Maujahn

Maujahn-Moor

Der Maujahn ist ein Kesselmoor, das sich in einer Geländehohlform gebildet hat. Das Gebiet liegt gut zwei Kilometer westlich der Stadt Dannenberg (Elbe) im nordöstlichen Niedersachsen. Landschaftsräumlich gehört es zum subkontinentalen Niederen Drawehn, der östlichen Abdachung der saale-eiszeitlichen Osthannoverschen Endmoräne. Die Naturräumliche Haupteinheit ist „D28 – Lüneburger Heide“, Untereinheit: „Ostheide“, nahe am Übergang zur Haupteinheit „D29 – Wendland (Altmark)“. Die Mooroberfläche befindet sich auf ca. 25 m NN, die umgebenden Geesthügel erreichen Höhen über 50 m NN (höchster Punkt im Hohen Drawehn ist der „Hohe Mechtin“ mit 142 m NN).


Die Geländehohlform entstand vor ca. 7000 Jahren durch Einbrüche eines im Untergrund befindlichen Salzstockes (siehe Erdfall, Doline). Dank moorstratigrafischer Untersuchungen von B. LESEMANN (1969) weiss man, dass sich auf der Talsohle zunächst ein Bruchwald mit einer Torfmoosdecke entwickelte. Vor ca. 500 Jahren kam es offenbar zu einem erneuten Einsturz, in dessen Folge sich zwei größere Trichter bildeten. Diese füllten sich mit Wasser, die Torfmoosdecke schwamm auf und bedeckte die Oberfläche des Sees. Heute hat diese begehbare, geschlossene Schwingrasen-Schicht eine Mächtigkeit von 2,5 bis 4 m. Darunter befindet sich im östlichen Trichter ein bis zu 16 m tiefer Wasserkörper. Auch oberirdisch zeigt das Gelände das markante Relief eines Erdfalls: Der östliche Moortrichter wird halbkreisförmig von bis zu 15 m aufragenden, bewaldeten Steilhängen eingefasst.


Die rundlich-ovale, mehr oder weniger baumfreie Moorfläche des Osttrichters misst etwa zwei Hektar und ist als „lebendes“ (= wachsendes) Zwischenmoor einzustufen. Sie weist eine hochmoortypische Vegetation auf: Neben verschiedenen Torfmoosen bestimmen Wollgräser den Aspekt; weitere charakteristische Pflanzenarten sind Moosbeere, Rosmarinheide, Glocken- und Besenheide, diverse Seggen, Weißes Schnabelried (Rhynchospora alba) und als Besonderheit die Blumenbinse (Scheuchzeria palustris). An der Peripherie hat sich ein Randsumpf gebildet, der von Weidengebüschen und Moorbirken dominiert wird. Der westliche Teil des vernässten Areals besteht im Wesentlichen aus Birken- und Erlenbruchwald (Niedermoor) mit Schilfröhricht und Hochstaudenfluren. Angaben zur Fauna des Gebietes finden sich in der Publikation von TIMM (1983; s. u.).


Die heutige, nur einige Dezimeter hohe Aufwölbung des Moorkörpers wird – anders als sonst bei Zwischen- oder Übergangsmooren – quasi als Klimaxstadium betrachtet. Eine weitere Entwicklung zu einem „echten“ Hochmoor mit einem stark aufgewölbten Moorkörper, der dem Einfluss von Mineralbodenwasser gänzlich entzogen ist und sich nur durch Regenwasser speist, ist nicht zu erwarten. Dies ist neben topografischen Gegebenheiten mit der regional sehr geringen Jahresniederschlagssumme von deutlich unter 600 mm/a zu begründen. Damit unterscheidet sich das Gebiet signifikant von den atlantischen und subatlantischen Hochmooren im westlichen und mittleren Niedersachsen.


Wegen seiner Eigenart und Schönheit als Biotop und Geotop und seiner Bedeutung als Lebensraum zahlreicher seltener, stenöker Pflanzen- und Tierarten steht der Maujahn unter Naturschutz (NSG-Fläche: ca. 36 ha). Das Areal wurde auch als FFH-Gebiet im Rahmen des Europäischen Schutzgebietskonzeptes „Natura 2000“ an die EU-Kommission in Brüssel gemeldet.


Die naturschutzfachliche Wertigkeit des landschaftlichen Kleinods wird durch zeitweilige Austrocknung der Mooroberfläche gefährdet, weil dies eine Mineralisation des Torfkörpers und das Aufkommen von Gehölzen (Moorbirken, Erlen, Kiefern, Weiden) begünstigt. Dadurch droht die hoch spezialisierte, nur punktuell vorkommende Moorfauna und –flora verdrängt zu werden. Ursache für den phasenweisen Wassermangel dürfte neben überdurchschnittlich niederschlagsarmen Jahren (z. B. 2003: 435 mm/a in Lüchow) die Entwässerung der Senke über einen Stichgraben (!) nach Südwesten in das Prissersche Bachtal sein. Auch der diffuse Eintrag von Nährstoffen aus der Landwirtschaft über den Luftweg ist zu beklagen. Dies führt zu einer unnatürlichen Aufdüngung des eigentlich oligo- bis mesotrophen Moores und verändert ebenfalls die Vegetationszusammensetzung. Besucher sollten auf das – sowieso verbotene – Betreten der sehr empfindlichen Schwingrasen-Moorfläche verzichten.


Zu Ursprung/Herleitung des Namens „(der) Maujahn“ liegen (mir) keine Informationen vor.


  • Literatur

TIMM, T. (1983): Faunistische Charakterisierung und Bewertung des subkontinentalen Maujahn-Moores in NE-Niedersachsen. – Abh. naturwiss. Ver. Hamburg, (NF) 25, 169-186. (darin auch weitere Literaturverweise)


__ Fice 10:46, 28. Jan 2005 (CET)