Großer Preis von Argentinien 1957

 Großer Preis von Argentinien 1957
Renndaten
1. von 8 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1957
Streckenprofil
Name:V Gran Premio de la Republica Argentina
Datum:13. Januar 1957
Ort:Buenos Aires, Argentinien
Kurs:Autódromo Municipal Ciudad de Buenos Aires
Länge:391,2 km in 100 Runden à 3,912 km

Wetter:warm, Regen
Pole-Position
Fahrer:Vereinigtes Konigreich Stirling MossItalien Maserati
Zeit:1:42,6 min
Schnellste Runde
Fahrer:Vereinigtes Konigreich Stirling MossItalien Maserati
Zeit:1:44,7 min
Podium
Erster:Argentinien Juan Manuel FangioItalien Maserati
Zweiter:Frankreich 1946 Jean BehraItalien Maserati
Dritter:Argentinien Carlos MenditeguyItalien Maserati

Der Große Preis von Argentinien 1957 (offiziell V Gran Premio de la Republica Argentina) fand am 13. Januar auf dem Autódromo Municipal Ciudad de Buenos Aires in Buenos Aires statt und war das erste Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1957.

Bericht

Hintergrund

Die Automobil-Weltmeisterschaft 1957 begann mit dem Auftaktrennen in Argentinien sehr früh im Jahr. Die Teams traten somit lediglich mit leicht modifizierten Vorjahreswagen an, britische Team waren gar nicht am Start.

Juan Manuel Fangio, der Weltmeister der drei vorangegangenen Jahre wechselte aufgrund eines gestörten Vertrauensverhältnis zwischen ihm und Enzo Ferrari zurück zu Maserati. Mit Maserati wurde Fangio 1954 zusammen mit Mercedes Fahrerweltmeister. Stirling Moss, Vizeweltmeister des Vorjahres wechselte ebenfalls das Team und ging zu Vanwall. Aufgrund der Nichtteilnahme von britischen Teams am Großen Preis von Argentinien fuhr Moss ein letztes Rennen für Maserati und wurde Teamkollege von Fangio. Beide Fahrer hatten zuvor zusammen im Mercedes die Automobil-Weltmeisterschaft 1955 dominiert. Außerdem ging Maserati mit Jean Behra und Carlos Menditéguy an den Start. Für Menditéguy war 1957 die einzige Saison seiner Karriere, in der an mehreren Rennen teilnahm, ansonsten startete er für gewöhnlich nur beim Großen Preis von Argentinien.

Maseratis einziger Konkurrent in diesem Rennen war Ferrari, die mit sechs Fahrzeugen antraten. Mit Luigi Musso, Peter Collins, Eugenio Castellotti und Alfonso de Portago behielt man vier Stammfahrer des Vorjahres. Mike Hawthorn wechselte nach Rennen bei diversen anderen Rennställen zurück zu Ferrari und Cesare Perdisa kam von Maserati. José Froilán González startete wie die Jahre zuvor ebenfalls für Ferrari, jedoch nur bei seinem Heimrennen, Wolfgang Graf Berghe von Trips erhielt keinen eigenen Wagen, durfte im Rennen aber den Perdisa übernehmen.

Ein weiteres italienisches Team, die Scuderia Centro Sud setzte drei Wagen für Harry Schell, Jo Bonnier und Alejandro de Tomaso ein. Für Tomaso war es sein Formel-1-Debüt, er wurde später als Sportwagenhersteller bekannt und trat 1970 mit eigenem Team in der Formel 1 an. Außerdem nahm Luigi Piotti in einem privaten Maserati am Rennen teil.

Für Ferrari verliefen die Monate nach dem Großen Preis von Argentinien 1957 tragisch. Castellotti starb zwei Monate nach dem Rennen bei Testfahrten in Modena. Perdisa war von diesem Ereignis derartig geschockt, dass er seine Karriere beendete. De Portago, der für Ferrari an der Mille Miglia 1957 teilnahm starb bei diesem Rennen bei einem schweren Unfall mit mehreren Toten. Für alle drei Fahrer war der Saisonauftakt 1957 somit das letzte Formel-1-Rennen.

Fangio gewann das Rennen jeweils in den drei Jahren zuvor, Ferrari war zweimal erfolgreich, Maserati einmal auf dieser Strecke. Zwei Wochen später fand an gleicher Stelle ebenfalls ein Grand Prix statt, welcher jedoch nicht zur Weltmeisterschaft gehörte, Fangio gewann auf Maserati.

Training

Im Training waren die Maserati dem Kontrahenten Ferrari überlegen und sicherten sich die ersten drei Startpositionen. Moss, in seinem letzten Rennen für Maserati fuhr auf die Pole-Position mit fast einer Sekunde Vorsprung auf seinem Teamkollegen Fangio. Wenige Zehntelsekunde hinter Fangio qualifizierte sich Behra für die erste Startreihe, die von Castellotti komplettiert wurde. In Startreihe zwei qualifizierten sich drei Ferraris, Collins vor Musso und Hawthorn. Dahinter platzierte sich Menditéguy auf Platz acht vor Schell auf Startplatz neun und González auf Position zehn.

Rennen

Den Start des Großen Preises von Argentinien 1957 entschied Maserati für sich. Behra übernahm in der ersten Rennrunde die Führung vor Fangio. Ferrari-Fahrer Castellotti erbte Position drei, nachdem Moss beim Start schlecht wegkam und der Gaszug riss. Er kam daraufhin für eine Reparatur an die Box, die neun Rennrunden lang andauerte.[1]

In Runde drei gelang es Castellotti sowohl Fangio als auch Behra zu überholen und die Führung im Rennen zu übernehmen. Ferrari bewies somit, dass sie, trotz schlechteren Rundenzeiten im Training, im Rennen mit den Maserati mithalten konnten. Es entwickelte sich daraufhin ein spannendes Rennen und ein Kampf um den Sieg zwischen den beiden italienischen Topteams. Behra eroberte sich die Führung in Runde neun zurück, währenddessen Collins sich eine Position nach der anderen nach vorn vorarbeitete und dann seinerseits in Runde 13 die Führung übernahm. Er verteidigte diese Führung zwölf Rennrunden lang vor Behra und Fangio, bis er in Runde 26 gezwungen war das Rennen wegen eines Kupplungsschadens aufzugeben. Behra war dabei die Führung zu erben, als Fangio ihn in der gleichen Runde des Ausfalls von Collins überholte. Fangio blieb im Anschluss bis zur Runde 80 vor seinem Teamkollegen Behra, der den Abstand zu Fangio aber gering hielt. Hinter der Spitze drehte sich Castellotti auf Platz drei liegend, wodurch Hawthorn ihn überholte.

Bei Ferrari zeichnete sich in diesem Rennen starke Probleme mit der Kupplung an fast jedem Wagen ab. nachdem bereits Collins deswegen ausschied, folgte in Runde 30 Musso und in Runde 34 Hawthorn, jeweils mit einem Kupplungsdefekt. Castellotti verblieb somit als einziger Ferrari-Fahrer im Rennen, der an die beiden führenden Maserati herankam. Bei den anderen Ferraris, die noch im Rennen waren setzte das Team auf Fahrerwechsel, die in der Automobil-Weltmeisterschaft 1957 eine letzte Saison lang noch regelkonform waren. Portago übernahm in Runde 49 den Wagen von González, währenddessen der bereits ausgeschiedene Collins den Wagen von Perdisa übernahm und diesen später im Rennen noch an Graf Berghe von Trips weitergab.

In Runde 75 brach an Castellottis Wagen ein Radnabenstift und er schied wegen des anschließend verlorenen Rades aus dem Rennen aus. Für Maserati bedeutete dies zu diesem Zeitpunkt des Rennens ein ungefährdeten Doppelsieg, den Fangio und Behra unter sich ausmachten. Behra überholte Fangio in Runde 81, Fangio konterte eine Runde später und führte erneut. In Runde 84 griff Behra ein weiteres Mal Fangio an, verteidigte die gewonnene Führung jedoch auch wieder nur eine Runde lang. Anschließend gelang Behra kein weiteres Überholmanöver und Fangio gewann zum vierten Mal in Folge beim Großen Preis von Argentinien. Dies war Fangios letzter Sieg bei seinem Heim-Grand-Prix und er ist bis heute der Fahrer mit den meisten Siegen dieses Grand Prix, für Maserati war es der zweite und letzte Sieg beim Großen Preis von Argentinien. Menditéguy komplettierte das Podium für Maserati, welches die einzige Podiumsplatzierung seiner Karriere war. Schell erzielte für die Scuderia Centro Sud Platz vier, der einzige Ferrari in den Punkten war der von Portago auf Position fünf. Er teilte sich die letzten Punkte seiner Karriere mit Portago und trat beim Großen Preis von Argentinien 1960 ein letztes Mal für Ferrari bei einem Grand Prix an. Moss, der mit sieben Runden Rückstand auf Platz acht ins Ziel kam, erhielt einen Punkt für das Erzielen der schnellsten Rennrunde.

In der Fahrerwertung führte nach dem ersten Saisonrennen Fangio vor Behra, Menditéguy und Schell.

Meldeliste

TeamNr.FahrerChassisMotorReifen
Italien Officine Alfieri Maserati02Argentinien Juan Manuel FangioMaserati 250FMaserati 2.5 L6P
04Vereinigtes Konigreich Stirling Moss
06Frankreich 1946 Jean Behra
08Argentinien Carlos Menditéguy
Italien Scuderia Ferrari10Vereinigtes Konigreich Peter CollinsFerrari D50Ferrari 2.5 V8E
12Italien Luigi MussoFerrari D50A
14Italien Eugenio Castellotti
16Vereinigtes Konigreich Mike Hawthorn
18Italien Cesare Perdisa[# 1]Ferrari D50
Vereinigtes Konigreich Peter Collins[# 1]
Deutschland Wolfgang Graf Berghe von Trips[# 1]
20Spanien 1945 Alfonso de Portago[# 2]
Argentinien José Froilán González[# 2]
Italien Scuderia Centro Sud22Vereinigte Staaten 48 Harry SchellMaserati 250FMaserati 2.5 L6P
24Schweden Joakim Bonnier
26Argentinien Alejandro de TomasoFerrari 500
Ferrari 625
Ferrari 2.5 L4
Italien Luigi Piotti28Italien Luigi PiottiMaserati 250FMaserati 2.5 L6P

Anmerkungen

  1. a b c Perdisa fuhr den Wagen 30 Runden, Collins 35 Runden und Graf Berghe von Trips 33 Runden.
  2. a b de Portago und González fuhren den Wagen jeweils 49 Runden. Das Training bestritt González.

Klassifikationen

Startaufstellung

Pos.FahrerKonstrukteurZeitØ-GeschwindigkeitStart
01Vereinigtes Konigreich Stirling MossItalien Maserati1:42,6137,26 km/h01
02Argentinien Juan Manuel FangioItalien Maserati1:43,4135,81 km/h02
03Frankreich 1946 Jean BehraItalien Maserati1:44,0135,42 km/h03
04Italien Eugenio CastellottiItalien Ferrari1:44,2135,16 km/h04
05Vereinigtes Konigreich Peter CollinsItalien Ferrari1:44,6134,64 km/h05
06Italien Luigi MussoItalien Ferrari1:44,8134,38 km/h06
07Vereinigtes Konigreich Mike HawthornItalien Ferrari1:44,8134,38 km/h07
08Argentinien Carlos MenditéguyItalien Maserati1:45,1134,00 km/h08
09Vereinigte Staaten 48 Harry SchellItalien Maserati1:46,4132,36 km/h09
10Argentinien José Froilán GonzálezItalien Ferrari1:46,8131,87 km/h10
11Italien Cesare PerdisaItalien Ferrari1:48,6129,68 km/h11
12Argentinien Alejandro de TomasoItalien Ferrari1:56,1121,30 km/h12
13Schweden Joakim BonnierItalien Maserati1:58,2119,15 km/h13
14Italien Luigi PiottiItalien Maserati1:58,2119,15 km/h14

Rennen

Pos.FahrerKonstrukteurRundenStoppsZeitStartSchnellste Runde
01Argentinien Juan Manuel FangioItalien Maserati1003:00:55,902
02Frankreich 1946 Jean BehraItalien Maserati100+ 18,303
03Argentinien Carlos MenditéguyItalien Maserati99+ 1 Runde08
04Vereinigte Staaten 48 Harry SchellItalien Maserati98+ 2 Runden09
05Argentinien José Froilán González
Spanien 1945 Alfonso de Portago
Italien Ferrari98+ 2 Runden10
06Italien Cesare Perdisa
Vereinigtes Konigreich Peter Collins
Deutschland Wolfgang Graf Berghe von Trips
Italien Ferrari98+ 2 Runden11
07Schweden Joakim BonnierItalien Maserati95+ 5 Runden13
08Vereinigtes Konigreich Stirling MossItalien Maserati93+ 7 Runden011:44,7
09Argentinien Alejandro de TomasoItalien Ferrari91+ 9 Runden12
10Italien Luigi PiottiItalien Maserati90+ 10 Runden14
Italien Eugenio CastellottiItalien Ferrari75DNF04
Vereinigtes Konigreich Mike HawthornItalien Ferrari34DNF07
Italien Luigi MussoItalien Ferrari30DNF06
Vereinigtes Konigreich Peter CollinsItalien Ferrari26DNF05

WM-Stand nach dem Rennen

Die ersten fünf des Rennens bekamen 8, 6, 4, 3, 2 Punkte. Der Fahrer mit der schnellsten Rennrunde erhielt zusätzlich 1 Punkt. Es zählten nur die fünf besten Ergebnisse aus acht Rennen.

Fahrerwertung

Pos.FahrerKonstrukteurPunkte
01Argentinien Juan Manuel FangioMaserati8
02Frankreich 1946 Jean BehraMaserati6
03Argentinien Carlos MenditéguyMaserati4
04Vereinigte Staaten 48 Harry SchellMaserati3
05Spanien 1945 Alfonso de PortagoFerrari1
06Argentinien José Froilán GonzálezFerrari1
07Vereinigtes Konigreich Stirling MossMaserati1
08Italien Cesare PerdisaFerrari0
Pos.FahrerKonstrukteurPunkte
09Vereinigtes Konigreich Peter CollinsFerrari0
10Deutschland Wolfgang Graf Berghe von TripsFerrari0
11Schweden Joakim BonnierMaserati0
12Argentinien Alejandro de TomasoFerrari0
13Italien Luigi PiottiMaserati0
Italien Eugenio CastellottiFerrari0
Vereinigtes Konigreich Mike HawthornFerrari0
Italien Luigi MussoFerrari0

Einzelnachweise

  1. Eric Wenzel: Historisches - GP Stories - Die Rennen des Jahres 1957 - Formel 1. 2. Januar 2005, abgerufen am 12. Februar 2024.