Zeichenorientierte Benutzerschnittstelle
Zeichenorientierte Benutzerschnittstelle (englisch text-based user interface, kurz TUI) ist ein Retronym, welches nach dem Aufkommen der grafischen Benutzeroberflächen geprägt wurde. Es bezeichnet Benutzerschnittstellen, die den Bildschirm flächig (also nicht zeilenorientiert) verwenden, aber dennoch im Textmodus der Hardware ausgeführt werden.
Das Wort dient zur Abgrenzung einerseits von Befehlseingabe-basierten Benutzerschnittstellen (Command Line Interface, CLI), andererseits von solchen, die Grafiken einsetzen (Graphical User Interface, GUI).
Der Programmierer hat dabei nur die (typischerweise 256 verschiedenen) Zeichen eines einzigen Zeichensatzes zur Verfügung. Viele neuere TUIs haben seit den späten 1980er Jahren versucht, Elemente der GUIs zu imitieren, indem mit Hilfe von Rahmen- und anderen Sonderzeichen Rahmen für Fenster oder andere Elemente wie Menüs, Checkboxen, Buttons etc. nachgebildet werden. Die meisten dieser neueren TUIs können mit der Maus bedient werden, allerdings sind fast immer alle Funktionen auch über die Tastatur erreichbar.
Eingabemasken bei Großrechnern haben häufig auch zeichenorientierte Benutzerschnittstellen. Das Protokoll tn3270 sendet – im Gegensatz zum zeichenorientierten Telnet – komplette Eingabemasken an ein Terminal bzw. eine Terminalemulation, die dort ausgefüllt und über eine Eingabetaste an den Großrechner zurückgeschickt werden.
Zeichenorientierte Benutzerschnittstellen unter Unix/Linux
Unter Unix-artigen Betriebssystemen werden zeichenorientierte Benutzerschnittstellen oft mit curses respektive ncurses erstellt. Das Programm dialog stellt viele Fähigkeiten von ncurses bereit, die aber ohne Programmierkenntnisse genutzt werden können.
Beispiele für zeichenorientierte Benutzerschnittstellen
- Audioplayer: cmus, mocp
- Chat: BitchX, irssi, ircII, WeeChat
- Dateimanager: FAR Manager, Midnight Commander, Norton Commander, ranger
- Editoren: emacs, nano, vi/vim, MS-DOS Editor
- E-Mail: mutt, pine/alpine
- Kalender: calcurse
- Packagemanager: aptitude, YaST
- Textverarbeitungen: Microsoft Word, WordPerfect
- Systemprogramme: fdisk-Variationen, Konfigurationsoption menuconfig für den Linux-Kernel (die per make menuconfig aufgerufen wird), partimage, top/htop
- Sonstige: newsbeuter, Turbo Pascal
Des Weiteren nutzen die meisten Bootloader und BIOS-Setup-Programme zeichenorientierte Benutzerschnittstellen. Auch bei vielen Installationsroutinen von Betriebssystemen handelt es sich um TUIs.