Indischer Korallenbaum

Indischer Korallenbaum

Indischer Korallenbaum (Erythrina variegata)

Systematik
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Fabales
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Gattung: Korallenbäume (Erythrina)
Art: Indischer Korallenbaum
Wissenschaftlicher Name
Erythrina variegata
L.
Baum
Blütenstand
Blüten und Blätter
Früchte und Zweig mit Stacheln.
Samen
Die typisch längsgestreifte Borke des Indischen Korallenbaums
Blütenstand der Varietät Erythrina variegata var. alba.

Der Indische Korallenbaum (Erythrina variegata) ist eine Pflanzenart der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae). Er hat seine Heimat in den Tropen und Subtropen der Alten Welt und wurde als Ziergehölz in die Neue Welt eingeführt. In manchen Gegenden der amerikanischen Küste ist er so häufig, dass er als heimisch gilt.

Beschreibung

Der Indische Korallenbaum ist ein mittelgroßer Baum mit geradem Stamm und breiter Krone. Er erreicht typischerweise Wuchshöhen von 7 bis 18, maximal 20 Meter, und Stammdurchmesser von 50 bis 60 Zentimeter Brusthöhendurchmesser. Kennzeichnend sind kleine, dunkle Stacheln an jungen Stämmen und Ästen, die meist nach 5 bis 8 Jahren abfallen. Ein weiteres Kennzeichen ist die dünne, mit grünlichen, gelblichen oder weißlichen Längsstreifen versehene, glatte Borke.

Der Indische Korallenbaum ist ein sommergrüner Baum, der zu Beginn des Winters die Blätter verliert und im Marz und April neu austreibt. Junge Bäume können über das ganze Jahr belaubt sein und auch bei feucht-warmen Klima können die Blätter deutlich länger am Baum verbleiben.

Die Zweige sind grau und knorrig. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind dreizählig gefiedert. Sie sind 20 bis 30 Zentimeter lang und haben dünne, 10 bis 15 Zentimeter lange Stiele. Die Fiederblättchen sind kurzstielig, ganzrandig, breit dreieckig, mit waagrechter Basis und kurz zugespitztem Apex. Die Blattbasis ist mit einer punktförmigen Drüse versehen. Daneben werden zwei lanzettliche, etwa 1 Zentimeter lange Nebenblätter gebildet, die früh abgeworfen werden.

Die kurzgestielten orange- bis korallenroten Blüten wachsen zahlreich in 15 Zentimeter langen, hängenden, traubigen Blütenständen mit 7,5 bis 10 Zentimeter langen Stielen. Die zygomorphen Schmetterlingsblüten sind 5 bis 6,3 Zentimeter lang, 2,5 bis 3,8 Zentimeter breit und duftlos. Sie haben einen roten fünfzähnigen, fein behaarten, 2,5 bis 3 Zentimeter langen Kelch, eine tiefrote bis scharlachrote Krone(Corolla) mit einer sehr großen, gekrümmten Fahne und vier 2 Zentimeter lange Kronblätter, die Flügel und Schiffchen bilden. Die zehn leuchtend roten Staubblätter sind 6 Zentimeter lang, neun davon sind in der unteren Hälfte zusammengewachsen. Der Stempel besteht aus einem schmalen, gestielten und behaarten Fruchtknoten und einem gebogenen, roten Griffel. Die Blüten erscheinen zu Beginn des Winters, nachdem die Blätter abgeworfen wurden.

Es werden 15 bis 30 Zentimeter lange und 2,5 Zentimeter breite, zwischen den Samen verengte Hülsenfrüchte gebildet. Sie reifen im Mai und Juni[1] (nach einer anderen Quelle von März bis April auf der nördlichen und von Oktober bis November auf der südlichen Hemisphäre[2]) und sind dann von dunkelbrauner bis schwarzer Farbe. Sie können mehrere Monate am Baum verbleiben und enthalten 6 bis 10 elliptische bis bohnenförmige rötlichbraune Samen von 15 bis 20 Millimeter Länge und einem Durchmesser von 6 bis 10 Millimeter. Meist fallen die Früchte zu Boden und die Samen keimen in der Nähe der Mutterpflanze. Sie können jedoch fortgeschwemmt werden und monatelang im Meerwasser überstehen, ohne die Keimfähigkeit zu verlieren, was stark zur weiten Verbreitung beigetragen hat.

Schösslinge können im ersten Jahr eine Höhe von bis zu 3 Meter erreichen.

Verbreitung und Standortansprüche

Die Heimat des Indischen Korallenbaums sind die Tropen und Subtropen der Alten Welt. Sein natürliches Areal erstreckt sich von Indien, Burma, Indonesien, über die Philippinen bis nach China und westlich bis nach Madagaskar.

Seine natürlichen Vorkommen sind auf küstennahe Lagen beschränkt, wo sie bis in Höhenlagen von 1500 Metern vordringen. Die Art bevorzugt feuchte bis halbtrockene Klimabedingungen und helle Standorte. Beschattung reduziert das Trieb- und Wurzelwachstum, die Blattfläche und die Wachstumsrate. Die Art wächst am besten auf tiefgründigen, gut drainierten sandigen Lehmen und ist anpassungsfähig hinsichtlich der Bodeneigenschaften. Sie toleriert Sande bis Tone mit pH-Werten von 4,5 bis 8 und leicht salzhaltige Böden.

Der Indische Korallenbaum ist widerstandsfähig gegen Feuer, gegen Wind und Sturm und verträgt bis zu zwei Wochen andauernde Überflutungen. Junge Bäume können durch Frost geschädigt werden, treiben aber meist wieder aus. Frost ist jedoch ein limitierender Faktor für ihre Verbreitung.

Wegen ihres hohen Zierwerts wurde diese Baumart in viele tropische und subtropische Länder auch der Neuen Welt eingeführt, in denen sie auch verwilderte. Das gilt für Südflorida, Los Angeles und Hawaii in den USA, Nord-Australien und Polynesien und das Landesinnere von Indien.

Ökologie

Die Bestäubung erfolgt durch Bienen und Wespen, aber auch durch verschiedene Vogelarten wie Krähen, Sittiche oder Stare, die vom reichlichen Nektarangebot angelockt werden.

Untersuchungen an der Varietät Erythrina variegata var. orientalis in Indien zeigten, dass Vögel die wichtigsten Bestäuber sind, so die Singvogelarten Trauerdrongo (Dicrurus adsimilis), Hirtenmaina (Acridotheres tristis), Dschungelmaina (Acridotheres fuscus), der Star Sturnus pagodarum, die Glanzkrähe (Corvus splendens), die Krähenart Corvus macrochynchos und der Langschwanzdrossling (Turdoides caudatus). Die Bäume werden auch von anderen Vogelarten wie Halsbandsittich (Psittacula krameri) und Orangespecht (Dinopium benghalense) aufgesucht, die aber bei der Nektaraufnahme oft Blüten beschädigen oder abreißen. Auch das Dschungel-Palmenhörnchen (Funambulus tristriatus) frisst die Blüten und trägt so -in einer geringeren Zahl- zur Befruchtung bei.[3]

Zu den Schadinsekten gehören die in Kerala auftretende Käferart Acanthophorus serraticornis, deren Larven Wurzeln und Stämme anbohren. Weitere Wurzelschädlinge bilden Arten der Gattung Rhaphipodus. Durch den Porling Polyporus anebus wird Weißfäule hervorgerufen.

Ein weiterer Schädling ist die erst 2004 erstmals beschriebene Gallwespe Quadrichus erythrinae. Sie wurde zuerst in Singapur, Mauritius und Réunion gefunden, es folgten Beobachtungen in China, Indien, Thailand und den Philippinen. Im August 2005 wurde die Art auch auf Molokaʻi, eine der acht Hauptinseln von Hawaii, gesichtet, etwas später auch auf Kahoʻolawe. Neben dem Indischen Korallenbaum werden auch Erythrina crista-galli und Erythrina sandwicencis befallen. Dabei legt Quadrichus erythrinae ihre Eier auf junge, endständige Blätter und Triebe ab, was zur Bildung von Gallen führt, in denen sich die Wespen entwickeln. Starker Befall kann zum Abwurf des Laubs und zum Tod von Bäumen führen.[4]

In den küstennahen Wäldern Indiens gehört der Indische Korallenbaum zur mittleren Kronenschicht und gedeiht dort zusammen mit Manilkara littoralis, dem Lindenblättrigen Eibisch (Hibiscus tiliaceus), dem Portiabaum (Thespesia populnea) und Acanthus ilicifolius. Auch in den feuchten Laubmischwäldern Südindiens gehört die Art zur mittleren Kronenschicht und lebt dort zusammen mit dem Schwarzen Rosenholz (Dalbergia latifolia), Pterocarpus marsupium oder Adina cordifolia.

Der Indische Korallenbaum kann durch Symbiose mit Knöllchenbakterien der Gattung Rhizobium Stickstoff binden und wirkt dadurch bodenverbessernd.

Systematik

Der Gattungsname Erythrina leitet sich vom griechischen Wort „erythrinos“ ab, was „korallenrot“ bedeutet und sich auf die Blütenfarbe bezieht. Das Artepitheton variegata kommt aus dem lateinischen und bedeutet „bunt“, „marmoriert“ oder auch „schillernd“.

Die Gattung wird in mehrere Untergattungen und Sektionen unterteilt, der indische Korallenbaum zählt zur monophyletischen Untergattung Erythraster Barnepy and Krukoff, Sektion Erythraster. Schwesterarten sind Erythrina burtii, Erythrina velutina und Erythrina tahitensis.[5]

Es existieren mehrere Varietäten und Kultivare, unter anderen:

  • Erythrina variegata var. alba: Varietät mit weißen Blüten
  • Erythrina variegata var. orientalis: Varietät mit deutlich gelb oder hellgrün gefärbten Blattadern [6]
  • Erythrina variegata var. variegata
  • Erythrina variegata cvar. 'Tropical Coral': Ein in Australien, Neukaledonien, auf Hawaii und Süd-Florida als Windschutz und Zierbaum verwendeter Kultivar, dessen Blätter während der Blütezeit am Baum bleiben. Er ist schmaler als die Art und von eher säulenartiger Form ohne breite Krone.

Synonyme von Erythrina variegata sind[7]

  • Erythrina corallodendrum var. orientalis L.
  • Erythrina divaricata (Alph.) DC.
  • Erythrina indica Lam.
  • Erythrina orientalis (L.) Merrill
  • Tedradapa javanorum Osbeck

Verwendung

Zwei Formen der Nutzung stehen im Vordergrund: Der Indische Korallenbaum ist einerseits als farbenprächtiges und schattenspendendes Ziergehölz in Parks und Gärten sehr beliebt. Er wird außerdem aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit gegen Wind und Sturm häufig in Windschutzhecken einbezogen.

In Abständen von 8 bis 10 Metern dient er als Schattenspender in Kaffee-, Tee- und Kakaoplantagen. Seine Blätter werden nach dem Rückschnitt auch zum Mulchen in der Plantage verwendet. In Bengalen wird er zur Beschattung von Betelpalmen (Areca catechu) eingesetzt, manchmal dient er auch als Stütze kletternder Kulturpflanzen, etwa für den Pfefferstrauch (Piper nigrum), die Gewürzvanille (Vanilla planifolia) oder den Yams (Dioscorea).

Die Art unterliegt keiner forstlichen Bewirtschaftung, daher fehlen genaue Wachstums- und Ertragsdaten. Nach 20 bis 25 Jahren werden Höhen zwischen 15 und 20 Metern erreicht, nach 15 bis 20 Jahren Stammdurchmesser von 50 bis 60 Zentimeter. Im Süden Indiens konnten mit regelmäßiger Bewässerung im ersten Lebensjahr mehr als 30 Tonnen oberirdische Biomasse je Hektar erzielt werden. Das ist etwa soviel wie beim Regenbaum (Samanea saman) aber deutlich weniger als durch die Weißkopfmimose (Leucaena leucocephala).

Die Blätter der Erythrina-Arten sind wegen des hohen Proteingehalts von 16 bis 18 % ein ausgezeichnetes Viehfutter. Die Bäume werden dazu drei bis vier Mal im Jahr zurückgeschnitten und liefern dabei 15 bis 50 Kilogramm an Grünfutter.

Das Holz dient zur Herstellung von Flößen, Kisten, Bilderrahmen und Spielzeug. Es ist weniger geeignet als Konstruktions- oder Faserholz. Aufgrund des hohen Wassergehalts und der starken Rauchentwicklung ist es als Brennholz wenig beliebt.

In Ostasien, Indien und China hat die Art eine starke volksmedizinische Bedeutung. Blatt-Presssäfte, die mit Honig versetzt werden, sollen die Milchabgabe (Laktation) stimulieren und wurden als Mittel gegen Bandwürmer und Fadenwürmer verabreicht. Mit Rizinusöl versetzt, wurde der Saft gegen verschiedene Arten der Ruhr verwendet. Aus der Borke lassen sich abführende, harntreibende und schleimlösende Mittel herstellen.[8]

Alkoholische Extrakte aus den Früchten hemmen die Entwicklung der Rosenlaus (Macrosiphum rosae). Wässrige Extrakte der Blätter (5 Gramm Blätter in 15 Milliliter Wasser) wirken toxisch auf die Fadenwurmarten Meloidogyne incognita und Tylenchorhynchus mashhoodi.

Die Rinde enthält die Inhaltsstoffe Erysotin, Erysodin, Hypaphoin und Cholin, die nach einer Vorbehandlung Wolle rot färben.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Schütt et al.: Bäume der Tropen
  2. Beschreibung in Agroforestry
  3. Current Science, Vol. 87, No. 6, 25 Sept. 2004 (pdf, engl., Zugriff am 7. März 2008)
  4. State of Hawaii, Department of Agriculture (pdf, engl. Zugriff am 7. März 2008)
  5. Anne Bruneau: Phylogenetic and Biogeographical Patterns in Erythrina (Leguminosae: Phaseoleae) as Inferred from Morphological and Chloroplast DNA Characters. Systematic Botany 21(4): 587-605, 1996
  6. Beschreibung in floridata.com (engl., Zugriff am 7. März 2008)
  7. Eintrag in Germplasm Resources Information Network (engl., Zugriff am 7. März 2008)
  8. N. G. Hedge, K. della Rosa: Erythrina variegata: more than a pretty tree. NFT Highlights NFTA 94-02, 1994 (zitiert nach Schütt et al.: Bäume der Tropen)

Literatur

Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den folgenden Quellen:

  • Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Bäume der Tropen. 2006, ISBN 3-933203-79-1
  • W. A. Whistler, C. R. Elevitch: Erythrina variegata (coral tree). April 2006, Beschreibung in Agroforestry (pdf, engl., Zugriff am 4. März 2008)
Commons: Erythrina variegata – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Dieser Artikel nimmt am Schreibwettbewerb teil. Bitte hilf mit, ihn zu verbessern!