Ferdinand Röder

Ferdinand Röder (* 10. April 1809[1] in Köln; † 30. Juni 1880 in Honnef am Rhein, heute Bad Honnef) war ein deutscher Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter, Theater-Agent und Herausgeber der in Berlin erscheinenden Zeitschrift Theater-Moniteur.

Leben

Sein Geburtsname war Nicolas Joseph Roeder. Den Vornamen Ferdinand gab er sich in späteren Jahren selbst, nach seiner Rolle Ferdinand von Walter in Friedrich Schillers Drama Kabale und Liebe. Seine Eltern waren der Böttcher Jean Joseph Roeder und dessen Gattin Anna Gertrud, geb. Ophoven. In selbstverfassten Lebensläufen bezeichnete Röder seine Eltern oft als Kaufleute oder Patrizier. Diese Ungenauigkeit hielt später Einzug in einige seiner Nachrufe.[2] Bereits mit 17 Jahren heiratete Ferdinand Röder am 2. Mai 1826 im niederrheinischen Rees die um sechs Jahre ältere Elisabeth Wilhelmina Krüger, Tochter des Wundarztes und Medizinalassessors Guillaume André Krüger aus Kleve,[3] um Freiheit vom Elternhaus zu erlangen und zur Bühne gehen zu können. Diese Ehe wurde nie ordnungsgemäß geschieden.

Ferdinand Röder wirkte als Schauspieler im Liebhaber- und Charakterrollenfach kleinerer Bühnen. Er war Schauspieler am Königsstädter Theater und dann als Gastschauspieler am Theater an der Wien (1837).[4] In Regensburg unterzeichnete Röder 1838 einen Vertrag als Gastschauspieler über 7 Stücke gegen Honorar und eine Benefizvorstellung.[5] Allerdings war die Benefizvorstellung, deren Einnahmen Röder zugesprochen werden sollten, so schlecht besucht, dass Röder die Vorstellung absagte. Es gab Händel zwischen ihm und einem anderen Schauspieler hinter der Bühne, die eine anonyme Veröffentlichung des Vorfalls in verschiedenen Zeitungen nach sich zogen,[6] auf die wiederum Röder ausführlich antwortete.[7] Ab 1840 war er als Theaterdirektor tätig.

Ferdinand Röder heiratete am 29. Februar 1850 in Frankfurt am Main Bertha Richter von Ilsenau, die unter dem Künstlernamen Bertha von Romani als Opern-Primadonna auftrat.[8] Röder trat zusammen mit seiner zweiten Braut vom katholischen zum evangelischen Glauben über. Er vertuschte seine nie geschiedene erste Ehe vor der Öffentlichkeit, doch tauchte von Zeit zu Zeit in Zeitungen die Andeutung auf, er sei ein Bigamist.

Zur Herbstspielzeit des Jahres 1850 übersiedelte Ferdinand Röder mit seiner neuen Frau Bertha von Romani-Röder in das russische Riga. Er wurde Direktor des dortigen Stadttheaters, sie die erste Sängerin. In Riga begegnete Röder Anna-Elisabeth Dubenowsky, geb. Schilling, der Gattin des dortigen Huf- und Waffenschmieds, Gildemeister Christoph-Magnus Dubenowsky. Diese hatte mit ihrem Ehemann eine Tochter, damals drei Jahre alt.[9] Röder zog mit Anna-Elisabeth Dubenowsky und deren Tochter zusammen und ließ sich 1855 von seiner zweiten Frau scheiden.[10] 1856 gründete Röder eine Theaterzeitschrift und ein Theaterbüro und arbeitete fortan als Theater-Agent und Herausgeber der Zeitung Theater-Moniteur.

Am 23. Mai 1859 heirateten Ferdinand Röder und Anna-Elisabeth Schilling-Dubenowsky in der St. Brides Church in London per licence (= kostenpflichtige Eheschließung, auch ohne vollständige Papiere möglich). da aufgrund der nicht ordnungsgemäß gelösten vorangegangenen Ehen sowohl des Bräutigams als auch der Braut eine Heirat auf dem Kontinent ausgeschlossen war.[11] Seine neue Ehefrau nannte sich ab sofort „Annette“ Röder. Mit der Heirat adoptierte Ferdinand Röder automatisch deren Tochter. Das Mädchen bekam den vereinfachten Namen „Mila“ Röder. Der Skandal trug Ferdinand Röder mit seiner neu gegründeten Theater-Agentur in Berlin ein mehrjähriges Berufsverbot wegen „unsittlicher Umtriebe“ ein. Stieftochter Mila Röder wurde von Ferdinand Röder zum Operettenstar aufgebaut. Sie starb 1887 während einer Magenkrebs-Operation.[12]

Ferdinand Röder starb 1880 in Honnef am Rhein,[13] und wurde dort im heutigen „Alten Friedhof“ beigesetzt. Seine Witwe Annette Röder ließ dort nach dem Tod der Tochter Mila ein Mausoleum im neobyzantinischen Stil errichten, in dem die gesamte Familie ihre letzte Ruhe fand (Annette Röder starb 1893 ebenfalls in Honnef). Es existiert noch in der Gegenwart.[14][15]

Theaterdirektor

Röders Karriere ist in seiner Art typisch für Theaterleute im 19. Jahrhundert. Theaterdirektoren arbeiteten auf eigene Rechnung und mussten üblicherweise Fundus und Stücktexte selbst mitbringen, wenn sie einen Spielort übernahmen. Selten blieb Ferdinand Röder als Theater-Direktor nach 1840 mehr als eine Spielzeit an einem Ort. Er hatte durchgehend Probleme mit der Etatverwaltung, wie in mehreren Zeitungen über ihn berichtet wurde.[16][17][18]

Ferdinand Röder war an folgenden Theatern Direktor:

Literatur

Einzelnachweise

  1. Geburtsurkunde des Nicolas Joseph "Ferdinand" Roeder im Landesarchiv NRW Duisburg, Aktenzeichen: /Personenstandsarchiv_Bruehl/Zivilstandsregister/Landgerichtsbezirk_Koeln/Standesamt_Koeln/Geburten/1809/1809_Bd_01/480.jpg©Landesarchiv NRW 03/2007
  2. Nachruf auf Ferdinand Röder. In: A. Entsch (Hrsg.): Bühnen-Almanach. Fünfundvierzigster Jahrgang. 1. Januar 1881, S. 174ff.
  3. Im Stadtarchiv Rees: Trauregistereintrag Nicolas Joseph Roeder /Elisabeth Wilhelmina Krüger, 2. Mai 1826, St. Mariae Himmelfahrt, Rees.
  4. Der Telegraph, österreichisches Conversationsblatt. (books.google.de)
  5. Allgemeine Zeitung von und für Bayern. Tagblatt für Politik, Literatur und Unterhaltung. Nürnberg. Nr. 128, 8. Mai 1838.
  6. Süddeutsche Blätter für Leben, Wissenschaft und Kunst, redigiert von Dr. Georg Schlemmer. 2. Jahrgang, Nr. 56. Nürnberg. Dienstag, 15. Mai 1838. S. 224.
  7. Allgemeine Zeitung von und für Bayern. Tagblatt für Politik, Literatur und Unterhaltung. Nürnberg. Nr. 128, 8. Mai 1838.
  8. Heiratsregister (Trauungsbuch) der Freien Stadt Frankfurt. Mit Namensverzeichnissen und auswärtigen Trauungen 01.1849-04.1851. In: ISG Frankfurt am Main Best. STA 11 / 1. Hessisches Staatsarchiv Marburg, abgerufen am 2. November 2022.
  9. Ev. luth. Geburtseinträge der St. Petri Kirche, Riga, 1842-1849. In: Raduraksti (Digitales Archiv des Lettischen Staatsarchivs). Lettisches Staatsarchiv, abgerufen am 2. November 2022.
  10. Entsprechender Vermerk im Trauungseintrag der Bertha Richter von Ilsenau von Romani Röder mit ihrem zweiten Ehemann, Gustav Adolf Simon, vom 24. Februar 1856, Kirche St. Magni, Braunschweig. Dokument im Stadtarchiv Braunschweig
  11. Heiratsurkunde in den London Metropolitan Archives; als Bild reproduziert im Buch "MILA RÖDER - EIN BÜHNENREIFES LEBEN", S. 37.
  12. Sterbeurkunde der Mila Röder im Landesarchiv NRW Duisburg, Aktenzeichen: /Personenstandsarchiv_Rhld/Personenstandsregister/Standesamt_Koeln/Sterbefälle/1887/1887_Bd_04/0436.jpg - Landesarchiv NRW 07/2011
  13. Sterbeurkunde Ferdinand Röder im Landesarchiv NRW Duisburg, Aktenzeichen: /Abt_Rheinland/PA_3103_12667_0067.jp* - Landesarchiv NRW 07/2019
  14. Klaus Nerger: Weltweite online-Datenbank für Prominenten-Grabstätten. In: knerger. Abgerufen am 2. November 2022.
  15. Klaus Nerger: Weltweite online-Datenbank für Prominenten-Grabstätten. In: knerger. Abgerufen am 2. November 2022.
  16. "[Röder] ging die Tugend der Wirtschaftlichkeit ab, und so musste sein Institut allmählich zerfallen. 'Trotz drückender Verpflichtungen, trat er wie ein Pascha auf. Obgleich der nächste Nachbar des Theaters, fuhr er in eigener Equipage zu den Proben und Vorstellungen. Alle Offizianten mussten Uniform tragen.' Das Ende aber bestand darin, dass 1855 Dilettanten-Vorstellungen veranstaltet wurden, um die rückständigen Gage-Ansprüche der Orchester-Mitglieder zu befriedigen." In: J. J. Merlo: Zur Geschichte des Kölner Theaters im 18. und 19. Jahrhundert. S. 145–219; Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere die alte Erzdiözese Köln. Fünfzigstes Heft, Köln 1890, S. 213–214.
  17. "Pekuniärer Segen war allerdings nicht dabei, da Roeder in seinem Streben, Gutes zu liefern, nicht immer auch die Kosten berücksichtigte." In: A. Entsch (Hrsg.): Bühnen-Almanach. Fünundvierzigster Jahrgang. 1. Januar 1881, S. 174ff.
  18. "Die Differenzen, welche zwischen dem Orchester Bamberg's (sic) und mir stattfinden, werden sich in einigen Tagen zu meinen Gunsten gehoben haben, denn nicht ich, sondern das Orchester hat seine Verpflichtungen gegen mich durchaus nicht erfüllt, und hielt ich aus diesen Gründen demselben auf Anrathen meines Anwalts, des Königl. Assessors Herrn Prell, die letzte halbe Monats-Gage von 140 Gulden zurück." In: Bayreuther Zeitung. Nr. 110. Sonntag, 9. Mai 1841.
  19. "Vom 12. September 1844 bis 31. August 1848 Direktor Ferdinand Röder als Privilegiumskäufer. Der Käufer für denselben aber war Graf Piankowsky." Hysel, Franz Eduard. Ende des 35-jährigen Theater-Privilegiums der Stadt Nürnberg: Skizze. Nürnberg, Dr. Bieling Verlag, 1868, S. 12.
  20. "... überließ sie aber nach sehr bedeutenden finanziellen Verlusten für das Jahr 1846/47 wieder an Ferdinand Röder. Dieser hatte zu gleicher Zeit das Nürnberger Stadttheater, konnte aber, wie bei einem derartigen combinirten (sic) Unternehmen es nicht anders zu erwarten war, den gerechten Anforderungen der beiden Städte nicht zugleich genügen. Nach einer Reihe von Vernachlässigungen, die die hiesige Bühne als die weniger nutzbringende erfahren musste, ließ er dieselbe im Januar 1847 gänzlich fallen; mehrere der langen Wintermonate war das Theater geschlossen und erst gegen Ende der Saison erschien Direktor Seliger mit einem Schauspiele." In: Friedrich Leist: Ein Beitrag zur Geschichte des Theaters in Bamberg. Reindl Verlag, Bamberg 1862, S. 17.
  21. "Köln, 16. September 1853. Gestern wurde unser Stadt-Theater, dessen Direction Hr. Ferdinand Röder auf drei Jahre übernommen hat, mit einer recht gelungenen Aufführung der „Weissen Dame“ von Boieldieu eröffnet. Das Haus war gut besetzt, und das Publicum verliess befriedigt den Saal." In: Niederrheinische Musik-Zeitung. Volume 1, Nummer 12, 17. September 1853.
  22. Nach beendigter Saison trat Spielberger (oder Naso, wie ihn die Spötter nannten) 1853 wieder ab. Ihm folgte Ferdinand Röder, "der schöne Ferdinand" genannt, ein geborener Kölner. Er hielt zwei Saisons hier aus (1853–1854 und 1854–1855) und brachte die beiden Opern Richard Wagners „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ zuerst auf die Kölner Bühne, den Tannhäuser am 25. November 1853, den Lohengrin im Januar 1855." In: J. J. Merlo: Zur Geschichte des Kölner Theaters im 18. und 19. Jahrhundert. 1890, S. 145–219; Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere die alte Erzdiözese Köln. Fünfzigstes Heft. Köln 1890, S. 213–214.
  23. "Der tüchtige Schauspieler und ebenso tüchtige Lustspieldichter Herr Görner tritt von der Direction der Kroll'schen Bühne zurück und wird längere Zeit bloß auf Gastrollen reisen. – Sein Nachfolger ist der thätige Director und energische Theateragent Ferdinand Röder. Bei der außerordentlichen Sachkenntniß, bei seinem Eifer und seinen vielen Verbindungen mit den ersten Kunstnotabilitäten läßt sich der Kroll'schen Bühne eine schöne Zukunft vorhersagen. Am 1. Oktober d. J. beginnt Herr Röder seine Wirksamkeit als Director, sein Agentur-Geschäft wird hierdurch in Nichts verändert." In: Die Wiener Mode-Zeitung. mit industriellen und technischen Mustertafeln, Beilagen von Pariser und Wiener Originalmoden und Porträts hervorragender Persönlichkeiten der Gegenwart. 16. Jahrgang, 15. Juli 1857, S. 187.