„Bierpinsel“ – Versionsunterschied

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Der '''Bierpinsel''' ist ein 47&nbsp;Meter hohes Gebäude in [[Futurismus|futuristisch]] anmutender Poparchitektur der 1970er Jahre im [[Berlin]]er Ortsteil [[Berlin-Steglitz|Steglitz]]. Die volkstümliche Benennung entstammt dem [[Berolinismus|Berliner Volksmund]]; die [[Assoziation (Psychologie)|Assoziation]] der Architekten, die den Bau entwarfen, war ein [[Baum]]. Seit Januar 2017 steht der Bau unter [[Denkmalschutz]].<ref>[http://www.morgenpost.de/berlin/article209405979/Pop-Art-Architektur-unter-Schutz.html Pop-Architektur: Der Steglitzer Bierpinsel ist jetzt ein Denkmal.] In: ''[[Berliner Morgenpost]]'', 27. Januar 2017.</ref><ref>Landesdenkmalamt Berlin: [http://www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/liste_karte_datenbank/de/denkmaldatenbank/daobj.php?obj_dok_nr=09097832 Eintrag in der Landesdenkmalliste]</ref>
Der '''Bierpinsel''' ist ein 47&nbsp;Meter hohes Gebäude in [[Futurismus|futuristisch]] anmutender Poparchitektur der 1970er Jahre im [[Berlin]]er Ortsteil [[Berlin-Steglitz|Steglitz]]. Die volkstümliche Benennung entstammt dem [[Berolinismus|Berliner Volksmund]]; die [[Assoziation (Psychologie)|Assoziation]] der Architekten, die den Bau entwarfen, war ein [[Baum]]. Seit Januar 2017 steht der Bau unter [[Denkmalschutz]].<ref>[http://www.morgenpost.de/berlin/article209405979/Pop-Art-Architektur-unter-Schutz.html Pop-Architektur: Der Steglitzer Bierpinsel ist jetzt ein Denkmal.] In: ''[[Berliner Morgenpost]]'', 27. Januar 2017.</ref><ref>Landesdenkmalamt Berlin: [http://www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/liste_karte_datenbank/de/denkmaldatenbank/daobj.php?obj_dok_nr=09097832 Eintrag in der Landesdenkmalliste]</ref>

Version vom 4. Oktober 2019, 13:49 Uhr

Vorlage:Infobox Hohes Gebäude

Der Bierpinsel, 2008

Der Bierpinsel ist ein 47 Meter hohes Gebäude in futuristisch anmutender Poparchitektur der 1970er Jahre im Berliner Ortsteil Steglitz. Die volkstümliche Benennung entstammt dem Berliner Volksmund; die Assoziation der Architekten, die den Bau entwarfen, war ein Baum. Seit Januar 2017 steht der Bau unter Denkmalschutz.[1][2]

Das Gebäude

Architekturdetail

Das am 13. Oktober 1976 eröffnete Turmrestaurant Steglitz ist ein 47 Meter hoher Turm mit aufgesetztem Mehreckbau nebst Treppenturm. Das Gebäude wurde zwischen 1972 und 1976 nach Plänen der Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte erbaut, die auch das ICC Berlin entwarfen. Es ist in die Joachim-Tiburtius-Brücke integriert, die an dieser Stelle die Steglitzer Schloßstraße am Franz-Amrehn-Platz in Form einer Schnellstraße überspannt.

Ziel der Entwürfe von Schüler und Schüler-Witte war es, den dominanten Charakter der Hochstraße, die als südöstliche Verlängerung der Schildhornstraße angelegt wurde, zu mildern und diese in Kombination mit dem Turmbau in die gewachsene Stadtstruktur einzubinden. Einmalig ist hierbei die einheitliche Gestaltung vom Untergrund, in Form der beiden übereinanderliegenden Bahnsteige des U-Bahnhofs Schloßstraße, bis zum Turm über den Straßen der Stadt. Gestaltendes Mittel war beim gesamten Gebäudekomplex der Sichtbeton mit roten Kunststoffverkleidungen bzw. Anstrichen. Er ist Teil der Pop-Art-Strömung und eines von wenigen architektonischen Kunstprodukten, das aus den 1970er Jahren erhalten blieb.

Den volkstümlichen Namen Bierpinsel, ein klassischer Berolinismus, der auch als Beschriftung am Turmgebäude angebracht ist, gaben ihm die Berliner bereits während seiner Bauzeit, angeregt durch das rasierpinselähnliche Aussehen der in den Himmel ragenden Stahlträger des Tragwerks sowie der geplanten gastronomischen Verwendung. Der Bierpinsel zählt zu den Landmarken von Steglitz.

Nutzung

Der als „Pleitebau“[3] geltende Bierpinsel stand zunächst leer und es gestaltete sich schwierig, einen Pächter zu finden. Erst Mitte 1976 fand sich ein Berliner Geschäftsmann, der (zunächst mit zwei Partnern) bis 1980 erfolgreich im untersten Stockwerk ein Bier- und Weingewölbe, im zweiten Geschoss das Bierpinsel-Steakhaus mit einer der ersten Salatbars in Deutschland sowie im dritten Stock das große Turm-Café auf zwei Ebenen betrieb. In einem obersten vierten Stockwerk befanden sich Verwaltungs- und Lagerräume. Im Turm-Café wurde die wöchentliche Radiosendung Zweites Frühstück mit John Hendrik vom RIAS aufgezeichnet und eine Woche später gesendet.

Im Jahr 1980 erwarb die Wienerwald-Kette den Bierpinsel als Ergänzung zu ihrem Tourotel (heute: Best Western-Steglitz International) am Ende der Schloßstraße. Eigentümer des Grundstücks, auf dem der Bierpinsel steht, ist das Land Berlin. Die jeweiligen Käufer des Gebäudes müssen mit dem Land Berlin einen Erbbauvertrag abschließen.[4]

In den darauffolgenden Jahren konnte sich kein Betrieb lange halten und die Besitzer des Gebäudes wechselten häufig. Außen und innen bestand an dem Gebäude mittlerweile erheblicher Instandhaltungs- und Modernisierungsbedarf; 2002 wurde der Bierpinsel deswegen vorübergehend geschlossen. Von Februar 2003 bis März 2006 befanden sich eine Diskothek und eine Sport-Bar in dem Gebäude.[5] 2008 erwarb die jetzige Besitzerin den Bierpinsel, um ihn wieder gastronomisch zu bewirtschaften.[6] Während seiner Sanierung vermietete sie ihn an private Veranstalter.[7] Unter anderem eröffnete am 1. April 2010 im Bierpinsel vorübergehend ein Kunst-Café. Gleichzeitig wurde damit begonnen, die Fassade des Bierpinsels für ein Jahr von internationalen Streetart-Künstlern neu gestalten zu lassen.[8]

Generell soll das Gebäude wieder für Gastronomie und Veranstaltungen genutzt werden.[9] Nachdem es im Winter 2010/2011 zu einem Wasserschaden nach einem durch Frost verursachten Rohrbruch gekommen war, verhindert nun ein Streit zwischen der Versicherung und den Besitzern die Sanierung und verzögert so eine neue Nutzung. Ursprünglich war geplant, den ursprünglichen roten Außenanstrich zu Beginn des Jahres 2012 wiederherzustellen. Nach Auskunft der Besitzer sei ein neuer Anstrich jedoch nicht möglich, bevor geklärt ist, ob die Fassade durch den Rohrbruch möglicherweise Schaden genommen habe. Allerdings ist diese Aussage fraglich, da nach Bekanntwerden des Schadens dennoch im Frühjahr 2011 Streetart-Künstler die Fassade neu gestalteten.[10] Interesse an der Nutzung der Räumlichkeiten bekundeten dem Tagesspiegel zufolge unter anderem die Gastronomen der Bar Tausend.[11]

Der Zeitpunkt einer Wiedereröffnung ist noch immer unbekannt, denn auch im September 2015 war die Auseinandersetzung zwischen Versicherung und Besitzern nicht geklärt.[4]

In der Netflix-Serie Dogs of Berlin dient der Bierpinsel als Hauptquartier des LKA-Berlin.

Im August 2017 wurde das Objekt auf der Website von Sotheby’s zum Erwerb für 3,2 Millionen Euro angeboten.[12] Nachdem dieser jedoch scheiterte, plant die Schlossturm GmbH (Stand: 2019) eine Umnutzung der Immobilie: Schwerpunkt sollen nicht mehr die Gastronomie, sondern Büros sein. Zielgruppe sind dabei insbesondere Start-up-Unternehmen. Zu diesem Zweck ist auf drei Etagen die Einrichtung von Coworking-Spaces geplant. Die gastronomische Nutzung soll hingegen in den Hintergrund treten, lediglich ein einzelnes öffentliches Café ist vorgesehen.[13]

Literatur

  • Lukas Foljanty: Der Verkehrsknoten Steglitz – Bierpinsel • U-Bahnhof Schloßstraße • Joachim-Tiburtius-Brücke – Das Erstlingswerk von Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte. Universitätsverlag der Technischen Universität Berlin, ISR Graue Reihe Heft 30. Berlin 2011. ISBN 978-3-7983-2282-0 (Volltext).
  • Larissa Laternser (Hrsg.), JUST (Fotos): Turmkunst. Street Art XXL. Jaron Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-89773-633-7.
  • Nikolai Roskamm, Ursula Flecken (Hrsg.): Fly over Bierpinsel: Post-Oil-City-Megastructure-Designing. Urban Design Workshop 2010. Universitätsverlag der Technischen Universität Berlin, ISR Graue Reihe Heft 29. Berlin 2010. ISBN 978-3-7983-2281-3 (Volltext).
  • Ursulina Schüler-Witte: Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte. Eine werkorientierte Biographie der Architekten des ICC. Berlin (Lukas Verlag), 2015. ISBN 978-3-86732-212-6.
Commons: Bierpinsel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Pop-Architektur: Der Steglitzer Bierpinsel ist jetzt ein Denkmal. In: Berliner Morgenpost, 27. Januar 2017.
  2. Landesdenkmalamt Berlin: Eintrag in der Landesdenkmalliste
  3. André Görke: Der Bierpinsel war der BER der 70er Jahre. In: Der Tagesspiegel Online. 10. Juli 2016, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 26. April 2018]).
  4. a b Warum der Steglitzer Bierpinsel dunkel bleibt. In: Berliner Morgenpost, 29. September 2015
  5. Bierpinsel auf dem Trockenen. In: Die Welt, 25. April 2006
  6. Aus Bierpinsel wird Schlossturm. In: AHGZ Online, 26. Januar 2008
  7. Techno-Party im Bierpinsel. In: Der Tagesspiegel, 17. Oktober 2009
  8. Website des Kunstprojektes „Turmkunst“ am Bierpinsel (mit Bildmaterial) (Memento des Originals vom 16. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.turmkunst.de
  9. Immer wieder Ärger mit dem Bierpinsel. In: Der Tagesspiegel, 3. Februar 2010
  10. Versicherungsstreit verzögert Wiederöffnung des Bierpinsels. In: Berliner Morgenpost, 24. Juni 2012
  11. 8 Jahre, 40 Seconds. In: Der Tagesspiegel, 11. Dezember 2012
  12. Heritage-protected tower “Bierpinsel” (Memento des Originals vom 3. November 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sothebysrealty.com
  13. Ganz schön schick: Das neue Gesicht der Schloßstraße. In: Berliner Morgenpost, 26. Januar 2019

Koordinaten: 52° 27′ 41″ N, 13° 19′ 28″ O