Zedtwitz

Stammwappen der von Zedtwitz

Zedtwitz ist der Name eines fränkischen und böhmischen Adelsgeschlechts, das seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar existiert. Die Familie gliedert sich in mehrere (reichs)gräfliche und freiherrliche Linien und Zweige.

Geschichte

Ursprung

Namensgebender Stammsitz der Familie ist die Herrschaft Zedtwitz im Bayerischen Vogtland (auch Regnitzland). Zedtwitz ist heute ein Ortsteil von Feilitzsch im Landkreis Hof in Oberfranken. Die fränkische Adelsfamilie kam wahrscheinlich im Gefolge der Vögte von Weida aus dem thüringischen Ort Veilsdorf. Aufgrund der Wappengleichheit mit den Familien von Feilitzsch, von der Heydte, von Roeder (und von Perglas?)[1] gibt es Grund zur Annahme, dass diese Familien aus der Adelsfamilie von Veilsdorf hervorgegangen sind. Als reichsfreie Ministeriale unterstanden sie zunächst unmittelbar Kaiser Friedrich Barbarossa und gehörten der vogtländischen Reichsritterschaft an.

Mit Ritter Georg von Zetwitz wurden die Zedtwitzer erstmals 1235 urkundlich erwähnt. Die nächste nachweisliche Erwähnung der Familie datiert auf den 13. Oktober 1288 mit Berthold von Zedwitz.[2] Die ununterbrochene Stammreihe des Geschlechts beginnt 1377 mit dem Burggräflich nürnbergschen Rat Peter von Zedtwitz auf Asch, Krugsreuth, Grün, Schönbach und Neuberg.

Mittelalter bis Neuzeit

Die von Zedtwitz im Roten Adlerorden, Ordensschild in der Ordenskirche in St. Georgen (Bayreuth)

Vom 13. bis 16. Jahrhundert saßen die Zedtwitzer auf der Herrschaft Zedtwitz im Ritterkanton Gebürg. Die Herrschaft Zedtwitz umfasste das wehrhafte Wasserschloss Zedtwitz, heute ein Burgstall, dem als Vorwerke Münchenreuth mit 16 Gütern (1502) und der Rittersitz in Isaar (1412) vorgelagert waren. Die Zedtwitzer lassen sich außerdem auf einem ehemaligen Rittergut in Joditz und in Fattigsmühle nachweisen. Spuren haben sie mit Wappen in Töpen und am Döhlauer Altar und mit Grenzsteinen in Mühlbach aus dem 16. Jahrhundert und in Dobeneck hinterlassen. Mindestens vier Grabplatten der Zedtwitzer befinden sich in Isaar (u. a. 1562, 1614, 1628).

Ab 1349 herrschte die Familie rund 600 Jahre lang über das Ascher Ländchen[3] im böhmischen Vogtland und seit 1426 durch Ankauf vom Vorbesitzer Hans von Sparneck auch über die Herrschaft Liebenstein. Asch hatte bis zum Sturz der Staufer zum Reichsland Eger gehört und war um 1254 Mittelpunkt einer um die Burg Neuberg gebildeten eigenen Herrschaft geworden. Diese umfasste die Stadt Asch nebst 18 Dörfern. Die Herrschaft Asch war reichsunmittelbares Lehen der böhmischen Krone und gehörte keinem Reichskreis an. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde ihr die Reformation bestätigt. Nach den vergeblichen Versuchen von 1736 und 1746 wurde die Herrschaft Asch am 16. Dezember 1774 von Erzherzogin Maria Theresia von Österreich nach langem Widerstand der Zedtwitzer mediatisiert. Dadurch verlor das Ascher Ländchen seine Unabhängigkeit und wurde ein integraler Bestandteil von Böhmen.

Der Stamm Liebenstein wurde 1766 (Bestätigung zusammen mit dem Stamm Neuberg 1790) in den Reichsgrafenstand erhoben. Die Standeserhebung der Linien Zedtwitz auf Asch und Schönbach usw. sowie der ganzen Linie auf Asch in den Reichsgrafenstand und bayerischen Grafenstand erfolgte am 25. August 1790 durch den Reichsvikar Kurfürst Karl Theodor von Pfalzbayern in München. [4]

Moderne bis Gegenwart

Reste des Anfang des 20. Jahrhunderts abgebrannten Schlosses der Zedwitzer in Neuberg bei Asch (Podhradí u Aše)
Oberer Teil des Epitaphgemäldes der Anna Dorothea von Zedtwitz, geb. Reitzenstein in der Neuberger Kirche, es geht nahtlos in die Bemalung des Deckengewölbes über

Der Zweig Asch ließ sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Moravan (Slowakei) und Duppau nieder. Mit der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Tschechoslowakei fand jedoch die Geschichte aller Zedtwitzlinien und -zweige in Böhmen und der Slowakei ein Ende. Heute leben die Familienangehörigen über die ganze Welt verstreut.

Linien und Zweige

  • I. Linie Stammvater: Konrad (1407; † 1422)
    • 1. Ast Stammvater: Karl-Joseph (1663-1742)
      • 1. Zweig Ober-Neuberg Stammvater: Wolf Christoph (1691-1739)
      • 2. Zweig Unter-Neuberg im eigenen Stamm erloschen
      • 3. Zweig Neuschloß-Sorg Stammvater: Karl Joseph Ferdinand (1730–1811)
    • 2. Ast Stammvater: Hans Christoph (1664–1746)
      • 1. Zweig von Moravan und Duppau (früher Asch) Stammvater: Georg Adam (1692–1774)
      • 2. Zweig Schönbach Stammvater: Ludwig (1735–1795)
  • II. Linie Zedtwitz-Liebenstein Stammvater: Klemens (1814–1896)

Wappen

Das Stammwappen ist von Silber und Rot und Schwarz geteilt. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wie der Schild bezeichneter Spitzhut mit Knopf zwischen zwei wie der Schild bezeichneten Büffelhörnern.

Die Gemeindewappen der Orte Zedtwitz und Liebenstein tragen bis heute die Zedtwitz-Farben. Im Scheiblerschen Wappenbuch ist das Wappen mit Zabitz beschriftet (ähnlich Rebitz für Redwitz [5] ).

Ausschnitt aus dem Epitaph des Endres von Zedwitz in der evangelischen Kirche von Absberg. Die Inschrift besagt: Anno 1602 den 6. Martii starb der Edel und Vest Herr Endres v. Zedwitz zu Windschbach Fürstl. Rat und Pfleger zu Sandsch. Gott genad. Das Bild zeigt neben dem Ritter eine sehr spannungsgeladene Darstellung des Jüngsten Gerichts

Personen

  • Adolph Graf von Zedtwitz[6] (1823-1895), Hygieniker, Philanthrop
  • Christoph Heinrich von Zettwitz, 1587 Herr auf Schloss Fronberg bei Schwandorf
  • Clemens Graf von Zedtwitz-Leibenstein[7] (1814-1896), Dialektdichter
  • Curt Freiherr von Zedtwitz (1851-1896), Diplomat: u.a. 1888 Gesandter in Mexiko, starb bei der Teilnahme an der Royal Albert Regatta in Southsea nachdem seine Jacht Isolde von der Meteor gerammt worden war[8]
  • Curt Franz (...) Graf Zedtwitz von Moraván und Duppau[9] (1822-1909), Herr auf Duppau mit Sachsengrün und Moraván mit Duzó, Hubina, Nagy und Kis-Modó, O.- und Uj-Lehota, K.u.K. Kammerherr, Geheimer Rat, Oberstleutnant
  • Erhard, Heinz, Jork, Kunz, Linhard und Ulrich von Zed(t)witz, Mitglieder der Turniervereinigung von 1481
  • Ernestine von Fricken[10] (1816–1844), Pianistin, vorübergehend mit Robert Schumann verlobt
  • Ewald von Zedtwitz[11] (1840–1896), Romanschriftsteller (Pseudonym Wald-Zedtwitz), Bezirkskommandeur in Halberstadt
  • Generalmajor Franz Graf von Zedtwitz, Inhaber des 5. Königlich Bayerischen Füsilier-Regiments Graf Zedtwitz (1791–1792)
  • Dr. Franz Xaver Graf Zedtwitz (1906–1942), Zoologe, Schriftsteller (Feldmünster, Tiergeschichten...), Kriegsberichterstatter
  • Friedrich von Zedtwitz, Bergmeister in Marienberg und Annaberg (1811–1834)[12]
  • Oberst Friedrich Graf Zedtwitz, Kommandant des 10. Böhmischen Dragoner-Regiments (1849)
  • Georg-Volkmar Graf Zedtwitz von Arnim (1925–1993), Journalist und Schriftsteller (Tu Gutes und rede darüber, Ein Ruf wie Donnerhall. Deutschenspiegel)
  • Dr. jur. Heinrich Albrecht Julius Graf von Zedtwitz (1869–1950), Sektionschef i. R., Oberkirchenrat, letzter Namensträger des Zweiges Unter-Neuberg
  • Hubertus Graf Zedtwitz, Deutscher Meister der Berufsreiter (Dressur) 2002
  • Joachim von Zedtwitz, Kommandant der Plassenburg während der Belagerung im Zweiten Markgrafenkrieg (siehe auch Belagerung von Kulmbach und der Plassenburg)
  • Dr. Joachim Graf von Zedtwitz (1910–2001), Arzt und Fluchthelfer[13], Gerechter unter den Völkern
  • Jobst von Zedtwitz, Anführer einer Reiterschar, die Bischof Melchior Zobel am 15. April 1558 gefangen nehmen wollte[14]
  • Feldmarschalleutnant Johann-Franz Graf Zedtwitz, Inhaber des KuK Infanterie Regiments 25 (1808–1809)
  • Kurt von Zedtwitz, Komponist (Die Jagd nach dem Glück, Symphonische Dichtung für Orchester, 1896)[15]
  • Karl Maximilian Graf Zedtwitz (1844–1908), Politiker und Direktor der böhmischen Landesbank sowie Mitglied des Reichsrates
  • Konrad von Zedtwitz (1410–1459), Herr auf Asch
  • Ludwig Friedrich Ferdinand von Zedtwitz (1777–1860), Sekretär und Abgeordneter im Sächsischen Landtag
  • Margareta von Zedtwitz († 10. Oktober 1499), Äbtissin von Kloster Himmelkron von 1484 bis 1499
  • Margit Gräfin Zedtwitz (1886–1973), zweite Ehefrau von Alexander Friedrich Lothar Graf von Faber-Castell
  • Marianne Gräfin Zedtwitz (1911–1994), Äbtissin des Kraichgauer Adelige Damenstifts (1981–1994)
  • N. von Zedtwitz begleitete Friedrich den Weisen von Sachsen 1521 zum Reichstag nach Worms.
  • Dr. Nikolaus Graf von Zedtwitz, emeritierter Dekan der Katholischen Kirche Heidelberg, Pfarrer in Mannheim, Heilig-Geist-Kirche, Seelsorgeeinheit Mannheim am Luisenpark
  • Dr. Paul Zedtwitz, ab 1964 erster österreichischer Botschafter in Äthiopien[16]
  • Peter Emanuel Freiherr von Zedtwitz-Liebenstein (1715–1786), Staatsminister am Kurpfälzischen Hof in Mannheim
  • Dr. Peter Graf von Zedtwitz, emeritierter Direktor des Päpstlichen Werks für geistliche Berufe, Stadtpfarrer in St. Albert-Bischofslinde, Freiburg
  • Generalmajor Rudolf Heinrich Graf von Zedtwitz (1819–1901), Preußische Armee
  • Hauptmann Sittich von Zedtwitz, Anführer eines Truppenkontingents, das die sächsischen Herzöge Ernst und Albrecht dem Kaiser zum Kampf gegen die Türken zur Verfügung gestellt hatten, das aber tatsächlich im Krieg gegen Matthias Corvinus eingesetzt wurde. Er eskortierte Erzherzogin Kunigunde von Österreich 1481 von Wien nach Graz.
  • Waldemar Freiherr von Zedtwitz (1896–1994), Stifter des Bridgewettbewerbs Life Master Pairs von Zedtwitz Gold Cup [17]

Quellen und Verweise

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ernst Heinrich Kneschke, Neues allgemeines deutsches Adels-lexicon, 1861, S. 218
  2. Heinrich Gradl, Regesten der Familie v. Zedwitz, in VJH 12, 1884, S. 23, Nr 1
  3. Asch. [2]. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 1: A–Aufzwingen. Altenburg 1857, S. 798 (zeno.org).
  4. Gotha. Genealog. Taschenbuch der Gräflichen Häuser, Teil A, 115., 1942, S. 660
  5. Liste fränkischer Rittergeschlechter#R
  6. Ludwig Fränkel: Zedtwitz, Adolph Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 753–756.
  7. Ludwig Fränkel: Zedtwitz-Leibenstein, Clemens Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 756–759.
  8. http://books.google.de/books?id=pXbYITw4ZesC&pg=PA155&lpg=PA155&dq=baron+von+zedtwitz+meteor&source=web&ots=bxxarMQdUe&sig=lH--wzYrtTF5gEpMS0YRHZz_1x8&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=6&ct=result
  9. http://en.wikipedia.org/wiki/Curt_Franz_Wenzel_Christoph_Erdmann_Graf_Zedtwitz_von_Morav%C3%A1n_und_Duppau
  10. http://www.sophie-drinker-institut.de/von%20fricken.htm
  11. Ludwig Fränkel: Zedtwitz, Ewald von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 759–761.
  12. http://www.erzgebirgs-safari.de/mabbergmeister.htm
  13. http://www.gedenkdienst.org/deutsch/gerechte/bedrohte_antifa.htm
  14. Würzburg. [1]. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 19: Weck–Zz und Nachträge. Altenburg 1865, S. 543 (zeno.org).
  15. http://webapp.uibk.ac.at/musiknachbildern/mnb.xsql?&&id=633
  16. http://www.dachverband-pan.org/panbuch/082-397.pdf
  17. http://en.wikipedia.org/wiki/Von_Zedtwitz_Life_Master_Pairs

Literatur

Genealogie

  • Genealogisches Handbuch des Adels, Gräfliche Häuser Band XVI, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2000, ISSN 0435-2408
  • Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels
  • Petr Mašek: Modrá krev - Minulost a přítomnost 445 šlechtických rodů v českých zemích (Blaues Blut - Vergangenheit und Gegenwart 445 Adelsgeschlechter in den böhmischen Ländern). Prag 2003.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XVI, Band 137 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2005
  • Heinrich Gradl: Regesten der von Zedtwitz, in: Vierteljahrsschrift fur Heraldik, Sphragistik und Genealogie 1885 13. Jahrgang, S. 316-373 und 1886 14. Jahrgang S. 286-348

Heimatgeschichte

  • K. Alberti: Beiträge zur Geschichte der Stadt Asch und des Ascher Bezirkes. In Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. München 2007.
  • August Gebessler: Stadt und Landkreis Hof. München 1960.
  • Benno Tins: Die eigenwillige Historie des Ascher Ländchens. München 1977.
  • Engelbrecht, S.: Chronik von Zedtwitz

Historische Quellen

  • Johann Jacob Moser: Rettung der unfürdenklichen Reichs-Unmittelbarkeit derer von Zedtwitz zu Asch und ihres von der Cron Böhmen zu teutschen Lehen gehenden Gerichts Asch(...). Hof 1765.
  • Johann Stephan Pütter: Unparteyisches rechtliches Bedenken über die zwischen der Krone Böhmens und den Herren von Zedwitz obwaltenden Streitigkeit. Göttingen 1772.
  • Georg Adam von Zedtwitz: An ein hochpreissliches Corpus Evangelicorum zu Regenspurg vermüssigte Anzeige in Religions-Sachen(...). Regensburg 1747.