Robert Prosinečki

Robert Prosinečki
Prosinečki im Jahr 2024
Personalia
Geburtstag 12. Januar 1969
Geburtsort SchwenningenDeutschland
Größe 182 cm
Position Mittelfeld
Junioren
Jahre Station
1974–1980 Stuttgarter Kickers
1980–1986 Dinamo Zagreb
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1986–1987 Dinamo Zagreb 2 0(1)
1987–1991 FK Roter Stern Belgrad 117 (24)
1991–1994 Real Madrid 55 (10)
1994–1995 Real Oviedo 30 0(5)
1995–1996 FC Barcelona 19 0(2)
1996–1997 FC Sevilla 20 0(4)
1997–2000 Croatia Zagreb 50 (14)
2000 NK Hrvatski dragovoljac 4 0(1)
2000–2001 Standard Lüttich 20 0(4)
2001–2002 FC Portsmouth 33 0(9)
2002–2003 NK Olimpija Ljubljana 23 0(3)
2003–2004 NK Zagreb 26 0(5)
2006 NK Savski Marof
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
Jugoslawien U-20
Jugoslawien U-21
1989–1991 Jugoslawien 15 0(5)
1994–2002 Kroatien 49 (10)
Stationen als Trainer
Jahre Station
2006–2010 Kroatien (Co-Trainer)
2010–2012 FK Roter Stern Belgrad
2012–2014 Kayserispor
2014–2017 Aserbaidschan
2018–2019 Bosnien-Herzegowina
2019 Kayserispor
2020 Denizlispor
2022 NK Olimpija Ljubljana
2023 NK Rudeš
2024– Montenegro
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Robert Prosinečki [ˈrɔbɛrt ˈprɔsinɛtʃki] (* 12. Januar 1969 in Schwenningen, West-Deutschland) ist ein ehemaliger jugoslawischer und kroatischer Fußballspieler, Europapokalsieger und jetziger Trainer.

Jugend

Robert Prosinečki wurde am 12. Januar 1969 in Schwenningen (Baden-Württemberg) geboren. Sein Vater Đuro war Kroate, Mutter Emilija Đoković stammte aus dem serbischen Dorf Ježevica in der Nähe von Čačak. Die Eltern lebten mit ihren beiden Söhnen als Gastarbeiter in Deutschland. Prosinečkis Vater war Mitbegründer des Fußballvereins NK Marsonia aus Frickenhausen, bei dem fast ausschließlich Immigranten aus dem damaligen Jugoslawien aktiv waren und es auch heute noch sind (überwiegend Kroaten).[1] Als Kind spielte Prosinečki von 1974 bis 1980 in der Jugendabteilung der Stuttgarter Kickers.[2] Nach der Rückkehr der Familie in ihre Heimat, ließ sie sich in der Teilrepublik Kroatien nieder und Prosinečki setzte seine fußballerische Ausbildung ab 1980 bei Dinamo Zagreb fort.

Vereinskarriere

Jugoslawien

Prosinečki gab am 2. November 1986 als 17-jähriger Jugendspieler sein Debüt in Jugoslawiens erster Liga. Beim 2:1-Sieg über FK Željezničar Sarajevo erzielte er ein Tor, wurde jedoch von Trainer Miroslav Blažević im Verlauf der Saison 1986/87 lediglich ein weiteres Mal eingesetzt.

Prosinečkis Vater versuchte die Profikarriere seines Sohnes voranzutreiben, weshalb er wegen des fehlenden Vertrauens bei Dinamo Zagreb im Sommer 1987 einen Wechsel zu FK Roter Stern Belgrad forcierte. Unter der Präsidentschaft von Dragan Džajić hatte der Klub das ehrgeizige Ziel ausgerufen, eine der besten Vereinsmannschaften Europas zusammenzustellen und die hoffnungsvollsten Spieler des Landes zu verpflichten. Trainer Velibor Vasović bevorzugte einen schnellen, direkten Spielstil und setzte auf schnelle Angreifer sowie kreative Mittelfeldspieler. Nach seinem herausragenden Auftritt bei der U-20 WM, avancierte Žuti (Gelber), wie er aufgrund seiner blonden Haare genannt wurde, auch im Verein zum Leistungsträger und bildete mit Dragan Stojković ein spielstarkes Mittelfeld. Roter Stern dominierte den nationalen Fußball und Prosinečki gewann mit dem Klub drei Meisterschaften (1987/88, 1989/90, 1990/91), sowie einmal den Pokal (1990). Den Höhepunkt der sportlichen Entwicklung markierte der Gewinn des Europapokals der Landesmeister am 29. Mai 1991 in Bari - der größte Erfolg der jugoslawischen Fußballgeschichte.[3] Nachdem das Finale gegen Olympique Marseille torlos geendet hatte, siegte Belgrad mit 5:3 im Elfmeterschießen, wobei Prosinečki den ersten Strafstoß verwandeln konnte. Auf dem Weg zum Endspiel hatten sie namhafte Gegner wie die Glasgow Rangers und Bayern München ausgeschaltet.[4][5] Obwohl erst 22 Jahre alt, zählte Prosinečki zu den hoffnungsvollsten Mittelfeldregisseuren Europas und war in die Riege der internationalen Spitzenspieler aufgestiegen. 1990 erhielt er die Auszeichnung als Jugoslawiens Fußballer des Jahres und belegte bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres 1991 den fünften Platz.[6][7]

„Ich habe mich schon als Freigeist und Künstler gesehen. Für mich war das nächste Dribbling, die nächste Eins-gegen-eins-Situation am wichtigsten. Ich wollte den Leuten draußen etwas Spektakuläres bieten. Natürlich habe ich auch die Kritiken mitbekommen, die meinten, der Prosinečki spielt nur für sich, nicht für die Mannschaft. Tatsächlich habe ich mich aber immer als Teamplayer gesehen, dem es wichtig war, für das Team zu gewinnen.“[8]

Zum Symbol des schwelenden Nationalitäten-Konflikts in Jugoslawien wurde das Fußballspiel zwischen Dinamo Zagreb und Roter Stern Belgrad am 13. Mai 1990, bei dem es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Hooligan-Gruppen, Spielern und der Polizei gekommen war. Nur Prosinečki, der sich als Serbokroate stets mit politischen Äußerungen zurückhielt, hatte auf dem Rasen des Maksimir Stadions dafür geworben, Fußball zu spielen und die Prügeleien zu beenden. Tage später schickten ihm Hooligans seines eigenen Vereins einen Briefumschlag mit einer Patronenhülse und der Warnung: „Die nächste Kugel ist für dich.“[9] 1991 setzte der endgültige politische Zerfall Jugoslawiens ein, der schließlich in einen Bürgerkrieg mündete. Fast gleichzeitig zerfiel auch die Erfolgsmannschaft von Roter Stern Belgrad, denn nach dem Triumph im Europapokal wechselten zahlreiche Akteure ins Ausland.

Spanien

Im Sommer 1991 zählte Prosinečki zu den begehrtesten Spielern auf dem Transfermarkt und wechselte für 450 Millionen Peseten (umgerechnet 16 Millionen D-Mark) zum spanischen Rekordmeister Real Madrid. Die Erwartungen an den Neuzugang waren hoch, doch aufgrund einer Reihe von Muskelverletzungen verpasste er nahezu seine gesamte Premierensaison (1991/92) und wurde nur fünfmal eingesetzt. Einziger Höhepunkt für Prosinečki war ein direkt verwandelter Freistoß im El Clásico gegen den FC Barcelona (2:1). In den beiden folgenden Jahren kam der kroatische Edeltechniker regelmäßiger zum Einsatz und konnte seine individuellen Fähigkeiten nachweisen, hatte jedoch immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Mit den Könniglichen verpasste er am letzten Spieltag der Saison 1992/93 die Meisterschaft durch eine unerwartete Niederlage denkbar knapp, konnte aber die Copa del Rey gewinnen (2:0 gegen Real Saragossa.

Es folgte Real Oviedo. Nachdem das legendäre „Dream Team“ des FC Barcelona seinen sportlichen Zenit überschritten hatte, versuchte Trainer Johan Cruyff die Mannschaft durch einige Transfers zur Saison 1995/96 wieder in die Erfolgsspur zurückzuführen. Prosinečki unterzeichnete am 20. Juli 1995 einen Dreijahresvertrag, der ihn zum bestbezahlten Fußballer der Welt machte (sechs Millionen D-Mark pro Jahr). Doch die Leistungen des Kroaten waren inkonstant, er kämpfte mit Verletzungsproblemen und passte nicht in das taktische Konzept.[10] Barça wurde Dritter und verlor das Finale der Copa del Rey (0:1 gegen Atlético Madrid). In seiner zweiten Saison kam Prosinečki, unter Cruyffs Nachfolger Bobby Robson, zu keinem weiteren Einsatz mehr und wurde am 14. Dezember 1996 an den FC Sevilla verkauft. Mit dem Klub spielte er in der Rückrunde 1996/97 erfolglos gegen den Abstieg und Sevilla musste in die Segunda División absteigen.

Späte Jahre

1997 ging er zurück zu Croatia Zagreb, wie sich Dinamo Zagreb zu der Zeit nannte. Dort wurde er dreimal in Folge kroatischer Meister und einmal Pokalsieger. Danach ging es über Dragovoljac und Lüttich zum englischen Zweitligisten FC Portsmouth, wo er 2001 einen 2-Jahres-Vertrag unterschrieb.

Nationalmannschaft

1987 spielte er bei der Junioren-Fußballweltmeisterschaft in Chile für die jugoslawische Auswahl, in der noch andere spätere Weltstars standen, so zum Beispiel Robert Jarni, Davor Šuker, Predrag Mijatović und Zvonimir Boban. Sie schöpften ihr Potenzial aus, besiegten im Finale die DFB-Auswahl im Elfmeterschießen und wurden Junioren-Weltmeister. Prosinečki wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt. „Die tödlichen Pässe des Kroaten machten seine Mannschaft zur bei weitem gefährlichsten des gesamten Turniers“, wird er auf der FIFA-Webseite gelobt.

Bei der WM 1990 in Italien spielte er erstmals bei einem großen Turnier. Doch der Zerfall Jugoslawiens nahm ihm seine Chance, an der EM 1992 in Schweden und an der WM 1994 in den USA teilzunehmen. International spielte er bei der EM 1996 und der WM 1998 mit dem kroatischen Team.

Trainerkarriere

Nach seiner Karriere wurde Prosinečki Assistenztrainer von Slaven Bilić bei der kroatischen Nationalmannschaft.

Im Dezember 2010 wurde Prosinečki neuer Trainer von FK Roter Stern Belgrad. Diesen Verein betreute er etwa zwei Spielzeiten lang, ehe er am 20. August 2012 vom Amt als Trainer zurücktrat.[11]

Im Oktober 2012 übernahm Prosinečki den türkischen Erstligisten Kayserispor[12] auf dem letzten Nichtabstiegsplatz und beendete die Saison auf dem fünften Tabellenplatz. Damit wiederholte er die beste Platzierung der Vereinsgeschichte. Durch diesen erfolgreichen Einstand im türkischen Fußball etablierte er sich zu einem der auffälligsten Trainer der vergangenen Süper-Lig-Saison.[13] So bemühte sich der sich auf Trainersuche befindliche Istanbuler Verein Beşiktaş um Prosinečki.[14] Da er bei Kayserispor noch einen ein Jahr laufenden Vertrag hatte, kam dieser Wechsel nicht zustande. Daraufhin verlängerte Prosinečki seinen Vertrag mit Kayserispor vorzeitig um ein weiters Jahr.[15]

Mit Kayserispor erwischte Prosinečki einen schlechten Start in die Spielzeit 2013/14 und belegte mit seiner Mannschaft nach elf Spieltagen den letzten Tabellenplatz. Als Folge trat er nach dem Spiel gegen Beşiktaş Istanbul zurück.[16] Nach Zureden der Vereinsführung ließ er sich Umstimmen und setzte seine Tätigkeit fort.[17] Am 31. Dezember 2013 trat Prosinečki als Trainer von Kayserispor endgültig zurück.[18]

Sein drittes Engagement als hauptverantwortlicher Trainer trat Prosinečki am 3. Dezember 2014 an. In Baku wurde er als Nationalcoach Aserbaidschans vorgestellt und unterzeichnete einen Dreijahresvertrag.[19] Er betreute die aserbaidschanische Nationalelf bei der Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 in Frankreich und in der Vorausscheidung zur Weltmeisterschaft 2018 in Russland.

Am 4. Januar 2018 wurde Prosinečki als neuer Trainer der bosnisch-herzegowinischen Nationalelf vorgestellt.[20] Nach einer 2:4-Niederlage gegen Armenien in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2021 am 8. September 2019 legte er vorerst sein Amt als Teamchef nieder. Bosnien-Herzegowina lag zu diesem Zeitpunkt, noch hinter Armenien, nur auf dem vierten Platz in seiner Qualifikationsgruppe.[21] Wenige Tage später revidierte er allerdings nach einem Gespräch mit der Verbandsspitze seine Entscheidung.[22] Am 27. November 2019 war sein Engagement als hauptverantwortlicher Trainer der bosnisch-herzegowinischen Fußballnationalmannschaft endgültig beendet.[23]

Trivia

  • Legendär war seine Antwort auf die Frage eines Journalisten im Jahre 2000, wie viel er denn bei Dragovoljac verdient. Prosinečki: „Ich spiele hier für einen Teller Bohnen.“
  • Robert Prosinečki ist der einzige Spieler in der Geschichte der Weltmeisterschaften, der Tore für zwei Mannschaften erzielte: 1990 für Jugoslawien und 1998 für Kroatien.
  • Prosinečki ist zudem ein sehr guter Futsalspieler. Da er technisch sehr beschlagen ist, gilt er auch noch im Alter als ernstzunehmender, extrem fintenreicher Spieler. Er war einer der Initiatoren des Futsalturniers Kutija Šibica (Streichholzschachtel), das jährlich in Zagreb ausgetragen wird. Dieses Turnier erfreut sich immer größer werdender Beliebtheit, was auch die kroatischen Medien für sich entdeckt haben und regelmäßig Matches live übertragen.

Erfolge

Vereine

Nationalmannschaft

  • Junioren-Weltmeister 1987, mit Jugoslawien
Commons: Robert Prosinečki – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. NK Marsonia. In: Homepage. Abgerufen am 9. Juli 2024.
  2. https://www.sueddeutsche.de/sport/stuttgarter-kickers-der-niedergang-des-blauen-adels-1.3983341
  3. Roter Stern Belgrad - Vom Triumph zur Tragödie. In: MDR.de. Abgerufen am 16. Juli 2024.
  4. Als Roter Stern Belgrad das tragischste Eigentor der Bayern-Geschichte nutzte und Europapokalsieger wurde. In: SPOX.com. Abgerufen am 16. Juli 2024.
  5. Roter Sterns Europacuptriumph - Erst Sieg, dann Krieg. In: spiegel.de. Abgerufen am 16. Juli 2024.
  6. Auflistung auf Weltfußball.de. In: weltfussball.de. Abgerufen am 16. Juli 2024.
  7. Ballon d'Or 1991. In: topendsports.com. Abgerufen am 16. Juli 2024 (englisch).
  8. Henrik Stadnischenko: Prosinecki: Kroatiens erster Real-Madrid-Star – „Wollte den Leuten etwas Spektakuläres bieten“. In: transfermarkt.de. 30. April 2023, abgerufen am 16. Juli 2024.
  9. Roter Stern Belgrad - Vom Triumph zur Tragödie. In: MDR.de. Abgerufen am 16. Juli 2024.
  10. Traineranalyse Johan Cruyff. In: spielverlagerung.de. Abgerufen am 17. Juli 2024.
  11. sid: Fußball-Serbien: Roter-Stern-Trainer Prosinecki zurückgetreten. In: welt.de. 20. August 2012, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  12. ntvspor.net: Kayserispor'da Prosinecki dönemi
  13. milliyet.com.tr: Prosinecki, İstanbul’a gitmemeli (abgerufen am 20. Juni 2013)
  14. hurriyet.com.tr: Prosinecki, Beşiktaş yolunda! (abgerufen am 19. Juni 2013)
  15. hurriyet.com.tr: Sarı kırmızılılar Prosineckiyle sözleşme yeniledi (abgerufen am 19. Juni 2013)
  16. trtspor.com.tr: “Prosinecki istifa etti” (abgerufen am 19. November 2013)
  17. trtspor.com.tr: “Prosinecki kararından vazgeçti” (abgerufen am 19. November 2013)
  18. ntvspor.net: Prosinecki dönemi sona erdi (abgerufen am 15. Januar 2014)
  19. Prosinečki beerbt Vogts. In: fussball-em-total.de. FUSSBALL-EM-total, 3. Dezember 2014, abgerufen am 3. Dezember 2014.
  20. Robert Prosinečki novi selektor reprezentacije BiH. In: Bosnisch-Herzegowinischer Fußballverband. Nogometni/Fudbalski savez BiH., 4. Januar 2018, abgerufen am 4. Januar 2018.
  21. Nach Mkhitaryan-Doppelpack: Prosinecki tritt zurück. In: Kicker-Sportmagazin. 8. September 2019, abgerufen am 9. September 2019.
  22. Prosinecki bleibt doch bosnischer Teamchef. In: sport.ORF.at. 11. September 2019, abgerufen am 11. September 2019.
  23. Robert Prosinečki više nije selektor BiH. 27. November 2019, abgerufen am 19. März 2020 (bosnisch).
VorgängerAmtNachfolger
Enzo ScifoBester Junger Spieler der WM
1990
(nachträgliche Internetwahl)
Marc Overmars