Sitzen

Das Sitzen ist eine der Grundhaltungen des Menschen. Bei dieser Körperhaltung ist der Oberkörper aufgerichtet und der größte Teil des Körpergewichtes ruht auf dem Gesäß oder den angewinkelten Oberschenkeln. Das Sitzen auf einem Sitzmöbel oder einer entsprechenden Sitzgelegenheit, die eine variable Position der Unterschenkel und ein Anlehnen des Oberkörpers erlaubt, ist eine sehr bequeme Körperhaltung, da die Muskeln und Gelenke, die der Aufrechthaltung des Körpers dienen, entlastet werden und das Körpergewicht auf eine relativ große Auflagefläche verteilt ist.

Gesellschaftliche Bedeutung

In den gesellschaftlichen Umgangsformen wird das Recht zum Sitzen wegen dessen Bequemlichkeit oft als Privileg gehandhabt:

  • In vielen Situationen gebietet es die Höflichkeit, sich nur nach Aufforderung zu setzen und einem Gast oder einer gesellschaftlich höher gestellten Persönlichkeit einen Sitzplatz anzubieten
  • Das Einnehmen eines Sitzplatzes in einer Gaststätte ist immer verbunden mit der Verpflichtung, eine Bestellung aufzugeben
  • Bei Veranstaltungen, für die Platzkarten ausgegeben werden, sind Sitzplätze teurer als Stehplätze

Eine besondere Bedeutung kommt dem Sitzen in der Symbolik von Herrschaft und Dienst zu: Der Herrschende sitzt, während der Dienende zum Stehen verpflichtet ist. Der Thron eines Herrschers ist als Sitzmöbel gestaltet, meist erhöht, damit der Herrscher auch in sitzender Stellung die Untergebenen überragt. Auch sprachlich drückt „Sitzen“ oft das Innehaben einer Machtposition aus:

  • Das Ausüben der Rechtsprechung bezeichnet man auch als „zu Gericht sitzen“.
  • Der Leiter und Entscheidungsträger in einer Organisation oder bei einer Versammlung ist der Vorsitzende.
  • Der Standort der Unternehmensleitung wird auch Unternehmenssitz genannt.
  • Ein Minister hat einen Sitz im Kabinett, ein Abgeordneter einen Sitz im Parlament.
  • Das Einnehmen eines Sitzplatzes in einem Kirchengebäude.

Sitzen im übertragenen Sinn

Im übertragenen Sinn bezeichnet Sitzen das Innehaben und die perfekte Anpassung an eine vorgegebene Position. Ein Kleidungsstück oder ein Werkstück das „sitzt“ hat die ideale Passform. „Sitzen“ kann auch ein wirkungsvoller Treffer, der in einem physischen oder verbalen Schlagabtausch sein Ziel erreicht hat.

Oft drückt man mit „Sitzen“ auch das Beharren in einer Position aus, die nicht mehr verlassen werden kann, also der Fall übermäßiger, oft auch unfreiwilliger Anpassung. Darunter fällt das Festsitzen, etwa eines Fahrzeugs oder einer Schraube, das Einsitzen im Gefängnis, das Sitzenbleiben in der Schule und das Aussitzen eines Problems.

Des weiteren gibt es auch noch den Zustand "einen Sitzen haben" für "stark alkoholisiert" sein.

Grammatik

Die Perfektform des Verbes sitzen lautet gesessen und wird im Deutschen sowohl mit sein als auch mit haben gebildet.

In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz sagt man "ich bin gesessen", während in Norddeutschland "ich habe gesessen" üblicher ist. Der Duden erkennt beide Formen als richtig an.

Siehe auch

Commons: sitting – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: sitzen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen