Polßen

Polßen
Gemeinde Gramzow
Koordinaten: 53° 10′ N, 13° 58′ OKoordinaten: 53° 9′ 54″ N, 13° 58′ 26″ O
Einwohner: 199 (21. Feb. 2018)[1]
Eingemeindung: 31. Dezember 2001
Postleitzahl: 17291
Vorwahl: 039861
Polßen (Brandenburg)
Polßen (Brandenburg)

Lage von Polßen in Brandenburg

Dorfkirche Polßen

Polßen ist ein Ortsteil der Gemeinde Gramzow im Landkreis Uckermark im Nordosten des Landes Brandenburg.

Geschichtliches

Der Ort wurde 1319 als Pelsene erstmalig urkundlich erwähnt, später auch Polczyn oder Polssen genannt. Polßen war geprägt in der Ortsgeschichte vom jeweiligen Besitz des Gutes, abwechselnd mit den Familien von Greiffenberg, von Buch und später ausgestorbenen von Aschersleben.[2] 1731 erwarb es der Kaufmann und Freiherr François Mathieu Vernezobre de Laurieux,[3][4] in dessen Familie es bis zum Tod des letzten Erben, Friedrich Ludwig von Vernezobre, im Jahr 1827 verblieb.

1831[5] kam es aus der Konkursmasse der Erben an die Familie von Wedel-Parlow, die das Gut Polßen bis 1945 besaß. Der westliche Teil des Gutes Polßen, behielt zunächst seit 1832 den Status eines Vorwerks und wurde Wedelsberg benannt.[6][7] Nach dem im Jahre 1879 erstmals amtlich für Preußen publizierten Generaladressbuch der Rittergutsbesitzer gehörten zum Rittergut Polßen 873 ha, davon 14 ha Wasser.[8] Mit Moritz von Wedel (1805–1900), dem auch das benachbarte Parlow gehörte, kam Kontinuität in die Ortsgeschichte. Ihm folgte kurz sein Sohn Felix von Wedel, der war auch preußischer Offizier und Rechtsritter des Johanniterordens. Dessen Neffe Dr. jur. Ludolf von Wedel wurde dann der letzte Grundbesitzer in Polßen. Der Land- und Forstwirt veröffentlichte dann einige Jahre später eine Familienchronik.[9] Im 1929, also kurz vor der großen Wirtschaftskrise, die alle betraf, war im letzten Landwirtschaftlichen Adressbuch noch Margarethe von Wedel-Parlow, geborene von Sydow, als Gutsinhaberin geführt, seit 1915. Das Gut hatte insgesamt 905 ha Land, davon 125 ha Forsten. Hauptsächlich wurde dem Trend der Zeit folgend Schafsviehwirtschaft betrieben. Als Verwalter fungierte M. Pape. Er wiederum war Administrator.[10] So wurde bis zur Bodenreform die Geschichte des Ortes Polßen stark vom Gut und dessen Herrenhaus geprägt,[11] ohne es allein darauf zu reduzieren.

Geografie und Verkehrsanbindung

Polßen liegt südwestlich des Kernortes Gramzow an der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden B 198.

Naturschutzgebiete

  • Westlich vom Ort liegt das 2.830,66 ha große Naturschutzgebiet Melzower Forst. Durch das Gebiet, das seit dem 1. Oktober 1990 unter Naturschutz steht, führt die A 11 (= E 28).
  • Südöstlich liegt der 13,63 ha große Torfbruch bei Polßen, der ebenfalls seit dem 1. Oktober 1990 unter Naturschutz steht.

Siehe Liste der Naturschutzgebiete in Brandenburg

Sehenswürdigkeiten

  • die evangelische Dorfkirche; sie stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
Gut Polßen um 1860/61, Sammlung Alexander Duncker
  • die aus Gutshaus, Wirtschaftshof, Gutsverwalterhaus mit älteren Kellergewölben und Gutspark bestehende Gutsanlage

Siehe Liste der Baudenkmale in Gramzow (Polßen)

Söhne und Töchter

Literatur

  • Ernst Fidicin: Die Territorien der Mark Brandenburg, Band 4, Selbstverlag des Verfassers, Berlin 1864, S. 231–232. Online
  • Herbert Lüpnitz: Aus der Geschichte der Pfarre und Kirchengemeinde in Polßen im Kreis Angermünde. in: Arbeitsgemeinschaft für Mitteldeutsche Familienforschung, Schriftenreihe der AMF; Nr. 113, Verlag AMF e.V., Nachdruck, 2007. DNB 1009382578
  • Oliver Herrmann, Melanie Mertens: Polßen. in: Peter Michael Hahn, Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883). Band 2 (Katalog), Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann, Berlin 2000, S. 462–465. ISBN 3-87584-024-0.
  • Rüdiger und Wolf Christian v. Wedel-Parlow und Christiane Oehmig: Das Herrenhaus und das Rote Haus in Polssen, in: Schlösser und Gärten der Mark, Heft 104, Hrsg. Sibylle Badstübner-Gröger, Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark, Deutsche Gesellschaft e. V., Berlin 2019.

Trivial

  • Polßen. In: Rebecca Menzel: Jeans in der DDR. Vom tieferen Sinn einer Freizeithose. Ch. Links Verlag, Berlin 2004, S. 119. ISBN 3-86153-335-9. Online

Weblinks

Commons: Polßen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Amt Gramzow – Einwohnermeldeamt (Hrsg.): Einwohnerzahlen des Amtes Gramzow mit den amtsangehörigen Gemeinden. Stand: 21. Februar 2018. Gramzow 21. Februar 2018.
  2. Leopold Freiherr von Ledebur: Adelslexicon der Preußischen Monarchie. 1855. Erster Band: A - K. Verlag von Ludwig Rauh. Leipzig: Expedition des Adelslexicons, Berlin 1855, S. 23 (uni-duesseldorf.de).
  3. Hugo Rachel, Johannes Papritz, Paul Wallich: Die Zeit des Merkantilismus, Verlag De Gruyter, Berlin 2019, S. 92–93. Online
  4. Anmerkung: In der Literatur wird auch das Jahr 1751 genannt, aber bereits 1744 wird Vernezobre als Besitzer genannt: Christian W. Grundmann: Versuch einer Ucker-Märckischen Adels-Historie, Band 1, Verlag Ragoczy, Prenzlau 1744, S. 47. Online
  5. Ludolf v. Wedel-Parlow-Polssen: Polßen, Kreis Angermünde, Uckermark. In: Familienverband derer v. Wedel (Hrsg.): Wedelsche Häuser im Osten. Eigenverlag; Gedruckt bei C. L. Mettcker & Söhne, Jever in Oldenburg 1961, DNB 451762088, S. 145–153 (Mit 27 Federzeichnungen von Karl Helmuth Snethlage).
  6. W. Loewenberger von Schönholtz: Alphabetisches Verzeichniß sämmtlicher Städte, Ortschaften und einzelner Besitzungen etc. des Norddeutschen Bundes ... 1869, Zweiter Band mit Anhang, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1869. S. 832.
  7. Wedelsberg wurde 1951 in Grünheide umbenannt und gehört heute als Wohnplatz zur Gemeinde Oberuckersee. Stand 1. Januar 2024.
  8. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen., Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 6–7, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
  9. Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm von Lyncker und Ehrenkrook, Otto Reichert, Wilhelm von Blaschek, Eberhard Burggraf zu Dohna-Waldburg, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ bis 1400 nobilitiert) 1955. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe der Genealogischen Handbücher des Adels, von 1951 bis 2015. Band II, Nr. 11. C. A. Starke, 1955, ISSN 0435-2408, DNB 451802470, S. 491–496.
  10. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. Nach amtlichen Angaben. In: Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde (Hrsg.): Standardwerk für Land-und Forstwirtschaft. Letzt-Ausgabe. 4. Auflage. VII. Niekammer-Reihe. Verlag von Niekammer’s Adressbüchern GmbH, Leipzig 1929, S. 11 f. (martin-opitz-bibliothek.de).
  11. Wolf Christian von Wedel Parlow: Ostelbischer Adel im Nationalsozialismus. Familienerinnerungen am Beispiel der Wedel, in: Formen der Erinnerung, Band 64, 1. Auflage, Hrsg. Jürgen Reulecke, Birgit Neumann, Verlag V & R unipress, Göttingen 2017, S. 14–122. ISBN 978-3-8471-0758-3.