Marie-Madeleine de Brinvilliers

Marie Madlaine de Brinvilliers, Marquise de Brinvilliers.(1630 – 1678). B. war eine der bekanntesten Giftmörderinnen der Kriminalgeschichte. Verurteilt wurde sie wegen der Vergiftung ihres Vaters, ihrer zwei Brüder und des Versuchs ihre Schwester zu ermorden. Diese Morde beging sie unter Mithilfe ihres Geliebten, eines Chevalier de Saint-Croix. Weitere Giftmorde und Mordversuche wurden ihr nachgesagt, aber nie stichhaltig bewiesen.

I. Vorgeschichte

Sie wurde am 22. Juli 1630 als Marie Madelaine d’Aubray geboren. Sie entstammte einer reichen und angesehenen Adelsfamilie. Persönlich soll sie schön, charmant und geistreich gewesen sein. Sie hatte zwei Brüder und eine Schwester.Beim Ableben ihres Vaters hatte sie die Aussicht auf eine erhebliche Erbschaft, die allerdings mit ihren Geschwistern zu teilen war.

Im Alter von 21 Jahren heiratete sie den Marquis de Brinvilliers. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Die Familie des Marquis war durch den flandrischen Wollhandel reich geworden. Er selbst war allerdings ein Verschwender, der sich zahlreiche Geliebte genommen haben soll, seiner Frau aber ebenfalls entsprechende Freiheiten einräumte. Wegen des verschwenderischen Lebensstiles des Marquis de Brinvilliers wurde es der Marquise gestattet ihr eigenes Vermögen gesondert zu verwalten.

Über ihren Mann lernte sie den Glücksritter Chevalier de Sainte-Croix kennen und begann eine Affäre mit ihm, die bis zu dessen Tod andauerte. Der Chevalier de Sainte-Croix interessierte sich im großem Umfang für Alchemie und Chemie. Gleichzeitig befand er sich wegen seines Lebensstiles dauernd in Geldnöten.

Der Vater der Marquise, der Seignieur Dreux d’Aubray, war gegen diese Affäre und veranlasste, dass der Chevalier am 19. März 1663 verhaftet und ein Jahr in die Bastille in Paris gesperrt wurde. Dort lernte der Chevalier de Sainte-Croix einen gewissen Exili oder Eggidi kennen, einen gebürtigen Italiener, der angeblich in den Diensten der Königin Christine von Schweden gestanden haben und sich mit der Herstellung von Giften befasst haben soll. Von diesem erfuhr der Chevalier von einem Gift, welches nach dem damaligen Wissensstand der Toxikologie nicht nachweisbar war, wahrscheinlich einer Arsenikverbindung. Er brachte der Marquise die Herstellung des Giftes bei oder stellte es ihr zur Verfügung.

II. Ermordung des Vaters der Marquise

Die Marquise söhnte sich zunächst mit ihrem Vater aus und folgte ihm auf seinen Landsitz. Dort übernahm sie die Betreuung ihres Vaters, hielt weitere Personen von ihm fern und bereitete seine Speisen selbst zu und setzte sie ihm selbst vor. Hierbei begann sie nach eigenem Eingeständnis ihrem Vater über einen Zeitraum von acht Monaten etwa dreißigmal kleinere Dosen des Giftes zu geben. Es stellten sich die Folgen einer chronischen Vergiftung ein. Schließlich verstarb er in Paris am 10. September 1666, wohin sie mit ihm zurückgekehrt war an dieser Vergiftung. Der Verdacht eines Giftmordes kam zu diesem Zeitpunkt nicht auf, weshalb eine Sektion unterblieb.

Zum Teil wird unterstellt, dass das zumindest auch Motiv für diesen Mord die Rachsucht des Chevalier de Saint-Croix für den Aufenthalt in der Bastille war. Im Vordergrund dürfte aber das zu erwartende Erbe gestanden haben. Hauptnutznießers des Erbfalles waren jedoch die Brüder der Marquise de Brinvilliers.

III. Ermordung der Brüder der Marquise de Brinvilliers.

Saint-Croix zwang die Marquise zur Austellung zweier Schuldscheine in _Hhöhe von 25.000 Livres und 30.000 Livres. Um ihn befriedigen zu können und weitere Unkosten decken zu können benötigte die Marquise daher bald wieder Geld.

Um die Brüder zu beseitigen verschaffte die Marquise de Brinvilliers einem gewissen Jean Stamelin, genannt La Chaussée eine Stellung als Kammerdiener bei dem jüngeren ihrer Brüder, der mit dem älteren Bruder eine Wohnung teilte. Diesem Kammerdiener wurde für seine weitere Mitwirkung am Anschlag auf die Brüder eine Pension und eine hohe Geldsumme versprochen. Ein erster Versuch mit vergiftetem Wein schlug fehl, da ein merkwürdiger Greschmack aufgefallen war. Anfang April 1670 begaben sich die Brüder auf ein Landgut , um dort die Osterferien zu verbringen. Bei diesem Aufenthalt wurde bei einem Essen eine Ragoutpastete aufgetragen, nach deren Verzehr sieben Personen, unter anderem die beiden Brüder, erkrankten. Am 12. April kehrten beide nach Paris zurück. Am 17. Juni verstarb der ältere der Brüder. Drei Monate später verstarb auch der zweite Bruder. Beide zeigten Sympthome einer chronischen Arsenvergiftung: Unter anderem starke abmagerung, , Siechtum, Brennen im Magen und häufiges Erbrechen. Die nun erfolgte Leichenöffnung ergab Schädigungen von Magen, Zwölffingerdarm und Leber, Ärzte und ein hinzugezogener Apotheker gingen infolge dessen von Giftmord aus. Die Marquis hatte sich zu der fraglichen Zeit allerdings an einem anderen Ort aufgehalten und Jean Stamelin galt als der Inbegriff eines treuen Dieners.

IV. Mordversuch an der Schwester der Marquise

Um das gesamte Vermögen zu erhalten, welches sie bislang mit der Schwester teilen musste, sollte nun auch diese ermordet werden. Thérèse d’Aubray war ahnte, dass ihr Gefahr drohte und prüfte jede Speise, bevor sie zu sich nahm. Dies konnte allerdings nicht verhindern, dass sie starb, bevor die Marquise de Brinvile hingerichtet worden war.

V. Aufdeckung der Mordfälle

Letztlich aufgedeckt wurden die Mordfälle letztlich durch einen Zufall. Der Chevalier Saint-Croix starb am 30. Juli 1672 in seinem Laboratorium, vermutlich an giftigen Gasen. Da er stark verschuldet war wurde sein Nachlaß gerichtlich versiegelt. In dem Nachlass befand sich auch eine Schatulle mit einem Schreiben, dass diese Schatulle der Marquise de Brinville zuzustellen sei und der Inhalt nur sie etwas anginge, weiter die von ihr ausgestellten Schuldscheine eine Sammlung unterschiedlichster Gifte und alle Briefe der Marquise an Saint-Croix. Die Gifte wurden in Tierversuchen ausprobiert und erwiese sich als tödlich. Die darauf erfolgenden Nachforschungen ergaben mehrere Zeugenaussagen, die La Chaussée und die Marquise erheblich belasteten. Außerdem verhielt sich La Chaussée sehr auffällig und tauchte schließlich unter. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung wurde weiteres Gift gefunden. Am 4. September 1672 konnte er schließlich verhaftet werden.

Am24. März 1673 fand die Hauptverhandlung gegen La Chaussée und in Abwesenheit gegen die Marquise statt. La Chaussée wurde zum Tod durch Rädern und vorherige Folter verurteilt.

Die Marquis floh zunächst nach England und als dort die Auslieferung drohte weiter nach Lüttich in ein Kloster. Die Stadt Lüttich erklärte sich schließlich ebenfalls zur Auslieferung bereit. Durch eine List wurde die Marquise de Brinvilliers aus dem Kloster gelockt und festgenommen.

Als Adelige genoss die Marquise das Privileg durch eine Kammer des Höchstgerichtes verurteilt zu werden. Weshalb eine weitere Hauptverhandlung gegen die Marquise zwischen dem 29. April und 16. Juli 1676 stattfand. Sie wurde zum Tod auf dem Schafott und der Unterziehung der Wasserfolter verurteilt, damit sie eventuelle Mitwisser noch preisgebe. Nach der Hinrichtung wurde der Körper verbrannt und ihre Asche verstreut.

VI. Weitere der Marquis nachgesagte Taten

Der Marquise wurden weitere Morde nachgesagt, wobei es sich vielfach um Gerüchte und Vermutungen handelt. - So soll sie, um das Gift vor dem Anschlag auf ihren Vater auzuprobieren vergifteten Zwieback an Arme, insbesondere im Hospital Hôtel-Dieu in Paris verteilt haben; - sie soll ihrer Kammerzofe ein vergiftete Johannisbeeren und Schinken gegeben haben, woran diese erkrankte, aber nicht verstarb; - der Haushofmeister und Liebhaber der Marquise Briancourt behauptete in seiner Zeugenaussage nur knapp einem Mordanschlag entgangen zu sein, da er bei einem Treffen mit der Marquise den Chevalier Saint-Croix in Lumpen gehüllt im Kamin versteckt bemerkte; - weiter soll sie behauptet haben eines ihrer Kinder vergiftet zu haben; - schließlich soll sie versucht haben ihren Mann zu vergiften, damit sie den Chevalier heiraten könne, dies sei nur verhindert worden, da der Chevalier sie nicht heiraten wollte und den Gatten heimlich ein Gegengift gab. Erkennbar entbehren viele dieser nachgesagten Taten einer Grundlage und sind – wie etwa der behauptete Anschlag auf den Gatten mit dem Gegengift- aus heutiger Sicht zu fantastisch, um letztlich glaubhaft zu sein. Sie sind wohl am ehesten auf eine lebhafte Gerüchteküche im Zusammenhang mit einem aufsehenserregenden Kriminalfall zurückzuführen.

VII. Folgen

Die Nachforschungen im Zusammenhang mit den Taten der Marquise richteten sich auch gegen den angesehenen Apotheker und Chemiker Glaser, aus dessen Apotheke die Marquise und der Chevalier Sainte-Croix Chemikalien bezogen hatten. Dieser wurde zwar entlastet, in der Folge wurde aber Apothekern und Drogisten gesetzlich in Frankreich auferlegt ein Giftbuch zu führen, in dem die Namen der Käufer von Giften aufgeführt werden mussten.