Oktoberfest

Das Oktoberfest in München (mundartlich auch d’ Wiesn) ist das größte Volksfest der Welt. Es findet seit 1810 auf der Theresienwiese im Westen Münchens statt und wird Jahr für Jahr von über sechs Millionen Menschen besucht. Für die Wiesn brauen die Münchner Brauereien ein spezielles Bier (Wiesnbier) mit mehr Stammwürze und damit auch mit höherem Alkoholgehalt.

Oktoberfest 2003 vom Riesenrad aus gesehen
Theresienwiese einen Tag vor Eröffnung 2006

Geschichte

Das erste Oktoberfest

Karte von München und Sendling mit der Theresienwiese, 1812

Oktoberfeste waren früher in Bayern keine Seltenheit. Sie dienten dazu, das eingelagerte Märzenbier vor dem Anfang der neuen Brausaison aufzubrauchen.

Das heute bekannte große Münchener Oktoberfest hat verglichen mit anderen Volks- und Schützenfesten in Deutschland eine relativ kurze Geschichte. Es fand erstmals am 17. Oktober 1810 statt. Anlässlich ihrer Hochzeit veranstalteten Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese auf einer Wiese vor den Stadtmauern Münchens ein großes Pferderennen. Seitdem heißt das Gelände Theresienwiese, woher die mundartliche Bezeichnung Wiesn für das Oktoberfest stammt.

Da sich Kronprinz Ludwig sehr für das antike Griechenland interessierte, schlug einer seiner Untertanen vor, das Fest im Stil der antiken Olympischen Spiele auszutragen. Der Vorschlag wurde begeistert aufgenommen und so hatte das Oktoberfest in den Anfangsjahren einen vorwiegend sportlichen Charakter. Es gilt heute als das Vorbild für die Olympien. Der bayerische Königshof beschloss zur Freude der Stadtbevölkerung, das Pferderennen im kommenden Jahr zur gleichen Zeit zu wiederholen. Damit begann die Tradition des Oktoberfests.

Entwicklung zum Volksfest

19. Jahrhundert

Schon im Jahr 1813 fiel das Fest zum ersten Mal aus, da Bayern in die napoleonischen Kriege verwickelt war. Doch danach wuchs die Wiesn von Jahr zu Jahr. Zur Pferderennbahn kamen Kletterbäume, Kegelbahnen und Schaukeln hinzu. 1818 wurde das erste Karussell aufgestellt. Mehrere Losstände zogen vor allem die ärmeren Stadtbewohner an, da es Porzellan, Silber und Schmuck zu gewinnen gab. 1819 übernahmen die Münchner Stadtväter die Festleitung. Von nun an sollte das Oktoberfest jedes Jahr und ohne Ausnahme gefeiert werden.

Bavaria-Statue oberhalb der Theresienwiese flankiert von den Brauereitürmen und der Enterprise

Seit 1850 wacht die knapp 20 Meter hohe Statue der Bavaria über die Festwiese. 1853 wurde die Ruhmeshalle zu Füßen der Bavaria fertiggestellt. In den folgenden Jahren fielen wieder einige Feste aus. Grund dafür waren zwei Cholera-Epidemien in den Jahren 1854 und 1873, der Preußisch-Österreichische Krieg 1866 und der Deutsch-Französische Krieg 1870.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Oktoberfest immer mehr zu dem Volksfest, das heute in aller Welt bekannt ist. Es wurde zeitlich verlängert und in den oft noch sehr schönen, warmen September vorverlegt. Seitdem fällt nur das letzte Wiesnwochenende in den Oktober. Von 1880 an genehmigte die Stadtverwaltung den Bierverkauf und 1881 eröffnete die erste Hendlbraterei. Elektrisches Licht erhellte über 400 Buden und Zelte. Um mehr Sitzplätze für Besucher und Raum für Musikkapellen zu schaffen, errichteten die Brauereien an Stelle der Bierbuden große Bierhallen. Gleichzeitig zog das Fest immer mehr Schausteller und Karussellbesitzer an, die für zusätzliche Unterhaltung sorgten.

20. Jahrhundert

Gedenksäule an das Attentat

Im Jahr 1910 feierte die Wiesn ihren 100. Geburtstag und es wurden 12.000 Hektoliter Bier ausgeschenkt. Im Bräurosl, dem damals größten Bierzelt, fanden bereits 12.000 Gäste Platz. Heute ist die Hofbräu-Festhalle mit 10.000 Plätzen das größte Bierzelt auf der Wiesn.

Von 1914 bis 1918 fiel das Oktoberfest wegen des Ersten Weltkriegs aus. 1919/1920 feierte man nur ein kleines „Herbstfest“ und schon 1923/1924 zwang die Inflation zu weiteren Absagen. Auch während des Zweiten Weltkriegs von 1939 bis 1945 fand kein Fest statt. In den Nachkriegsjahren 1946 bis 1948 gab es wenigstens wieder ein „Herbstfest“. Seit seinem Bestehen war das Oktoberfest damit 24mal ausgefallen.

1950 wurde die Wiesn von Oberbürgermeister Thomas Wimmer zum ersten Mal mit dem inzwischen traditionellen Fassanstich eröffnet und im Lauf der folgenden Jahrzehnte entwickelte sich das Oktoberfest zum größten Volksfest der Welt. Das Pferderennen wurde nach dem Krieg mit Ausnahme des 150. Jubiläums im Jahr 1960 nicht mehr veranstaltet.

Ein tragisches Datum in der Geschichte der Wiesn ist der 26. September 1980. Am Haupteingang des Festgeländes explodierte eine Bombe. Dreizehn Menschen fanden dabei den Tod, über 200 wurden verletzt, 68 davon schwer. Das Oktoberfestattentat gilt als einer der schwersten Anschläge in der deutschen Geschichte.

Luftbild vom Wiesn-Aufbau

Das Oktoberfest heute

Das Oktoberfest zieht jährlich über 6 Millionen Besucher an. Die Gäste kommen immer zahlreicher auch aus dem Ausland, vorwiegend aus Italien, aus den USA, aus Japan und aus Australien. In den letzten Jahren setzte sich zudem der Trend zur Tracht durch, so dass immer mehr der Wiesnbesucher(innen) mit Lederhosen bzw. Dirndl dorthin gehen.

Als ein wachsendes Problem erwies sich in den letzten Jahren der übermäßige Alkoholkonsum der Wiesnbesucher. Um zu vermeiden, dass die Stimmung auf der Wiesn immer mehr der Stimmung auf dem Ballermann gleicht, entwickelten 2005 die verantwortlichen Organisatoren das Konzept der Ruhigen Wiesn. Die Zeltbetreiber sind dazu verpflichtet, bis 18:00 Uhr nur traditionelle Blasmusik zu spielen und die Musiklautstärke auf 85 dB zu begrenzen. Erst abends werden auch Schlager und Popmusik gespielt. Dadurch ist das Oktoberfest auch für Familien und ältere Besucher wieder zugänglicher und die traditionelle Atmosphäre bleibt erhalten.

Höhepunkte

Pferdegespann der Hacker-Pschorr-Brauerei
Pferdekutscher in Tracht

Einzug der Wiesnwirte

1887 lag die Theresienwiese noch vor den Toren der Stadt und erstmals zogen die Wirte und Schausteller gemeinsam zur Wiesn, um das Fest zu eröffnen. Seitdem ist der Einzug der Wiesnwirte der offizielle Auftakt des Oktoberfests. Heute führen das Münchner Kindl und der amtierende Münchner Oberbürgermeister den Zug an. Ihnen folgen die prachtvoll geschmückten Pferdegespanne und Festwagen der Brauereien sowie die Kutschen der Wirte und Schausteller. Begleitet wird der Zug von den Musikkapellen der Festzelte.

Fassanstich

Nach dem Einzug auf der Wiesn sticht um Punkt 12:00 Uhr der Oberbürgermeister im Schottenhamel-Festzelt das erste Bierfass an. Mit dem Anstich und dem Ruf „O’zapft is!“ (Es ist angezapft!) gilt das Oktoberfest als eröffnet. Traditionell erhält der bayrische Ministerpräsident die erste Maß. Danach werden auch in den anderen Festzelten die ersten Fässer angezapft und Bier an die Wiesnbesucher ausgeschenkt. Jedes Jahr wartet man mit Spannung darauf, wie viele Schläge der Bürgermeister tätigt, bis das erste Bier fließt und es werden sogar Wetten abgeschlossen. Die beste Leistung liegt bei einem Schlag (Ude, 2006), es waren aber auch schon 19 Schläge erforderlich (Wimmer 1950).

Trachtenumzug

Zu Ehren der Silberhochzeit von König Ludwig I. von Bayern und Therese von Bayern fand 1835 erstmals ein Trachtenumzug statt. Seit 1950 wird dieser jährlich durchgeführt. Er ist mittlerweile einer der Höhepunkte des Oktoberfests und einer der weltgrößten Umzüge dieser Art. Am ersten Wiesn-Sonntag ziehen knapp 9000 Teilnehmer in ihren historischen Festtagstrachten vom Maximilianeum aus auf einer sieben Kilometer langen Strecke bis zur Theresienwiese. Auch dieser Umzug wird vom Münchner Kindl angeführt. Es folgen Trachten- und Schützenvereine, Musikkapellen, Spielmannszüge, farbenprächtige Fahnenschwinger und an die 40 Kutschen mit festlich geschmückten Pferdegespannen. Die Vereine und Gruppen kommen größtenteils aus Bayern, aber auch aus anderen deutschen Bundesländern, aus Österreich, aus der Schweiz und Norditalien, aus Polen und sogar aus Norwegen. Die Honoratioren der Stadt München und des Freistaates Bayern begleiten den Trachtenumzug in eigenen Kutschen.

Festzelte

Hauptartikel: Festzelte auf dem Oktoberfest
Festzelte vom Riesenrad gesehen

Auf dem Oktoberfest sind die Münchner Brauereien Spaten-Franziskaner-Bräu, Augustiner, Paulaner, Hacker-Pschorr, Hofbräu und Löwenbräu mit ihren Festzelten vertreten. Laut Betriebsvorschriften des Festes darf nur Münchner Bier der leistungsfähigen und bewährten Münchner Traditionsbrauereien, das dem Münchner Reinheitsgebot von 1487 und dem Deutschen Reinheitsgebot von 1906 entspricht, ausgeschenkt werden.[1] Dem Besucher stehen 14 große und 15 kleinere Bierzelte zur Auswahl. Da die Zelte in den letzten Jahren manchmal wegen Überfüllung kurzfristig geschlossen werden mussten, hat die Stadt München auf ihrer Homepage ein Wiesnbarometer eingerichtet, das die jeweilige Auslastung der Zelte anzeigt.

Im Löwenbräu-Festzelt 2003
Live-Musik

Maßkrüge und Diebstähle

Die in den Festzelten verwendeten Maßkrüge sind heute nicht mehr aus Ton, sondern aus Glas, um Schankbetrug zumindest zu erschweren. Sie sind Eigentum der jeweiligen Brauereien und die Mitnahme wird als Diebstahl angezeigt. Besonders in den 1980er- und 1990er-Jahren nahmen die Maßkrugdiebstähle stark überhand und das Sicherheitspersonal der Festzelte wurde angewiesen, nach Dieben Ausschau zu halten. Maßkrüge, die offiziell als Souvenir gekauft werden, sind zur einfacheren Unterscheidung mit einer farbigen Plakette markiert.

Der Wiesn-Hit

Seit einigen Jahren wird das Lied, das in den Bierzelten am häufigsten gespielt und mitgesungen wird, von der Boulevardpresse zum sogenannten Wiesn-Hit erklärt. Als Wiesn-Hit des Jahres 2006 kristallisierte sich die WM-Hymne der Band Sportfreunde Stiller 54, 74, 90, 2010 heraus. Da vielen Wiesnbesuchern die Texte nicht immer geläufig sind, gibt es eine Wiesn-Singfibel mit den beliebtesten Liedern.

Attraktionen

Willenborgs Oktoberfest-Riesenrad

Auf dem Oktoberfest gibt es an die 200 Schaustellerbetriebe, davon sind knapp 80 Fahrgeschäfte. Viele Schaustellerfamilien sind seit Beginn des 20. Jahrhunderts auf der Wiesn vertreten. Zu den beliebten, nostalgischen Attraktionen kommen jedes Jahr neue Fahrbetriebe, die auf dem Stand modernster Technik für Nervenkitzel sorgen.

Riesenrad

Das Riesenrad wurde erstmals im Jahr 1880 aufgestellt und hatte zu diesem Zeitpunkt eine Höhe von 12 Metern. Heute zählt Willenborgs Riesenrad mit einer Höhe von 48 Metern seit dem Jahr 1979 zu den bekanntesten Attraktionen und bietet Fahrgästen einen sehenswerten Blick über die Festwiese.

Krinoline

Die Krinoline ist ein traditionelles Rundkarussell, das seit 1924 auf dem Oktoberfest steht. Die runde Form und die schwankende Bewegung erinnern an eine Krinoline. Noch bis 1938 wurde das Karussell mit Muskelkraft bewegt und bis heute wird die Musik live von einer Blaskapelle gespielt.

Toboggan

Toboggan

Der Toboggan ist eine Turmrutschbahn, die es seit 1906 auf dem Oktoberfest gibt. Das Wort Toboggan entstammt der Sprache der kanadischen Algonkin-Indianer und bezeichnet einen leichten Schneeschlitten. Mittels eines schnell laufenden Förderbandes werden die Fahrgäste auf etwa acht Meter Höhe transportiert. Von der Turmspitze rutscht man mit hoher Geschwindigkeit in einer sich um den Turm windenden Holzrinne wieder nach unten. Der besondere Reiz für die Zuschauer sind die Versuche der Fahrgäste, das Förderband zu betreten. Bei diesem bewegt sich, anders als bei einer Rolltreppe, der Handlauf nicht mit und wer sich festhält, dem zieht es unweigerlich die Füße weg.

Teufelsrad

Das Teufelsrad kam 1910 auf. Es handelt sich um eine liegende, drehbare Holzscheibe mit etwa fünf Metern Durchmesser. Die Besucher werden aufgefordert, sich darauf zu setzen oder zu legen und sich bei ständig steigender Drehzahl so lange wie möglich auf dieser Scheibe zu halten. Mitarbeiter des Fahrgeschäfts versuchen mit Hilfe eines Strohsacks, die Teilnehmer „herunterzukegeln“ oder sie mit einem Lasso herunterzuziehen. Ein Rekommandeur, der die Vorgänge mit derbem bayerischen Humor kommentiert, macht das Teufelsrad zu einem besonderen Vergnügen für die Zuschauer.

Schichtl

„Der Schichtl“, benannt nach seinem Gründer Michael August Schichtl (1851–1911), ist seit 1869 fester Bestandteil des Oktoberfestes. In kurzen Vorstellungen werden Zaubereien und Kuriositäten präsentiert. Berühmt wurde der Schichtl durch die Enthauptung einer lebendigen Person mittels Guillotine, die (mit einem der Zuschauer als Enthauptungsopfer) bis heute aufgeführt wird. Der Spruch „Auf geht’s beim Schichtl“ ist zumindest im Münchner Raum noch immer allgemein bekannt.

Pitt’s Todeswand

Datei:Oktoberfest 2005.jpg
Olympia Looping bei Nacht

Pitt’s Todeswand besteht aus einem großen, hölzernen Zylinder von etwa zwölf Metern Durchmesser und acht Metern Höhe. An seiner Innenwand rasen Motorradfahrer nur durch die Fliehkraft gehalten bis dicht an die Oberkante, an der die Zuschauer stehen. Dabei vollführen sie allerlei akrobatische Kunststücke. Das Unternehmen ist seit 1928 auf dem Oktoberfest und aus dieser Zeit stammen auch die Motorräder.

Moderne Fahrgeschäfte

Zu den modernsten Fahrgeschäften zählen der Olympia Looping – die größte mobile Achterbahn der Welt mit fünf Loopings – und der Euro-Star, bei dem die Wagen an den Schienen hängen und die Füße der Fahrgäste frei in der Luft baumeln. Auch gastiert seit dem Jahr 2005 erneut wieder die letzte, noch in Deutschland reisende Enterprise.

Daten

Termine/Öffnungszeiten

Aufgrund des oft kühlen Wetters im Oktober beginnt das Oktoberfest seit 1872 schon im September. Eröffnet wird stets am Samstag nach dem 15. September, Ende des Festes ist traditionell der erste Sonntag im Oktober. Seit 2000 gilt folgende Regel: Fällt der erste Oktobersonntag auf den 1. oder 2. Oktober, wird das Fest bis zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober verlängert. Damit dauert das Fest mindestens 16 und höchstens 18 Tage; es beginnt frühestens am 16., spätestens am 22. September und endet frühestens am 3., spätestens am 7. Oktober.

Oktoberfesttermine zwischen 2000 und 2015

Haupteingang zur Wirtsbudenstraße
Jahr Termin Besonderheit
2000 16. Sep. bis 3. Okt. 18 Tage
2001 22. Sep. bis 7. Okt.
2002 21. Sep. bis 6. Okt.
2003 20. Sep. bis 5. Okt.
2004 18. Sep. bis 3. Okt. Mit ZLF *
2005 17. Sep. bis 3. Okt. 17 Tage
2006 16. Sep. bis 3. Okt. 18 Tage
2007 22. Sep. bis 7. Okt.
Jahr Termin Besonderheit
2008 20. Sep. bis 5. Okt. Mit ZLF *
2009 19. Sep. bis 4. Okt.
2010 18. Sep. bis 3. Okt. 200 Jahre Oktoberfest
2011 17. Sep. bis 3. Okt. 17 Tage
2012 22. Sep. bis 7. Okt. Mit ZLF *
2013 21. Sep. bis 6. Okt.
2014 20. Sep. bis 5. Okt.
2015 19. Sep. bis 4. Okt.

* → Bayerisches Zentral-Landwirtschaftsfest

Die Festzelte öffnen am ersten Wiesn-Samstag bereits um 9:00 Uhr, Bier wird allerdings erst ab 12:00 Uhr nach dem ersten Anstich ausgeschenkt. Unter der Woche sind die Zelte von 10:00 Uhr bis 23:30 Uhr, am Wochenende von 9:00 Uhr bis 23:30 Uhr geöffnet. Der Bierausschank endet um 22:30 Uhr. Die Verkaufsstände und Fahrgeschäfte öffnen in der Regel um 10:00 Uhr und schließen um 23:30 Uhr, an den Samstagen um 24:00 Uhr.

Hähnchenbraterei

Die Wiesn in Zahlen

  • Die Theresienwiese ist 42 Hektar groß. Die Fläche des Festgeländes beträgt 31 Hektar.
  • Die durchschnittliche Besucherzahl beträgt jährlich um die 6 Millionen. 2006 wurden 6,5 Millionen Besucher verzeichnet. Der bisherige Rekord wurde 1985 mit 7,1 Millionen Besuchern erreicht.
  • Für 100.000 Personen stehen Sitzplätze zur Verfügung.
  • Jährlich arbeiten etwa 12.000 Personen auf der Wiesn, davon sind 1.600 Kellnerinnen.
  • Durchschnittlich werden jedes Jahr rund 60.000 Hektoliter Bier und knapp 500.000 Brathendl verkauft.

Informationen

Sicherheit auf der Wiesn

Technische Unfälle sind in der Geschichte des Oktoberfestes selten. Die Fahrgeschäfte werden im Vorfeld intensiv geprüft. Die Aufgabe der technischen Prüfung übernimmt traditionell die Abteilung Seilbahnen und fliegende Bauten des heutigen TÜV Süd. Dennoch ereignete sich am 30. September 1996 auf der Euro-Star-Achterbahn ein Auffahrunfall, bei dem es 26 Verletzte gab. Ursache war der unbemerkt gebliebene Verschleiß der Sicherheitsbremse des auffahrenden Zuges. Die Münchner Staatsanwaltschaft leitete damals ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen einen Ingenieur des TÜV München ein, das aber eingestellt wurde.[2]

Um die Zahl der Diebstähle, Schlägereien und sexuellen Übergriffe rund um die Wiesn zu senken, wurden in den letzten Jahren die Maßnahmen zum Schutz der Besucher erweitert. So startete zum Beispiel 2003 die Aktion Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen.

2004 wurde im Behördenhof des Oktoberfestes ein neues Servicezentrum eingerichtet, in dem die Polizei, die Berufsfeuerwehr München und das Bayerische Rote Kreuz stationiert sind. Für das Oktoberfest wird eine eigene Polizeiinspektion aufgestellt, die unter der Notrufnummer 5003220 zu erreichen ist. Auf Grund der zahlreichen italienischen Wiesnbesucher sind seit 2005 auch Polizeibeamte der italienischen Polizei vor Ort. Das Bayerische Rote Kreuz ist seit Jahrzehnten für den Sanitätsdienst auf der Wiesn zuständig. Im Behördenhof stehen ein Notarzteinsatzfahrzeug und eine vollausgestattete Krankenstation mit einem kleinen OP-Raum zur Verfügung. Um in dem Gedränge einigermaßen zügig voranzukommen, hat sich der Einsatz von Schiebetragen mit Sichtschutzplanen bewährt (Spitzname: Banane oder gelber Sarg).

Energieversorgung

„Skater“ am Abend
Oktoberfest 2003 bei Nacht gesehen vom Riesenrad

43 Kilometer Kabel versorgen die Wiesn über 18 zum Teil unterirdische Trafostationen mit Energie. Der Stromverbrauch des Oktoberfests beträgt ca. 2,9 Millionen Kilowattstunden. Das entspricht in etwa 13 % des täglichen Strombedarfs in München. Ein großes Festzelt benötigt durchschnittlich eine Leistung von 400 Kilowatt, größere Fahrgeschäfte 300 Kilowatt. Zur Versorgung der Zelte mit Erdgas wurde ein vier Kilometer langes Netz aus Gasleitungen verlegt. Der Gasverbrauch beläuft sich auf 180.000 Kubikmeter für den Küchenbetrieb und 20.000 Kubikmeter zum Beheizen der Biergärten. Einige Festzelte beziehen den von den Stadtwerken München angebotenen Öko-Strom, um so einen Beitrag gegen die Umweltverschmutzung zu leisten.

Da selbst ein kurzzeitiger Stromausfall zu einer Massenpanik führen könnte, wurde die gesamte Stromversorgung zweifach angelegt und separat gespeist. Sogar die Lampen der einzelnen Festzelte werden so von zwei verschiedenen Trafostationen versorgt.

Um für genügend Kapazität der Mobilfunknetze zu sorgen, werden jedes Jahr etliche mobile Sendemasten auf dem Wiesngelände und seit 2005 auch in einem Festzelt aufgestellt.

Verkehrssituation

Die Münchner Verkehrsgesellschaft befördert nach eigenen Angaben knapp 4 Millionen Besucher von und zur Festwiese. Vor allem in den Abendstunden sind die U- und S-Bahnen voll besetzt. Der U-Bahnhof Theresienwiese wird in Stoßzeiten im 2-Minuten-Takt angefahren und muss nach der Sperrstunde der Bierzelte gelegentlich wegen Überfüllung geschlossen werden. Um den reibungslosen Betrieb und die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten, setzen die Münchner Verkehrsgesellschaft mbH und die Deutsche Bahn AG verstärkt Sicherheitspersonal ein.

Auch im Straßenverkehr kommt es zu größeren Beeinträchtigungen. Da zahlreiche Wiesnbesucher trotz des Alkoholkonsums ihren Heimweg mit dem Auto antreten, werden von der Bayerischen Polizei groß angelegte Alkoholkontrollen durchgeführt. Ringstraßen und Autobahnen im Münchner Umland werden dazu bis auf eine Spur gesperrt. Dadurch kommt es zu Rückstaus.

Besonders zum mittleren Wiesn-Wochenende reisen viele Italiener mit Wohnwägen an (dieses Wochenende wird von den Münchnern daher auch als „Italiener-Wochenende“ bezeichnet). Das veranlasste die Stadtverwaltung dazu, in weiten Teilen der Stadt ein Campingverbot zu verhängen und gesonderte Pärkplätze außerhalb der Stadt, jedoch im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs einzurichten. Große Flächen stehen zum Beispiel nahe der Allianz Arena zur Verfügung. Trotzdem ist die Parkplatzsituation rund um die Theresienwiese angespannt und es wird rigoros abgeschleppt.

Abfall und Toiletten

Datei:Oktoberfest-00.JPG
Wegweiser zu den Toiletten

Jährlich fallen auf dem Oktoberfest knapp 1.000 Tonnen Restmüll an. Jeden Morgen schaffen viele Helfer Berge von Müll weg und spritzen die Wege sauber. Die Reinigung bezahlt zu einem Teil die Stadt München und zum anderen Teil die Sponsoren.

Nachdem im Jahr 2004 die Warteschlangen vor den Toilettenanlagen so lang wurden, dass die Polizei den Zugang regeln musste, wurde im Folgejahr die Zahl der Toiletten um 20 % erhöht. Jetzt stehen rund 1.800 Sitz- und Stehplätze zur Verfügung.

Viele Wiesngäste suchen das „stille Örtchen“ auch auf, um hier in „Ruhe“ zu telefonieren. Aus diesem Grund plante man im Jahr 2005, einen Faradayschen Käfig um die Toiletten zu installieren und dadurch das Telefonieren mit dem Mobiltelefon zu unterbinden. Allerdings sind derartige Konstruktionen in Deutschland nicht zugelassen und man stellte stattdessen Verbotsschilder auf.

Das Plakat

Seit 1952 gibt es jedes Jahr ein neues Plakat zum Münchner Oktoberfest. Die Stadt selbst ruft diesen Wettbewerb aus. Seit 2000 ist er, vom Stadtrat beschlossen, nur noch ein geschlossener Wettbewerb. Das offizielle Wiesnplakat ist mit dem Wiesnlogo versehen, wird weltweit zum Werbeeinsatz gebracht und ziert seit 1978 auch den limitierten Sammlerkrug.

Ähnliche Volksfeste

Nach dem Vorbild der Münchner Wiesn entstanden überall auf der Welt ähnliche Volksfeste. Zu den größten zählen das Oktoberfest in Kitchener in Kanada mit rund 700.000 Besuchern jährlich und das Oktoberfest in Blumenau in Brasilien mit rund 600.000 Besuchern jährlich.

Auch in Deutschland gibt es weitere Oktoberfeste. Das Oktoberfest Hannover ist das zweitgrößte Oktoberfest der Welt mit jährlich über einer Million Besuchern.

Unter dem Stichwort Volksfeste in Deutschland sind weitere Feste und nähere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen zu finden.

Wissenswertes

  • Nur 1,5 Sekunden im Schnitt benötigen geübte Schankkellner zum Füllen eines Maßkrugs.
  • Einem „besonders geschickten“ Schankkellner gelang es, aus einem 200-Liter-Fass 289 Maß Bier einzuschenken. Dass solche Rekorde die Ausnahme bleiben, dafür sorgt der Verein gegen betrügerisches Einschenken. Er wacht darüber, dass die Differenz zwischen einer Maß und einem Liter höchstens 0,1 Liter beträgt.
  • Das größte Blaskonzert der Welt findet jedes Jahr am zweiten Wiesnsonntag statt. Die etwa 300 Musiker der Kapellen aller Festzelte spielen vor der Bavaria auf.
  • Briefe, die in die auf dem Oktoberfest aufgestellten Briefkästen gesteckt werden, werden mit einem Sonderstempel der Post versehen. Sie sind begehrte Sammlerstücke.
  • Eine Attraktion, die es auf anderen Volksfesten nicht gibt, ist der Flohzirkus. Er ist seit 1948 auf der Wiesn und eine Mannschaft von etwa 60 Flöhen begeistert vor allem die Kinder.
  • Der wohl berühmteste Hilfsarbeiter beim Aufbau der Wiesn war Albert Einstein. Als Lehrling einer Elektrofirma drehte er im Schottenhamel-Festzelt Glühlampen ein.

Literatur

  • Maria von Welser, Münchner Oktoberfest, Bummel-Verlag, München 1982, ISBN 388781004X
  • 175 [Hundertfünfundsiebzig] Jahre Oktoberfest: 1810–1985, herausgegeben von der Landeshauptstadt München, zusammengestellt von Richard Bauer u. Fritz Fenzl, Bruckmann-Verlag, München 1985, ISBN 3-7654-2027-1
  • Reiner Stolte, Die Geschichte vom Münchner Oktoberfest – The History of the Munich Oktoberfest, Comic, Herbert-Utz-Verlag, München 2004, ISBN 3-8316-1168-8
  • Brigitte Veiz, Das Oktoberfest, Masse, Rausch und Ritual, Psycho-Sozial-Verlag 2006, ISBN 3898064840

Weblinks

Commons: Oktoberfest – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. München.de: Wiesn-Geschichte – Zur Historie des Oktoberfestes: Die Wiesn hier und heute
  2. Presseerklärung der Staatsanwaltschaft München Ⅰ: Langwierige Ermittlungen wegen Eurostar-Unfall auf dem Oktoberfest 1996 abgeschlossen, 19. Januar 2000

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