Palazzo della Cancelleria

Der Palazzo della Cancelleria (von ital.: “Kanzlei”, gemeint ist die päpstliche Kanzlei) ist ein Palast in Rom. Er wurde in der Frührenaissance erbaut und ist seit den Lateran- Verträgen exterritoriales Gebiet des Staates der Vatikanstadt.

Lage

Der Palast liegt in unmittelbarer Nähe des „Campo dei Fiori“, grenzt mit seiner nördlichen Seite an den „Corso Vittorio Emmanuelle II“ und wird östlich von der gleichnamigen „Piazza de la Cancelleria“ begrenzt. Die südliche Seite verläuft entlang der „Via del Pellegrino“

Baugeschichte

Der Palast wurde von 1483 bis 1511 für Kardinal Raffaelo Riario erbaut, einen Neffen [[Sixtus IV.|Papst Sixtus IV. Es ist ungeklärt, wer der Architekt war. Andrea Bregno wird ebenso genannt wie (zumindest in Mitarbeit) Bramante, genauso noch Leon Battista Alberti, der jedoch schon 1472 verstorben war, auch kommen Francesco di Giorgio Martini und Baccio Pontelli in Frage. Weiterhin gibt es noch die Auffassung, dass Entwürfe Albertis verwendet wurden, die eigentlich für die Erneuerung des Petersplatzes und des Borgo gedacht waren.

Die Fassade wurde 1495 vollendet, Kardinal Riario bezog den Palast ein Jahr später, die Vollendung der Flügel zog sich bis 1511 hin.

Äußere Gestaltung

Die Hauptfassade (östliche Seite, zur „Piazza de la cancelleria“ gerichtet) wurde aus Travertin errichtet, der vom Kolosseum und vom Triumphbogen des Kaisers Gordianus stammt. Die übrigen Seiten sind aus gelbem Sandstein gearbeitet.

Das Erdgeschoss wurde in Rustika-Mauerwerk mit relativ kleinen, rundbogigen Fenstern ausgeführt. Das Hofportal wurde erst 1589 von Domenico Fontana auf Anweisung von Kardinal Alessandro Farnese errichtet. Die beiden oberen Geschosse sind zunächst durch doppelte, auf Postamente gesetzte Pilaster gekennzeichnet. Zwischen den Pilastern sind hohe Rundfenster eingelassen (im ersten Stockwerk, im zweiten rechteckige Fenster, über denen wiederum kleine Rundbogenfenster eingefügt sind) die Verteilung der Pilaster an der Hauptfassade folgt dem Prinzip des Goldenen Schnitts. Die Seite zum „Corso Vittorio Emmanuele II.“ ist nur wenig verändert, die Verteilung der Pilaster folgt aber nicht mehr diesem Prinzip.

Innenhof

Der Innenhof ist geprägt durch die umlaufenden Rundbogenarkaden der unteren beiden Stockwerke. Die hierfür verwenden 44 Säulen sind antik und stammen möglicherweise aus der Kirche San Lorenzo in Damaso, die vom Palast umgeben wird, denkbar ist auch, dass einige davon aus dem Theater des Pompeius oder den Thermen des Diokletian stammen.

Der dritte Stock des Innenhofes ist der äußeren Fassade ähnlich, zwischen Pilastern sind kleine rechteckige Fenster eingefügt, über diesen wiederum Rundbogenfenster.

Innere Ausstattung

Von den inneren Räumlichkeiten, zumeist große Räume, sind zwei besonders erwähnenswert: Zum einen die Kapelle im ersten Stock, 1550 von Francesco Salviati eingerichtet und ausgemalt. Der wichtigste Raum ist jedoch die „Sala di cento Giorni“ (Saal der hundert Tage). Dieser Saal wurde (wie das Portal, s.o.) auf Befehl von Kardinal Alessandro Farnese von Giorgio Vasari 1546 ausgemalt. Den Namen hat er, weil Kardinal Farnese Vasari eine Frist von einhundert Tagen setzte, um die Fresken zu vollenden (die Frist wurde eingehalten). Die allegorischen Fresken verherrlichen das Leben und die Taten Papst Paul III. Das Bildprogramm stammt von Paolo Giovio, der auch als Vermittler zwischen Kardinal Farnese und Vasari fungierte. Vasari griff stellenweise auf Figuren Michelangelos in der Medici- Kapelle und auf Fresken Raffaels in den Stanzen zurück.

Weitere Geschichte

Der Palast blieb nicht lange im Besitz des Erbauers. Kardinal Riario verlor 1517 wegen seiner Beteiligung an der Verschwörung der Pazzi in Florenz durch den (Medici-) Papst Leo X. den Palast an die Kurie, diese verwendete ihn u.a. für Verwaltungszwecke, allerdings liess Kardinal Ottoboni noch ein kleines Theater einbauen. Von 1789 bis 1799 residierte die Regierung der Republik Rom im Palast, 1848 tagte das italienische Revolutionsparlament hier. Seit 1870 schließlich beherbergt der Palast die päpstliche Kanzlei, ebenso hat heute die Rota Romana im Palast ihren Sitz.