Meddewade

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Meddewade (niederdeutsch Meddewaad) ist eine Gemeinde im Kreis Stormarn in Schleswig-Holstein.

Lage

Das Dorf ist 4 km von Bad Oldesloe, 5 km von Reinfeld, 15 km von Lübeck und 47 km von Hamburg entfernt. Sein 312 ha großes Gebiet liegt im stark kupierten Hügelgelände einer Endmoränenlandschaft, welche durch die Weichseleiszeit geformt wurde und die größtenteils aus Dauerweiden besteht. Meddewade besitzt seit Ende des 18. Jahrhunderts keinen Wald mehr, die letzten Bäume wurden 1787 abgeholzt, um Felder anzulegen. Sein höchster Punkt befindet sich im Süden mit 51,5 m über NN, sein tiefster Punkt im Norden mit 2,8 m über NN. Im Norden wird es durch die Trave begrenzt, im Süden durch die A 1. Meddewade grenzt an Bad Oldesloe, Rethwisch, Barnitz, Feldhorst und Reinfeld. Über die Kreisstraße 67 ist das Dorf an Bad Oldesloe und Benstaben angebunden, von ihr zweigt im Ort die Kreisstraße 68 ab, die es mit Rethwischdorf und Steensrade verbindet.

Name

Die Deutung des Namens Meddewade ist nicht gesichert, es existieren unterschiedliche Interpretationen, die ihn auf medwoda („Süßwasser“), bezogen auf den Fluss Trave, an dem sich das Dorf befindet, zurückführen, oder auch als „sumpfige Wiese“ (mede von englisch meadow = „Wiese“; wade = „Sumpf) in Anlehnung an die oft überschwemmten Travewiesen deuten.[1] Eine weit verbreitete Ableitung von Midwalde („Mittenwalde“), welches in einer Urkunde von 1189 erwähnt wird, erscheint zweifelhaft,[2] stattdessen führt Otto Stein[3] den Namen über die slawische Ortsbezeichnung Medvedy und ähnliche Ortsnamen in Mecklenburg-Vorpommern (Medwege), Polen und Russland auf Mädwädj (slawisch „Bär“) zurück und vermutet eine Ortsgründung durch die Wenden.

Geschichte

Das Gebiet, in dem heute Meddewade liegt, wurde bereits vor 5000–10000 Jahren besiedelt. Im Dorfgebiet selbst fand man Flintstein-Artefakte, Reste von 14 bronzezeitlichen Hügelgräbern und eisenzeitliche Urnenfelder. Direkte Ansiedlungsspuren für das Dorfgebiet sind erst ab dem 8. Jahrhundert nachweisbar, es ist jedoch noch nicht geklärt, ob es sich bei den Siedlern um germanische oder slawische Stämme handelte.[4]

Eine erste Erwähnung des Namens Midwalde in der Gründungsurkunde des Klosters Reinfeld von 1189 bezieht sich nicht auf das Dorf, sondern auf ein nicht näher lokalisiertes Waldstück in der Nähe des Klosters, der Name wurde erst im 14. Jahrhundert in das Dokument eingefügt.[5] Die erste gesicherte urkundliche Erwähnung des Dorfes befindet sich im Zehntregister des Bischofs Schele zu Lübeck aus dem Jahre 1433.[6] Bis 1582 gehört Meddewade zu den Ländereien des Klosters Reinfeld, danach fällt es zusammen mit Reinfeld an das Herzogtum Schleswig-Holstein-Plön. Für die Jahre 1640/41 sind zwei ansässige Familien für das Dorf verbürgt.

1671 fällt Meddewade mit dem Tode des Plöner Herzogs Joachim Ernst an das neu gegründete Herzogtum Holstein-Rethwisch und damit in die Leibeigenschaft zu dessen Herzog Joachim Ernst der Jüngere von Holstein-Rethwisch. Meddewade stellt während der Leibeigenschaft Treidler zum Ziehen der Lastkähne auf der Trave, im Dorf selbst gibt es nur wenige Bauernhöfe mit Land, viel mehr Katen, zu denen selbst kein Land gehört. Nach dem Tod des Herzogs Friedrich Carl, der keine männlichen Erben hinterlässt, übernimmt 1761 der dänische König Friedrich der Gute das Herzogtum und damit auch das Dorf.

1773 besteht Meddewade aus „6 halben Hufen, 7 Viertelhufen, 3 Zwölftelhufen, 10 Kleinst-Insten und 5 Eigentums-Kätnern.“ (Landesarchiv Schleswig, Abteilung 66 Nummer 7543[7])

Als 1774 das Vorwerk Rethwisch wegen mangelnder Erträge aufgelöst wird, endet auch die Leibeigenschaft für die Bewohner Meddewades, die Ländereien werden an die Untertanen verteilt.

Entwicklung der Einwohnerzahlen Meddewades von 1803 bis 2003

1825 wird die Größe des Gebietes von Meddewade mit 456 Tonnen angegeben[8], dies entspricht einer Fläche von 287,6 ha. Das Dorf besteht nun aus sechs Halbhufen, sechs Viertelhufen, drei Zwölftelhufen und 18 Katen.

1877 legt das Landratsamt für den Kreis Stormarn in Wandsbek den Namen „Meddewade“ fest, nachdem 450 Jahre lang die unterschiedlichsten Schreibungen verwendet wurden. Ab 1889 gehört Meddewade zum Amtsbezirk Rethwisch.

Eines von zwei noch existierenden Reetdachhäusern in Meddewade

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges nimmt die Gemeinde 200 Flüchtlinge aus dem Osten auf, 1949 sind im Dorf 16 landwirtschaftliche Betriebe ansässig (2003: einer). Von den 1949 noch neun reetgedeckten Häusern existieren 2003 noch zwei.

Seit 1948 gehört Meddewade zum Amt Bad Oldesloe-Land.

Die Großbäckerei als wichtiger Wirtschaftsfaktor

Meddewade, Blick auf den ehemaligen Backshop und die Großbäckerei

1887 wird in Meddewade eine Genossenschaftsmeierei gegründet, um den Bauern den Vertrieb ihrer Milch zu erleichtern. Im Zuge der Verstaatlichung im Dritten Reich wird der Betrieb eingestellt und auf die umliegenden größeren Meiereien verteilt.

Im Herbst 1954 übernimmt der Berliner Unternehmer Paech das Gebäude als Filiale für seine Großbäckerei und baut es großzügig aus. Während im ersten Jahr zehn Mitarbeiter an zwei Steinöfen arbeiten, sind es sechs Jahre später bereits 140 Mitarbeiter.[9] In den Jahren von 1956 bis 1980 steigt die Einwohnerzahl Meddewades um über 140%. Bis 1967 werden die Mitarbeiterzahlen nochmals verdoppelt, der Bäckereibetrieb wird in ganz Schleswig-Holstein bekannt und beliefert 1800 Kunden von Meddewade aus. 1985 beschäftigt die Bäckerei 380 Mitarbeiter, davon sind 22,6% Meddewader.

Im Rahmen des Aufbaus der Bäckerei wird auch die Infrastruktur Meddewades verbessert und erweitert. Ab 1962 werden die Gemeindewege und die Verbindungsstraßen nach Bad Oldesloe und Steensrade ausgebaut. 1962 erhält Meddewade nach einem Eilantrag Anschluss an die Wasserversorgung des Wasserbeschaffungsverbands Reinfeld-Land, 1972–75 erfolgt der Bau einer Vollkanalisation mit eigenem Klärwerk. An den entstehenden Kosten beteiligt sich die Bäckerei Paech in den Jahren 1972–1980 mit insgesamt 480000 DM. 1975 wird das Dorf an die Erdgasleitung von Bad Oldesloe nach Reinfeld angeschlossen.

Nach finanziellen Schwierigkeiten der Mutterfirma wird die Bäckerei 1986 kurzfristig von Horst Schiesser, danach von der Bäckerei Wendeln übernommen. 2000 übernimmt die Bäckerei Kamps die Fabrik, von den einst 380 Arbeitsplätzen sind noch 220 verblieben, davon nur neun von Meddewadern belegt. 2003 wird die Brotfabrik geschlossen.

Kultur

Die alte Schule in Meddewade

Nachdem die Meddewader und Sehmsdorfer Schüler von 1731 bis 1857 die Schule im Nachbarort Benstaben besuchen mussten, wurde 1857 ein Schulneubau im zentraler liegenden Meddewade genehmigt. Die Schülerzahl betrug 1915 94, 1949 waren es 180 Schüler aus Meddewade, Benstaben und Sehmsdorf, die von vier Lehrern unterrichtet wurden. Ende der 1960er wurde der Schulverband der drei Gemeinden aufgelöst und die Schüler bis 1973 an Schulen in Bad Oldesloe verlegt. Seitdem wurden die Räumlichkeiten der Schule für den 1975 gegründeten Jugendclub, von 1985 bis 1995 vom Meddewader Kindergarten und bis heute für weitere Gemeindeaktivitäten genutzt. Seit 1999 wurde die Schule auf Gemeindekosten saniert und umgebaut und durch Dusch- und Umkleideräume für den Sportverein ergänzt. Die Sanierungsarbeiten sollen 2008 zum 150-jährigen Bestehen der Schule abgeschlossen werden.

Die Freiwillige Feuerwehr von Meddewade wurde 1889 gegründet. 1966 erhielt sie eine Erinnerungstafel der Stadt Lübeck für ihre Hilfeleistung beim Wakenitz-Hochwasser und im Mai 1980 das bis dato modernste Löschfahrzeug des Kreises Stormarn.[10]

Weiterhin gibt es einen 1977 gegründeten Sportverein, den SV Meddewade von 1977 e. V. mit Mannschaften in Gymnastik, Tischtennis und Fußball und über 100 Mitglieder (1980), den 1912 gegründeten Sparclub und Kulturverein „Edelweiß“, einen Skatclub und weitere Vereine in Meddewade.

Politik

Bürgermeister Meddewades seit 1952
1952–1962 Heinrich Gerke sen. (Ehrenbürgermeister seit 3. April 1962)
1962–1978 Ernst Püttjer
1978–1979 Gustav Jannsen
1979–1982 Friedrich Wilhelm Zunft
1982–1986 Heinrich Gehrke
1986–1998 Henry Barkmann
seit 1998 Marleen Wulf

Die Gemeindevertretung besteht seit 2003 aus Berthold Knaack, Frank Kronziel, Marlies Müller, Herbert Schaal, Marleen Wulf, Jürgen Voß, Wolfram Zieske (alle TEAM), Hansjürgen Boller, Hans-Werner Hillers, Bernd Olsowski (alle Wählergemeinschaft Meddewade) und Jürgen Anderßen (SPD).

Die Wählergruppe Meddewade wurde am 22. Januar 1962 gegründet, die Wählergemeinschaft TEAM („Tolerante, Engagierte, Aktive Meddewader“) besteht seit 1996 und ist seit 1998 im Gemeinderat vertreten.

Wappen

Meddewade, Friedenseiche und Gedenkstein für die Opfer der beiden Weltkriege

Blasonierung: „In Grün ein blau gefüllter goldener Göpel. In den Winkeln oben rechts ein goldenes Eichenblatt, links eine goldene Ähre, unten ein silberner Wellenbalken.“[11]

Der Göpel stellt die Ortsmitte Meddewades da, von dem die Straßen nach Bad Oldesloe, Rethwisch und Benstaben ausgehen. Das Eichenblatt steht für die 1871 gepflanzte Friedenseiche, die Ähre für den landwirtschaftlichen Ursprung des Dorfes. Der silberne Wellenbalken symbolisiert die Trave.

Das Wappen wurde im August 2000 genehmigt.

Quellen

  1. Schulz, Lenius, Schneider; S. 33
  2. „…, dass es vorher Midwade hieß. Eine alte Reinfelder Chronik bestätigt dasselbe und fügt hinzu, dieser seltsame Name bedeute Mittenwalde […] dass vade sich nie in wald, und wald zwar in wohld aber nie wieder in wade verwandelt, dass man nicht das sprachlich leichtere l fortgelassen hätte.“ (Ludwig Frahm: Oldesloer Landbote, 25. 8. 1896, zitiert nach D. Moßner, E. Moßner, Hillers; S. 28)
  3. Otto Stein, Die Heimat, 1940-43; S. 54
  4. D. Moßner, E. Moßner, Hillers; S. 17
  5. Johansson 1895
  6. „Vresenbouch et Poggensee et Scraupendorpe et Sewenstorpe et Midwade et Benstouen, he 6 ville dant decimam agrariam proposito Lubicensi.“ (zitiert nach D. Moßner, E. Moßner, Hillers; S. 34)
  7. zitiert nach D. Moßner, E. Moßner, Hillers; S. 52
  8. Landesarchiv Schleswig, Abteilung 400 I., Nummer 266; zitiert nach D. Moßner, E. Moßner, Hillers; S. 74
  9. Schulz, Lenius, Schneider; S. 34ff.
  10. Schulz, Leinius, Schneider; S. 38
  11. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein

Weiterführende Literatur

  • Meddewade; Chronik eines Dorfes im Kreis Stormarn – Gemeinde Meddewade; Zusammengestellt von Doris und Eckhard Moßner und Hans-Werner Hillers; 2004, Wachholtz Druck Gmbh, Neumünster
  • Bad Oldesloe-Land; das Amt und seine Gemeinden – Amtsverwaltung Bad Oldesloe-Land; Zusammengestellt von Gerhard Schulz, Hermann Leinius und Ernst Schneider; 1987 Wachholtz Druck, Neumünster

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