Johann XXII. Kämmerer von Worms

Sankt Martin, kath. Pfarrkirche St. Martin, Grabfigur des Ritters Hanns von Dalberg

Hanns Kämmerer von Worms genannt von Dalberg, eigentlich Johann (* im 15. Jahrhundert; † 22. Oktober 1531) war ein deutscher Adeliger aus dem Rittergeschlecht von Dalberg, Herr der Kropsburg und von Sankt Martin (Pfalz), dessen prächtiges Grabmal sich in der dortigen Martinskirche erhalten hat.

Herkunft

Er wurde geboren als Sohn des Philipp von Dalberg (1428–1492) und seiner Gattin Barbara geb. von Flersheim († 1483), Tante des späteren Speyerer Bischofs Philipp von Flersheim.[1] Der Vater Philipp von Dalberg war der Bruder des kurpfälzischen Hofmarschalls Wolf II. von Dalberg († 1476), beide die Enkel des Kurpfälzer Hofmeisters Johann Kämmerer von Worms genannt von Dalberg († 1415). Johann von Dalberg, Fürstbischof von Worms, ist der Sohn von Wolf II. und somit ein Cousin des Hanns von Dalberg aus St. Martin. Ein Cousin mütterlicherseits war auch der bereits genannte Speyerer Bischof Philipp von Flersheim.

Leben

Das Grabmal der Eheleute in der Martinskirche zu Sankt Martin

Der Vater, Burgmann in Oppenheim,[2] erwarb den Ort Herrnsheim und machte ihn zu seiner Residenz. Um 1460 errichtete er nördlich des Dorfes eine später mehrfach umgebaute Burg, von der noch der alte Turm erhalten ist; das heutige Herrnsheimer Schloss. Außerdem ließ er ab 1470 die Herrnsheimer Ortskirche St. Peter zur Familiengrablege ausbauen. Dort wurde er bestattet und die Epitaphien beider Eheleute sind noch vorhanden.[3]

Dem Vater Philipp von Dalberg gehörte auch das bischöflich Speyerer Lehen der Kropsburg mit dem Dorf Sankt Martin. Er starb 1492 und jener Besitz fiel als Erbe an den Sohn Hanns von Dalberg, verheiratet mit Katharina von Cronberg, Schwester des Walther von Cronberg (1477–1543), Hochmeister des Deutschen Ordens. Unter Dalberg wurde die dortige alte Pfarrkirche 1492 mit dem noch erhaltenen gotischen Chor ausgestattet, womit er den renommierten Baumeister Jakob von Landshut beauftragte. Die Gewölbeschlusssteine zeigen u.a. das Dalberger und das Flersheimer Wappen der Eltern. Auf Hanns von Dalberg dürften überdies die gotische Madonnenfigur und das sechs Meter hohe Sakramentshaus der Kirche zurückgehen.[4] Außer in Sankt Martin fielen ihm auch Teile des väterlichen Erbes in Herrnsheim, Abenheim, Hessloch und Gabsheim zu.

1510 starb seine Ehefrau und wurde in der Sankt Martiner Pfarrkirche beigesetzt. Hanns von Dalberg starb 1531 und fand dort ebenfalls seine Ruhestätte. In der Kirche existiert das prächtige Grabmal der Eheleute mit ihren stehenden Vollfiguren, das dem sogenannten Meister von Oppenheim, einem Schüler des Hans Backoffen, zugeschrieben wird. Der Ehemann trägt eine Rüstung, während die Gattin in Kleid und mit einer Pestbinde vor dem Mund erscheint, die man mit Essig bzw. Alkohol getränkt trug, um sich vor Ansteckung zu schützen. Evtl. ist dies ein versteckter Hinweis auf die überlieferte heilkundliche Tätigkeit der Ortsherrin.[5] Der Rufname des Adeligen ist in der Grabinschrift zwei mal als Hanns angegeben.

Aus der Ehe entsprangen sechs Kinder[6] Der Sohn Philipp trat als Ritter in den Deutschen Orden ein und wirkte um 1520 als Kompan in Balga.[7] Die Söhne Joachim († 1532) und Balthasar († 1528) waren Domherren in Worms und Speyer, wobei letzterer 1518, nach dem Tod des einzigen nicht-geistlichen Bruders Johann, wieder aus dem Klerikerstand austrat um die Familienlinie fortführen zu können.[8] Die Schwester Elisabeth lebte als Dominikanerin im Kloster Maria Himmelskron zu Worms.[9]

Literatur

  • Cäcilia Ziegler: St. Martin/Südliche Weinstraße, Kirche und sakrale Kunstwerke, Kath. Pfarramt Sankt Martin, 1988, S. 6 u. 25
  • Christian von Stramberg: Das Nahetal, historisch und topographisch dargestellt, 1. Band, S. 175, Koblenz, 1869 (Band 16 von: Denkwürdiger und nützlicher rheinischer Antiquarius); (Digitalscan)

Einzelnachweise

  1. Genealogische Webseite Flersheim
  2. Webseite zu Philipp von Dalberg
  3. Irene Spille: Schloss Herrnsheim bei Worms, das Gebäude und seine Geschichte, in: Zwischenwelten: Das Rheinland um 1800, Worms-Verlag, 2012, S. 6., ISBN 978-3-936118-89-6; (PDF-Ansicht, S. 6)
  4. Webseite zur Historie der kath. Pfarrkirche in Sankt Martin
  5. Webseite des Kneipp-Vereins Edenkoben
  6. Genealogische Webseite zum Paar
  7. Erich Joachim: Die Politik Des Letzten Grossmeisters in Preussen Albrecht Von Brandenburg, BoD – Books on Demand, 2013, S. 380, ISBN 373400005X; (Digitalscan)
  8. Gerhard Fouquet: Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350–1540) , Band 2, S. 375–377, Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 1987
  9. Webseite zum Kloster Maria Himmelskron