Jane Avril

Wie ihre Vorgängerin im Moulin Rouge, La Goulue, war die Tänzerin Jane Avril (1868-1943) erst etwa sechzehn Jahre alt, als sie ihre Karriere begann. Vorangegangen war eine schreckliche Kindheit: Ihr Vater, der italienische Marchese Luigi de Font, hatte die Familie verlassen, ihre Mutter hatte sie grausam geschlagen, und schließlich war Jane Avril in einer Irrenanstalt gelandet, aus der sie nur entlassen wurde, weil die Pflegerinnen von ihren tänzerischen Talenten begeistert waren. Charcot hatte zuvor Experimente mit ihr gemacht. Auf vielen Werken Henri de Toulouse-Lautrecs wirkt sie denn auch einsam und unglücklich, andererseits aber ist hier ihre besondere Ausstrahlung ebenso wie ihre raffinierte Garderobe - sie tanzte nie ohne Hut - festgehalten. 1910 gebar sie einen Sohn; später heiratete sie den Maler Maurice Biais, der sie 1926 nach einem erbärmlichen Leben außerhalb der Hauptstadt als mittellose Witwe zurückließ. Nur noch einmal, 1941, im Alter von 73 Jahren, kehrte sie für ein "großes Finale" nach Paris zurück. Sie ist auf dem Friedhof Père Lachaise begraben.