Evangelisch-Lutherisches Dekanat Würzburg

Evangelisch-Lutherisches
Dekanat

St. Stephan, erste evangelische Pfarrkirche in Würzburg
Organisation
Dekanatsbezirk Würzburg
Kirchenkreis Ansbach Würzburg
Landeskirche Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
Statistik
Pfarreien 30
Kirchengemeinden 41
Gemeindeglieder 65000
Leitung
Dekan Wenrich Slenczka
Anschrift des Dekanatsamts Zwinger 3c
97070 Würzburg
Webpräsenz www.wuerzburg-evangelisch.de

Das Evangelisch-Lutherische Dekanat Würzburg ist eines der 19 Dekanate des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg.

Geschichte

Pfarreien und Gemeinden

Im heutigen Dekanatsbezirk war in der Reformationszeit der überwiegende Flächenanteil im Besitz des Hochstifts Würzburg. Die Reformation konnte nur in einzelnen Ortschaften, 21 im Dekanatsbezirk, Fuß fassen. Erst in bayerischer Zeit ab 1803 konnten durch ein Toleranzedikt neue evangelische Gemeinden gegründet werden.

Das Adelsgeschlecht derer von Wolffskeel

Das Adelsgeschlecht der Freiherrn und späteren Grafen Wolffskeel von Reichenberg wechselte Mitte des 16. Jh. zum Augsburger Bekenntnis. Die in ihrem Herrschaftsgebiet südlich von Würzburg liegenden Pfarreien wurden evangelisch. Das waren um 1550 Alberthausen und Lindflur, um 1555 Reichenberg und Üngershausen mit der Filiale Geroldshausen. In Rottenbauer traten zwischen 1570 und 1581 Jakob und Hans von Wolffskeel zum evangelischen Glauben über. Fuchsstadt gehörte als Filiale zu Rottenbauer. Uettingen ist seit etwa 1528 evangelisch, kam aber erst 1625 in Wolffskeelschen Besitz.

Die Grafschaft Castell

Zur Grafschaft Castell kamen durch Erbschaft nach dem Aussterben der Grafen von Wertheim durch Vergleiche am 8. November 1558 zum halben Dorf Remlingen und am 28. und 30. September 1559 zu Billingshausen und Oberaltertheim und Unteraltertheim. Graf Georg II. von Wertheim war bereits 1522 zum neuen Glauben übergetreten. Die Reformation hielt Einzug 1525 in Remlingen, um 1526 in Billingshausen, um 1530 in Oberaltertheim und vor 1548 in Unteraltertheim.

Die Grafschaft Limpurg-Speckfeld

In der Grafschaft Limpurg-Speckfeld wurde zwischen 1540 und 1555 die evangelische Lehre eingeführt. Zum Herrschaftsgebiet gehörten in der Reformationszeit Lindelbach, Sommerhausen, Westheim und Winterhausen.[1]

Die Zobel zu Giebelstadt

In der Pfarrei Herchsheim und der Filiale Giebelstadt wurde 1601 die Reformation durch die von Zobel zu Giebelstadt eingeführt.

St. Stephan in Würzburg

Das Würzburger Benediktinerkloster St. Stephan wurde 1802 säkularisiert. Nach Erlassung des Bayerischen Toleranzedikts[2] am 10. Januar 1803 konnte sich eine evangelische Gemeinde bilden. Der neu gegründeten Pfarrei wurde St. Stephan als Kirche zugewiesen.[3]

Dekanat

Das bayerische Dekanat wurde nach einer Neueinteilung der bayerischen evangelischen Dekanate[4] am 19. April 1827 mit der dekanatsfreien Pfarrei Würzburg St. Stephan errichtet. Zudem übernahm es die Pfarreien des aufgelösten Dekanats Albertshausen: Albertshausen, Fuchsstadt, Herchsheim, Lindelbach, Rottenbauer, Sommerhausen, Uengershausen, Westheim und Winterhausen. Vom Dekanat Thüngen wurde die Pfarrei Thüngen übernommen. Ab 1. April 1836 kamen aus dem Dekanat Remlingen hinzu: Billingshausen, Oberaltertheim, Remlingen, Üttingen und Unteraltertheim, sowie Eschau, das aber später nach Wertheim abgegeben wurde.

Dekane des Evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirks Würzburg

  • Ernst August Ackermann
  • Johann Lorenz Heinrich Burkhardt
  • Ernst Friedrich Wilhelm Fabri († 1866), Vater von Friedrich Fabri
  • Georg Friedrich Wilhelm Funk
  • Christoph Karl Andreas Neubig
  • Johannes Wiesinger
  • Gustav Ferdinand Leopold Remshard
  • Hermann Julius Georg Beck
  • Johann Fr. Pachelbel
  • Wilhelm Rüdel
  • Friedrich Lindner
  • 1942–1945: Georg Merz
  • 1946–1949: Gustav Kurt Schadewitz[5]
  • Paul Schattenmann (kommissarisch)
  • 1948–1962: Wilhelm Schwinn
  • Dieter Bezzel
  • 1972–1980: Paul F. Rieger
  • 1980–1992: Martin Elze (1927–2023)
  • 1992–1999: Joachim Beer
  • 1999–2011: Günter Breitenbach[6][7]
  • 2011–2019: Edda Weise
  • 2020–0000: Wenrich Slenczka

Kirchengemeinden

Zum Dekanatsbezirk Würzburg gehören 30 Pfarreien (Pfarrämter), die teilweise aus mehreren Kirchengemeinden, insgesamt 41, bestehen. In den Gemeinden leben ca. 65000 Gemeindeglieder. Im Folgenden sind die Pfarreien und Kirchengemeinden sowie deren Kirchengebäude aufgeführt.

Literatur

  • Matthias Simon: Historischer Atlas von Bayern. Kirchliche Organisation, die evangelische Kirche. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1960.
  • Prosper Graf zu Castell-Castell, Hanns Hubert Hofmann: Historischer Atlas von Bayern. Franken, Reihe II, Heft 3, Die Grafschaft Castell am Ende des alten Reiches. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1955.
  • Wilhelm Strömer: Historischer Atlas von Bayern. Franken Reihe I Heft 10: Marktheidenfeld. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1962.
  • Wolfgang Osiander: Die Reformation in Franken. Andreas Osiander und die fränkischen Reformatoren. Schrenk-Verlag, Gunzenhausen 2008, ISBN 978-3-924270-55-1.

Weblinks

Commons: Evangelisch-Lutherisches Dekanat Würzburg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rückerwerb von Sommerhausen (wuerzburgwiki.de)
  2. Edikt die Religionsfreiheit in den kurfürstlichen Herzogtümern Franken und Schwaben betreffend. Vgl. Regierungsblatt für die churpfalz-baierischen Fürstentümer in Franken. 1803, Bl. 25 ff.
  3. Martin Elze: Die Evangelisch-Lutherische Kirche. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 482–494 und 1305 f., hier: S. 482–486.
  4. Martin Elze: Die Evangelisch-Lutherische Kirche. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 482–494 und 1305 f., hier: S. 487.
  5. Clemens Vollnhals: Die evangelische Kirche nach dem Zusammenbruch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1988, S. 370.
  6. Dr. Günter Breitenbach mit Verfassungsmedaille ausgezeichnet, Pressemeldung der Rummelsberger Diakonie vom 4. Dezember 2017.
  7. Liste bis 2007 nach Martin Elze (2007), S. 494.