Hasso-Plattner-Institut

Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering gGmbH
Gründung 1998[1]
Ort Potsdam
Bundesland Brandenburg
Land Deutschland
Geschäftsleitung Tobias Friedrich, Ralf Herbrich, Marcus Kölling,[2]
Studierende 1000[3]
Mitarbeiter 389[4]
davon wissensch. 240[4]
davon Professoren 38, inkl. 17 Assistenzprofessuren[4]
Website hpi.de

Das Hasso-Plattner-Institut HPI, offiziell: Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering gGmbH, ist ein privat finanziertes IT-Institut und bildet gemeinsam mit der Universität Potsdam die Digital Engineering Fakultät.[5] Es ist in Potsdam-Babelsberg angesiedelt und erforscht praktische und angewandte Themen digitaler Technologien.[6]

Gründer und Namensgeber ist der SAP-Gründer Hasso Plattner. Einziger Gesellschafter ist die gemeinnützige Brandenburger Stiftung bürgerlichen Rechts „Hasso Plattner Foundation“.[7]

Das HPI hat zahlreiche Gründer, Kreative und Führungspersönlichkeiten im Bereich der IT-Wirtschaft hervorgebracht.[8]

Geschichte

Milliardär Hasso Plattner

Das HPI wurde 1998 durch eine Public-Private-Partnership geschaffen. Träger ist die gemeinnützige Hasso-Plattner-Stiftung.[9] Es hat die Rechtsform einer gGmbH. Das Land Brandenburg beteiligte sich an dieser Partnerschaft, indem es die 30.000 m² für die Institutsbauten am Griebnitzsee in Potsdam-Babelsberg zur Verfügung stellte. Die Errichtung der drei mehrgeschossigen Gebäude einschließlich des Uni-Instituts für Informatik kostete 36 Millionen Euro, von denen Hasso Plattner 18 Millionen Euro übernahm. Die andere Hälfte wurde mit Fördermitteln der Europäischen Union finanziert. Bei der Gründung erklärte Plattner, der Stiftung für den laufenden Instituts-Betrieb über 20 Jahre hinweg 200 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.[10] Der Campus wurde am 12. Oktober 2001 eingeweiht.[11]

Im Herbst 1999 nahm das HPI als An-Institut an der Universität Potsdam unter der Leitung von Siegfried Wendt seinen Lehrbetrieb auf. Am HPI soll gelernt werden, komplexe IT-Systeme und Softwareprodukte zu verstehen, zu entwickeln und zu beherrschen.

Im Sommer 2010 wurde der rund 3800 m² Nutzfläche bietende Erweiterungsbau fertiggestellt. Er fungiert als neues Hauptgebäude des HPI und beherbergt verschiedene Professuren, unter anderem die HPI Research School und das Design Thinking Research-Programm.

Im Juni 2012 wurde eine vereinbarte Zusammenarbeit mit der Schufa bei der Grundlagenforschung rund um die technische Verarbeitung öffentlicher Daten aus sozialen Netzwerken seitens des HPI gekündigt, da sie auf massive Kritik u. a. von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner und des Schufa-Verbraucherbeirats gestoßen war. Die Kritiker befürchteten, dass die von Nutzern auf Facebook, Twitter und anderen Netzwerken hinterlegten Daten für die Entwicklung von Scoringverfahren zur Beurteilung der Bonität genutzt werden sollten.[12]

Panorama des Campus, 2011

Im April 2017 gründeten das HPI und die Universität Potsdam die Digital Engineering Fakultät,[13] welche die erste privat finanzierte Fakultät einer öffentlichen Universität in Deutschland ist. Sie soll zu einem universitären Exzellenzcenter im Bereich des Digital Engineering ausgebaut werden und wird über die Hasso-Plattner-Stiftung vollständig finanziert.

Stand Dezember 2021 sind 21 Professoren & 17 Assistenzprofessuren und rund 240 wissenschaftliche Mitarbeiter tätig. Die Institutsverwaltung umfasst etwa 111 Mitarbeiter.[4] Die Professoren werden in der Regel gemeinsam mit der Universität Potsdam berufen. Von 2004 bis 2023 wurde das Institut von Christoph Meinel geleitet. Am 1. April 2023 übernahm ein Team, bestehend aus Tobias Friedrich, Marcus Kölling und Ralf Herbrich, die Leitung des Instituts.[14]

Studium

Hörsaalgebäude des Hasso-Plattner-Instituts

Das Studium an der Digital-Engineering-Fakultät des Hasso-Plattner-Instituts und der Universität Potsdam zeichnet sich durch besondere Praxisnähe aus und belegt seit Jahren Spitzenplätze im Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE).[15] Jedes Jahr werden zum Wintersemester 80 Bewerber für den Studiengang IT-Systems Engineering angenommen. Abschließen kann man das Studium als Bachelor (nach sechs Semestern) und Master (nach weiteren vier Semestern). Die Studierenden sind an der Universität Potsdam immatrikuliert und zahlen nur die Semesterbeiträge der Universität Potsdam.

Derzeit bietet das HPI Studierenden einen Bachelor- und fünf Masterstudiengänge zur Auswahl.[16][17]

Studiengänge

Das Bachelorstudium am HPI (etwa 100 Plätze in einem Kalenderjahr) ist ein praxisorientierter Informatikstudiengang. Er vermittelt nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch konkrete, in der Praxis anwendbare Kenntnisse und Fertigkeiten.

Die drei deutschsprachigen Masterstudiengänge, Cybersecurity (30 Plätze in einem Kalenderjahr), IT-Systems Engineering (60 Plätze in einem Kalenderjahr) und Data Engineering (30 Plätze in einem Kalenderjahr), sowie die beiden englischsprachigen Masterstudiengänge Digital Health (30 Plätze in einem Kalenderjahr) und Software Systems Engineering (30 Plätze im Kalenderjahr) bilden Studierende für Leitungs- und Führungspositionen aus.[18]

Christoph Meinel, Institutsleiter (2004–2023)

HPI School of Design Thinking

2007 wurde nach dem Vorbild des Hasso Plattner Institute of Design an der Stanford-Universität die HPI School of Design Thinking (D-School) als Bildungs- und Forschungseinrichtung zur interdisziplinären Innovationsmethode Design Thinking etabliert.[19] Leiter der Schule sind Ulrich Weinberg und Claudia Nicolai. Im Gegensatz zur d.school in Stanford ist die Potsdamer D-School für Studenten der ganzen Welt geöffnet. Das Studium an der HPI School of Design Thinking ist ein kostenfreies Zertifikatsstudium an der Universität Potsdam.[20] Es besteht neben kürzeren Angeboten aus zwei jeweils einsemestrigen Kursen (Basic und Advanced Track) im Umfang von acht Wochenstunden. Die Studenten sollen den interdisziplinären Ansatz bei der Entwicklung neuer Produkte erlernen. Dazu werden die Teilnehmer in interdisziplinäre Teams eingeteilt. Jedes Team beschäftigt sich mit einer Fragestellung eines Projektpartners und wird dabei von einem oder mehreren Lehrern begleitet.[21] Ziel der Ausbildung ist es Lösungskompetenzen sowie Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken zu stärken.

Im Mai 2017 hatten über die Hälfte der DAX30 Unternehmen Projekte mit der HPI School of Design Thinking durchgeführt. Die Potsdamer D-School arbeitet mit der d.school in Stanford zusammen. Im Rahmen des HPI-Stanford Design Thinking Research Program (DTRP) unter Leitung von Larry Leifer (Stanford) und Christoph Meinel (HPI Potsdam) wurden von 2008 bis 2022 Forschungsprojekte zum Design Thinking durchgeführt.[22][23]

HPI School of Entrepreneurship

Die HPI School of Entrepreneurship (HPI E-School) unterstützt Studierende, Alumni und Wissenschaftler bei der Umsetzungen neuer Geschäftsideen. Die Leistungen reichen von gezielter Beratung bis hin zur Bereitstellung von Infrastruktur und Kapital.[24]

Seit 2010 veranstaltet die HPI School of Entrepreneurship den Businessplanwettbewerb für Existenzgründer und Startups. In drei Phasen werden die Teilnehmer durch gezieltes Feedback bei der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsidee unterstützt. Die besten Teams präsentieren im Finale ihre Geschäftskonzepte vor einer Jury und haben die Möglichkeit Startkapital und Sachunterstützung im Wert von 100.000 Euro zu gewinnen.[25]

Forschung & Projekte

HPI Research School

Im Jahr 2005 wurde am HPI das interdisziplinäre Forschungskolleg eröffnet.[26] An der HPI Research School widmen sich Nachwuchsforscher aller Fachgebiete des HPI dem Thema Service-oriented Systems Engineering. Eine Promotion wird von zwei verschiedenen HPI-Fachgebieten betreut. Jedes Jahr werden Stipendien für die Arbeit an der HPI Research School vergeben, im Wintersemester 2007/08 waren 15 Forscher in dem Kolleg tätig.

openHPI

Seit September 2012 betreibt das HPI die interaktive Online-Lernplattform openHPI. Die Plattform vermittelt Gratis-Zugang zu aktuellem Hochschul-Wissen aus den Gebieten der Informationstechnologie und Innovation. Nutzer können jedes Jahr aus einer Vielzahl kostenloser Massive Open Online Courses (kurz MOOCs) für IT-Einsteiger und Experten wählen.[27] Für die erfolgreiche Teilnahme an einem MOOC stellt das Institut Zertifikate aus, die sich Teilnehmer als Leistungspunkte an ihrer Universität anrechnen lassen können. Kurse vergangener Jahre können auch nach Kursende im Selbststudium genutzt werden.[28] Das Institut wolle damit eine „neue Ära der Wissensvermittlung einleiten“.[29]

HPI Schul-Cloud

Das Schul-Cloud-Projekt des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) will eine einheitliche IT-Infrastruktur für alle Schulen entwickeln. Zum 31. Juli 2021 lief das Entwicklungsprojekt planmäßig am HPI aus und wird künftig von den Bundesländern Niedersachsen, Brandenburg und Thüringen in den Regelbetrieb überführt. Den technischen Betrieb und auch die technische Weiterentwicklung der Schul-Cloud übernimmt zukünftig die Dataport - Anstalt des öffentlichen Rechts (Dataport AöR).[30]

Kontroversen

Anfang März 2024 gab die Rechercheplattform Correctiv bekannt, dass das Hasso-Plattner-Institut mit Hilfe einer Anwaltskanzlei die Gründung eines Betriebsrats verhindert habe. Die Kanzlei soll dabei dafür 200.000 € erhalten haben.[31] So seien Plakate mit einer Einladung zur Gründungsversammlung am gleichen Tag entfernt und seitens der Geschäftsführung ein Institutsrat als Arbeitnehmervertretung, welche nicht über sämtliche Rechte eines Betriebsrats verfügt, installiert worden. Mittels eines Medienkommunkationsunternehmens sei dies den Mitarbeitenden „schmackhaft“ gemacht worden. Ein erstes in Auftrag gegebenes Gutachten kam zum Schluss, dass es aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht machbar ist, einen Institutsrat mit Rechten wie Zugriff auf Gehaltsdaten auszustatten. Ein weiteres Gutachten sah keine rechtlichen Probleme. Der Verein Aktion gegen Arbeitsunrecht behauptet, dass „[mit] viel Geld und krimineller Energie der demokratische Rechtsstaat ausgehöhlt [wurde]“.[32] Anfang April 2024 haben die HPI-Mitarbeitenden mit einer Mehrheit von 68 % für die Einrichtung des Institutsrats gestimmt.[33]

Bekannte Alumni

Siehe auch

Weblinks

Commons: Hasso-Plattner-Institut – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Organisation des Hasso-Plattner-Instituts. Abgerufen am 22. September 2013.
  2. Leitung. Abgerufen am 1. November 2022.
  3. Studierendenzahl. Abgerufen am 19. Februar 2024.
  4. a b c d Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2021 bis zum 31.12.2021
  5. Digital Engineering Fakultät. In: Website. Universität Potsdam, abgerufen am 8. Juli 2019.
  6. Christoph Meinel, DER SPIEGEL: Nur nachhaltige Digitalisierung kann das Klima retten. Abgerufen am 21. Mai 2021.
  7. Hasso Plattner Foundation: Website Hasso Plattner Foundation. Abgerufen am 21. September 2021.
  8. Die ungewöhnlichste Start-up-Schmiede Deutschlands, Wirtschaftswoche, abgerufen am 11. Oktober 2021.
  9. Organisation. 15. Oktober 2018, abgerufen am 24. Februar 2018.
  10. Andreas Wilkens: Hasso-Plattner-Institut soll „Weltklasse-Niveau“ erreichen. In: heise online. 5. November 2004, abgerufen am 2. Oktober 2012.
  11. baunetz.de
  12. Schufa und Facebook-Daten: Hasso-Plattner-Institut zieht Notbremse. In: heise online. 8. Juni 2012, abgerufen am 2. Oktober 2012.
  13. https://www.uni-potsdam.de/de/digital-engineering/
  14. Christoph Zempel: Meinel geht nach 18 Jahren: Generationswechsel an der Spitze des Hasso-Plattner-Instituts. Tagesspiegel, 7. Oktober 2022, abgerufen am 8. Juni 2023 (deutsch).
  15. Jan Kixmüller: Potsdam bei CHE-Ranking gut bewertet. In: www.pnn.de. 9. Mai 2018, abgerufen am 31. Mai 2018.
  16. Studienangebot: Bachelor. Hasso-Plattner-Institut, abgerufen am 27. April 2019.
  17. Studienangebot: Master. Hasso-Plattner-Institut, abgerufen am 1. August 2022.
  18. HPI: Masterstudiengänge am HPI. In: Webseite Hasso-Plattner-Institut. 24. Januar 2020, abgerufen am 24. Januar 2020.
  19. Innovationstrainer Ulrich Weinberg: „Schafft Räume des Scheiterns! “. Abgerufen am 30. Januar 2023.
  20. Silvana Grabowski: Weiterbildende Studiengänge. Abgerufen am 30. Januar 2023.
  21. Josefine Janert: Design-Thinking: Wenn Erklärbären ins Schwitzen kommen. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 30. Januar 2023]).
  22. me.stanford.edu
  23. hpi.de
  24. Entrepreneurship am Hasso-Plattner-Institut. Abgerufen am 7. März 2018.
  25. Andre Borbe: HPI und HPV starten Businessplanwettbewerb. In: silicon.de. 12. Mai 2014, abgerufen am 7. März 2018.
  26. Research School. 22. Januar 2018 (hpi.de [abgerufen am 12. Februar 2018]).
  27. Liane M. Dubowy: OpenHPI bietet kostenlosen Linux-Online-Kurs. In: www.heise.de. 8. Januar 2018, abgerufen am 7. März 2018.
  28. openHPI. 2012, abgerufen am 2. Oktober 2012.
  29. Laurence Thio: Bildung in Berlin und Brandenburg: Per Klick in den Hörsaal. In: taz.de. 3. September 2012, abgerufen am 2. Oktober 2012.
  30. Digitale Schulbildung: Staffelübergabe bei der HPI Schul-Cloud. Abgerufen am 21. September 2021.
  31. https://www.tagesspiegel.de/potsdam/brandenburg/nach-verhinderung-eines-betriebsrats-brandenburgs-linke-kritisiert-hasso-plattner-institut-11361385.html
  32. Anette Dowideit: Hasso-Plattner-Institut verhindert Betriebsrat – und lässt sich das über 200.000 Euro kosten. In: Correctiv. 1. März 2024, abgerufen am 7. März 2024.
  33. Hasso-Plattner-Institut in Potsdam: Belegschaft stimmt für Institutsrat. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 15. April 2024]).
  34. Corey Payne. Abgerufen am 4. Februar 2023 (englisch).

Koordinaten: 52° 23′ 38,3″ N, 13° 8′ 0,6″ O