„Executive Order 13769“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Trump signing order January 27.jpg|mini|Die Unterzeichnung des Dekrets: Links Vizepräsident [[Mike Pence]], rechts Verteidigungsminister [[James N. Mattis]]]]

Die '''Executive Order 13769''' (oft als ''Muslim (travel) ban'', ''travel ban'' oder ''immigration ban'' bezeichnet) war ein [[Executive Order|Dekret]] des [[Präsident der Vereinigten Staaten|US-Präsidenten]] [[Donald Trump]] vom 27. Januar 2017, das Bürgern aus sieben mehrheitlich [[muslim]]ischen Staaten 90 Tage lang, [[Flüchtling]]en 120 Tage lang und Flüchtlingen aus [[Syrien]] dauerhaft die Einreise in die [[Vereinigte Staaten|USA]] verbot.

Gegen das Dekret wurden breite öffentliche Proteste und mehrere juristische Klagen erhoben. Bis 2. Februar 2017 setzten [[Bundesrichter (Vereinigte Staaten)|Bundesrichter]] verschiedene Einzelbestimmungen des Dekrets außer Kraft. Am 3. Februar 2017 ordnete ein Bundesrichter an, sämtliche Einreiseverbote des Dekrets vorläufig landesweit auszusetzen. Die drei Richter eines Berufungsgerichts bestätigten das Urteil am 9. Februar 2017. Trump kündigte zunächst weitere Rechtsmittel dagegen, dann eine Neufassung des Dekrets an.

== Entstehung ==
Seit 2015 betätigte sich [[Stephen Bannon]] auf dem [[Breitbart News Network]] als Trumps Wahlkampfhelfer und führte ihn mit einer Interviewserie näher an die Ideen seiner [[Alt-Right-Bewegung]] heran. Diese vertritt die Ideologie der [[White Supremacy]], sieht den „judäo-christlichen“ Westen im [[Kulturkampf]] mit einem expansionistischen [[Islamismus]] und lehnt daher Einwanderung und Handelsverträge als „[[Globalismus]]“ ab.<ref>David A. Fahrenthold, Frances Stead Sellers: [https://www.washingtonpost.com/politics/how-bannon-flattered-and-coaxed-trump-on-policies-key-to-the-alt-right/2016/11/15/53c66362-ab69-11e6-a31b-4b6397e625d0_story.html?utm_term=.e74bc0793f4e ''How Bannon flattered and coaxed Trump on policies key to the alt-right.''] Washington Post, 15. November 2016.</ref> In einem Interview vom November 2015 lehnte Bannon den Plan von US-Präsident [[Barack Obama]], syrische Flüchtlinge in die USA aufzunehmen, strikt ab und verlangte zudem, Flüchtlinge gar nicht erst ins Land zu lassen. Sie nach ihrer Ankunft zu überprüfen sei zu teuer und zeitaufwändig. Er schlug vor, jede Einwanderung in die USA einige Jahre lang zu unterbinden und so eine Abkehr vom Globalismus einzuleiten. Da Bannon im August 2016 eine führende Rolle in Trumps Beraterteam erhielt, werden Trumps Dekrete als Umsetzung dieser Ideen gedeutet.<ref>Frances Stead Sellers, David A. Fahrenthold: [https://www.washingtonpost.com/politics/bannon-explained-his-worldview-well-before-it-became-official-us-policy/2017/01/31/2f4102ac-e7ca-11e6-80c2-30e57e57e05d_story.html?utm_term=.aa0705a1dbc3 ''‘Why even let ’em in?’ Understanding Bannon’s worldview and the policies that follow.''] Washington Post, 31. Januar 2017.</ref>

Am 7. Dezember 2015, fünf Tage nach dem [[Terroranschlag in San Bernardino]], forderte Trump in seinem [[Donald Trumps Präsidentschaftswahlkampf 2015/16#Forderung nach Registrierung und Einreiseverbot für Muslime|Wahlkampf]] ein vollständiges Einreiseverbot für Muslime in die USA für eine unbestimmte Frist, damit Regierungsvertreter herausfinden könnten, „was vor sich gehe“. Er begründete dies mit Terroranschlägen, die muslimische Bürger der USA begangen hatten, und mit einem Hass in großen Teilen der in- und ausländischen muslimischen Bevölkerung gegen Amerikaner. Aus demselben Grund hatte er zuvor bereits eine Überwachung von [[Moschee]]n in den USA und eine Registrierung von muslimischen US-Bürgern verlangt. Nach seinem Wahlkampfleiter sollte das Einreiseverbot sowohl für einwanderungswillige Muslime als auch für Muslime mit Touristenvisum gelten.<ref>[http://edition.cnn.com/2015/12/07/politics/donald-trump-muslim-ban-immigration/ ''Donald Trump: Ban all Muslim travel to U.S.''] CNN, 8. Dezember 2015.</ref>

Trumps Forderung stieß bei seinen Anhängern auf Zustimmung, bei Gegnern und auch führenden [[Republikanische Partei|Republikanern]] jedoch auf strikte Ablehnung. [[Mike Pence]], Trumps Kandidat für das Amt des [[Vizepräsident der Vereinigten Staaten|Vizepräsidenten]], nannte einen Einreisestopp für Muslime „verfassungswidrig und anstößig“. Für [[Paul Ryan (Politiker)|Paul Ryan]], republikanischer [[Sprecher des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten|Sprecher des Repräsentantenhauses]], stand Trumps Forderung im „Widerspruch zu Amerikas Werten“ und diene „nicht den Interessen der USA“.<ref>Matthias Kolb: [http://www.sueddeutsche.de/politik/trumps-einreisestopp-trumps-dekret-ist-unamerikanisch-und-unmenschlich-1.3354245 ''Trumps Einreisestopp: Trumps Dekret ist unamerikanisch und unmenschlich.''] Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 31. Januar 2017.</ref>

Trump reagierte auf die Kritik und änderte seine Forderung 2016 im Wahlkampf mehrfach: Man müsse „Ausnahmen“ zulassen (11. Mai), das Verbot „immer flexibel“ handhaben (13. Mai), es sei nur ein bisher nicht durchgeführter „Vorschlag“ (16. Mai), es gelte nur befristet, bis man „diese Leute“ perfekt durchleuchten könne, es gelte für „Leute aus Syrien“ und für „bestimmte Gebiete“, die eine „bewiesene Geschichte von Terrorismus gegen die USA und ihre Verbündeten“ hätten (13. Juni). Er bestritt, dass dies seine ursprüngliche Forderung einschränke; der Bezug auf Gebiete statt auf Muslime sei eher als Ausdehnung des Verbots zu sehen (24. Juli). Großbritannien, wo es auch Terroranschläge gegen US-Bürger gegeben hatte, schloss er auf Nachfrage davon aus (25. Juli).<ref>Benjamin Siegel, Jason Kurtis: [http://abcnews.go.com/Politics/evolution-donald-trumps-muslim-immigration-ban/story?id=40932562 ''The Evolution of Donald Trump's Muslim Immigration Ban.''] ABC News, 27. Juli 2016; [http://fortune.com/2016/06/28/donald-trump-muslim-ban/ ''How Donald Trump’s Plan to Ban Muslims Has Evolved.''] Fortune.com, 28. Juni 2016.</ref>

Dagegen behauptete Trump nach der Bekanntgabe seines Dekrets am 27. Januar 2017 im [[Christian Broadcasting Network]] (CBN): ''If you were a Muslim you could come in, but if you were a Christian, it was almost impossible…'' („Wenn du Muslim warst, konntest du hereinkommen, aber wenn du ein [[Christ]] warst, war es fast unmöglich“).<ref>David Brody: [http://www1.cbn.com/thebrodyfile/archive/2017/01/27/brody-file-exclusive-president-trump-says-persecuted-christians-will-be-given-priority-as-refugees ''President Trump Says Persecuted Christians Will Be Given Priority As Refugees.''] Christian Broadcasting Network (CBN), 27. Januar 2017.</ref> Nach Angaben des [[Pew Research Center]] hatten die USA 2016 jedoch fast ebenso viele christliche wie muslimische Flüchtende aufgenommen.<ref name="spiegel.de 28-1-017">[http://www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-verhaengt-einreisestopp-fuer-sieben-muslimische-staaten-a-1132129.html ''Trump verhängt Einreisestopp für sieben muslimische Staaten.''] [[Spiegel Online]], 28. Januar 2017.</ref>

Das Dekret wurde von Bannon und dem Politikberater [[Stephen Miller (Politikberater)|Stephen Miller]] ausgearbeitet, ohne die Rechtsberatung der beteiligten Regierungsbehörden einzuholen. Das [[Justizministerium der Vereinigten Staaten|Justizministerium]], [[Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten|Heimatschutzminister]] [[John F. Kelly]], [[Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten|Verteidigungsminister]] [[James N. Mattis]] und der designierte [[Außenministerium der Vereinigten Staaten|Außenminister]] [[Rex Tillerson]] erfuhren den Wortlaut des Dekrets erst kurz vor oder bei der Unterzeichnung. Besonders Mattis und Tillerson sollen nach Angaben ihrer Mitarbeiter befremdet und verblüfft darüber gewesen sein. Auch führende Geheimdienstvertreter und Republikaner im [[Kongress der Vereinigten Staaten|US-Kongress]] wurden nach Eigenangaben nicht vorher konsultiert, nicht an der Formulierung beteiligt und nicht über die Weise der Ausführung informiert. Sie widersprachen damit Angaben des Regierungssprechers [[Sean Spicer]], angemessene Ausschüsse und Ämter des Kongresses seien konsultiert worden. [[Senat der Vereinigten Staaten|Senator]] [[Bob Corker]] ([[Senate Foreign Relations Committee]]) sagte, er habe erst aus den Medien vom Dekret erfahren. Das Büro für juristische Beratung (Office of Legal Counsel) des Justizministeriums widersprach Trumps Angabe, es habe das Dekret genehmigt: Sein Prüfungsauftrag sei auf richtige Formulierungen begrenzt gewesen und habe keine politischen Fragen umfasst.<ref>Julie Pace, Eric Tucker [http://bigstory.ap.org/article/98c2a8cac3b74bde803f03af4e53af47/trump-faces-blowback-cabinet-diplomats-refugee-ban ''Trump fires Justice Dept. head over executive order defiance.''] AP, 31. Januar 2017.</ref>

Der 27. Januar, an dem das Dekret öffentlich unterzeichnet wurde, ist der [[Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust|Internationale Holocaust-Gedenktag]].<ref name="Datumskritik">Mark Hetfield: [http://edition.cnn.com/2017/01/27/opinions/trump-slams-door-on-refugees-opinion-hetfield/ ''On Holocaust Remembrance Day, Trump slams door on refugees.''] CNN, 28. Januar 2017; Laura Koran: [http://edition.cnn.com/2017/01/27/politics/trump-refugee-holocaust-remembrance-day/ ''Jewish groups pan Trump for signing refugee ban on Holocaust Remembrance Day.''] CNN, 28. Januar 2017.</ref>

== Inhalt ==
[[Datei:Executive Order no. 13769 ban map.svg|mini|Karte mit den sieben Ländern]]

Zweck des Dekrets ist laut Abschnitt 1 und 2, die Bürger der USA vor Terroranschlägen von Ausländern zu schützen. Trotz Verschärfungen seit dem [[Terroranschläge am 11. September 2001|11. September 2001]] hätten Personen, die mit Besucher-, Studenten- oder Arbeitsvisa oder als Flüchtlinge eingereist seien, zahlreiche Anschläge in den USA verübt.

Abschnitt 3 folgert: Die zuständigen Ministerien sollten die zur Einreiseerlaubnis notwendigen Informationen für Bürger aus Staaten besonderer Besorgnis einholen, überprüfen und dem US-Präsidenten innerhalb von 30 Tagen darüber berichten. Dazu setze er (Trump) die Einreise für Bürger solcher Staaten vom Datum des Dekrets an für 90 Tage aus. Ausgeschlossen davon seien Ausländer mit Visa für Diplomaten, der [[NATO]], der [[UNO]] und G-1- bis G-4-Visa (Mitarbeiter internationaler Organisationen). Danach werde er die Einreise aus jenen Staaten verbieten, die bis dahin keine Informationen zu ihren einreisewilligen Bürgern bereitstellen würden. Unabhängig davon dürften die zuständigen Minister nach Einzelfallprüfung Ausnahmen von diesem Einreiseverbot bewilligen.

Das Heimatschutzministerium nannte als gemeinte Staaten [[Irak]], [[Iran]], [[Jemen]], [[Libyen]], [[Somalia]], [[Syrien]] und [[Sudan]]. Jedoch hatte keiner von deren Bürgern nach 2001 einen Terroranschlag in den USA verübt.

Ferner ordnete das Dekret an, einheitliche Überprüfungskriterien und Fragebögen für alle Einreiseprogramme der USA festzulegen, um vorgetäuschte Identitäten und Absichten von Einreiseantragsstellern auszuschließen (Abschnitt 4). Das Flüchtlingsaufnahmeprogramm der USA für 2017 sei neu zu ordnen und 120 Tage lang auszusetzen, um zusätzliche Verfahren zum Ausschluss von [[Gefährder]]n der nationalen Sicherheit festzulegen (Abschnitt 5a). Zugleich sollen die Ministerien Angehörige [[Religiöse Verfolgung|religiös verfolgter]] Minderheiten bevorzugen und entsprechende Gesetzesänderungen vorschlagen (5b). (Gemeint sind nach Ansicht vieler vor allem [[Christ]]en in Staaten mit einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit.) Die Einreise von syrischen Flüchtlingen sei auf unbestimmte Zeit auszusetzen (5c), die Aufnahme von Flüchtlingen sei 2017 auf 50.000 zu begrenzen. (Unter Obama hatten die USA 2016 85.000 Flüchtlinge aufgenommen, die Aufnahme von 110.000 hatte er für 2017 erlaubt.) Die Abschnitte 6-10 betreffen Verfahrensweisen, Berichterstattung an Trump und Informationen für die Öffentlichkeit über die Zahlen von Ausweisungen, Radikalisierungen und geschlechtsspezifischer Gewalt bei Eingereisten (etwa „[[Ehrenmord]]e“).<ref>[http://www.npr.org/2017/01/31/512439121/trumps-executive-order-on-immigration-annotated ''Trump's Executive Order On Immigration, Annotated.''] NPR.org, 31. Januar 2017 (mit Anmerkungen der Herausgeber).</ref>

== Betroffene ==
[[Datei:EO 13769 visas revoked.jpg|mini|hochkant|Widerruf aller Visa für Bürger der sieben Staaten]]

Aus den betroffenen Staaten leben 2017 rund 500.000 Menschen in den USA. Im Fall ihrer Ausreise hätten sie laut der Organisation [[ProPublica]] wegen des Dekrets große Probleme, wieder in die USA einzureisen.<ref name="mojo">Kanyakrit Vongkiatkajorn, Becca Andrews: [http://www.motherjones.com/politics/2017/01/trump-executive-order-immigration-refugee-muslim-ban-protest ''Chaos Breaks Out in the Wake of Trump's „Muslim Ban“.''] motherjones.com, 28. Januar 2017.</ref>

Ein Vertreter des Heimatschutzministeriums gab an, dass bis zum 28. Januar ungefähr 375 Reisende durch das Dekret unmittelbar betroffen waren. 109 seien in den [[Transitzone]]n von US-Flughäfen festgesetzt und an der Einreise gehindert worden und 173 Personen seien am Besteigen eines Flugzeuges in die USA gehindert worden.<ref>[http://www.npr.org/sections/thetwo-way/2017/01/28/512158238/arrivals-to-u-s-blocked-and-detained-as-trumps-immigration-freeze-sets-in ''Federal Judge Stays Deportations, Blocking Part Of Trump’s Immigration Order.''] NPR.org, abgerufen am 31. Januar 2017.</ref> Durch den Gerichtsentscheid aus New York kamen die Menschen in den Transitzonen frei.

Auf Flughäfen weltweit herrschte Unklarheit darüber, wie das Dekret umzusetzen sei. Auch Personen aus den betroffenen Staaten, die eine [[United States Permanent Resident Card|Green Card]] besaßen, konnten zeitweise nicht mehr in die USA einreisen. Dies revidierte das Weiße Haus bis zum 30. Januar 2017.<ref name=":0">[http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-01/donald-trump-us-praesident-verteidigt-einreisestopp-fuer-muslime ''Trump verteidigt Einreisestopp.''] Die Zeit, 30. Januar 2017.</ref> Die ursprüngliche Einbeziehung von Green-Card-Inhabern in das Einreiseverbot war gegen internen Rat vorgenommen worden. Nach interner Debatte entschied das Heimatschutzministerium, Green-Card-Inhabern nicht schon den Abflug in die USA zu verbieten, sondern sie bei ihrer Ankunft in den USA einer weiteren Einzelfallprüfung zu unterziehen. Im Widerspruch dazu wurde den Fluggesellschaften bis zum 30. Januar mitgeteilt, Green-Card-Inhaber seien vom Dekret nicht betroffen.<ref>Evan Perez, Pamela Brown, Kevin Liptak: [http://edition.cnn.com/2017/01/28/politics/donald-trump-travel-ban/ ''Inside the confusion of the Trump executive order and travel ban.''] CNN, 30. Januar 2017.</ref>

Nach Angaben der [[International Air Transport Association]] (IATA) wurden aus Iran und Irak einreisende Flugzeugbesatzungen wenige Tage nach Inkrafttreten des Dekrets nicht mehr in die USA gelassen. Die [[United States Customs and Border Protection|US-Zoll- und Grenzschutzbehörde]] habe die IATA sehr kurzfristig informiert. Einige Fluggesellschaften mussten ihre Besatzungen umstellen und konnten nicht mehr alle Passagiere befördern. Die Fluglinien [[Emirates]], [[Etihad Airways]] und [[Qatar Airways]] teilten Reisenden mit, sie benötigten eine Green Card oder ein Diplomatenvisum für den Flug in die USA. Erwartet wurden auch Einbußen für die Fluggesellschaften, da nach Angaben des US-Heimatzschutzministeriums allein 2015 35.000 Besucher aus dem Iran in die USA geflogen seien.<ref>[http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-01/donald-trump-us-einreiseverbot-flugzeugcrews ''Donald Trump: US-Einreisestopp gilt auch für Flugzeugcrews.''] Die Zeit, 29. Januar 2017, abgerufen am 30. Januar 2017.</ref>

Zunächst wurde auch Bürgern eines der sieben Staaten mit [[Mehrfache Staatsangehörigkeit|doppelter Staatsangehörigkeit]] ein Visum für die USA verweigert. Am 31. Januar stellte Heimatschutzminister John F. Kelly klar, dass Doppelstaatler, die mit dem Pass eines nicht vom Verbot betroffenen Staates einreisen, ein Visum erhalten würden.<ref>[http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-01/doppelte-staatsbuergerschaft-einreise-usa-dekret-donald-trump ''Doppelte Staatsbürgerschaft: Trumps Einreiseverbot soll gelockert werden.''] Zeit Online, 31. Januar 2017.</ref> Wie schon seit Februar 2016 müssten Doppelbürger mit Staatsangehörigkeit des Irak, Iran, Syriens und des Sudan ein Einreisevisum besitzen, da sie nicht mehr unter das [[Visa-Waiver-Programm]] fielen.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-warum-er-diese-laender-fuer-das-einreiseverbot-waehlte-a-1132383.html ''Warum Trump diese Länder wählte.''] Spiegel Online, Abgerufen am 4. Februar 2017.</ref> Schon 2011 hatte das Außenministerium Asylanträge aus dem Irak aus Sicherheitsgründen sechs Monate lang verstärkt überprüft.<ref>[http://www.nytimes.com/2011/07/13/world/middleeast/13baghdad.html ''Visa Delays Put Iraqis Who Aided U.S. in Fear.''] New York Times, abgerufen am 4. Februar 2017.</ref> Staatsbürger des Jemen, Libyens und Somalias mit doppelter Staatsangehörigkeit könnten weiterhin unter dem Visa-Waiver-Programm einreisen, außer wenn sie seit März 2011 in eines der sieben betroffenen Länder gereist seien; in diesem Fall müssten sie ein US-Visum beantragen.<ref>[http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20170201_OTS0113/doppelstaatsbuerger-nicht-betroffen ''Doppelstaatsbürger nicht betroffen.''] American Embassy Vienna, 1. Februar 2017.</ref>

Das Dekret umfasste nicht die ebenfalls überwiegend muslimischen Staaten [[Aserbaidschan]], [[Ägypten]], [[Saudi-Arabien]], [[Türkei]] und [[Vereinigte Arabische Emirate]]. Aus einigen dieser Staaten stammen die Täter, die die meisten Terrorakte in den USA verübt hatten. Dass Trump diese Staaten ausschloss, erklärten manche Medienberichte mit einem Interessenkonflikt, weil dort Unternehmen Trumps ansässig sind und er Geschäftsbeziehungen dorthin angestrebt hatte.<ref>[https://www.bloomberg.com/graphics/2017-trump-immigration-ban-conflict-of-interest/ ''Trump’s Immigration Ban Excludes Countries With Business Ties.''] Bloomberg, 27. Januar 2017.</ref>

== Reaktionen in den USA ==
Das Dekret sorgte in den USA für Empörung, Proteste und Widerstand verschiedener gesellschaftlicher Bereiche.

=== Justiz ===
Der US-Präsident darf grundsätzlich Einzelpersonen oder Gruppen von Ausländern die Einreise verweigern, wenn und solange er diese als schädlich für die Interessen der USA erachtet.<ref>Cornell University Law School: [https://www.law.cornell.edu/uscode/text/8/1182#f ''8 U.S. Code §&nbsp;1182(f) – Inadmissible aliens, f: Suspension of entry or imposition of restrictions by President'']</ref> Für viele Juristen widerspricht das Dekret jedoch Grundprinzipien der Verfassung der USA wie dem [[Diskriminierungsverbot]], etwa indem darin besondere religiöse Minderheiten bevorzugt würden. Zudem verletze es das internationale [[Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge]] und den [[Grundsatz der Nichtzurückweisung]] nach der [[UN-Antifolterkonvention]].

==== Gerichtsurteile zu Klagen von Einzelpersonen ====
Am 28. Januar 2017 ergingen drei Gerichtsurteile zum Dekret: Ein [[United States District Court|Bundesbezirksgericht]] in New York ordnete auf Antrag von zwei betroffenen Irakern an, Personen mit einer gültigen Einreiseberechtigung (Visum, Green Card, Flüchtlingsstatus usw.) zunächst nicht in ihr Herkunftsland zurückzuschicken. Der [[United States Marshals Service]] sollte diese Anordnung mit den notwendigen Maßnahmen vollstrecken.<ref>[https://www.aclu.org/legal-document/darweesh-v-trump-decision-and-order ''Darweesh v. Trump: Decision and Order.''] US District Court for the Eastern District of New York, 28. Januar 2017.</ref> Die Anordnung wurde am 2. Februar bis 21. Februar 2017 verlängert. Am 16. Februar 2017 wandten sich 167 US-Senatoren und [[Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten|Kongressabgeordnete]] sowie 34 Städte, darunter die Millionenstädte [[Chicago]], [[Los Angeles]], [[New York City]] und [[Philadelphia]], mit zwei Stellungnahmen (''[[Amicus Curiae]] Briefs'') zugunsten der Kläger an das Gericht.<ref>[https://assets.documentcloud.org/documents/3468202/Darweesh-Congress-Brief.pdf ''Darweesh v. Trump: Brief for 167 Members of Congress as Amici Curiae.''] US District Court for the Eastern District of New York, 16. Februar 2017.</ref><ref>[https://assets.documentcloud.org/documents/3468201/Darweesh-Cities.pdf ''Darweesh v. Trump: Brief for Amici Curiae.''] US District Court for the Eastern District of New York, 16. Februar 2017.</ref>

Eine Bundesrichterin in [[Virginia]] ordnete am 28. Januar 2017 an, Anwälten den Zugang zu den gerade am [[Washington Dulles International Airport]] festgehaltenen Green-Card-Inhabern zu gewähren und diese für sieben Tage nicht auszuweisen.<ref>[https://www.clearinghouse.net/detail.php?id=15595 ''Aziz v. Trump: Temporary Restraining Order.''] US District Court for the Eastern District of Virginia, 28. Januar 2017.</ref> Die Anordnung wurde am 3. Februar 2017 für weitere sieben Tage verlängert und die Beklagten sollten eine Liste aller seit dem 27. Januar ab- oder ausgewiesenen ausländischen Einwohner von Virginia offenlegen.<ref>[https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/78/Aziz-v-Trump-Feb-3-Order.pdf ''Aziz v. Trump: Order.''] US District Court for the Eastern District of Virginia, 3. Februar 2017.</ref>

Ein Bundesrichter im Bundesstaat [[Washington (Bundesstaat)|Washington]] urteilte, dass zwei am [[Seattle-Tacoma International Airport]] festgehaltene Reisende bis auf Weiteres nicht aus den USA abgeschoben werden dürften.<ref>[https://www.clearinghouse.net/detail.php?id=15597 ''Doe v. Trump: Order Granting Emergency Motion for Stay of Removal.''] US District Court for the Western District of Washington, 28. Januar 2017.</ref>

Am 29. Januar 2017 ergingen zwei weitere Urteile zum Dekret: Zwei Bundesrichterinnen in [[Massachusetts]] ordneten an, das Dekret dürfe sieben Tage lang nicht umgesetzt werden.<ref>[https://www.clearinghouse.net/detail.php?id=15591 ''Louhghalam v. Trump: Temporary Restraining Order.''] US District Court for the District of Massachusetts, 29. Januar 2017.</ref> Wegen dessen unbefristeter Suspendierung am 3. Februar 2017 wurde diese Anordnung nicht verlängert.<ref>[https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/10/Boston-TRO-Expires.pdf ''Louhghalam v. Trump: Memorandum & Order.''] US District Court for the District of Massachusetts, 3. Februar 2017.</ref> Eine Bundesrichterin in [[Kalifornien]] verfügte, dass ein am Abend des 27. Januar am [[Los Angeles International Airport]] gelandeter, aber bereits abgeschobener Iraner aus [[Dubai]] in die USA zurück zu transportieren sei.<ref>[https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e4/Vayeghan_v._Kelly_-_Amended_TRO.pdf ''Vayeghan v. Kelly: Amended Temporary Restraining Order.''] US District Court for the Central District of California, 29. Januar 2017.</ref><ref>Matt Zapotosky: [https://www.washingtonpost.com/news/post-politics/wp/2017/01/29/banorder/?utm_term=.e2db32f36fe5 ''Federal judge orders U.S. to return Iranian who was deported under new order.''] Washington Post, 29. Januar 2017.</ref>

Am 31. Januar 2017 ordnete ein Bundesrichter in Kalifornien an, dass alle Bürger der sieben Staaten einreisen dürfen, denen vor dem Dekret ein Einwanderungsvisum erteilt worden war.<ref>[https://www.clearinghouse.net/detail.php?id=15614 ''Mohammed v. United States: Order.''] US District Court for the Central District of California, 31. Januar 2017.</ref>

Am 2. Februar 2017 entschied eine Bundesrichterin in [[Michigan]], der 90-Tages-Einreisestopp gelte nicht für Green-Card-Inhaber.<ref>[https://www.clearinghouse.net/detail.php?id=15612&search=source%7Cgeneral%3BspecialCollection%7C44%3Borderby%7CfilingYear%3B ''Arab American Civil Rights League v. Trump: Order.''] US District Court for the Eastern District of Michigan, 2. Februar 2017.</ref>

==== Verfahren „Washington v. Trump“ ====
[[Datei:Robart bench ruling.webm|mini|Entscheidung vom 3. Februar 2017]]

Am 30. Januar 2017 reichte Justizminister [[Bob Ferguson (Jurist)|Bob Ferguson]] aus Washington eine Klage<ref>[https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d5/Complaint_as_Filed.pdf ''State of Washington v. Trump: Complaint for Declaratory and Injunctive Relief.''] US District Court for the Western District of Washington, 30. Januar 2017.</ref> gegen das Dekret ein und beantragte auch [[Vorläufiger Rechtsschutz|vorläufigen Rechtsschutz]]<ref>[https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bd/TRO_as_Filed.pdf ''State of Washington v. Trump: Motion for Temporary Restraining Order.''] US District Court for the Western District of Washington, 30. Januar 2017.</ref> für die Einwohner seines Bundesstaats. Das Dekret verletze den [[5. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten]], die „Establishment Clause“ (Religionsfreiheit) im [[1. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten]], das [[Immigration and Nationality Act|Einwanderungs- und Nationalitätsgesetz]] und weitere Bundesgesetze. Die [[Washington State University]] und Unternehmen wie [[Amazon]] und [[Expedia]] unterstützten die Klage, indem sie die Schäden des Dekrets für sich und ihre Angehörigen oder Mitarbeiter beschrieben. Der Bundesstaat [[Minnesota]] trat der Klage am 1. Februar 2017 bei.<ref>[https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5f/1lori020217.pdf ''State of Washington v. Trump: First Ammended Complaint for Declaratory and Injunctive Relief.''] US District Court for the Western District of Washington, 1. Februar 2017.</ref> Am 3. Februar 2017 bewilligte Bundesrichter [[James Robart]] den Antrag auf vorläufigen Rechtschutz und hob damit ausdrücklich alle Einreiseverbote des Dekrets und die Aussetzung des Flüchtlingsprogramms mit sofortiger Wirkung und landesweit auf.<ref>[https://www.clearinghouse.net/detailDocument.php?id=85157 ''State of Washington v. Trump: Temporary Restraining Order.''] US District Court for the Western District of Washington, 3. Februar 2017.</ref>

Die Regierung beantragte am Folgetag beim zuständigen [[United States Court of Appeals]], Robarts Urteil aufzuheben, womit das Dekret, abgesehen von anderen Anordnungen von Bundesgerichten, die bisher weniger weit gehende Einschränkungen enthielten, mindestens bis zum Abschluss des [[Hauptsacheverfahren]]s weiterhin gelten würde.<ref>[https://assets.documentcloud.org/documents/3452194/9th-Cir-Emergency-Stay-Motion.pdf ''State of Washington v. Trump: Emergency Motion.''] US Court of Appeals for the Ninth Circuit, 4. Februar 2017.</ref> Das Berufungsgericht lehnte die sofortige Aufhebung ab.<ref>[http://cdn.ca9.uscourts.gov/datastore/general/2017/02/05/17-35105.pdf ''State of Washington v. Trump: Order.''] US Court of Appeals for the Ninth Circuit, 4. Februar 2017.</ref> Am 7. Februar erfolgte eine telefonische Anhörung der Vertreter beider Parteien. Am 9. Februar 2017 entschieden die drei Richter des Berufungsgerichts einstimmig, Robarts einstweilige Verfügung aufrechtzuerhalten. Als Hauptgrund nannten sie, dass die Regierung die Zuständigkeit des Bundesrichters bestritten, aber keine Belege für eine nationale Terrorgefahr aus den sieben Staaten vorgelegt hatte.<ref>[http://cdn.ca9.uscourts.gov/datastore/opinions/2017/02/09/17-35105.pdf ''State of Washington v. Trump: Order.''] US Court of Appeals for the Ninth Circuit, 9. Februar 2017 (PDF; Verlauf: S. 6; Urteilsgründe: S. 27 f.).</ref>

Am 10. Februar 2017 verlangte ein Richter des Berufungsgerichts, dass das Gesamtgericht entscheiden möge, ob die von einer Dreierkammer durchgeführte Anhörung vor einer großen Kammer mit elf Richtern wiederholt werden soll. Die Parteien konnten sich bis zum 16. Februar dazu äußern.<ref>[[:Datei:17-35105 Supplemental Briefing Order.pdf|''State of Washington v. Trump: Order.'']] US Court of Appeals for the Ninth Circuit, 10. Februar 2017.</ref> Die Regierung gab an, dass der Präsident das Dekret demnächst widerrufen und durch ein neues ersetzen wolle. Das Berufungsgericht unterbrach daraufhin das Verfahren für eine erneute Anhörung.<ref>[[:Datei:17-35105 Stay Order revised.pdf|''State of Washington v. Trump: Order.'']] US Court of Appeals for the Ninth Circuit, 16. Februar 2017.</ref> Nachdem Präsident Trump am 6.&nbsp;März [[Executive Order 13780|das Nachfolgedekret]] unterzeichnet hatte, zog die Regierung am 8.&nbsp;März ihren Einspruch gegen das Urteil zurück.<ref>''[http://www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-us-regierung-will-gegen-stopp-des-einreiseverbots-vorgehen-a-1139385.html Weißes Haus leitet Berufung gegen Blockade des Einreisedekrets ein.]'' Spiegel Online, 17.&nbsp;März 2017, abgerufen am gleichen Tage.</ref>

==== Weitere Klagen von Bundesstaaten und Städten ====
Am 31. Januar 2017 klagte [[San Francisco]] vor einem kalifornischen Bundesgericht gegen das Dekret, da es den [[10. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten]] verletze.<ref>[https://www.clearinghouse.net/detail.php?id=15608&search=source%7Cgeneral%3BspecialCollection%7C44%3Borderby%7CfilingYear%3B ''City and County of San Francisco v. Trump: Complaint for Declaratory and Injunctive Relief.''] US District Court for the Northern District of California, 31. Januar 2017.</ref> Die Justizminister der Bundesstaaten New York, Massachusetts und Virginia kündigten am selben Tag an, den in ihren Bundesstaaten anhängigen Klagen in den nächsten Tagen beizutreten.<ref>Erik Larson und Kartikay Mehrotra: [https://www.bloomberg.com/politics/articles/2017-01-31/massachusetts-san-francisco-sue-trump-over-immigrant-orders ''Three More States and San Francisco Sue Trump Over Orders.''] Bloomberg.com, 31. Januar 2017.</ref> Am 3. Februar 2017 klagte auch [[Hawaii]] gegen das Dekret.<ref>[https://www.clearinghouse.net/detail.php?id=15626 ''State of Hawaii v. Trump: Complaint for Declaratory and Injunctive Relief; Summons.''] US District Court for the District of Hawaii, 3. Februar 2013.</ref> Am 13. Februar 2017 wurde der 90-Tages-Einreisestopp für Virginia außer Kraft gesetzt.<ref>[https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6f/Azizpi.pdf ''Aziz v. Trump: Preliminary Injunction.''] US District Court for the Eastern District of Virginia, 13. Februar 2017.</ref>

=== Zivilgesellschaft ===
{{Hauptartikel|Proteste gegen Donald Trump#Gegen das Einreiseverbot}}

[[Datei:2017-01-28 - protest at JFK (81265).jpg|mini|Proteste am [[John F. Kennedy International Airport|JFK-Flughafen]] in New York am 28. Januar 2017]]

Schon am Abend des 26. Januar 2017 wurde bekannt, dass Trump diese Executive Order verabschieden wollte. Daraufhin versammelten sich im [[Washington Square Park]] in New York viele Menschen. Der örtliche [[Council on American-Islamic Relations]] hatte kurzfristig zu einer Versammlung für die Rechte von Muslimen in den USA aufgerufen.<ref>[https://www.democracynow.org/2017/1/26/thousands_rally_in_nyc_to_protest ''NYC: Thousands Protest Trump Plan to Impose Ban on Refugees, Block Visas from 7 Muslim Nations.''] 26. Januar 2017.</ref>

Nach der Unterzeichnung protestierten in vielen Städten und Flughäfen der USA mehrere tausend Menschen gegen den Erlass.<ref>[https://www.theguardian.com/us-news/2017/jan/29/protest-trump-travel-ban-muslims-airports ''Thousands protest against Trump travel ban in cities and airports nationwide.''] 30. Januar 2017.</ref> Flüchtlingsinitiativen und Organisationen amerikanischer [[Juden]] kritisierten das am Holocaustgedenktag erlassene Dekret als tragische Wiederholung des [[Emergency Quota Act]]s von 1921, der die Einreise von Einwanderern und Flüchtlingen in die USA stark begrenzt hatte.<ref name="Datumskritik" />

==== Kongress ====
Die republikanischen US-Senatoren [[John McCain]] und [[Lindsey Graham]] sprachen sich gegen das Dekret aus und nannten es eine „selbstzugefügte Wunde“ im Kampf gegen Terroristen.<ref>''[http://www.mccain.senate.gov/public/index.cfm/2017/1/statement-by-senators-mccain-graham-on-executive-order-on-immigration Statement by Senators McCain & Graham on Executive Order on Immigration.]'' 29. Januar 2017.</ref>

Donald Trump twitterte, die beiden Senatoren seien schwach beim Thema Einwanderung. Sie sollten ihre Energien auf den Kampf gegen die Terrormiliz „[[Islamischer Staat (Organisation)|Islamischer Staat]]“ richten, statt den dritten Weltkrieg zu planen. Graham antwortete: „Herr Präsident, ich will nicht den dritten Weltkrieg starten, ich will den Krieg gewinnen, den wir gerade führen. Wir hatten acht Jahre Barack Obama, der nicht wusste, wie der radikale Islam zu besiegen ist. Man gewinnt diesen Krieg nur, wenn man Muslime an seiner Seite hat. … Ihr Erlass war zu weitreichend, nicht überprüft, Sie haben sich nicht die Zeit genommen, die Sie brauchten, um etwas auszuführen, womit ich einverstanden bin.“<ref>[http://www.tagesschau.de/ausland/usa-republikaner-103.html ''Zwei Haudegen gegen Trump.''] 31. Januar 2017.</ref>

Am 30. Januar 2017 brachten die Senatoren [[Dianne Feinstein]] und [[Chris Murphy (Politiker)|Christopher Murphy]] sowie die Kongressabgeordnete [[Zoe Lofgren]] (alle zur [[Demokratische Partei (Vereinigte Staaten)|Demokratischen Partei]] gehörig) jeweils eine Gesetzesvorlage zur Aufhebung des Dekrets ein.<ref>[https://www.congress.gov/bill/115th-congress/senate-bill/240 S.240 – 115th Congress: ''A bill to nullify the effect of the recent executive order that temporarily restricted individuals from certain countries from entering the United States.'']</ref><ref>[https://www.congress.gov/bill/115th-congress/senate-bill/248 S.248 – 115th Congress: ''A bill to block implementation of the Executive Order that restricts individuals from certain countries from entering the United States.'']</ref><ref>[https://www.congress.gov/bill/115th-congress/house-bill/724 H.R.724 – 115th Congress: ''To provide that the Executive Order entitled „Protecting the Nation from Foreign Terrorist Entry into the United States“ (January 27, 2017), shall have no force or effect, to prohibit the use of Federal funds to enforce the Executive Order, and for other purposes.'']</ref>

==== Ehemalige Regierungsmitarbeiter ====
Am 30. Januar 2017, zehn Tage nach seiner Verabschiedung, ließ US-Präsident Barack Obama seinen Sprecher erklären: Es gehe ihm (Obama) ans Herz, wie viele Menschen sich bei Demonstrationen und in sozialen Netzwerken für politische Werte, Demokratie und den Schutz der Verfassung engagierten. Er sei „fundamental dagegen, Menschen wegen ihres [[Glaube]]ns oder ihrer [[Religion]] zu diskriminieren.“<ref>[https://www.welt.de/politik/ausland/article161673093/Fundamental-dagegen-Obama-reagiert-auf-neue-Einwanderungspolitik.html ''Erste Reaktion auf Trump: „Fundamental dagegen“ – Obama reagiert auf neue Einwanderungspolitik.''] Welt Online, abgerufen am 31. Januar 2017.</ref>

„Es ist nicht nur unmoralisch und bescheuert, es ist auch kontraproduktiv“, sagte der ehemalige [[Central Intelligence Agency|CIA]]-Terrorismusabwehr-Experte Patrick Skinner dem Magazin ''[[Mother Jones (Zeitschrift)|Mother Jones]]'' zu dem Dekret. Skinner arbeitet für das Sicherheitsunternehmen Soufan Group. Er wies darauf hin, dass die USA militärisches, nachrichtendienstliches und diplomatisches Personal in Syrien, Libyen und dem Irak hätten, das engstens mit dortigen Einwohnern im Antiterrorkampf zusammenarbeiten würde. Noch nie seien die USA mehr auf Menschen aus diesen Ländern angewiesen gewesen. In dem Moment, in dem man diese Menschen am meisten bräuchte, sage man ihnen, „wir haben euch verarscht“.<ref>[http://www.motherjones.com/politics/2017/01/trump-muslim-refugee-ban-disaster-national-security ''„Immoral,“ „stupid,“ and „counterproductive“: National security experts slam Trump’s „Muslim ban“.''] Mother Jones, abgerufen am 30. Januar 2017.</ref>

In der Klage des Bundesstaates Washington gegen das Dekret wurde dem Berufungsgericht eine Erklärung der ehemaligen Minister und Behördenleiter [[Madeleine Albright]], [[Avril Haines]], [[Michael V. Hayden]], [[John Kerry]], [[John E. McLaughlin]], [[Lisa Monaco]], [[Michael Morell]], [[Janet Napolitano]], [[Leon Panetta]] und [[Susan E. Rice]] eingereicht, wonach das Dekret die Sicherheits- und Außenpolitik der USA nicht fördere, sondern schädige.<ref>[http://cdn.ca9.uscourts.gov/datastore/general/2017/02/06/17-35105%20opposition%20exhibit.pdf ''State of Washington v. Trump: Joint Declaration.''] 5. Februar 2017.</ref>

==== Wirtschaft ====
[[Datei:NoBanNoWall rally at Googleplex 2017-01-30.gk.jpg|mini|Kundgebung am [[Googleplex|Google-Sitz]] am 30. Januar 2017]]
Vertreter von US-Unternehmen reagierten beunruhigt auf den Erlass. [[Howard Schultz]], Chef von [[Starbucks]], wandte sich mit „tiefer Besorgnis“ auf der Website des Unternehmens an seine Mitarbeiter und bezeichnete Trumps Erlass als verwirrend. Er kündigte Pläne an, um in den nächsten fünf Jahren 10.000 Flüchtlingen Jobs bei Starbucks anbieten zu können.<ref>[http://www.reuters.com/article/us-usa-trump-immigration-starbucks-idUSKBN15E05X ''Starbucks CEO Schultz plans to hire 10,000 refugees after Trump ban.''] Reuters, 30. Januar 2017.</ref>

[[Microsoft]]-[[Chief Executive Officer|CEO]] [[Satya Nadella]] schrieb auf [[LinkedIn]]:
{{Zitat-en
|Text=As an immigrant and as a CEO, I’ve both experienced and seen the positive impact that immigration has on our company, for the country, and for the world. We will continue to advocate on this important topic.
|Übersetzung=Als Immigrant und CEO habe ich die positiven Auswirkungen, die die Einwanderung auf unser Unternehmen, das Land und die Welt hat, erlebt und gesehen. Wir werden uns weiterhin für dieses wichtige Thema einsetzen.
|Autor=Satya Nadella
|Quelle=LinkedIn
|ref=<ref>[https://www.linkedin.com/pulse/yesterdays-us-executive-order-immigration-satya-nadella ''Yesterday’s U.S. Executive Order on Immigration.'']</ref><ref>[https://www.heise.de/newsticker/meldung/US-Richterin-hebelt-Trumps-Einreise-Bann-teilweise-aus-3609841.html ''US-Richterin hebelt Trumps Einreise-Bann teilweise aus.''] Heise online, 29. Januar 2017.</ref>
}}
Am 5. Februar 2017 reichten 97 Unternehmen, überwiegend aus dem [[Silicon Valley]], beim Berufungsgericht in San Francisco eine gemeinsame Stellungnahme (''Amicus Curiae Brief'') ein, mit dem Ziel, den gewährten vorläufigen Rechtsschutz aufrecht erhalten zu lassen.<ref>{{Internetquelle |autor=Martin Holland |url=https://www.heise.de/newsticker/meldung/Silicon-Valley-vs-Trump-97-IT-Konzerne-wenden-sich-vor-Gericht-gegen-Einreise-Verbot-3618083.html |titel=Silicon Valley vs. Trump: 97 IT-Konzerne wenden sich vor Gericht gegen Einreise-Verbot |hrsg=[[Heise online]] |datum=2017-02-06 |zugriff=2017-02-06}}</ref><ref>[https://app.box.com/s/09dvucfviag1zlwzekupts084xzc8j5g ''State of Washington v. Trump: Motion for Leave to File Brief of Technology Companies and other Businesses as Amicus Curiae in Support of Appellees.''] 5. Februar 2017.</ref>

==== Wissenschaft ====
In einer Online-[[Petition]] verurteilten tausende Wissenschaftler und bisher 62 [[Nobelpreis]]träger das Dekret und forderten Trump auf, seinen Standpunkt zu überdenken.<ref>[https://notoimmigrationban.com/ ''Academics Against Immigration Executive Order.''] Abgerufen am 1. Februar 2017.</ref> 164 wissenschaftliche Verbände forderten Trump in einem Brief vom 31. Januar 2017 auf, das Dekret zurückzunehmen.<ref>Anne Q. Hoy: [https://www.aaas.org/news/leading-scientific-groups-urge-trump-rescind-immigration-order ''Leading Scientific Groups Urge Trump to Rescind Immigration Order.''] [[American Association for the Advancement of Science]], 31. Januar 2017.</ref> Die [[Association for Computing Machinery]] forderte die Aufhebung der Visabeschränkungen mit Ablauf der 90-Tages-Frist oder früher.<ref>[https://www.acm.org/about-acm/suspension-of-visas ''ACM Expresses Concern About New Executive Order Suspending Visas.''] Abgerufen am 2. Februar 2017.</ref>

Am 2. Februar 2017 forderten die Rektoren von 48 [[College]]s und Universitäten der USA Trump auf, das Dekret zu korrigieren oder zurückzuziehen.<ref>[https://www.princeton.edu/main/news/archive/S48/60/53M84/?section=topstories ''Eisgruber, other university presidents ask President Trump to 'rectify or rescind' immigration order.''] princeton.edu, 2. Februar 2017.</ref>

==== Kultur und Religion ====
Der [[Erzbischof]] der [[Erzbistum Chicago|Erzdiözese Chicago]], Kardinal [[Blase Joseph Cupich]], verurteilte das Dekret als eine die Muslime diskriminierende Politik.<ref>[http://religion.orf.at/stories/2822837/ ''Kritik der US-Bischöfe an Trump wird lauter.'']</ref> Auch Kardinal [[Donald Wuerl]], Erzbischof von [[Erzbistum Washington|Washington]], kritisierte Trumps Dekret und warnte vor einem Aufnahmestopp von Flüchtlingen.

Der iranische Filmemacher [[Asghar Farhadi]] sagte seine Teilnahme an der [[Oscar]]-Verleihung am 26. Februar 2017 offiziell ab, selbst wenn er mit einer Ausnahmegenehmigung hätte einreisen dürfen.<ref>[http://www.zeit.de/kultur/film/2017-01/einreiseverbot-donald-trump-oscar-verleihung-asghar-farhadi-absage ''Iranischer Regisseur boykottiert Oscar-Verleihung.''] Zeit Online, 30. Januar 2017.</ref> Sein Film „[[The Salesman]]“ ist für den Oscar als „Bester ausländischer Film“ nominiert.

=== US-Regierung ===
Trump begründete das Dekret bei dessen Unterzeichnung damit, „radikale islamische Terroristen“ fernzuhalten.<ref>[http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.frankreich-trump-telefoniert-mit-merkel-putin-und-hollande.4331c90d-0a7d-45e6-ae64-40fe3573f1a0.html ''Nach Trump-Dekret: Iran lässt keine Amerikaner einreisen.''] Schwarzwälder Bote, abgerufen am 30. Januar 2017.</ref> Nach Kritik bestritt er, dass es zu Chaos an Flughäfen im Land gekommen sei. Die Regierung verwies darauf, dass 109 Flugreisende nach ihrer Festnahme inzwischen eingereist seien<ref>[http://de.euronews.com/2017/01/30/donald-trump-verteidigt-neue-einreiseverbote-in-die-usa ''Donald Trump verteidigt neue Einreiseverbote in die USA.''] 30. Januar 2017.</ref> und bestritt, dass das Einreiseverbot ein gegen Muslime allgemein gerichteter „Muslim ban“ sei.<ref>[http://edition.cnn.com/2017/02/06/politics/trump-muslim-ban-travel-lawsuit/ ''How Trump’s 'Muslim ban' comments can hurt his travel ban case.''] CNN, 6. Februar 2017.</ref>

[[Datei:Letter-From-Sally-Yates.pdf|mini|hochkant|Memorandum von Sally Yates]]
Die kommissarische [[United States Attorney General|Justizministerin]] [[Sally Yates]] kritisierte das Dekret und wies die Anwälte ihres Ministeriums am 30. Januar an, es juristisch nicht zu verteidigen. Daraufhin entließ Trump sie mit der Begründung, sie habe „das Justizministerium verraten“ und sei „schwach beim Thema Grenzen und sehr schwach beim Thema illegale Einwanderung.“<ref>[http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-01/usa-justizminsiterin-sally-yates-widerstand-donald-trump-dekret-einreiseverbot ''Trump entlässt kommissarische Justizministerin.''] Die Zeit, 31. Januar 2017.</ref>

Heimatschutzminister John F. Kelly entließ auch Daniel Ragsdale, den Leiter der Einwanderungs- und Zollbehörde [[United States Immigration and Customs Enforcement]]. Dessen Nachfolger Thomas Homan solle helfen, die neuen Einwanderungsregelungen umzusetzen.<ref>[http://www.taz.de/Folgen-des-US-Einreiseverbots/!5379080/ ''Trump entlässt Justizministerin.''] 31. Januar 2014.</ref>

Mehrere Dutzend Diplomaten des US-Außenministeriums verfassten eine interne Protestnote gegen das Dekret: Es mache das Land anders als behauptet nicht sicherer. Der Präsidentensprecher Sean Spicer legte ihnen daraufhin nahe, über ihren Austritt aus dem Dienst nachzudenken.<ref>[http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/ausland/trump-entlaesst-im-streit-um-einwanderungsdekret-kommissarische-justizministerin--132999556.html ''Trump entlässt im Streit um Einwanderungsdekret kommissarische Justizministerin.''] Badische Zeitung, abgerufen am 31. Januar 2017.</ref>

Auf die landesweite Aussetzung des Dekrets durch Richter James Robart reagierte Trump mit persönlichen Angriffen auf [[Twitter]]:
{{"|The opinion of this so-called judge, which essentially takes law-enforcement away from our country, is ridiculous and will be overturned!|Übersetzung=Die Meinung dieses sogenannten Richters, die praktisch unserem Land die Durchsetzung von Gesetzen wegnimmt, ist irrwitzig und wird überstimmt werden!}} Das wurde als Versuch verstanden, andere Richter einzuschüchtern und die Unabhängigkeit der Justiz in Frage zu stellen.<ref>[https://www.nzz.ch/international/aufhebung-der-visa-sperren-trump-beschimpft-richter-nach-schlappe-bei-einreise-bann-ld.143721 ''Trump-Regierung legt Berufung ein.''] Neue Zürcher Zeitung, 5. Februar 2017.</ref>

== Internationale Reaktionen ==
Das Dekret sorgte auch weltweit für Empörung in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen.

=== Betroffene Länder ===
In den betroffenen Nationen reagierten Politik und Bürger meist verärgert, mindestens mit Unverständnis auf Trumps Erlass. In Nachbarländern, dem wirtschaftlich starken und mit den USA eng verbundenen [[Saudi-Arabien]] und den Golfemiraten hingegen zeigte man sich unbeeindruckt.<ref name=":3">Dunja Ramadan: [http://www.sueddeutsche.de/politik/reaktionen-auf-das-visa-verbot-unser-land-ist-mehr-wert-als-eine-million-amerikas-1.3355974 ''Reaktionen auf das Visa-Verbot: „Unser Land ist mehr wert als eine Million Amerikas.“''] sueddeutsche.de, abgerufen am 31. Januar 2017.</ref>

Der Iran kündigte nach Bekanntwerden ein Einreiseverbot für alle US-Amerikaner an.<ref>[http://www.focus.de/politik/ausland/das-ist-eine-beleidigung-des-iranischen-volkes-trump-verhaengt-einreisestopp-fuer-viele-muslime-iran-reagiert-sofort_id_6559821.html ''Trump verhängt Einreisestopp für viele Muslime – Iran reagiert sofort.''] focus.de, abgerufen am 31. Januar 2017.</ref> Die [[Beziehungen zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten]] sind seit der [[Islamische Revolution|Islamischen Revolution 1979]] durch Feindschaft geprägt. Die iranische Regierung gilt als Unterstützer von Terrorismus. Trump stellte mehrmals das 2015 mit Iran geschlossene [[Iranisches Atomprogramm#2015|Atomabkommen]] in Frage.<ref name="faz-14527631">{{Internetquelle |autor=Stephan Löwenstein |url=http://www.faz.net/1.4527631 |titel=Trump und der verhasste Deal |werk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung#FAZ.NET|FAZ.net]] |datum=2016-11-15 |zugriff=2017-02-05}}</ref>

Der parlamentarische Ausschuss für internationale Beziehungen des Irak forderte, dass gleiches Recht für alle gelten müsse: Wenn Präsident Trump irakische Staatsbürger ausgrenze, sollten auch US-Bürger nicht mehr in den Irak einreisen dürfen.<ref name="Tagesschau">[http://www.tagesschau.de/ausland/trump-einreiseverbote-101.html ''US-Einreiseverbote: Wut im Irak, Bedauern im Sudan.''] tagesschau.de, 30. Januar 2017.</ref> „Wir führen Krieg stellvertretend für die ganze Welt. Wir kämpfen an vorderster Front gegen die Terroristen, wir haben viele Opfer auf der eigenen Seite zu beklagen“, sagte die irakische Parlamentarierin Hanan al-Fatlawi.<ref name=":3" />

In einer Zeitung aus [[Damaskus]] in Syrien, die staatlich kontrolliert wird, hieß es, eine selbst gewählte Isolation der USA werde zu mehr Extremismus führen.<ref name="Tagesschau" />

Das Außenministerium des Sudan bestellte den amerikanischen Geschäftsträger ein und sprach „Bedauern“ über das Einreiseverbot aus.

Ebenso meldete sich das jemenitische Außenministerium zu Wort und warnte die USA davor, die Menschen in Jemen als „Quelle des Terrorismus und Extremismus“ zu diffamieren.<ref name=":3" />

=== Zwischenstaatliche Organisationen ===
In einer gemeinsamen Erklärung des [[Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen|UNO-Hochkommissars für Flüchtlinge]] und der [[Internationale Organisation für Migration|Internationalen Organisation für Migration]] in [[Genf]] wurde Präsident Trump aufgefordert, die Tradition seines Landes bei der Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten fortzuführen.<ref>[http://www.unhcr.org/news/press/2017/1/588bc4e34/joint-iom-unhcr-statement-president-trumps-refugee-order.html ''Joint IOM-UNHCR Statement on President Trump’s Refugee Order.''] 28. Januar 2017.</ref>

Die [[Organisation für Islamische Zusammenarbeit]], eine internationale Organisation mit 56 Mitgliedstaaten, verurteilte das Dekret, das das Schicksal von Flüchtlingen weiter verschlechtere und das [[Narrativ (Sozialwissenschaften)|Narrativ]] von Extremisten unterstütze. Sie forderte die US-Regierung auf, ihre Entscheidung zu überdenken.<ref>[http://www.oic-oci.org/topic/?t_id=13092&t_ref=5740&lan=en ''OIC Expresses Concern at US President’s Executive Order Restricting Entry into the US.''] 30. Januar 2017.</ref>

Die [[Interamerikanische Kommission für Menschenrechte]] drückte am 1. Februar 2017 ihre Besorgnis über dieses und andere Dekrete von Präsident Trump aus.<ref>[http://www.oas.org/en/iachr/media_center/PReleases/2017/008.asp ''IACHR Expresses Concern over Executive Orders on Immigration and Refugees in the United States.''] [[Organisation Amerikanischer Staaten]], 1. Februar 2017.</ref> Eine Gruppe von US-Bürgerrechtsorganisationen forderte die Kommission auf, eine öffentliche Anhörung über das Dekret zu veranstalten.<ref>[https://www.aclu.org/letter/coalition-request-emergency-hearing-iachr-president-trumps-muslim-ban-and-refugee-ban?redirect=letter/coalition-request-emergency-hearing-iachr ''Coalition Request for an Emergency Hearing Before the IACHR on President Trump’s Muslim Ban and Refugee Ban.''] ACLU.org, 6. Februar 2017.</ref>

=== Terroristische Gruppen ===
Reporter des Online-Magazins [[BuzzFeed]] sprachen mit fünf gegenwärtigen und ehemaligen Kämpfern des „Islamischen Staates“, die darin übereinstimmten, dass die Maßnahmen Amerika schaden werden. Das Dekret würde das Narrativ ihrer Gruppen stärken, wonach die USA und der Westen nicht den islamistischen Terror, sondern den Islam als gesamte Religion bekämpfen. „Trump verkürzt die Zeit, die es brauchen wird, um unsere Ziele zu erreichen“, sagte einer.<ref name="mojo" />

Der „Islamische Staat“ und [[al-Qaida]] bejubelten den Einreisestopp als „gesegneten Bann“ und Trump als „besten Werber für den Islam“.<ref>Christoph Sydow: [http://www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-islamischer-staat-preist-einreiseverbot-als-gesegneten-bann-a-1132504.html ''Der IS bejubelt Trumps „gesegneten Bann“.''] Spiegel Online, abgerufen am 31. Januar 2017.</ref>

=== Australien ===
Der [[Australien|australische]] Premierminister [[Malcolm Turnbull]] wollte sich nicht über das Dekret äußern und sagte auf einer Pressekonferenz: „Es ist nicht meine Aufgabe als Premierminister von Australien, die Innenpolitik anderer Länder zu kommentieren.“<ref>[http://www.news.com.au/entertainment/tv/current-affairs/australia-should-not-isolate-us-president-donald-trump-says-bob-hawke/news-story/174151d0d4768a638b3bdc5a45fb7a48 ''Immigration ban: Julie Bishop ‘in talks’ with US as Malcolm Turnbull won’t comment.''] Abgerufen am 1. Februar 2017.</ref>

=== Deutschland ===
Die [[Deutschland|deutsche]] Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]] sagte US-Präsident Donald Trump in einem Telefonat, dass sie überzeugt sei, dass auch der notwendige entschlossene Kampf gegen den Terrorismus es nicht rechtfertige, Menschen einer bestimmten Herkunft oder eines bestimmten Glaubens unter Generalverdacht zu stellen, so der Regierungssprecher.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/donald-trump-angela-merkel-lehnt-einreiseverbot-in-usa-ab-a-1132208.html ''Merkel lehnt Trumps Einreiseverbot ab.''] Spiegel Online, 29. Januar 2017.</ref>

SPD-Kanzlerkandidat [[Martin Schulz]] warf Donald Trump die Missachtung elementarer Werte der westlichen Staatengemeinschaft vor. Er laufe „mit der Abrissbirne durch unsere Grundwerteordnung“, sagte Schulz in der [[Das Erste|ARD]]. „Dass der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika schon in der ersten Woche seiner Amtszeit von einem Gericht in New York gestoppt werden muss, zeigt ja, was da los ist.“<ref name=":0" /> Alle Parteien im deutschen Bundestag lehnen das Dekret ab.

Der deutsch-irakische Schriftsteller [[Abbas Khider]] wies die Begründung des Dekrets zurück:
{{Zitat
|… Einige Länder auf der Liste, die als gefährlich eingestuft wurden, sind just die Länder, die mit der westlichen Welt gegen die Islamisten kämpfen, wie die Libyer und die Iraker. Außerdem sind einige dieser Länder [[Schia|schiitische]] Staaten, wie Iran, Irak und Jemen. Aber die Terroristen wie [[al-Qaida]], [[Islamischer Staat (Organisation)|Isis]] und viele andere Gruppen sind [[Sunniten|sunnitische]] Organisationen. … das Absurdeste und Lächerlichste, was die Weltpolitik je erlebt hat. …
|Autor=Abbas Khider
|Quelle=Welt Online<ref>Richard Kämmerlings: [https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article161768218/In-Ostdeutschland-schauen-sie-als-wuenschten-sie-einem-den-Tod.html ''„In Ostdeutschland schauen sie, als wünschten sie einem den Tod.“''] Welt Online, 4. Februar 2017.</ref>
}}

=== Frankreich ===
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz des deutschen Außenministers [[Sigmar Gabriel]] und des [[Frankreich|französischen]] Außenministers [[Jean-Marc Ayrault]] sagte letzterer, Trumps Entscheidung würde Frankreich und Deutschland als Verbündete beunruhigen. Präsident [[François Hollande]] sagte: „Wenn er die Einreise von Flüchtlingen verhindert, während Europa seine Pflicht getan tat, müssen wir reagieren.“<ref>[http://www.france24.com/en/20170128-france-germany-ayrault-gabriel-donald-trump-moves-limit-refugees ''France and Germany united in criticism of Trump’s immigration ban.''] france24.com, 29. Januar 2017.</ref>

=== Italien ===
Der [[italien]]ische Außenminister [[Angelino Alfano]] äußerte bezüglich des Dekrets, dass die [[Europäische Union]] eigene Grenzbarrieren habe und nicht in einer guten Position sei, Meinungen über die Entscheidungen anderer abzugeben.<ref>[http://www.thelocal.it/20170130/eu-in-no-position-to-judge-trumps-travel-ban-says-italys-fm ''EU 'in no position to judge Trump's travel ban', says Italian FM.''] Abgerufen am 1. Februar 2017.</ref>

=== Kanada ===
Am Tag nachdem Trump den Einreisestopp verhängt hatte, erklärte [[Kanada]]s Premierminister [[Justin Trudeau]], sein Land heiße Flüchtlinge weiterhin willkommen. „An diejenigen, die vor Verfolgung, Terror und Krieg fliehen, die Kanadier werden Euch willkommen heißen, unabhängig von Eurem Glauben. Diversität ist unsere Stärke“, schrieb Trudeau auf Twitter.

=== Österreich ===
Der [[österreich]]ische Bundeskanzler [[Christian Kern]] kritisierte das Dekret als „nicht akzeptabel,“ wobei er insbesondere auf „eine Mitverantwortung [der USA] für die [[Flüchtlingskrise in Europa ab 2015|Flüchtlingsströme]]“ hinwies und das Einreiseverbot daher als „aus jeder Verantwortung stehlen“ verurteilte.<ref>{{Internetquelle |autor=Alain Kniebs |url=http://brf.be/international/1059585/ |titel=Gipfeltreffen: EU soll „Gas geben“ |titelerg=EU-Gipfel |werk=brf.be |hrsg=Belgischer Rundfunk |datum=2017-02-03 |archiv-url=http://www.webcitation.org/6o6j8hZ2S |archiv-datum=2017-02-07 |zugriff=2017-02-07}}</ref>

=== Russland ===
Der Sprecher des [[Russland|russischen]] Präsidenten teilte mit, es sei nicht Sache Russlands, sich über das Dekret zu äußern.<ref>[https://ria.ru/world/20170130/1486762276.html ''Песков об указе Трампа о защите от терроризма: это не наше дело.''] RIA Novosti, 30. Januar 2017.</ref>

=== Schweden ===
Die [[Schweden|schwedische]] Außenministerin [[Margot Wallström]] begrüßte zwar, dass Schweden mit doppelter Staatsbürgerschaft von dem Dekret ausgenommen seien, hielt aber an der Kritik an dem Dekret als solches fest.<ref>[https://www.svd.se/usas-besked-alla-med-svenskt-pass-slapps-in/om/trumps-inreseforbud ''USA:s nya besked: Alla med svenskt pass släpps in.''] Svenska Dagbladet.</ref>

=== Schweiz ===
Der [[Schweiz]]er Außenminister [[Didier Burkhalter]] forderte, die Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus müssen mit den Grundrechten und dem Völkerrecht vereinbar sein.<ref>Désirée Föry: [https://www.nzz.ch/schweiz/burkhalter-reagiert-auf-trumps-dekret-burkhalter-reagiert-auf-trumps-dekret-ld.142465 ''Burkhalter zu Trumps Einreisesperre: «Das Dekret geht eindeutig in die falsche Richtung».''] Neue Zürcher Zeitung, 29. Januar 2017.</ref> Am 20. Februar 2017 wurde die Schweizer Regierung mit einer Petition von rund 9500 Unterzeichnern aufgefordert, den US-Präsidenten zur ''[[Persona non grata]]'' zu erklären.<ref>Marcel Gyr: [https://www.nzz.ch/schweiz/unwillkommener-us-praesident-trump-ban-ld.146605 ''Unwillkommener US-Präsident: Petition fordert Einreiseverbot für Trump.''] Neue Zürcher Zeitung, 20. Februar 2017.</ref>

=== Vereinigtes Königreich ===
Die [[Vereinigtes Königreich|britische]] Premierministerin [[Theresa May]] äußerte sich zunächst nicht über das Dekret. Einige Tage später sagte sie im [[House of Commons|Unterhaus]] in London: „Wir würden das nicht tun. Wir glauben, dass es spaltend und falsch ist“.<ref>[http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-02/us-einreiseverbot-donald-trump-theresa-may-kritik ''May kritisiert Trump-Dekret als „spaltend“.''] Zeit Online, abgerufen am 3. Februar 2017.</ref> Der Speaker des Unterhauses [[John Bercow]] sprach sich am 6. Februar dagegen aus, Trump vor dem Unterhaus sprechen zu lassen.

In London demonstrierten am 4. Februar 2017 Zehntausende gegen das Dekret und die Einladung an Trump zu einem Staatsbesuch.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-01/grossbritannien-demonstration-trump-einreiseverbot-london-may |titel=Großbritannien: Zehntausende demonstrieren gegen US-Einreiseverbot |werk=[[Die Zeit#Zeit Online|zeit.de]] |datum=2017-01-30 |zugriff=2017-02-05}}</ref>

== Umsetzung und Ersatz ==
== Umsetzung und Ersatz ==
[[Datei:IM-NY-0053-0015-p4.jpg|mini|hochkant|Aufhebung der Visa-Annullierung für Bürger der sieben Staaten]]
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Am 1. März 2017 wurde bekannt, dass das geplante neue Dekret nicht Staatsbürger des Iraks betreffen werde und Reisende mit bereits erteiltem Visum sowie Green-Card-Inhaber vom Einreiseverbot ausgenommen sein würden.<ref>Matt Zapotosky, Abigail Hauslohner: [https://www.washingtonpost.com/world/national-security/after-saying-dangerous-people-may-be-pouring-into-our-country-trump-has-repeatedly-put-off-inking-new-travel-ban/2017/03/01/6f3ca47e-fe86-11e6-8f41-ea6ed597e4ca_story.html ''Revised Trump immigration order, delayed after speech, will not ban citizens from Iraq.''] Washington Post, 1. März 2017.</ref>
Am 1. März 2017 wurde bekannt, dass das geplante neue Dekret nicht Staatsbürger des Iraks betreffen werde und Reisende mit bereits erteiltem Visum sowie Green-Card-Inhaber vom Einreiseverbot ausgenommen sein würden.<ref>Matt Zapotosky, Abigail Hauslohner: [https://www.washingtonpost.com/world/national-security/after-saying-dangerous-people-may-be-pouring-into-our-country-trump-has-repeatedly-put-off-inking-new-travel-ban/2017/03/01/6f3ca47e-fe86-11e6-8f41-ea6ed597e4ca_story.html ''Revised Trump immigration order, delayed after speech, will not ban citizens from Iraq.''] Washington Post, 1. März 2017.</ref>


Am 6. März 2017 erließ Präsident Trump die [[Executive Order 13780]]. Dieses neue Dekret ersetzte das bisherige mit seinem Inkrafttreten am 16. März 2017.<ref>[https://www.whitehouse.gov/the-press-office/2017/03/06/executive-order-protecting-nation-foreign-terrorist-entry-united-states ''Executive Order Protecting The Nation From Foreign Terrorist Entry Into The United States.''] whitehouse.gov, 6. März 2017.</ref> Es wurde am 15. März 2017 von einem Bundesgericht ebenfalls vorläufig als verfassungswidrig ausgesetzt. Am 30. März 2017 bestätigte ein weiteres Bundesgericht die Aussetzung auf unbestimmte Dauer, bis zu einer möglichen endgültigen Entscheidung des [[Oberster Gerichtshof der Vereinigten Staaten|Supreme Courts]].
Am 6. März 2017 erließ Präsident Trump die [[Executive Order 13780]]. Dieses neue Dekret ersetzte das bisherige mit seinem Inkrafttreten am 16. März 2017.<ref>[https://www.whitehouse.gov/the-press-office/2017/03/06/executive-order-protecting-nation-foreign-terrorist-entry-united-states ''Executive Order Protecting The Nation From Foreign Terrorist Entry Into The United States.''] whitehouse.gov, 6. März 2017.</ref> Die Umsetzung seiner umstrittenen Teile wurde am 15. März 2017 von einem Bundesgericht ebenfalls vorläufig untersagt, das neue Dekret wird seither aufgrund mehrerer nachfolgender Gerichtsurteile nicht umgesetzt.

== Siehe auch ==
* [[Einwanderung in die Vereinigten Staaten]]
* [[Scott Act]]

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Wikisource|lang=en|Executive Order 13769|3=Wortlaut der Executive Order 13769}}
* [https://www.federalregister.gov/documents/2017/02/01/2017-02281/protecting-the-nation-from-foreign-terrorist-entry-into-the-united-states E.O. 13769 of Jan 27th, 2017], publiziert in 82 [[Federal Register|FR]] 8977 am 1. Februar 2017.

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Executive Order|#:::::13769]]
[[Kategorie:Donald Trump]]
[[Kategorie:Migrationspolitik (Vereinigte Staaten)]]
[[Kategorie:Einwanderungsrecht (Vereinigte Staaten)]]
[[Kategorie:Geschichte der Vereinigten Staaten (seit 1988)]]
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[[Kategorie:Beziehungen zwischen Libyen und den Vereinigten Staaten]]
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Version vom 2. April 2017, 10:17 Uhr

Umsetzung und Ersatz

Aufhebung der Visa-Annullierung für Bürger der sieben Staaten

Seit der einstweiligen Verfügung vom 3. Februar 2017 wurde das Dekret landesweit nicht mehr umgesetzt. Bereits am Folgetag konnten Staatsangehörige der betroffenen Länder und akzeptierte Flüchtlinge wieder in die USA einreisen.[1]

Am 24. Februar 2017 gab eine Quelle im Weißen Haus der Presse bekannt, Trump habe das Heimatschutzministerium beauftragt, ihm Daten für ein neues Einreiseverbot zu liefern. Seit der Entscheidung des Berufungsgerichts vom 9. Februar arbeitete es an einem Bericht, der zeigen werde, dass die Sicherheitsgefährdung aus diesen sieben Staaten substanziell sei. Diese hätten alle Terrorismus in die USA exportiert, diese Gefahr sei in den letzten Jahren gestiegen. Das Flüchtlingsprogramm sei ein bedeutender Brutkasten für Terrorismus. Der Bericht werde nicht nur jene Täter berücksichtigen, deren Taten amerikanische Leben kosteten, sondern auch jene, die Menschen verletzten, gegen die wegen Beihilfen Ermittlungen eingeleitet und Strafurteile verhängt wurden. Manche Geheimdienstmitarbeiter verstanden Trumps Auftrag als Versuch, sich nachträglich Daten für eine schon feststehende politische Absicht zu verschaffen. Ein bereits erstellter Bericht des Office of Intelligence and Analysis (I&A) im Heimatschutzministerium widersprach den Angaben aus dem Weißen Haus. Die Qualität und Aussagekraft dieses Berichts ist jedoch im Heimatschutzministeriums umstritten. Eine Quelle im Ministerium soll den Bericht als unvollständig zurückgewiesen haben. Dass Trump Berichte weiterer Behörden anforderte, verstanden manche Geheimdienstler als Versuch, „einkaufen zu gehen“ und seinem neuen Dekret den jeweils für ihn günstigsten Bericht zugrunde zu legen.[2]

Am selben Tag wurde jener vorläufige dreiseitige Bericht aus dem I&A bekannt. Sein Ergebnis lautete: Staatsangehörigkeit sei kein zuverlässiger Gefahrenindikator, Bürger der sieben Staaten seien selten in Terroranschläge auf US-Gebiet verwickelt gewesen. Über 41 von 82 an solchen Anschlägen Beteiligten seien in den USA geboren worden und somit US-Staatsbürger, acht in einem der sieben Staaten, keiner in Syrien. In vier dieser Staaten gebe es Terrorgruppen, die die USA bedrohten, in drei weiteren seien diese nur regional bedeutsam. Der Bericht war noch unvollständig, berücksichtigte nach Angaben aus dem Heimatschutzministerium nicht alle verfügbaren Geheimdienstdaten anderer Dienste und behandelte nicht die mögliche Effektivität eines Einreiseverbots. Er stellt aber dessen Notwendigkeit in Frage und unterstützt damit indirekt die Rechtsposition der Kläger dagegen in den laufenden Prozessen, die die nationale Sicherheit als Vorwand für eine Muslime diskriminierende Reiseregelung betrachten.[3]

Am 1. März 2017 wurde bekannt, dass das geplante neue Dekret nicht Staatsbürger des Iraks betreffen werde und Reisende mit bereits erteiltem Visum sowie Green-Card-Inhaber vom Einreiseverbot ausgenommen sein würden.[4]

Am 6. März 2017 erließ Präsident Trump die Executive Order 13780. Dieses neue Dekret ersetzte das bisherige mit seinem Inkrafttreten am 16. März 2017.[5] Die Umsetzung seiner umstrittenen Teile wurde am 15. März 2017 von einem Bundesgericht ebenfalls vorläufig untersagt, das neue Dekret wird seither aufgrund mehrerer nachfolgender Gerichtsurteile nicht umgesetzt.

  1. US-Regierung hebt nach Richterspruch Visa-Sperren auf. Der Standard, 4. Februar 2017.
  2. Jake Tapper, Pamela Brown: White House effort to justify travel ban causes growing concern for some intelligence officials. CNN, 25. Februar 2017.
  3. Matt Zapotosky: DHS report casts doubt on need for Trump travel ban. Washington Post, 24. Februar 2017.
  4. Matt Zapotosky, Abigail Hauslohner: Revised Trump immigration order, delayed after speech, will not ban citizens from Iraq. Washington Post, 1. März 2017.
  5. Executive Order Protecting The Nation From Foreign Terrorist Entry Into The United States. whitehouse.gov, 6. März 2017.