Geschichte Südtirols

Geschichte Südtirols


Zur Geschichte vor 1918, siehe Geschichte Tirols

Nach dem für das Kaiserreich Österreich-Ungarn verlorenen Ersten Weltkrieg wurde 1920 das zu 97 % deutschsprachige Südtirol von Italien annektiert. Dies kam durch den Umstand zustande, dass die Truppen von Österreich den vereinbarten Waffenstillstand 24 Stunden zu früh antraten, und die italienischen Truppen dadurch innerhalb eines Tages von der Front im Trentino bis an den Brenner vorstossen konnten. Obschon die Republik Deutschösterreich diesen Landesteil als Deutschsüdtirol für sich beanspruchte, wurde im Friedensvertrag von Saint Germain die Eingliederung des südlich des Brenner liegenden Teils Tirols besiegelt. England und Frankreich hatten bereits im Londoner Vertrag von 1915 Italien die Brennergrenze u.a. Gebiete zugesichert, um dessen Kriegseintritt an der Seite der westlichen Alliierten zu erkaufen.

Als 1922 in Italien die Faschisten an die Macht kamen, begann für die Südtiroler eine Phase der Unterdrückung und der Versuch der Italienisierung des Landes. Neben dem Verbot der deutschen Unterrichtssprache in Schulen und der Übersetzung der deutschen Familiennamen in das Italienische wurden auch die deutschen Ortsnamen italianisiert. Aus Brenner wurde "Brennero" und aus dem Reschenpaß "Passo Resia". Diese italienischen Übersetzungen sind auch heute noch die offiziellen Bezeichnungen im italienischem Gesetz. Die historisch korrekte Bezeichnung mit den deutschen Ortsnamen wird lediglich "geduldet". Zuletzt gipfelte diese Italianisierung in der zwangsweisen Aussiedlung durch das Hitler-Mussolini-Abkommen von 1939 (Option).

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine Wiedervereinigung Tirols von den Siegermächten verhindert. 1946 wurden im Pariser Abkommen, auch als Gruber-De Gasperi-Abkommen bekannt, der deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung in Südtirol gleiche Rechte wie den italienischen Zuwanderern und eine regionale Autonomie eingeräumt. Österreich wurde als Schutzmacht anerkannt.

Da das Pariser Abkommen von Italien nicht vollends umgesetzt wurde, kam es in der Folgezeit bis 1969 im Kampf der Südtiroler um mehr Autonomie immer wieder zu Unruhen und Bomben-Anschlägen. Nach jahrzehntelangen Verhandlungen und mehreren Staatsverträgen wurde endlich 1992 die offizielle Beilegung des Streits zwischen Österreich und Italien mit einer für die Mehrheit der Einwohner akzeptablen Autonomie verkündet.

Südtirol gilt als Modellregion für einen Kompromiss zwischen der Selbstbestimmung von nationalen Minderheiten und der Autorität des Staates. In einer sehr unbequemen Lage sind indes die meist aus Süditalien stammenden italienischen Familien. Häufig beherrschen sie Deutsch nur schlecht oder mangelhaft. Und selbst wenn sie das Deutsche gut beherrschen, sprechen viele Südtiroler mutwillig ihren schwer verständlichen Südtiroler Dialekt und machen es den italienischen Fremdsprachlern extrem schwer, mitzureden. Derzeit kristallisiert sich immer stärker ein friedliches Nebeneinander der Bevölkerungsgruppen heraus; ein echtes Miteinander dagegen ist es nicht.