„Körperpsychotherapie“ – Versionsunterschied

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Version vom 11. Februar 2007, 17:10 Uhr

Körperpsychotherapie, gleichbedeutend mit „körperorientierte Psychotherapie“, ist die Bezeichnung für unterschiedliche Psychotherapiemethoden, die die psychischen und körperlichen Dimensionen menschlichen Erlebens gleichwertig behandeln. Sie teilen die Annahme, dass Körper und Psyche eine nicht trennbare Einheit bilden.

Geschichte

Die Ursprünge der Körperpsychotherapie zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehen vor allem auf die Psychoanalyse und die Reformbewegungen in Gymnastik und Tanz zurück. Aus den Reformbewegungen heraus hatte vor allem Elsa Gindler mit ihrem „Seminar für Harmonische Körperausbildung“ starken Einfluss auf die Körpertherapie und die Körperpsychotherapie. Der stärkste Einfluss kam von der psychoanalytischen Seite und es war vor allem Wilhelm Reich, ein Schüler von Siegmund Freud, der die Grundsteine für die Körperpsychotherapie legte. [1]

In der Folge wurden über 20 Körperpsychotherapieschulen gegründet, die unterschiedlich stark von der Psychoanalyse, von der Körpertherapie, von der humanistischen Psychologie, von der Reformpädagogik, vom Ausdruckstanz, vom Theater, von der Philosophie und/oder von der östlichen Philosophie geprägt sind. [2]

Die Körperpsychotherapie fand über Jahrzehnte kaum positive Beachtung bei den wichtigsten psychoanalytischen und verhaltenstherapeutischen Psychotherapierichtungen und führte im Gesundheitswesen ein Schattendasein. Seit in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts die mittels bildgebender Verfahren gewonnenen neuen Forschungsergebnisse der Neurowissenschaften publiziert wurden, wächst das Interesse an Körperpsychotherapeutischen Verfahren und die Einbeziehung des Körpers in der Psychotherapie wird zunehmend innerhalb verschiedener Psychotherapierichtungen diskutiert.[3]

Körperpsychotherapiemethoden

Die European Association for Bodypsychotherapy (EABP), die auch die Mitinitiatorin der „American Association for Bodypsychotherapy“ ist, hat sich als Dachverband der Körperpsychotherapiemethoden etabliert und setzt die weltweiten begrifflichen und ethischen Standards.

Anerkannte Methoden

Von der EABP anerkannte Körperpsychotherapie-Methoden sind:

Weitere Methoden

Wetere, eher unbekannte Methoden sind:

Unterschiede zwischen den Körperpsychotherapiemethoden

In der Vielfalt von Körperpsychotherapiemethoden gibt es eine weite Bandbreite an theoretischen und praktischen Unterschieden. So steht zum Beispiel in einigen Therapieschulen der energetische Aspekt mit Annahmen über körperlichen „Energiefluss“ und „Energieblockaden“ im Vordergrund, bei anderen Therapieschulen werden dagegen informationstheoretische Aspekte herausgehoben. Es gibt Methoden, welche körperliche Berührungen als zentrales Element der Arbeit betrachten und andere, welche ohne Berührungen arbeiten. Auch über die Art des therapeutischen Gesprächs und dessen Stellenwert im therapeutischen Prozess gibt es sehr unterschiedliche Standpunkte.[5]

Körperpsychotherapie und Neurowissenschaften

Sowohl die Grundannahme Freuds, dass das Denken und Handeln von unbewussten inneren Prozessen, zumindest mit bestimmt wird, eine Grundannahme welche auch von den tiefenpsychologisch fundierten Körperpsychotherapien geteilt wird, als auch die zentrale Annahme der Körperpsychotherapiemethoden, dass Körper und Geist in einer untrennbaren Wechselwirkung stehen, werden von neuen Forschungsergebnissen der Neurowissenschaften gestützt.

Auf die Bedeutung des Unbewussten weisen elf führende Neurowissenschaftler in einem gemeinsamen Manifest hin: „ Wir haben herausgefunden, dass im menschlichen Gehirn neuronale Prozesse und bewusst erlebte geistig-psychische Zustände aufs Engste miteinander zusammenhängen und unbewusste Prozesse bewussten in bestimmter Weise vorausgehen.“ [6]

Antonio Damasio untersuchte die Wechselwirkungen zwischen Körper und Bewusstsein und kam nach seinen empirischen Untersuchungen zu dem Schluss, dass die jahrhundertlang angenommene, vor allem von Descartes postulierte, Trennung zwischen Körper und Geist ein Irrtum sei. Stattdessen konstatiert er einen unauflösbaren Zusammenhang zwischen Körper und Geist, die sich ständig gegenseitig beeinflussen. [7]

Damasios Theorie eines emotionalen Erfahrungsgedächtnis entspricht dem Konzept des impliziten Gedächtnis von Daniel Schacter. Danach gibt es neben dem üblicherweise bekannten expliziten Gedächtnis ein sensorisch und motorisch strukturiertes Gedächtnis, das im Limbischen System lokalisiert ist und welches dem Bewusstsein nicht unmittelbar zugänglich ist. Hier setzt die Körperpsychotherapie an, die mit ihren Methoden der Körperachtsamkeit affektiv-sensomotorische Erinnerungen bewusst und damit bearbeitbar machen will.[8]

Wirksamkeitserwägungen

Psychosomatische Kliniken in Deutschland und auf der ganzen Welt haben ein ähnlich ganzheitliches Verständnis von Heilung. Psychosomatische Kliniken (z. B. Bad Grönenbach) tragen dem Zusammenwirken von Körper und Geist Rechnung.

Auch der Umstand, dass einige Krankenkassen zwischenzeitlich die kombinierenden Behandlungsmethoden der „körperorientierten Psychotherapie“ in der Einzeltherapie bezahlen, kann als ein Hinweis auf die Wirksamkeit dieser Behandlungsmethoden verstanden werden.

Es gibt bisher noch sehr wenige und wenig aussagekräftige empirische Studien zur Wirksamkeit körperorientierter Psychotherapie. Zentrale Annahmen der Körperpsychotherapie werden aber von neueren neurophysiologischen Forschungsergebnissen unterstützt.

Rechtlicher Status der Körperpsychotherapie in Deutschland

In Deutschland darf Körperpsychotherapie als Krankheitsbehandlung im Rahmen einer Psychotherapie angewandt werden. Nach dem Psychotherapeutengesetz dürfen sie als Krankheitsbehandlung nur von Ärzten mit Psychotherapie-Weiterbildung (inklusive Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie), Psychologischen Psychotherapeuten oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten angewandt werden. Körperpsychotherapie ist kein in den Psychotherapierichtlinien anerkanntes Verfahren (2007) und kann nicht mit der gesetzlichen Krankenkasse abgerechnet werden. Körperpsychotherapie als Selbsterfahrung, als Instrument zur Selbstentwicklung, Beratung und Coaching unterliegt aber keiner Beschränkung der Ausübung.

Literatur

  • Gustl Marlock und Halko Weiss: Handbuch der Körperpsychotherapie. Schattauer, Auflage 1 (Mai 2006). ISBN 3-7945-2473-X
  • Manfred Thielen: Narzissmus. KörperPsycheTherapie, Band 2 − Körperpsychotherapie zwischen Energie und Beziehung. Ulrich-Leutner-Verlag, Berlin 2002. ISBN 3-934391-13-3

Quellen

  1. Ulfried Geuter S. 17ff in Marlock, Gustl & Weiss, Halko: Handbuch der Körperpsychotherapie, Verlag: Schattauer; Auflage: 1 (Mai 2006)
  2. Heike Langfeld und Dagmar Rellensmann S. 77 in Marlock, Gustl & Weiss, Halko: Handbuch der Körperpsychotherapie, Verlag: Schattauer; Auflage: 1 (Mai 2006)
  3. Gustl Marlock und Halko Weiss S.1 ff in Marlock, Gustl & Weiss, Halko: Handbuch der Körperpsychotherapie, Verlag: Schattauer; Auflage: 1 (Mai 2006)
  4. Heike Langfeld und Dagmar Rellensmann S. 77 in Marlock, Gustl & Weiss, Halko: Handbuch der Körperpsychotherapie, Verlag: Schattauer; Auflage: 1 (Mai 2006)
  5. Marlock und Weiss S. 7ff in Marlock, Gustl & Weiss, Halko: Handbuch der Körperpsychotherapie, Verlag: Schattauer; Auflage: 1 (Mai 2006)
  6. Elf führende Neurowissenschaftler über Gegenwart und Zukunft der Hirnforschung in Gehirn&Geist, 6/04
  7. Antonio R. Damasio: Ich fühle, also bin ich - Die Entschlüsselung des Bewusstseins, München: List, 2000. ISBN 3548601642
  8. Schacter, Daniel L. (2001): Wir sind Erinnerung. Gedächtnis und Persönlichkeit. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. nach Christian Gottwald S.119ff in Marlock, Gustl & Weiss, Halko: Handbuch der Körperpsychotherapie, Verlag: Schattauer; Auflage: 1 (Mai 2006)