Feinstofflichkeit

Feinstofflichkeit ist die esoterische und spirituelle Vorstellung, dass es eine Substanz gibt, die eine ‚feinere‘ Beschaffenheit als die ‚grobstoffliche‘ Materie besitzt. Sie wird beispielsweise für eine Beschreibung von Heiligenscheinen, Auren und Seelen verwendet. Diese Vorstellung bildet eine breite gemeinsame Grundlage unter vielen esoterischen Lehren, tritt aber in Form zahlreicher unterschiedlicher und sich teilweise widersprechender Ausgestaltungen auf. Es gibt keine Hinweise für die Existenz einer solchen Substanz.

Verwendung

  • Im Zusammenhang mit der Huna-Esoterik ist die Feinstofflichkeit eine Aka-Substanz, die ein Abbild von der realen Welt ist, sowie die Lebenskraft Mana in dieser Aka-Substanz.
  • Der sogenannte Pranismus deutet das ursprünglich aus dem Hinduismus stammende Konzept des Prana zur sogenannten Lichtnahrung um, die trotz feinstofflicher Beschaffenheit feste Nahrung ersetzen können soll. Diese Idee geht auf die Australierin Jasmuheen zurück.

Synonyme

Für ‚feinstofflich‘ sind unter anderem Bezeichnungen wie ‚nichtmateriell‘, ‚feinkörperlich‘, ‚überphysisch‘, ‚höher‘ (im Sinne einer Aura, die über die Grenzen des materiellen Körpers eines Lebewesens hinausreicht), ‚nichtsinnlich‘, ‚übersinnlich‘ und ‚verborgen‘ üblich. Feinstofflichkeit findet sich in der Esoterik jedoch in sehr unterschiedlichen Interpretationen und Bedeutungen.

Begriffsgeschichte

Ein der Feinstofflichkeit ähnelnder Gedanke existiert im Hinduismus. Die Idee des ‚feinen Körpers‘ (Sanskrit: sukshma sharira) spielt dort eine bedeutende Rolle. Erste schriftliche Erwähnungen gehen bis auf die Veden zurück. Nach den Vorstellungen des Vedanta ist der physische Körper des Menschen von einem feinen Körper umgeben. Während der physische Körper nach dem Tod eines Menschen zerfällt, ist der feine Körper ein ewiger Sitz der Seele durch ihre verschiedenen Inkarnationen.[1]

Der deutsche Begriff ‚feinstofflich‘ wurde Ende des 19. Jahrhunderts durch die ersten theosophischen Veröffentlichungen geprägt. Autoren wie Franz Hartmann, Max Heindel, Dion Fortune und Mária Szepes benutzten noch mehrere Wörter, die jeweils nur einen Teil dieses Begriffes abdecken. Rudolf Steiner verwies hingegen darauf, dass mit den Begriffen Ätherleib und Astralleib auf nicht-materielle Realitäten – nicht auf irgendwie „feiner“ organisierte Materie – gedeutet wird: auf die ein Lebewesen belebende (Ätherleib) bzw. beseelende (Astralleib), also deren Leib impulsierende und organisierende Entitäten, die direkt nur durch Hellsehen wahrgenommen werden können. Er lehnte also – streng genommen – die Bezeichnung ‚feinstofflich‘ als Begriff für etwas Immaterielles, auf die Materie Wirkendes, ab.[2]

Kritik

Die postulierten „feinstofflichen Wirkungsfelder“ liegen außerhalb des normalen menschlichen Wahrnehmungshorizontes, sowie der physikalischen Messbarkeit. In den Naturwissenschaften ist der Begriff Feinstofflichkeit daher nicht bekannt und wird als „para-physikalisch“ eingestuft. [3]

Quellen

  1. Swami Abhedananda: Life Beyond Death: A Critical Study of Spiritualism. Vedanta Press, Hollywood 1986. ISBN 0874816165
  2. Rudolf Steiner kritisiert diese und ähnliche Bezeichnungen als „theosophischen Materialismus“: „Da spricht man dann vom Geistigen nicht als vom Geist, sondern als ob der Geist nur eine unendlich verfeinerte nebulose Materie sei.“ Rudolf Steiner: Metamorphosen des Seelenlebens. Bibliographie-Nr. 58, S. 211.
  3. J. Purner, Radiästhesie - "Wahrnehmungsorgan" für eine andere Wirklichkeit?, Universität Innsbruck

Literatur