Jagdkommando (Bundesheer)
Jagdkommando | |
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Übersicht | |
Truppenabzeichen | |
Gründung | 1963 |
Sitz | Wiener Neustadt |
Motto | Numquam Retro |
Adresse | Jagdkommando Maximilian-Kaserne |
Das Jagdkommando (JaKdo) ist eine Spezialeinheit des österreichischen Bundesheeres, welche in Wiener Neustadt stationiert ist.
Es ist dem Kommando Spezialeinsatzkräfte (KdoSEK; AUSOC) untergeordnet.
Zu den Aufgaben gehören Befreiung militärischer Geiseln, Kampf gegen den Terrorismus, Personenschutz, Gebäudeschutz der österreichischen Botschaften im Ausland und Einsätze in Kriegs- oder Krisengebieten. Ihre „Ready-to-go“-Einsatzzeit beträgt 4 Stunden.
Der Leitspruch des Jagdkommandos lautet numquam retro (niemals zurück), welches auf die Payer-Weyprecht-Expedition von 1872-74 zurückgeht [1] sowie auch numquam perimus (niemals aufgeben).
2008 wurden Jagdkommandosoldaten im Zuge der EUFOR-Mission mit anderen österreichischen Truppenteilen in den Tschad beordert.
Operationen des Jagdkommandos unterliegen grundsätzlich der Geheimhaltung.
Zur Unterscheidung von anderen Truppenkörpern tragen Jagdkommandosoldaten ein schlammgrünes Barett mit ihrem Verbandsabzeichen anstelle des üblichen Republiksadlers. Bis 2003 war es weinrot.
Auswahlverfahren und Ausbildung
Aufnahme
Jeder österreichische Staatsbürger ohne Vorstrafen kann sich zum Jagdkommando melden. Voraussetzung dafür ist ein abgeschlossener Grundwehrdienst mit erweiterter Kaderausbildung sowie die Verpflichung als Zeitsoldat.
Um am Jagdkommando-Grundkurs teilzunehmen ist das erfolgreiche Bestehen des vierwöchigen Auswahlsverfahrens Voraussetzung, welches sich wie folgt zusammenstellt:
- Allgemeine Kondition: 2400m-Lauf, 25 Liegestütze
- 5000m-Lauf unter 24 min.
- 30m Klettern am gespannten Seil (Bärenhang)
- 300m Kleiderschwimmen ohne Zeitlimit
- Wassersprung aus 10m Höhe auf Kommando
- Hindernisbahn unter 4:30 min
weiters
- psychologische Eignungsprüfung und
- 48 Stunden Belastungstest mit Schlafentzug.
Das Bundesheer stellt zur Vorbereitung für zu Hause auch einen speziellen Trainingsplan zur Verfügung.[2]
Auch wenn die Vorgaben für eine halbwegs sportliche oder vorbereitete Person gut zu meistern ist, gilt es zu bedenken, dass der eigentliche Kurs wesentlich anstrengender ist. Die Drop-Out-Rate beträgt im Durchschnitt ca 75 %.
Der Jagdkommando-Grundkurs beginnt in der Regel im März jeden Jahres und dauert 27 Wochen. In diesem Grundkurs werden sämtliche Einsatzgebiete eines zukünftigen Elitesoldaten antrainiert.
Nach positiver Absolvierung des Grundkurses erhält der Soldat das Jagskommandoabzeichen mit Schwert und Fallschirm ("Schwingen") und hat danach zwei Möglichkeiten:
- Entweder er kehrt zur seiner Stammeinheit zurück oder
- versieht zukünftig Dienst beim Jagdkommando und beginnt eine mehrjährige Spezialausbildung in einem der fünf Lehrgruppen.
Ausbildungsaufgaben
Hauptaufgabe des Jagdkommandos ist es, Jagdkommandosoldaten auszubilden. Zusätzlich trainiert das Jagdkommando auch Spezialisten für andere Teile der Armee. Dafür ist die Abteilung Sondereinsätze zuständig. Diese Abteilung gliedert sich in verschiedene Lehrgruppen.
- Lehrgruppe 1: Das Herzstück des Jagdkommandos, hier werden Kommandooperationen gelernt. Weiters erfolgt eine Ausbildung im Sanitäts-, Fernspäh- und Fernmeldewesen.
- Lehrgruppe 2: Fallschirmspringerausbildung. Diese Gruppe leitet auch Kurse für die Luftlandetruppen des Jägerbataillons 25, die Militärakademiker und für Unteroffiziere.
- Lehrgruppe 3: Kampfschwimmer- und Kampftaucherausbildung. Diese Lehrgruppe bildet auch die Pioniertaucher der Pioniertruppe des Bundesheeres aus.
- Lehrgruppe 4: Personenschutz.
- Lehrgruppe 5: Sprengausbildung, Nahkampf, spezielle Waffenkunde, Scharfschützenausbildung, Häuserkampf und Überlebenstraining. Diese Lehrgruppe bildet auch Nahkampflehrer aus. Außerdem führt sie die Überlebensausbildung für Militärpiloten durch und bietet auch einen Überlebenskurs für interessierte Berufs- und Milizsoldaten des Heeres an.
Einsatzaufgaben
Das Jagdkommando stellt einen präsenten Einsatzverband der Spezialeinsatzkräfte, der rasch verfügbare Elemente für Einsätze im In- und Ausland bereit hält. Jagdkommandokräfte können dabei folgende Aufgaben wahrnehmen:
- Spezialaufklärung zur Gewinnung von Informationen für die Führungsebene;
- Kommandounternehmen – Operationen mit Sonderauftrag, etwa zur Befreiung von Geiseln im Ausland oder festgehaltener Militärpersonen, Festnahme von gesuchten Personen wie Kriegsverbrechern, Vernichtung von Stellungen schwerer Waffen;
- Sabotageaktionen im Feindgebiet, auch in Form von Halb- und Volltarnung.
(Erläuterung: Bei der Halbtarnung werden bei Annäherung an ein Zielobjekt über der eigentlichen Uniform gegnerische Uniformteile oder Zivilkleidung getragen. Diese Tarnung wird jedoch vor dem eigentlichen Kampf abgelegt. Von einer Volltarnung spricht man, wenn die vollständige gegnerische Uniform auch während des Kampfes getragen wird.)
Außerdem können Jagdkommandokräfte mitwirken bei:
- der Absicherung von Such- und Rettungsoperationen
- Evakuierungen von Krisengebieten
- Kampf gegen subversive Kräfte, wie etwa Terroristen
- Personenschutz im Interesse der Republik
- Gebäudeschutz österreichischer Einrichtungen im Ausland
- Bei internationalen Einsätzen unterstützt das Jagdkommando konventionelle Kräfte, wenn es die besondere Gefährdungssituation eines Krisengebietes verlangt.
Bekannte Einsätze
- in Albanien nach dem Sturz des kommunistischen Regimes
- in Afghanistan als Teil der ISAF
- in Kosovo als Teil der KFOR
- im Tschad als Teil der EUFOR
Sonstiges
Im Jahr 2004 absolvierte die erste Frau erfolgreich den Jagdkommando-Grundkurs.
Ehemalige Jagdkommando-Soldaten sind:
Verweise
siehe auch
Weblinks
- Offizielle Jagdkommando Webseite des Bundesheeres
- Detaillierte Beschreibung und Bilder auf doppeladler.com
- Kameradschaftseite von ehemaligen JaKdo-Soldaten, reich an Geschichte
- Jagdkommando Webseite des Bundesheeres
Literatur
- Wolfdieter Hufnagl: Jagdkommando – Sondereinheiten des österreichischen Bundesheeres. 2.Auflage. Motorbuchverlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-61302-079-3
- Sören Sünkler: "Elite- und Spezialeinheiten Europas". Motorbuch Verlag 2008. ISBN-10: 3613028530
Einzelnachweise