Militärische Gesellschaft

Die Militärische Gesellschaft war eine Vereinigung, die von 1801 bis 1805 bestand. Sie verstand sich als Diskussionsforum preußischer Offiziere verschiedenster Ränge und Waffengattungen um sich mit dem Kriegswesen der damaligen Zeit zu beschäftigen.

Organisation

Die Vereinigung wurde am 1. Juli 1801 u.a. von Scharnhorst (1755-1813) in Berlin ins Leben gerufen. Aber erst am 24. Januar 1802 erhielt die Gesellschaft ihre Satzung. Scharnhorst, der auch die Berliner Kriegsschule leitete, war selbst Direktor der Gesellschaft und organisierte die einzelnen Sitzungen. Präses wurde Generalleutnant Ernst Philipp von Rüchel (1754-1823), der die Statuten bestätigen musste. Auch die Wahl Rüchels war nicht zufällig. Er war zu diesem Zeitpunkt bereits als Leiter der Reformen des militärischen Bildungswesens in Erscheinung getreten und war danach zum Inspekteur sämtlicher Militärbildungseinrichtungen ernannt worden. Somit lag die Führung der Vereinigung in den Händen der wichtigsten Organisatoren des militärischen Bildungswesens.

Zu Beginn des Jahres 1803 gehörten der Militärischen Gesellschaft ca. 120 Offiziere an, doch bereits ein Jahr später war die Zahl auf 188 angestiegen. Es musste sogar ein Zweigverein in Potsdam eingerichtet werden, um die steigenden Mitgliederzahlen aufzufangen. Um Mitglied zu werden musste man eine militärische Abhandlung einschicken, welche dann in einer Sitzung diskutiert wurde. Auch Zivilisten konnten der Vereinigung beitreten sofern sie einer Tätigkeit nachgingen, die mit dem Militär verbunden war. Für Prinzen, Regimentskommandeure und Generaladjutanten bestamd jedoch keine Pflicht zum Einreichen eines solchen Leistungsnachweises. Damit solllte erreicht werden, dass auch sie in die Gesellschaft eintraten und die Zusammensetzung der Vereinigung eine breitere soziale Basis fand.

Die schriftlichen Beiträge der Mitglieder wurden, wenn sie vom Präses genehmigt worden waren, in den "Denkwürdigkeiten der Militärischen Gesellschaft in Berlin" (5 Bde.) herausgegeben. Die Zeitschrift erschien zwischen 1802 und 1805 und diente vor allem auch Scharnhorst als Plattform für seine Reformideen. Zusätzlich wurden regelmäßig Wettbewerbe veranstalltet, zu denen die Teilnehmer anonyme Preisschriften einreichten. Diese Schriften waren naturgemäß besonders kritisch und wurden kontrovers diskutiert.

Die Krisen des Jahres 1805 und der drohende Krieg gegen Frankreich beendeten schließlich die Tätigkeit der Militärischen Gesellschaft. Ihre lezte Sitzung fand am 24. April 1805 statt.

Bedeutung

Zweck der Militärischen Gesellschaft bestand in erster Linie in der Bildung des Offizierskorps durch den Austausch und die Auswertung von Kriegserfahrungen. Ein anderes Anliegen war die Besprechung neuerer Militärliteratur, um die Offiziere über den aktuellen Stand der Kriegskunst auf dem Laufenden zu halten. Zu den Hauttätigkeiten zählte deshalb die Untersuchung des Kriegswesen besonders im Hinblick auf die Umwälzungen der Revolutionskriege. Die Untersuchungen und die in in den Sitzungen geführten Diskussionen bereiteten den Boden für ein fortschrittliches Denken und die Militärreformen der Jahre 1807 bis 1815. (Viele Mitglieder der Gesellschaft gehörten später zu den Reformern um Scharnhorst.) Vor allem bildete die Gesellschaft ein wichtiges Element bürgerlicher Öffentlickkeit, da auch Nicht-Adlige zugang hatten. Obwohl sich vor allem jungen aufgeschlossene Offiziere für die Vereinigung interessierten, darf nicht unerwähnt bleiben, dass ihr auch viele konservative und reaktionäre Soldaten angehörten. Dies war nicht von vorn herein schlecht, denn man hoffte auf diese Weise Altes und Neues miteinander verbinden zu können. Trotzdem kam es oft zu heftigen Debatten zwischen Konservativen und Reformern.

Bekannte Angehörige der Militärischen Gesellschaft