„Aschkenasim“ – Versionsunterschied

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Die Grundlagen der aschkenasischen Kultur wurden ab dem 10.Jahrhundert in den als [[SCHUM-Städte|SCHUM]]-Gemeinden bekannten Rheinstädten [[Speyer]], [[Worms]] und [[Mainz]] gelegt. Abgeleitet vom biblischen Personen- und Gebietsnamen [[Aschkenas]] (Gen 10,3; 1 Chr 1,6; Jer 51,27) wurde die Bezeichnung Aschkenasim von eingewanderten Rabbinern auf das [[Deutsche Sprache|deutschsprachige Gebiet]] und den dort lebenden Juden übertragen. Mit zunehmender Verbreitung ging der Terminus auf alle europäischen Juden über - mit Ausnahme der in Portugal und Spanien ansässigen Sepharden.
Die Grundlagen der aschkenasischen Kultur wurden ab dem 10.Jahrhundert in den als [[SCHUM-Städte|SCHUM]]-Gemeinden bekannten Rheinstädten [[Speyer]], [[Worms]] und [[Mainz]] gelegt. Abgeleitet vom biblischen Personen- und Gebietsnamen [[Aschkenas]] (Gen 10,3; 1 Chr 1,6; Jer 51,27) wurde die Bezeichnung Aschkenasim von eingewanderten Rabbinern auf das [[Deutsche Sprache|deutschsprachige Gebiet]] und den dort lebenden Juden übertragen. Mit zunehmender Verbreitung ging der Terminus auf alle europäischen Juden über - mit Ausnahme der in Portugal und Spanien ansässigen Sepharden.


Ab dem 16. Jahrhundert teilte sich das aschkenasische Judentum in ein west- und ein osteuropäisches Judentum. In Folge von antisemitischen Pogromen emigrierten zwischen 1881 und 1924 etwa zwei Millionen Aschkenasim aus dem [[Russisches Kaiserreich|Russischen Kaiserreich]] sowie aus Mittel- und Osteuropa vor allem in die [[Vereinigte Staaten|USA]], nach [[Südafrika]] und [[Australien]]. Der 2. Weltkrieg und der [[Holocaust]] lösten weitere umfangreiche Flüchtlingswellen in die USA, nach Südamerika und vor allem in das neu geschaffene [[Israel]] aus.
Von etwa 1200 bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde [[Jiddisch]] als eigene Sprache der Aschkenasim kultiviert. Das leicht abgewandelte Ostjiddisch blieb Alltagssprache der kaum assimilierten Mehrheit der Juden in Osteuropa, bis der durch die Nationalsozialisten verursachte [[Holocaust]] die hauptsächlich aschkenasisch geprägten jüdischen Zentren in Europa vernichtete.

Von etwa 1200 bis weit ins 20. Jahrhunderts wurde [[Jiddisch]] als eigene Sprache der Aschkenasim kultiviert, das sich in west- und ostjiddische Dialekte unterteilt und sowohl gesprochen wie geschrieben wurde. Ostjiddisch blieb Alltagssprache der kaum assimilierten Mehrheit der Juden in Osteuropa, bis der durch die Nationalsozialisten verursachte Holocaust die hauptsächlich aschkenasisch geprägten jüdischen Zentren in Europa vernichtete. Heutzutage spielt Jiddisch im Alltagsleben der meisten Aschkenasen keine Rolle mehr.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== Herkunft ===
=== Herkunft ===
Nach der Gründungslegende von Rabbi [[Eleasar ben Juda ben Kalonymos]] (1220) wanderten die [[Kalonymiden]], die wohl angesehenste und berühmteste Familie des frühen aschkenasischen Judentums, vom obertalienischen [[Lucca]] nach [[Mainz]] ein.<ref>Michael Brenner: ''Kleine jüdische Geschichte.'' München 2008, [http://books.google.de/books?id=djPEOICHCJkC&pg=PA101 S. 101.]</ref><ref>Ursula Reuter: ''Beiträge zur rheinisch-jüdischen Geschichte'' Köln 2013, [http://www.juedischesmuseum-koeln.de/publik/SchUM_Mikwe.pdf S.10]</ref> So gilt Mainz (ab 917) neben den [[Rheinland|rheinischen]] Kathedralstädten [[Jüdische Gemeinde Speyer|Speyer]] und [[Worms]] (ab 980) als Geburtstätte des aschkenasischen Judentums. In diesen sogenannten [[SCHUM-Städte|SchUM-Gemeinden]] nahmen Mitglieder der rabbinischen Kalonymos-Familie führende Positionen ein. Ihre [[Talmud]]schulen ([[Jeschiwa|Jeschiwot]]) waren im 10. Jahrhundert neben der Lehrtätigkeit auch für die jüdische Rechtsprechung im Gebiet ''Aschkenas'' zuständig.<ref>Susanne Galley: ''Das Judentum.'' Campus, 2006, ISBN 3-593-37977-5, [http://books.google.de/books?id=52CMXXSqjJUC&pg=PA99 S. 99 f.]</ref>
Nach der Gründungslegende von Rabbi [[Eleasar ben Juda ben Kalonymos]] (1220) wanderten die [[Kalonymiden]], die wohl angesehenste und berühmteste Familie des frühen aschkenasischen Judentums, vom obertalienischen [[Lucca]] nach [[Mainz]] ein.<ref>Michael Brenner: ''Kleine jüdische Geschichte.'' München 2008, [http://books.google.de/books?id=djPEOICHCJkC&pg=PA101 S. 101.]</ref><ref>Ursula Reuter: ''Beiträge zur rheinisch-jüdischen Geschichte'' Köln 2013, [http://www.juedischesmuseum-koeln.de/publik/SchUM_Mikwe.pdf S.10]</ref> So gilt Mainz (ab 917) neben den [[Rheinland|rheinischen]] Kathedralstädten [[Jüdische Gemeinde Speyer|Speyer]] und [[Worms]] (ab 980) als Geburtstätte des aschkenasischen Judentums. In diesen von den Römern strategisch an Handelswegen gegründeten Rheinstädte bildeten sich die aschkenasisch geprägten [[SCHUM-Städte|SchUM-Gemeinden]], in denen Mitglieder der rabbinischen Kalonymos-Familie führende Positionen einnahmen. Ihre [[Talmud]]schulen ([[Jeschiwa|Jeschiwot]]) waren im 10. Jahrhundert neben der Lehrtätigkeit auch für die jüdische Rechtsprechung im Gebiet ''Aschkenas'' zuständig. Die Kalonymus-Familie begründete zudem eine einflussreiche Schule zur [[Halacha|jüdischen Dichtkunst]], Werken des [[Saadia Gaon]] und [[Merkaba]]-Literatur. Sie prägten die aschkenasische [[Mystik]], aus der seit etwa 1150 der mittelalterliche [[Chassidismus]] entstand.<ref>Theologische Realenzyklopädie Band 7 (''Chassidismus''), [http://books.google.de/books?id=unszemYxWQEC&pg=PA706 S. 706–708.]</ref><ref>Susanne Galley: ''Das Judentum.'' Campus, 2006, ISBN 3-593-37977-5, [http://books.google.de/books?id=52CMXXSqjJUC&pg=PA99 S. 99 f.]</ref>


Eine andere Hypothese führt die mittel- und osteuropäischen Aschkenasim überwiegend auf Zuwanderung aus dem ehemaligen Reich der [[Chasaren]] in Südosteuropa und der [[Kaukasus]]region zurück, die großenteils von [[Konvertiten]] abstammten. Für beide Herkunftshypothesen gibt es verschiedene [[Genetik|genetische Studien]] mit jeweils umstrittener Methodik und Aussagekraft.<ref>Ingo Way: [http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/15024 ''Genetik: Rheinland oder Kaukasus?''] In: ''Jüdische Allgemeine.'' 24. Januar 2013.</ref>
Eine andere Hypothese führt die mittel- und osteuropäischen Aschkenasim überwiegend auf Zuwanderung aus dem ehemaligen Reich der [[Chasaren]] in Südosteuropa und der [[Kaukasus]]region zurück, die großenteils von [[Konvertiten]] abstammten. Für beide Herkunftshypothesen gibt es verschiedene [[Genetik|genetische Studien]] mit jeweils umstrittener Methodik und Aussagekraft.<ref>Ingo Way: [http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/15024 ''Genetik: Rheinland oder Kaukasus?''] In: ''Jüdische Allgemeine.'' 24. Januar 2013.</ref>


=== Hochmittelalter ===
=== Hochmittelalter ===
Mit den freiwilligen, häufiger aber erzwungenen Migrationen der aschkenasischen Juden sollte sich die Lage von Aschkenas über die Jahrhunderte immer wieder verändern. Im Hochmittelalter umfasste Aschkenas das gesamte [[Heilige Römische Reich]] inklusive Nie-
Im Hochmittelalter umfasste Aschkenas neben dem deutschsprachigen Terrain das gesamte [[Heiliges Römisches Reich|Heilige Römische Reich]] inklusive Nordfrankreich, Niederlande, Schweiz, Österreich, Böhmen, Mähren, Slowenien und Südtirol sowie England. Mit den freiwilligen, häufiger aber erzwungenen Migrationen der aschkenasischen Juden sollte sich die Lage von Aschkenas über die Jahrhunderte immer wieder verändern.Im Spätmittelalter dehnte sich der aschkenasische Kulturkreis dann auf Norditalien und Polen aus – überall dahin, wo aschkenasische Juden lebten und ihr religiöses Brauchtum praktizieren konnten.<ref>Ursula Reuter: ''Beiträge zur rheinisch-jüdischen Geschichte'' Köln 2013, [http://www.juedischesmuseum-koeln.de/publik/SchUM_Mikwe.pdf S.13]</ref>
derlande, Schweiz, Österreich, Böhmen, Mähren, Slowenien und Südtirol sowie England. Im Spätmittelalter dehnte sich der aschkenasische Kulturkreis dann auf Norditalien und Polen aus – überall dahin, wo aschkenasische Juden lebten und ihr religiöses Brauchtum praktizieren konnten.<ref>Ursula Reuter: ''Beiträge zur rheinisch-jüdischen Geschichte'' Köln 2013, [http://www.juedischesmuseum-koeln.de/publik/SchUM_Mikwe.pdf S.13]</ref>
Speyer, Worms und Mainz waren von Römern gegründete Städte an alten Handelswegen. Ihre Judengemeinden bildeten vom 11. bis 13. Jahrhundert den Bund der SCHUM-Städte, der in bedeutendem Umfang von der Familie der Kalonymiden verkörpert wurde.<ref>Michael Brenner: ''Kleine jüdische Geschichte.'' München 2008, [http://books.google.de/books?id=djPEOICHCJkC&pg=PA102 S. 102.]</ref> Die Schutzbriefe Ludwigs des Frommen wurden im 11. Jahrhundert zum Vorbild für Schutzbriefe von [[Reichsstadt|Reichsstädten]] für lokale Judengemeinschaften, die deren Aufschwung ermöglichten.<ref>Ivan G. Marcus: [http://www.yivoencyclopedia.org/article.aspx/Ashkenaz ''Ashkenaz''] (Yivo Encyclopedia of Jews in Eastern Europe)</ref>


Ab dem 11.Jahrhundert stellten diverse [[Reichsstädte]] den aschkenasischen Judengemeinschaften Schutzbriefe aus, um von der regen Handelstätigkeit der aschkenasischen Juden und einem damit verbundenen wirtschaftlichen Aufschwung zu profitieren.<ref>Ivan G. Marcus: [http://www.yivoencyclopedia.org/article.aspx/Ashkenaz ''Ashkenaz''] (Yivo Encyclopedia of Jews in Eastern Europe)</ref> Trotz dieses Protektionsversprechens der Reichsstädte für die aschkenasischen Juden zerstörten im Jahre 1096 beim [[Erster Kreuzzug|ersten Kreuzzug]] christliche Kreuzfahrer die Judengemeinden des Rheinlands, ermordeten die meisten Mitglieder oder versuchten, sie zwangszutaufen. Dem kamen manche aschkenasische Gemeinden durch Gruppenselbsttötung zuvor, die sie als Heiligung des [[JHWH|Gottesnamens]] (''Kiddusch Haschem'') verstanden.<ref>[http://books.google.de/books?id=3cSytf4nC_4C&pg=PA508 S. 508–512.]</ref>
Die kalonymidische Familie begründeten eine einflussreiche Schule zur jüdischen Dichtkunst, [[Halacha]], Werken von [[Saadia Gaon]], etwa seinen Kommentar zum [[Sefer Jetzira]], und [[Merkaba]]-Literatur. Sie prägten die aschkenasische [[Mystik]], aus der seit etwa 1150 der mittelalterliche [[Chassidismus]] entstand.<ref>Theologische Realenzyklopädie Band 7 (''Chassidismus''), [http://books.google.de/books?id=unszemYxWQEC&pg=PA706 S. 706–708.]</ref>


Ab etwa 1200 entstand [[Jiddisch]], eine Art [[mittelhochdeutsch]]er, mit vielen [[Hebraismus|Hebraismen]] angereicherter und hebräisch geschriebener Dialekt. Diese Sprache breitete sich mit den Aschkenasim zunächst nach Osteuropa, später in die ganze Welt aus, trug entscheidend zu ihrer eigenen Kultur bei und ist bis heute, wenn auch nur noch sehr selten gesprochen, erhalten.<ref>Marion Aptroot, Roland Gruschka: ''Jiddisch: Geschichte und Kultur einer Weltsprache.'' Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-52791-3, [http://books.google.de/books?id=BT_QUGukIG0C&pg=PA33 S. 33–35.] und 173</ref>
Beim [[Erster Kreuzzug|ersten Kreuzzug]] (1096) zerstörten christliche Kreuzfahrer die Judengemeinden des Rheinlands, ermordeten die meisten Mitglieder oder versuchten, sie zwangszutaufen. Dem kamen manche jüdische Gemeinden durch Gruppenselbsttötung zuvor, die sie als Heiligung des [[JHWH|Gottesnamens]] (''Kiddusch Haschem'') verstanden.<ref>[http://books.google.de/books?id=3cSytf4nC_4C&pg=PA508 S. 508–512.]</ref>

Ab etwa 1200 entstand [[Jiddisch]], eine Art [[mittelhochdeutsch]]er, mit vielen [[Hebraismus|Hebraismen]] angereicherter und hebräisch geschriebener Dialekt. Diese Sprache breitete sich mit den Aschkenasim zunächst nach Osteuropa, später in die ganze Welt aus, trug entscheidend zu ihrer eigenen Kultur bei und ist bis heute erhalten.<ref>Marion Aptroot, Roland Gruschka: ''Jiddisch: Geschichte und Kultur einer Weltsprache.'' Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-52791-3, [http://books.google.de/books?id=BT_QUGukIG0C&pg=PA33 S. 33–35.] und 173</ref>


Während der [[Schwarzer Tod|Pestepidemie von 1349]] kam es im französischen und deutschen Sprachraum erneut zu zahlreichen [[Judenverfolgungen zur Zeit des Schwarzen Todes|Pogromen]] gegen die aschkenasischen Gemeinden. Viele Überlebende flohen, vor allem nach [[Polen-Litauen]], wo sie willkommen waren und beim Aufbau der Wirtschaft mitwirkten.
Während der [[Schwarzer Tod|Pestepidemie von 1349]] kam es im französischen und deutschen Sprachraum erneut zu zahlreichen [[Judenverfolgungen zur Zeit des Schwarzen Todes|Pogromen]] gegen die aschkenasischen Gemeinden. Viele Überlebende flohen, vor allem nach [[Polen-Litauen]], wo sie willkommen waren und beim Aufbau der Wirtschaft mitwirkten.
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Die kulturelle Kluft zwischen Aschkenasim und anderen jüdischen Gruppen hinsichtlich politischen Einflusses, Brauchtum, Glaubensvorstellungen, Bildung, Gewohnheiten und Sprache ist vor allem im von aschkenasischen Juden gegründeten [[Israel]] unübersehbar. In [[Anthropologie|anthropologischer]] Hinsicht unterscheiden sich die Aschkenasim im Gegensatz zu allen anderen jüdischen Gruppen durch etwa 10 Prozent sog. ''hellfarbiger'' (blond, blauäugig) Elemente.<ref>Georg Herlitz, Bruno Krischner (Hrsg.): ''Jüdisches Lexikon. Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Bänden''. Nachdruck der 1. Auflage. Athenäum Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-610-00400-2 (Bd. 1: „A–C“), S. 497.</ref>
Die kulturelle Kluft zwischen Aschkenasim und anderen jüdischen Gruppen hinsichtlich politischen Einflusses, Brauchtum, Glaubensvorstellungen, Bildung, Gewohnheiten und Sprache ist vor allem im von aschkenasischen Juden gegründeten [[Israel]] unübersehbar. In [[Anthropologie|anthropologischer]] Hinsicht unterscheiden sich die Aschkenasim im Gegensatz zu allen anderen jüdischen Gruppen durch etwa 10 Prozent sog. ''hellfarbiger'' (blond, blauäugig) Elemente.<ref>Georg Herlitz, Bruno Krischner (Hrsg.): ''Jüdisches Lexikon. Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Bänden''. Nachdruck der 1. Auflage. Athenäum Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-610-00400-2 (Bd. 1: „A–C“), S. 497.</ref>

Kulturelle Unterschiede lassen sich auch an verschiedenen Bestattungsweisen erkennen. Der [[Jüdischer Friedhof Altona|jüdische Friedhof in Hamburg-Altona]] ist einzigartig, da hier Aschkenasim und Sepharden auf einem Friedhof ruhen. Im aschkenasischen Teil des Friedhofs sind die Grabsteine stehend aufgestellt und tragen hebräische Inschriften, während im sephardischen Teil Grabplatten in den Boden eingelassen wurden, die oft portugiesische Inschriften tragen und reich mit Reliefs geschmückt sind.



== Familiennamen ==
== Familiennamen ==
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Es gab viele Ausnahmen von dieser Regel. Am wichtigsten war der Brauch, eine rabbinische [[Dynastie]] mit einem – meist vom Herkunftsort des Gründers abgeleiteten – Familiennamen zu bezeichnen, z. B. von [[Katzenelnbogen]] (damals in Hessen) oder [[Jacob Emden|Emden]]. Diese Nachnamen dienten teils als Familiennamen, teils sozusagen als Markennamen. Schwiegersöhne, die Rabbiner wurden, erbten oft den Namen, und Söhne, die nicht Rabbiner wurden, trugen ihn meistens nicht.
Es gab viele Ausnahmen von dieser Regel. Am wichtigsten war der Brauch, eine rabbinische [[Dynastie]] mit einem – meist vom Herkunftsort des Gründers abgeleiteten – Familiennamen zu bezeichnen, z. B. von [[Katzenelnbogen]] (damals in Hessen) oder [[Jacob Emden|Emden]]. Diese Nachnamen dienten teils als Familiennamen, teils sozusagen als Markennamen. Schwiegersöhne, die Rabbiner wurden, erbten oft den Namen, und Söhne, die nicht Rabbiner wurden, trugen ihn meistens nicht.

Aus dem Buch Mose des [[Altes Testament|Alten Testaments]] leiten sich z.B. die aschkenasischen Namen [[Rubin]], [[Bernstein]], [[Diamant]] und diesen ihnen zuzuordnenden Fahnenfarben [[Roth]], [[Grün]], [[Schwarz]], [[Weiss]], [[Rosa]], oftmals erweitert um Zusätze, etwa Grünspan, Rosenblatt, Rosenzweig und Rosenthal. Vergleichbar sind [[Silber]] und [[Gold]] beinhaltende Namen, die mit den Erzengeln Michael und Gabriel in Verbindung gebracht werden, denn Gabriel brachte nach der Überlieferung das Gold zur Erde, daher Silbermann, Goldberg, Goldmann oder auch Goldschmied. Die recht häufig vertretenen aschkenasischer Nachnamen [[Weizenbaum]], [[Feigenbaum]], [[Honigmann]] und [[Teitelbaum]] beschreiben die heiligen Früchte im [[Deuteronomium|5.Buch Mose]].


Die [[Sippe]]n- oder [[Volksstamm|Stammnamen]] [[Kohanim|Kohen]] und [[Leviten|Levi]] (mit vielen Varianten) wurden von Vater auf Sohn weitergetragen und erschienen in fast allen jüdischen Urkunden, Grabsteinen usw., wenn ein dort erwähnter Mann (oder der Vater oder Ehemann einer Frau) dem Stamm zugehörte. In den [[Absolutismus|absolutistisch]] regierten Staaten Mitteleuropas wurde Ende des [[18. Jahrhundert]]s damit begonnen, jüdische Bewohner als Bedingung für erweiterte Bürgerrechte zur Annahme eines unveränderbaren Familiennamens zu zwingen. Zuerst geschah dies 1787 in den [[Habsburgische Erblande#Erblande|Habsburgischen Erbländern]], es folgten weitere Staaten und Städte. Nach und nach führten dann alle Staaten Europas ähnliche Regelungen ein.
Die [[Sippe]]n- oder [[Volksstamm|Stammnamen]] [[Kohanim|Kohen]] und [[Leviten|Levi]] (mit vielen Varianten) wurden von Vater auf Sohn weitergetragen und erschienen in fast allen jüdischen Urkunden, Grabsteinen usw., wenn ein dort erwähnter Mann (oder der Vater oder Ehemann einer Frau) dem Stamm zugehörte. In den [[Absolutismus|absolutistisch]] regierten Staaten Mitteleuropas wurde Ende des [[18. Jahrhundert]]s damit begonnen, jüdische Bewohner als Bedingung für erweiterte Bürgerrechte zur Annahme eines unveränderbaren Familiennamens zu zwingen. Zuerst geschah dies 1787 in den [[Habsburgische Erblande#Erblande|Habsburgischen Erbländern]], es folgten weitere Staaten und Städte. Nach und nach führten dann alle Staaten Europas ähnliche Regelungen ein.

Version vom 21. September 2014, 23:24 Uhr

Als Aschkenasim (hebräisch אַשְׁכֲּנָזִים, Plural von Aschkenasi) oder aschkenasische Juden (יְהוּדֵי אַשְׁכֲּנָז), seltener auch als Aschkenasen, werden mittel-, nord- und osteuropäische Juden und ihre Nachfahren bezeichnet. Sie bilden neben iberischen Sepharden, arabisch-orientalischen Mizrachim und äthiopischen Falaschen die mit Abstand größte Gruppe im modernen Judentum. Etwa 80 Prozent der weltweit und 90 Prozent der in den USA lebenden Juden sind aschkenasischer Abstammung.

Die Grundlagen der aschkenasischen Kultur wurden ab dem 10.Jahrhundert in den als SCHUM-Gemeinden bekannten Rheinstädten Speyer, Worms und Mainz gelegt. Abgeleitet vom biblischen Personen- und Gebietsnamen Aschkenas (Gen 10,3; 1 Chr 1,6; Jer 51,27) wurde die Bezeichnung Aschkenasim von eingewanderten Rabbinern auf das deutschsprachige Gebiet und den dort lebenden Juden übertragen. Mit zunehmender Verbreitung ging der Terminus auf alle europäischen Juden über - mit Ausnahme der in Portugal und Spanien ansässigen Sepharden.

Ab dem 16. Jahrhundert teilte sich das aschkenasische Judentum in ein west- und ein osteuropäisches Judentum. In Folge von antisemitischen Pogromen emigrierten zwischen 1881 und 1924 etwa zwei Millionen Aschkenasim aus dem Russischen Kaiserreich sowie aus Mittel- und Osteuropa vor allem in die USA, nach Südafrika und Australien. Der 2. Weltkrieg und der Holocaust lösten weitere umfangreiche Flüchtlingswellen in die USA, nach Südamerika und vor allem in das neu geschaffene Israel aus.

Von etwa 1200 bis weit ins 20. Jahrhunderts wurde Jiddisch als eigene Sprache der Aschkenasim kultiviert, das sich in west- und ostjiddische Dialekte unterteilt und sowohl gesprochen wie geschrieben wurde. Ostjiddisch blieb Alltagssprache der kaum assimilierten Mehrheit der Juden in Osteuropa, bis der durch die Nationalsozialisten verursachte Holocaust die hauptsächlich aschkenasisch geprägten jüdischen Zentren in Europa vernichtete. Heutzutage spielt Jiddisch im Alltagsleben der meisten Aschkenasen keine Rolle mehr.

Geschichte

Herkunft

Nach der Gründungslegende von Rabbi Eleasar ben Juda ben Kalonymos (1220) wanderten die Kalonymiden, die wohl angesehenste und berühmteste Familie des frühen aschkenasischen Judentums, vom obertalienischen Lucca nach Mainz ein.[1][2] So gilt Mainz (ab 917) neben den rheinischen Kathedralstädten Speyer und Worms (ab 980) als Geburtstätte des aschkenasischen Judentums. In diesen von den Römern strategisch an Handelswegen gegründeten Rheinstädte bildeten sich die aschkenasisch geprägten SchUM-Gemeinden, in denen Mitglieder der rabbinischen Kalonymos-Familie führende Positionen einnahmen. Ihre Talmudschulen (Jeschiwot) waren im 10. Jahrhundert neben der Lehrtätigkeit auch für die jüdische Rechtsprechung im Gebiet Aschkenas zuständig. Die Kalonymus-Familie begründete zudem eine einflussreiche Schule zur jüdischen Dichtkunst, Werken des Saadia Gaon und Merkaba-Literatur. Sie prägten die aschkenasische Mystik, aus der seit etwa 1150 der mittelalterliche Chassidismus entstand.[3][4]

Eine andere Hypothese führt die mittel- und osteuropäischen Aschkenasim überwiegend auf Zuwanderung aus dem ehemaligen Reich der Chasaren in Südosteuropa und der Kaukasusregion zurück, die großenteils von Konvertiten abstammten. Für beide Herkunftshypothesen gibt es verschiedene genetische Studien mit jeweils umstrittener Methodik und Aussagekraft.[5]

Hochmittelalter

Im Hochmittelalter umfasste Aschkenas neben dem deutschsprachigen Terrain das gesamte Heilige Römische Reich inklusive Nordfrankreich, Niederlande, Schweiz, Österreich, Böhmen, Mähren, Slowenien und Südtirol sowie England. Mit den freiwilligen, häufiger aber erzwungenen Migrationen der aschkenasischen Juden sollte sich die Lage von Aschkenas über die Jahrhunderte immer wieder verändern.Im Spätmittelalter dehnte sich der aschkenasische Kulturkreis dann auf Norditalien und Polen aus – überall dahin, wo aschkenasische Juden lebten und ihr religiöses Brauchtum praktizieren konnten.[6]

Ab dem 11.Jahrhundert stellten diverse Reichsstädte den aschkenasischen Judengemeinschaften Schutzbriefe aus, um von der regen Handelstätigkeit der aschkenasischen Juden und einem damit verbundenen wirtschaftlichen Aufschwung zu profitieren.[7] Trotz dieses Protektionsversprechens der Reichsstädte für die aschkenasischen Juden zerstörten im Jahre 1096 beim ersten Kreuzzug christliche Kreuzfahrer die Judengemeinden des Rheinlands, ermordeten die meisten Mitglieder oder versuchten, sie zwangszutaufen. Dem kamen manche aschkenasische Gemeinden durch Gruppenselbsttötung zuvor, die sie als Heiligung des Gottesnamens (Kiddusch Haschem) verstanden.[8]

Ab etwa 1200 entstand Jiddisch, eine Art mittelhochdeutscher, mit vielen Hebraismen angereicherter und hebräisch geschriebener Dialekt. Diese Sprache breitete sich mit den Aschkenasim zunächst nach Osteuropa, später in die ganze Welt aus, trug entscheidend zu ihrer eigenen Kultur bei und ist bis heute, wenn auch nur noch sehr selten gesprochen, erhalten.[9]

Während der Pestepidemie von 1349 kam es im französischen und deutschen Sprachraum erneut zu zahlreichen Pogromen gegen die aschkenasischen Gemeinden. Viele Überlebende flohen, vor allem nach Polen-Litauen, wo sie willkommen waren und beim Aufbau der Wirtschaft mitwirkten.

Frühe Neuzeit

Um 1500 waren die meisten Aschkenasim aus West- und Mitteleuropa nach Osteuropa vertrieben worden. Einige lebten noch in manchen deutschen und italienischen Städten, der Großteil lebte im Königreich Polen-Litauen. 70 Prozent der polnischen Aschkenasim lebten in Städten gleichrangig neben Nichtjuden. Viele adeligen Grundbesitzer förderten jüdische Händler, weil diese hohe Preise auf landwirtschaftliche Produkte zahlten, gute Auslandsverbindungen hatten und sich politisch loyal verhielten. Das bewirkte einen Aufschwung vieler polnischer Ortschaften und deren Judengemeinden. Daraus entstanden die polnischen Schtetl, in denen Aschkenasim die Bevölkerungsmehrheit stellten, vorwiegend das Ortszentrum bewohnten und eine eigene soziale Organisation ausprägten. Sie bildeten auch in von nichtjüdischen Königsbeamten verwalteten und von christlichen Gilden und Zünften dominierten Städten Polens einflussreiche, aber als Konkurrenz abgelehnte Minderheiten. Im 18. Jahrhundert dominierten sie den Handel und das Handwerk in Polen.[10]

Ab 1600 begannen osteuropäische Aschkenasim und ehemalige spanische Marranen infolge von Pogromen und im Zuge des Dreißigjährigen Krieges sich erneut vermehrt in mittel- und westeuropäischen Handelszentren anzusiedeln. Um 1650 gab es insgesamt geschätzt weniger als 500.000 Aschkenasim.[11]

Zurückwandernde Aschkenasim aus Osteuropa gründeten im 17. und 18. Jahrhundert die meisten neuen jüdischen Gemeinden in großen Städten Mittel- und Westeuropas. In deutschen Gebieten erlaubte der jeweilige Herrscher zunächst einem Hofjuden und seinen Bediensteten den Zuzug. Daraus entstand eine Judengemeinde. Der jeweilige Hofjude war meist auch ihr Vertreter (Schtadlan) und gab sein Amt oft an seine Söhne weiter. Die deutschen Behörden verlangten von diesen Zuwanderern hohe Zahlungen für Ansiedlungsrechte, beaufsichtigten ihre Erwerbsquellen, begrenzten ihre Bewegungsfreiheit und griffen auch in ihre Rechtsprechung ein. Dadurch gerieten die neuen Gemeinden in starke Abhängigkeit von der Gunst der Behörden. Versuche der führenden Juden, autonome Organisationsformen in Übereinkunft mit den jeweiligen Herrschern zu bewahren, verstärkten oft die Distanz zwischen reicheren und ärmeren Juden und das Misstrauen von Nichtjuden.[12]

20. Jahrhundert bis heute

In Folge von antisemitischen Pogromen emigrierten zwischen 1881 und 1924 etwa zwei Millionen Aschkenasim aus dem Russischen Kaiserreich sowie aus Mittel- und Osteuropa vor allem in die USA, nach Südafrika und Australien. Der 2. Weltkrieg und der Holocaust lösten weitere umfangreiche Flüchtlingswellen in die USA, nach Südamerika und vor allem in das neu geschaffene Israel aus. Laut einer Studie der Hebräischen Universität von Jerusalem leben in Israel derzeit 2,8 Millionen Aschkenasim, in den USA sind geschätzte 90 Prozent der 6 Millionen dort lebenden Juden Aschkenasim. In Deutschland leben etwa 200.000 aschkenasische Juden. Das heutige Judentum besteht zu etwa 80 Prozent und entsprechend 10 Millionen Menschen aus Aschkenasim.[13] Derzeit sind New York City, London, Antwerpen, Manchester und zunehmend wieder Berlin die zahlenmäßig und kulturell bedeutendsten Metropolen aschkenasischen Wirkens.

Die kulturelle Kluft zwischen Aschkenasim und anderen jüdischen Gruppen hinsichtlich politischen Einflusses, Brauchtum, Glaubensvorstellungen, Bildung, Gewohnheiten und Sprache ist vor allem im von aschkenasischen Juden gegründeten Israel unübersehbar. In anthropologischer Hinsicht unterscheiden sich die Aschkenasim im Gegensatz zu allen anderen jüdischen Gruppen durch etwa 10 Prozent sog. hellfarbiger (blond, blauäugig) Elemente.[14]

Kulturelle Unterschiede lassen sich auch an verschiedenen Bestattungsweisen erkennen. Der jüdische Friedhof in Hamburg-Altona ist einzigartig, da hier Aschkenasim und Sepharden auf einem Friedhof ruhen. Im aschkenasischen Teil des Friedhofs sind die Grabsteine stehend aufgestellt und tragen hebräische Inschriften, während im sephardischen Teil Grabplatten in den Boden eingelassen wurden, die oft portugiesische Inschriften tragen und reich mit Reliefs geschmückt sind.


Familiennamen

Aschkenasische Juden hatten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts meist noch keine festen Familiennamen. In aller Regel wurde der Name des Vaters als zweiter Name (Patronym) benutzt, also beispielsweise Jakob ben Nathan = Jakob, Sohn des Nathan. Grund dafür ist u. A. die Verordnung von Rabbenu Tam (Jacob ben Meir) aus dem 12. Jahrhundert, dass in einer Scheidungsurkunde nur von Juden unter Juden verwendete Namen (d. h. Eigen- und Vatersnamen) verwendet werden durften, aber nicht von Juden ausschließlich im Verkehr mit Nichtjuden verwendete Beinamen. Diese Anweisung wurde danach bei vergleichbaren Verträgen, z. B. Ehe- und Geschäftsverträgen, adäquat angewendet. Bis heute bestehen jüdische Namen aus dem Vornamen und dem Vornamen des Vaters, wobei ein ben („Sohn von“) bzw. bat („Tochter von“) dazwischengeschoben wird. Im religiösen Bereich wird der Name besonders zu rituellen Zwecken benutzt, so bei Jungen erstmals bei der Beschneidung sowie bei der Bar Mitzwa anlässlich des Aufrufs zur Toralesung. In der Regel steht dieser Name auch auf dem Grabstein eines Juden.

Es gab viele Ausnahmen von dieser Regel. Am wichtigsten war der Brauch, eine rabbinische Dynastie mit einem – meist vom Herkunftsort des Gründers abgeleiteten – Familiennamen zu bezeichnen, z. B. von Katzenelnbogen (damals in Hessen) oder Emden. Diese Nachnamen dienten teils als Familiennamen, teils sozusagen als Markennamen. Schwiegersöhne, die Rabbiner wurden, erbten oft den Namen, und Söhne, die nicht Rabbiner wurden, trugen ihn meistens nicht.

Aus dem Buch Mose des Alten Testaments leiten sich z.B. die aschkenasischen Namen Rubin, Bernstein, Diamant und diesen ihnen zuzuordnenden Fahnenfarben Roth, Grün, Schwarz, Weiss, Rosa, oftmals erweitert um Zusätze, etwa Grünspan, Rosenblatt, Rosenzweig und Rosenthal. Vergleichbar sind Silber und Gold beinhaltende Namen, die mit den Erzengeln Michael und Gabriel in Verbindung gebracht werden, denn Gabriel brachte nach der Überlieferung das Gold zur Erde, daher Silbermann, Goldberg, Goldmann oder auch Goldschmied. Die recht häufig vertretenen aschkenasischer Nachnamen Weizenbaum, Feigenbaum, Honigmann und Teitelbaum beschreiben die heiligen Früchte im 5.Buch Mose.

Die Sippen- oder Stammnamen Kohen und Levi (mit vielen Varianten) wurden von Vater auf Sohn weitergetragen und erschienen in fast allen jüdischen Urkunden, Grabsteinen usw., wenn ein dort erwähnter Mann (oder der Vater oder Ehemann einer Frau) dem Stamm zugehörte. In den absolutistisch regierten Staaten Mitteleuropas wurde Ende des 18. Jahrhunderts damit begonnen, jüdische Bewohner als Bedingung für erweiterte Bürgerrechte zur Annahme eines unveränderbaren Familiennamens zu zwingen. Zuerst geschah dies 1787 in den Habsburgischen Erbländern, es folgten weitere Staaten und Städte. Nach und nach führten dann alle Staaten Europas ähnliche Regelungen ein.

Die aschkenasischen Juden konnten ihre neuen Namen nicht immer frei wählen. So kam es in vereinzelten Fällen zu erniedrigenden oder beleidigenden Nachnamen (Trinker, Bettelarm, Maulwurf), die allerdings später meist wieder geändert werden durften. Aber die österreichischen und französischen Gesetze ließen keine neuen Namen zu, die den jüdischen Hintergrund des Trägers deutlich herausstellten (z. B. Namen aus dem Alten Testament oder alttestamentliche Städtenamen). Die jüdischen sollten sich von deutschen Familiennamen möglichst nicht unterscheiden, um die Integration der Juden zu fördern, die in dieser Zeit zunächst meist beschränkte und später dann auch volle Bürgerrechte erhielten.

Literatur

  • Encyclopaedia Judaica: Ashkenaz. 2. Band, 2. Auflage. Macmillan Reference, Detroit 2007, S. 569–571.
  • Vorlage:GRA.

Einzelnachweise

  1. Michael Brenner: Kleine jüdische Geschichte. München 2008, S. 101.
  2. Ursula Reuter: Beiträge zur rheinisch-jüdischen Geschichte Köln 2013, S.10
  3. Theologische Realenzyklopädie Band 7 (Chassidismus), S. 706–708.
  4. Susanne Galley: Das Judentum. Campus, 2006, ISBN 3-593-37977-5, S. 99 f.
  5. Ingo Way: Genetik: Rheinland oder Kaukasus? In: Jüdische Allgemeine. 24. Januar 2013.
  6. Ursula Reuter: Beiträge zur rheinisch-jüdischen Geschichte Köln 2013, S.13
  7. Ivan G. Marcus: Ashkenaz (Yivo Encyclopedia of Jews in Eastern Europe)
  8. S. 508–512.
  9. Marion Aptroot, Roland Gruschka: Jiddisch: Geschichte und Kultur einer Weltsprache. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-52791-3, S. 33–35. und 173
  10. Haim Hillel Ben-Sasson, Michael Brenner, Shmuel Ettinger, Abraham Malamat: Geschichte des jüdischen Volkes: Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-55918-1, S. 903.
  11. Haim Hillel Ben-Sasson, Michael Brenner, Shmuel Ettinger, Abraham Malamat: Geschichte des jüdischen Volkes. München 2007, S. 895 f.
  12. Haim Hillel Ben-Sasson, Michael Brenner, Shmuel Ettinger, Abraham Malamat: Geschichte des jüdischen Volkes. München 2007, S. 951–953.
  13. Hebrew University Genetic Resource (HUGR): Ashkenazi Jews. In: The Hebrew University of Jerusalem (Projektseite).
  14. Georg Herlitz, Bruno Krischner (Hrsg.): Jüdisches Lexikon. Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Bänden. Nachdruck der 1. Auflage. Athenäum Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-610-00400-2 (Bd. 1: „A–C“), S. 497.