Janosch

Janosch bei der Poetentaler-Verleihung 2002

Janosch (eigentlich: Horst Eckert; * 11. März 1931 in Hindenburg/Oberschlesien) ist ein deutscher Illustrator und Schriftsteller. Er ist vor allem für seine illustrierten Kindergeschichten wie Oh, wie schön ist Panama, Post für den Tiger und Ich mach dich gesund, sagte der Bär bekannt, die zum Teil als Janoschs Traumstunde verfilmt wurden. Außerdem ist er der Urheber der Tigerente, hat aber auch eine Reihe von Büchern für Erwachsene verfasst.

Leben

Janosch wurde unter dem Namen Horst Eckert als Sohn von Johann Eckert und dessen Frau Hildegard, geb. Glodny, im oberschlesischen Hindenburg (heute Zaborze, Polen) in eine katholische Familie in Oberschlesien geboren.[1] Er wuchs bei seinen Großeltern in einem sogenannten Familok auf, bis sich seine Eltern eine eigene Wohnung leisten konnten. Sein Vater, von Beruf Metallurg und während des Zweiten Weltkrieges zum Wehrdienst einberufen, war Alkoholiker und gewalttätig gegenüber seiner Familie.[2] Seine Mutter galt wiederum als streng gläubig.[3]

Bad Zwischenahner Janosch-Kinderspielplatz am Meer

Als Kind erkrankte Janosch an Gelbsucht, die mit selbstgebranntem Schnaps behandelt wurde. Er war zudem Mitglied in einer nach eigener Aussage „intensiv gepeinigten jesuitischen Jugendgruppe“[4] der Marianischen Kongregation.[5] 1944 begann er in einer Schlosserei eine Lehre zum Schmied, die er als seine „allerwichtigste Zeit im Leben“ beschreibt, da man ihm beigebracht habe: „Es gibt nichts, was nicht geht“.[6]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Heimkehr seines Vaters 1946 flüchteten die Eltern mit Janosch von Oberschlesien nach Niedersachsen. Die polnischen Behörden hatten der Familie im gleichen Jahr zwar die polnische Staatsangehörigkeit zugebilligt und einen entsprechenden Bescheid an ihre Wohnadresse (nunmehr ul. Kowalska 11a) verschickt, jedoch erreichte das Schreiben sie nicht rechtzeitig vor ihrer Flucht.[7] Nach mehreren Stationen in Nordhorn und Bad Zwischenahn, wo Janosch jahrelang in Textilfabriken arbeitete, besuchte er schließlich die Werkkunstschule Krefeld, an der er an einem Lehrgang für Musterzeichnen bei Gerhard Kadow, einem Schüler von Paul Klee, teilnahm.[8]

Zeichnung aus Oh, wie schön ist Panama von 1978

Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris zog er 1953 nach München, wo er an der Akademie der Bildenden Künste unter anderem bei Ernst Geitlinger studierte, das Kunststudium wegen „mangelnder Begabung“ nach einigen Probesemestern allerdings abbrechen musste. Bei Romano Guardini studierte er „lange am katholischen Christentum herum“.[5] Danach arbeitete er als freischaffender Künstler. 1956 begann seine schriftstellerische Tätigkeit im Feuilleton. Ein Freund riet ihm, aus seinen Zeichnungen ein Kinderbuch zu machen, und sein Verleger Georg Lentz, sich „Janosch“ zu nennen. 1960 erschien sein erstes Kinderbuch, Die Geschichte von Valek dem Pferd, bei dem mit ihm befreundeten Verleger, 1970 sein erster Roman Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm.

1980 zog Janosch, ursprünglich zur Erholung von einer Krankheit, in ein Haus in den Bergen von Teneriffa, das er aber bald als seinen ständigen Wohnsitz auswählte. In einem Interview antwortete Janosch auf die Frage, warum er so ungern Interviews gebe: „Ich bin wirklich Autist. Am liebsten wäre ich unsichtbar.“[9]

Einige seiner bekanntesten Figuren sind Schnuddel oder die Tigerente, die zusammen mit dem Tiger und dem Bären in Post für den Tiger, Oh, wie schön ist Panama (verfilmt unter dem gleichen Titel) und Ich mach dich gesund, sagte der Bär auftrat. Janosch zeichnet und schreibt jedoch nicht nur Kinderbücher. In seinen Publikationen für Erwachsene verarbeitet er unter anderem Erlebnisse seiner Kindheit. Die Ablehnung gottesfürchtiger Religiosität, die Befürwortung familiärer Beziehungen, Freundschaft und die Frage nach dem Sinn des Lebens sind immer wieder Thema für ihn.

1985 und 1989 wurden seine Geschichten als Janoschs Traumstunde für das Fernsehen der ARD produziert.

Ab den frühen 2000er Jahren hat Janosch alle urheberrechtlichen Erlösansprüche und viele weitere Rechte an seinem Werk in der Janosch film & medien AG gebündelt, die diese auch heute noch hält und verwaltet[10]. Janosch war zunächst Mehrheitseigner der Gesellschaft, deren Aktien an der Börse gehandelt werden. Sein eigenes Aktienpaket veräußerte Janosch nach eigenen Angaben nach und nach[4], über seine heutige Beteiligung ist nichts bekannt. Die Gesellschaft ist ferner Eigentümerin der Bilderbuch-Originalillustrationen, die sie jedoch als Dauerleihgabe an das Bilderbuchmuseum in Troisdorf vergeben hat.[11]

Bushaltestelle mit Janosch-Figuren in Bunsoh

2005 reiste Janosch auch in seine Heimatstadt (seit 1945 wieder Zabrze) und spielte sogar mit dem Gedanken, seinen ständigen Wohnsitz dorthin zu verlegen, was er jedoch nicht realisierte.[12] In Interviews mit der polnischen Presse verwies er wiederholt auf seine Bindungen zu Oberschlesien und Polen. So sagte er: „Ich empfinde mich als Schlesier, dies ist meine Nationalität, dies ist meine Religion“. Und zudem: „Ich empfinde mich auch ein wenig als Pole. In meiner Familie ist nur der Name Eckert deutsch. Meine anderen Großeltern hießen Piecha, Morawiec, Głodny.“[13] Janosch spricht allerdings eigenen Angaben zufolge nur „ein wenig“ Polnisch.[14]

Sein autobiografisches Buch Tagebuch eines frommen Ketzers wurde bisher noch nicht durch einen Verlag herausgegeben.[4] Das erste Kapitel wurde jedoch ins Polnische übersetzt und 2005, nach seinem Besuch in Zabrze, in der größten polnischen Tageszeitung Gazeta Wyborcza veröffentlicht. Darin rechnet Janosch kritisch mit seiner konservativen oberschlesischen Familie ab.[15] Janosch sagte in diesem Zusammenhang: „Katholisch geboren zu sein, ist der größte Unfall meines Lebens“.[16]

Janosch gehörte dem Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung an,[17][18] für die er kirchenkritische satirische Cartoons zeichnete.[19] Auch ist er Unterstützer der „Spatzenkampagne“ der Deutschen Wildtier-Stiftung. Als Begründung für sein Engagement gibt er an, in gewisser Weise eine Schuld wiedergutmachen zu müssen, da sein Vater nebenberuflich Vogelfänger gewesen sei. Zudem engagiert er sich für die Nachsorgeklinik Tannheim.[4]

Am 16. April 2010 kündigte Janosch im Rahmen einer Ausstellung seiner Arbeiten an, keine weiteren Bücher mehr schreiben zu wollen. Er wolle fortan nur noch „reisen und in der Hängematte liegen“ und halte sich ohnehin für unbegabt.[20]

Am 25. Juli 2013 kündigte das ZEITmagazin sein Comeback mit einem wöchentlichen Beitrag für das Magazin an. In diesen Zeichnungen geht es nach Janoschs Worten „um mich: Wondrak, den neuen Superstar“.[21] Um den 21. November 2019 erschien dort sein letzter Beitrag „Herr Janosch, wie sagt man Tschüss?“[22]

2013 heiratete Janosch seine langjährige Lebensgefährtin Ines.[23] Gemeinsam gründeten sie 2021 die Stiftung für Natur und Umwelt „Canarina“, deren Hauptziel der Schutz der Natur und Umwelt auf den Kanarischen Inseln ist.[24]

Werke

Von Janosch sind bislang über 150 Bücher erschienen, die zum Teil in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden:

Ausstellungen

  • Galerie Augustin, Wien, A Janosch. Zum 90sten Geburtstag, 11. März – 10. April 2021
  • Karikaturmuseum Krems, A, Herr Wondrak von Janosch, 21. Februar 2021 bis 30. Januar 2022[26]

Auszeichnungen

Janosch mit dem Bayerischen Poetentaler, 2002

Ehrungen

  • Mit dem Ersttag 1. März 2013 gab die Deutsche Post AG zwei Postwertzeichen in den Werten 45 und 58 Eurocent mit den Motiven Segelboot und Ostern von Janosch heraus. Auch die Sonderstempel zeigen Motive dieser Janosch-Zeichnungen. Der Entwurf stammt von Grit Fiedler aus Leipzig.
  • Die „Grundschule Augustfehn“ in der Gemeinde Apen im niedersächsischen Landkreis Ammerland führt den Titel „Janosch-Grundschule Augustfehn“. Janosch war ein Jahr lang Schüler der Schule. Er erzählte, ein sehr schönes Jahr in Augustfehn verlebt zu haben. Gerne erinnere er sich an die Schulzeit hier.[28]

Literatur

  • Jörg Merk und Janosch: Reden Sie Tacheles Herr Janosch. Neue Welt, Langenpreising 2007, ISBN 978-3-937957-97-5.
  • Theo Rommerskirchen: Janosch. In: viva signatur si! Remagen-Rolandseck, Rommerskirchen 2005, ISBN 3-926943-85-8.
  • Angela Bajorek: Wer fast nichts braucht, hat alles. Janosch – die Biografie. Aus dem Polnischen übertragen und für die deutsche Ausgabe ergänzt von Paulina Schulz. Ullstein, Berlin 2016, ISBN 978-3-550-08125-5.
  • Anna Stemmann: Von Märchen, Comics und Moritaten. Diachrone Entwicklungslinien in Janoschs Bildwelten. In: Ute Dettmar, Claudia Maria Pecher, Martin Anker (Hrsg.): Bilder zu „Klassikern“. Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2019, ISBN 978-3-8340-1964-6, S. 239–252.

Filme

  • Da wo ich bin ist Panama. Die Lebensreise des Herrn Janosch (D 2011, Regie Joachim Lang)
  • Ja ist gut, Nein ist gut (D 2009, Regie Joachim Lang)

Weblinks

Commons: Janosch – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Knaurs Prominentenlexikon, 3. Ausg., München/Zürich 1982, S. 211.
  2. Tilman Spreckelsen: Beinahe ein Millionär. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Juni 2007, abgerufen am 24. Juni 2014.
  3. Janosch. Abgerufen am 31. Oktober 2022.
  4. a b c d Philipp Zieger: Kinderbuchautor Janosch über soziales Engagement und die Nachsorgeklinik Tannheim. „Ich engagiere mich gerne“. In: Südkurier. 13. Mai 2009.
  5. a b Angela Bajorek: Jetzt ist alles vorbei. Interview, Teilabdruck aus der Biografie, in: Die literarische Welt, 20. Februar 2016, S. 6.
  6. zitiert aus Von dem Glück, als Herr Janosch überlebt zu haben
  7. Jacek Madeja: Dom Janoscha został zburzony i… odnaleziony. In: wyborcza.pl. Gazeta Wyborcza, 10. Oktober 2008, abgerufen am 26. März 2016 (polnisch).
  8. Spurensuche: Mit wem trafen sich Janosch und Hans Ohlms? Abgerufen am 31. Oktober 2022.
  9. Corinne Schmid: Janosch: „Am liebsten wäre ich unsichtbar“ – Gespräch zum 75. Geburtstag (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive). In: Allgemeine Zeitung Mainz. 9. März 2006.
  10. Vorstellung Janosch film & medien AG. Abgerufen am 5. Oktober 2023.
  11. Janosch-Sammlung im Bilderbuchmuseum Troisdorf. Abgerufen am 5. Oktober 2023.
  12. Bartosz T. Wieliński: Mów mi Janosz, jestem Ślązakiem. In: wyborcza.pl. Gazeta Wyborcza, 16. Juni 2005, abgerufen am 26. März 2016 (polnisch).
  13. Piotr Hnatyszyn: Znani zabrzanie. In: wyborcza.pl. Gazeta Wyborcza, 16. Oktober 2006, abgerufen am 26. März 2016 (polnisch).
  14. Angela Bajorek, Wer fast nichts braucht, hat alles: Janosch – die Biographie, Ullstein Hardcover (26. Februar 2016), ISBN 3-550-08125-1.
  15. Życie jak ze złota. Fragmenty nieopublikowanej biografii Horsta Eckerta, czyli Janoscha (polnisch), Gazeta Wyborcza Katowice 1. Juli 2005.
  16. Reinhold Michels: Stoiber greift Zeichner Janosch an. In: rp-online.de. 9. Juni 2007, abgerufen am 24. Juni 2014.
  17. Janosch: „Grüß Gott, Herr Stoiber!“ In: hpd.de. Humanistischer Pressedienst, 14. Juni 2007, abgerufen am 24. Juni 2014.
  18. Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung. Abgerufen am 16. März 2023.
  19. Philipp Zieger: Janosch. In: Südkurier. 13. Mai 2009.
  20. Janosch im LN-Interview: „Scheiß Tigerente“ (Memento vom 25. April 2010 im Internet Archive) In: Lübecker Nachrichten. 17. April 2010.
  21. Tillmann Prüfer: Wo haben Sie bloß die ganze Zeit gesteckt, Herr Janosch? In: zeit.de. Die Zeit, 26. Juli 2013, abgerufen am 24. Juni 2014.
  22. Janosch beendet Kolumne im „Zeit-Magazin“ orf.at, 21. November 2019, abgerufen am 21. November 2019.
  23. Angela Bajorek: Wer fast nichts braucht, hat alles Janosch – die Biographie. Ullstein, 2016, ISBN 978-3-8437-1323-8, S. 183 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  24. Fundación Canarina abgerufen am 15. März 2023
  25. Auszeichnungen für Musikverkäufe: DE
  26. Janosch ist 90: Sanfter Anarchist des Kinderzimmers orf.at, 11. März 2021, abgerufen am 11. März 2021.
  27. Bundespräsidialamt
  28. grundschule-augustfehn.de (Memento vom 16. Oktober 2016 im Internet Archive) Abgerufen am 16. Oktober 2016.