Dotzlar

Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde

Dotzlar ist eine Ortschaft in Nordrhein-Westfalen, Deutschland und gehört zum Kreis Siegen-Wittgenstein. Seit 1975 mit der kommunalen Neugliederung ist die ehemalige Gemeinde Dotzlar ein Stadtteil von Bad Berleburg, einer der flächengrößten Städte Deutschlands.

Geografie

Geografische Lage

Lage der Stadt Bad Berleburg im Kreis Siegen-Wittgenstein

Dotzlar ist ein Stadtteil von Bad Berleburg. Bad Berleburg liegt im Nordosten des Kreises Siegen-Wittgenstein mitten im Rothaargebirge. Die Grenze im Westen ist gleichzeitig Kreisgrenze zum Kreis Olpe. Im Norden schließt sich der Hochsauerlandkreis an. Die Ostgrenze bildet zugleich die Landesgrenze zum Land Hessen. Die Stadt Bad Laasphe grenzt im Süden und die Gemeinde Erndtebrück im Südwesten an.

Berge und Täler

Dotzlar liegt auf einer Höhe von 390 bis 600 Metern über NN. Der niedrigste Punkt ist in der Flussniederungen der Eder. Die höchsten Erhebungen rund um Dotzlar sind die Dotzlarer Burg (551 m ü. NN), das Feuerloh (593 m ü. NN), der Eisenstein (580 m ü. NN) und der Sassenkopf bei Sassenhausen (606 m ü. NN).

Nachbarorte

Dotzlar grenzt im Osten an Arfeld. Im Süden verläuft die Grenze dann weiter an Sassenhausen und weiter an Weidenhausen vorbei. Westlich folgen Hemschlar und Raumland. Im Norden schließt sich die Grenze zur Kernstadt Bad Berleburg an.

Stadtgliederung

Einwohner

(jeweils zum 31. Dezember)

  • 2003: 847
  • 2004: 855

aktueller Stand 30. November 2007: 857

Geschichte

Dotzlar und die Dörfer Araff und Heilgershausen wurden in dem Vertrag von 1418 zwischen Johann von Wittgenstein mit Godert von Hatzfeld, wonach Hatzfeld gegen die Verpfändung Dotzlars und Zahlung von 300 fl. die bis dahin verpfändeten Dörfer Araff und Heilgershausen mit allem Zubehör herausgab und auf seine Ansprüche und Gulden zu Laasphe und Erndtebrück verzichtete, erstmals erwähnt.(BA, Urkunde Nr. 639)

Das Dorf Dotzlar zählt zu den ältesten Ansiedlungen im Wittgensteiner Land. Die Endsilbe lar kommt aus dem Keltischen, ebenso wie die Namen der Dörfer Hemschlar, Schüllar usw. Auch die alte Fliehburg, welche noch heute den Namen des Berges Burg trägt, dürfte das hohe Alter des Dorfes beweisen. Urkundlich wird Dotzlar erstmalig 1418 erwähnt; es wird aber angenommen, dass die Gründung bereits 500-600 Jahre früher erfolgte.

Nach dem ältesten uns überlieferten Zinsregister von 1521 zählte das Dorf damals zehn Häuser mit folgenden Zinspflichtigen: Cyrianus Haus, Druffthans, Ludwigshen, Henrichgen, Gerat, Katarina Wittib, Hans Snieder, Hebe Hans, Hans Knebel und Hans Dresler.

Aus diesem ältesten Namensverzeichnis sind auch heute noch gebräuchliche Hausnamen, wie z. B. Drechslers, Hebe, zu entnehmen.

Das Leben dieser Bewohner wird sich in nichts von dem harten Daseinskampf der Bewohner anderer Orte in jener Zeit unterschieden haben. Ihr Wohl und Wehe war durch die vielschichtige Abhängigkeit von ihrem Grund- und Landesherrn bestimmt. Sie bewirtschafteten sogenannte Huben, die nicht ihr Eigentum, sondern gräfliches Lehen waren.

Für dieses erbliche Lehen hatte der Hausmann oder Bauer dem Grundherrn einen jährlichen Zins bzw. das Hubengeld (eine Art Pacht) zu zahlen. Daneben bestand aber noch die Zehntpflicht von allen Erträgen auf Äcker und Wiesen. Abgaben von Schlachtvieh an die Hofküche, sowie eine Reihe anderer Geld- und Naturalabgaben. Außerdem war man zu bestimmten Dienstleistungen verpflichtet, wenn der Lehnsherr dazu aufforderte.

All diese Belastungen und Abgaben müssen unter dem Grafen Johann um 1539 so drückend gewesen sein, dass es zu einem Aufstand der Bauern gegen ihren Landesherrn gekommen ist. Knebelhenchen von Dotzlar war ihr Anführer, der mit anderen Bauern der umliegenden Dörfer eine Beschwerde über ihren Landesherrn beim Landgrafen Philipp von Hessen überreichte. Nach seiner Rückkehr wurde er von dem Grafen Johann gefangengesetzt, der mit harter Hand die Bauern zur Räson bringen wollte (ausführlich hierüber ist zu lesen in den Dorfbüchern von Girkhausen und Berghausen „Berleburger Bauernkrieg“). Erleichterungen hätte dieser Aufstand den Bauern kaum gebracht.

An anderer Stelle, insbesondere in dem Bericht über den „letzten Grenzgang“ ist zu lesen, dass die Bauern aus Dotzlar bis zum Jahre 1848 sehr erbittert um ihre Lebensrechte gekämpft haben.

Der Dreißigjährige Krieg brachte später dann erst recht die große Not ins Dorf. Nicht nur, dass die fortgesetzten Kontributionszahlungen für die Forderungen der durchziehenden Truppen zu erbringen waren, fehlte es auch nicht an Plünderungen, welche die Bauern sehr bald verarmen ließen. Es fehlte überall an Bargeld, um nur das Allernotwendigste anschaffen und die Felder bestellen zu können. Viele Männer waren zum Kriegsdienst eingezogen. So gibt ein kleines Aktenstück im Schlossarchiv ein trostloses Bild wieder:

Dreßler außgestorben, stehet noch etwas Frucht, ist noch ein unmündig Kind da. Grumaß hauß verstorben Johannes in hoffen Wittib Johannes Hesse Wittib Johannes uffm Böl Wittib Bast Hesse Wittib Ludwig Rühl Wittib Clagen, können die lasten lenger nitt tragen, Anderß müssen sie Hauß und Hof räumen.

Auch aus diesem Verzeichnis sind wieder heute noch gebräuchliche Hausnamen erkennbar, wie z. B. Hesse, Imhof (in hoffen) und Rühl (Riehle) usw. Aus dem nachstehenden Flurnamenverzeichnis lassen sich mühelos die damaligen Siedlungsflächen erkennen.

Nach dem Krieg und dem Westfälischen Frieden von 1648 galt die erste Sorge des Grafenhauses dem Wiederaufbau des Landes. Es hatte Interesse daran, dass die verwaisten Höfe wieder besetzt und die Felder bewirtschaftet wurden. So nimmt es nicht wunder, dass neue Namen im Dorf auftauchten und auch wieder verschwanden. Nur sehr langsam vollzog sich der Wiederaufbau. Da andere Verdienstmöglichkeiten kaum gegeben waren, blieb die Landwirtschaft die einzige Existenzgrundlage, die aber nach wie vor eine Reihe von Diensten und Abgaben für die Standesherrschaft zu erbringen hatte. Diese Belastungen waren immer noch Ursache für Auflehnung und Prozesse.

Die endlosen Streitigkeiten brachten der bäuerlichen Bevölkerung im Allgemeinen wenig Erfolg. Im Gegenteil: empfindliche Kosten bei Advokaten und Gerichten führten nicht selten zum Verlust der Hofstätten.

Eine langsame Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse brachte etwa um das Jahr 1700 die aufkommende Köhlerei und das damit verbundene Fuhrwesen. Diese Entwicklung ist in einem aus alten Unterlagen zusammengefassten Bericht veranschaulicht. Aus diesen Dokumenten sind auch interessante Aufschlüsse über den Beginn einer ersten gewerblichen Tätigkeit enthalten:

Bevor die Fichte zum beherrschenden Baumbestand der heimischen Wälder wurde, war es neben anderen Laubhölzern vor allem die Buche, die mit ausgedehnten Waldungen der Landschaft das Gepräge gab. Diese reichen Holzvorkommen waren der Anlass und die natürliche Voraussetzung zur Gewinnung von Holzkohle. Wer heute den benachbarten Hillerberg oder die anderen umliegenden Berge durchwandert, trifft noch auf zahlreiche alte Kohlplätze, die von der Tätigkeit der Köhler und ihrer Meiler zeugen. Es sind dies meist kreisrunde, teils auch in die Hänge eingearbeitete Flachstellen mit über fünf Meter Durchmesser, die beim Abschürfen des mit Moos und Fichtennadeln überwucherten Bodens noch einen tiefschwarzen Untergrund aus Asche und verkohltem Holz aufweisen.

Durch die damals aufblühende Eisenindustrie im Siegerland, wie auch im Lahn- und Dillgebiet, war die Holzkohle für den Betrieb der Schmelzöfen notwendig. Auf diese Lage hatte man sich in den waldreichen Gebieten auch schnell eingestellt, und die Köhlerei brachte nicht nur dem Landesherrn, sondern auch vielen seiner Untertanen eine begehrte Erwerbsquelle. In Wittgenstein-Berleburg sollen um das Jahr 1719 mehr als 200 Köhler tätig gewesen sein, und nach einer Jahresrechnung der gräflichen Rentei sollen noch im Jahre 1775 ca. 2200 Klafter Holz verkohlt und dafür eine Einnahme von 4459 Rthlr. erzielt worden sein. Der Durchschnittspreis pro Wagen produzierter Holzkohle betrug damals zwei bis drei Rthlr., so dass sich eine Gesamtmenge von ungefähr 1800 Wagenladungen ergeben haben soll, die zu den Hüttenwerken angefahren wurden.

Hieraus erklärt sich auch der ausgedehnte Fuhrbetrieb, der sich damit entwickelte, und der seinerseits wieder das Handwerk inspirierte und vor allem dem Schmied und dem Stellmacher (Wagner) steigende Beschäftigung und lohnenden Verdienst brachte. Auch Dotzlar hat einen bescheidenen Anteil an dieser Entwicklung genommen.

In Bauhaus wird ein Tagebuch aus jener Zeit aufbewahrt, in dem der damalige Schmiedemeister Johannes Saßmannshausen genaue, fast buchführungsmäßige Aufzeichnungen über seine Arbeiten für den Fuhrbetrieb gemacht hat, die einen aufschlussreichen Einblick in die damalige bereits auslaufende Zeit der Köhlerei vermitteln. Mit seinem Nachbarn, dem Wagner Joh. Georg Böhl, hat er meistens Hand in Hand gearbeitet. Detaillierte Angaben geben darüber Auskunft, welche Fuhrleute ihr handwerkliches Können in Anspruch nahmen:

  • 1794 waren es 54 Paar Räder, davon 32 Paar neue
  • 1795 waren es 45 Paar Räder, davon 27 Paar neue
  • 1796 waren es 72 Paar Räder, davon 37 Paar neue
  • 1797 waren es 55 Paar Räder, davon 30 Paar neue und 2 Wagen
  • 1798 waren es 45 Paar Räder, davon 12 Paar neue und 2 Wagen
  • 1799 waren es 32 Paar Räder, davon 12 Paar neue
  • 1800 waren es 33 Paar Räder, davon 10 Paar neue
  • 1801 waren es 36 Paar Räder, davon 12 Paar neue
  • 1802 waren es 27 Paar Räder, davon 12 Paar neue und 1 Wagen
  • 1803 waren es 23 Paar Räder, davon 6 Paar neue und 2 Wagen
  • 1804 waren es 35 Paar Räder, davon 12 Paar neue
  • 1805 waren es 18 Paar Räder, davon 5 Paar neue und 1 Wagen
  • 1806 waren es 7 Paar Räder, davon 2 Paar neue und 2 Wagen

Es waren teils neue Räder für die hohen zweirädrigen Transportwagen, überwiegend aber Wagenräder, deren Felgen auf den holprigen Wegen zu Bruch gegangen waren, vom Wagner erneuert und vom Schmied mit Eisenbeschlag versehen werden mussten. Die Auftraggeber waren Fuhrleute aus Feudingen, Banfe, Herbertshausen, Hesselbach, Fischelbach, Welschengeheu und aus dem Dillenburgischen. Hieraus ergibt sich, dass der Transport der hier gewonnenen Holzkohlen vorwiegend in das Dillgebiet und den Feudinger Eisenhammer erfolgte. Daneben wird allerdings auch noch eine ganze Reihe von Fuhrleuten genannt, die in den Nachbarorten Arfeld, Sassenhausen, Raumland, Weidenhausen usw. ansässig waren. Sie alle suchten in dem Fuhrbetrieb einen lohnenden Nebenerwerb. Auf dem Rückweg von den Hütten wurde neben anderen Gebrauchsgütern meist auch das Roheisen für den Pfaffenhecker Eisenhammer mitgebracht, von dem der Dorfschmied wiederum das erforderliche Schmiedeeisen bezog.

Es muss schon ein umfangreicher Fuhrbetrieb gewesen sein. für den die Handwerker in der angegebenen Zeitspanne gearbeitet haben, und es darf wohl angenommen werden, dass dieser bei den Schmiede-Vorgängern Mathias, Conrad oder Joh. Georg Schneider in Bauhaus bzw. den Wagnern Joh oder Jakob Böhl in Wagnershaus noch größer gewesen sein konnte, denn in deren Zeit fiel der eigentliche Höhepunkt der Köhlerei im Lande.

Mit dem Niedergang der Köhlerei, bedingt durch bestimmte Forstverordnungen, die dem mehr oder weniger betriebenen Raubbau am Wald Einhalt geboten, hauptsächlich aber durch andere und billigere Verhüttungsmethoden durch die Steinkohle, kam auch das Fuhrgeschäft nach und nach zum Erliegen.

Das Tagebuch des ehrsamen Schmiedemeisters gibt dann weiter in einer ganzen Reihe von Eintragungen darüber Auskunft, was sonst noch alles zu den Aufgaben eines Dorfschmiedes gehörte. Da wird der Zimmermann genannt, dem man zwei Äxte stählte und zwei Locheisen fertigte, der Schuhmacher, dem einige Hundert Spüchernägel geliefert wurden; dem Küfer musste ein neues Musfass gebunden werden. Dazu kommen viele alte Bezeichnungen aus dem damaligen Sprachgebrauch, beispielsweise wie eine neue Römmkette gemacht und das Hargesschirr gestählt, ein Griff an das Schmalzdegelche und eine Platte aufs Ohr gemacht, eine Potthänke, ein Schnezemesser gefertigt, eine Mistgabel gereckt und gestellt, Pflugeisen gemacht, zwei Krappe an die Stubentür gemacht, das Schar gereckt das Sech erlegt usw.

Über die Einstellung eines Lehrjungen ist zu lesen: „Den 23. Juny 1795 habe ich von Birkelbach einen Dienstjungen erhalten und von Johann Daniel Dörnhabach in Schmitshaus und ist das halbe Jahr an Lohn in Verwilligung seines Vatters mir 3 rthlr Lohn und ein paar neye Schu, welche er in Natura bekommen. Die 3 rthlr. Lohn will er nun volglich auf sein Lehrgeld stehen lassen und ist von seinem Vatter soweit in Einigkeit geschlossen. Vor die zwey folgenden Jahre ist der Lohn 12 rthlr. zu richtigkeit vor das Lernen zu bezahlen.“

Bei der Einstellung einer Hilfskraft wurde folgendes notiert: „1798, den 12. November. Von diesem Datum habe ich Johann Hermann Kuhn hier im Dorf gemietet bis zu Ende des 1799 Jahres. Kauf also an Lohn für die Zeit wie folgt: 10 rthlr., zwey par Schuh, 20 Ellen Tuch und einen neyen Hut.“

Mit dem Bau der Edertalstraße 1864/65 durch Dotzlar erfuhr der Schmiedebetrieb unter dem Schmiedemeister Joh. Ludwig Bald wieder eine spürbare Belebung. Da gab es vielfache Reparaturen an Karren und sonstigem Arbeitsgerät, die Anfertigung von Eisbrechern an der Ederbrücke bei Arfeld usw. Danach aber dürfte sich die Tätigkeit des Schmiedes wieder auf den Huf- und Plattenbeschlag der Zugtiere sowie auf andere Bedürfnisse im bäuerlichen Alltag beschränkt haben.