„Club von Berlin“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Berlin, Mitte, Jaegerstrasse 1, Mietshaus, Landesvertretung Hamburg.jpg|mini|Sitz des ''Clubs von Berlin'' ([[Jägerstraße (Berlin)|Jägerstraße]] 1). Links daneben das alte [[Club von Berlin (Gebäude)|Clubgebäude]] (beide Teil der [[Vertretung der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund|Hamburger Vertretung]])]]
[[Datei:Berlin, Mitte, Jaegerstrasse 1, Mietshaus, Landesvertretung Hamburg.jpg|mini|Sitz des ''Clubs von Berlin'' ([[Jägerstraße (Berlin)|Jägerstraße]] 1). Links daneben das alte [[Club von Berlin (Gebäude)|Clubgebäude]] (beide Teil der [[Vertretung der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund|Hamburger Vertretung]])]]


Der '''Club von Berlin''' veranstaltet für seine Mitglieder regelmäßig Vorträge mit anschließender Diskussion zu aktuellen Themen der Zivilgesellschaft. Er wurde 1864 als Vereinigung von Kaufleuten, Wissenschaftlern, Politikern und Künstlern gegründet. Mit der Diktatur des Nationalsozialismus begann der Niedergang des Clubs. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlosch das Clubleben. Nach der Wiedervereinigung kam es zur Neubelebung, so dass der Club heute wieder ein aktives Forum der Begegnung für namhafte Personen aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft für die deutsche Hauptstadt darstellt.
Der '''Club von Berlin''' (CVB) wurde 1864 als exklusiver [[Herrenclub]] in [[Berlin]] gegründet. Vorbild war der vornehme [[Vereinigtes Königreich|englische]] Herrenclub. Im [[Volksmund]] wurde er „Millionenclub“ genannt, weil zu den Mitgliedern reiche Industrielle, Bankiers und Minister gehörten. Allein in Berlin gab es Ende des 19. Jahrhunderts zwölf solcher Clubs. Der Club von Berlin sollte der „geselligen Unterhaltung“ dienen und dem geistigen Austausch. Neben Bankiers und Industriellen gehörten dem Club Persönlichkeiten der Politik, aber auch Künstler wie [[Oskar Begas|Oskar]] und [[Reinhold Begas]], [[Martin Gropius]] und [[Richard Strauss]] und Wissenschaftler wie [[Ferdinand Sauerbruch]] an. Die meisten Mitglieder waren [[Monarchist]]en und überwiegend Anhänger des [[Nationalliberalismus]], Gegner des übersteigerten [[Nationalismus]] und mehrheitlich wohl auch Gegner des [[Antisemitismus]]. Zu den Clubmitgliedern gehörten auch [[Jüdisches Leben in Berlin|Juden]], die meisten allerdings [[Konvertit]]en.


Zurzeit (Stand: 2021) hat der Club rund 300 Mitglieder, deren Mitgliedsbeiträge das Clubleben finanzieren. Im Jahr werden rund 40 unterschiedliche Veranstaltungen geboten. Seine Clubräume befinden sich wieder in der [[Jägerstraße (Berlin)|Jägerstraße]] im [[Berlin]]er Ortsteil [[Berlin-Mitte|Mitte]].
== Struktur ==
Nach der Gründung wurde ein fünfköpfiges Direktorium gewählt, dessen Vorsitzender von 1864 bis 1877 [[Lauchlan MacLean]] war, der den Titel „Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat“ führte und von 1850 bis 1855 Mitglied des [[Preußischer Landtag|Preußischen Landtags]] war. Zu dieser Zeit hatte der Club etwa 180 Mitglieder, 1918 waren es rund 300, danach stieg die Zahl auf über 700.


== Geschichte ==
== Sitz in der Jägerstraße ==
Der Club von Berlin wurde am 8. Oktober 1864 als Gesellschaft mit dem Zweck „der geselligen Vereinigung und Unterhaltung ihrer Mitglieder“ gegründet. Der [[Vereinigtes Königreich|englische]] Herrenclub war das Vorbild. Geführt wurde er von einem von den Mitgliedern gewählten fünfköpfigen Direktorium, dessen Vorsitzender von 1864 bis 1877 [[Lauchlan MacLean]] war, der u. a. von 1850 bis 1855 dem [[Preußischer Landtag|Preußischen Landtag]] angehörte und als Ministerialdirektor im Preußischen Handelsministerium den Titel „Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat“ führte. Zu dieser Zeit hatte der Club etwa 180 Mitglieder, 1918 waren es rund 300, danach stieg die Zahl auf über 700 Mitglieder.
[[Datei:Clubhaus in der Jägerstrasse, Eingang, Berlin, Architekt Kayser & v. Groszheim, Kgl. Bauräte Berlin, Tafel 95, Kick Jahrgang II.jpg|mini|hochkant|Eingang zum alten Clubhaus um 1898]]


Der Club residierte seit 1893 im eigens erbauten [[Club von Berlin (Gebäude)|Clubhaus]] in der [[Jägerstraße (Berlin)|Jägerstraße]] 2/3. Dieses verfügte über eine Bibliothek, einen Weinkeller, ein Restaurant, Spielsalons und eine Kegelbahn. Bei den Treffen wurde zunächst gespeist, danach gab es einen Fachvortrag von einem Gastredner mit anschließender Diskussion. In den 1920er Jahren wurde die Geselligkeit allerdings weniger großgeschrieben als früher. 1937 fusionierten der ''Club von Berlin'' und der ''Deutsche Club'' (Berlin) zum ''Deutschen Club von Berlin''. Dieser spielte im gesellschaftlichen Leben der Hauptstadt jedoch keine besondere Rolle mehr.
Der Club residierte seit 1893 im eigens erbauten [[Club von Berlin (Gebäude)|Clubhaus]] in der Jägerstraße 2/3. Hier trifft sich der Club bis in die Gegenwart. Er verfügte über eine Bibliothek, einen Weinkeller, ein Restaurant, Spielsalons und eine Kegelbahn. Im [[Volksmund]] wurde er „Millionenclub“ genannt, weil zu den Mitgliedern reiche Industrielle, Bankiers und Minister gehörten. Allein in Berlin gab es Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts zwölf solcher Clubs. Der Club von Berlin sollte der „geselligen Unterhaltung“ dienen und dem geistigen Austausch. Neben Bankiers und Industriellen gehörten dem Club Persönlichkeiten der Politik, aber auch Künstler wie [[Oskar Begas|Oskar]] und [[Reinhold Begas]], [[Martin Gropius]] und [[Richard Strauss]] und Wissenschaftler wie [[Ferdinand Sauerbruch]] an. Zu den Clubmitgliedern zählten auch [[Jüdisches Leben in Berlin|Juden]], die meisten allerdings [[Konvertit]]en.<ref>{{Literatur |Autor=Max Josef Wolff |Titel=Club von Berlin, 1864–1924 |Datum=1926 |OCLC=36740639}}</ref>


In der [[Zeit des Nationalsozialismus]] begann der Niedergang des Clubs. 1938 fusionierten der ''Club von Berlin'' und der ''Deutsche (Herren-)Klub (Berlin)'' zum ''Deutschen Klub von Berlin''. Dieser spielte im gesellschaftlichen Leben der Hauptstadt allerdings keine besondere Rolle mehr. Jüdische Mitglieder mussten den Club verlassen. Diese Zeit wurde vom Club intensiv aufgearbeitet, unter anderem in einer eigenen Publikation.<ref>{{Literatur |Autor=Ariane Knackmuss |Titel=Willkommen im Club? – die Geschichte des Clubs von Berlin und das Schicksal seiner jüdischen Mitglieder im Nationalsozialismus |Verlag=Edition Andreae |Datum=2007 |ISBN=978-3-939804-31-4}}</ref>
== Der Club zwischen 1945 und 1990 ==
; In Ost-Berlin
1945 wurde der Club von den [[Alliierte#Zweiter Weltkrieg|Alliierten]] verboten. Das Haus des Clubs wurde 1945 von der sowjetischen Militäradministration enteignet und dem ''Bund der Kulturschaffenden'' übergeben, dem späteren [[Kulturbund der DDR|Kulturbund]], der seinen Sitz um die Ecke Eingang in der Mauerstraße errichtete. 1949 wurde das Gebäude Jägerstraße 2 von der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] in [[Volkseigentum]] umgewandelt und Sitz des ''[[Club der Kulturschaffenden|Clubs der Kulturschaffenden]]''.


Im Jahr 1945 wurde der Club von den [[Alliierte#Zweiter Weltkrieg|Alliierten]] verboten. Das Haus des Clubs wurde 1945 von der [[Sowjetische Militäradministration|sowjetischen Militäradministration]] enteignet und dem ''Bund der Kulturschaffenden'' übergeben, dem späteren ''[[Kulturbund der DDR|Kulturbund]]'', der seinen Sitz um die Ecke in der Mauerstraße errichtete. 1949 wurde das Gebäude Jägerstraße&nbsp;2 von der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] in [[Volkseigentum]] umgewandelt und Sitz des ''Clubs der Kulturschaffenden''. In [[West-Berlin]] mieteten Clubmitglieder für ihre Vorträge Räume am [[Kurfürstendamm]] an, doch die Zahl der Mitglieder sank kontinuierlich. Das Clubleben war in den 1980er Jahren weitgehend erloschen. Ende der 1980er Jahre waren es gerade noch 25 Mitglieder, unter ihnen die Bankiers [[Hermann Josef Abs]] und [[Johannes Zahn (Bankier)|Johannes Zahn]].
; In West-Berlin
In [[West-Berlin]] mieteten Clubmitglieder Räume am [[Kurfürstendamm]] an, doch die Zahl der Mitglieder sank kontinuierlich. Ende der 1980er Jahre waren es gerade noch 25.


Mit der [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Wiedervereinigung]] kam es zur Wiederbelebung des Clubs in einer zeitgemäßen Gestalt. Seit 1993 heißt der Club wieder ''Club von Berlin''. Er gab sich eine neue [[Satzung (Privatrecht)|Satzung]] und ließ Frauen als Mitglieder zu.
== Wieder in Berlins Mitte ==
Im Jahr 1992 wurde ein Notvorstand gebildet,<ref>Rolf Schneider: {{Webarchiv|text=''Vom Club zum Club''. |url=http://www.clubvonberlin.de/main/derclub/history/artikel.jpg |wayback=20071020091758 |archiv-bot=2018-04-04 16:40:10 InternetArchiveBot }} In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 8.&nbsp;Februar 1992</ref> seit 1993 heißt der Club wieder ''Club von Berlin''. Er gab sich eine neue Satzung und ließ Frauen als Mitglieder zu.


Nach der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende]] wurde die Immobilie in der Jägerstraße 2 in den Besitz des Bundesvermögens übernommen und 1998 zusammen mit dem Eckhaus Jägerstraße 1 an die [[Hamburg|Freie und Hansestadt Hamburg]] verkauft, die dort im Jahr 2000 die [[Vertretung der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund]] als [[Landesvertretung]] eröffnete.
Die Immobilie in der Jägerstraße&nbsp;2 wurde in den Besitz des Bundesvermögens übernommen und 1998 zusammen mit dem Eckhaus Jägerstraße&nbsp;1 an die [[Hamburg|Freie und Hansestadt Hamburg]] verkauft, die dort im Jahr 2000 die [[Vertretung der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund|Vertretung Hamburgs beim Bund]] als Landesvertretung eröffnete. Der Vereinssitz ist heute in der Jägerstraße&nbsp;1, in mehreren Räumen, die von der Stadt Hamburg angemietet sind.


2014 feierte der Club sein 150-jähriges Jubiläum. Die Festrede hielt Kulturstaatsministerin [[Monika Grütters]].<ref>[https://www.tagesspiegel.de/berlin/150-jahre-club-von-berlin-das-auf-und-ab-hat-tradition/10805684.html ''Das Auf und Ab hat Tradition.''] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 8. Oktober 2014.</ref>
Der Vereinssitz ist heute wieder in der Jägerstraße 1, dem Nachbar- und Eckgebäude zur Mauerstraße, in von der Stadt Hamburg angemieteten Räumen.<ref>[http://www.hamburg.de/landesvertretung Landesvertretung Hamburg] (mit Abb. der Gebäude und Kapitel zur Geschichte)</ref> 2003 hatte der Club rund 300 Mitglieder, seit 2004 ist er ein [[eingetragener Verein]] (e.&nbsp;V.).


== Clubleben ==
== Bekannte Mitglieder (Auswahl) ==
Der Club von Berlin will einen geschützten Raum schaffen, in dem offen und vertraulich Analysen und Handlungskonzepte für die Weiterentwicklung der Gesellschaft entstehen und diskutiert werden können. Mit seinen vielfältigen Veranstaltungen, Vorträgen und Diskussionen&nbsp;– aktuell sind es rund 40 Veranstaltungen pro Jahr&nbsp;– will er seinen Mitgliedern ein Forum des Austausches geben und Debatten anstoßen, nicht nur für Berlin, sondern auch darüber hinaus. Zugang zu den Veranstaltungen des Clubs haben nur Mitglieder des Clubs und eingeladene Gäste.

Seit 2004 ist er ein [[eingetragener Verein]]. Er ist als [[Gemeinnützigkeit|gemeinnützig]] anerkannt und finanziert sich vor allem durch die Beiträge seiner rund 300 Mitglieder.

Der Club hat einen Vorstand und ein [[Kuratorium]]. Höchstes Organ ist laut Satzung die Mitgliederversammlung.

== Gebäude ==
[[Datei:Clubhaus in der Jägerstrasse, Eingang, Berlin, Architekt Kayser & v. Groszheim, Kgl. Bauräte Berlin, Tafel 95, Kick Jahrgang II.jpg|mini|hochkant|Eingang zum alten Clubhaus, um 1898]]

Das zwischen 1892 und 1893 von den Architekten [[Heinrich Joseph Kayser]] und [[Karl von Großheim]] für den Club von Berlin erbaute und das inzwischen [[Denkmalschutz|denkmalgeschützte]] Haus wird heute von der Landesvertretung der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund und dem Club von Berlin genutzt. Es erhielt zur Jägerstraße eine reich gestaltete Fassade aus [[Sandstein]] im Stil des [[Neobarock]], während die Fassade zum Hof, die sich zur Mauerstraße hin öffnet, im [[Neorenaissance]]stil mit glasierten [[Ziegelstein|Ziegeln]] und rotem Sandstein gefasst wurde. Nach Schäden im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wieder aufgebaut, erfolgte ab 1999 die Instandsetzung mit Umbau und Modernisierung durch das Architekturbüro ''Dinse, Feest + Zurl''. Von der ursprünglichen Innenausstattung ist heute das Treppenhaus und die Raumfolge der Säle erhalten.

→ ''Siehe auch: [[Club von Berlin (Gebäude)|Gebäude des Club von Berlin]]''

== Mitglieder (Auswahl) ==
Der Club wurde 1864 als Vereinigung von namhaften Kaufleuten, Wissenschaftlern, Politikern und Künstlern gegründet. Zu ihnen gehör(t)en:
* [[Eduard Arnhold]] (1849–1925); Berliner [[Unternehmer]] („Kohlebaron“), Kunstsammler, [[Mäzen|Kunstmäzen]] und [[Philanthrop]]
* [[Eduard Arnhold]] (1849–1925); Berliner [[Unternehmer]] („Kohlebaron“), Kunstsammler, [[Mäzen|Kunstmäzen]] und [[Philanthrop]]
* [[Carl Bosch]] (1874–1940); [[Chemiker]], [[Techniker]] und [[Industrieller]] ([[I.G. Farben]]), Nobel-Preisträger
* [[Carl Bosch]] (1874–1940); [[Chemiker]], [[Techniker]] und [[Industrieller]] ([[I.G. Farben]]), Nobel-Preisträger
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* [[Adelbert Delbrück]] (1822–1890); Bankier von [[Bankhaus Delbrück|Delbrück-Schickler & Co.]]
* [[Adelbert Delbrück]] (1822–1890); Bankier von [[Bankhaus Delbrück|Delbrück-Schickler & Co.]]
* [[Bill Drews|Wilhelm Arnold Drews]] (genannt ''Bill'', 1870–1938); [[Jurist]], Staatsminister und [[Preußisches Oberverwaltungsgericht|Präsident des Preußischen Oberverwaltungsgerichts]] (1921–1937)
* [[Bill Drews|Wilhelm Arnold Drews]] (genannt ''Bill'', 1870–1938); [[Jurist]], Staatsminister und [[Preußisches Oberverwaltungsgericht|Präsident des Preußischen Oberverwaltungsgerichts]] (1921–1937)
* [[Carl Duisberg]] (1861–1935); Chemiker, Industrieller und [[Aufsichtsrat]]svorsitzender der I.G. Farben)
* [[Carl Duisberg]] (1861–1935); Chemiker, Industrieller und [[Aufsichtsrat]]svorsitzender der I.G. Farben)
* [[Joachim Gauck]] (* 1940) [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsident]] a.&#8239;D.
* [[Christian von Hammerstein (Jurist, 1933)|Christian von Hammerstein]] (1933–2019); [[Verwaltungsjurist]] und [[Ministerialdirigent]] a.&nbsp;D.
* [[Christian von Hammerstein (Jurist, 1933)|Christian von Hammerstein]] (1933–2019); [[Verwaltungsjurist]] und [[Ministerialdirigent]] a.&#8239;D.
* [[August Lucae]] (1835–1911); [[Otologie|Otologe]] und Mediziner
* [[August Lucae]] (1835–1911); [[Otologie|Otologe]] und Mediziner
* [[Günter Nooke]] (* 1959); DDR-Bürgerrechtler, Politiker ([[Bündnis 90]], [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]], [[Beauftragter für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe]] der Bundesregierung, Afrikabeauftragter im [[Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung|BMZ]],
* [[Günter Nooke]] (* 1959); DDR-Bürgerrechtler, Politiker ([[Bündnis 90]], [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]], [[Beauftragter für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe]] der Bundesregierung, Afrikabeauftragter im [[Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung|BMZ]],
* [[Ferdinand Sauerbruch]] (1875–1951); Mediziner und [[Chirurgie|Chirurg]]
* [[Ferdinand Sauerbruch]] (1875–1951); Mediziner und [[Chirurgie|Chirurg]]
* [[Hjalmar Schacht]] (1877–1970), [[Politiker]], [[Bankier]], [[Reichsbank]]&shy;präsident, [[Reichswirtschaftsministerium|Reichswirtschaftsminister]]
* [[Hjalmar Schacht]] (1877–1970), [[Politiker]], [[Bankier]], [[Reichsbank]]&shy;präsident, [[Reichswirtschaftsministerium|Reichswirtschaftsminister]]
* [[Carl Friedrich von Siemens]] (1872–1941); Großindustrieller aus der [[Siemens (Unternehmerfamilie)|Familie Siemens]]
* [[Carl Friedrich von Siemens]] (1872–1941); Großindustrieller aus der [[Siemens (Unternehmerfamilie)|Familie Siemens]]
* [[Bertold Sommer]] (* 1937); [[Bundesverfassungsgericht|Bundesverfassungsrichter]] a.&nbsp;D.
* [[Bertold Sommer]] (* 1937); [[Bundesverfassungsgericht|Bundesverfassungsrichter]] a.&#8239;D.
* [[Gustav Stresemann]] (1878–1929); [[Politiker]], [[Reichskanzler]] (1923) und danach bis zu seinem Tod in unterschiedlichen Kabinetten [[Auswärtiges Amt|Reichsminister des Auswärtigen]] der [[Weimarer Republik]]
* [[Gustav Stresemann]] (1878–1929); [[Politiker]], [[Reichskanzler]] (1923) und danach bis zu seinem Tod in unterschiedlichen Kabinetten [[Auswärtiges Amt|Reichsminister des Auswärtigen]] der [[Weimarer Republik]]

== Literatur ==
* Ariane Knackmuß, Marion Welsch (Hrsg.): ''Willkommen im Club? Die Geschichte des Clubs von Berlin und das Schicksal seiner jüdischen Mitglieder im Nationalsozialismus''. Lexxion Verlag, 2007.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.clubvonberlin.de/ Homepage des Clubs]
* [http://www.clubvonberlin.de/ Homepage des Clubs]
* [http://www.clubvonberlin.de/index.php/ueber/geschichte Geschichte des Clubs]
* [http://www.clubvonberlin.de/index.php/ueber/geschichte Geschichte des Clubs]
* {{LuiseLexBez |Titel=Club von Berlin |Bezirk=Mitte |ID=club_von_berlin |Band= |Seiten=}}
* [http://luise-berlin.de/lexikon//mitte/c/Club_von_Berlin.htm ''Club von Berlin''.] In: ''Bezirkslexikon des [[Luisenstädtischer Bildungsverein|Luisenstädtischen Bildungsvereins]]''


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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[[Kategorie:Berliner Verein]]
[[Kategorie:Berliner Verein]]
[[Kategorie:Gesellschaftsclub]]
[[Kategorie:Gesellschaftsclub]]
[[Kategorie:Gegründet 1864]]
[[Kategorie:Vereinsgründung 1864]]
[[Kategorie:Jägerstraße (Berlin)]]

Aktuelle Version vom 28. Juni 2024, 19:40 Uhr

Sitz des Clubs von Berlin (Jägerstraße 1). Links daneben das alte Clubgebäude (beide Teil der Hamburger Vertretung)

Der Club von Berlin veranstaltet für seine Mitglieder regelmäßig Vorträge mit anschließender Diskussion zu aktuellen Themen der Zivilgesellschaft. Er wurde 1864 als Vereinigung von Kaufleuten, Wissenschaftlern, Politikern und Künstlern gegründet. Mit der Diktatur des Nationalsozialismus begann der Niedergang des Clubs. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlosch das Clubleben. Nach der Wiedervereinigung kam es zur Neubelebung, so dass der Club heute wieder ein aktives Forum der Begegnung für namhafte Personen aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft für die deutsche Hauptstadt darstellt.

Zurzeit (Stand: 2021) hat der Club rund 300 Mitglieder, deren Mitgliedsbeiträge das Clubleben finanzieren. Im Jahr werden rund 40 unterschiedliche Veranstaltungen geboten. Seine Clubräume befinden sich wieder in der Jägerstraße im Berliner Ortsteil Mitte.

Geschichte

Der Club von Berlin wurde am 8. Oktober 1864 als Gesellschaft mit dem Zweck „der geselligen Vereinigung und Unterhaltung ihrer Mitglieder“ gegründet. Der englische Herrenclub war das Vorbild. Geführt wurde er von einem von den Mitgliedern gewählten fünfköpfigen Direktorium, dessen Vorsitzender von 1864 bis 1877 Lauchlan MacLean war, der u. a. von 1850 bis 1855 dem Preußischen Landtag angehörte und als Ministerialdirektor im Preußischen Handelsministerium den Titel „Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat“ führte. Zu dieser Zeit hatte der Club etwa 180 Mitglieder, 1918 waren es rund 300, danach stieg die Zahl auf über 700 Mitglieder.

Der Club residierte seit 1893 im eigens erbauten Clubhaus in der Jägerstraße 2/3. Hier trifft sich der Club bis in die Gegenwart. Er verfügte über eine Bibliothek, einen Weinkeller, ein Restaurant, Spielsalons und eine Kegelbahn. Im Volksmund wurde er „Millionenclub“ genannt, weil zu den Mitgliedern reiche Industrielle, Bankiers und Minister gehörten. Allein in Berlin gab es Ende des 19. Jahrhunderts zwölf solcher Clubs. Der Club von Berlin sollte der „geselligen Unterhaltung“ dienen und dem geistigen Austausch. Neben Bankiers und Industriellen gehörten dem Club Persönlichkeiten der Politik, aber auch Künstler wie Oskar und Reinhold Begas, Martin Gropius und Richard Strauss und Wissenschaftler wie Ferdinand Sauerbruch an. Zu den Clubmitgliedern zählten auch Juden, die meisten allerdings Konvertiten.[1]

In der Zeit des Nationalsozialismus begann der Niedergang des Clubs. 1938 fusionierten der Club von Berlin und der Deutsche (Herren-)Klub (Berlin) zum Deutschen Klub von Berlin. Dieser spielte im gesellschaftlichen Leben der Hauptstadt allerdings keine besondere Rolle mehr. Jüdische Mitglieder mussten den Club verlassen. Diese Zeit wurde vom Club intensiv aufgearbeitet, unter anderem in einer eigenen Publikation.[2]

Im Jahr 1945 wurde der Club von den Alliierten verboten. Das Haus des Clubs wurde 1945 von der sowjetischen Militäradministration enteignet und dem Bund der Kulturschaffenden übergeben, dem späteren Kulturbund, der seinen Sitz um die Ecke in der Mauerstraße errichtete. 1949 wurde das Gebäude Jägerstraße 2 von der DDR in Volkseigentum umgewandelt und Sitz des Clubs der Kulturschaffenden. In West-Berlin mieteten Clubmitglieder für ihre Vorträge Räume am Kurfürstendamm an, doch die Zahl der Mitglieder sank kontinuierlich. Das Clubleben war in den 1980er Jahren weitgehend erloschen. Ende der 1980er Jahre waren es gerade noch 25 Mitglieder, unter ihnen die Bankiers Hermann Josef Abs und Johannes Zahn.

Mit der deutschen Wiedervereinigung kam es zur Wiederbelebung des Clubs in einer zeitgemäßen Gestalt. Seit 1993 heißt der Club wieder Club von Berlin. Er gab sich eine neue Satzung und ließ Frauen als Mitglieder zu.

Die Immobilie in der Jägerstraße 2 wurde in den Besitz des Bundesvermögens übernommen und 1998 zusammen mit dem Eckhaus Jägerstraße 1 an die Freie und Hansestadt Hamburg verkauft, die dort im Jahr 2000 die Vertretung Hamburgs beim Bund als Landesvertretung eröffnete. Der Vereinssitz ist heute in der Jägerstraße 1, in mehreren Räumen, die von der Stadt Hamburg angemietet sind.

2014 feierte der Club sein 150-jähriges Jubiläum. Die Festrede hielt Kulturstaatsministerin Monika Grütters.[3]

Clubleben

Der Club von Berlin will einen geschützten Raum schaffen, in dem offen und vertraulich Analysen und Handlungskonzepte für die Weiterentwicklung der Gesellschaft entstehen und diskutiert werden können. Mit seinen vielfältigen Veranstaltungen, Vorträgen und Diskussionen – aktuell sind es rund 40 Veranstaltungen pro Jahr – will er seinen Mitgliedern ein Forum des Austausches geben und Debatten anstoßen, nicht nur für Berlin, sondern auch darüber hinaus. Zugang zu den Veranstaltungen des Clubs haben nur Mitglieder des Clubs und eingeladene Gäste.

Seit 2004 ist er ein eingetragener Verein. Er ist als gemeinnützig anerkannt und finanziert sich vor allem durch die Beiträge seiner rund 300 Mitglieder.

Der Club hat einen Vorstand und ein Kuratorium. Höchstes Organ ist laut Satzung die Mitgliederversammlung.

Gebäude

Eingang zum alten Clubhaus, um 1898

Das zwischen 1892 und 1893 von den Architekten Heinrich Joseph Kayser und Karl von Großheim für den Club von Berlin erbaute und das inzwischen denkmalgeschützte Haus wird heute von der Landesvertretung der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund und dem Club von Berlin genutzt. Es erhielt zur Jägerstraße eine reich gestaltete Fassade aus Sandstein im Stil des Neobarock, während die Fassade zum Hof, die sich zur Mauerstraße hin öffnet, im Neorenaissancestil mit glasierten Ziegeln und rotem Sandstein gefasst wurde. Nach Schäden im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut, erfolgte ab 1999 die Instandsetzung mit Umbau und Modernisierung durch das Architekturbüro Dinse, Feest + Zurl. Von der ursprünglichen Innenausstattung ist heute das Treppenhaus und die Raumfolge der Säle erhalten.

Siehe auch: Gebäude des Club von Berlin

Mitglieder (Auswahl)

Der Club wurde 1864 als Vereinigung von namhaften Kaufleuten, Wissenschaftlern, Politikern und Künstlern gegründet. Zu ihnen gehör(t)en:

Literatur

  • Ariane Knackmuß, Marion Welsch (Hrsg.): Willkommen im Club? Die Geschichte des Clubs von Berlin und das Schicksal seiner jüdischen Mitglieder im Nationalsozialismus. Lexxion Verlag, 2007.
Commons: Club von Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Max Josef Wolff: Club von Berlin, 1864–1924. 1926, OCLC 36740639.
  2. Ariane Knackmuss: Willkommen im Club? – die Geschichte des Clubs von Berlin und das Schicksal seiner jüdischen Mitglieder im Nationalsozialismus. Edition Andreae, 2007, ISBN 978-3-939804-31-4.
  3. Das Auf und Ab hat Tradition. In: Der Tagesspiegel, 8. Oktober 2014.