Bahnstrecke Langenbach–Enzelhausen

Langenbach (Oberbay)–Enzelhausen
Strecke der Bahnstrecke Langenbach–Enzelhausen
Streckennummer (DB):5633
Kursbuchstrecke (DB):424b (1968)
Streckenlänge:28,76 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:CE
Maximale Neigung: 25 
Minimaler Radius:200 m
Höchstgeschwindigkeit:40 km/h
von München Hbf
0,000 Langenbach (Oberbay) 428 m
nach Regensburg Hbf
2,121 Amper (95 m)
2,485 Amperkanal (24 m)
2,910 Haag (Amper)
5,542 Anglberg
Anschluss Kraftwerk Zolling
6,120 Anglberg
6,438 (Streckenende seit 1998)
7,210 Unterzolling
8,500 Flitzing
10,650 Thonhausen (Hst)
13,650 Attenkirchen
16,870 Figlsdorf (Hst)
18,120 Gründl
20,170 Nandlstadt
23,020 Reichertshausen (Hallertau)
24,850 Au (Hallertau)
von Mainburg
28,760 Enzelhausen (bis 1909: Au) 446 m
nach Wolnzach Bahnhof

Quellen: [1][2][3][4][5][6]

Die Bahnstrecke Langenbach–Enzelhausen ist eine Nebenbahn in Bayern. Sie verlief größtenteils durch die Hopfenregion Hallertau in Oberbayern und verband die Bahnstrecke München–Regensburg mit der Bahnstrecke Wolnzach Bahnhof–Mainburg. Zusammen mit letztgenannter war sie im Volksmund als Hallertauer Lokalbahn bzw. Holledauer Bockerl bekannt.

Geschichte

Anschlussbahn Kraftwerk Zolling an heutigen Streckenende (2017)
Brücke über die Amper bei Haag an der Amper

Beim 1895 realisierten Anschluss Mainburgs an das Eisenbahnnetz hatte zunächst die kürzere Trasse nach Wolnzach Bahnhof den Vorzug erhalten – zum Missfallen der Städte Freising und Moosburg. Zwischen 1897 und 1903 liefen daher Untersuchungen mit dem Ziel eine weitere Lokalbahn durch die Hallertau in eine der beiden Städte an der Isar zu realisieren. Das Lokalbahngesetz vom 10. August 1904 sah schließlich eine Strecke vor, die im Bahnhof Langenbach aus der Bahnstrecke München–Regensburg abzweigt, dem Ampertal westwärts folgt und ab Zolling unter Berücksichtigung zahlreicher Ortschaften den Bahnhof Enzelhausen in Fahrtrichtung Wolnzach erreicht. Mit dem Bau wurde am 12. August 1907 begonnen, die Eröffnung fand am 1. Mai 1909 statt.[7][8]

Die bis nach dem Zweiten Weltkrieg in der Regel etwa drei Zugpaare pro Tag verkehrten häufig durchgehend von Mainburg bis Freising, wobei in Enzelhausen die Fahrtrichtung gewechselt und die Lokomotive umgesetzt werden musste. Durchgehende Züge von Wolnzach nach Freising waren selten und auf einzelne Züge in einzelnen Fahrplanperioden beschränkt, obwohl hier das Rangiermanöver in Enzelhausen nicht erforderlich war.[9]

Zum Einsatz kam bis etwa 1911 die Gattung PtL 2/2, die sich aber aufgrund der schwierigen Streckenführung als zu schwach erwies. Schon nach kurzer Zeit wurde die Strecke in einem gemeinsamen Umlauf mit der Strecke nach Wolnzach Bahnhof überwiegend von den Lokalbahn-Nassdampflokomotiven der Gattung D XI befahren. Sie wurden ab 1922 durch die vierachsigen Bayerischen GtL 4/4 (Baureihe 988) ersetzt. Seit den 1930er Jahren kamen immer wieder auch die Baureihen 5710, 700 und 9810 zum Einsatz, vereinzelt auch andere Maschinen wie die Baureihe 5415-17 oder 64. Die Lokomotiven stellte in der Regel das Bw Ingolstadt, während die Unterhaltung während der Dampflokzeit vor Ort am Lokomotivbahnhof Mainburg erfolgte.[10]

Am 29. April 1945 sprengte die Wehrmacht die Amper- und die Amperkanalbrücke bei Haag (Amper). Der Zugverkehr konnte im Herbst 1945 wieder provisorisch wiederaufgenommen werden.[8]

Die junge Deutsche Bundesbahn stellte die lokbespannten Personenzüge ab 1953 auf neue einmotorige Schienenbusse der Baureihe VT 95 und Dieseltriebwagen der Vorkriegsbaureihe VT 709 um. Der Fahrplan sah um 1960 sonn- und feiertags vier und werktags fünf Zugpaare vor, von denen drei durchgehend von Freising bis Mainburg verkehrten.[9] Wegen sinkender Fahrgastzahlen durch die Automobilisierung während der Wirtschaftswunderjahre fuhren die Schienenbusse in den 1960er Jahren zunehmend ohne Beiwagen. Zum 27. September 1969 wurde der Reiseverkehr zwischen Mainburg, Enzelhausen und Unterzolling eingestellt. Der Personenverkehr auf der Relation Freising–Langenbach–Unterzolling konnte sich an Anschlussverkehr knapp bis ins S-Bahn-Zeitalter retten. Er wurde zuletzt durch zweimotorige Schienenbusse der Baureihe VT 98 erbracht und zum 3. Juni 1973 eingestellt.[7][11]

Der an der Bahnstrecke München–Regensburg gelegene Haltepunkt Freising-Neustift wurde 1975 aufgelassen.[12] Er war fast ausschließlich von den Lokalbahnzügen genutzt worden. Als Ersatz für die Reisezüge verkehrten zunächst Bahnbusse zwischen Freising und Mainburg[9], die heute in den stark nachgefragten MVV-Regionalbuslinien 602/603 mit wochentags rund 25 und am Wochenende 12 Fahrtenpaaren aufgegangen sind.

Da nach dem Reisezug- auch der Güterverkehr zwischen Au (Hallertau) und Unterzolling eingestellt worden war, wurde die Strecke in diesem Abschnitt noch 1970 stillgelegt und die Gleisanlagen unmittelbar danach demontiert. Die Bedienung des von Langenbach her nicht mehr anzufahrenden Bahnhofs Au (Hallertau) erfolgte bis Ende 1995 als Stichfahrt mit den Güterzügen der Bahnstrecke Wolnzach Bahnhof–Mainburg. Zusammen mit dieser fiel der Abschnitt EnzelhausenAu (Hallertau) zum 1. September 1996 den Spar- und Umstrukturierungsmaßnahmen im Zuge der Bahnreform zum Opfer und wurde stillgelegt.[13]

Der allgemeine Güterverkehr Anglberg–Unterzolling endete aus den gleichen Gründen zum 1. Januar 1998. Der seither nicht mehr genutzte Streckenabschnitt wurde am 30. November des gleichen Jahres formal stillgelegt. Eingesetzt waren bis 1973 Dampflokomotiven der Baureihe 50 der Bahnbetriebswerke Plattling oder Mühldorf, danach Mühldorfer Diesellokomotiven der Baureihe 218.[10]

Betrieb

Heute beschränkt sich der Zugverkehr auf die Anbindung des Kraftwerks Zolling. Es verfeuert im Schnitt 750.000 Tonnen Steinkohle pro Jahr, die über den Bahnhof Langenbach meist zweimal täglich zum kraftwerkseigenen Werksbahnhof Anglberg angeliefert wird und überwiegend aus polnischen Kohlerevieren stammt. Die zuvor seit 2002 eingesetzten Diesellokomotiven der Baureihe 232 wurden im Jahr 2011 durch die Baureihe 247 (Class 77) abgelöst.[10]

Gelegentlich finden zwischen Freising und Haag (Amper) Dampfzug-Sonderfahrten statt, zuletzt im September 2014. Seit einem Umbau des Bahnhofs Langenbach können Züge der Lokalbahn dort nicht mehr am Bahnsteig halten.

Ausblick

Im Jahr 2018 kam die vom Verkehrsplaner Martin Vieregg untersuchte und vorgeschlagene Nutzung der Strecke bis Zolling als Verlängerung Linie S1 der S-Bahn München ins Gespräch. Die Fahrt von Freising nach Zolling würde 13 bis 14 Minuten dauern und könnte die angespannte Parksituation am Freisinger Bahnhof entschärfen.[14]

Weblinks

Commons: Bahnstrecke Langenbach–Enzelhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Infrastrukturregister. In: geovdbn.deutschebahn.com. DB Netz AG, abgerufen am 10. Mai 2020.
  2. Trassenportal – Stammdaten (XLSX). In: dbnetze.com. DB Netz AG, 11. Dezember 2022.
  3. Geo-Brücke (ZIP-Datei). Geoinformationen zu Brücken des Schienenverkehrsnetzes. In: deutschebahn.com. DB Netz AG, Januar 2019, abgerufen am 25. Mai 2021.
  4. Streckenkarte der Eisenbahndirektion München, Stand März 1952. In: Karl Bürger: München – Mühldorf – Simbach. Glanz, Niedergang und Renaissance einer königlich bayerischen Eisenbahn. Bewegte Verkehrsgeschichte mit umwälzender Zukunft. Selbstverlag, Walpertskirchen 2017, ISBN 978-3-00-056474-1.
  5. Eisenbahnatlas Deutschland. 11. Auflage. Schweers + Wall, Köln 2020, ISBN 978-3-89494-149-9.
  6. Deutsche Reichsbahn (Hrsg.): Amtliches Bahnhofsverzeichnis 1944 der Deutschen Reichsbahn, der Böhmisch-Mährischen Bahnen, der Privatbahnen sowie der Kleinbahnen mit Güterverkehr und der Ostbahn. Gültig vom 1. Juni 1944. (wiki-de.genealogy.net).
  7. a b Günter Begert, Heinrich Stangl: Nebenbahnen zwischen Arber und Hallertau. Hrsg.: Siegfried Bufe. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1999, ISBN 3-922138-69-1, S. 157–167.
  8. a b Josef Schmalzl: Chronik der Hallertauer Lokalbahnen. Eigenverlag, Haag a.d.Amper 1985.
  9. a b c Deutsche Bundesbahn (Hrsg.): Kursbücher, Taschenfahrpläne. (diverse Jahrgänge).
  10. a b c Alois Graßl: Die wichtigsten Lokomotiven. In: bockerl.de. Abgerufen am 27. Mai 2020.
  11. Wolfram Alteneder, Clemens Schüssler: Die Nebenbahnen der BD München. Verlag C. Kersting, Bonn 1987, ISBN 3-925250-03-4, S. 41.
  12. Reinhard Pospischil, Ernst Rudolph: S-Bahn München. Alba, Düsseldorf 1997, ISBN 3-87094-358-0, S. 91–92.
  13. Alois Graßl: Zahlen und Daten. In: bockerl.de. Abgerufen am 27. Mai 2020.
  14. Anna Schwarz: S-Bahn nach Zolling soll Parkdrama am Freisinger Bahnhof lösen. Münchner Merkur, 8. November 2018, abgerufen am 13. August 2019.