„Burgbrunnen“ – Versionsunterschied
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Version vom 13. November 2014, 17:43 Uhr
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/0b/K%C3%B6nigstein-01.jpg/220px-K%C3%B6nigstein-01.jpg)
Ein Burgbrunnen oder Festungsbrunnen war oftmals der sowohl hinsichtlich der Erbauungszeit als auch der Errichtungskosten aufwändigste Bauabschnitt einer Burganlage oder Festung. Sein Bau konnte zum Teil mehrere Jahrzehnte dauern.
Der Brunnen diente – neben Zisternen – sowohl in friedlichen Zeiten als auch in Belagerungsfällen der Burgbesatzung und gegebenenfalls auch der dort in Kriegszeiten schutzsuchenden Zivilbevölkerung als sichere Trinkwasserquelle. Sie konnte auch im Belagerungsfall nicht „von außen“ vergiftet werden (Brunnenvergiftungen zum Beispiel durch verwesende Kadaver waren im Mittelalter ein oft angewandtes Mittel, um eine Burgbesatzung zur Aufgabe zu zwingen).
Je nach Höhe der Burg über dem Grundwasserstand war, insbesondere bei Höhenburgen, oft ein beträchtlicher Höhenunterschied zu überwinden, um zur nächsten ausreichend wasserführenden geologischen Schicht zu gelangen. Außerdem trat beim Brunnenbau das Problem auf, die den Brunnen von Hand in den Felsen vortreibenden Arbeiter mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen.
Errichtungsweise
Um die Brunnenbauer mit Frischluft zu versorgen, wurde oft mittig im Brunnenschacht bis fast unten eine meist hölzerne Trennwand eingebaut, deren Ritzen mit Stroh und Pech möglichst luftundurchlässig verschlossen wurden. Über der einen Hälfte wurde sodann eine Feuerstelle errichtet, die ihre Luftzufuhr durch den entstandenen U-förmigen Kamin im Schacht erhielt, und damit einen kontinuierlichen Frischluftstrom durch die Schachtsohle bewirkte.
Liste mit sehr tiefen Burgbrunnen
In Deutschland gibt es einige der tiefsten Burgbrunnen der Welt. Sie finden sich auf der Reichsburg Kyffhausen (176 Meter Tiefe), der Festung Königstein (152 Meter Tiefe) und der Hohenburg in Homberg (150 Meter Tiefe).
Laut historischen Quellen soll sich ein Burgbrunnen mit einer Tiefe von über 197 Meter einst auf der Burg Regenstein bei Blankenburg befunden haben. Dieser ist bereits seit längerer Zeit verschüttet.
Tiefe in m | Burg | Land | Region | Gestein | Bemerkung |
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197 | Burg Regenstein | Deutschland | Sachsen-Anhalt | Der Brunnen ist komplett verschüttet. | |
176 | Reichsburg Kyffhausen | Deutschland | Thüringen | Sandstein | Der Brunnen war lange Zeit verschüttet. 1934 bis 1936 wurde er freigelegt, wobei 4500 Kubikmeter Schutt und Geröll entfernt wurden. |
163 | Schloss Zbiroh | Tschechien | Pilsner Region | Bei der Erforschung 2006 fand man einen doppelten Boden aus Stahlbeton am Grund des Burgbrunnens und man vermutet einen Nazi-Schatz darunter.[1][2] | |
152,5 | Festung Königstein | Deutschland | Sachsen | Sandstein | Es ist der tiefste Burgbrunnen in Sachsen. |
150 | Hohenburg in Homberg | Deutschland | Hessen | Basalt | Hierbei handelt es sich um den tiefsten, komplett ausgemauerten Brunnen; er wurde von 1997 bis 2001 freigelegt. |
150 | Burg Hukvaldy | Tschechien | Mährisch-Schlesische Region | Erst 1581 gelang es, im Burginneren einen Burgbrunnen zu bohren, der 150 Meter tief und mit einem durch Menschenkraft betriebenen Schöpfrad ausgestattet war. 1738 brannte die Vorrichtung ab, was den Niedergang der Burg einleitete. | |
143,2 | Wülzburg | Deutschland | Bayern | Der Brunnen hat einen Durchmesser von 2,5 Meter. | |
142 | Burg Forchtenstein | Österreich | Burgenland | ||
140 | Bauernburg in Râșnov | Rumänien | Niederösterreich | ||
136,5 | Burg Seebenstein | Österreich | Siebenbürgen | Der Burgbrunnen soll eine Tiefe von 78 Klaftern haben (entspricht 136,5 Metern). Auf halber Tiefe gibt es einen Verbindungsgang zur inneren Burg, wodurch deren Wasserversorgung auch bei feindlicher Besetzung der äußeren Burg gewährleistet werden konnte.[3] | |
130,6 | Jagdschloss Augustusburg | Deutschland | Sachsen | Porphyr | Dies ist der zweittiefste Burgbrunnen in Sachsen. |
129 | Burg Harburg | Deutschland | Bayern | Heute ist er nur noch rund 50 Meter tief, da der Tunnel der Bundesstraße 25 direkt unter der Burg verläuft. | |
126 | Schloss Spangenberg | Deutschland | Hessen | ||
120 | Burg Neuhaus (Igersheim) | Deutschland | Baden-Württemberg | Der Brunnen war vermutlich 120 Meter tief und ist heute teilweise verschüttet. [4] | |
120 | Schloss Waldeck | Deutschland | Hessen | ||
120 | Château de Joux | Frankreich | Der Brunnen wurde 1690 von Vauban mit einem Durchmesser von 3,70 Meter erbaut. | ||
113 | Beeston Castle | Großbritannien | Die Tiefe wird mit 400 Fuß angegeben.[5] | ||
112 | Festung Špilberk | Tschechien | Der obere Teil des Brunnens ist aus Naturstein und Ziegeln gemauert, während der untere Teil nur aus Felsen besteht. Der durchschnittliche Durchmesser beträgt 3,5 m. Der Wasserstand beträgt 90 m, sodass das Volumen über 1.000 m³ ausmacht. Am Grund des Brunnens befinden sich zwei horizontale Schächte mit 17 m bzw. 26 m Länge. | ||
109 | Veste Heldburg | Deutschland | Thüringen | ||
107 | Dover Castle | Großbritannien | Die Tiefe wird mit 350 Fuß angegeben.[5] | ||
105 | Festung Marienberg | Deutschland | Bayern | Kalkstein | |
104 | Burg Berwartstein | Deutschland | Rheinland-Pfalz | Sandstein | |
103 | Homburg | Deutschland | Niedersachsen | Die Tiefe ist nicht bekannt. Der Brunnen ist verschüttet und nur wenige Meter sind freigelegt. 1736 will der Amelungsborner Klosterschüler Johann Christian Dünnhaupt mit einem 60 Klafter (103 Meter) langen, mit einer Bleikugel beschwerten Faden den Grund des Brunnens nicht erreicht haben.[6] | |
98 | Marburger Schloss | Deutschland | Hessen | Der Brunnen wurde 2011/2012 freigelegt. | |
98 | Schloss Rhoden | Deutschland | Hessen | Im Jahr 1651 wurde ein 160 Ellen (ca. 98 Meter) tiefer und etwa drei Meter im Durchmesser breiter Schlossbrunnen gegraben. | |
97 | Veste Wachsenburg | Deutschland | Thüringen | Der Brunnen ist komplett ausgemauert. Wasser wurde mit Hilfe eines Tretrades geschöpft, das von einer Person oder einem Bernhardinerhund angetrieben wurde. | |
96 | Burg Ronneburg | Deutschland | Hessen | ||
95 | Burg Nideggen | Deutschland | Rheinland-Pfalz | Der Burgbrunnen folgte teilweise einer natürlichen Felsspalte und war einst 95 Meter tief. Seit 1945 reicht er jedoch nur noch bis in etwa 30 Meter Tiefe. | |
94 | Grazer Schloßberg | Österreich | Steiermark | Der Brunen wird als Türkenbrunnen bezeichnet. | |
85 | Burg Breuberg | Deutschland | Hessen | Sandstein | Der obere Teil ist ausgemauert. Am unteren Ende des gemauerten Teils des Brunnenschachtes befindet sich eine Nische, die möglicherweise zur Anlage eines Geheimganges aus der Burg vorgesehen war. |
85 | Kloster Limburg | Deutschland | Rheinland-Pfalz | Das Kloster war früher eine Burg.[7] | |
84,39 | Burg Stolpen | Deutschland | Sachsen | Basalt | Dieser gilt als tiefster in Basalt getriebene Brunnen der Welt. |
84,2 | Siegesburg | Deutschland | Schleswig-Holstein | Gipsgestein | Durch den jahrhundertelangen Abbau des Kalkberges nach Zerstörung der Burg (1644) misst die erhaltene untere Hälfte des Brunnens heute nur noch 43 Meter. Dieser einzige in Fels geschlagene Brunnen Schleswig-Holsteins wurde 1806/07 und 1955 ausgeräumt und ist seit dem von einer Plattform aus zu besichtigen.[8] |
83 | Plassenburg | Deutschland | Bayern | Der Brunnen soll bei seiner Fertigstellung knapp 140 Meter tief gewesen.[9] | |
80 | Burg Karlštejn | Tschechien | Mittelböhmische Region | Hier wurde kein Wasser gefunden, deshalb gibt es eine Zisterne und Zuleitung aus einem Bach. Dieser Schwachpunkt im Falle einer Belagerung wurde geheim gehalten. | |
80 | Leuchtenburg | Deutschland | Thüringen | Kalkstein | Er ist der zweittiefste Burgbrunnen in Thüringen. |
80 | Burg Trenčín | Slowakei | Er gibt eine Brunnenlegende, die sehr bekannt ist in der Slowakei. | ||
80 | Burg Königsberg (Bayern) | Deutschland | Bayern | ||
79 | Reichsburg Trifels | Deutschland | Rheinland-Pfalz | ||
78 | Schloss Hellenstein | Deutschland | Baden-Württemberg | Der „Kindlesbrunnen“ heißt so, weil die Heidenheimer Babys nicht vom Storch gebracht werden, sondern – so eine Sage – aus dem Brunnen herausgeholt werden. Der Brunnen wurde von 1666 bis 1670 von Königsbronner Bergknappen gegraben. Ein sehr teures und aufwändiges Unternehmen, das etwa 6.750 Gulden (nach heutiger Kaufkraft grob 500.000 €) kostete. | |
72 | Burg Raabs an der Thaya | Österreich | Niederösterreich | ||
65 | Burg Zusameck | Deutschland | Bayern | 1999/2000 erneuerte der Heimatverein den Burgbrunnen. Der Schacht wurde bis in die Tiefe von 29 Metern vom Schutt befreit. 36 Meter sind weiterhin verschüttet. | |
62 | Haut-Kœnigsbourg | Frankreich | |||
62 | Schloss Auerbach | Deutschland | Hessen | ||
60 | Heidecksburg | Deutschland | Thüringen | 1512 erfolgte die erste Erwähnung, 1790 wurde er geschlossen und 1973 freigelegt. | |
60 | Festung Kufstein | Österreich | Tirol | Das Brunnenrad in Form einer Tretmühle ist komplett erhalten. | |
60 | Burgstelle Neu Raderach | Deutschland | Baden-Württemberg | Im Keller des Gasthauses Krone ist heute noch der Tiefbrunnen zu sehen, der die Burg ganzjährig mit Wasser versorgte und einst außerhalb der Burg lag. Nach neueren Untersuchungen wurde der Brunnen etwa 60 Meter tief ausgebaut und erreicht fast Seeniveau. | |
59 | Burg Rupea | Rumänien | Siebenbürgen | Erbaut im Jahr 1623 | |
58 | Festung Ehrenbreitstein | Deutschland | Rheinland-Pfalz | 3 Jahre Bauzeit | |
57 | Burg Lichtenberg (Salzgitter) | Deutschland | Niedersachsen | ||
57 | Bauernburg Saschiz | Rumänien | Siebenbürgen | In einer Tiefe von 20 Metern beginnt ein unterirdischer Gang, welcher nach Westen in den Burggraben geführt haben soll. Das Vorhandensein dieses (inzwischen verschütteten) Ganges wurde inzwischen belegt. Noch bis 1950 konnte mit Hilfe eines Wellenrades Wasser geschöpft werden. 1952 fiel das über dem Brunnen (welcher bis in eine Tiefe von 80 Metern ausgemauert sein soll) sinnloser Zerstörungswut zum Opfer. [10] | |
57,6 | Ruine Kastelen | Schweiz | Kanton Luzern | ||
55 | Burg Devín | Slowakei | |||
54 | Burg Bouillon | Belgien | |||
53 | Rochsburg | Deutschland | Sachsen | Drei Jahre Bauzeit wurden benötigt um den Brunnen von 22 Meter auf 53 Meter zu vertiefen. | |
53 | Nürnberger Burg | Deutschland | Bayern | Sandstein | Der „Tiefe Brunnen“ in der Kaiserburg ist 53m tief, es gibt noch einen zweiten Brunnen mit 20 Meter Tiefe |
52 | Burg Vlotho | Deutschland | Nordrhein-Westfalen | Aktuell sind 52 Meter freigelegt. Die tatsächliche Tiefe ist nicht bekannt, wobei 60 oder 80 sogar 120 Meter für möglich gehalten wird, da das Gelände 100 Meter über der Weser liegt.[11] | |
50 | Reichsburg Cochem | Deutschland | Rheinland-Pfalz | ||
50 | Windsor Castle | Großbritannien | Die Tiefe wird mit 165 Fuß angegeben.[5] | ||
49 | Carisbrooke Castle | Großbritannien | Eine Touristenattraktion sind die Esel der Burg. Diese ziehen seit den Zeiten Elisabeth I. mit Hilfe eines Tretrades Wasser aus dem 49 Meter tiefen Burgbrunnen. | ||
46 | Bergfeste Dilsberg | Deutschland | Baden-Württemberg | Die Brunnensohle ist durch Stollen erreichbar. | |
46 | Tomburg | Deutschland | Nordrhein-Westfalen | Der Brunnen wurde 1883 vom örtlichen Heimatverein freigelegt. Dabei wurden zahlreiche archäologische Funde, wie steinerne Kanonenkugeln, gemacht. | |
43 | Falak-ol-Aflak Castle | Iran | |||
42,60 | Harzburg | Deutschland | Niedersachsen | Bis in 42,60 Meter Tiefe wurde der Brunnen freigelegt. In 12 Meter Tiefe befindet sich ein Wasserzuleitungsstollen, durch den bei der Belagerung der Harzburg durch die aufständischen Sachsen im Jahre 1073 der Überlieferung nach König Heinrich IV. entfliehen konnte.[12] | |
36,05 | Burg Kriebstein | Deutschland | Sachsen | Der Brunnen wurde 1981 zufällig wieder entdeckt und bis 1990 freigelegt.[13] | |
30 | Burg Gisors | Frankreich | Haute-Normandie | Roger Lhomoy befreite 1941 illegal den alten Burgbrunnen vom Schutt(bis rund 30 m Tiefe) und trieb Querstollen vom Brunnenboden aus voran um nach einem Templerschatz zu suchen. Er fand nach eigenen Angaben eine romanische Grabkapelle mit Steinsarkophagen und Metalltruhen. |
Literatur
- Michaela Aufleger (Red.): Wasser auf Burgen im Mittelalter. von Zabern, Mainz 2007 (Geschichte der Wasserversorgung 7) ISBN 978-3-8053-3762-5.
- Axel W. Gleue: Wie kam das Wasser auf die Burg? Vom Brunnenbau auf Höhenburgen und Bergvesten. Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7954-2085-7.
- Nina Günster: Von Brunnen, Eseln und anderem: Wasserversorgung auf Höhenburgen am Beispiel des Karstgebietes Nördliche Frankenalb. Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung, Reihe A, Band 16. Braubach 2013, ISBN 978-3-927558-37-3.
- Axel W. Gleue: Ohne Wasser keine Burg. Die Versorgung der Höhenburgen und der Bau der tiefen Brunnen. Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7954-2746-7.
Einzelnachweis
- ↑ Radio Prag:Nazi wartime secrets revealed in castle well
- ↑ Hunt continues for SS loot
- ↑ Karl August Schimmer: Geschichte der Wildensteiner Ritterschaft zur blauen Erde auf Burg Sebenstein, Seite 6
- ↑ Burg Neuhaus Brunnen auf YouTube
- ↑ a b c Lise Hull: Understanding the Castle Ruins of England and Wales, Seite 122
- ↑ Förderverein Burgruine Homburg - Geschichte
- ↑ Geschichte der Limburg
- ↑ Jürgen Hagel: Der Brunnen der Siegesburg in dem Segeberger Kalkberg, in: Die Heimat. Monatsschrift des Vereins zur Pflege der Natur- und Landeskunde in Schleswig-Holstein und Hamburg Nr. 8 (62. Jg.), Neumünster 1955, S. 205-209
- ↑ Der Tiefe Brunnen auf der Plassenburg
- ↑ www.dickemauern.de: Bauernburg Saschiz (Cetatea Saschiz) / Saschiz (Keisd) - Rumänien
- ↑ Geschichtswerkstatt Exter e. V.: Fotodokumentation zur Abfahrt in den Vlothoer Burgbrunnen
- ↑ Die Burgruine Harzburg - Der legendäre Burgbrunnen
- ↑ Sächsische Zeitung: "Die Schatzsucher von Kriebstein" vom 30. Januar 2012