Grunau (Bayreuth)

Grunau
Kreisfreie Stadt Bayreuth
Koordinaten: 49° 56′ N, 11° 37′ OKoordinaten: 49° 55′ 50″ N, 11° 36′ 52″ O
Höhe: 361 m ü. NHN
Einwohner: (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 95444
Vorwahl: 0921
Grunauer Allee

Grunau ist ein Stadtviertel von Bayreuth.[2]

Lage

Grunau liegt am Osthang des Eichelbergs im Tal des Bühlersbachs. Die Neubaugebiete im Norden und Westen des Stadtteils Aichig beiderseits des Bachs lassen sich nicht eindeutig von jenem trennen. Grob voneinander unterscheidbar sind die Bereiche durch die Straßennamen: Die bis 1976 selbstständige Gemeinde Aichig vergab Namen von Himmelskörpern, die Stadt Bayreuth für Grunau (mit Ausnahme des Magdalenenwegs) Namen von deutschen Mittelgebirgen.[3]

Geschichte und Beschreibung

Plan von Grunau und Aichig (19. Jahrhundert)

Grunau wurde als Wassermühle „Grunowa“ am 25. Mai 1137 erstmals urkundlich erwähnt.[4] Auf einer Karte aus dem 19. Jahrhundert sind dort eine Bühlersmühle und ein Gutshof eingezeichnet. Der Weiher südlich der Mühle existiert noch heute.

Schwarzwaldstraße
Odenwaldstraße im Bereich Grunau II, im Hintergrund die Kirche Sankt Benedikt
Blick vom Eichelberg auf Grunau III

Die Anfänge des Guts Grunau sind wenig erforscht. Seine Anlage in der heutigen Form geht vermutlich auf das Jahr 1820 zurück, die spätere Bewohnerin Lotte Warburg (1884–1948) bezeichnete es jedoch als ehemaligen Besitz der Markgräfin Wilhelmine (1709–1758) von Bayreuth.[5] Der Kartograph Johann Adam Riediger verzeichnete auf seinem Stadtplan „Carte spéciale de la résidence de Bareuth“ des Jahres 1745 an der Stelle allerdings noch Wiesen und Felder. Auch auf der Stierlein’schen Militärkarte von 1799 findet sich kein entsprechender Hinweis.[6]

Auf einem Stadtplan von Bayreuth nach Stand 1. Mai 1947 ist außer dem Gut, der Mühle und einigen Gebäuden an der heutigen Lettenstraße noch keine weitere Bebauung in diesem Bereich eingezeichnet. Das Gebiet gehörte überwiegend zu Oberkonnersreuth sowie – zu einem geringeren Teil – zur bis 1939 selbstständigen Gemeinde Sankt Johannis. Mit der Eingemeindung Oberkonnersreuths nach Bayreuth im Jahr 1972 wurde der Weg für die Nutzung durch Wohnbauten frei.

In den 1970er Jahren wurde mit dem Bau der Siedlung Grunau I begonnen. Der Bebauungsplan für dieses Neubaugebiet zwischen der Grunauer Allee und dem Bühlersbach wurde 1975 fertiggestellt, bereits im folgenden Jahr bezogen die ersten Eigentümer ihre Häuser. Die Bauparzellen wurden ausschließlich an Familien mit mindestens zwei Kindern vergeben. Da deren Vergabe in städtischer Hand lag, ließen sich zahlreiche städtische Beamte in Grunau nieder.[7] Nach Norden hin schließt das Viertel mit einer Reihenhauszeile in der Rhönstraße ab.[6]

Im Jahr 1975 wurde das Baugebiet Grunau II östlich des Bühlersbachs ausgewiesen, das teilweise auf ehemals Sankt Johanniser Gemarkung liegt. Es zieht sich vom Bereich um die Odenwaldstraße beiderseits der Frankenwaldstraße südwärts längs am Neubaugebiet Aichig entlang.[6] Im Norden von Grunau II wurden später Kirchen beider Konfessionen errichtet. Am 7. Oktober 1990 wurde die evangelische Magdalenenkirche,[8] am 11. Juli 1992 die katholische Kirche Sankt Benedikt geweiht.[9] Im Oktober 1993 wurde am Magdalenenweg der neue Kindergarten eröffnet, nachdem auf eine Elterninitiative hin bereits seit 1977 ein „Provisorium“ im ehemaligen Gemeindehaus Aichig und seit 1986 eine weitere Gruppe in einer Wohnung an der Frankenwaldstraße bestanden hatte.[10]

Im Südwesten von Aichig, auf ehemals Oberkonnersreuther Land, entstand in den 1990er Jahren ein als Grunau III bezeichnetes Wohngebiet. Es schließt südlich an Grunau II an und reicht bis zur Bayerwaldstraße. Komfortable Einfamilienhäuser auf großzügig bemessenen Grundstücken sind charakteristisch für diesen Bereich.[6]

Von 1981 bis 1993 feierten die Grunauer zehn selbst organisierte Bürgerfeste,[11] die von der Kirchweih der Gemeinde Sankt Benedikt abgelöst wurden.[7]

Verwaltungsgeschichte

Grunau gehörte zur Realgemeinde Oberkonnersreuth. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Grunau aus einem Anwesen. Die Hochgerichtsbarkeit stand dem bayreuthischen Stadtvogteiamt Bayreuth zu. Die Grundherrschaft über das Wohnhaus hatte das Hofkastenamt Bayreuth.[12]

Von 1797 bis 1810 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Bayreuth. Mit dem Gemeindeedikt wurde Grunau dem 1812 gebildeten Steuerdistrikt Oberkonnersreuth und der zugleich gebildeten Ruralgemeinde Oberkonnersreuth zugewiesen.[13] Am 1. Januar 1972 wurde Grunau im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Bayreuth eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Jahr 001822 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner * 20 20 22 24 25 54 38 15 6
Häuser[14] * 3 3 4 3 3 1
Quelle [13] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [1]
* 
Ort wird zu Oberkonnersreuth gerechnet.

Religion

Grunau ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Johannis (Bayreuth) gepfarrt.[12][21]

Verkehr

Zentrale Achse von Grunau I ist die Schwarzwaldstraße, die von ihr abgehenden Straßen sind durchwegs Stichstraßen. Sie beginnt an der Kemnather Straße nahe der Rollwenzelei und mündet etwa an der Grenze zu Aichig in die Frankenwaldstraße, der Hauptachse von Grunau II. Die am Westrand des Viertels verlaufende Grunauer Allee, die zum Gut Grunau führt, dient nicht zu dessen Erschließung.

Die Bayreuther Stadtbuslinie 307 erschließt Grunau im Rahmen des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN) im 30-Minuten-Takt.[23]

Vor dem Bau des Neubauviertels existierte an der nahe verlaufenden Bahnstrecke Weiden–Bayreuth der Eisenbahn-Haltepunkt Eremitage, der jedoch bereits 1973 aufgegeben wurde.

Literatur

Weblinks

Commons: Grunau (Bayreuth) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 287 (Digitalisat).
  2. Stadt Bayreuth, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 18. Oktober 2023.
  3. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 18. Oktober 2023 (Die gemessenen Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. Der Bayreuther Osten: Aichig, Grunau und Wunau bei bayreuther-tagblatt.de, abgerufen am 18. August 2022.
  5. Wulf Rüskamp (Hrsg.): Eine vollkommene Närrin durch meine ewigen Gefühle. Aus den Tagebüchern der Lotte Warburg 1925 bis 1947. Druckhaus Bayreuth, Bayreuth 1989, ISBN 3-922808-25-5, S. 11.
  6. a b c d Herbert Popp: Bayreuth – neu entdeckt. Ellwanger, Bayreuth 2007, ISBN 978-3-925361-60-9, S. 295 ff.
  7. a b Stadtnah und doch mitten im Grünen bei kurier.de vom 23. November 2008, abgerufen am 20. August 2022
  8. Magdalenenkirche bei stjohannis-bayreuth.de, abgerufen am 20. August 2022
  9. Die Geschichte von Sankt Benedikt bei st-benedikt-bayreuth.de, abgerufen am 20. August 2022
  10. Die Windrad-Chronik bei kinderhaus-windrad.de, abgerufen am 20. August 2022
  11. Es lebe der Zusammenhalt in: Nordbayerischer Kurier vom 17./18. Dezember 2022, S. 9.
  12. a b R. Winkler: Bayreuth, S. 363.
  13. a b R. Winkler: Bayreuth, S. 479f.
  14. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  15. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 846, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  16. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1017, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  17. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 964 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1009 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1031 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 893 (Digitalisat).
  21. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 657 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 145 (Digitalisat).
  23. Fahrplan bei stadtwerke-bayreuth.de, abgerufen am 20. August 2022