Massenhausen (Neufahrn)

Massenhausen
Koordinaten: 48° 21′ N, 11° 38′ OKoordinaten: 48° 20′ 52″ N, 11° 38′ 10″ O
Höhe: 474 m ü. NHN
Einwohner: 1161 (2. Jan. 2024)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 85376
Vorwahl: 08165
Luftaufnahme von Massenhausen

Massenhausen ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Neufahrn bei Freising im Landkreis Freising (Oberbayern).

Geographie

In unmittelbarer Umgebung im Osten und Süden des Ortes liegt das Freisinger Moos. In nordöstlicher Richtung beginnen die Erhebungen des tertiären Hügellandes, die bis zu 511 m hoch sind. Die Moosach fließt von Süden kommend am Dorfrand Richtung Nordosten weiter nach Freising.

Geschichte

Massenhausen 1699 auf einem Gemälde im Fürstengang Freising

Erste Siedlungsspuren stammen aus der La-Tène-Zeit (500 v. bis 100 n. Chr.; jüngere Eisenzeit) von den Kelten.[2] Spuren römischer Siedlungstätigkeit wurden bisher keine gefunden, aber man kann von einer langen Siedlungstradition ausgehen, da bereits 887 Massenhausen als Massinhuson in einer Schenkungsurkunde des Freisinger Bischofs Waldo erwähnt wurde.[3] Bedeutung erlangte der Ort im Mittelalter als Sitz des Adelsgeschlechts Massenhausen[4] (Burg Massenhausen). Dieses stieg im Laufe des 13. Jahrhunderts zum vornehmsten bairischen Turnieradel auf und hatte das Marschallamt des bairischen Herzogs in seinem Besitz.[5] Unter diesen bildete sich die Herrschaft Massenhausen heraus.

Wappen von Massenhausen nach Philipp Apian 1562

Nachdem die Massenhauser im Mannesstamm ausgestorben waren, erbte 1431 Hans von Fraunberg zu Haag die Herrschaft Massenhausen; die Fraunberger verkauften sie 1490 an die Grafen von Hardeck.[6]

Fürstbischof Philipp von der Pfalz erwarb für das Hochstift Freising 1499 die – nördlich der älteren freisingischen Hofmark Ottenburg angrenzende – Hofmark Massenhausen mit umfangreichem Besitz und zahlreichen Dörfern.[7] Es war eine geschlossene Hofmark; der Pfleger der freisingischen Hofmark Massenhausen hatte seinen Sitz im herrschaftlichen Schloss Massenhausen.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf 1632 von den Schweden unter Gustav II. Adolf und 1634 durch den Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar verwüstet. Auch unter dem Österreichischen Erbfolgekrieg 1740–1748 litt das Dorf; das Schloss wurde zerstört und der Pfleger zog nach Freising um.

Durch die Säkularisation 1803 kam Massenhausen an das Kurfürstentum Bayern. Im Rahmen des 2. Gemeindeedikts von 1818 wurde Massenhausen eine selbstständige Gemeinde. Am 1. Januar 1972 wurde die Nachbargemeinde Giggenhausen nach Massenhausen eingemeindet.[8] Durch die kommunale Gebietsreform wurde Massenhausen am 1. Mai 1978 in die Gemeinde Neufahrn zwangseingemeindet.[9]

Schloss Massenhausen nach einem Kupferstich von Michael Wening 1701–1726

1760 bestand Massenhausen aus 24 Anwesen[10], 1976 hatte die Gemeinde Massenhausen 1361 Einwohner auf einer Fläche von 23,41 km², das sind 58 Ew/km².[11]

2013 hatte der Ort 1011 Einwohner; 539 männlich und 472 weiblich.[12] Zwischen 1903 und 1958 gab es die Feldbahn Massenhausen zum Transport von Sand zum Bahnhof in Neufahrn. Seit der Eröffnung des Flughafen Münchens leidet der Ort stark unter dem Lärm der startenden und landenden Flugzeuge.

Grundherrschaft

Die Grundherrschaft Massenhausen entstand im 13. Jahrhundert. Man vermutet, dass die Grafen von Andechs die Vogtei über die Güter der Grundherrschaft hatten. 1248 starben die Gafen von Andechs in der männlichen Linie aus und das Gebiet erbten die Herzöge von Bayern, die es an die Massenhauser weitergaben.[13]

Die freisingische Hofmark Massenhausen umfasste neben dem herrschaftlichen Schloss und dem Ort selbst auch Schloss Dasing (Täsingen) und Liegenschaften in Ainhofen, Aiterbach, Allershausen, Appercha (heute Gemeinde Fahrenzhausen), Ast bei Kranzberg, Bergkirchen, Fürholzen (heute Gemeinde Neufahrn), Gertlshausen, Gesseltshausen (heute Gemeinde Fahrenzhausen), Greißbach, Gremertshausen, Hagenau bei Kranzberg, Haindlfing, Hetzenhausen, Hörenzhausen; Jarzt, Klein- und Großeisenbach, Klein- und Großnöbach, Leonhardsbuch (alle Gemeinde Fahrenzhausen), Neufahrn, Pippenried, Schlipps, Thurnsberg (Gemeinde Kranzberg), Tötenried, Unterbruck (Gemeinde Fahrenzhausen), Wenig, Wengenhausen, und Zell. Ferner gehörten Häuser in Freising und Landshut dazu.[14]

Religion

Kirche Mariä Heimsuchung in Massenhausen

Da der überwiegende Teil der Bevölkerung katholisch ist, gibt es nur eine katholische Kirche am Ort, die Kirche Mariä Heimsuchung. Es handelt sich um ein spätgotisches Bauwerk aus dem 14. Jahrhundert, das im 17. Jahrhundert im barocken Stil innen und außen (Fenster) umgebaut und vergrößert wurde. Daneben gibt es noch eine kleine Kapelle beim Petrihof aus dem Jahre 1936.

Die Schlosskapelle Heilig Kreuz im ehemaligen Schloss wurde im 18. Jahrhundert durch Kriegseinwirkung zerstört und nicht mehr aufgebaut.

Massenhausen gehört zum gleichnamigen Pfarrverband, zu dem auch St. Georg in Sünzhausen (Stadt Freising), St. Nikolaus in Gremertshausen (Gemeinde Kranzberg) und St. Stephanus in Fürholzen (Gemeinde Neufahrn) gehören.[15]

Kultur

Die Grundschule Massenhausen wurde nach der Eingemeindung geschlossen, es gibt keine Schulen mehr im Ort, aber einen Kindergarten („St. Elisabeth“). Folgende Vereine sind in Massenhausen ansässig:

  • Bienenzuchtverein Massenhausen, gegründet 1905
  • Burschenverein Massenhausen, gegründet 1921
  • Freiwillige Feuerwehr Massenhausen
  • Krieger- und Soldatenverein Massenhausen, gegründet 1875
  • Ländlicher Reit- und Fahrverein Massenhausen e. V.
  • Obstbauverein Massenhausen
  • Sportclub Massenhausen, gegründet 1961, mit den Abteilungen Fußball, Skisport und Tennis
  • Schützengesellschaft Massenhausen, gegründet 1866

Politik

Massenhausen ist mit vier Vertreter im Neufahrner Gemeinderat vertreten: Silke Rößler (CSU), Frank Langwieser (CSU), Frank Bandle (Bündnis 90/Die Grünen) und Felix Bergauer (ÖDP).

Bei den letzten Kommunalwahlen in 2020 wurden in der Gemeinde Neufahrn (Gesamt) folgende Ergebnisse erzielt:

CSU (23,16 %), GRÜNE (27,64 %), Freie Wähler (18,23 %), AfD (4,64 %), SPD (9,75 %), FDP (2,86 %), BfN (6,68 %), ÖDP (6,06 %), Die Linke (0,97 %)

Die Wahlbeteiligung lag bei 51,45 %.

Literatur

  • Helmut Modlmayr: Chronik von Massenhausen. 1970.
  • Helmuth Stahleder, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 33 Hochstift Freising, München 1956.
  • Pankraz Fried, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe I, Heft 11–12 Die Landgerichte Dachau und Kranzberg, München 1958.

Weblinks

Commons: Massenhausen (Neufahrn) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Zahlen und Fakten der Gemeinde Neufahrn bei Freising, abgerufen am 25. März 2024.
  2. August Alckens: Landkreis Freising, Freising 1962, S. 22.
  3. Historischer Atlas von Bayern, Altbayern, Reihe I, Heft 33.
  4. Ludwig Albert von Gumppenberg: Das adeliche Geschlecht von Massenhausen. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte (Historischen Verein von Oberbayern, Hrsg.), Band 4, München 1843, S. 398–412 (online).
  5. Historischer Atlas von Bayern, Altbayern, Reihe I, Heft 11–12, S. 199.
  6. Eintrag zu Massenhausen in der privaten Datenbank Alle Burgen., Zugriff am 12. September 2015.
  7. Historischer Atlas von Bayern, Altbayern, Reihe I, Heft 11–12, S. 198.
  8. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 464.
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 575.
  10. Historischer Atlas von Bayern, Altbayern, Reihe I, Heft 11–12, S. 197.
  11. Der Landkreis Freising informiert, Freising, Ausgabe 1977.
  12. Zahlen, Daten, Fakten (Memento vom 23. Februar 2014 im Internet Archive)
  13. Historischer Atlas von Bayern, Altbayern, Reihe I, Heft 11–12, S. 199f.
  14. Historischer Atlas von Bayern, Altbayern, Reihe I, Heft 11–12, S. 200ff.
  15. Pfarrverband Massenhausen (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive)