„Musiktruhe“ – Versionsunterschied
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Version vom 23. Juni 2023, 13:40 Uhr
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/54/Bundesarchiv_Bild_183-43742-0002%2C_Luckenwalde%2C_Tonm%C3%B6belfabrik%2C_Polieren.jpg/220px-Bundesarchiv_Bild_183-43742-0002%2C_Luckenwalde%2C_Tonm%C3%B6belfabrik%2C_Polieren.jpg)
Eine Musiktruhe, auch Musikschrank genannt, ist ein Möbelstück mit eingebauten Radio und Grammophon.[1] Mit der vorzuschreibenden Entwicklung kamen weiter elektrischen Geräten der Unterhaltungselektronik hinzu wie z. B. Schallplattenspieler, Tonband- oder Fernsehgeräte.
Begriff
Bei dem Begriff Musiktruhe handelt es sich um ein Kompositum, das aus den beiden Grundwörtern Musik und Truhe zusammengesetzt ist. Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) stellt eine Verlaufskurve für die Verwendungshäufigkeit des Worts zur Verfügung,[2] die 1946 beginnt, ihren Gipfel 1959 hat, danach bis etwa 1980 kontinuierlich absinkt und kurz vor der Jahrtausendwende zum Nullpunkt tendiert.[3]
Geschichte
Mit Erfindung der Schallplatte und des Grammophons konnten erste individuell abspielbare Medien in einzelne Haushalte gebracht werden. Ab den 1920er-Jahren wurden die Abspielgeräte kleiner und konnten in zeitgenössischen z. B. im Art déco gehaltenen Schränken in die Wohnung integriert werden. Im Laufe der Zeit wurden diese Schränke um weitere Entwicklungen wie dem immer stärker verbreiteten Radio, später auch dem Tonbandgerät und dem Kassettenrekorder erweitert. Ab Ende der 1960er kamen die ersten modernen Stereoanlagen mit getrennt aufstellbaren Lautsprechern auf den Markt welche die Musiktruhe immer mehr verdrängten. Spätestens mit dem Aufkommen von HiFi-Türmen aus Einzelkomponenten bzw. als Kompaktanlage endete die Ära der Musiktruhe endgültig.[4]
Die Wochenzeitung Die Zeit berichtete im November 1956: „Seit 1954 hat die Musiktruhe ihren Marktanteil ständig verbessern können.“[5] Im August 1957 hieß es in derselben Zeitung: „Ob die guten Verkäufe von Musiktruhen anhalten werden, ist eine der großen Fragen.“[6]
In seinem historischen Abriss unter dem Titel Vom Detektor bis zur Musiktruhe beschrieb Hans-Gerhard Maiwald die Entwicklung unter Hinweis auf die Vorteile, aber auch die Kosten von Musiktruhen:
„Die Einführung des UKW-Hörfunks brachte eine erhebliche Klangverbesserung und schaffte die Basis für so genannten 3D-Klang sowie die spätere Stereofonie. Große, mit Chromleisten verzierte Geräte mit weißen Klaviertasten nahmen Einzug in bundesdeutsche Wohnstuben. Je nach Geldbeutel waren sie kombiniert mit Plattenspielern, Tonband- oder Drahtgeräten sowie Tefiphonen (Schallbandspieler). Musiktruhen integrierten alle Geräte und kosteten ein Vermögen.“
Anschlüsse
Eine Musiktruhe benötigt einen Anschluss für Strom. Ein Batteriebetrieb ist wegen des relativ großen Verbrauchs nicht vorgesehen. Für einen Radio- bzw. Fernsehempfang benötigt sie eine entsprechende Antenne.
Galerie (Auswahl)
- Musiktruhe Luxor-empire (1948)
- Zenegép VMG5516-02 (1955) im Radio und Fernsehmuseeum Budapest
- SABA-Konzertschrank
- DR-Rundfunkempfänger (1924)
- Philco Highboy Console, Model 86 (1929)
- Braun-Musikschrank Typ HM 6-81
- Radio und Plattenspieler, Toploader (ca. 1961)
- Radiogrammofon Granada III
- Kuba-Musiktruhe Dominante
Literatur
- Christopher Cook: Entertainment in a Box. Domestic Design and the Radiogram and Television. In: Music in Art. Band 35, Nr. 1/2, 2010, S. 261–270, JSTOR:41818620 (englisch).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ radiogram. New Oxford American Dictionary. Stevenson, Angus, und Christine A. Lindberg. Oxford University Press, 2010.
- ↑ DWDS: Musiktruhe, die. Abgerufen am 23. Juni 2023.
- ↑ DWDS: Musiktruhe Verlaufskurve. Abgerufen am 23. Juni 2023.
- ↑ Retro Stereoanlage: Wusstest du, dass die Vorläufer von Stereoanlagen sogenannte Musiktruhen in den 1950ern waren? Artikel auf heimkinoheld.de. Abgerufen am 22. Juni 2023.
- ↑ Verwendungsbeispiele für ›Musiktruhe‹. In: DWDS (Hrsg.): Die Zeit. Nr. 47, 22. November 1956 (dwds.de [abgerufen am 23. Juni 2023]).
- ↑ Verwendungsbeispiele für ›Musiktruhe‹. In: DWDS (Hrsg.): Die Zeit. Nr. 31, 1. August 1957 (dwds.de [abgerufen am 23. Juni 2023]).
- ↑ Hans-Gerhard Maiwald: Vom Detektor bis zur Musiktruhe. Das Radiomuseum in Bad Laasphe. (PDF; 147 KB) In: radiomuseum.org. Abgerufen am 22. Juni 2023.