„Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg“ – Versionsunterschied

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* Sonderstab Musik ([[Herbert Gerigk|Dr. Herbert Gerigk]])
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* Sonderstab Bildende Kunst ([[Kurt von Behr]], später [[Robert Scholz]]), stellvertretender Direktor [[Bruno Lohse]]<ref>Hector Feliciano, Das verlorene Museum, Berlin 1998</ref>
* Sonderstab Bildende Kunst ([[Kurt von Behr]], später [[Robert Scholz]]), stellvertretender Direktor [[Bruno Lohse]]<ref>Hector Feliciano, Das verlorene Museum, Berlin 1998</ref>, <ref>Activity of the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg in France, Consolidated Interrogation Report Nr 1, S. 3, s.u.</ref>
* Sonderstab Bibliotheksaufbau Hohe Schule ([[Walter Grothe|Dr. Walter Grothe]])
* Sonderstab Bibliotheksaufbau Hohe Schule ([[Walter Grothe|Dr. Walter Grothe]])
* Sonderstab Vorgeschichte ([[Hans Reinerth|Prof. Hans Reinerth]])
* Sonderstab Vorgeschichte ([[Hans Reinerth|Prof. Hans Reinerth]])

Version vom 22. Februar 2008, 02:13 Uhr

Der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) unternahm seit 1940 umfangreiche Beschlagnahmungen in den von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten von Kunst- und Kulturgut von Juden und Freimaurern und Personen, die als Gegner des Dritten Reichs galten. Der ERR, eine Abteilung des Außenpolitischen Amtes der NSDAP, das Alfred Rosenberg seit 1933 leitete, sollte ausführendes Organ von Rosenbergs Hoher Schule sein.

Chronik

Mit Führerbefehl vom 5. Juli 1940 ermächtigte Adolf Hitler den ERR:

  • die Staatsbibliotheken und Archive nach für Deutschland wertvollen Schriften,
  • die Kanzleien der Kirchenbehörden und Logen nach gegen Deutschland gerichteten Vorgängen zu durchforschen und das Material beschlagnahmen zu lassen
  • alle sonstigen wertvoll erscheinenden Kulturgüter herrenlosen jüdischen Besitzes zu erfassen

am 17.9.1940 bevollmächtigte Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel im Auftrage Hitlers den ERR , „jeglichen herrenlosen Kulturbesitz sicherzustellen"[1].


Im Juli 1940 wurde der ERR Frankreich Dienststelle Westen unter Kurt von Behr in Paris eingerichtet, das Zentralamt war in Berlin . Der ERR war keine staatliche Einrichtung sondern eine Unterorganisation der NSDAP . Alfred Rosenberg war der "Reichsleiter" des Außenpolitischen Amtes der NSDAP. Er hatte den Auftrag zur Gründung und Einrichtung der Hohen Schule der Partei. Das sollte die zentrale Stätte der NS Forschung, Lehre und- Erziehung werden. Dazu gehörte die Einrichtung von Bibliotheken. Rosenberg hatte sich zuerst zur Aufgabe gestellt, jüdische und freimaurerische Bibliotheken zu beschlagnahmen, um Kenntnisse über den Gegner zu gewinnen, siehe hierzu Führerbefehl vom 5.7.1940. Als die Beschlagnahmekommandos in Frankreich unterwegs waren, entdeckten die Verantwortlichen, dass es sehr hohe Mengen von Kunstgut gab, die man auch deren man habhaft werden konnte. Daher wurde der Kompetenzbereich des Kommandos ERR auf die Beschlagnahme sämtlichen Kunst - Kulturgutes erweitert, siehe auch Keitelbefehl vom 17.September 1940. Von April 1941 bis Juli 1944 brachten 29 Transporte Beschlagnahmungen aus Paris nach Deutschland, wo der ERR im Schloss Neuschwanstein sein Hauptdepot unterhielt. Bis zum 17. Oktober 1944 wurden, nach Einschätzung des ERR, insgesamt 1.418.000 Bahnwaggons mit Büchern und Kunstwerken und 427.000 Tonnen per Schiff nach Deutschland geschafft.

Der ERR in Frankreich (ab 1940)

An über 50 verschiedenen Orten wurden Kunstgegenstände konfisziert und in 7 Ausstellungen im Jeu de Paume gezeigt, vor allem um Rosenberg und Hermann Göring, mit dem der ERR in Paris eng zusammenarbeitete, einen Überblick über die wertvollsten Gegenstände zu verschaffen. Die beschlagnahmten Bibliotheken, darunter "Polnische Bibliothek", die "Turgenjew-Bibliothek" und die Bibliotheken zahlreicher Pariser Logen, sollen der Zentralbibliothek der ‘‘Hohen Schule‘‘ zugute kommen. . Laut Arbeitsbericht umfassen die Beschlagnahmungen 21.903 Objekte aus 203 Sammlungen.

Der ERR in Osteuropa (ab 1941)

In Osteuropa, wo der ERR zahlreiche Außenstellen unterhielt, arbeitete der Einsatzstab in Konkurrenz zu anderen dort operierenden nationalsozialistischen Institutionen, insbesondere dem Sonderkommando Künsberg und der Forschungs- und Lehrgemeinschaft Ahnenerbe, die Heinrich Himmler unterstanden. Alle drei Organisationen kümmerten sich in Zusammenarbeit mit der Wehrmacht und der SS um das Aufspüren, Klassifizieren und den Abtransport bzw. die Zerstörung von Kunstwerken und Archiven.

Struktur des ERR

Zentralamt Berlin

Das Zentralamt Berlin unter der Leitung Georg Ebert (bis 1941), später Gerhard Utikal, gliederte sich in drei Abteilungen:

  • Hauptabteilung III - Sonderaufgaben
  • Hauptabteilung IIIa - Organisation der Sicherstellung von jüdischem Besitz
  • Hauptabteilung IIIb - Geschäftsführung für den Sonderstab Bildende Kunst

Hauptarbeitsgruppe Frankreich

Unter den Leitern Gerhard Utikal, Dr. Gerhard Wunder, Dr. Karl Brethauer, dem stellvertretender Leiter Franz Seiboth und Inspekteur Hans Hagemeyer koordinierten fünf Sonderstäbe von Paris aus die Aktivitäten des Einsatzstabs:

Außenstellen

Der ERR unterhielt Außenstellen in Amsterdam, Brüssel, Belgrad, Riga, Reval, Wilna, Dorpat, Minsk, Gorki, Smolensk, Kiew, Charkow, Dnjepropetrowsk, Simferopol und Hohenschwangau.

Quellenangaben

  1. Petropoulos1999, S 168
  2. Hector Feliciano, Das verlorene Museum, Berlin 1998
  3. Activity of the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg in France, Consolidated Interrogation Report Nr 1, S. 3, s.u.

weiterführende Literatur

  • Auf Transport! Deutsche Stationen "sichergestellter" jüdischer und freimaurerischer Bibliotheken aus Frankreich und den Niederlanden (1940 - 1949) (Reihe: Lesesaal - Kleine Spezialitäten aus der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek - Niedersächsische Landesbibliothek, Heft 18 , Hameln 2005) Beschreibt den Buchraub des ERR aus den beiden Ländern und die Restitution ISBN 3827188180 ISSN 1610-4439
  • Eine Debatte ohne Ende? Raubkunst und Restitution im deutschsprachigen Raum, Hrsg. Julius H. Schoeps, Anna-Dorothea Ludewig Berlin 2007
  • Hector Feliciano, Das Verlorene Museum. Vom Kunstraub der Nazis, Berlin 1998
  • Esther Tisa Francini, Anja Heuss, Georg Kreis, Fluchtgut - Raubgut : der Transfer von Kulturgütern in und über die Schweiz 1933 - 1945 und die Frage der Restitution, Zürich 2001
  • Günther Haase, Die Kunstsammlung des Reichsmarschalls Hermann Göring : Eine Dokumentation, Berlin 2000- kurz Haase 2000
  • Günther Haase, Kunstraub und Kunstschutz: Eine Dokumentation, Hildesheim 1991, kurz Haase 1991
  • Jacob Kurz, Kunstraub in Europa : 1938 - 1945 , Hamburg, 1989
  • Lynn H. Nicholas, Der Raub der Europa : Das Schicksal europäischer Kunstwerke im Dritten Reich, München 1995
  • Jonathan Petropoulos, The Faustian Bargain, The Art World in Nazi Germany, London 2000 , kurz Petropoulos 2000
  • Jonathan Petropoulos, Kunstraub und Sammelwahn: Kunst und Politik im Dritten Reich, Berlin 1999, kurz Petropoulos 1999
  • Rainer Strzolka: Vernichtung jüdischer Identität durch den nationalsozialistischen Raub von Wort und Schrift. In: AKMB news 9.3003.1, 3-7
  • Rainer Strzolka: Jüdischer Buchbesitz als Beutegut. Zum Symposium im Niedersächsischen Landtag am 14. November 2002. In: AKMB news 9.2003.1, 7-13
  • Rainer Strzolka: Die Ausstellung “Seligmanns Bücher” In: AKMB news 9.2003.1, 14-15
  • Rainer Strzolka: Beiträge zur Provenienzforschung. Wiener Symposium zu Raub und Restitution in Bibliotheken. In: Buch und Bibliothek 55.2003.10/11, 650-651
  • Rainer Strzolka: Jüdischer Buchbesitz als Raubgut. Neue Forschungsbeiträge zur Restituierung jüdischer Bibliotheken. Ein Bericht zum 2. Hannoverschen Symposium. In: Buch und Bibliothek 57.2005.7/8, 530-532. – Nachdruck in: L.Aktiv. Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek N.F. 4.2005.28, 2-4

Siehe auch