Chephren

Namen von Chephren
Sitzstatue des Chephren; Ägyptisches Museum, Kairo
Horusname
G5
F12F34
User-ib
(wsr jb)
Mit starkem Herzen; (Der an Herz Starke)
Nebtiname
G16
F12G17
User-em-Nebti
(wsr m nb.tj)
Stark durch die/mit den beiden Herrinen
Goldname
G8
S42 G17
S12
Netscher-nebu-sechem
(nVorlage:Unicoder-nb.w sḫm)
Mächtiger, göttlicher Falke
Eigenname
N5N28
I9
Chafre
(ḫˁj=f rˁ)
Er erscheint wie Re
F12F34
Z1
N5N28
I9
Useribchafre
(wsr jb - ḫˁj=f rˁ)
Mit starkem Herzen, er erscheint wie Re
Königsliste von Abydos (Sethos I.) (Nr.23)
N5N28D36
I9
Eigenname: Chafre
(ḫˁj=f rˁ)
Er erscheint wie Re
Königsliste von Sakkara (Nr.19)
N5N28G43I9
Eigenname: Chafre
(ḫˁj=f rˁ)
Er erscheint wie Re
Griechisch
bei Manetho
Chephren
Suphis II.

Chaefre oder Chafre (griechisch Chephren) war der vierte König (Pharao) der altägyptischen 4. Dynastie im Alten Reich. Er herrschte etwa von 2570 bis 2530 v. Chr. Über seine Person und seine Regierungszeit existieren nur sehr wenige Zeugnisse. Bekannt ist er vor allem durch den Bau der zweiten Pyramide von Gizeh und durch zahlreiche, zum Teil hervorragend erhaltene Statuen, die in ihrer Umgebung gefunden wurden.

Name

Durch die griechische Umschreibung des Namens als Chephren scheint die Lesung als Chafre (ḫˁj=f Rˁ; „Er erscheint wie Re“ oder „Er erscheint, (nämlich) Re“) zwar sicher, aus grammatikalischen Gründen ist jedoch eine Lesung als Rachaef(Rˁ ḫˁj=f; „Re erscheint“) ebenfalls zu erwägen.

Herkunft und Familie

Abstammung

Chephren ist ein Sohn von Pharao Cheops, seine Mutter ist nicht bekannt. Nach Rainer Stadelmann ist er identisch mit Chaefchufu I., der durch eine Mastaba auf dem Ostfriedhof der Cheops-Pyramide bezeugt ist.

Ehen

Als Ehefrauen des Chephren sind seine Nichte Meresanch III., sowie Chamerernebti I., Persenet und Hekenuhedjet bekannt. Letztere ist nur durch die Nennung ihres Namens im Grab ihres Sohnes bekannt.

Nachkommen

Aus der Ehe mit Meresanch III. gingen vier Söhne namens Cheneterka, Duaenre, Nebemachet und Niuserre, eine Tochter namens Schepsetkau und zwei weitere, namentlich nicht bekannte Töchter hervor. Als Kinder von Chamerernebti I. sind ihre Tochter Chamerernebti II. und der spätere Pharao Mykerinos bekannt. Aus der Verbindung mit Hekenuhedjet ging ein Sohn namens Sechemkare hervor. Die Zuordnung eines Nikaure als Sohn der Persenet ist unsicher, da sie nur aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft der Gräber beider Personen erfolgte.

Darüber hinaus sind noch weitere Nachkommen des Chephren bezeugt, deren Mütter aber unbekannt sind. Dies sind die Söhne Anchmare, Achre und Iunmin, sowie die Töchter Hemetre und Rechetre. Die Zuordnung eines weiteren Sohnes namens Iunre ist sehr zweifelhaft. Dieser bezeichnet sich in seinem Grab zwar ausdrücklich als Sohn des Chephren, doch scheint gerade das gegen seine königliche Herkunft zu sprechen, da ansonsten aus der 4. Dynastie kein weiterer Fall bekannt ist, in dem ein Königssohn den Namen seines Vaters erwähnt.

Regentschaft

Die genaue Regierungslänge des Chephren ist unbekannt. Der Königspapyrus Turin ist an der entsprechenden Stelle beschädigt, so dass sich nur noch die Angabe 20 + x Jahre herauslesen lässt. Herodot nennt 56 Regierungsjahre, Manetho 66. Das höchste zeitgenössisch belegte Datum ist ein „13. Mal der Zählung“ (gemeint ist eine landesweite Zählung des Viehs zum Zwecke der Steuererhebung). Problematisch hieran ist, dass diese Zählungen ursprünglich alle zwei Jahre stattfanden, später aber zum Teil auch jährlich stattfinden konnten. Ob unter Chephren eine regelmäßige zweijährliche Zählung stattfand, lässt sich aus dem vorhandenen Quellenmaterial nicht herauslesen. Sollte es so gewesen sein, würden sich 26 Regierungsjahre ergeben, was mit den Angaben des Königspapyrus Turin übereinstimmen würde.

Abgesehen von seiner Bautätigkeit existieren kaum Zeugnisse aus Chephrens Regierungszeit. Durch ein Graffito ist er in den Steinbrüchen des Wadi Hammamat bezeugt, eine weitere Inschrift wurde in Bir Menih in der Ostwüste gefunden. Handelsbeziehungen mit dem syrischen Raum lassen sich durch eine Schale aus Ebla und einen Siegelzylinder aus Byblos belegen.

Bautätigkeit

Gizeh

Die Chephren-Pyramide

Die Chephren-Pyramide

Hauptartikel: Chephren-Pyramide

Chephren ließ seine Pyramide, wie schon sein Vater Cheops, auf dem Gizeh-Plateau errichten. Sie hat eine Seitenlänge von 215 m und ist mit einer Höhe von 143,5 m lediglich 3 m kleiner als die Cheops-Pyramide, durch einen etwa 10 m höher gelegenen Standpunkt wirkt sie optisch allerdigs größer als diese. Als Baumaterial für das Kernmauerwerk diente lokaler Kalkstein, die unterste Reihe der Verkleidung besteht aus Rosengranit, alle weiteren aus Tura-Kalkstein. Die Pyramide war ursprünglich größer geplant und sollte weiter nördlich stehen. Aufgrund dieser Planänderung hat die Chephren-Pyramide auch zwei Eingänge. Beide liegen auf der Nordseite. Der ältere liegt etwa 30 m außerhalb des Bauwerks. von dort aus führt ein Gang schräg nach unten, von dem westlich ein Raum abzweigt. Der jüngere Eingang liegt in etwa zwölf Meter Höhe an der Nordwand. Von dort aus führt zunächst ein Gang nach unten, der dann auf Höhe der Pyramidenbasis horizontal verläuft und sich wenig später mit dem unteren Gang vereinigt. Die Grabkammer liegt zentral am Boden der Pyramide. Der Granitsarkophag misst 2,64×1,07×0,97 Meter.[1]. Giovanni Battista Belzoni, der 1818 als erster Forscher ins Innere der Pyramide vordrang, fand sie vollständig beraubt vor. Da das Kammersystem im Gegensatz zur Cheops-Pyramide deutlich einfacher gestaltet war, wurden immer wieder Vermutungen geäußert, dass es im Mauerwerk noch weitere, versteckte Räume geben könnte, doch auch Ortungsversuche mit Radarsignalen konnten diese Vermutungen nicht bestätigen.

Der Pyramidenkomplex

Plan der Nekropole von Gizeh

Südlich von Chephrens Grabmal steht eine kleine Kultpyramide, die als symbolisches Grab für die Ka-Seele des verstorbenen Pharao diente. Im Osten liegt der Totentempel, in dessen Nachbarschaft fünf Bootsgruben entdeckt wurden. Der Totentempel ist durch einen Aufweg mit dem Taltempel verbunden, der von allen Heiligtümern des Alten Reiches den besten Erhaltungszustand aufweist. Hier wurden bei mehreren Ausgrabungen im 19. und 20. Jahrhundert zahlreiche Statuen des Königs entdeckt, darunter auch mehrere lebensgroße Exemplare. Im Norden, Westen und Süden wird die Pyramidenanlage von einer Umfassungsmauer begrenz. An deren westlicher Außenseite befinden sich Magazine und Arbeiterkasernen.

Während der Regierungszeit des Chephren entstanden in Gizeh auch mehrere neue Friedhöfe. Südlich des Totentempels erstreckt sich ein Steinbruch, aus dem sowohl Cheops als auch Chephren Baumaterial für ihre Pyramiden bezogen und in dem letzterer für seine Frauen und Söhne Felsgräber anbringen ließ. Für einen seiner Söhne, Nebemachet, scheint offenbar ursprünglich ein Felsgrab (LG 12) westlich der Chephren-Pyramide angelegt worden zu sein, dass aber später zugunsten eines Grabes (LG 86) nahe bei den anderen Familienangehörigen aufgegeben wurde. Östlich des königlichen Friedhofes entstand das Central Field, auf welchem zahlreiche Beamtengräber errichtet wurden und das in den folgenden Dynastien massiv erweitert wurde. Auch zwei Friedhofsanlagen bei der Cheops-Pyramide, nämlich der Friedhof G I S im Süden und der Cemetery en Échelon im Westen könnten während der Regierungszeit des Chephren entstanden sein, ihre Datierung ist allerdings problematisch.

Die Sphinx

Die große Sphinx von Gizeh

Hauptartikel: Große Sphinx von Gizeh

Die meisten Ägyptologen halten Chephren für den Erbauer der Sphinx, was aber hauptsächlich auf deren unmittelbaren Nachbarschaft zu dessen Taltempel beruht. Rainer Stadelmann hingegen vertritt aufgrund der stilistischen Darstellung des Kopfes die Ansicht, dass sie Sphinx bereits unter Cheops geschaffen wurde.[2]

Bautätigkeit außerhalb Gizehs

Außerhalb Gizehs sind keine Bauten bekannt, die sich eindeutig Chephren zuordnen ließen. In Bubastis und Tanis wurden einzelne Steinblöcke mit seinem Namen gefunden, die aber höchstwahrscheinlich sekundär hierher verschleppt worden waren. In Memphis ließ er eine Statue aus Alabaster aufstellen.[3]

Statuen

Diorit-Statue des Chephren; Ägyptisches Museum, Kairo (CG 14)

Von allen Herrschern des Alten Reiches ist Chephren durch die größte Anzahl von Statuen belegt. Sie stammen fast ausnahmslos aus Gizeh, teils aus den dortigen Beamten-Nekropolen, hauptsächlich aber aus der Umgebung der Tempelanlagen der Chephren-Pyramide. In einer großen Halle des Taltempels sind 23 Vertiefungen in den Boden gearbeitet worden, in denen ursprünglich lebensgroße Statuen standen. Eine dieser Vertiefungen ist breiter als die anderen, möglicherweise standen hier zwei Statuen. Es wurde die Vermutung geäußert, dass diese 24 Statuen in Verbindung mit den Stunden des Tages stehen. Alle diese Statuen waren irgendwann nach der Regierungszeit des Chephren von ihrem Standort entfernt worden. Gaston Maspero fand bei Grabungen im Jahr 1860 allerdings neun von ihnen (Inv.-Nr. CG 9 bis CG 17)[4] sowie Fragmente einer zehnten (CG 378)[5] in einer Grube innerhalb des Taltempels. Diese Statuen befinden sich heute im Ägyptischen Museum in Kairo.

Die Statuen CG 9 bis CG 14 bestehen aus Diorit, die restlichen vier aus Grauwacke. CG 9, 10, 13 und 17 wurden kopflos aufgefunden, von LG 16 sind lediglich die Beine erhalten. CG 14[6] ist die bekannteste Statue des Chephren. Sie ist 168 cm hoch und fast vollständig erhalten, größere Beschädigungen gibt es nur am linken Bein und am linken Unterarm. Chephren sitzt hier auf einem Thron, der in Löwenfüßen endet und an dessen Seiten das Symbol der Vereinigung der Beiden Länder (Ober- und Unterägypten) angebracht ist. Chephren trägt einen Kinnbart und das königliche Nemes-Kopftuch. Hinter seinem Kopf breitet ein Horus-Falke schützend seine Flügel über ihm aus. Ebenfalls hervorragend erhalten und sehr ähnlich gestaltet ist CG 15[7]. Mit 120 cm ist diese Statue etwas kleiner. Der Thron weist die gleichen Symbole auf, ihm fehlen aber die Löwenfüße und die Rückenlehne. Auch der Horus-Falke ist nicht vorhanden. Einige weitere, nur sehr unvollständig erhaltene Statuen fand Selim Hassan in den 1930er Jahren in der Umgebung der Chephren-Pyramide.[8]

Sitzstatue des Chephren aus Mit Rahina; Ägyptisches Museum, Kairo

Das Ägyptische Museum Kairo besitzt zudem eine weitere, gut erhaltene Sitzstatue des Chephren, welche nicht aus Gizeh, sondern aus Mit Rahina (Memphis) stammt. Als Werkstoff diente Alabaster.

Im Museum of Fine Arts in Boston befinden sich etwa 200 zum Teil winzigste Fragmente[9] zahlreicher Statuen des Chephren, die auf dem Westfriedhof der Cheops-Pyramide gefunden wurden. Eines der am besten erhaltenen Stücke ist ein Statuenkopf (Inv.-Nr. 21.351)[10]. Er besteht aus Travertin und misst 20,4 mal 12,4 mal 10 cm. Reste eines Bartes und des Kopftuches sind erhalten.

Das Ägyptische Museum der Universität Leipzig beherbergt vier Köpfe kleinerer Statuen des Chephren, die bei Grabungen im Bereich des Taltempels der Chephren-Pyramide in den Jahren 1909 und 1910 gefunden wurden. Der erste (Inv.-Nr. 1945)[11] besteht aus anorthosischem Gneis und hat eine Höhe von 17,2 cm. Der König trägt einen Kinnbart sowie das königliche Kopftuch, das aber nur noch in Resten erhalten ist. Der Statuenkopf weist sehr individuelle Gesichtszüge auf und zählt zu den Prunkstücken der Leipziger Sammlung. Ein zweites Stück (Inv.-Nr. 1946)[12] zeigt Chephren im gleichen Ornat. Es besteht aus Metagrauwacke und ist 9 cm hoch. Das Kopftuch ist hier fast vollständig erhalten, ebenso wie die rechte Schulter. Die beiden letzten Stücke (Inv.-Nr. 1947 und 1948)[13] sind aus Kalkstein gefertigt und zeigen den König mit der roten Krone von Unterägypten. Das erste misst 8 cm und besitzt Augen, deren Iris einst aus Feuerstein eingelegt war. Die Augenlider wiesen ursprünglich einen Kupferbelag auf. Beim zweiten Stück auch der Oberkörper teilweise erhalten, es weist jedoch starke Beschädigungen auf. Der König ist im Ornat des Jubiläumsfestes dargestellt. Auch hier weisen Augenlider Reste eines Kupferbelages auf. Darüber hinaus ist das Leipziger Museum noch im Besitz einiger kleinerer Bruchstücke weiterer Chephren-Statuen.[14]

Fragmente einer Statue des Chephren; Roemer- und Pelizaeus-Museum, Hildesheim

Ein nur fragmentarisch erhaltener Statuenkopf (Inv.-Nr. 5415)[15] wird im Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim ausgestellt. Er ist aus Kalzit gefertigt und misst 48,7 cm in der Höhe sowie 41,2 cm in der Breite. Auch hier ist der König mit dem Nemes-Kopftuch dargestellt. Farbreste an der rechten Augenbraue legen nahe, dass die gesamte Statue ursprünglich bemalt war.

Die Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen besitzt einen Statuenkopf (Inv.-Nr. 1599)[16], der aus einer Privatsammlung erworben wurde und als dessen ursprünglicher Fundort Gizeh angegeben wird. Er ist 15,5 cm hoch und aus Kalkstein gearbeitet. Aufgrund der charakteristischen Gesichtszüge handelt es sich wahrscheinlich um ein Abbild des Chephren.

Ein weiterer Statuenkopf aus Granit befindet sich in Privatbesitz. Er ist 39,5 cm hoch und 30,5 cm breit, sein Herkunftsort ist unbekannt. Auch er wird wegen seiner charakteristischen Gesichtszüge und der Darstellung des Kopftuches Chephren zugeordnet.[17]

Fragmente weiterer Statuen befinden sich außerdem im Metropolitan Museum of Art in New York und im Ägyptischen Museum in Berlin.[18]

Chephren im Gedächtnis des Alten Ägypten

Altes Reich

Chephren genoss während des Alten Reiches einen ausgeprägten Totenkult, der bis zum Ende der 6. Dynastie andauerte. Aus diesem Zeitraum sind insgesamt 32 Totenpriester und mit dem Totenkult in Zusammenhang stehende Beamte belegt, von denen die Mehrheit der 5. Dynastie angehörte.[19] Dies ist eine vergleichsweise hohe Anzahl. So sind etwa für seinen Vorgänger Djedefre nur acht[20] und für Mykerinos als den letzten für längere Zeit regierenden Herrscher der 4. Dynastie immerhin noch 21 Totenpriester und Beamte belegt.[21] Lediglich für Chephrens Vater Cheops sind deutlich mehr Totenpriester und Beamte bekannt, nämlich 73.[22]

Ein solcher Totenkult hatte stets auch große wirtschaftliche Bedeutung, da für die Versorgung mit Opfergaben zahlreiche landwirtschaftliche Güter (Domänen) eingerichtet wurden. Ebenso wie bei seinem Vater ließ jedoch die wirtschaftliche Bedeutung rasch nach. Von insgesamt 51 bekannten Domänen datiert die Mehrzahl in die 5. Dynastie. Aus der 6. Dynastie ist lediglich eine Domäne bezeugt.[23]

Mittleres Reich

Aus dem Mittleren Reich sind fast keine Zeugnisse bekannt, die sich mit Chephren beschäftigen. Ein Totenkult ist zu dieser Zeit nicht mehr nachweisbar. Zu Beginn der 12. Dynastie ließ König Amenemhet I. die Tempelanlage teilweise abreißen und verwendete die Steine zum Bau seiner eigenen Pyramide in el-Lischt.

Die Erzählungen des Papyrus Westcar

Der Papyrus Westcar

Als Entstehungszeit der Geschichten des Papyrus Westcar wird mehrheitlich die 12. Dynastie angenommen, obgleich mittlerweile vermehrt Argumente angebracht werden, sie in die 17. Dynastie zu datieren, aus welcher auch der überlieferte Papyrus stammt[24]. Die Handlung spielt am Königshof und dreht sich um Cheops als Hauptperson. Um sich die Langeweile zu vertreiben, lässt er sich von seinen Söhnen wundersame Geschichten erzählen. Insgesamt vier Söhne des Cheops treten auf und berichten von Zauberern und deren Taten. Die zweite Geschichte wird von Prinz Chephren erzählt und handelt von dem Magier Ubaoner, der seine untreue Ehefrau dadurch bestraft, dass er ein Wachskrokodil erschafft, welches zum Leben erwacht, als es ins Wasser geworfen wird und ihren Liebhaber verschlingt.

Wadi Hammamat

Ein weiteres wichtiges Dokument aus der 12. Dynastie ist eine Felsinschrift im Wadi Hammamat. Hier werden nebeneinander die Namen von Chephren, seinem Vater Cheops und seinen Brüdern Djedefre, Djedefhor und Bauefre genannt. Alle diese Namen sind in Kartuschen geschrieben, was zu der Vermutung führte, Djedefhor und Bauefre könnten einst als Könige regiert haben. Allerdings gibt es dafür keinerlei zeitgenössische Anhaltspunkte.

Als wahrscheinlichere Motivation für die Anbringung der Inschrift kann angenommen werden, dass Chephren, seine Brüder und sein Vater als Schutzheilige des Wadi Hammamat verehrt wurden. Diese These wird dadurch unterstützt, dass in Koptos, am Ausgangspunkt für Expeditionen ins Wadi, ein Alabastergefäß mit dem Namen des Cheops gefunden wurde[25] und somit anzunehmen ist, dass er dort einst kultische Verehrung genoss.[26]

Neues Reich

Während des Neuen Reiches erwachte in Ägypten wieder neues Interesse an der Nekropole von Gizeh. Amenophis II. ließ während der 18. Dynastie einen Tempel nördlich der Sphinx bauen und dort auch eine Stele aufstellen, auf der Gizeh als „Ruheplatz des Cheops und des Chephren“ bezeichnet wird. Sein Sohn und Nachfolger Thutmosis IV. ließ die Sphinx später vom Wüstensand befreien und zwischen ihren Vorderpranken die so genannte Sphinxstele (auch Traumstele) errichten. Sie enthält in Bezug auf Cheops und Chephren eine recht ähnliche Formulierung wie auf der Stele Amenophis' II.. Allerdings finden sich auf keiner von beiden eindeutige Angaben darüber, wer als Erbauer der Sphinx angesehen wurde.[27]

An den Felswänden nördlich und westlich der Chephren-Pyramide befinden sich Inschriften, die die Anwesenheit von Bautrupps während der 19. Dynastie unter Pharao Ramses II. oder dessen Nachfolger Merenptah bezeugen. Wahrscheinlich stehen diese Inschriften im Zusammenhang mit einem landesweiten Restaurierungsprogramm, das zu diesem Zeitpunkt stattfand.[28]

Spätzeit

Der Totentempel der zum Cheops-Komplex gehörenden Königinnenpyramide G-I-c diente wahrscheinlich schon während der 18. Dynastie als Heiligtum der Isis. In der 21. Dynastie, während der Regierungszeit der Pharaonen Psusennes I. und Amenemope wurde dieser Tempel stark ausgebaut. Im Zuge des Isiskultes wurde auch wieder eine Priesterschaft für Cheops etabliert. Neben Cheops wurden auch vereinzelt andere Könige verehrt. Für Chephren sind aus der 26. und 27. Dynastie vier Priester bezeugt, die jedoch alle ebenfalls Priester des Cheops bzw. dessen Pyramide waren. Eine eigenständige Verehrung ist nicht nachweisbar.[29]

Griechische Überlieferungen

Griechische Geschichtsschreiber wissen nur sehr wenig über Chephren zu berichten. Über ihn schreiben einerseits Herodot im zweiten Buch seiner Historien und andererseits Hekataios von Abdera, dessen Schriften nur noch in Fragmenten oder Überlieferungen anderer Autoren erhalten sind. Seine Schilderung des Chephren überliefert Diodor von Sizilien im ersten Buch seiner Bibliotheke. Ebenso wie sein Vater Cheops wird er von beiden Autoren als grausamer Despot dargestellt, was einen krassen Gegensatz zu seiner offenkundig lang anhaltenden Verehrung durch die Ägypter bildet.

Keiner der beiden Autoren überliefert eine eigenständige Beschreibung von Chephren. Er wird lediglich als Nachfolger des Cheops beschrieben, der sich in seinen Taten nicht von diesem unterschied. Herodot widmet ihm nur einen kurzen Abschnitt und schreibt darin, dass sich unter Chephren, den er als Bruder des Cheops bezeichnet, die vermeintlichen Grausamkeiten, die unter Cheops begonnen hatten, fortsetzten. Das heißt, die Tempel seien geschlossen gewesen und auch er hätte die Ägypter nur noch zur Arbeit an seiner Pyramide gezwungen.[30]

Bei Diodor heißt es, Cheops und sein Sohn Chephren seien im Volk so sehr verhasst gewesen, dass sie sich aus Angst um die Unversehrtheit ihrer Leichname nicht in ihren Pyramiden bestatten ließen, sondern von ihren Angehörigen heimlich an einem unbekannten Ort beerdigt wurden.[31]

Moderne Rezeption

Der französische Schriftsteller und Archäologe Guy Rachet veröffentlichte in den Jahren 1997 und 1998 fünf Romane über die Pyramidenbauer der 4. Dynastie. Der vierte Band Die Pyramide des Sphinx beschäftigt sich mit Chephren.

In der kanadischen Provinz Alberta befindet sich ein Berg, der aufgrund seiner Form zunächst Pyramid Mountain genannt wurde. Da es aber bereits einen anderen Berg dieses Namens gab, wurde er 1918 in Mount Chephren umbenannt. Nach Chephren wurde auch ein im Jahr 1960 entdeckter Asteroid benannt: (4412) Chephren.

Verweise

Literatur

Allgemeines

Zum Namen

  • Catalogue Général des Antiquités Egyptienennes du Musée du Caire. Band 14, 16, 17
  • Winfried Barta: Zur Aussprache griechischer Namensformen wie Chephren, Ratoises und Lamares im Ägyptischen (Göttinger Miszellen 49), Göttingen 1981, S. 13-16
  • Winfried Barta: Noch einmal zu den Namensformen Chefren und Lamares (Göttinger Miszellen 85), Göttingen 1985, S. 7-12
  • Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen. 1984, S. 53 u. 179 ISBN 3-422-00832-2

Zur Pyramide

Für weitere Literatur zur Pyramide siehe unter Chephren-Pyramide.

Detailfragen

  • Jürgen von Beckerath: Chronologie des pharaonischen Ägypten. 1997, S. 26, 28, 33-34, 39, 154, 156-159, 175, 188 ISBN 3-8053-2310-7
  • Norbert Dautzenberg: Iun-Re: der erste Kronprinz des Chefren? (Göttinger Miszellen 99), Göttingen 1987, S. 13-18
  • Horst Klengel: Syria 3000 to 300 B.C.. VCH Pup Verlag, Weinheim 1992, S. 23 ISBN 3-0500-1820-8
  • Bettina Schmitz: Untersuchungen zum Titel SA-NJSWT >Königssohn<. 1976, ISBN 3-7749-1370-6
  • Rainer Stadelmann: Khaefkhufu = Chephren. Beiträge zur Geschichte der 4. Dynastie (Studien zur altägyptischen Kultur 11), 1984, S. 165-172
  • Rainer Stadelmann: Beiträge zur Geschichte des Alten Reiches. Die Länge der Regierung des Snofru (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 43), Zabern Verlag Mainz 1986, S. 238f
  • Miroslav Verner: Archaeological Remarks on the 4th and 5th Dynasty Chronology. In: Archiv Orientální, Bd. 69, Prag 2001, S. 363-418 (PDF; 31 MB)
  • Dietrich Wildung: Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt. 1969, S. 200-210
Commons: Chephren – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Anna Maria Donadoni Roveri: I sarcofagi egizi dalle origini alla fine dell'Antico Regno. Rom 1969, S. 104–105
  2. Rainer Stadelmann: Formale Kriterien zur Datierung der königlichen Plastik der 4. Dynastie. In: Les critères de datation stylistiques à l`Ancien Empire. BdE 120, 1998, S. 353–387
  3. Schneider: Lexikon der Pharaonen. S. 103
  4. Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 21–23 (PDF 30,5 MB)
  5. Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 23 (PDF 30,5 MB)
  6. ancient-egypt.org
  7. ancient-egypt.org
  8. Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 23–25 (PDF 30,5 MB)
  9. Boston Museum of Fine Arts
  10. Boston Museum of Fine Arts
  11. Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 23 (PDF 30,5 MB); Renate Krauspe (Hrsg.): Das Ägyptische Museum der Universität Leipzig. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1997, S. 29–30, ISBN 3-8053-2007-8; Ludwig Borchardt: Einzelfunde. A. Die Statuenfragmente aus dem Alten Reich. In: Uvo Hölscher: Das Grabdenkmal des Königs Chefren. J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig 1912, S. 92 (PDF; 6,7 MB); ancient-egypt.org
  12. Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 23 (PDF 30,5 MB); Renate Krauspe (Hrsg.): Das Ägyptische Museum der Universität Leipzig. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1997, S. 29–30, ISBN 3-8053-2007-8; Ludwig Borchardt: Einzelfunde. A. Die Statuenfragmente aus dem Alten Reich. In: Uvo Hölscher: Das Grabdenkmal des Königs Chefren. J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig 1912, S. 93 (PDF; 6,7 MB)
  13. Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 23 (PDF 30,5 MB); Renate Krauspe: Das Ägyptische Museum der Karl-Marx-Universität Leipzig. Führer durch die Ausstellung. Hrsg. v. Direktorat für Forschung der Karl-Marx-Universität Leipzig, Leipzig 1987, S.27; Ludwig Borchardt: Einzelfunde. A. Die Statuenfragmente aus dem Alten Reich. In: Uvo Hölscher: Das Grabdenkmal des Königs Chefren. J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig 1912, S. 93–94 (PDF; 6,7 MB)
  14. Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 23 (PDF 30,5 MB); Ludwig Borchardt: Einzelfunde. A. Die Statuenfragmente aus dem Alten Reich. In: Uvo Hölscher: Das Grabdenkmal des Königs Chefren. J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig 1912, S. 94–104 (PDF; 6,7 MB)
  15. Arne Eggebrecht (Hrsg.): Pelizaeus-Museum Hildesheim. Die Ägyptische Sammlung. Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte. Sondernummer. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1993, S. 16–17; Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 23–25 (PDF 30,5 MB)
  16. Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 25 (PDF 30,5 MB); ancient-egypt.org
  17. ancient-egypt.org
  18. Berta Porter, Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings. III. Memphis. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford 1974, S. 23, 25 (PDF 30,5 MB)
  19. Wildung: Rolle ägyptischer Könige. S. 200–202
  20. Wildung: Rolle ägyptischer Könige. S. 193
  21. Wildung: Rolle ägyptischer Könige. S. 213–214
  22. Wildung: Rolle ägyptischer Könige. S. 152–156
  23. Wildung: Rolle ägyptischer Könige. S. 202–204
  24. Günter Burkard, Heinz J. Thissen: Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich. LIT Verlag, Münster/Hamburg/London 2003, S. 178
  25. Flinders Petrie: Koptos. 1896, S. 4,23; pl. 21,3
  26. Wildung, Rolle ägyptischer Könige. S. 164–165, 174
  27. Wildung: Rolle ägyptischer Könige. S. 168, 206–207
  28. Wildung: Rolle ägyptischer Könige. S. 168, 209–210
  29. Wildung: Rolle ägyptischer Könige. S. 168, 208–209
  30. Herodot: Historien. II, 127
  31. Diodor: Bibliotheca Historica. I, 64 (Onlineversion)


VorgängerAmtNachfolger
RadjedefPharao von Ägypten
4. Dynastie
Bicheris

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