Margarethe von der Saale

Margarethe von der Saale

Margarethe von der Saale, auch Margarethe von der Sahla genannt (* 1522 in Schönfeld; † 6. Juli 1566 in Spangenberg) war die zweite Ehefrau von Landgraf Philipp von Hessen (1504–1567).

Leben

Jagdschloss Wolkersdorf, 1625

Margarethe wurde als Tochter von Anna von Miltitz und Hans von der Saale[1] 1522 in Schönfeld[2] geboren. Der seit 1523 verheiratete Landgraf Philipp lernte die damals 17-Jährige im Jahre 1539 kennen. Seine Ehe mit Christina von Sachsen beschrieb er als von Anfang an zerrüttet: Er habe „nihe liebe oder brunstlichkeit zu ir gehabt, wie wol sie sust from, aber warlich sust unfreindtlich, heslich, auch übel geroch.“ Andererseits hatten sie immerhin neun zwischen 1527 und 1547 geborene gemeinsame Kinder, so dass der zitierte Ausspruch wohl eher als Rechtfertigungsversuch anlässlich seiner zweiten, bigamistischen Ehe zu werten ist.

Seine Absicht, Margarethe morganatisch zu heiraten, rührte daher, dass er sich einerseits vom Abendmahl ausgeschlossen hielt, solange er „in Sünde“ mit einer anderen als seiner Ehefrau lebte. Eine Scheidung wollte er aber nicht, sei es aus religiösen, sei es aus politischen Bedenken. Er suchte den Reformator Martin Luther um Beurteilung nach und verwies zugleich bei seiner Anfrage auf die dem Brief beigelegte Sage des Grafen von Gleichen. Luther schrieb am 10. Dezember 1539 zurück. Luther widersprach dieser Darstellung und Argumentation für eine Ausnahme nicht weiter und stellte fest, dass zwischen den beiden Übeln Scheidung und Bigamie letzteres wohl das geringere sei. Luther ließ damit Philipp gewähren und vereinbarte Stillschweigen mit diesem. Der Reformator Philipp Melanchthon war bei der Vermählung zudem anwesend.[3][4] Die Trauung fand am 4. März 1540 im Rotenburger Schloss im Beisein von Martin Bucer und Philipp Melanchthon durch Dionysius Melander statt. Nach der Trauung bewohnte Margarethe zunächst das Jagdschloss Wolkersdorf im heutigen Bottendorf bei Frankenberg. 1542 wurde ein Fachwerkhaus am Marktplatz in Spangenberg (Ecke Burgstraße-Klosterstraße) ihr Wohnsitz. 1565 erwarb sie den Burgsitz Spangenberg und ließ das Herrenhaus errichten. Ein Jahr nach ihrem Tod verkaufte ihr Sohn Ernst von Diez den Burgsitz an die Stadt Spangenberg.

Bei Hof in Kassel war sie – selbst nach dem Tod der Landgräfin Christina († 1549) – nie zugelassen.

Kinder

Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor, die späteren „Grafen zu Diez aus dem Hause Hessen“:

  • Philipp (1541–1569), trat 1557 in französischen Dienst
  • Hermann (1542–1568)
  • Christoph Ernst (1543–1603)
  • Margarethe (1544–1608)
  • Albrecht (1546–1569)
  • Philipp Conrad (1547–1569)
  • Moritz (1553–1575)
  • Ernst (1554–1570)
  • Anna (1557–1558)

In seinem Testament von 1562 stattete Landgraf Philipp die sieben Brüder und deren überlebende Schwester Margarethe mit dem Titel „Geborene aus dem Hause Hessen, Grafen zu Diez und Herren zu Lißberg und Bickenbach“ aus. Den Brüdern gab er, zu gemeinschaftlichem Besitz und mit voller landesherrlicher Souveränität, die Herrschaften und Ämter Bickenbach und Lißberg, Schloss und Amt Ulrichstein, ein Viertel des Amtes Umstadt (siehe dazu Kondominat Umstadt)[5], Stadt und Amt Schotten, Schloss und Amt Stornfels, Stadt, Schloss und Amt Homburg und den hessischen Teil des Dorfs Dehrn in der alten Grafschaft Diez. Margarethe wurde mit einer finanziellen Ausstattung abgefunden.

Die vier standesgemäß geborenen Söhne Philipps – Wilhelm IV. von Hessen-Kassel, Ludwig IV. von Hessen-Marburg, Philipp II. von Hessen-Rheinfels und Georg I. von Hessen-Darmstadt – nahmen diese Schmälerung ihres Erbes nur sehr widerwillig hin und erreichten im Mai 1568, dass Kaiser Maximilian II. ihnen die Verweigerung der vollen Landeshoheit der Grafen zu Diez bestätigte. Als 1575 der letzte ihrer noch in Freiheit lebenden Halbbrüder gestorben war, zogen sie den Besitz der Grafen zu Diez 1577 wieder ein. Die Zehnteinkünfte des Viertels des Amtes Umstadt dienten bis 1603 dem letzten der Grafen von Dietz zur Versorgung in seiner Gefangenschaft.[5]

Politische Auswirkungen

Die Ehe Philipps mit Margarethe von der Saale führte zu einer entscheidenden Schwächung der Reformation. Um einer Anklage wegen Bigamie zu entgehen, musste Philipp dem Kaiser im Regensburger Vertrag politische Zugeständnisse machen. Der 1546 wegen der Eroberung des Herzogtums Braunschweig mit Reichsacht belegte Landgraf wurde mit den anderen evangelischen Fürsten im Schmalkaldischen Krieg geschlagen und danach fünf Jahre lang inhaftiert.

Literatur

  • Jürgen Wagner: Die Ahnen der 'linken Landgräfin' , in: Brandenburgisches Genealogisches Jahrbuch 2017, S. 65–70.
  • Jürgen Wagner: Vier unbekannte Pflegetöchter D. Martin Luthers?, in: Genealogie 2017, S. 414–433.
  • Lydia Laucht: Margarethe von der Saale (1522–1566). Zweite Ehefrau von Landgraf Philipp von Hessen. In: Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, Landeskirchenamt (Hrsg.): Dem Glauben ein Gedächtnis geben. Lebensbilder aus der Kirchengeschichte Kurhessen-Waldecks. Evangelischer Medienverband Kassel, Kassel 2007, ISBN 978-3-89477-871-2, S. 76–77.
  • Sabine Köttelwesch: Geliebte, Gemahlinnen und Mätressen. Zehn Frauenschicksale aus dem Umfeld des Kasseler Fürstenhofes. In: Die Geschichte unserer Heimat. Band 41. Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde e. V. 1834 Kassel, Zweigverein Hofgeismar, Hofgeismar 2004.
  • Gerhard Müller: Philipp, Landgraf von Hessen. In: Hans D. Betz, Don Browning, Bernd Janowski, u. a. (Hrsg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Bd. 6: N–Q. 4. Auflage. Mohr Siebeck, Tübingen 2008, ISBN 978-3-16-149514-4, S. 1270 f.

Einzelnachweise

  1. Zu einer eventuellen Herkunft des Geschlechtes siehe den Artikel Wüstung Sahla
  2. Margarethe von der Sahla. In: Großenhainer Pflege (= Werte der deutschen Heimat. Band 70). 1. Auflage. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2008, ISBN 978-3-412-09706-6, S. 151.
  3. Die Sage vom Grafen von Gleichen, abgerufen am: 19. November 2015.
  4. MDR Zeitreise: Ehe zu dritt – Die Frauen des Grafen von Gleichen (Memento vom 2. Dezember 2020 im Internet Archive)
  5. a b L. Ewald Historische Übersicht der Territorial-Veränderungen der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und des Großherzogthums Hessen, Darmstadt, 1862, S. 4.