„Zeitzeichensender“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt die über Rundfunk ausgestrahlten Zeitzeichen; weitere Bedeutungen siehe [[Zeitzeichen]] und [[Zeitsignal]].}}
{{Dieser Artikel|behandelt die über Rundfunk ausgestrahlten Zeitzeichen; weitere Bedeutungen siehe [[Zeitzeichen]] und [[Zeitsignal]].}}
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[[Datei:2016-Mainflingen-DCF-1 1.jpg|mini|Sender Mainflingen bei Frankfurt am Main, u. a. mit dem Zeitzeichensender [[DCF77]] (Langwelle)]]
Als '''Zeitzeichensender''' wird eine [[Sendeanlage]] bezeichnet, welche die aktuell gültige Zeit als Information in maschinenverarbeitbarer (digitaler) Form ausstrahlt. Mit geeigneten [[Uhrenanlage]]n, [[Funkuhr]]en, oder anderen Empfangseinrichtungen kann dieses Signal empfangen werden, so dass eine zuverlässige und automatische Einstellung des empfangenden Gerätes erreicht wird.


Je nach Erfordernis kann ein Zeitdienst und sein Zeitzeichensender nur zu bestimmten [[Betriebszeit]]en – wie das russische [[Beta (Zeitzeichendienst)|Beta]]-System – oder 24 Stunden täglich – wie der deutsche [[DCF77]] oder der französische [[Sender Allouis]] – in Betrieb sein. Zu Servicezwecken gibt es regelmäßige kurze [[Sendepause]]n.
Als '''Zeitzeichensender''' wird eine spezielle [[Sendeanlage]] bezeichnet, welche die aktuell gültige Zeit als Information in maschinenverarbeitbarer (digitaler) Form ausstrahlt. Mit geeigneten [[Uhrenanlage]]n beziehungsweise Empfangseinrichtungen kann dieses Signal empfangen werden, so dass eine zuverlässige und automatische Einstellung der empfangenden [[Funkuhr]]en erreicht wird.


Einige Zeitdienste senden eine fortlaufende Reihe von „Sekundenpunkten“, die zur Sekunde 0 (bzw. 59) eine [[Minutenkennung]] aufweisen. Manche Dienste (zum Beispiel in Russland) senden neben Sekunden- zeitweilig Zehntelsekundenpunkte. Meist codieren die Sender weitere Informationen wie Stunde, Kalenderdatum, Wochentag oder die Zeitkorrektur [[dUT1]] wegen unregelmäßiger Erdrotation.
[[Datei:Dcf77.jpg|miniatur|Sender Mainflingen bei Frankfurt am Main, u. a. mit dem Zeitzeichensender [[DCF77]] (Langwelle)]]

Je nach Erfordernis kann ein Zeitdienst und sein Zeitzeichensender nur zu bestimmten [[Betriebszeit]]en – wie das russische [[Beta (Zeitzeichendienst)|Beta]]-System – oder 24 Stunden täglich – wie der deutsche [[Langwellensender]] [[DCF77]] oder der französische [[Sender Allouis]] – in Betrieb sein. Zu Servicezwecken gibt es regelmäßige kurze [[Sendepause]]n.

Die meisten Zeitdienste senden eine fortlaufende Reihe von „Sekundenpunkten“, die zur Sekunde 0 (bzw. 59) eine [[Minutenkennung]] aufweisen. Manche Dienste (zum Beispiel in Russland) senden neben Sekunden- zeitweilig Zehntelsekundenpunkte. Meist codieren die Sender weitere Informationen wie Stunde, Kalenderdatum, Wochentag oder die Zeitkorrektur [[dUT1]] wegen unregelmäßiger Erdrotation.


== Allgemeines zu Zeitsignalen ==
== Allgemeines zu Zeitsignalen ==
Zeitzeichensender haben eine Genauigkeit, welche stark von der verwendeten Übertragungstechnik, den verwendeten Empfangsgeräten und der dabei eingesetzten bzw. zur Verfügung stehenden [[Bandbreite]] abhängt. Beispielsweise ist mit dem [[DCF77#Amplitudenmodulierte Zeitinformation|amplitudenmodulierten Zeitsignal]] der DCF77 und einfachen Empfängern mit geringer Bandbreite, wie sie bei Haushaltsempfängern in Form einer Küchenuhr oder dgl. üblich sind, eine Genauigkeit von 0,1&nbsp;s erreichbar. Bei qualitativ höherwertigen Empfängern mit höherer Bandbreite sind bei der Amplitudenmodulation Genauigkeiten von einigen Millisekunden erreichbar. Bei Verwendung des [[DCF77#Phasenmodulierte Zeitinformation|phasenmodulierten Zeitsignals]] der DCF77, dieses wird parallel zu dem amplitudenmodulierten Zeitsignal seit Mitte 1983 ausgestrahlt und bedingt für den Empfang spezielle Empfänger, ist eine absolute Genauigkeit von 6,5&nbsp;μs bis 25&nbsp;μs zu erzielen, also ca. um den Faktor 1000 genauer als das amplitudenmodulierte Zeitsignal. Die Genauigkeit bei der Phasenmodulation ist dabei abhängig von Tages- und Jahreszeit, welche die Ausbreitungsbedingungen der Funkwellen beeinflussen und wie stark sich die [[Raumwelle|Raum-]] und [[Bodenwelle]] am Empfangsort überlagern.<ref name="phase1"/>
Moderne Zeitsignale haben eine sehr hohe Genauigkeit, die bis zu [[Nanosekunde]]n reicht (Milliardstel Sekunden). Diese Genauigkeit lässt sich jedoch nur nutzen, wenn die [[Laufzeitmessung|Laufzeit]] des Funksignals vom Sender bis zum Empfänger berücksichtigt wird – das heißt etwa 1&nbsp;[[Millisekunde|ms]] (0,001&nbsp;s) pro 300&nbsp;km Distanz.

Die Zeitzeichen werden wegen der großen Reichweite meist im Bereich der [[Langwelle|Lang]]-, [[Mittelwelle|Mittel]]- oder [[Kurzwelle]]n gesendet. Es gibt aber auch einzelne Funkdienste auf [[Ultrakurzwelle]] (UKW) und im Übergang von Lang- zu [[Längstwelle]]n, sowie mittels [[Satellit (Raumfahrt)|Satelliten]] im hohen Frequenzbereich der [[Mikrowellen|Mikro]]- und [[Dezimeterwellen]]. Zeitinformationen zu Navigationszwecken wurden früher durch [[LORAN]]-Sender ausgestrahlt, die jetzt durch moderne [[Navigationssatellit]]en&nbsp;– insbesondere [[Global Positioning System|GPS]], [[GLONASS]] und das entstehende [[Galileo (Satellitennavigation)|Galileo]]-System&nbsp;– ersetzt werden.

Vor allem in der vordigitalen Zeit (bis in die 1970er-Jahre) wurden auch die [[Trägerfrequenz]]en einiger Rundfunksender als [[Frequenznormal]]e ausgewertet. Die Sender sendeten also ein normales Radioprogramm, und der Zeitempfänger synchronisierte sich lediglich auf diese Trägerfrequenz, und die Zählung der Schwingungen musste dann vor Ort selbst vorgenommen werden. Ein Beispiel für so einen Frequenznormalsender war ''Radio Hilversum'' in den Niederlanden.<!-- 200&nbsp;kHz als „Eichnormal“ laut Quelle: [http://de.narkive.com/2005/10/11/114565-im-tal-der-ahnungslosen.html#axzz10PE8caaP {{Weblink ohne Linktext|Hinweis=Im Tal der Ahnungslosen}}] -->


Zeitzeichen mit größerer Reichweite werden im Bereich der [[Langwelle|Lang]]-, [[Mittelwelle|Mittel]]- oder [[Kurzwelle]]n gesendet. Es gibt auch einzelne Funkdienste auf [[Ultrakurzwelle]] (UKW) und im Übergang von Lang- zu [[Längstwelle]]n, sowie mittels [[Satellit (Raumfahrt)|Satelliten]] im hohen Frequenzbereich der [[Mikrowellen|Mikro]]- und [[Dezimeterwellen]]. Zeitinformationen zu Navigationszwecken wurden früher durch [[LORAN]]-Sender ausgestrahlt, die durch [[Navigationssatellit]]en&nbsp;– insbesondere [[Global Positioning System]] (GPS), [[GLONASS]] und das entstehende [[Galileo (Satellitennavigation)|Galileo]]-System&nbsp;– ersetzt wurden. Die Navigationssysteme wie GPS basieren zur Navigation auf der Ausstrahlung eines genauen Zeitsignals, welches sich auch ohne Standortbestimmung als Zeitinformation nutzen lässt, siehe dazu [[GPS-Zeit]].
== Alternative Zeitsignaldienste ==
Weitere elektronisch auswertbare Quellen für Zeitinformationen gibt es im [[Radio Data System]] von UKW-Hörfunksendern (als Begleitinformation zum normalen Hörfunkprogramm) sowie in den [[Teletext|Videotext]]- und [[Electronic Program Guide|EPG]]-Daten von Fernsehsendern. Weiter gibt es im Internet [[Zeitserver]] mit dem [[Network Time Protocol]], über die man die Uhr im eigenen Rechner synchronisieren kann. Auch im GPS Signal sind Zeitinformationen enthalten.


Weitere elektronisch auswertbare Quellen für Zeitinformationen gibt es im [[Radio Data System]] von UKW-Hörfunksendern, als Begleitinformation zum normalen Hörfunkprogramm, sowie in den [[Teletext|Videotext]]- und [[Electronic Program Guide|EPG]]-Daten von Fernsehsendern. Weiters werden über [[Mobilfunknetz]]e Zeitinformationen ausgestrahlt und es gibt im Internet [[Zeitserver]], welche mit dem [[Network Time Protocol]] (ntp) die Uhr im Rechner synchronisieren.
Überholt sind die öffentlichen [[Zeitansage|Telefon-Zeitdienste]]. Sie bleiben in der Präzision hinter den Funkdiensten zurück.


Technisch überholt sind die öffentlichen [[Zeitansage|Telefon-Zeitdienste]].
Handys können eventuell Zeitinformationen über das Mobilfunknetz empfangen und anzeigen.


== Zur Technik der Zeitzeichensender ==
== Technik der Zeitzeichensender ==
Zeitzeichensender, offizielle Bezeichnung ''[[Funkstelle|Normalfrequenz- und Zeitzeichenfunkstellen]]'', arbeiten grundsätzlich auf [[Funkfrequenz]]en, die in der Regel international koordiniert und geschützt sind. Wobei die Zuteilung der betreffenden Frequenznominale explizit nur in Frequenzbereichen erfolgen kann, die dem [[Normalfrequenz- und Zeitzeichenfunkdienst]] bzw. dem [[Normalfrequenz- und Zeitzeichenfunkdienst über Satelliten]] zugewiesen sind.
Zeitzeichensender, offizielle Bezeichnung ''Normalfrequenz- und Zeitzeichen<nowiki />[[funkstelle]]n'', arbeiten grundsätzlich auf [[Funkfrequenz]]en, die in der Regel international koordiniert und geschützt sind. Wobei die Zuteilung der betreffenden Frequenznominale explizit nur in Frequenzbereichen erfolgen kann, die dem [[Normalfrequenz- und Zeitzeichenfunkdienst]] bzw. dem [[Normalfrequenz- und Zeitzeichenfunkdienst über Satelliten]] zugewiesen sind.


Die [[Rundfunksender]] der Zeitdienste überspannen einen Frequenzbereich von etwa 25&nbsp;[[kHz]] bis 30&nbsp;[[MHz]], also Lang-, Mittel- und Kurzwellen. Zählt man den GPS-Zeitdienst dazu, sind sogar Frequenzen im [[GHz]]-Bereich vertreten.
Die [[Rundfunksender]] der Zeitdienste überspannen einen Frequenzbereich von etwa 25&nbsp;[[kHz]] bis 30&nbsp;[[MHz]], also Lang-, Mittel- und Kurzwellen. Zählt man den GPS-Zeitdienst dazu, sind sogar Frequenzen im [[GHz]]-Bereich vertreten.


Von der [[Wellenlänge]] hängt einerseits die [[Funkreichweite]] des Signals ab, andererseits die erforderliche [[Antennentechnik|Antennengröße]] und Betriebsenergie. Die Systeme sind so ausgelegt, dass zwar der Zeitzeichendienst aufwendig ist, weniger hingegen seine Benutzung.
Von der [[Wellenlänge]] hängt einerseits die [[Reichweite (Funktechnik)|Funkreichweite]] des Signals ab, andererseits die erforderliche [[Antennentechnik|Antennengröße]] und Betriebsenergie. Die Systeme sind so ausgelegt, dass zwar der Zeitzeichendienst aufwendig ist, weniger hingegen seine Benutzung.


Für einen Zeitzeichendienst braucht nicht unbedingt ein eigener Radiosender betrieben zu werden; die relevanten Informationen können auch mit Hilfe des [[Amplitudenmoduliertes Datensystem|AMDS]] über herkömmliche Rundfunksender im Lang-, Mittel- oder Kurzwellenbereich übertragen werden. Von dieser Möglichkeit macht ein französischer Zeitzeichendienst Gebrauch, der den Langwellensender von [[Radio France|France Inter]] in [[Allouis]] (Sendefrequenz: 162&nbsp;kHz) nutzt. Auch Österreichs [[Ö1]] (UKW) und ein italienischer Zeitzeichendienst am Mittelwellensender [[Mailand]] (Sendefrequenz: 900&nbsp;kHz) bieten ähnliches an. Ferner kann man Zeitinformationen aus den Signalen vieler [[Navigation]]s-Systeme wie [[LORAN-C]] und GPS entnehmen.
Für einen Zeitzeichendienst braucht nicht unbedingt ein eigener Radiosender betrieben zu werden; die relevanten Informationen können auch mit Hilfe des [[Amplitudenmoduliertes Datensystem|AMDS]] über herkömmliche Rundfunksender im Lang-, Mittel- oder Kurzwellenbereich übertragen werden. Von dieser Möglichkeit macht ein französischer Zeitzeichendienst Gebrauch, der den Langwellensender von [[Radio France|France Inter]] in [[Allouis]] (Sendefrequenz: 162&nbsp;kHz) nutzt.
Zum Jahreswechsel 2016/2017 wurde die Ausstrahlung des Programms ''France Inter'' eingestellt; die Verbreitung von Zeitzeichen wird aber mit verminderter Sendeleistung vom gleichen Sender weitergeführt, weil diese von über 200.000 Geräten in Frankreich genutzt werden.<ref>{{Literatur |Titel=Le signal horaire restera sur le 162 kHz de France Inter |Sammelwerk=La Lettre Pro de la Radio & des Médias |Datum=2016-12-21 |Sprache=fr |Online=https://www.lalettre.pro/Le-signal-horaire-restera-sur-le-162-kHz-de-France-Inter_a12354.html}}</ref> Auch Österreichs [[Ö1]] (UKW) und ein italienischer Zeitzeichendienst am Mittelwellensender [[Mailand]] (Sendefrequenz: 900&nbsp;kHz)<ref>radioempfgang.ch: ''RAI - Milano'' [https://www.radioempfang.ch/sendeanlagen/italien/rai-milano/]</ref> bieten ähnliches an. Ferner kann man Zeitinformationen aus den Signalen vieler [[Navigation]]s-Systeme wie [[LORAN-C]] und GPS entnehmen.


Alle wichtigen Zeitsignaldienste sind mit höchster Präzision vernetzt, sodass sie weltweit (von der Signallaufzeit abgesehen) im Bereich weit unter Nanosekunden übereinstimmen – siehe die Zeitsysteme [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] („Weltzeit“), [[Internationale Atomzeit|TAI]], [[Dynamische Zeit|TD]] und die Koordination durch den internationalen [[Erdrotation]]s-Dienst [[Internationaler Erdrotationsdienst|IERS]]. Daher ist auch auf Nutzerseite eine hohe Genauigkeit garantiert:
Alle wichtigen Zeitsignaldienste sind mit höchster Präzision vernetzt, sodass sie weltweit (von der Signallaufzeit abgesehen) im Bereich weit unter Nanosekunden übereinstimmen – siehe die Zeitsysteme [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] („Weltzeit“), [[Internationale Atomzeit|TAI]], [[Terrestrische Zeit|TT]] und die Koordination durch den internationalen [[Erdrotation]]s-Dienst [[Internationaler Erdrotationsdienst|IERS]]. Daher ist auch auf Nutzerseite eine hohe Genauigkeit garantiert:


Auf elektronischem Wege sind Genauigkeiten bis zu Nanosekunden keine Ausnahme; bei den heute in der [[Geodäsie]] verwendeten [[Global Positioning System|GPS]]-Empfängern sind bereits Systeme zur Zeitanalyse auf mindestens 0,1&nbsp;ns (10<sup>−10</sup> Sekunden) eingebaut, was bei der [[Lichtgeschwindigkeit]] von 299792&nbsp;km/s nur 3&nbsp;cm ausmacht.
Auf elektronischem Wege sind Genauigkeiten bis zu Nanosekunden keine Ausnahme; bei den heute in der [[Geodäsie]] verwendeten [[Global Positioning System|GPS]]-Empfängern sind bereits Systeme zur Zeitanalyse auf mindestens 0,1&nbsp;ns (10<sup>−10</sup> Sekunden) eingebaut, was bei der [[Lichtgeschwindigkeit]] von 299792&nbsp;km/s nur 3&nbsp;cm ausmacht.


Die klassischen Zeitzeichensender sind meist mit genauen Atomuhren gekoppelt, die durch spezielle Verfahren laufend mit jenen der anderen Zeitdienste verglichen werden. Dazu konnte zum Beispiel die Zeilenfrequenz von (analogen) [[Fernsehsignal]]en dienen oder die [[LORAN]]-Funkfeuer der [[Langstreckennavigation]]. Auch direkte Standleitungen werden dafür verwendet oder die Zeitübertragung mittels Erdsatelliten.
Die klassischen Zeitzeichensender sind meist mit genauen [[Atomuhr]]en gekoppelt, die durch spezielle Verfahren laufend mit jenen der anderen Zeitdienste verglichen werden. Dazu konnte zum Beispiel die Zeilenfrequenz von (analogen) [[Fernsehsignal]]en dienen oder die [[LORAN]]-Funkfeuer der [[Langstreckennavigation]]. Auch direkte Standleitungen werden dafür verwendet oder die Zeitübertragung mittels Erdsatelliten.


Bis in die 1950er-Jahre wurden viele Sender durch [[Astrometrie|astrometrische]] Messungen von [[Sterndurchgang|Sterndurchgängen]] gesteuert und bis etwa 1975 mit dieser Technik kontrolliert. Seither wurden derart genaue Atomuhren entwickelt, dass die Genauigkeit der Astrometrie (mit etwa 0,0005 Sekunden) nicht mehr ausreichte und durch [[Satellitengeodäsie|Satellitenmethoden]] ersetzt werden konnte. Damit ist das internationale [[Zeitsystem]] – die „[[Atomzeit]]“ TA (Temps Atomique) – ununterbrochen auf mindestens Nanosekunden genau definiert.
Bis in die 1950er-Jahre wurden viele Sender durch [[Astrometrie|astrometrische]] Messungen von [[Sterndurchgang|Sterndurchgängen]] gesteuert und bis etwa 1975 mit dieser Technik kontrolliert. Seither wurden derart genaue Atomuhren entwickelt, dass die Genauigkeit der Astrometrie (mit etwa 0,0005 Sekunden) nicht mehr ausreichte und durch [[Satellitengeodäsie|Satellitenmethoden]] ersetzt werden konnte. Damit ist das internationale [[Zeitsystem]] – die „[[Atomzeit]]“ TA (Temps Atomique) – ununterbrochen auf mindestens Nanosekunden genau definiert.
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Von 1917 an übernahm die [[Großfunkstelle Nauen]] die Aussendung des Signals; die Auslösung erfolgte zunächst von der [[Hamburger Sternwarte|Sternwarte Bergedorf]] aus, später von der [[Deutsche Seewarte|Deutschen Seewarte]] in Hamburg. Die Auslöseuhren in Hamburg lieferten ein derart genaues Signal, dass die tägliche Korrektur durch astronomische Präzisionsuhren nur wenige hundertstel Sekunden betrug. Als Empfänger für das Nauener Signal wurden Geräte vertrieben, die fest auf 3100&nbsp;m Wellenlänge eingestellt waren. Hierzu waren Einzelgenehmigungen von der Reichs-Telegrafenverwaltung erforderlich.
Von 1917 an übernahm die [[Großfunkstelle Nauen]] die Aussendung des Signals; die Auslösung erfolgte zunächst von der [[Hamburger Sternwarte|Sternwarte Bergedorf]] aus, später von der [[Deutsche Seewarte|Deutschen Seewarte]] in Hamburg. Die Auslöseuhren in Hamburg lieferten ein derart genaues Signal, dass die tägliche Korrektur durch astronomische Präzisionsuhren nur wenige hundertstel Sekunden betrug. Als Empfänger für das Nauener Signal wurden Geräte vertrieben, die fest auf 3100&nbsp;m Wellenlänge eingestellt waren. Hierzu waren Einzelgenehmigungen von der Reichs-Telegrafenverwaltung erforderlich.


Ein [[Telefunken]]-Zeitzeichenempfänger vom Anfang der 1920er-Jahre beispielsweise trug die Bezeichnung E49b. Weltweit sendeten im Jahr 1923 45 Stationen das Welt-Zeitzeichen.<ref>Rudolf Krug: ''Aus den Anfängen des Zeitzeichens.'' In: ''Archiv für deutsche Postgeschichte 2/1974.'' Frankfurt/M, S. 112.</ref>
Ein [[Telefunken]]-Zeitzeichenempfänger vom Anfang der 1920er-Jahre beispielsweise trug die Bezeichnung E49b. Weltweit sendeten im Jahr 1923 45 Stationen das Welt-Zeitzeichen.<ref>Rudolf Krug: ''Aus den Anfängen des Zeitzeichens.'' In: ''Archiv für deutsche Postgeschichte 2/1974.'' Frankfurt/M., S. 112.</ref>


Nachdem die Stadt Wien 1987 die erste öffentliche Uhr mit DCF77-Empfänger installiert hatte,<ref>Peter Payer: [http://diepresse.com/home/spectrum/zeichenderzeit/695559/Auf-der-Hoehe-der-Zeit Auf der Höhe der Zeit], diepresse.com, 23. September 2011; Die Presse, 24. September 2011</ref> stellt sie seit 2002 auf GPS um, welches unempfindlicher gegen den heutigen Elektrosmog und Funklöcher ist.<ref>Christopher Wurmdobler: [http://www.falter.at/web/print/detail.php?id=453 Fallen die Würfel?], Falter 13/2007 vom 28. März 2007</ref> Die Sommerzeitumstellung wird durch eine Zeittabelle in der Steuerungslogik geregelt.<ref>[http://wiev1.orf.at/stories/266960 Uhren um eine Stunde vorgestellt], wien.orf.at, 29. März 2009</ref>
Nachdem in der Stadt Wien 1987 die erste öffentliche Uhr mit DCF77-Empfänger installiert wurde,<ref>Peter Payer: [https://www.diepresse.com/695559/auf-der-hohe-der-zeit Auf der Höhe der Zeit], diepresse.com, 23. September 2011; Die Presse, 24. September 2011</ref> wurde seit 2002 auf GPS umgestellt, welches unempfindlicher gegen [[Elektromagnetische Verträglichkeit|elektromagnetische Störungen]] ist.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.falter.at/web/print/detail.php?id=453 |text=Christopher Wurmdobler: ''Fallen die Würfel?'' In: Falter 13/2007 vom 28. März 2007 |wayback=20090103085240}}</ref> Die Sommerzeitumstellung wird durch eine Zeittabelle in der Steuerungslogik geregelt.<ref>[https://wiev1.orf.at/stories/266960 Uhren um eine Stunde vorgestellt], wien.orf.at, 29. März 2009</ref>


== Liste von Zeitzeichensendern ==
== Liste von Zeitzeichensendern ==
* Der derzeit einzige Zeitzeichensender im deutschsprachigen Raum steht in [[Mainflingen]] bei [[Frankfurt am Main]] ([[Rufzeichen]] [[DCF77]], 77,5&nbsp;[[kHz]], amtliche Zeit und [[Kalender]]schaltung von Deutschland)
* Der derzeit einzige Zeitzeichensender im deutschsprachigen Raum steht in [[Mainflingen]] bei [[Frankfurt am Main]] ([[Rufzeichen]] [[DCF77]], 77,5&nbsp;[[kHz]], amtliche Zeit und [[Kalender]]schaltung von Deutschland)
* In ganz [[Eurasien]] sind auch einige [[Russland|russische]] [[Kurzwelle]]n-Sender auf den Frequenzen um 5, 10 und 15&nbsp;[[MHz]] zu empfangen (Signale meist im 0,1-s-Rhythmus).
* In ganz [[Eurasien]] sind auch einige [[Russland|russische]] [[Kurzwelle]]n-Sender auf den Frequenzen um 5, 10 und 15&nbsp;[[MHz]] zu empfangen (Signale meist im 0,1-s-Rhythmus).
* Darüber hinaus bieten viele Telefondienste neben der übliche [[Zeitansage]] auch genauer definierte Signale. Sie bestehen meist in fortlaufenden „Sekundenpunkten“, die akustisch Genauigkeiten bis einige [[Millisekunde]]n zulassen, elektronisch bis etwa Mikrosekunden.
* Darüber hinaus bieten viele Telefondienste neben der üblichen [[Zeitansage]] auch genauer definierte Signale. Sie bestehen meist in fortlaufenden „Sekundenpunkten“, die akustisch Genauigkeiten bis einige [[Millisekunde]]n zulassen, elektronisch bis etwa Mikrosekunden.


Ehemalige Sender in nächster Umgebung waren:
Ehemalige Sender in nächster Umgebung waren:
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! Rufzeichen !! Standort !! Frequenzen || Beginn || Ende
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| [[Beta (Zeitzeichendienst)|Beta]] || [[Russland]] || 25&nbsp;kHz || ||
| [[Beta (Zeitzeichendienst)|Beta]] || [[Russland]] || {{0|00}}25 || ||
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| [[BPC (Zeitzeichensender)|BPC]] || [[Volksrepublik China|China]] || 68,5&nbsp;kHz || ||
| [[BPC (Zeitzeichensender)|BPC]] || [[Volksrepublik China|China]] || {{0|00}}68,5 || ||
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| BPL || [[Volksrepublik China|China]] || 100&nbsp;kHz || ||
| BPL || China || {{0}}100 || ||
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| [[BPM (Zeitzeichensender)|BPM]] || [[Volksrepublik China|China]], [[Lintong]] ([[Xi’an]]) || 2,5&nbsp;MHz, 5&nbsp;MHz, 10&nbsp;MHz, 15&nbsp;MHz || ||
| [[BPM (Zeitzeichensender)|BPM]] || China, [[Lintong]] ([[Xi’an]]) || 2500, 5000, 10&#8239;000, 15&#8239;000 || ||
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| [[CHU (Zeitzeichensender)|CHU]] || [[Kanada]], [[Ottawa]] || 3,330&nbsp;MHz, 7,850&nbsp;MHz, 14,670&nbsp;MHz || ||
| [[CHU (Zeitzeichensender)|CHU]] || [[Kanada]], [[Ottawa]] || 3330, 7850, 14&#8239;670 || ||
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| [[DCF77]] || [[Deutschland]], [[Mainflingen]] || 77,5&nbsp;kHz || 1973 ||
| [[DCF77]] || [[Deutschland]], [[Mainflingen]] || {{0|00}}77,5 || 1973 ||
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| [[DIZ (Zeitzeichensender)|DIZ]] || [[Deutschland]], [[Nauen]] bei Berlin || 4525&nbsp;kHz (bis 1935: 77&nbsp;kHz) || 1917 || ~1995
| [[DIZ (Zeitzeichensender)|DIZ]] || Deutschland, [[Nauen]] bei Berlin || 4525 (bis 1935: 77) || 1917 || ~1995
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| FTH42, FTA91 || [[Frankreich]], Paris und [[Lyon]] || 7428 bzw. 91.15&nbsp;kHz || || (dzt inaktiv?)
| FTH42,<br />FTA91 || [[Frankreich]], [[Pontoise]] und [[Lyon]]<br />(ab 1960 [[Saint-André-de-Corcy]]) || 7428,<br /> {{0|00}}91,15 || || ''eingestellt''
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| [[HBG (Zeitzeichensender)|HBG]] || [[Schweiz]], [[Prangins]] || 75&nbsp;kHz || 1966 || 2011
| [[HBG (Zeitzeichensender)|HBG]] || [[Schweiz]], [[Prangins]] || {{0|00}}75 || 1966 || 2011
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| [[OMA (Zeitzeichensender)|OMA]] || [[Tschechien]], [[Prag]] || 50&nbsp;kHz || || ~1995
| RBU || [[Russland]], [[Taldom]] || {{0|00}}66,66 || ||
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| [[Sender Allouis|TDF]] || [[Frankreich]], [[Allouis]] || {{0}}162 || 1977 ||
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| [[Sender Allouis|TDF]] || [[Frankreich]], [[Allouis]] || 162&nbsp;kHz || 1977 ||
| [[WWV (Zeitzeichensender)|WWV]] || [[Vereinigte Staaten|USA]], [[Fort Collins]] || 2500, 5000, 10&#8239;000, 15&#8239;000, 20&#8239;000 || ||
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| [[WWV (Zeitzeichensender)|WWV]] || [[Vereinigte Staaten|USA]], [[Fort Collins]] || 2,5&nbsp;MHz, 5&nbsp;MHz, 10&nbsp;MHz, 15&nbsp;MHz, 20&nbsp;MHz || ||
| [[WWVB]] || USA, Fort Collins || {{0|00}}60 || ||
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| [[WWVB]] || [[Vereinigte Staaten|USA]], [[Fort Collins]] || 60&nbsp;kHz || ||
| [[WWVH]] || USA, [[Hawaii]], Kekaha || 2500, 5000, 10&#8239;000, 15&#8239;000 || ||
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| [[WWVH]] || [[Vereinigte Staaten|USA]], [[Hawaii]], Kekaha || 2,5&nbsp;MHz, 5&nbsp;MHz, 10&nbsp;MHz, 15&nbsp;MHz || ||
| [[YVTO]] || [[Venezuela]], [[Caracas]] || 5000 || ||
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| [[YVTO]] || [[Venezuela]], [[Caracas]] || 5&nbsp;MHz || ||
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== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Zeitmessung]], [[Auflösung (Physik)|Auflösung]], [[Code]], [[Frequenzzähler]], [[Uhrenfehler]]
* [[Zeitmessung]], [[Auflösung (Messtechnik)|Auflösung]], [[Code]], [[Frequenzzähler]], [[Uhrenfehler]]
* [[Astronomische Refraktion]], [[Zenitverzögerung]]
* [[Astronomische Refraktion]], [[Zenitverzögerung]]
* [[Maser]], [[Zeitnormal]], [[Internationale Astronomische Union|IAU]], [[Internationale Union für Geodäsie und Geophysik|IUGG]]
* [[Maser]], [[Zeitnormal]], [[Internationale Astronomische Union]], [[Internationale Union für Geodäsie und Geophysik]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Time signal radio stations|Zeitzeichensender}}
{{Commonscat|Time signal radio stations|Zeitzeichensender}}

== Literatur ==
* Gerd Klawitter: ''Zeitzeichensender'', Siebel Verlag Meckenheim, 1992, ISBN 3-922221-61-0


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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Aktuelle Version vom 22. Februar 2024, 10:47 Uhr

Sender Mainflingen bei Frankfurt am Main, u. a. mit dem Zeitzeichensender DCF77 (Langwelle)

Als Zeitzeichensender wird eine Sendeanlage bezeichnet, welche die aktuell gültige Zeit als Information in maschinenverarbeitbarer (digitaler) Form ausstrahlt. Mit geeigneten Uhrenanlagen, Funkuhren, oder anderen Empfangseinrichtungen kann dieses Signal empfangen werden, so dass eine zuverlässige und automatische Einstellung des empfangenden Gerätes erreicht wird.

Je nach Erfordernis kann ein Zeitdienst und sein Zeitzeichensender nur zu bestimmten Betriebszeiten – wie das russische Beta-System – oder 24 Stunden täglich – wie der deutsche DCF77 oder der französische Sender Allouis – in Betrieb sein. Zu Servicezwecken gibt es regelmäßige kurze Sendepausen.

Einige Zeitdienste senden eine fortlaufende Reihe von „Sekundenpunkten“, die zur Sekunde 0 (bzw. 59) eine Minutenkennung aufweisen. Manche Dienste (zum Beispiel in Russland) senden neben Sekunden- zeitweilig Zehntelsekundenpunkte. Meist codieren die Sender weitere Informationen wie Stunde, Kalenderdatum, Wochentag oder die Zeitkorrektur dUT1 wegen unregelmäßiger Erdrotation.

Allgemeines zu Zeitsignalen

Zeitzeichensender haben eine Genauigkeit, welche stark von der verwendeten Übertragungstechnik, den verwendeten Empfangsgeräten und der dabei eingesetzten bzw. zur Verfügung stehenden Bandbreite abhängt. Beispielsweise ist mit dem amplitudenmodulierten Zeitsignal der DCF77 und einfachen Empfängern mit geringer Bandbreite, wie sie bei Haushaltsempfängern in Form einer Küchenuhr oder dgl. üblich sind, eine Genauigkeit von 0,1 s erreichbar. Bei qualitativ höherwertigen Empfängern mit höherer Bandbreite sind bei der Amplitudenmodulation Genauigkeiten von einigen Millisekunden erreichbar. Bei Verwendung des phasenmodulierten Zeitsignals der DCF77, dieses wird parallel zu dem amplitudenmodulierten Zeitsignal seit Mitte 1983 ausgestrahlt und bedingt für den Empfang spezielle Empfänger, ist eine absolute Genauigkeit von 6,5 μs bis 25 μs zu erzielen, also ca. um den Faktor 1000 genauer als das amplitudenmodulierte Zeitsignal. Die Genauigkeit bei der Phasenmodulation ist dabei abhängig von Tages- und Jahreszeit, welche die Ausbreitungsbedingungen der Funkwellen beeinflussen und wie stark sich die Raum- und Bodenwelle am Empfangsort überlagern.[1]

Zeitzeichen mit größerer Reichweite werden im Bereich der Lang-, Mittel- oder Kurzwellen gesendet. Es gibt auch einzelne Funkdienste auf Ultrakurzwelle (UKW) und im Übergang von Lang- zu Längstwellen, sowie mittels Satelliten im hohen Frequenzbereich der Mikro- und Dezimeterwellen. Zeitinformationen zu Navigationszwecken wurden früher durch LORAN-Sender ausgestrahlt, die durch Navigationssatelliten – insbesondere Global Positioning System (GPS), GLONASS und das entstehende Galileo-System – ersetzt wurden. Die Navigationssysteme wie GPS basieren zur Navigation auf der Ausstrahlung eines genauen Zeitsignals, welches sich auch ohne Standortbestimmung als Zeitinformation nutzen lässt, siehe dazu GPS-Zeit.

Weitere elektronisch auswertbare Quellen für Zeitinformationen gibt es im Radio Data System von UKW-Hörfunksendern, als Begleitinformation zum normalen Hörfunkprogramm, sowie in den Videotext- und EPG-Daten von Fernsehsendern. Weiters werden über Mobilfunknetze Zeitinformationen ausgestrahlt und es gibt im Internet Zeitserver, welche mit dem Network Time Protocol (ntp) die Uhr im Rechner synchronisieren.

Technisch überholt sind die öffentlichen Telefon-Zeitdienste.

Technik der Zeitzeichensender

Zeitzeichensender, offizielle Bezeichnung Normalfrequenz- und Zeitzeichenfunkstellen, arbeiten grundsätzlich auf Funkfrequenzen, die in der Regel international koordiniert und geschützt sind. Wobei die Zuteilung der betreffenden Frequenznominale explizit nur in Frequenzbereichen erfolgen kann, die dem Normalfrequenz- und Zeitzeichenfunkdienst bzw. dem Normalfrequenz- und Zeitzeichenfunkdienst über Satelliten zugewiesen sind.

Die Rundfunksender der Zeitdienste überspannen einen Frequenzbereich von etwa 25 kHz bis 30 MHz, also Lang-, Mittel- und Kurzwellen. Zählt man den GPS-Zeitdienst dazu, sind sogar Frequenzen im GHz-Bereich vertreten.

Von der Wellenlänge hängt einerseits die Funkreichweite des Signals ab, andererseits die erforderliche Antennengröße und Betriebsenergie. Die Systeme sind so ausgelegt, dass zwar der Zeitzeichendienst aufwendig ist, weniger hingegen seine Benutzung.

Für einen Zeitzeichendienst braucht nicht unbedingt ein eigener Radiosender betrieben zu werden; die relevanten Informationen können auch mit Hilfe des AMDS über herkömmliche Rundfunksender im Lang-, Mittel- oder Kurzwellenbereich übertragen werden. Von dieser Möglichkeit macht ein französischer Zeitzeichendienst Gebrauch, der den Langwellensender von France Inter in Allouis (Sendefrequenz: 162 kHz) nutzt. Zum Jahreswechsel 2016/2017 wurde die Ausstrahlung des Programms France Inter eingestellt; die Verbreitung von Zeitzeichen wird aber mit verminderter Sendeleistung vom gleichen Sender weitergeführt, weil diese von über 200.000 Geräten in Frankreich genutzt werden.[2] Auch Österreichs Ö1 (UKW) und ein italienischer Zeitzeichendienst am Mittelwellensender Mailand (Sendefrequenz: 900 kHz)[3] bieten ähnliches an. Ferner kann man Zeitinformationen aus den Signalen vieler Navigations-Systeme wie LORAN-C und GPS entnehmen.

Alle wichtigen Zeitsignaldienste sind mit höchster Präzision vernetzt, sodass sie weltweit (von der Signallaufzeit abgesehen) im Bereich weit unter Nanosekunden übereinstimmen – siehe die Zeitsysteme UTC („Weltzeit“), TAI, TT und die Koordination durch den internationalen Erdrotations-Dienst IERS. Daher ist auch auf Nutzerseite eine hohe Genauigkeit garantiert:

Auf elektronischem Wege sind Genauigkeiten bis zu Nanosekunden keine Ausnahme; bei den heute in der Geodäsie verwendeten GPS-Empfängern sind bereits Systeme zur Zeitanalyse auf mindestens 0,1 ns (10−10 Sekunden) eingebaut, was bei der Lichtgeschwindigkeit von 299792 km/s nur 3 cm ausmacht.

Die klassischen Zeitzeichensender sind meist mit genauen Atomuhren gekoppelt, die durch spezielle Verfahren laufend mit jenen der anderen Zeitdienste verglichen werden. Dazu konnte zum Beispiel die Zeilenfrequenz von (analogen) Fernsehsignalen dienen oder die LORAN-Funkfeuer der Langstreckennavigation. Auch direkte Standleitungen werden dafür verwendet oder die Zeitübertragung mittels Erdsatelliten.

Bis in die 1950er-Jahre wurden viele Sender durch astrometrische Messungen von Sterndurchgängen gesteuert und bis etwa 1975 mit dieser Technik kontrolliert. Seither wurden derart genaue Atomuhren entwickelt, dass die Genauigkeit der Astrometrie (mit etwa 0,0005 Sekunden) nicht mehr ausreichte und durch Satellitenmethoden ersetzt werden konnte. Damit ist das internationale Zeitsystem – die „Atomzeit“ TA (Temps Atomique) – ununterbrochen auf mindestens Nanosekunden genau definiert.

Die von der NIST betriebenen US-amerikanischen Zeitzeichensender WWV, WWVB und WWVH senden ihre Zeitzeichen in dem Standard IRIG H.

Eine Vorstufe der Zeitzeichensender bilden die Frequenznormale, die eine hochgenaue Schwingungsfrequenz zur Verfügung stellen. Der Empfänger braucht dann nur einmal (auf anderem Wege) auf die korrekte Zeit eingestellt zu werden und zählt ab dann die Schwingungen des Frequenznormals, um seine Zeit zu aktualisieren. Als Zeitnormal dienen einerseits Rundfunksender mit ihrer Trägerfrequenz, beispielsweise ein Langwellensender mit exakt 150 kHz, andererseits wird auch das Stromnetz mit seinen 50 bzw. 60 Hz eingesetzt. Im letzteren Fall dient eine Synchronuhr als „Empfänger“. Diese Technik ist in vermindertem Umfang bis heute im Einsatz.

Geschichte

In Deutschland wurden 1906 am Königlich Geodätischen Institut Potsdam Versuche durchgeführt, welche die Anwendbarkeit der Funktelegrafie zur Längengradbestimmung zum Inhalt hatten. Ab etwa 1908 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges gab es internationale Bestrebungen für ein gemeinsames Zeitzeichen. Aus dem Jahr 1912 ist überliefert, dass die deutsche Küstenfunkstelle in Duala (Kamerun) an der drahtlosen Längengradbestimmung bei Grenzregulierungen in Afrika beteiligt war.

Das erste funktelegrafische Zeitzeichen wurde 1907 aus der Camperdown Signal Station in Halifax gesendet. Die erste deutsche Funkstelle mit Zeitzeichen war die Küstenfunkstelle Norddeich, deren Sendebetrieb 1910 begann. Ab März 1910 wurden täglich zwei Zeitzeichen der GMT gesendet.

Von 1917 an übernahm die Großfunkstelle Nauen die Aussendung des Signals; die Auslösung erfolgte zunächst von der Sternwarte Bergedorf aus, später von der Deutschen Seewarte in Hamburg. Die Auslöseuhren in Hamburg lieferten ein derart genaues Signal, dass die tägliche Korrektur durch astronomische Präzisionsuhren nur wenige hundertstel Sekunden betrug. Als Empfänger für das Nauener Signal wurden Geräte vertrieben, die fest auf 3100 m Wellenlänge eingestellt waren. Hierzu waren Einzelgenehmigungen von der Reichs-Telegrafenverwaltung erforderlich.

Ein Telefunken-Zeitzeichenempfänger vom Anfang der 1920er-Jahre beispielsweise trug die Bezeichnung E49b. Weltweit sendeten im Jahr 1923 45 Stationen das Welt-Zeitzeichen.[4]

Nachdem in der Stadt Wien 1987 die erste öffentliche Uhr mit DCF77-Empfänger installiert wurde,[5] wurde seit 2002 auf GPS umgestellt, welches unempfindlicher gegen elektromagnetische Störungen ist.[6] Die Sommerzeitumstellung wird durch eine Zeittabelle in der Steuerungslogik geregelt.[7]

Liste von Zeitzeichensendern

  • Der derzeit einzige Zeitzeichensender im deutschsprachigen Raum steht in Mainflingen bei Frankfurt am Main (Rufzeichen DCF77, 77,5 kHz, amtliche Zeit und Kalenderschaltung von Deutschland)
  • In ganz Eurasien sind auch einige russische Kurzwellen-Sender auf den Frequenzen um 5, 10 und 15 MHz zu empfangen (Signale meist im 0,1-s-Rhythmus).
  • Darüber hinaus bieten viele Telefondienste neben der üblichen Zeitansage auch genauer definierte Signale. Sie bestehen meist in fortlaufenden „Sekundenpunkten“, die akustisch Genauigkeiten bis einige Millisekunden zulassen, elektronisch bis etwa Mikrosekunden.

Ehemalige Sender in nächster Umgebung waren:

  • von 1917 bis zirka 1995 in Nauen bei Berlin (Rufzeichen DIZ, erst Langwelle mit 77 kHz, ab 1935 Kurzwelle mit 4525 kHz)
  • von 1966 bis 2011 bei Prangins in der Westschweiz (Rufzeichen HBG, 75,0 kHz, amtliche Zeit der Schweiz)
  • bis zirka 1995 bei Prag in Tschechien (OMA, 50 kHz)

In alphabetischer Reihenfolge

Rufzeichen Standort Frequenzen (kHz) Beginn Ende
Beta Russland 0025
BPC China 0068,5
BPL China 0100
BPM China, Lintong (Xi’an) 2500, 5000, 10 000, 15 000
CHU Kanada, Ottawa 3330, 7850, 14 670
DCF77 Deutschland, Mainflingen 0077,5 1973
DIZ Deutschland, Nauen bei Berlin 4525 (bis 1935: 77) 1917 ~1995
FTH42,
FTA91
Frankreich, Pontoise und Lyon
(ab 1960 Saint-André-de-Corcy)
7428,
0091,15
eingestellt
HBG Schweiz, Prangins 0075 1966 2011
IBF Italien, Turin 5000
JJY Japan, Berg Ōtakadoya 0040
JJY Japan, Berg Hagane 0060
MIKES Finnland, Espoo 25 000
MSF Großbritannien, Anthorn 0060 1950
NSS USA, Annapolis Md 0021, 5870...16 180 ~1990
OMA Tschechien, Prag 0050 1990
RBU Russland, Taldom 0066,66
RTZ Russland, Irkutsk 0050
RWM Russland, Moskau 4996, 9996, 14 996
TDF Frankreich, Allouis 0162 1977
WWV USA, Fort Collins 2500, 5000, 10 000, 15 000, 20 000
WWVB USA, Fort Collins 0060
WWVH USA, Hawaii, Kekaha 2500, 5000, 10 000, 15 000
YVTO Venezuela, Caracas 5000

Siehe auch

Commons: Zeitzeichensender – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Einzelnachweise

  1. DCF77 Phasenmodulation. Abgerufen am 13. Juli 2020.
  2. Le signal horaire restera sur le 162 kHz de France Inter. In: La Lettre Pro de la Radio & des Médias. 21. Dezember 2016 (französisch, lalettre.pro).
  3. radioempfgang.ch: RAI - Milano [1]
  4. Rudolf Krug: Aus den Anfängen des Zeitzeichens. In: Archiv für deutsche Postgeschichte 2/1974. Frankfurt/M., S. 112.
  5. Peter Payer: Auf der Höhe der Zeit, diepresse.com, 23. September 2011; Die Presse, 24. September 2011
  6. Christopher Wurmdobler: Fallen die Würfel? In: Falter 13/2007 vom 28. März 2007 (Memento vom 3. Januar 2009 im Internet Archive)
  7. Uhren um eine Stunde vorgestellt, wien.orf.at, 29. März 2009