Liebfrauenkirche (Bocholt)

Pfarrkirche Liebfrauen

Die römisch-katholische Pfarrkirche Liebfrauen ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude in Bocholt im Kreis Borken (Nordrhein-Westfalen).

Geschichte von Kirche und Kloster

Die ehemalige Minoritenkirche wurde 1786–1792 errichtet. Die Minoriten der Kölner Minoritenprovinz erhielten 1785 die Erlaubnis zum Kirchbau unter der Voraussetzung, dass sie vorher ein Gymnasium eröffneten.[1] Das Kirchengebäude brannte 1945 vollkommen aus und wurde bis 1955 wiederhergestellt.

Die Minoriten hatten sich 1625 in Bocholt niedergelassen; es war die erste Klostergründung der Ordensprovinz seit der Reformation.1628–1630 wurden die Konventsgebäude errichtet und mit der Renovierung der übernommenen Klosterkirche begonnen. Von Bocholt aus gründeten die Minoriten Missionsstationen in der Diaspora, so 1651 in Zwillbrock, 1672 in Aalten, Dinxperlo und für kurze Zeit in Achterhoek,[2] außerdem in Suderwick, Hemden und Oldenkott.[3] Im Zuge der Säkularisation wurde das Gymnasium 1809 wegen Mangels an Schülern und Lehrern geschlossen, am 11. Dezember 1810 wurde das Kloster aufgehoben.[4]

Architektur und Ausstattung

Die schlichte Saalkirche aus Backstein hat einen eingezogenen Chor mit 3/8-Schluss. 1912/1913 wurde das Gebäude durch Wilhelm Sunder-Plassmann um einen großen Wandpfeilersaal mit Turm nach Norden erweitert.

  • Der Hochaltar mit Weinrankenreben entstand am Ende des 17. Jahrhunderts.
  • Das Altargemälde mit der Darstellung der Immaculata wurde wohl in der Mitte des 18. Jahrhunderts von dem Münsteraner Maler Johann Anton Kappers (1707–1762) nach einer Stichvorlage von Sebastiano Conca gemalt.
  • Die Kanzel wurde aus der Warendorfer Marienkirche übernommen.
  • Die Fenster wurden von 1969 bis 1976 von Joachim Klos angefertigt.

Orgel

Die Orgel wurde 1979 von der Orgelbauwerkstatt Johannes Klais in Bonn nach einer Disposition von Hans Gerd Klais und Heinrich Stockhorst (Domorganist in Münster) erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 38 Register (2.536 Pfeifen) auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen und die 6-fache Setzeranlage sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.[5]

I Schwell-Oberwerk C–g3
1.Holzgedackt8′
2.Gamba8′
3.Unda maris8′
4.Principal4′
5.Traversflöte4′
6.Waldflöte2′
7.Larigot113
8.Sesquialter II223
9.Scharff IV23
10.Basson Hautbois16′
11.Cromorne Trompette8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
12.Quintade16′
13.Principal8′
14.Holzflöte8′
15.Gemshorn8′
16.Octave4′
17.Koppelflöte4′
18.Quinte223
19.Superoctave2′
20.Cornet V8′
21.Mixtur IV113
22.Trompete8′
23.Trompete4′
III Schwell-Brustwerk C–g3
24.Rohrflöte8′
25.Blockflöte4′
26.Nasard223
27.Principal2′
28.Terz135
29.Sifflet1′
30.Vox humana8′
Tremulant
Pedalwerk C–f1
31.Principal16′
32.Subbaß16′
33.Oktave8′
34.Spielflöte8′
35.Tenoroctave4′
36.Rauschpfeife IV223
37.Posaune16′
38.Holztrompete8′
  • Koppeln: I/II, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P

Glocken

Im Turm befinden sich vier Bronze-Glocken.[6]

Nr.NameGussjahrGießer, GussortØ (cm)Gewicht (kg)Nominal
11964Petit und Edelbrock, Gescher149cis1
2Katharina1749Jean Petit127e1
3St. Georg1797Christian und Christian Diederich Voigt110fis1
41950Petit und Edelbrock, Gescher91a1

Literatur

Einzelnachweise

  1. Dieter Berg (Hrsg.): Spuren franziskanischer Geschichte. Chronologischer Abriß der Geschichte der Sächsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Werl 1999, S. 422.
  2. Dieter Berg (Hrsg.): Spuren franziskanischer Geschichte. Werl 1999, S. 341, 347, 367, 381, 383.
  3. Wilhelm Kohl: Die Missionierung niederländischer Grenzgebiete durch Minoriten aus Bocholt und Zwillbrock. In: Hubert Müller, Guido Leeck (Red.): Grenzenlos. Zwillbrock und die Missionsstationen an der Grenze. Freundeskreis Barockkirche Zwillbrock, Vreden-Zwillbrock 2008, S. 55–62.
  4. Dieter Berg (Hrsg.): Spuren franziskanischer Geschichte. Werl 1999, S. 451.
  5. Nähere Informationen zur Orgel
  6. Informationen zu den Glocken auf der Website der Gemeinde

Koordinaten: 51° 50′ 21″ N, 6° 37′ 3″ O