Edit-Disku-Widerspruch. Dies ist als Nachlese des Skillshare-Treffens ein kleiner Blog-Essay. Ich stelle kurz zwei Prinzipien vor:

• Edit vor Disku
• Disku vor Edit

und schaue dann, was bei dem Widerspruch herauskommt, ohne es wirklich zu verraten.

Um es kurz zu machen: Fossa hat mich bekehrt. Alte Kumpane werden mich hassen, ;) aber es ist einfach richtig!

Editieren, Reverten ohne Diskutieren ist O.K.

Dies ist ein spezielles Verhalten, was einer Rechtfertigung bedarf. Zwar könnte man sagen: Edit vor Disku (EvD) ist normal. "Das ist hier bei Wikipedia (WP) so. Gewöhne dich dran. Das bleibt auch dabei." - Hmmmm. - Ja, aber …

Wir leben in einer posttraditionalen (Paul Lorenzen) Gesellschaft. Nichts ist so wie immer. - Die WP-Community könnte durchaus jederzeit beschließen, dass Edits nicht erlaubt sind, wenn auf der Disku des Aktikels der Argumentationsstand (ASH, Harald Wohlrapp) derart ist, dass der geplante Edit nicht einwand-frei (Wohlrapp) ist.

All das ist aber bei WP zu Recht Hühnerkacke. - Wir freuen uns zwar, wenn Leute auf die Disku schreiben, aber wir dulden es auch wenn sie es nicht tun. In bestimmten Fällen ist das zweite auch besonders lobenswert. "Verpiss dich!" denken wir, wenn Leute steif und fest behaupten, dass Außerirdische on the dark side of the moon Tomaten anbauen um unser Blut zu saugen. - Dafür wird die Disku nicht benutzt. Never.

Ich habe das Wort "wir" hier zwar ein paar mal benutzt, aber "wir" gibt es nicht. Richtig ist, dass Wikipedia nicht von einer elitären Wir-Gruppe gesteuert wird. Wikipedia besteht aus Autonomen. Vier alle gibt es nicht.

WP befreit sich von selbst in the long run von seinen Ditsches. Das braucht keiner steuern, Fossa hat Recht, wenn er sagt, da können wir auf die Demokratie der Spieltheorie vertrauen. Dittsche ist der Beste im Fernsehen. - Die Ehen brechen auseinander, weil er zur Zeit Sommerpause hat. - Als Autor bei WP aber hat jemand vom Typ Dittsche nichts verloren. Nix mit X.

So far so good. Ich nehme nichts zurück von dem, was ich gerade geschrieben habe, aber dieser Abschnitt hat eine andere Überschrift. "Worte statt Taten." Zwar möchte die Presse von Frau Dr. Merkel gerne Taten statt Worte sehen, aber in Konflikten ist "Taten statt Worte" schon der dritte Punkt auf der nach unten fast offenen neunstufigen Eskalationsstufenskala.

Edit vor Disku kann zu einer Konflikt Eskalation führen. Gewalt ist keine Lösung. Eskalation ist gefährlich und schädlich. Sie bedarf der Mediation, bevor alles zu spät ist.

Wir haben hier bei WP keine richtige Mediation. Sie wäre uns zu langweilig.

Es gibt aber noch ein ganz anderes Problem mit der Mediation. Die Mediatoren haben 30 Techniken und ein Geheimnis. Die dreißig Techniken (Vier Ohren Schulz von Thun, keine Du-Botschaften, Kartentechnik, ...) kennen wir. Alt bekannt. Sooon Bart. Tausend mal berührt. Tausend mal ist nichts passiert. -

Die Mediatoren haben ein Geheimnis, das viele Milliarden wert ist. Mehr als die Einkommen der Hedge-Fonds-Eigner, mehr als Metternich, Krösus und der Papst. 10 Leute, Whistleblower, die das Geheimnis weiter verraten wollten, starben vorher bei mysteriösen Unfällen. Sagen wir es doch: Sie wurden ermordet. Der Wert dieses Geheimnisses ist unermesslich. Griechenland könnte man damit dreimal in ein blühendes Schlaraffenland verwandeln. Aber es wird nicht verraten. Das Geheimnis lautet: Mit Epoché liebend einfühlsam auf der Disku schreiben bevor man editiert.

"Edit vor Disku" und "Disku vor Edit" geht nicht beides gleichzeitig. Es ist ein Widerspruch.

Was ist ein Widerspruch? Kontradiktion führt uns nicht weiter und ist in der QS. Logik ist Banane, auch die parakonsistente kommt nicht aus dem Quark.

Widerspruch ist ein Schulbegriff der Hegelschen Philosophie. Aber Hegel ist tot. Er wird in der wohlverdienten Hölle damit gefoltert, dass alle Hegelianer ihm - geknebelt auf einem Stuhl sitzend - ihre Theorien vortragen (Hans Lenk - Kritik der kleinen Vernunft. Einführung in die jokologische Philosophie). Schlimmer hat es weder Sisyphos noch Tantalos getroffen.

Einerseits gibt es für uns Ignostiker Widerspüche (und Götter) insofern nicht, als dass kaum einer Hegels wabernd-labernde Vernunft zu begreifen die nötige Unverschämtheit besitzt. Goethe und er müssen sich (neben Kreuz und Rosen) vor allem über ihren oft frequentierten Weinkeller ausgetauscht haben. Da soll einer nüchtern bleiben...

Soziale Konflikte, Unverträglichkeiten von Lebensformen (Paul Lorenzen) sind in der Form des Dissens unsere Hoffnungen. Kompromiss ist Beschiss.

Da darauf aber ein Schreiber niemals eine Antwort geben darf, die erst der Leser herausfinden soll, gebe ich natürlich keine bessere Antwort, außer einer grottenfalschen:

Phasenverschiebung: Edit vor Disku machen wir morgens, Disku vor Edit dagegen abends.

Welches ist die richtige Antwort?