Blumenkohl

Blütenstand des Blumenkohls (Längsschnitt). Die Blätter sind gekräuselt.
Blumenkohl
Blumenkohl in violetter und gelbgrüner Variante

Blumenkohl (Brassica oleracea var. botrytis L.), auch Karfiol, Käsekohl, Blütenkohl, Traubenkohl, Minarett-Kohl oder Italienischer Cavolfiore genannt, ist eine Zuchtsorte des Gemüsekohls (Brassica oleracea) mit fleischigen, in einem Kopf zusammenstehenden Blütensprossen, die als Gemüse (genauer: als Blütengemüse) gegessen werden. Anders als bei anderen Kohlsorten bildet sich der Blütenstand bereits im ersten Jahr. Werden die Pflanzen nicht geerntet, kommt es zum „Schießen“, der gestauchte Spross streckt sich, und es werden gelbe Blüten und danach Samen gebildet.

Herkunft und Geschichte

Blumenkohl stammt von der in Kleinasien beheimateten Urform Brassica oleracea var. silvestris ab und wird seit dem 16. Jahrhundert in ganz Europa angebaut – zuerst in Italien, kurze Zeit später auch in Frankreich. Eine der ältesten Abbildungen findet sich im Kräuterbuch des Botanikers und Arztes Joachim Camerarius des Jüngeren, das gegen Ende des 16. Jahrhunderts erschien.[1] Heute gehört der Blumenkohl in ganz Europa zu den beliebtesten Kohlsorten; die wichtigsten Exporteure sind Frankreich, Belgien und die Niederlande. Der Blumenkohl wurde schon im 6. Jahrhundert erwähnt. Kreuzfahrer brachten den Samen von ihren Reisen mit nach Italien. Heute ist der Blumenkohl auf der ganzen Welt verbreitet.

Wirtschaftliche Bedeutung

Im Jahr 2016 wurden laut der FAO, der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen, knapp 26 Millionen Tonnen Blumenkohl (und Brokkoli) geerntet. Die größten Produzenten waren China, Indien und die USA. Die größten Erntemengen in Europa wurden von Spanien, Italien und Polen eingebracht. In Deutschland wurden 132.561 Tonnen auf einer Anbaufläche von 6100 Hektar geerntet.[2]

Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die 10 größten Produzenten von Blumenkohl (inkl. Brokkoli) weltweit, die insgesamt 89,1 % der Erntemenge produzierten.

Größte Blumenkohlproduzenten (2017)[2]
Rang Land Menge
(in t)
1 China Volksrepublik Volksrepublik China 10.364.738
2 Indien Indien 8.557.000
3 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 1.306.620
4 Spanien Spanien 688.778
5 Mexiko Mexiko 685.463
6 Italien Italien 371.568
7 Polen Polen 317.017
8 Frankreich Frankreich 315.002
9 Bangladesch Bangladesch 277.500
10 Turkei Türkei 265.815
Welt 25.984.760

Formen und Typen

Romanesco Brassica oleracea
Blütenstand des Romanesco mit fraktalen Strukturen und Fibonacci-Spiralen.

Der Romanesco (Brassica oleracea convar. botrytis var. botrytis) ist eine Variante des Blumenkohls, die in der Nähe von Rom gezüchtet wurde. Seit dem 16. Jahrhundert wird er auch in Deutschland angebaut. Der Romanesco gehört zu den wenigen Pflanzen, die in ihrem Blütenstand gleichzeitig Selbstähnlichkeit und damit eine fraktale Struktur sowie Fibonacci-Spiralen aufweisen. Er wird meistens gekocht gegessen, hat einen hohen Gehalt an Vitamin C und übertrifft darin den Blumenkohl. Des Weiteren enthält er zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe (Flavonoide, Glucosinolate und andere). Im Blumenkohl enthalten ist auch Sulforaphan.

Farbige Blumenkohle werden besonders in Italien und Frankreich angebaut. Es sind auch violette und grüne Zuchtformen verbreitet, deren Blütenstände nicht vollständig von Hüllblättern umschlossen sind und sich während des Wachstums mit Lichteinwirkung violett oder andere Sorten ohne Lichteinwirkung grün einfärben.

Nutzung

Anbau bis Ernte

Der Anbau erfolgt auf Feldern und in privaten Gärten. Die Ernte im Freiland ist in Deutschland vom Frühjahr bis zum späten Herbst möglich. In Regionen mit mildem Winterklima (z. B. Bretagne, spanische Mittelmeerküste) kann Blumenkohl auch im Winter geerntet werden. Blumenkohl benötigt guten humosen Boden in warmer vollsonniger Lage. Die Aussaat erfolgt ab Februar im geheizten Gewächshaus, ab Mitte April im Freiland. Ausgepflanzt wird im Abstand von 50 × 50 cm. Zum Schutz vor Frost wird Blumenkohl mit Vlies abgedeckt. Er ist ein Starkzehrer (benötigt viel Nährstoffe) und verträgt frischen organischen Dünger. Im weiteren Wachstumsverlauf kann weitere drei- oder viermal Stickstoff (z. B. Hornspäne) als Kopfdüngung gegeben werden, bis der Bedarf gedeckt ist. Regelmäßig Hacken und bei Trockenheit Gießen fördert das gleichmäßige Wachstum. Bei starker Sonneneinstrahlung sollte die Blume mit einem Blatt o. ä. bedeckt werden, um ein Vergilben zu vermeiden.[3] Die knospigen Blütenstände, die in den Handel kommen, sind in Deutschland in der Regel weiß bis elfenbeinfarben, da sie von Blättern umhüllt oder mit Folien abgedeckt und dadurch vor Licht geschützt waren. Anders als der eng verwandte Broccoli werden sie geerntet, bevor die Hüllblätter sich geöffnet haben und die Blüten voll entwickelt sind.

Krankheiten und Schädlinge

Eier oder Raupen vom Kohlweißling können im Hausgarten durch regelmäßiges Abstreifen beseitigt werden, damit die Raupen des Schmetterlings nicht in kurzer Zeit einen großen Teil der Blattfläche fressen. Die Kohlfliege legt im Sommer ihre Eier an dem Wurzelhals von jungen Pflanzen ab. Die Maden fressen in den Wurzeln und führen zur Welke bis hin zum Absterben der ganzen Pflanze. Mit einem Pappkragen um den Wurzelhals kann die Eiablage verhindert werden. Günstig für die Abwehr von Schädlingen ist die Anzucht unter feinmaschigen Gemüseschutznetzen. Kohlhernie, eine durch einen Einzeller hervorgerufene Pflanzenkrankheit, führt zur Verdickung und Verformung der Wurzel.[4] Dies führt zu geringerer Wasseraufnahme, Welke und kann bis zum Absterben der Pflanze führen. Befallene Pflanzen sind zu vernichten, nicht zu kompostieren. Da die Pilzsporen in Pflanzenresten und im Boden lange überleben, sollte sieben bis zehn Jahre lang auf den Anbau von Kohlarten an dem betroffenen Ort verzichtet werden.[4] Auch Unkräuter wie Hirtentäschel sind zu entfernen. Verfärbungen der Blüte weißer Sorten wie gelbe oder braune Flecken auf dem Blütenstand werden durch Sonneneinstrahlung, als Druckstellen oder bei unsachgemäßer Lagerung nach der Ernte verursacht und mindern die Qualität.

Verwendung

Professionelle Blumenkohlernte
gekochter Blumenkohl

Blumenkohl kann roh oder gekocht gegessen werden. Er ist leicht verdaulich, von mildem Geschmack und reich an Vitamin C und Mineralstoffen. Zur Zubereitung wird er von den Blättern befreit, der Strunk gekürzt und eingeschnitten und der Kohlkopf im Ganzen etwa 20 Minuten in Salzwasser gegart oder zerteilt in Röschen geröstet (z. B. im Ofen) oder 10 bis 15 Minuten gedünstet. Durch Zugabe von etwas Milch oder Zitronensaft bleibt er weiß. Die Blätter können gekocht und im Mixer zerkleinert zu einer Cremesuppe verarbeitet werden. Romanesco behält seine frische grüne Farbe durch kurzes Abschrecken in Eiswasser.

Serviert wird er klassisch mit zerlassener Butter, mit Holländischer Sauce oder Béchamelsauce, auf polnische Art mit in Butter geröstetem Paniermehl oder mit Käse überbacken. Außerdem eignet er sich dazu, im Teigmantel in Fett ausgebacken zu werden; auch Panieren und Frittieren sind mögliche Zubereitungsweisen.

Einzelnachweise

  1. Körber-Grohne, S. 181.
  2. a b Crops > Cauliflowers and broccoli. In: Produktionsstatistik der FAO für 2017. fao.org, abgerufen am 8. Februar 2019 (englisch).
  3. E. Niller: Der große und der kleine Gemüsegarten. Naturgemässer Anbau von Gemüse, Gewürzkräutern und Pilzen. Weihenstephaner Erfahrungen. Berlin/Hamburg 1990, ISBN 3-489-63224-9.
  4. a b Josef Schlaghecken: Kohlhernie. (pdf) Eine schlimme Wurzelkrankheit an Kohlarten, Rettich und Radieschen. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, 6. November 2004, abgerufen am 27. Februar 2016.

Literatur

  • Udelgard Körber-Grohne: Nutzpflanzen in Deutschland – Von der Vorgeschichte bis heute. Nikol, Hamburg 1995, ISBN 3-933203-40-6.
Wiktionary: Blumenkohl – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Blumenkohl (Brassica oleracea var. botrytis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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