1894–1974) übertragen, der sie ihm nach dem Weltkrieg zurückgab.
Obwohl Chanel wie viele ihrer französischen und britischen Freunde durchaus [[antisemitisch]] eingestellt war, handelte sie wohl nicht aus politischer Überzeugung. „Sie war eine außergewöhnliche [[Opportunismus|Opportunist]]in“, behauptet Vaughan in seinem Buch. Im September 1944 wurde sie im Hotel Ritz als Kollaborateurin verhaftet und nach wenigen Stunden freigelassen – auf persönliche Anweisung Churchills, so die Vermutung einiger Historiker.<ref name=":3"> {{Internetquelle |url=https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/coco-chanel-die-agentin-mit-der-perlenkette-11110663.html?printPagedArticle=true |titel=Coco Chanel: Die Agentin mit der Perlenkette - Gesellschaft - FAZ |datum=2014-12-23 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20141223072940/https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/coco-chanel-die-agentin-mit-der-perlenkette-11110663.html?printPagedArticle=true |abruf=2023-07-13}}</ref>

Obwohl Chanel wie viele ihrer französischen und britischen Freunde durchaus [[antisemitisch]] eingestellt war, handelte sie wohl nicht aus politischer Überzeugung. „Sie war eine außergewöhnliche [[Opportunismus|Opportunist]]in“, behauptet ihr Biograf Vaughan in seinem Buch. Im September 1944 wurde sie im Hotel Ritz als Kollaborateurin verhaftet und schon nach wenigen Stunden freigelassen – auf persönliche Anweisung Churchills, so die Vermutung einiger Historiker.<ref name=":3"> {{Internetquelle |url=https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/coco-chanel-die-agentin-mit-der-perlenkette-11110663.html?printPagedArticle=true |titel=Coco Chanel: Die Agentin mit der Perlenkette - Gesellschaft - FAZ |datum=2014-12-23 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20141223072940/https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/coco-chanel-die-agentin-mit-der-perlenkette-11110663.html?printPagedArticle=true |abruf=2023-07-13}}</ref>


=== Nachkriegszeit ===
=== Nachkriegszeit ===
Nach der Befreiung Frankreichs kam es im Rahmen von [[Kollaboration in Frankreich (1940–1944)#Befreiung und Säuberungen|Säuberungen]] zu Ausschreitungen gegen tatsächliche und vermeintliche [[Kollaboration|Kollaborateure]]. Coco Chanel blieb davon verschont, aber ihr Ruf war angeschlagen, und sie zog nach [[Lausanne]] in der Schweiz, wo sie bis 1954 lebte. Dincklage hatte sich schon 1944 dorthin abgesetzt. Ihre Liaison soll noch sechs Jahre gedauert haben.
Nach der Befreiung Frankreichs kam es im Rahmen von [[Kollaboration in Frankreich (1940–1944)#Befreiung und Säuberungen|Säuberungen]] zu Ausschreitungen gegen tatsächliche und vermeintliche [[Kollaboration|Kollaborateure]]. Coco Chanel blieb davon verschont, aber ihr Ruf war angeschlagen, und sie zog nach [[Lausanne]] in der Schweiz, wo sie bis 1954 lebte. Dincklage hatte sich schon 1944 dorthin abgesetzt. Ihre Liaison soll noch sechs Jahre gedauert haben. Laut Vaughan unterstützte sie Dincklage und den bei den [[Nürnberger Prozesse]]n verurteilten SS-Offizier [[Walter Schellenberg (SS-Mitglied)|Walter Schellenberg]] finanziell, nachdem dieser 1951 aus der Haft entlassen wurde, und verpflichtete damit beide zum Schweigen.<ref>{{Internetquelle |autor=Sascha Lehnartz |url=https://www.welt.de/lifestyle/article12706382/John-Galliano-und-das-schraege-Weltbild-der-Designer.html |titel=John Galliano und das schräge Weltbild der Designer |datum=06.03.2011 |zugriff=2018-10-08}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Anke Schipp |url=https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/coco-chanel-die-agentin-mit-der-perlenkette-11110663-p2.html |titel=Die Agentin mit der Perlenkette |datum= 22.08.2011 |zugriff=2018-10-08}}</ref> 1952 übernahm Chanel die Kosten für die Bestattung Schellenbergs in [[Turin]]. Von Dincklage starb 1974 auf [[Mallorca]].<ref>{{Internetquelle |url=https://phuergocaso.wordpress.com/tag/hans-gunther-von-dincklage/ |titel=Chanel: una sola gota (de sangre judía) basta para matarte |datum=2016-03-08 |zugriff=2018-10-08 |sprache=spanisch}}</ref><ref name=":2">''[[Der Spiegel]]'', 2. November 1992, [https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13680716.html ''Mode, Frau ohne Gnade.''] [http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/13680716 PDF]</ref><ref name=":1" />


Nach ihrer Rückkehr nach Paris 1954 bereitete Coco Chanel ihr [[Comeback]] vor.<ref name=":3" /> Einige Quellen vermuten, dass der [[New Look]] von [[Christian Dior]], den sie als Rückfall in die Zeit des steifen Korsetts bezeichnet haben soll, sie herausforderte und zu neuen eigenen Kreationen motivierte. Ihre Rückkehr in die Modewelt wurde von ihrem Geschäftspartner Pierre Wertheimer finanziert, der einen Alleingang Chanels fürchtete, aber zu einer freundschaftlichen Lösung unter Berücksichtigung einiger Privilegien in der Vermögensteilung bereit war. Im Gegenzug erhielt Wertheimer zusätzlich zu seinem Besitz der Parfümsparte von Chanel 1954 auch 100 % der Anteile an Chanels Modeunternehmen. Die Parfüm- und die Modesparte sind heute bereits in der dritten Generation im Alleinbesitz der Familie Wertheimer.
Laut ihrem Biographen Vaughan unterstützte sie Dincklage und den bei den [[Nürnberger Prozesse]]n verurteilten SS-Offizier [[Walter Schellenberg (SS-Mitglied)|Walter Schellenberg]] finanziell, nachdem dieser 1951 aus der Haft entlassen wurde, und verpflichtete damit beide zum Schweigen.<ref>{{Internetquelle |autor=Sascha Lehnartz |url=https://www.welt.de/lifestyle/article12706382/John-Galliano-und-das-schraege-Weltbild-der-Designer.html |titel=John Galliano und das schräge Weltbild der Designer |datum=06.03.2011 |zugriff=2018-10-08}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Anke Schipp |url=https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/coco-chanel-die-agentin-mit-der-perlenkette-11110663-p2.html |titel=Die Agentin mit der Perlenkette |datum= 22.08.2011 |zugriff=2018-10-08}}</ref> 1952 übernahm Chanel die Kosten für die Bestattung Schellenbergs in [[Turin]]. Von Dincklage starb 1974 auf [[Mallorca]].<ref>{{Internetquelle |url=https://phuergocaso.wordpress.com/tag/hans-gunther-von-dincklage/ |titel=Chanel: una sola gota (de sangre judía) basta para matarte |datum=2016-03-08 |zugriff=2018-10-08 |sprache=spanisch}}</ref><ref name=":2">''[[Der Spiegel]]'', 2. November 1992, [https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13680716.html ''Mode, Frau ohne Gnade.''] [http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/13680716 PDF]</ref><ref name=":1" />

Nach ihrer Rückkehr nach Paris 1954 bereitete Coco Chanel ihr [[Comeback]] vor.<ref name=":3" /> Einige Quellen vermuten, dass der inzwischen moderne [[New Look]] von [[Christian Dior]], den sie als Rückfall in die Zeit des steifen Korsetts betrachtet haben soll, ihre Motivation gewesen sei. Ihre Rückkehr in die Modewelt wurde von ihrem Geschäftspartner Pierre Wertheimer finanziert, der einen Alleingang von Chanel fürchtete, aber zu einer freundschaftlichen Lösung unter Berücksichtigung einiger Privilegien in der Vermögensteilung bereit war. Im Gegenzug erhielt Wertheimer zusätzlich zu seinem Besitz der Parfümsparte von Chanel 1954 auch 100 % der Anteile des Modeunternehmens Chanel. Die Parfüm- und die Modesparte von Chanel sind seither in der dritten Generation im Alleinbesitz der Familie Wertheimer.


=== Späte Erfolgsjahre ===
=== Späte Erfolgsjahre ===
Zeile 69: Zeile 72:
}}
}}
[[Datei:31 Rue Cambon Ancien Ancien appartement de Coco Chanel 2.JPG|mini|hochkant|Adresse von Coco Chanels Privatwohnung: 31, rue Cambon]]
[[Datei:31 Rue Cambon Ancien Ancien appartement de Coco Chanel 2.JPG|mini|hochkant|Adresse von Coco Chanels Privatwohnung: 31, rue Cambon]]
Am 5. Februar 1954 eröffnete Coco Chanel nach neunjähriger Schaffenspause ihr Modegeschäft in der Rue Cambon mit einer neuen [[Kollektion]], die von der französischen [[Presse (Medien)|Presse]] zunächst spöttisch als „Fiasko“ bezeichnet wurde. Die dargestellten Modelle seien „Phantome von Kleidern aus den 1930ern“ gewesen. Chanel saß während der Modenschauen stets auf der Wendeltreppe ihres Ateliers und beobachtete außer Sichtweite der Zuschauer die unter ihr defilierenden [[Model|Mannequins]] über eigens dafür angebrachte Wandspiegel. Nachdem das US-amerikanische Magazin ''Life'' ein Jahr später die Eleganz ihrer Tweedkostüme würdigte und ihre Mode als „Revolution“ bezeichnete und immer mehr internationale Stars wie [[Marlene Dietrich]], [[Brigitte Bardot]], [[Grace Kelly]], [[Romy Schneider]], [[Ingrid Bergman]] und [[Elizabeth Taylor]] Kleidungsstücke von Chanel trugen, begann der Siegeszug des Chanel-Kostüms.
Am 5. Februar 1954 eröffnete Coco Chanel nach neunjähriger Schaffenspause ihr Modegeschäft in der Rue Cambon mit einer neuen [[Kollektion]], die von der französischen [[Presse (Medien)|Presse]] zunächst spöttisch als „Fiasko“ bezeichnet wurde. Die dargestellten Modelle seien „Phantome von Kleidern aus den 1930ern“. Chanel saß während der Modenschauen stets auf der Wendeltreppe ihres Ateliers und beobachtete außer Sichtweite der Zuschauer über eigens dafür angebrachte Wandspiegel die unter ihr defilierenden [[Model|Mannequins]]. Nachdem das US-amerikanische Magazin ''Life'' ein Jahr danach die Eleganz ihrer Tweedkostüme würdigte und ihre Mode als „Revolution“ bezeichnete und immer mehr internationale Stars wie [[Marlene Dietrich]], [[Brigitte Bardot]], [[Grace Kelly]], [[Romy Schneider]], [[Ingrid Bergman]] und [[Elizabeth Taylor]] Kleidungsstücke von Chanel trugen, begann der Siegeszug des Chanel-Kostüms.


Chanel galt in ihren späten Lebensjahren in der Branche als schwierige, bittere<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesanzeiger.ch/mehr-chanel-als-coco-563377199594 |titel=Mehr Chanel als Coco |datum=2014-04-15 |sprache=de |abruf=2023-07-13}}</ref> Persönlichkeit, die zum Ende ihres Lebens ein zurückgezogenes, einsames Dasein in ihren Ateliers und ihrer Wohnung führte. Karl Lagerfeld, der Chanel nie persönlich kennenlernte, nannte sie „wild, launisch und aggressiv“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.presseportal.de/pm/6511/117344 |titel=PHOENIX-Programmhinweis für Donnerstag, 2. März 2000 / Thementag “Frauen” |sprache=de |abruf=2021-10-26}}</ref>
Chanel galt in ihren späten Lebensjahren in der Branche als schwierige, bittere<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesanzeiger.ch/mehr-chanel-als-coco-563377199594 |titel=Mehr Chanel als Coco |datum=2014-04-15 |sprache=de |abruf=2023-07-13}}</ref> Persönlichkeit, die zum Ende ihres Lebens ein zurückgezogenes, einsames Dasein in ihren Ateliers und ihrer Wohnung führte. Karl Lagerfeld, der Chanel nie persönlich kennenlernte, nannte sie „wild, launisch und aggressiv“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.presseportal.de/pm/6511/117344 |titel=PHOENIX-Programmhinweis für Donnerstag, 2. März 2000 / Thementag “Frauen” |sprache=de |abruf=2021-10-26}}</ref>


Am 11. Oktober 1965 gründete Gabrielle Chanel die [[Stiftung]] ''Fondation CoGa'' ([[Silbenwort]] aus ‚Coco‘ und ‚Gabrielle‘) mit Sitz in [[Vaduz]], [[Liechtenstein]], und setzte diese als Alleinerbin ihres beträchtlichen Vermögens ein.<ref>{{Literatur |Titel=Coco Chanel, possédée par sa légende |Sammelwerk=Le Monde.fr |Datum=2012-08-23 |Online=https://www.lemonde.fr/culture/article/2012/08/23/coco-chanel-possedee-par-sa-legende_1750784_3246.html |Abruf=2023-07-13}}</ref> Eine der Begünstigten der Stiftung ist ihre Großnichte Gabrielle Palasse-Labrunie (*&nbsp;1926).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.parismatch.com/Vivre/Mode/Chanel-intime-149207 |titel=Chanel intime |datum=2011-09-22 |sprache=fr |abruf=2023-07-13}}</ref>
Am 11. Oktober 1965 gründete Coco Chanel die [[Stiftung]] ''Fondation CoGa'' ([[Silbenwort]] aus ‚Coco‘ und ‚Gabrielle‘) mit Sitz in [[Vaduz]], [[Liechtenstein]], und setzte diese als Alleinerbin ihres beträchtlichen Vermögens ein.<ref>{{Literatur |Titel=Coco Chanel, possédée par sa légende |Sammelwerk=Le Monde.fr |Datum=2012-08-23 |Online=https://www.lemonde.fr/culture/article/2012/08/23/coco-chanel-possedee-par-sa-legende_1750784_3246.html |Abruf=2023-07-13}}</ref> Eine der Begünstigten der Stiftung ist ihre Großnichte Gabrielle Palasse-Labrunie (*&nbsp;1926).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.parismatch.com/Vivre/Mode/Chanel-intime-149207 |titel=Chanel intime |datum=2011-09-22 |sprache=fr |abruf=2023-07-13}}</ref>


Coco Chanel starb am 10.&nbsp;Januar 1971 in ihrer Suite im Hotel Ritz. Bis zuletzt hatte sie an einer neuen Kollektion gearbeitet, angeblich litt sie aber an Durchblutungsstörungen im Kopf. Ihre letzten Worte sollen gelautet haben: „So stirbt man also.“<ref>{{Literatur |Titel=Berühmte Abschiedsworte: Coco Chanel (1883-1971) |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2007-04-05 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/kultur/literatur/beruehmte-abschiedsworte-coco-chanel-1883-1971-a-475314.html |Abruf=2023-07-13}}</ref> Zwei Wochen nach ihrem Tod zeigte das Haus Chanel ihre letzte Modekollektion in einer Modenschau.
Coco Chanel starb am 10.&nbsp;Januar 1971 in ihrer Suite im Hotel Ritz. Bis zuletzt hatte sie an einer neuen Kollektion gearbeitet, angeblich litt sie an Durchblutungsstörungen im Kopf. Ihre letzten Worte sollen gelautet haben: „So stirbt man also.“<ref>{{Literatur |Titel=Berühmte Abschiedsworte: Coco Chanel (1883-1971) |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2007-04-05 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/kultur/literatur/beruehmte-abschiedsworte-coco-chanel-1883-1971-a-475314.html |Abruf=2023-07-13}}</ref> Zwei Wochen nach ihrem Tod zeigte das Haus Chanel ihre letzte Modekollektion in einer Modenschau.


[[Datei:Grab in Lausanne.jpg|mini|Grab von Coco Chanel, Friedhof Bois-de-Vaux, Lausanne]]
[[Datei:Grab in Lausanne.jpg|mini|Grab von Coco Chanel, Friedhof Bois-de-Vaux, Lausanne]]
An der Trauerfeier am 13. Januar 1971 in der Kirche [[La Madeleine (Paris)|La Madeleine]] nahmen [[Salvador Dalí]], [[Sergei Michailowitsch Lifar|Serge Lifar]], der Tänzer Jacques Chazot, die Witwe von [[Henri Bernstein]], die Chanel-Biographin Claude Delay (Tochter von [[Jean Delay]]), [[Edmonde Charles-Roux]], die Modeschöpfer [[Yves Saint-Laurent]], [[André Courrèges]], Marc Bohan und [[Paco Rabanne]],<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43375352.html |titel=Gestorben: Gabrielle Bonheur (“Coco”) Chanel – Der Spiegel, 4/1971 |werk=Spiegel |datum=1971-01-18 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20110131164126/http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43375352.html |abruf=2020-11-16}}</ref> Coco Chanels Mannequins in Chanel-Kostümen und zahlreiche wohlhabende Kundinnen, darunter [[Guy de Rothschild|Marie-Hélène de Rothschild]], teil. Der Sarg mit ihren sterblichen Überresten wurde nach dem Gottesdienst nach Lausanne überführt, und auf dem Cimetière du Bois-de-Vaux beigesetzt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.knerger.de/html/chanelunternehmer_24.html |titel=unternehmer 24 |abruf=2023-07-13}}</ref> Ihren [[Grabstein]] hatte Chanel zu Lebzeiten selbst entworfen: Neben ihrem Namen „Gabrielle Chanel“, ihrem Geburts- und Todesjahr zieren ihn als Hinweis auf ihr [[Löwe (Tierkreiszeichen)|Sternzeichen]] fünf eingemeißelte [[Löwe]]nköpfe.
An der Trauerfeier am 13. Januar 1971 in der Kirche [[La Madeleine (Paris)|La Madeleine]] in Paris nahmen [[Salvador Dalí]], [[Sergei Michailowitsch Lifar|Serge Lifar]], der Tänzer Jacques Chazot, die Witwe von [[Henri Bernstein]], die Chanel-Biografin Claude Delay (Tochter von [[Jean Delay]]), [[Edmonde Charles-Roux]], die Modeschöpfer [[Yves Saint-Laurent]], [[André Courrèges]], Marc Bohan und [[Paco Rabanne]],<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43375352.html |titel=Gestorben: Gabrielle Bonheur (“Coco”) Chanel – Der Spiegel, 4/1971 |werk=Spiegel |datum=1971-01-18 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20110131164126/http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43375352.html |abruf=2020-11-16}}</ref> Coco Chanels Mannequins in Chanel-Kostümen und zahlreiche wohlhabende Kundinnen, darunter [[Guy de Rothschild|Marie-Hélène de Rothschild]], teil. Der Sarg mit Chanels sterblichen Überresten wurde nach dem Gottesdienst nach Lausanne überführt und auf dem Cimetière du Bois-de-Vaux beigesetzt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.knerger.de/html/chanelunternehmer_24.html |titel=unternehmer 24 |abruf=2023-07-13}}</ref> Ihren [[Grabstein]] hatte Chanel selbst entworfen: Neben ihrem Namen „Gabrielle Chanel“, ihrem Geburts- und Todesjahr zieren ihn als Hinweis auf ihr [[Löwe (Tierkreiszeichen)|Sternzeichen]] fünf eingemeißelte [[Löwe]]nköpfe.


== Freundschaften ==
== Freundschaften ==
Coco Chanel soll zahlreiche Liebschaften gehabt haben.<ref name=":2" /> Ihre frühen Beziehungen werden in dem Film ''[[Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft]]'' (2009) thematisiert.
Coco Chanel soll zahlreiche Liebschaften gehabt haben.<ref name=":2" /> Ihre frühen Beziehungen werden in dem Film ''[[Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft]]'' (2009) thematisiert.
Nach ihrer Beziehung zu Étienne Balsan, der sie 1906 aus Moulins auf sein Schloss bei [[Compiègne]] holte, lebte sie ab 1908/09 mit einem Freund von Balsan, dem englischen Polo-Spieler Arthur „Boy“ Capel, zusammen.
Nach ihrer Liaison mit Étienne Balsan, der sie 1906 aus Moulins auf sein Landgut bei [[Compiègne]] holte, lebte sie ab 1908/09 mit einem Freund Balsans, dem englischen Polo-Spieler Arthur „Boy“ Capel, zusammen.


[[Datei:Misia renoir 1903.jpg|mini|hochkant|links|Misia Sert, enge Freundin von Coco Chanel, in einem [[Pierre-Auguste Renoir|Renoir]]-Porträt (1909)]]
[[Datei:Misia renoir 1903.jpg|mini|hochkant|links|Misia Sert, enge Freundin von Coco Chanel, in einem [[Pierre-Auguste Renoir|Renoir]]-Porträt (1909)]]


Nach Capels Unfalltod im Jahr 1919 verbrachte Chanel mit [[Misia Sert]], die sie 1917 über eine ihrer Kundinnen, die Schauspielerin Cécile Sorel, kennenlernte, und Serts späterem Ehemann, [[Josep Maria Sert]], einige Zeit in Venedig. Über Serts Bekanntenkreis kam Chanel in Kontakt mit Persönlichkeiten wie [[Jean Cocteau]], [[Charles Dullin]], [[Sergei Pawlowitsch Djagilew|Sergej Diaghilew]], [[Igor Strawinsky]] und dessen Familie, [[Pablo Picasso]], [[Pierre Bonnard]], [[Maurice Ravel]] oder [[Édouard Vuillard]]. Auch [[Jean Renoir]], [[Georges Auric]], [[Christian Bérard]], [[Boris Jewgenjewitsch Kochno]], [[Paul Morand]], [[Joseph Kessel]], [[Irving Penn]] und [[Max Jacob (Malerdichter)|Max Jacob]] waren mit Chanel bekannt. Für Cocteau, den Chanel 1928 in der Rue Cambon wohnen ließ und für den sie 1929 eine Entzugskur bezahlte, sowie für Dullin schuf sie Bühnenkostüme, unter anderem für das Theaterstück ''Antigone'' (1924), das Ballett ''Le Train Bleu'' (1924) und den Film ''[[Das Blut eines Dichters]]'' (1930). 1921 wurde Chanel eine kurze Affäre mit Igor Strawinsky nachgesagt, den sie mit seiner Familie in ihrem Haus in Garches wohnen ließ. Diese Beziehung ist Thema des Films ''[[Coco Chanel & Igor Stravinsky]]'' (2009). 1920 hatte sie bereits die Wiederaufnahme seines umstrittenen Werks ''[[Le Sacre du printemps]]'' finanziert.
Nach Capels Unfalltod im Jahr 1919 verbrachte Chanel mit [[Misia Sert]], die sie 1917 über eine ihrer Kundinnen, die Schauspielerin Cécile Sorel, kennenlernte, und Serts späterem Ehemann, [[Josep Maria Sert]], einige Zeit in Venedig. Über Serts Bekanntenkreis kam Chanel in Kontakt mit Persönlichkeiten wie [[Jean Cocteau]], [[Charles Dullin]], [[Sergei Pawlowitsch Djagilew|Sergej Diaghilew]], [[Igor Strawinsky]] und dessen Familie, [[Pablo Picasso]], [[Pierre Bonnard]], [[Maurice Ravel]] oder [[Édouard Vuillard]]. Auch [[Jean Renoir]], [[Georges Auric]], [[Christian Bérard]], [[Boris Jewgenjewitsch Kochno]], [[Paul Morand]], [[Joseph Kessel]], [[Irving Penn]] und [[Max Jacob (Malerdichter)|Max Jacob]] waren mit Chanel bekannt. Für Cocteau, den Chanel 1928 in der Rue Cambon wohnen ließ und dem sie 1929 eine Entzugskur bezahlte, sowie für Dullin schuf sie Bühnenkostüme, unter anderem für das Theaterstück ''Antigone'' (1924), das Ballett ''Le Train Bleu'' (1924) und den Film ''[[Das Blut eines Dichters]]'' (1930). 1921 wurde Chanel eine kurze Affäre mit Igor Strawinsky nachgesagt, den sie mit seiner Familie in ihrem Haus in Garches wohnen ließ. Diese Beziehung ist Thema des Films ''[[Coco Chanel & Igor Stravinsky]]'' (2009). 1920 hatte sie bereits die Wiederaufnahme seines umstrittenen Werks ''[[Le Sacre du printemps]]'' finanziert.


1921/22 führte Chanel eine [[Liebesbeziehung|Liaison]] mit [[Dmitri Pawlowitsch Romanow]], dem Enkel des russischen Zaren [[Alexander II. (Russland)|Alexander&nbsp;II.]] und Cousin des letzten Zaren [[Nikolaus II. (Russland)|Nikolaus II.]] Durch den Großfürsten ließ sich Coco Chanel in ihren folgenden Modekollektionen von russischen Pelzmänteln und Stickereien sowie byzantinischem Schmuck inspirieren. Dmitris Schwester, [[Marija Pawlowna Romanowa (1890–1958)|Maria Pawlowna Romanowa]], gründete 1921 das Atelier Kitmir, in dem bestickte Stoffe für das Haus Chanel angefertigt wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Buck, Susanne |Titel=Mörder, Mode, Mitgiftjäger |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Jonas Verlag |Ort=Weimar |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=64-73}}</ref> Über Dmitri Pawlowitsch Romanow lernte sie auch den französischen Parfümeur am Zarenhof, [[Ernest Beaux]], kennen, mit dem sie 1921 ihr erstes Parfüm, Chanel No. 5, kreierte.
1921/22 führte Chanel eine [[Liebesbeziehung|Liaison]] mit [[Dmitri Pawlowitsch Romanow]], dem Enkel des russischen Zaren [[Alexander II. (Russland)|Alexander&nbsp;II.]] und Cousin des letzten Zaren [[Nikolaus II. (Russland)|Nikolaus II.]] Durch den Großfürsten ließ sich Coco Chanel in ihren folgenden Modekollektionen von russischen Pelzmänteln und Stickereien sowie byzantinischem Schmuck inspirieren. Dmitris Schwester, [[Marija Pawlowna Romanowa (1890–1958)|Maria Pawlowna Romanowa]], gründete 1921 das Atelier Kitmir, in dem bestickte Stoffe für das Haus Chanel angefertigt wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Buck, Susanne |Titel=Mörder, Mode, Mitgiftjäger |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Jonas Verlag |Ort=Weimar |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=64-73}}</ref> Über Dmitri Pawlowitsch Romanow lernte Chanel den französischen Parfümeur am Zarenhof, [[Ernest Beaux]], kennen, mit dem sie 1921 ihr erstes Parfüm, Chanel No. 5, kreierte.


[[Datei:Hugh Grosvenor, Duke of Westminster und Coco Chanel.jpg|mini|Chanel und [[Hugh Grosvenor, 2. Duke of Westminster]] (zwischen 1925 und 1930 fotografiert)]]
[[Datei:Hugh Grosvenor, Duke of Westminster und Coco Chanel.jpg|mini|Chanel und [[Hugh Grosvenor, 2. Duke of Westminster]] (zwischen 1925 und 1930 fotografiert)]]


Von 1922 bis 1924 war der Dichter [[Pierre Reverdy]] Chanels Begleiter, und von 1924 bis 1930 war sie mit [[Hugh Grosvenor, 2. Duke of Westminster]], den sie 1923 in [[Monte Carlo]] kennenlernte, liiert. Auf das Umfeld des Herzogs von Westminster, damals der reichste Mann Englands, sind unter anderem Chanels Ideen zu Tweedjacken, kurzen Pullovern und Damenhosen zurückzuführen.<ref name=":0" /> Zu Westminsters Freundeskreis zählte Winston Churchill. Mit Westminster und Churchill als Gast verbrachte Chanel 1928 einen Urlaub im Landhaus des Herzogs in [[Sutherland]], das sie 1926 für ihn einrichtete. Mit Westminster verbrachte Chanel überdies mehrere Urlaube in dessen Landhaus in [[Mimizan]], wohin Chanel gelegentlich auch einige ihrer Näherinnen zum bezahlten Urlaub einlud.
Von 1922 bis 1924 war der Dichter [[Pierre Reverdy]] Chanels Begleiter, danach war sie bis 1930 mit [[Hugh Grosvenor, 2. Duke of Westminster]] liiert, den sie 1923 in [[Monte Carlo]] kennenlernte. Auf das Umfeld des Herzogs von Westminster, damals der reichste Mann Englands, sind unter anderem Chanels Ideen zu Tweedjacken, kurzen Pullovern und Damenhosen zurückzuführen.<ref name=":0" /> Zu Westminsters Freundeskreis zählte Winston Churchill. Mit Westminster und Churchill als Gast verbrachte Chanel 1928 einen Urlaub im Landhaus des Herzogs in [[Sutherland]], das sie 1926 für ihn einrichtete. Mit Westminster verbrachte Chanel überdies mehrere Urlaube in dessen Landhaus in [[Mimizan]], wohin Chanel gelegentlich auch einige ihrer Näherinnen zum bezahlten Urlaub einlud.


Im Jahr 1929 organisierte Chanel das Begräbnis von Diaghilew in Venedig, der dort im Exil verarmt gestorben war. 1932 begann sie eine Liebesbeziehung mit dem Illustrator [[Paul Iribe]], der 1935 an Herzversagen starb. Nach dem Ende ihrer Liaison mit [[Hans Günther von Dincklage]] im Jahr 1950 wurden keine weiteren Beziehungen Chanels bekannt.
Im Jahr 1929 organisierte Chanel das Begräbnis von Diaghilew in Venedig, der dort verarmt gestorben war. 1932 begann sie eine Liebesbeziehung mit dem Illustrator [[Paul Iribe]], der 1935 an Herzversagen starb. Nach dem Ende ihrer Liaison mit [[Hans Günther von Dincklage]] im Jahr 1950 wurden keine weiteren Beziehungen Chanels bekannt.


Viele bekannte Lichtbildkünstler wie [[Man Ray]], [[Cecil Beaton]], [[Horst P. Horst]], [[Henri Cartier-Bresson]], [[George Hoyningen-Huene]], Roger Scholl<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/coco-chanel-in-der-nahaufnahme.950.de.html?dram:article_id=137755 |titel=Coco Chanel in der Nahaufnahme |werk=DLF |datum=2009-08-13 |sprache= |abruf=2020-11-16}}</ref> und [[Douglas Kirkland]]<ref>{{Internetquelle |url=https://stadthaus.ulm.de/elegant-fabuloes |titel=Douglas Kirkland: “An Evening with Marilyn” & “Coco Chanel - Three Weeks” |werk=[[Stadthaus Ulm]] |abruf=2020-11-16}}</ref> fotografierten Coco Chanel und trugen so zu ihrem Mythos bei.
Viele bekannte Lichtbildkünstler wie [[Man Ray]], [[Cecil Beaton]], [[Horst P. Horst]], [[Henri Cartier-Bresson]], [[George Hoyningen-Huene]] und Roger Scholl<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/coco-chanel-in-der-nahaufnahme.950.de.html?dram:article_id=137755 |titel=Coco Chanel in der Nahaufnahme |werk=DLF |datum=2009-08-13 |sprache= |abruf=2020-11-16}}</ref> und [[Douglas Kirkland]]<ref>{{Internetquelle |url=https://stadthaus.ulm.de/elegant-fabuloes |titel=Douglas Kirkland: “An Evening with Marilyn” & “Coco Chanel - Three Weeks” |werk=[[Stadthaus Ulm]] |abruf=2020-11-16}}</ref> fotografierten Coco Chanel und trugen so zu ihrem Mythos bei.


Für [[Romy Schneider]] zählte Coco Chanel in den 1960er Jahren als Stilberaterin und Freundin zu den Menschen, die ihr „Leben von Grund auf verändert“ haben.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mopo.de/news/sechs-jahre-wie-im-rausch-servus-sissi--hallo-sex---suesses-leben,5066732,5451616.html |titel=Sechs Jahre wie im Rausch: Servus Sissi, hallo Sex & süßes Leben {{!}} News - Hamburger Morgenpost |datum=2015-01-02 |abruf=2023-07-13 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150102034422/http://www.mopo.de/news/sechs-jahre-wie-im-rausch-servus-sissi--hallo-sex---suesses-leben,5066732,5451616.html |archiv-datum=2015-01-02}}</ref> Eine treue Freundin ihrer letzten Jahre war die Brasilianerin [[Aimée de Heeren]], die jährlich vier Monate in Paris im dem Hotel Ritz nahegelegenen Hôtel Meurice lebte.<ref>{{Internetquelle |titel=Coco Chanel & Cremerie de Paris |url=https://cremeriedeparis.com/cocochanel/ |werk=Cremerie de Paris |abruf=2022-10-31}}</ref>
Für [[Romy Schneider]] zählte Coco Chanel in den 1960er Jahren als Stilberaterin und Freundin zu den Menschen, die ihr „Leben von Grund auf verändert“ haben.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mopo.de/news/sechs-jahre-wie-im-rausch-servus-sissi--hallo-sex---suesses-leben,5066732,5451616.html |titel=Sechs Jahre wie im Rausch: Servus Sissi, hallo Sex & süßes Leben {{!}} News - Hamburger Morgenpost |datum=2015-01-02 |abruf=2023-07-13 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150102034422/http://www.mopo.de/news/sechs-jahre-wie-im-rausch-servus-sissi--hallo-sex---suesses-leben,5066732,5451616.html |archiv-datum=2015-01-02}}</ref> Eine treue Freundin ihrer letzten Jahre war die Brasilianerin [[Aimée de Heeren]], die jährlich vier Monate in Paris im dem Hotel Ritz nahegelegenen Hôtel Meurice lebte.<ref>{{Internetquelle |titel=Coco Chanel & Cremerie de Paris |url=https://cremeriedeparis.com/cocochanel/ |werk=Cremerie de Paris |abruf=2022-10-31}}</ref>
Zeile 104: Zeile 107:
[[Datei:Chanel 2.55.jpg|mini|hochkant=0.7|Damen-Handtasche [[Chanel 2.55]]]]
[[Datei:Chanel 2.55.jpg|mini|hochkant=0.7|Damen-Handtasche [[Chanel 2.55]]]]
[[Datei:CHANEL No5 parfum.jpg|mini|hochkant=0.7|Flakon des Damendufts ''Chanel Nº&nbsp;5'']]
[[Datei:CHANEL No5 parfum.jpg|mini|hochkant=0.7|Flakon des Damendufts ''Chanel Nº&nbsp;5'']]
Wie keine andere Modeschöpferin prägte Coco Chanel die Mode des 20.&nbsp;Jahrhunderts und hatte einen erheblichen Anteil an der Entwicklung von Paris zu einem Modezentrum. Bereits Mitte der 1910er Jahre war sie mit ihrem florierenden Modeunternehmen eine wohlhabende Geschäftsfrau.
Wie keine andere Modeschöpferin prägte Coco Chanel den modernen Kleidungsstil der Frau und hatte einen erheblichen Anteil an der Entwicklung von Paris zu einem Modezentrum des 20.&nbsp;Jahrhunderts. Bereits Mitte der 1910er Jahre war sie mit ihrem florierenden Modeunternehmen eine wohlhabende Geschäftsfrau.


Coco Chanel behauptete gern: „Ich habe die Frauen aus dem [[Korsett]] befreit. Die erste Mode ohne Korsett wurde allerdings bereits von [[Madeleine Vionnet]] und [[Paul Poiret]] Anfang der 1900er Jahre geschaffen. Poirets farbenfrohe Mode samt [[Pluderhose]]n im [[Harem]]-Stil bezeichnete Chanel später als „barbarisch“.<ref>{{Internetquelle |autor=Iris Hartl |url=https://www.stern.de/kultur/kunst/frauen-in-den-goldenen-zwanzigern-rauchen--sporteln-und-monokeln-3087622.html |titel=Rauchen, Sporteln und Monokeln |werk=stern.de |datum=2008-02-12 |sprache=de |abruf=2021-10-26}}</ref> Ihre bevorzugten Farben waren Schwarz, Weiß und Beige. In den 1920er Jahren galt sie als Erfinderin des „Seawear“: Matrosenhut, langärmeliges Jerseyshirt, um den Hals eine mehrreihige Kette, die weite, weiße Seemannshose, geschickt auf Taille gebracht, unterm Saum blitzt verführerisch ein blanker Knöchel hervor. Die Barfüße stecken in [[Espadrilles]]. Der Strand-[[Pyjama]] war geboren.<ref>{{Internetquelle |autor=Tanja Rest |url=https://www.mare.de/die-konigin-der-seawear-content-4491 |titel=Die Königin der Seawear |werk=Mare-Magazin Nr. 141 - Online-Ausgabe |datum=2020-08 |sprache=de |abruf=2023-02-24}}</ref> Für die gute Gesellschaft an Land erfand sie das [[Cocktailkleid]], das als „[[kleines Schwarzes]]“ bekannt wurde.<ref> {{Webarchiv |url=http://www.vipdress.de/mode/coco-chanel-die-erfinderin-des-cocktailkleids/ |text=''Coco Chanel, die Erfinderin des Cocktailkleids'' |wayback=20130301025720}} Abgerufen am 27. Oktober 2021.</ref>
Chanel sagte gern, sie habe die Frauen aus dem [[Korsett]] befreit. Die erste Mode ohne Korsett wurde allerdings bereits von [[Madeleine Vionnet]] und [[Paul Poiret]] Anfang der 1900er Jahre geschaffen. Poirets farbenfrohe Mode samt [[Pluderhose]]n im [[Harem]]-Stil war jedoch nicht für die arbeitende Frau geeignet, sondern eine Freizeit- und Ausgehmode, Chanel bezeichnete sie später als „barbare“, wild und exotisch.<ref>{{Internetquelle |autor=Iris Hartl |url=https://www.stern.de/kultur/kunst/frauen-in-den-goldenen-zwanzigern-rauchen--sporteln-und-monokeln-3087622.html |titel=Rauchen, Sporteln und Monokeln |werk=stern.de |datum=2008-02-12 |sprache=de |abruf=2021-10-26}}</ref> Chanels bevorzugte Farben waren hingegen Schwarz, Weiß und Beige.
Sie kürzte die Röcke auf eine damals skandalöse Länge knapp unterhalb des Knies und entwarf neuartige gestrickte Badeanzüge mit Bewegungsfreiheit, die am Oberschenkel endeten und unter denen Shorts hervorschauten.


In den 1920er Jahren galt Chanel als Erfinderin des „Seawear“: Matrosenhut, langärmeliges Jerseyshirt, um den Hals eine mehrreihige Kette, die weite weiße Seemannshose geschickt auf Taille gebracht, und unter ihrem Saum blitzt der blanke Knöchel hervor. Die Barfüße stecken in [[Espadrilles]]. Der Strand-[[Pyjama]] war geboren. Sie entwarf auch neuartige gestrickte Badeanzüge mit Bewegungsfreiheit, die am Oberschenkel endeten und unter denen Shorts hervorschauten.<ref>{{Internetquelle |autor=Tanja Rest |url=https://www.mare.de/die-konigin-der-seawear-content-4491 |titel=Die Königin der Seawear |werk=Mare-Magazin Nr. 141 - Online-Ausgabe |datum=2020-08 |sprache=de |abruf=2023-02-24}}</ref>
Sie verwendete für eine sportlichere Linie erstmals körperbetonende [[Jersey (Stoff)|Jerseystoffe]]. Das berühmte Chanel-[[Kostüm (Damenkleidung)|Kostüm]] aus [[Tweed (Gewebe)|Tweed]] avancierte für die Geschäftsfrau weltweit zum Standard. Das Kostüm war oft mit schwarzem Besatz und Goldknöpfen verziert und wurde gern mit langen Perlenketten als [[Modeschmuck]] getragen.


Für gesellschaftliche Anlässe erfand Chanel das [[Cocktailkleid]], das als „[[kleines Schwarzes]]“ bekannt wurde.<ref> {{Webarchiv |url=http://www.vipdress.de/mode/coco-chanel-die-erfinderin-des-cocktailkleids/ |text=''Coco Chanel, die Erfinderin des Cocktailkleids'' |wayback=20130301025720}} Abgerufen am 27. Oktober 2021.</ref>
Weitere Beiträge zur Damenmode waren [[Hose]]n für Frauen, Strickensembles ([[Twinset]]), [[Schuh]]e mit Fersenriemen (Slingpumps oder auch [[Slingback]]s genannt) und gesteppte [[Handtasche]]n mit Schulterkette ([[Chanel 2.55]]). Hinzu kam die Etablierung auffälligen Modeschmucks anstelle von echtem Schmuck.
Sie kürzte die Röcke auf eine damals skandalöse Länge knapp unterhalb des Knies. Für eine sportlichere Linie verwendete sie erstmals körperbetonende [[Jersey (Stoff)|Jerseystoffe]]. Für Geschäftsfrauen auf der ganzen Welt wurde das Chanel-[[Kostüm (Damenkleidung)|Kostüm]] aus [[Tweed (Gewebe)|Tweed]] zum Standard. Es war oft mit schwarzem Besatz und Goldknöpfen verziert und wurde gern mit langen Perlenketten getragen. Weitere Beiträge Chanels zur Damenmode waren [[Hose]]n, Strickensembles ([[Twinset]]), [[Schuh]]e mit Fersenriemen (siehe [[Slingback]]s) und gesteppte [[Handtasche]]n mit Schulterkette („[[Chanel 2.55]]“). Hinzu kam auffälliger Modeschmuck anstelle von echtem Schmuck.


Zusammen mit dem [[Parfümeur]] [[Ernest Beaux]] kreierte sie 1921 [[Chanel Nº&nbsp;5]]. Es war das erste populäre Parfüm, das nicht nach Blumen roch, sondern von einer Aldehydnote dominiert wurde.
Zusammen mit dem [[Parfümeur]] [[Ernest Beaux]] kreierte sie 1921 [[Chanel Nº&nbsp;5]]. Es war das erste populäre Duftwasser, das von einer Aldehydnote dominiert wurde und nicht vor allem nach Blumen, Zitrusfrucht oder Kräutern roch.


Im [[Metropolitan Museum of Art]] in [[New York City|New York]], das die umfangreichste Modesammlung der Welt beherbergt, findet man Coco Chanels Evening Ensemble von 1936. Im [[Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg|Museum für Kunst und Gewerbe]] in [[Hamburg]] fand 2014 eine Ausstellung namens „Mythos Chanel“ statt. Diese Ausstellung zeigte über 150 originale Stücke bedeutender Sammlungen von Chanels Modekreationen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.mkg-hamburg.de/de/ausstellungen/archiv/2014/mythos-chanel.html |titel=Mythos Chanel |werk=mkg-hamburg.de |sprache=de |abruf=2021-10-26 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20211026234212/https://www.mkg-hamburg.de/de/ausstellungen/archiv/2014/mythos-chanel.html |archiv-datum=2021-10-26}}</ref>
Das [[Metropolitan Museum of Art]] in [[New York City|New York]], das die umfangreichste Modesammlung der Welt beherbergt, zeigt Coco Chanels Evening-Ensemble von 1936. Im [[Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg|Museum für Kunst und Gewerbe]] in [[Hamburg]] fand 2014 eine Ausstellung unter dem Titel ''Mythos Chanel'' statt, die mehr als 150 originale Stücke bedeutender Sammlungen von Chanels Modekreationen zeigte.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.mkg-hamburg.de/de/ausstellungen/archiv/2014/mythos-chanel.html |titel=Mythos Chanel |werk=mkg-hamburg.de |sprache=de |abruf=2021-10-26 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20211026234212/https://www.mkg-hamburg.de/de/ausstellungen/archiv/2014/mythos-chanel.html |archiv-datum=2021-10-26}}</ref>


== Das Modehaus nach Chanels Tod ==
== Das Modehaus nach Chanels Tod ==
Die Jahre nach dem Tod der Stilikone Coco Chanel verliefen weiterhin mit rasantem Erfolg für das Modelabel. Im Jahr 1974 kam das ''Eau de Toilette Cristalle'' heraus und im darauffolgenden Jahr 1975 brachte die Modefirma eine Pflege- und Kosmetik-Serie namens ''Beauté'' auf den Markt. Im Jahr 1981 kam der zweite Herrenduft namens ''Antaeus'' in den Handel.<ref>François Baudot: ''Chanel.'' (= ''Magier der Mode''). Aus dem Französischen übertragen von Anja Lazarowicz. Schirmer/Mosel, München / Paris / London 1996, ISBN 3-88814-815-4, S. 75.</ref> Doch generell konnte das Modehaus Chanel nach ihrem Tod nicht an die Erfolge unter Coco Chanels Leitung anknüpfen. Es geriet in den Ruf, Mode für reiche ältere Damen zu kreieren.
Die Jahre nach Coco Chanels Tod waren weiterhin mit rasanten wirtschaftlichen Erfolgen der Marke Chanel verbunden. 1974 brachte Chanel das Eau de Toilette „Cristalle“ auf den Markt, 1975 „Beauté“, eine Serie von Kosmetikprodukten, und 1981 wurde der zweite Chanel-Herrenduft, „Antaeus“, lanciert.<ref>François Baudot: ''Chanel.'' (= ''Magier der Mode''). Aus dem Französischen übertragen von Anja Lazarowicz. Schirmer/Mosel, München / Paris / London 1996, ISBN 3-88814-815-4, S. 75.</ref> Generell konnte das Modehaus Chanel jedoch nach dem Tod seiner Gründerin nicht an die Zeit unter ihrer Leitung anknüpfen. Es wurde nicht mehr als Neuerer des Modestils wahrgenommen, sondern geriet in den Ruf, gehobene Kleidung für gesetzte reiche Damen zu produzieren.


Das änderte sich erst 1983, als [[Karl Lagerfeld]] begann, Mode für Chanel zu entwerfen und dem Haus wieder zu seinem früheren Ruhm zu verhelfen. Alleinige Eigentümer von Chanel sind seit 1974 [[Alain Wertheimer|Alain]] und [[Gérard Wertheimer]], die Enkel von Pierre Wertheimer. 1984 wurde das Parfüm ''Coco'' lanciert, das weltweite Erfolge feierte. Ebenso erfolgreich gestalteten sich die Modekreationen von Karl Lagerfeld, die 1986 mit dem Pariser Haute-Couture-Preis ''Dé d'or'' (dt. ''Goldener Fingerhut'') geehrt wurden. Der US-amerikanische Modeverband [[Council of Fashion Designers of America|CFDA]] würdigte Lagerfeld als Chanel-Designer 1991 mit dem ''International Award''.
Dies änderte sich, als [[Karl Lagerfeld]] 1983 begann für Chanel zu entwerfen und dem Haus wieder zu seinem früheren Ruhm verhalf. Alleinige Eigentümer waren seit 1974 [[Alain Wertheimer|Alain]] und [[Gérard Wertheimer]], die Enkel von Pierre Wertheimer. 1984 wurde das Parfüm „Coco“ lanciert, das sich eines weltweiten Absatzes erfreute. Ebenso erfolgreich gerieten die Kreationen Lagerfelds, die 1986 mit dem Pariser Haute-Couture-Preis ''Dé d'or'' (dt. ''Goldener Fingerhut'') geehrt wurden. Der US-amerikanische Modeverband [[Council of Fashion Designers of America|CFDA]] würdigte den Chanel-Designer Lagerfeld 1991 mit dem ''International Award''.


== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
Zeile 129: Zeile 132:
| Bild2 = Collections of Musée de la Monnaie de Paris 5€ coco chanel verso.jpg
| Bild2 = Collections of Musée de la Monnaie de Paris 5€ coco chanel verso.jpg
}}
}}
Zum 125. Geburtstag von Coco Chanel wurde 2008 eine goldene französische 5-Euro-Münze herausgegeben. Sie zeigt die Künstlerin mit einem ihrer erfolgreichsten Hutmodelle.
Zum 125. Geburtstag von Coco Chanel wurde 2008 eine goldene französische 5-Euro-Münze geprägt, die die Künstlerin mit einem ihrer erfolgreichsten Hutmodelle zeigt. In [[Mimizan]] in Südwestfrankreich wurde eine Allee nach Chanel benannt. Sie besaß in dem Badeort ein Haus, das später in eine Ferienkolonie integriert wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sudouest.fr/landes/mimizan/les-etes-landais-de-coco-chanel-9993263.php |titel=Les étés landais de Coco Chanel |datum=2010-07-20 |sprache=fr |abruf=2023-12-28}}</ref>

[[Datei:Mimizan panneau Chanel 01.jpg|links|mini|Straßenschild in Mimizan]]
[[Datei:Mimizan panneau Chanel 01.jpg|links|mini|Straßenschild in Mimizan]]
In [[Mimizan]], Department Landes in Frankreich, wurde eine Allee nach ihr benannt, die sich in der Nähe von Château Woolsack befindet. Von 1924 bis 1930 hatte Coco Chanel eine Affaire mit dem dort ansässigen Herzog [[Hugh Grosvenor, 2. Duke of Westminster]] und sie war privilegierte Besucherin dieses Schlosses. Außerdem lebte die Modeschöpferin zwei Jahre lang sowohl in Paris als auch in dem berühmten Badeort am Atlantik, erwarb dort sogar ein Haus, das heute in eine Ferienkolonie umgewandelt wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sudouest.fr/landes/mimizan/les-etes-landais-de-coco-chanel-9993263.php |titel=Les étés landais de Coco Chanel |datum=2010-07-20 |sprache=fr |abruf=2023-12-28}}</ref>


== Filme ==
== Filme ==
* ''Einzigartige Chanel.'' (Originaltitel: ''Chanel Solitaire''). Spielfilm, Frankreich, 1981, Buch und Regie: George Kaczender. In der internationalen Produktion, die einzelne Stationen aus dem Leben der Modeschöpferin beleuchtet, wird die Ikone von der Französin [[Marie-France Pisier]] an der Seite von [[Timothy Dalton]], [[Rutger Hauer]], [[Brigitte Fossey]] und [[Karen Black]] verkörpert.
* ''Einzigartige Chanel.'' (Originaltitel: ''Chanel Solitaire'', Spielfilm, Frankreich, 1981, Buch und Regie: George Kaczender) beleuchtet einzelne Stationen aus dem Leben der Modeschöpferin. Chanel wird von [[Marie-France Pisier]] dargestellt, an ihrer Seite treten [[Timothy Dalton]], [[Rutger Hauer]], [[Brigitte Fossey]] und [[Karen Black]] auf.
* ''Chanel Chanel.'' Dokumentation, Großbritannien, 1986, 62 Min., Buch und Regie: Eila Hershon und Roberto Guerra, Produktion: [[Phaidon Press|Phaidon]], Vertrieb: Arthaus Musik 2009, ISBN 978-3-939873-32-7.
* ''Chanel Chanel.'' Dokumentation, Großbritannien, 1986, 62 Min., Buch und Regie: Eila Hershon und Roberto Guerra, Produktion: [[Phaidon Press|Phaidon]], Vertrieb: Arthaus Musik 2009, ISBN 978-3-939873-32-7.
* ''Coco Chanel.'' Biografiedrama in 2 Teilen à 90 Min., Frankreich, Italien, Großbritannien, 2008, Buch und Regie: [[Christian Duguay (Regisseur)|Christian Duguay]], Produktion: [[arte]] France, deutsche Erstsendung: 3. März 2013 bei arte, {{Webarchiv | url= http://www.arte.tv/de/coco-chanel/7353080,CmC=7341696.html | wayback= 20130706101053 | text=Inhaltsangabe}} von arte, mit der [[Slowake|slowakischen]] Schauspielerin [[Barbora Bobuľová]] als junge Coco Chanel und mit [[Shirley MacLaine]] als Chanel nach dem Zweiten Weltkrieg.
* ''Coco Chanel.'' Biografiedrama in 2 Teilen à 90 Min., Frankreich, Italien, Großbritannien, 2008, Buch und Regie: [[Christian Duguay (Regisseur)|Christian Duguay]], Produktion: [[arte]] France, deutsche Erstsendung: 3. März 2013 bei arte, {{Webarchiv | url= http://www.arte.tv/de/coco-chanel/7353080,CmC=7341696.html | wayback= 20130706101053 | text=Inhaltsangabe}} von arte, mit der [[Slowake|slowakischen]] Schauspielerin [[Barbora Bobuľová]] als junge Coco Chanel und [[Shirley MacLaine]] als Chanel nach dem Zweiten Weltkrieg.
* 2009 wurden von der französischen Regisseurin [[Anne Fontaine]] Coco Chanels Jugendjahre mit [[Audrey Tautou]] in der Hauptrolle verfilmt. Die Filmbiographie ''[[Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft]]'' (Originaltitel: ''Coco avant Chanel'') nach dem Buch von Edmonde Charles-Roux behandelt den Aufstieg eines mittellosen Waisenmädchens aus der französischen Provinz zur größten Ikone der zeitgenössischen Haute Couture.
* 2009 verfilmte die Regisseurin [[Anne Fontaine]] Chanels Jugendjahre mit [[Audrey Tautou]] in der Hauptrolle in ''[[Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft]]'' (Originaltitel: ''Coco avant Chanel'') nach dem Buch von [[Edmonde Charles-Roux]]. Der Film handelt vom Aufstieg eines mittellosen Waisenmädchens aus der französischen Provinz zur Ikone der Haute Couture.
* Ebenfalls 2009 wurde der Film ''[[Coco Chanel & Igor Stravinsky]]'' auf den [[Internationale Filmfestspiele von Cannes|Filmfestspielen in Cannes]] vorgestellt. Er beginnt 1913 mit dem berühmten Opernskandal von [[Igor Strawinsky]]s ''[[Le Sacre du printemps]]'' und schildert im Weiteren die Liebesbeziehung von Chanel mit dem verheirateten Komponisten.
* Im Jahr 2009 wurde der Film ''[[Coco Chanel & Igor Stravinsky]]'' auf den [[Internationale Filmfestspiele von Cannes|Filmfestspielen in Cannes]] vorgestellt. Er beginnt 1913 mit dem Opernskandal, den der Komponist [[Igor Strawinsky|Strawinsky]] mit ''[[Le Sacre du printemps]]'' auslöste, und schildert Chanels Liebesbeziehung zu ihm.
* ''Coco Chanel: Die Revolution der Eleganz.'' Dokumentarfilm, Regie: Jean Lauritano, Frankreich, 2018, [[ARTE]].
* ''Coco Chanel: Die Revolution der Eleganz.'' Dokumentarfilm, Regie: Jean Lauritano, Frankreich, 2018, [[ARTE]].



Aktuelle Version vom 15. Juli 2024, 12:50 Uhr

Coco Chanel (1931)

Coco Chanel (* 19. August 1883 in Saumur, Pays de la Loire als Gabrielle Chasnel; † 10. Januar 1971 in Paris) war eine international bekannte französische Modeschöpfererin und Unternehmerin.

Coco Chanel gründete Anfang der 1910er Jahre das Modehaus Chanel und prägte mit ihren Entwürfen die Modegeschichte. Ab 1913 war sie Wegbereiterin einer damals nahezu revolutionären funktionellen Damenmode mit wadenlangem Rock oder luftiger Hose, lose gegürtetem Oberteil und Kurzhaarschnitt für selbstbewusste moderne Frauen. In den 1920er Jahren kreierte Coco Chanel das „kleine Schwarze“, das noch immer einen Klassiker in der Damenmode darstellt. 1922 brachte sie das Parfüm Chanel Nº 5 auf den Markt, das als meistverkauftes Duftwasser der Welt gilt. Zwischen 1940 und 1944 arbeitete sie im von deutschen Truppen besetzten Paris als Agentin F-7124 für die deutsche Abwehr. Ab Mitte der 1950er Jahre wurde ihr Chanel-Kostüm aus einem losen, meist bordierten Tweed-Jäckchen und ausgestelltem Rock weltbekannt.

Coco Chanels Vermächtnis, das weltweit tätige Unternehmen Chanel, gehört mit einem Jahresumsatz von mehr als sechs Milliarden US-Dollar (2012)[1] zu den größten und bedeutendsten in der Modebranche.

Leben

Jugend und Ausbildung

Das Grand Café in Moulins, hier wurde ihr der Spitzname Coco von einer Gruppe von Offizieren gegeben, die sie gerne singen hörten

Um Coco Chanels Jugend ranken sich zahlreiche Legenden, zu deren Entstehung sie selbst beigetragen hat. Sie wurde als zweite uneheliche Tochter des Hausierers Henri-Albert Chasnel[2] und der Wäscherin Eugénie Jeanne Devolle in einem Armenhaus in Saumur an der Loire (Anjou) geboren.[3] In der am 20. August 1883 ausgestellten Geburtsurkunde wurde Chasnel als Nachname des Vaters und Gabrielle als Vorname des Kindes eingetragen.[4] Erst 1884 heirateten ihre Eltern. Sie hatte fünf Geschwister, zwei Schwestern, Julia (* 1882) und Antoinette (* 1887), sowie drei Brüder, Alphonse (* 1885), Lucien (* 1889) und Augustin (* 1891), der nach wenigen Monaten starb.

Als Gabrielle Chasnel zwölf Jahre alt war, starb ihre Mutter. Der Vater gab sie und ihre ältere Schwester in die Obhut eines von Nonnen geführten Waisenhauses, wo Gabrielle den Beruf der Näherin erlernte. Ihren Vater sah sie nie wieder und gab später an, er sei nach Amerika ausgewandert. Mit Erreichen des 18. Lebensjahrs wurde sie aus dem Waisenhaus des Klosters Obazine entlassen. Danach erhielt sie als Barmherzigkeitsschülerin zwei Jahre kostenlos Unterricht im Pensionat Notre-Dame der Stiftsdamen von Saint Augustin in Moulins in der Auvergne.[5] Mit 20 Jahren arbeitete sie als Angestellte in einem Aussteuer- und Babyartikelgeschäft, wo sie auch Logis erhielt, und nahm privat Aufträge als Schneiderin an.

Das Grand Café in Moulins, einer Garnisonsstadt, ließ Gäste als Sänger auftreten. Gabrielle Chasnel trug dort und im Varietétheater Rotonde vor allem zwei Lieder vor: Qui qu’a vu Coco? und Ko-Ko-Ri-Ko. Im Publikum saßen Offiziere des Jägerregiments, die ihr den Spitznamen „Coco“ gegeben haben sollen.[3] 1906 lernte Coco Chanel im nahen Vichy, wo sie sich ebenso als Sängerin versuchte und in den Kurbädern Gelegenheitsarbeiten übernahm, Étienne Balsan kennen, den Erben einer einflussreichen Industriellenfamilie.[6] Sein Vater, Auguste (1836–1896), hatte die Textilfabrik Balsan geleitet, die seit der Herrschaft Napoleon Bonapartes die französische Armee mit Uniformen versorgte, und war Bürgermeister und Verwalter der Banque de France in Châteauroux sowie Abgeordneter des Département Indre gewesen.

Balsans Anwesen Royallieu, in dem Chanel von 1906 bis 1909 lebte

Das Liebesverhältnis Étienne Balsans mit Chanel galt als Mesalliance, dennoch folgte sie ihm auf sein Anwesen Royallieu in der Nähe des Schlosses von Compiègne und wurde mit 23 Jahren seine Geliebte. Sie verbrachte mehrere Jahre auf Royallieu. Hier machte Chanel Bekanntschaft mit dem mondänen Leben, lernte reiten, trieb Sport und ersann nebenbei zu diesem lässigen Lebensstil passende Kleidungsstücke. Hier traf sie auch ihre große Liebe, den Briten Arthur „Boy“ Capel.

Mit Balsans finanzieller Unterstützung eröffnete Chanel im Jahr 1909 in seiner Pariser Wohnung am Boulevard Malesherbes Nr. 160 ein Hutatelier. Chanels moderne, ungewohnt schlichte Hüte erfreuten sich im Bekanntenkreis Balsans und der gehobenen Pariser Gesellschaft rasch großer Beliebtheit, wurden an Pariser Persönlichkeiten gesehen und in Modezeitschriften abgebildet.

Unternehmensgründung

Mit einer Bürgschaft und einem Kredit ihres neuen Freundes,[7] Arthur „Boy“ Capel, zog Chanels Hutatelier 1910 in ein Ladenlokal der Rue Cambon Nr. 21 in Paris, und im Seebad Deauville eröffnete 1913 eine Modeboutique namens Chanel Modes. Dieses Jahr gibt das Modehaus Chanel heute als Gründungsjahr an.

Frühe Erfolgsjahre

Hutmodell von Coco Chanel (1912)

1915 besaß Coco Chanel Modesalons in Paris, Deauville und Biarritz. Sie entwarf schlichte, den Körper locker umspielende Kleider aus Baumwolljersey und kreierte damit eine neue funktionale Mode mit klaren Linien ohne die bis dahin üblichen Verzierungen. Chanel trug ihre eigene Mode und eine moderne Kurzhaarfrisur im Bob-Stil. 1918 eröffnete sie ihren Haute-Couture-Salon in der Rue Cambon Nr. 31. Chanels Geschäft wuchs schnell. Schon 1916 beschäftigte sie 300 Näherinnen, konnte ihre Schulden bei Capel begleichen und so ihre Unabhängigkeit sichern. Im selben Jahr erklärte die amerikanische Zeitschrift Vogue Chanels Stil zum „Inbegriff der Eleganz“. Ihre Mode unterschied sich durch ihre Zurückhaltung deutlich von der ihrer Konkurrenten.

Chanel-Karikatur von Georges Goursat (1919)

Capel starb 1919 bei einem Autounfall. 1920 erwarb Chanel eine Villa namens Bel Respiro in Garches und bezog 1923 eine Stadtwohnung in der Rue du Faubourg Saint-Honoré Nr. 29 in Paris.

1924 gründete sie mit Geschäftspartnern die vom Modeunternehmen zunächst unabhängige Parfümsparte Parfums Chanel in Neuilly-sur-Seine, an der sie selbst 10 % der Anteile hielt. 1931 reiste sie für einige Wochen nach Hollywood, um auf Einladung des Filmproduzenten Samuel Goldwyn, der ihr die damals spektakuläre Summe von einer Million Dollar anbot, Kostüme für Gloria Swanson in dem Film Tonight or Never (1931) sowie für die Tänzerinnen der Goldwyn-Girls und Ina Claire in The Greeks Had a Word for Them (1932) zu entwerfen. Nachdem Chanels Arbeiten als für Hollywood nicht extravagant genug kritisiert worden waren, kehrte sie nach Paris zurück, jedoch nicht ohne in den USA Marlene Dietrich und Greta Garbo als Chanel-Kundinnen gewonnen zu haben.

Im November 1932 zeigte Chanel in ihrer Wohnung in Paris eine mit dem Illustrator Paul Iribe entworfene Schmuckkollektion mit dem Namen Bijoux de Diamants. Als Chanels Pariser Betrieb 1936 bestreikt wurde, hatte sie etwa 4000 Angestellte.

Coco Chanel, 1928

Im Jahr 1928 kaufte Chanel in Roquebrune-Cap-Martin an der Côte d’Azur ein Grundstück und ließ dort nach eigenen Vorstellungen ihre Villa La Pausa errichten, die 1930 fertiggestellt und 1953 verkauft wurde. Im Jahr 2015 verkündete das Haus Chanel, dass sich die Villa, deren Kaufpreis 2013 in der Presse auf 40 Millionen Euro geschätzt wurde, wieder im Unternehmensbesitz befinde.[8]

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 schloss Coco Chanel ihr Modeunternehmen, und alle Mitarbeiter verloren ihre Arbeit. Sie zog sich nach Südfrankreich nahe der spanischen Grenze zurück und kehrte im Herbst 1940 nach Paris zurück.

Im Jahr 1937 hatte Chanel im Pariser Hotel Ritz an der Place Vendôme eine rückseitig zur Rue Cambon gelegene Zwei-Zimmer-Suite angemietet, in der sie fortan nächtigte und in der sie 1971 auch starb. Ihre eigentliche Wohnung, in der es kein Schlafzimmer gab, befand sich seit Mitte der 1930er Jahre auf der anderen Straßenseite über ihrem Atelier im zweiten Stock des Hauses Nr. 31 der Rue Cambon. Die Wohnung ist nahezu unverändert erhalten.

Besatzungszeit

Nach Beginn der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg floh Coco Chanel zunächst in den unbesetzten Süden des Landes und kehrte im Herbst 1940 nach Paris zurück. In ihrem damaligen Wohnsitz, dem von den Besatzern beschlagnahmten Hotel Ritz, begegnete sie dem Diplomaten und früheren Presseattaché der deutschen Botschaft in Paris, Hans Günther von Dincklage, der auch für die Gestapo tätig war.[9] Der Sohn eines preußischen Majors[10] und der Tochter eines 1870 in England eingebürgerten deutschen Kaufmanns[11] wurde ihr Liebhaber.

Agentin des Deutschen Reichs

Ein Buch des ehemaligen Geheimdienstoffiziers Hal Vaughan, Sleeping with the Enemy: Coco Chanel’s Secret War,[12] basiert auf inzwischen freigegebenen Dokumenten aus deutschen Archiven und britischen MI6-Archiven und belegt, dass Chanel als Spionin der deutschen Abwehr rekrutiert und unter dem Codenamen „Westminster“ (in Anspielung auf einen ihrer früheren Liebhaber, den Herzog von Westminster) zur Agentin F-7124 wurde. Eine kürzlich freigegebene Akte aus dem Archiv des Pariser Polizeipräsidiums, die Chanel betrifft und dieselbe Agentennummer und denselben Codenamen aufweist, bestätigt dies.[13] Chanel war für die deutschen Besatzer, die in Paris im Hotel Ritz ihr Quartier eingerichtet hatten, ob ihrer zahlreichen Kontakte in höchste Kreise eine interessante Figur.[14] Angeworben wurde sie von Leutnant Hermann Niebuhr, der sie mit Baron Louis de Vaufreland, einem französischen Gestapo-Agenten in Marokko und Anwerber deutscher Spione, in Kontakt brachte und sie 1941 auf eine Mission nach Spanien schickte.[15] Aus der dortigen britischen Botschaft sollte sie kriegswichtige Informationen für Deutschland in Erfahrung bringen.

Winston Churchill und Coco Chanel, 1920er-Jahre

Chanel mag sich zu der Zusammenarbeit mit den Deutschen entschlossen haben, da André Palasse, ein Sohn einer ihrer Schwestern, von diesen interniert worden war. Der junge Mann wurde daraufhin tatsächlich freigelassen.[16]

Mit dem deutschen SS-Offizier Walter Schellenberg fädelte Chanel 1944 in Berlin die geheime „Operation Modellhut“ ein: Über Samuel Hoare, den britischen Botschafter im neutralen Spanien, sollte sie mit ihrem alten Bekannten Winston Churchill Kontakt aufnehmen und ihn zu einem Separatfrieden Großbritanniens mit Deutschland überreden.[17] Doch die Aktion scheiterte schon daran, dass es nie zu dem beabsichtigten Treffen kam, zumal Churchill an einer Lungenentzündung erkrankte, während sich Chanel in Madrid aufhielt.[18]

Chanels Versuch, in der Besatzungszeit durch „Arisierung“ in den Besitz von Parfums Chanel zu gelangen, scheiterte.[19] Arisierungen fanden zwischen 1933 und 1945 im Deutschen Reich sowie in den diesem angeschlossenen und von Deutschen besetzten Ländern statt. Meist wurden diese Enteignungen jüdischen Besitzes als ordnungsgemäßer Verkauf inszeniert, doch geschah dieser unter erheblichen faktischen oder behördlichen Zwängen, sodass die Verkäufer nur selten einen angemessenen Preis erzielten. Wertheimer hatte vor seiner Flucht seine Anteile an Parfums Chanel pro forma dem befreundeten Flugzeughersteller Félix Amiot (1894–1974) übertragen, der sie ihm nach dem Weltkrieg zurückgab.

Obwohl Chanel wie viele ihrer französischen und britischen Freunde durchaus antisemitisch eingestellt war, handelte sie wohl nicht aus politischer Überzeugung. „Sie war eine außergewöhnliche Opportunistin“, behauptet ihr Biograf Vaughan in seinem Buch. Im September 1944 wurde sie im Hotel Ritz als Kollaborateurin verhaftet und schon nach wenigen Stunden freigelassen – auf persönliche Anweisung Churchills, so die Vermutung einiger Historiker.[19]

Nachkriegszeit

Nach der Befreiung Frankreichs kam es im Rahmen von Säuberungen zu Ausschreitungen gegen tatsächliche und vermeintliche Kollaborateure. Coco Chanel blieb davon verschont, aber ihr Ruf war angeschlagen, und sie zog nach Lausanne in der Schweiz, wo sie bis 1954 lebte. Dincklage hatte sich schon 1944 dorthin abgesetzt. Ihre Liaison soll noch sechs Jahre gedauert haben. Laut Vaughan unterstützte sie Dincklage und den bei den Nürnberger Prozessen verurteilten SS-Offizier Walter Schellenberg finanziell, nachdem dieser 1951 aus der Haft entlassen wurde, und verpflichtete damit beide zum Schweigen.[20][21] 1952 übernahm Chanel die Kosten für die Bestattung Schellenbergs in Turin. Von Dincklage starb 1974 auf Mallorca.[22][23][18]

Nach ihrer Rückkehr nach Paris 1954 bereitete Coco Chanel ihr Comeback vor.[19] Einige Quellen vermuten, dass der New Look von Christian Dior, den sie als Rückfall in die Zeit des steifen Korsetts bezeichnet haben soll, sie herausforderte und zu neuen eigenen Kreationen motivierte. Ihre Rückkehr in die Modewelt wurde von ihrem Geschäftspartner Pierre Wertheimer finanziert, der einen Alleingang Chanels fürchtete, aber zu einer freundschaftlichen Lösung unter Berücksichtigung einiger Privilegien in der Vermögensteilung bereit war. Im Gegenzug erhielt Wertheimer zusätzlich zu seinem Besitz der Parfümsparte von Chanel 1954 auch 100 % der Anteile an Chanels Modeunternehmen. Die Parfüm- und die Modesparte sind heute bereits in der dritten Generation im Alleinbesitz der Familie Wertheimer.

Späte Erfolgsjahre

„Drei Namen aus diesem Jahrhundert wird Frankreich nie vergessen: de Gaulle, Picasso, Chanel“

Adresse von Coco Chanels Privatwohnung: 31, rue Cambon

Am 5. Februar 1954 eröffnete Coco Chanel nach neunjähriger Schaffenspause ihr Modegeschäft in der Rue Cambon mit einer neuen Kollektion, die von der französischen Presse zunächst spöttisch als „Fiasko“ bezeichnet wurde. Die dargestellten Modelle seien „Phantome von Kleidern aus den 1930ern“. Chanel saß während der Modenschauen stets auf der Wendeltreppe ihres Ateliers und beobachtete außer Sichtweite der Zuschauer über eigens dafür angebrachte Wandspiegel die unter ihr defilierenden Mannequins. Nachdem das US-amerikanische Magazin Life ein Jahr danach die Eleganz ihrer Tweedkostüme würdigte und ihre Mode als „Revolution“ bezeichnete und immer mehr internationale Stars wie Marlene Dietrich, Brigitte Bardot, Grace Kelly, Romy Schneider, Ingrid Bergman und Elizabeth Taylor Kleidungsstücke von Chanel trugen, begann der Siegeszug des Chanel-Kostüms.

Chanel galt in ihren späten Lebensjahren in der Branche als schwierige, bittere[25] Persönlichkeit, die zum Ende ihres Lebens ein zurückgezogenes, einsames Dasein in ihren Ateliers und ihrer Wohnung führte. Karl Lagerfeld, der Chanel nie persönlich kennenlernte, nannte sie „wild, launisch und aggressiv“.[26]

Am 11. Oktober 1965 gründete Coco Chanel die Stiftung Fondation CoGa (Silbenwort aus ‚Coco‘ und ‚Gabrielle‘) mit Sitz in Vaduz, Liechtenstein, und setzte diese als Alleinerbin ihres beträchtlichen Vermögens ein.[27] Eine der Begünstigten der Stiftung ist ihre Großnichte Gabrielle Palasse-Labrunie (* 1926).[28]

Coco Chanel starb am 10. Januar 1971 in ihrer Suite im Hotel Ritz. Bis zuletzt hatte sie an einer neuen Kollektion gearbeitet, angeblich litt sie an Durchblutungsstörungen im Kopf. Ihre letzten Worte sollen gelautet haben: „So stirbt man also.“[29] Zwei Wochen nach ihrem Tod zeigte das Haus Chanel ihre letzte Modekollektion in einer Modenschau.

Grab von Coco Chanel, Friedhof Bois-de-Vaux, Lausanne

An der Trauerfeier am 13. Januar 1971 in der Kirche La Madeleine in Paris nahmen Salvador Dalí, Serge Lifar, der Tänzer Jacques Chazot, die Witwe von Henri Bernstein, die Chanel-Biografin Claude Delay (Tochter von Jean Delay), Edmonde Charles-Roux, die Modeschöpfer Yves Saint-Laurent, André Courrèges, Marc Bohan und Paco Rabanne,[30] Coco Chanels Mannequins in Chanel-Kostümen und zahlreiche wohlhabende Kundinnen, darunter Marie-Hélène de Rothschild, teil. Der Sarg mit Chanels sterblichen Überresten wurde nach dem Gottesdienst nach Lausanne überführt und auf dem Cimetière du Bois-de-Vaux beigesetzt.[31] Ihren Grabstein hatte Chanel selbst entworfen: Neben ihrem Namen „Gabrielle Chanel“, ihrem Geburts- und Todesjahr zieren ihn als Hinweis auf ihr Sternzeichen fünf eingemeißelte Löwenköpfe.

Freundschaften

Coco Chanel soll zahlreiche Liebschaften gehabt haben.[23] Ihre frühen Beziehungen werden in dem Film Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft (2009) thematisiert. Nach ihrer Liaison mit Étienne Balsan, der sie 1906 aus Moulins auf sein Landgut bei Compiègne holte, lebte sie ab 1908/09 mit einem Freund Balsans, dem englischen Polo-Spieler Arthur „Boy“ Capel, zusammen.

Misia Sert, enge Freundin von Coco Chanel, in einem Renoir-Porträt (1909)

Nach Capels Unfalltod im Jahr 1919 verbrachte Chanel mit Misia Sert, die sie 1917 über eine ihrer Kundinnen, die Schauspielerin Cécile Sorel, kennenlernte, und Serts späterem Ehemann, Josep Maria Sert, einige Zeit in Venedig. Über Serts Bekanntenkreis kam Chanel in Kontakt mit Persönlichkeiten wie Jean Cocteau, Charles Dullin, Sergej Diaghilew, Igor Strawinsky und dessen Familie, Pablo Picasso, Pierre Bonnard, Maurice Ravel oder Édouard Vuillard. Auch Jean Renoir, Georges Auric, Christian Bérard, Boris Jewgenjewitsch Kochno, Paul Morand, Joseph Kessel, Irving Penn und Max Jacob waren mit Chanel bekannt. Für Cocteau, den Chanel 1928 in der Rue Cambon wohnen ließ und dem sie 1929 eine Entzugskur bezahlte, sowie für Dullin schuf sie Bühnenkostüme, unter anderem für das Theaterstück Antigone (1924), das Ballett Le Train Bleu (1924) und den Film Das Blut eines Dichters (1930). 1921 wurde Chanel eine kurze Affäre mit Igor Strawinsky nachgesagt, den sie mit seiner Familie in ihrem Haus in Garches wohnen ließ. Diese Beziehung ist Thema des Films Coco Chanel & Igor Stravinsky (2009). 1920 hatte sie bereits die Wiederaufnahme seines umstrittenen Werks Le Sacre du printemps finanziert.

1921/22 führte Chanel eine Liaison mit Dmitri Pawlowitsch Romanow, dem Enkel des russischen Zaren Alexander II. und Cousin des letzten Zaren Nikolaus II. Durch den Großfürsten ließ sich Coco Chanel in ihren folgenden Modekollektionen von russischen Pelzmänteln und Stickereien sowie byzantinischem Schmuck inspirieren. Dmitris Schwester, Maria Pawlowna Romanowa, gründete 1921 das Atelier Kitmir, in dem bestickte Stoffe für das Haus Chanel angefertigt wurden.[32] Über Dmitri Pawlowitsch Romanow lernte Chanel den französischen Parfümeur am Zarenhof, Ernest Beaux, kennen, mit dem sie 1921 ihr erstes Parfüm, Chanel No. 5, kreierte.

Chanel und Hugh Grosvenor, 2. Duke of Westminster (zwischen 1925 und 1930 fotografiert)

Von 1922 bis 1924 war der Dichter Pierre Reverdy Chanels Begleiter, danach war sie bis 1930 mit Hugh Grosvenor, 2. Duke of Westminster liiert, den sie 1923 in Monte Carlo kennenlernte. Auf das Umfeld des Herzogs von Westminster, damals der reichste Mann Englands, sind unter anderem Chanels Ideen zu Tweedjacken, kurzen Pullovern und Damenhosen zurückzuführen.[3] Zu Westminsters Freundeskreis zählte Winston Churchill. Mit Westminster und Churchill als Gast verbrachte Chanel 1928 einen Urlaub im Landhaus des Herzogs in Sutherland, das sie 1926 für ihn einrichtete. Mit Westminster verbrachte Chanel überdies mehrere Urlaube in dessen Landhaus in Mimizan, wohin Chanel gelegentlich auch einige ihrer Näherinnen zum bezahlten Urlaub einlud.

Im Jahr 1929 organisierte Chanel das Begräbnis von Diaghilew in Venedig, der dort verarmt gestorben war. 1932 begann sie eine Liebesbeziehung mit dem Illustrator Paul Iribe, der 1935 an Herzversagen starb. Nach dem Ende ihrer Liaison mit Hans Günther von Dincklage im Jahr 1950 wurden keine weiteren Beziehungen Chanels bekannt.

Viele bekannte Lichtbildkünstler wie Man Ray, Cecil Beaton, Horst P. Horst, Henri Cartier-Bresson, George Hoyningen-Huene und Roger Scholl[33] und Douglas Kirkland[34] fotografierten Coco Chanel und trugen so zu ihrem Mythos bei.

Für Romy Schneider zählte Coco Chanel in den 1960er Jahren als Stilberaterin und Freundin zu den Menschen, die ihr „Leben von Grund auf verändert“ haben.[35] Eine treue Freundin ihrer letzten Jahre war die Brasilianerin Aimée de Heeren, die jährlich vier Monate in Paris im dem Hotel Ritz nahegelegenen Hôtel Meurice lebte.[36]

Werke

„Ich mache keine Mode. Ich bin die Mode.“

Coco Chanel zugeschriebenes Zitat[37]
Damen-Handtasche Chanel 2.55
Flakon des Damendufts Chanel Nº 5

Wie keine andere Modeschöpferin prägte Coco Chanel den modernen Kleidungsstil der Frau und hatte einen erheblichen Anteil an der Entwicklung von Paris zu einem Modezentrum des 20. Jahrhunderts. Bereits Mitte der 1910er Jahre war sie mit ihrem florierenden Modeunternehmen eine wohlhabende Geschäftsfrau.

Chanel sagte gern, sie habe die Frauen aus dem Korsett befreit. Die erste Mode ohne Korsett wurde allerdings bereits von Madeleine Vionnet und Paul Poiret Anfang der 1900er Jahre geschaffen. Poirets farbenfrohe Mode samt Pluderhosen im Harem-Stil war jedoch nicht für die arbeitende Frau geeignet, sondern eine Freizeit- und Ausgehmode, Chanel bezeichnete sie später als „barbare“, wild und exotisch.[38] Chanels bevorzugte Farben waren hingegen Schwarz, Weiß und Beige.

In den 1920er Jahren galt Chanel als Erfinderin des „Seawear“: Matrosenhut, langärmeliges Jerseyshirt, um den Hals eine mehrreihige Kette, die weite weiße Seemannshose geschickt auf Taille gebracht, und unter ihrem Saum blitzt der blanke Knöchel hervor. Die Barfüße stecken in Espadrilles. Der Strand-Pyjama war geboren. Sie entwarf auch neuartige gestrickte Badeanzüge mit Bewegungsfreiheit, die am Oberschenkel endeten und unter denen Shorts hervorschauten.[39]

Für gesellschaftliche Anlässe erfand Chanel das Cocktailkleid, das als „kleines Schwarzes“ bekannt wurde.[40] Sie kürzte die Röcke auf eine damals skandalöse Länge knapp unterhalb des Knies. Für eine sportlichere Linie verwendete sie erstmals körperbetonende Jerseystoffe. Für Geschäftsfrauen auf der ganzen Welt wurde das Chanel-Kostüm aus Tweed zum Standard. Es war oft mit schwarzem Besatz und Goldknöpfen verziert und wurde gern mit langen Perlenketten getragen. Weitere Beiträge Chanels zur Damenmode waren Hosen, Strickensembles (Twinset), Schuhe mit Fersenriemen (siehe Slingbacks) und gesteppte Handtaschen mit Schulterkette („Chanel 2.55“). Hinzu kam auffälliger Modeschmuck anstelle von echtem Schmuck.

Zusammen mit dem Parfümeur Ernest Beaux kreierte sie 1921 „Chanel Nº 5“. Es war das erste populäre Duftwasser, das von einer Aldehydnote dominiert wurde und nicht vor allem nach Blumen, Zitrusfrucht oder Kräutern roch.

Das Metropolitan Museum of Art in New York, das die umfangreichste Modesammlung der Welt beherbergt, zeigt Coco Chanels Evening-Ensemble von 1936. Im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg fand 2014 eine Ausstellung unter dem Titel Mythos Chanel statt, die mehr als 150 originale Stücke bedeutender Sammlungen von Chanels Modekreationen zeigte.[41]

Das Modehaus nach Chanels Tod

Die Jahre nach Coco Chanels Tod waren weiterhin mit rasanten wirtschaftlichen Erfolgen der Marke Chanel verbunden. 1974 brachte Chanel das Eau de Toilette „Cristalle“ auf den Markt, 1975 „Beauté“, eine Serie von Kosmetikprodukten, und 1981 wurde der zweite Chanel-Herrenduft, „Antaeus“, lanciert.[42] Generell konnte das Modehaus Chanel jedoch nach dem Tod seiner Gründerin nicht an die Zeit unter ihrer Leitung anknüpfen. Es wurde nicht mehr als Neuerer des Modestils wahrgenommen, sondern geriet in den Ruf, gehobene Kleidung für gesetzte reiche Damen zu produzieren.

Dies änderte sich, als Karl Lagerfeld 1983 begann für Chanel zu entwerfen und dem Haus wieder zu seinem früheren Ruhm verhalf. Alleinige Eigentümer waren seit 1974 Alain und Gérard Wertheimer, die Enkel von Pierre Wertheimer. 1984 wurde das Parfüm „Coco“ lanciert, das sich eines weltweiten Absatzes erfreute. Ebenso erfolgreich gerieten die Kreationen Lagerfelds, die 1986 mit dem Pariser Haute-Couture-Preis Dé d'or (dt. Goldener Fingerhut) geehrt wurden. Der US-amerikanische Modeverband CFDA würdigte den Chanel-Designer Lagerfeld 1991 mit dem International Award.

Ehrungen

Gedenkmünze für Coco Chanel 2008

Zum 125. Geburtstag von Coco Chanel wurde 2008 eine goldene französische 5-Euro-Münze geprägt, die die Künstlerin mit einem ihrer erfolgreichsten Hutmodelle zeigt. In Mimizan in Südwestfrankreich wurde eine Allee nach Chanel benannt. Sie besaß in dem Badeort ein Haus, das später in eine Ferienkolonie integriert wurde.[43]

Straßenschild in Mimizan

Filme

Literatur

  • Lisa Chaney: Chanel. An Intimate Life. Fig Tree, London 2011, ISBN 978-1-905490-36-3.
  • Edmonde Charles-Roux: Coco Chanel – Ein Leben. Ihr Leben, ihre Welt und die Wahrheit hinter der Legende. Übersetzung Erika Tophoven. Zsolnay, Wien/Darmstadt 1988, ISBN 3-552-04026-9.
  • Edmonde Charles-Roux: Coco Chanel – Ihr Leben in Bildern. Knesebeck, München 2009, ISBN 978-3-89660-261-9.
  • Anne de Courcy: Coco Chanels Riviera – Vom Lieben, Leben und Überleben an der Cote d'Azur. Insel, Berlin 2022, ISBN 978-3-458-64286-2.
  • Manfred Flügge: Rettung ohne Retter oder: Ein Zug aus Theresienstadt. dtv, 2004, ISBN 3-423-24416-X (Chanels Kollaboration mit den Nationalsozialisten wird in diesem Roman ausführlich behandelt.)
  • Chris Greenhalgh: Coco Chanel & Igor Strawinsky. Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann, München 2010, ISBN 978-3-570-58019-6.
  • Detlef Lehmann: Die göttlichen Düfte: Salvador Dalí und seine Parfums. The Divine Fragrances in Zusammenarbeit mit Coco Chanel, Hrsg. John G. Bodenstein. EKS-Verlag Europäische Kultur Stiftung / Marco-VG Bonn, Berlin/Paris/New York 2004, ISBN 3-921754-39-9.
  • Gertrud Lehnert: Coco Chanel und Elsa Schiaparelli. Zwei Frauen leben ihren Traum. Ebersbach & Simon, Berlin 2015, ISBN 978-3-86915-114-4.
  • Catherine de Montalembert: Für immer Coco. Facetten einer Ikone (Originaltitel: Coco Chanel, une icone). Knesebeck, München 2012, ISBN 978-3-86873-433-1.
  • Paul Morand: Coco Chanel – L’allure de Chanel. Hermann, Paris 1976, ISBN 2-7056-5838-6.
  • Florence Müller: Christian Dior – Designer of Dreams. Ausstellungskatalog. Thames & Hudson, London 2017, ISBN 978-0-500-02154-5.
  • Justine Picardie: Coco Chanel: The Legend and the Life. HarperCollins, New York 2010, ISBN 978-0-06-196385-8.
    • deutsch: Chanel. Ihr Leben. Übersetzt von Gertraude Krueger und Dorthe Kaiser, mit Zeichnungen von Karl Lagerfeld. Steidl, Göttingen 2011, ISBN 978-3-86930-179-2.[44]
  • Maria Spitz (Hrsg.): Mythos Chanel. Ausstellungskatalog. Draiflessen Collection, Mettingen 2013, ISBN 978-3-942359-10-8.
  • Hal Vaughan: Sleeping With the Enemy – Coco Chanel Nazi Agent. (dt. Im Bett mit dem Feind – Coco Chanel als Nazi-Agentin.) Chatto & Windus, London 2011, ISBN 978-0-7011-8500-8.[45]
    • deutsch: Coco Chanel – Der schwarze Engel. Ein Leben als Nazi-Agentin. Aus dem Englischen von Bernhard Jendricke u. a. Hoffmann und Campe, Hamburg 2011, ISBN 978-3-455-50226-8.
  • Janet Wallach: Coco Chanel – Eleganz und Erfolg ihres Lebens. Kabel, München 1998, ISBN 3-8225-0513-7.
Commons: Coco Chanel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Eric Treguier: Les comptes de Chanel enfin dévoilés. In: challenges.fr. 9. Januar 2014, abgerufen am 26. Oktober 2021 (französisch).
  2. GABRIELLE. Abgerufen am 13. Juli 2023.
  3. a b c Justine Picardie: The secret life of Coco Chanel. In: Telegraph. 5. September 2010, abgerufen am 26. Oktober 2021.
  4. Die Geburtsurkunde (Memento vom 8. Dezember 2014 im Internet Archive). Im eigentlichen Formular (rechts) hat der Standesbeamte als Name des Vaters Henri Chasnel eingetragen (Ende der 7. Zeile), als Name der Mutter Eugénie Jeanne Devolles (9. Zeile), als Vorname des Kindes Gabrielle (11. Zeile). Zur Mutter heißt es: domiciliée avec son mari, also „wohnhaft bei ihrem Ehemann“ (Ende der 10. Zeile); das Paar war damals noch nicht verheiratet. Links oben hat eine Person mit anderer Handschrift zusammenfassend den Nachnamen und Vornamen des Kindes angegeben: Chasnel Gabrielle. Unterhalb wurden später die Sterbedaten vermerkt.
  5. Isabella Alston: Coco Chanel. TAJ Books International, 2014, ISBN 978-1-84406-382-6 (google.de [abgerufen am 13. Juli 2023]).
  6. Généalogies Balsan. In: genea-bdf.org. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
  7. Erfinderin des „Kleinen Schwarzen“. Abgerufen am 13. Juli 2023.
  8. La Pausa: Chanel kauft Cocos Riviera-Residenz zurück - WELT. 30. September 2015, abgerufen am 13. Juli 2023.
  9. Maximilian Scheer in So war es in Paris, Berlin 1972, S. 101: „Unterm 17. September 1934 finde ich den Wortlaut eines Briefes. Ihn schrieb der frühere Presseattaché an der deutschen Botschaft in Paris, Günther Freiherr von Dincklage, an das Propagandaministerium in Berlin: »Bei meinem damaligen Aufenthalt brachte ich dem Chef der Geheimen Staatspolizei, Herrn Diehls, eine Aufstellung genauer Adressenangaben über Emigranten, die sich an der Boykottbewegung beteiligten. Ich teilte Herrn Diehls mit, daß es mir vielleicht auch möglich sei, ihm genauere Angaben über die Hetzarbeit der KPD-Mitglieder im Auslande, besonders in Frankreich, zu machen. Herr Diehls sagte, daß die getarnte Tätigkeit der Kommunisten in Deutschland noch stark sei, und daß die Feststellung des Netzes … äußerst wertvoll wäre.«“
  10. Erst Hans-Günther von Dincklages Großvater wurde 1871 in den untitulierten Adel erhoben: Gothaisches Adeliges Taschenbuch, Briedadelige Häuser. 1931, S. 139.
  11. Zur Einbürgerung: The National Archives; Kew, Surrey, England; Duplicate Certificates of Naturalisation, Declarations of British Nationality, and Declarations of Alienage; Klasse: HO 334; Teilnummer: 70; Die gesamte Familie bei der Volkszählung 1871: The National Archives; Kew, London, England; 1871 England Census; Klasse: RG10; Teilnummer: 4300; S. 28; S. 49; GSU-Rolle: 846975. Beide Dokumente sind über ancestry online recherchierbar.
  12. 2011 auf Deutsch erschienen unter dem Titel Coco Chanel – Der schwarze Engel: Ein Leben als Nazi-Agentin.
  13. „Sleeping with the enemy“: Biographie stellt Coco Chanel als Nazi-Spionin dar - Kultur + Literatur - Panorama - Handelsblatt. 17. Dezember 2014, archiviert vom Original am 17. Dezember 2014; abgerufen am 13. Juli 2023.
  14. Justine Picardie: Coco Chanel at war. In: Telegraph. 13. September 2010, abgerufen am 26. Oktober 2021.
  15. Hal Vaughan: Coco Chanel - Der schwarze Engel : Ein Leben als Nazi-Agentin. Hoffmann und Campe, Hamburg 2011, ISBN 978-3-455-50226-8.
  16. Anke Schipp: Coco Chanel: Die Agentin mit der Perlenkette. In: FAZ.NET. 22. August 2011, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 13. Juli 2023]).
  17. Sebastian Hammelehle: Chanel-Skandalbiografie: Der Spatz von Nazi-Paris. In: Der Spiegel. 21. August 2011, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 13. Juli 2023]).
  18. a b Hans Michael Kloth, Corina Kolbe: Modelegende Chanel. In: Der Spiegel. 26. August 2008, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 13. Juli 2023]).
  19. a b c Coco Chanel: Die Agentin mit der Perlenkette - Gesellschaft - FAZ. 23. Dezember 2014, archiviert vom Original; abgerufen am 13. Juli 2023.
  20. Sascha Lehnartz: John Galliano und das schräge Weltbild der Designer. 6. März 2011, abgerufen am 8. Oktober 2018.
  21. Anke Schipp: Die Agentin mit der Perlenkette. 22. August 2011, abgerufen am 8. Oktober 2018.
  22. Chanel: una sola gota (de sangre judía) basta para matarte. 8. März 2016, abgerufen am 8. Oktober 2018 (spanisch).
  23. a b Der Spiegel, 2. November 1992, Mode, Frau ohne Gnade. PDF
  24. Chanel No. 1, vogue.com, Februar 2009.
  25. Mehr Chanel als Coco. 15. April 2014, abgerufen am 13. Juli 2023.
  26. PHOENIX-Programmhinweis für Donnerstag, 2. März 2000 / Thementag “Frauen”. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
  27. Coco Chanel, possédée par sa légende. In: Le Monde.fr. 23. August 2012 (lemonde.fr [abgerufen am 13. Juli 2023]).
  28. Chanel intime. 22. September 2011, abgerufen am 13. Juli 2023 (französisch).
  29. Berühmte Abschiedsworte: Coco Chanel (1883-1971). In: Der Spiegel. 5. April 2007, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 13. Juli 2023]).
  30. Gestorben: Gabrielle Bonheur (“Coco”) Chanel – Der Spiegel, 4/1971. In: Spiegel. 18. Januar 1971, archiviert vom Original; abgerufen am 16. November 2020.
  31. unternehmer 24. Abgerufen am 13. Juli 2023.
  32. Buck, Susanne: Mörder, Mode, Mitgiftjäger. Jonas Verlag, Weimar 2019, S. 64–73.
  33. Coco Chanel in der Nahaufnahme. In: DLF. 13. August 2009, abgerufen am 16. November 2020.
  34. Douglas Kirkland: “An Evening with Marilyn” & “Coco Chanel - Three Weeks”. In: Stadthaus Ulm. Abgerufen am 16. November 2020.
  35. Sechs Jahre wie im Rausch: Servus Sissi, hallo Sex & süßes Leben | News - Hamburger Morgenpost. 2. Januar 2015, archiviert vom Original am 2. Januar 2015; abgerufen am 13. Juli 2023.
  36. Coco Chanel & Cremerie de Paris. In: Cremerie de Paris. Abgerufen am 31. Oktober 2022.
  37. Coco, welt.de, 2. Januar 2014.
  38. Iris Hartl: Rauchen, Sporteln und Monokeln. In: stern.de. 12. Februar 2008, abgerufen am 26. Oktober 2021.
  39. Tanja Rest: Die Königin der Seawear. In: Mare-Magazin Nr. 141 - Online-Ausgabe. August 2020, abgerufen am 24. Februar 2023.
  40. Coco Chanel, die Erfinderin des Cocktailkleids (Memento vom 1. März 2013 im Internet Archive) Abgerufen am 27. Oktober 2021.
  41. Mythos Chanel. In: mkg-hamburg.de. Archiviert vom Original am 26. Oktober 2021; abgerufen am 26. Oktober 2021.
  42. François Baudot: Chanel. (= Magier der Mode). Aus dem Französischen übertragen von Anja Lazarowicz. Schirmer/Mosel, München / Paris / London 1996, ISBN 3-88814-815-4, S. 75.
  43. Les étés landais de Coco Chanel. 20. Juli 2010, abgerufen am 28. Dezember 2023 (französisch).
  44. Rezension durch Johannes Willms in der Süddeutschen Zeitung vom 11.–13. Juni 2011, S. 17.
  45. Oliver Meiler: Ein übler Duft von Coco Chanel. (Memento vom 26. Januar 2012 im Internet Archive) In: Tages-Anzeiger. 17. August 2011, abgerufen am 27. Oktober 2021.