„Belsener Kapelle“ – Versionsunterschied

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Die '''Belsener Kapelle''' zählt zu den ältesten [[Romanik|romanischen]] Chorturmkirchen Baden-Württembergs. Die Kapelle steht in [[Belsen (Mössingen)|Belsen]], einem Stadtteil von [[Mössingen]] im [[Landkreis Tübingen]] in [[Baden-Württemberg]]. Sie ist Pfarrkirche und Predigtstätte der Evangelischen Kirchengemeinde Belsen im [[Kirchenbezirk Tübingen]].
Die '''Belsener Kapelle''' zählt zu den ältesten [[Romanik|romanischen]] [[Chorturmkirche]]n Baden-Württembergs. Die [[Friedhofskapelle]] steht in [[Belsen (Mössingen)|Belsen]], einem Stadtteil von [[Mössingen]] im [[Landkreis Tübingen]] in [[Baden-Württemberg]]. Sie ist Pfarrkirche und Predigtstätte, die Kirchengemeinde gehört zum [[Kirchenbezirk Tübingen]] der [[Evangelische Landeskirche in Württemberg|Evangelischen Landeskirche in Württemberg]]. Sie ist beim [[Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg]] als [[Baudenkmal]] eingetragen.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die Kirche in ihrer heutigen Form wurde wohl bereits vor dem Jahr 1150 auf dem von [[Lorsch]] dem Benediktiner[[kloster Hirsau]] übereigneten Grund erbaut. Im [[Codex Hirsaugiensis]] ist sie zusammen mit 16 anderen zum Kloster Hirsau gehörenden Kirchen erwähnt. Sie ist den Heiligen Maximinus und Johannes geweiht. Grabungen aus dem Jahre 1899 vom damaligen Pfarrer [[Max Duncker (Kirchenhistoriker)|Max Duncker]] im Innenraum der Kirche zeigten, dass die Kirche auf wesentlich älteren Fundamenten errichtet wurde. Sie hatte damals wohl die durch einen Brand zerstörte [[Karolinger|karolingische]] Kapelle ersetzt, die aus der Zeit der [[Christianisierung]] stammte. Die 1960 vom [[Landesdenkmalamt Baden-Württemberg]] in Auftrag gegebenen Grabungen bestätigen die Dunckerschen Ergebnisse. Die Fundamente dieses Vorgängerbaus sind heute allgemein zugänglich und können besichtigt werden.
Die [[Saalkirche]] wurde im 12. Jahrhundert auf den [[Grundmauer]] des Vorgängerbaus aus dem frühen 11. Jahrhundert erbaut. Sie wurde wohl bereits vor dem Jahr 1150 auf dem von [[Lorsch]] dem Benediktiner[[kloster Hirsau]] übereigneten Grund erbaut. Im [[Codex Hirsaugiensis]] ist sie zusammen mit 16 anderen zum Kloster Hirsau gehörenden Kirchen erwähnt. Sie ist den Heiligen Maximinus und Johannes geweiht. Grabungen aus dem Jahre 1899 vom damaligen Pfarrer [[Max Duncker (Kirchenhistoriker)|Max Duncker]] im Innenraum der Kirche zeigten, dass die Kirche auf wesentlich älteren Fundamenten errichtet wurde. Sie hatte damals wohl die durch einen Brand zerstörte [[Karolinger|karolingische]] Kapelle ersetzt, die aus der Zeit der [[Christianisierung]] stammte. Die 1960 vom [[Landesdenkmalamt Baden-Württemberg]] in Auftrag gegebenen Grabungen bestätigen die Dunckerschen Ergebnisse. Die Fundamente dieses Vorgängerbaus sind heute allgemein zugänglich und können besichtigt werden.


Die ursprüngliche Form der Kirche von 1150 wurde in nachromanischer Zeit zerstört. Der erhöhte Dachstuhl, Turm und Chor und auch die Großflächenfenster sind nicht mehr original.
Die ursprüngliche Form der Kirche von 1150 wurde in nachromanischer Zeit zerstört. Der erhöhte Dachstuhl, Turm und Chor und auch die Großflächenfenster sind nicht mehr original.
[[Datei:Belsen kapelle 1.jpg|thumb]]
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1824 wurden außerdem im Zusammenhang mit der Anlegung des Friedhofs eine Sakristei und ein Ausgang im Norden angelegt. Bei der Verlegung der Orgel 1873 an deren jetzigen Standort wurde im Chor ein Nordfenster eingebaut. Das im ursprünglichen Bau vorhandene Sonnenloch ist heute durch den Anbau der Sakristei nur von innen sichtbar. [[File:Belsen kapelle 4.jpg|thumb|Außenplastiken des Westgiebels]]Dieses Sonnenloch sowie die sagenumwobenen [[Relief]]s am Westgiebel sind immer wieder Anziehungspunkte für Laien und Archäologen. Die Reliefs zeigen Kreuz, Mensch, Widderköpfe, Schweinsköpfe und Stierkopf. Eine überzeugende Deutung der Bildinhalte gibt es bis heute nicht. In der Diskussion wird unter anderem auf Verbindungen zu antiker Symbolik und der gesicherten keltischen und römischen Siedlungsepoche verwiesen.
1824 wurden außerdem im Zusammenhang mit der Anlegung des Friedhofs eine Sakristei und ein Ausgang im Norden angelegt. Bei der Verlegung der Orgel 1873 an deren jetzigen Standort wurde im Chor ein Nordfenster eingebaut, die heutige [[Orgel]] wurde 1964 gebaut.<ref>[http://www.orgbase.nl/scripts/ogb.exe?database=ob2&%250=2060017&LGE=DE&LIJST=lang Information zur Orgel]</ref> Das im ursprünglichen Bau vorhandene Sonnenloch ist heute durch den Anbau der Sakristei nur von innen sichtbar. [[Datei:Belsen kapelle 4.jpg|thumb|Außenplastiken des Westgiebels]]Dieses Sonnenloch sowie die sagenumwobenen [[Relief]]s am Westgiebel sind immer wieder Anziehungspunkte für Laien und Archäologen. Die Reliefs zeigen Kreuz, Mensch, Widderköpfe, Schweinsköpfe und Stierkopf. Eine überzeugende Deutung der Bildinhalte gibt es bis heute nicht. In der Diskussion wird unter anderem auf Verbindungen zu antiker Symbolik und der gesicherten keltischen und römischen Siedlungsepoche verwiesen.


== Literatur ==
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* Ernst Adam: ''Baukunst der Stauferzeit – in Baden-Württemberg und im Elsaß.'' Bindlach 1990, ISBN 3-8112-0700-8, S.&nbsp;52.
* Ernst Adam: ''Baukunst der Stauferzeit – in Baden-Württemberg und im Elsaß.'' Bindlach 1990, ISBN 3-8112-0700-8, S.&nbsp;52.
* Wolfgang Sannwald: ''Geschichtszüge. Zwischen Schönbuch, Gäu und Alb: Der Landkreis Tübingen.'' Gomaringen 1994, ISBN 3-926-969-25-3, S.&nbsp;126.
* Wolfgang Sannwald: ''Geschichtszüge. Zwischen Schönbuch, Gäu und Alb: Der Landkreis Tübingen.'' Gomaringen 1994, ISBN 3-926-969-25-3, S.&nbsp;126.
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[[Kategorie:Kulturdenkmal im Landkreis Tübingen|Mossingen]]
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[[Kategorie:Kirche in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg|Kusterdingen]]
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Version vom 2. Oktober 2023, 11:17 Uhr

Belsener Kapelle

Die Belsener Kapelle zählt zu den ältesten romanischen Chorturmkirchen Baden-Württembergs. Die Friedhofskapelle steht in Belsen, einem Stadtteil von Mössingen im Landkreis Tübingen in Baden-Württemberg. Sie ist Pfarrkirche und Predigtstätte, die Kirchengemeinde gehört zum Kirchenbezirk Tübingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Sie ist beim Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg als Baudenkmal eingetragen.

Geschichte

Die Saalkirche wurde im 12. Jahrhundert auf den Grundmauer des Vorgängerbaus aus dem frühen 11. Jahrhundert erbaut. Sie wurde wohl bereits vor dem Jahr 1150 auf dem von Lorsch dem Benediktinerkloster Hirsau übereigneten Grund erbaut. Im Codex Hirsaugiensis ist sie zusammen mit 16 anderen zum Kloster Hirsau gehörenden Kirchen erwähnt. Sie ist den Heiligen Maximinus und Johannes geweiht. Grabungen aus dem Jahre 1899 vom damaligen Pfarrer Max Duncker im Innenraum der Kirche zeigten, dass die Kirche auf wesentlich älteren Fundamenten errichtet wurde. Sie hatte damals wohl die durch einen Brand zerstörte karolingische Kapelle ersetzt, die aus der Zeit der Christianisierung stammte. Die 1960 vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg in Auftrag gegebenen Grabungen bestätigen die Dunckerschen Ergebnisse. Die Fundamente dieses Vorgängerbaus sind heute allgemein zugänglich und können besichtigt werden.

Die ursprüngliche Form der Kirche von 1150 wurde in nachromanischer Zeit zerstört. Der erhöhte Dachstuhl, Turm und Chor und auch die Großflächenfenster sind nicht mehr original.

1824 wurden außerdem im Zusammenhang mit der Anlegung des Friedhofs eine Sakristei und ein Ausgang im Norden angelegt. Bei der Verlegung der Orgel 1873 an deren jetzigen Standort wurde im Chor ein Nordfenster eingebaut, die heutige Orgel wurde 1964 gebaut.[1] Das im ursprünglichen Bau vorhandene Sonnenloch ist heute durch den Anbau der Sakristei nur von innen sichtbar.

Außenplastiken des Westgiebels

Dieses Sonnenloch sowie die sagenumwobenen Reliefs am Westgiebel sind immer wieder Anziehungspunkte für Laien und Archäologen. Die Reliefs zeigen Kreuz, Mensch, Widderköpfe, Schweinsköpfe und Stierkopf. Eine überzeugende Deutung der Bildinhalte gibt es bis heute nicht. In der Diskussion wird unter anderem auf Verbindungen zu antiker Symbolik und der gesicherten keltischen und römischen Siedlungsepoche verwiesen.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Baden-Württemberg II, Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen. Deutscher Kunstverlag, München 1997, S. 69–70.
  • Ernst Adam: Baukunst der Stauferzeit – in Baden-Württemberg und im Elsaß. Bindlach 1990, ISBN 3-8112-0700-8, S. 52.
  • Wolfgang Sannwald: Geschichtszüge. Zwischen Schönbuch, Gäu und Alb: Der Landkreis Tübingen. Gomaringen 1994, ISBN 3-926-969-25-3, S. 126.
  • Karl Schauber: Belsen und Bad Sebastiansweiler in alten Ansichten, Europäische Bibliothek, Zaltbommel 1982, ISBN 90-288-1858-8.
  • Stefan Wintermantel: Die Belsener Kapelle. Eine archäoastronomische, ikonographische und meteorologische Annäherung, Mauser & Tröster, Mössingen 2014, ISBN 978-3-941500-16-7.
Commons: Belsener Kapelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 23′ 46″ N, 9° 2′ 45″ O

  1. Information zur Orgel