Rhin

Rhin
Havel (dunkelblau) und Rhin (blaugrün)

Havel (dunkelblau) und Rhin (blaugrün)

Daten
Gewässerkennzahl DE: 588
Lage Deutschland, Brandenburg
Flusssystem Elbe
Abfluss über Gülper Havel → Havel → Elbe → Nordsee
Quellgebiet westlich von Rheinsberg
Mündung Gülper HavelKoordinaten: 52° 44′ 42″ N, 12° 13′ 17″ O
52° 44′ 42″ N, 12° 13′ 17″ O

Länge 133,3 km[1]
Einzugsgebiet 1780 km²
Abfluss am Pegel Alt Ruppin, Schleuse OP[2]
AEo: 516 km²
Lage: 45,4 km oberhalb der Mündung
NNQ (06.08.1981)
MNQ 1981–1999
MQ 1981–1999
Mq 1981–1999
MHQ 1981–1999
HHQ (17.04.1981)
0 l/s
618 l/s
2,81 m³/s
5,4 l/(s km²)
6,65 m³/s
10,8 m³/s
Rechte Nebenflüsse Temnitz

Der 129 Kilometer lange Rhin ist ein rechter Nebenfluss der Havel in Brandenburg und mit der Einzugsgebietsgröße von 1.780 km² deren drittgrößter.

Name

Der Rhin erhielt nach verbreiteter Meinung seinen Namen von Siedlern aus dem Niederrheingebiet im Zuge der Ostkolonisation im 12. Jahrhundert. Eine eigenständige germanische Bildung vom selben Wortstamm für „rinnen, fließen“ kann aber nicht ausgeschlossen werden. Obwohl die Umgebung des Flusses einige Jahrhunderte lang von Slawen besiedelt war, ist ein slawischer Name nicht überliefert. Dagegen hat der Rhin am Oberlauf mehrere kleine Nebenflüsse, die ebenfalls Rhin heißen.

Flusslauf

Rheinsberger Rhin in der Ruppiner Schweiz

Der Fluss entspringt im Landkreis Ostprignitz-Ruppin etwa 8,5 Kilometer westlich von Rheinsberg. Dort liegt seine Quelle am Südrand der Mecklenburgischen Seenplatte im Rheinsberger Seengebiet nur wenige hundert Meter westlich der kleinen Ansiedlung Wallitz. Von dort aus fließt der Rhin durch mehrere kleine und große Seen (Bramin-, Kagar-, Dollgow-, Schlaborn-, Rheinsberger und Grienericksee) nach Rheinsberg. Dieser eher traditionellen Version stehen wissenschaftliche Forschungen entgegen, nach denen der Rhin im Twernsee, rund zwölf Kilometer nordwestlich von Rheinsberg entspringt und über den Rochowsee, Giesenschlagsee, Zootzensee und Tietzowsee in den Schlabornsee fließt.

Schleuse in Altfriesack zwischen Ruppiner See und Bützsee

Viele der nördlichen Seen des Rheinsberger Seengebietes sind über verschiedene schiffbare Kanäle untereinander und mit dem Rhin verbunden. Der Wolfsbrucher Kanal (ab 1998, zu DDR-Zeiten Hüttenkanal) stellt vom Großen Prebelowsee zum Kleinen Pälitzsee eine Verbindung zur Müritz-Havel-Wasserstraße her.

Der Rhin ist in die sog. sonstigen Binnenwasserstraßen des Bundes Rheinsberger Gewässer[3] mit Tietzowsee, Schlabornsee, Rheinsberger See und Grienericksee sowie in die Zechliner Gewässer[3] mit dem Zootzensee einbezogen.

Südlich von Rheinsberg durchfließt der Rhin als naturbelassener, mäandrierender Wildwasserbach („Rheinsberger Rhin“) die Ruppiner Schweiz in einem vielfach gewundenen und mit Schwarzerlenwäldern bestockten Stromtal nach Süden. Südlich von Rheinsberg mündet die von Zechowsee und Großem und Kleinem Tietzensee kommende Döllnitz ein. Bei Zechow nimmt er den vom Köpernitzsee zufließenden „Kleinen Rhin“ auf, der in zwei Quellarmen von Zeutensee, Großem und Kleinem Törnsee einerseits und vom Dollgower See andererseits gespeist wird.

Bei der kleinen Ansiedlung Zippelsförde knickt der Rhin nach Nordwesten ab. Wenig später gelangt sein Wasser in den Zermützelsee und dann in Richtung Süden über Tetzensee und Molchowsee bei Neuruppin in den Ruppiner See und dann weiter in den Bützsee.

Ab dem Südostende des Bützsees bis zum Kremmener Rhin heißt der Rhin „Bützrhin“. Er fließt nach Südosten. Ab dem Ende des Bützrhins kann das Wasser des Rhins, durch Wehre geregelt, sowohl westwärts in seiner weiteren natürlichen Fließrichtung als Alter Rhin durch das Rhinluch der unteren Havel zufließen, als auch über den Kremmener Rhin und den Ruppiner- und Oranienburger Kanal nach Osten in die obere Havel bei Oranienburg geleitet werden.

Der Kremmener Rhin fließt seit dem Bau der Ruppiner Wasserstraße in entgegengesetzter Richtung als das ehemalige natürliche Fließ an seiner Stelle, das den Kremmener See zum Rhin hin entwässerte.

Der Alte Rhin fließt ab der Gabelung des Bützrhins zunächst als gewundener Fluss in Richtung Fehrbellin. Bis zur Schleuse Hakenberg liegt sein Wasserspiegel etwa einen Meter über den umgebenden Wiesen und bis zu zwei Meter über dem Wasserspiegel der Entwässerungsgräben. Westlich der Schleuse münden zunächst der Fehrbelliner Kanal und dann der Wustrauer Rhin in den Alten Rhin. Der Wustrauer Rhin ist ein künstlicher Kanal. Er beginnt direkt am Ruppiner See. Ab Fehrbellin fließt das Rhinwasser überwiegend durch den Rhinkanal nach Rhinow. Hier führt ein weiterer Alter Rhin, weiter östlich Friesacker Rhin genannt, Wasser aus dem nordöstlichen Teil des Havelländischen Luchs östlich von Friesack zu. Von Rhinow fließt ein nur Rhin genannter Arm durch den Gülper See und mündet in die Gülper Havel. Außerdem kann Rhinwasser durch den Bültgraben und die Neue Dosse in die Havel gelangen.

Geschichte

Karte der Mark Brandenburg vor Bau des Großen Havelländischen Hauptkanals
Karte Marchesato et Elettorato di Brandebvrg von 1687 mit erkennbarem Verlauf des Rhins nach Westen als Rhien und Osten als Rien jeweils der Havel zu

Wie verschiedene alte Kartenwerke zeigen, änderte der Rhin im Laufe der Jahrhunderte seinen Verlauf des Öfteren. Nachdem ein in alten Kartenwerken verzeichneter Seitenarm des Rhins zum Witzker See beim Kanalbau umgeleitet wurde und der Fluss weiter nördlich vollständig zum Gülper See abgeleitet wird, verblieb nur ein Altarm zwischen Witzker und Hohennauener See, der Teil des Großen Havelländischen Hauptkanals ist und noch Rhin oder Alter Rhin bezeichnet wird.[4] Dieser führt jedoch kein Rhinwasser. Daneben ist ein vom heutigen Rhin unabhängiger zweiter Fluss mit dem Namen Alter Rhin verzeichnet. Dieser floss im östlichen Hohennauen-Ferchesarer-See einmündend.[5]

Im Kartenwerk Marchesato et Elettorato di Brandebvrg von Giacomo Cantelli da Vignola von 1687 ist der Rhin bereits mit zwei Abflüssen zur Havel, einen nach Osten zur Oberhavel und einen nach Westen über den Gülper Havel, wie es auch die heutige Situation widerspiegelt, erkennbar.[6]

Geologie und Hydrogeologie

Der Rhin benutzt an seinem Oberlauf (ab dem Giesenschlagsee) eine alte früheiszeitliche Rinne, die sich vom Woterfitzsee östlich der Müritz über eine Länge von 60 Kilometern bis ins Rhinluch erstreckt. Diese Rinne in einer meist hügeligen Moränenlandschaft kann dafür verantwortlich gemacht werden, dass der wasserarme Rhin überhaupt seinen Unterlauf erreicht. Vor etwa 18.000 Jahren schufen nördlich von Neuruppin Schmelzwasserströme zwei tiefe Rinnentäler in südlicher und südöstlicher Richtung, die den Südteil des älteren Rinnentales mit Ablagerungen zuschwemmten. Nach Versiegen der Zuflüsse übernahm der Rhin diese Täler für seinen weiteren Verlauf, wodurch sich das zweimalige Abknicken des Flusslaufs erklären lässt. Südlich der Neuruppiner Seen wurde der Rhin zum Zwecke der Entwässerung der ihn umgebenden Luch-Landschaften kanalartig ausgebaut und ist als Wildfluss kaum noch nachweisbar. Die Verbindung zwischen Rhin und der Havel bei Oranienburg über den Kremmener Rhin und den Ruppiner Kanal ist nicht ursprünglich, sondern wurde im 18. Jahrhundert angelegt.

Schleusen

Siehe auch

Weblinks

Commons: Rhin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Rhin – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Fließgewässerverzeichnis gewnet25 (Version 4.0, 24. April 2014)@1@2Vorlage:Toter Link/mluk.brandenburg.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. beim Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg, abgerufen am 4. Mai 2015.
  2. Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Elbegebiet, Teil II 1999 Landesumweltamt Brandenburg, S. 155, abgerufen am 7. März 2021, Auf: lugv.brandenburg.de (PDF, deutsch).
  3. a b Verzeichnis F der Chronik (Memento des Originals vom 22. Juli 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wsv.de, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
  4. Sebastian Kinder, Haik Thomas Porada (Hrsg.): Das Havelland um Rathenow und Premnitz. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme. Landschaften in Deutschland Werte der deutschen Heimat, Band 74. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2017, ISBN 978-3-412-22297-0, S. 211.
  5. Karte des Kurfürstentums Brandenburg von Jacob Paul von Gundling, Datum unbekannt.
  6. Marchesato et Elettorato di Brandebvrg, von Giacomo Cantelli da Vignola, 1687.