Burzum (Album)

Burzum
MusikalbumVorlage:Infobox Musikalbum/Wartung/Art unerkannt von Burzum

Veröffent-
lichung(en)

1992

Label(s) Deathlike Silence Productions

Format(e)

CD, LP

Genre(s)

Black Metal

Titel (Anzahl)

9

Länge

47 min 4 s

Besetzung

Produktion

Eirik „Pytten“ Hundvin und Count Grishnackh, Euronymous (Koproduktion)

Studio(s)

Grieghallen Lydstudio

Chronologie
Burzum Det Som Engang Var
(1993)

Burzum ist das Debütalbum der gleichnamigen Band von Varg Vikernes. Das Album wurde 1992 auf Øystein Aarseths Label Deathlike Silence Productions veröffentlicht und 1995 von Misanthropy Records zusammen mit der Aske-EP neu aufgelegt.

Entstehungsgeschichte

Varg Vikernes lernte Øystein Aarseth, genannt Euronymous, in den frühen 1990er Jahren in dessen ehemaligen Plattenladen „Helvete“ (dt.: Hölle) in Oslo kennen. Vikernes, der eigentlich aus Bergen stammt, besuchte den Szenetreff des öfteren und blieb auch öfters über Nacht. Zwischen ihm, Euronymous und den restlichen Mitgliedern der Band Mayhem entwickelte sich eine Freundschaft. Hellhammer, Schlagzeuger von Mayhem, äußerte sich dazu:

Er gefiel mir sofort, als ich ihn das erste Mal im Helvete gesehen hatte. Er war kein Arschkriecher wie andere, sondern hatte seinen eigenen Kopf. Auch Euronymous mochte ihn sehr und am Anfang haben sich die beiden schon fast gegenseitig verehrt.

Hellhammer [1]

Vikernes entwickelte sich in der Folgezeit zu einer Schlüsselfigur des sogenannten „Inner Circle“ der norwegischen Black-Metal-Szene. Aarseth hatte zu dieser Zeit das Label Deathlike Silence Productions gegründet und nahm auch Vikernes’ Soloprojekt Burzum unter Vertrag, das bis zu diesem Zeitpunkt zwei Demos mit Instrumentalstücken veröffentlicht hatte.

Auf Grund der finanziellen Notlage Aarseths verzögerten sich die Aufnahmen immer wieder. Vikernes’ Mutter übernahm zu einem Großteil deren Finanzierung. [2] Diese fanden im Januar 1992 im Grieghallen Lydstudio statt, das Eirik „Pytten“ Hundvin gehörte. Das Studio wurde gewählt, weil es nahe an Vikernes’ Wohnort gelegen war und er Hundvin noch aus der Zeit bei seiner früheren Band Old Funeral kannte. Hundvin produzierte das Album unter Mithilfe von Vikernes selbst; Aarseth trat als Co-Produzent auf.

Kolgrim, ein Ex-Mitglied von Vikernes’ alter Band, stellte sein Schlagzeug zur Verfügung. Die Instrumente des Albums wurden komplett von Vikernes eingespielt. Lediglich das Gitarrensolo von War, sowie die Hintergrundgeräusche, die mit einem Gong erzeugt wurden, spielte Aarseth ein. Laut Vikernes wurde das Album in nur 19 Stunden aufgenommen und auch gemastert. Sämtliche Tracks des Albums wurden im ersten Take eingespielt.[3]

Zu Werbezwecken wurde im Februar ein Promotape mit den Stücken Feeble Screams from Forests Unknown und Ea, Lord of the Depths veröffentlicht, das Album folgte im März 1992. [4] Spätestens nach dessen Veröffentlichung entwickelte sich der „Inner Circle“ um die beiden Protagonisten Aarseth und Vikernes zu einer kriminellen Vereinigung, auf deren Konto mehrere Kirchenbrandstiftungen und Anschläge auf diverse Mitglieder verfeindeter Musikgruppen gingen. So wurde beispielsweise das Haus des Therion-Sängers Christofer Johnsson angezündet. Die Tat beging vermutlich ein 18-jähriges Mädchen namens Suuvi Mariotta Puurunen, die „den Grafen“, wie sie Vikernes liebevoll nannte, verehrte und als ihren „Führer“ ansah. Bevor sie das Feuer legte, ritzte sie mit einem Messer die Worte „Der Graf war hier und wird zurückkommen.“ an die Tür. Dorthin heftete sie auch ein signiertes Schallplattencover des Burzum-Albums. Da einer der Hausbewohner das Feuer rechtzeitig bemerkte, konnte Schlimmeres verhindert werden.[5] Auch Vikernes selbst radikalisierte sich.

Stabkirche Fantoft nach Wiederaufbau

Im August 1992 wurde die Aske-EP (dt.: „Asche“) veröffentlicht, die neben einer Neueinspielung von A Lost Forgotten Sad Spirit das auf norwegisch gesungene Stemmen Fra Taarnet (dt.: „Der Ruf aus dem Turm“) und einen Instrumental-Titel namens Dominus Sathanas enthielt. Auf dem Cover der EP befindet sich eine Fotografie der Ruinen der Stabkirche Fantoft, die bei einem Brandanschlag am 6. Juni 1992 bis auf die Grundmauern niederbrannte. Zum zweiten und letzten Mal spielte mit Tomas „Samoth“ Haugen von Emperor, der den Bass beisteuerte, bei Burzum ein Session-Mitglied mit. Hintergrund war, dass Vikernes’ kurz mit dem Gedanken spielte, live aufzutreten. Also sah er sich nach geeigneten Musikern um. In einem frühen Interview gab er Jan Axel Blomberg von Mayhem als Schlagzeuger an, später nannte er den Namen Erik Lancelot. Es kam jedoch nie zu Auftritten.[3]

Der EP wurde ein Feuerzeug beigelegt, auf dem das Aske-Cover zu sehen war.[6] Keil Sveen, Mitbegründer von Voices of Wonder, die den Vertrieb sämtlicher Veröffentlichungen von Deathlike Silence Productions übernommen hatten, produzierte das Feuerzeug als Werbeartikel für die EP. Er bezeichnete es im Nachhinein als „eine der dümmsten Sachen“[7], die er je getan habe. Von einer Beteiligung Vikernes’ an den Kirchenbrandstiftungen will er nichts gewusst haben:

Wir dachten uns, wenn er (Vikernes – Anm.) verrückt genug war, eine Kirche anzuzünden, wäre er nicht so verrückt, damit auch noch anzugegeben. Wir machten das Feuerzeug wegen der Aufmerksamkeit, die er in den Medien bekam.

Ketil Sveen: Lords of Chaos[7]

Vikernes prahlte öffentlich in Bergens Tageszeitung Bergens Tidente mit den Verbrechen, die er und der Inner Circle begangen hatten. Er erhoffte sich dadurch Werbung für das zweite Album. Im Januar 1993 wurde er das erste Mal verhaftet. Ihm wurden mehrere versuchte und begangene Brandstiftungen zur Last gelegt. Mangels Beweisen wurde er im März 1993 wieder freigelassen. [8]

Während der Haftzeit spitzte sich die Situation zwischen Aarseth und Vikernes zu; Vikernes behauptete, Aarseth habe ihm die Tantiemen vom ersten Album und der EP vorenthalten und die Schulden bei seiner Mutter nicht beglichen. Am Morgen des 10. August 1993 wurde Aarseth von Vikernes ermordet. Dieser wurde in der Folge zu 21 Jahren Haft - der norwegischen Höchststrafe - verurteilt. [2] Zur Last gelegt wurde ihm nicht nur der Mord an Aarseth, sondern auch Brandstiftung an drei Kirchen, versuchter Brandstiftung an einer weiteren Kirche sowie der Besitz von Waffen und Sprengstoff. Ironischerweise wurde er nie der Brandstiftung an der Stabkirche Fantoft überführt, deren Ruinen auf der Aske-EP zu sehen waren.

Nach dem Ende von Deathlike Silence Productions erschien 1994 die Neuauflage des ersten Albums als dritte Veröffentlichung des Labels Misanthropy Productions, das eigens für die Burzum-Alben gegründet worden war.[9] Die ersten beiden Veröffentlichungen waren das zweite und dritte Album von Burzum, Det Som Engang Var (1993) und Hvis Lyset Tar Oss (1994). 1998 erschien eine, auf 1000 Exemplare limitierte, Box unter dem Titel 1992-1997, die alle Veröffentlichungen zwischen 1992 und 1997 als Picture-LPs enthielt. [10]

Cover

Das Cover wurde von Jannicke Wiise-Hansen erstellt. Das Artwork basiert auf einem Rollenspielbuch der AD&D-Serie namens The Temple of Elemental Evil und zeigt eine schemenhaft erkennbare Person in Robe, die in einer grauen Landschaft steht. Varg Vikernes sorgte dafür, dass im Innerern ein Foto von ihm verwendet wurde, auf dem er nicht bzw. kaum zu erkennen ist. Um seine Identität zu verschleiern, übernahm er zusätzlich das Pseudonym Count Grishnackh in Anlehnung an den Ork Grishnákh aus dem Buch Der Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien.[11] Auf der LP-Version sind die Texte abgedruckt.

Titelliste

  1. Feeble Screams from Forests Unknown – 7:28
  2. Ea, Lord of the Deeps – 4:52
  3. Black Spell of Destruction – 5:39
  4. Channelling the Power of Souls into a New God – 3:27
  5. War – 2:30
  6. The Crying Orc – 0:57
  7. A Lost Forgotten Sad Spirit – 9:10
  8. My Journey to the Stars – 8:10
  9. Dungeons of Darkness – 4:51

Die LP-Version war unterteilt in die A-Seite Side Hate mit vier Songs und die B-Seite Side Winter mit fünf Songs.

Wiederveröffentlichung 1995

  1. Feeble Screams from Forests Unknown – 7:28
  2. Ea, Lord of the Depths – 4:52
  3. Spell of Destruction – 5:39
  4. Channelling the Power of Souls into a New God – 3:27
  5. War – 2:30
  6. The Crying Orc – 0:57
  7. My Journey to the Stars – 8:10
  8. Dungeons Of Darkness – 4:51
  9. Stemmen fra Taarnet – 6:09
  10. Dominus Sathanas – 3:03
  11. A Lost Forgotten Sad Spirit – 10:50

Die Neuauflage erschien im Digipak und enthält neben den englischen und norwegischen Texten zusätzlich eine deutsche Übersetzung. Alle Hinweise auf Aarseth wurden entfernt, ebenso die alte Version von „A Lost Forgotten Sad Spirit“. Das Cover wurde etwas aufgehellt und sämtliche Fotos wurden entfernt. Als Bonustracks wurden die Lieder der Aske-EP beigefügt. Das Cover dieser EP wurde auf einen kleinen Aufkleber gedruckt und schmückt außerdem die CD.

Auf der ursprünglichen Version hatten sich mehrere Fehler in der Trackliste und (bei der LP-Version) den Songtexten eingeschlichen, die auf der Neuauflage korrigiert wurden. Ea, Lord of the Deeps lautet eigentlich Ea, Lord of the Depths. Bei Black Spell of Destruction wurde das „Black“ weggelassen.

Musikstil

Im Gegensatz zu den späteren Alben von Vikernes ist dieses stark von der sogenannten ersten Welle des Black Metal aus den 1980er-Jahren beeinflusst. Insbesondere Hellhammer und Bathory sind als Einflussgrößen zu nennen. Die Lieder sind fast durchgehend monoton gehalten und verzichten meist auf Rhythmuswechsel und anspruchsvolle Gitarrensoli. Die Produktion des Albums ist bewusst primitiv gehalten und verleiht ihm einen zusätzlichen roheren Klang. Sie wurde absichtlich so gehalten, um sich von den damaligen glatten und technisch perfekten Produktionen im Death Metal abzusetzen und einen eigenen, unverwechselbaren Sound zu erzeugen.[3]

Das Album beginnt mit einem kurzen Synthesizer-Intro. Einige Songs, wie Feeble Screams from Forests Unknown und Ea, Lord of the Depths, sind sehr schnell und mit durchgehender Doublebass ausgestattet. Über allem liegt das Black-Metal-typische Screaming von Varg Vikernes. Spell of Destruction ist recht langsam gehalten. Channeling the Power of Souls into a New God ist ein (fast) reines Instrumentalstück, das komplett am Synthesizer entstand und an Ambient-Klänge erinnert. Es ist ein erster Hinweis auf den Musikstil, dem Vikernes sich auf seinen beiden Alben Dauði Baldrs (1997) und Hliðskjálf (1999) bemächtigen würde. Am Ende des Songs ist die Aufforderung „Worship me!“ (dt. „Verehre mich!“) als Flüstern zu vernehmen.

War ist ein uncharakteristisches Stück für Burzum. Es ist mit seinen 2 Minuten 30 Sekunden recht kurz gehalten und verarbeitet Einflüsse aus dem Heavy Metal und dem Thrash Metal. Das relativ simple Riffing erinnert an Punkmusik und macht das Lied eingängig. Vikernes nennt Bathory als Einfluss auf den Song. [12] The Crying Orc ist das zweite Instrumental-Stück des Albums, diesmal für die Gitarre. Es ist ruhig und melodisch. A Lost Forgotten Sad Spirit ist mit seinen 9 Minuten das längste Stück des Albums. Es ist im langsamen Tempo gehalten, verfügt über wenig Tempowechsel und basiert größtenteils auf demselben Riff. My Journey to the Stars hingegen besteht aus mehreren Tempowechseln. Dungeons of Darkness, ein weiteres Instrumentalstück, ist erneut sehr monoton gehalten. Vikernes schrieb dieses Lied zusammen mit Aarseth. [13] Es beendet die Erstveröffentlichung des Albums.

Auf der Neuveröffentlichung des Albums wurde die Version von A Lost Forgotten Sad Spirit, die bereits auf der Aske-EP erschienen war. Sie ist um eine Minute länger und bildet den Abschluss des Albums. Stemmen Fra Taarnet ist ein schnelles Black-Metal-Stück, das aus einem monotonen Riff besteht und abrupt endet. Dominus Sathanas ist ein kurzes Instrumentalstück, das von einer Gitarre ruhig vorgetragen wird. Auch hier kann man leises Flüstern vernehmen, bis ein Schrei die Stille unterbricht.

Texte

Obwohl das Album durch seine Gestaltung und das Image, dass sich Vikernes zu dieser Zeit zurechtgelegt hatte, in einen satanistischen Kontext gestellt wurde, enthält es keine Texte, die dies rechtfertigen würden. Mit Dominus Sathanas befindet sich auf diesem Album zwar das einzige Stück der Band, das einen satanistischen Namen trägt, bei dem es sich jedoch lediglich um ein kurzes Instrumental handelt. Der Rest des Albums besteht hauptsächlich aus düster gehaltenen Fantasy-Geschichten. Inspiration der Texte waren vor allem das Rollenspiel Dungeons & Dragons und das Fantasy-Werk Der Herr der Ringe. [14] Später versuchte der mittlerweile zum „Rechtsextremisten“ und „Odinisten“ gewandelte Vikernes die Texte auf die nordische Mythologie umzudeuten. Satanistische Tendenzen stritt er u.a. in einem Interview im englischen Extreme-Metal-Magazin Terrorizer und auf diversen Fan-Pages im Internet ab. [15] [16]

Obwohl die Texte in Versform verfasst wurden, existieren Reime nur bei dem Stück War. Manche Textzeilen enthalten häufig lediglich einzelne Worte in Form einer Assoziationskette, die zusammen den Grundbestandteil der Geschichte ergeben. Als Beispiel können hier die Eröffnungsverse von Feeble Screams from Forests Unknown in der deutschen Übersetzung dienen:

„Schwebend / In der Luft / Ueber einem kalten See / Ist eine Seele / Aus einer frueheren / Besseren Zeit / Greifend nach einem / mystischen Gedanken / Vergebens ... aber wer weiss. [17]

Wiederkehrende Themen, die sich durch das gesamte Album ziehen, sind die Suche nach einer früheren, besseren Zeit, sowie Magie und Düsternis. Die Texte sind emotionslos gehalten und dienen lediglich der Beschreibung des Inhalts. Sie enthalten darüber hinaus menschenfeindliche, apokalyptische Visionen („Die Tragödie der Welt / wird an meinem Festtag serviert“ – Spell of Destruction, „Dunkelheit, Hass und Winter / regiert die Erde als ich zurückkehre“ – My Journey to the Stars). Derartige Texte entstanden durch die Misanthropie, die Vikernes auf dem Album kultivierte und die zu dieser Zeit einen Großteil seines Schaffens dominierte. Ein tiefes Gefühl der Hoffnungslosigkeit durchzieht das ganze Album („Die hoffnungslose Seele / wartet weiter“ – Feeble Screams from Forests Unknown), das immer wieder durch heroische Töne unterbrochen wird („Und doch dürfen wir nie aufgeben“ – War, „Verehrt mich!“ – 'Channelling the Power of Souls into a New God, „Höre mein Schwert“ – Spell of Destruction [17]).

Feeble Screams from Forests Unknown wird von Vikernes heute als Quintessenz seines damaligen Schaffens bezeichnet. Alle weiteren Lieder seien nur „Fußnoten“. [18] Inhaltlich beschreibt das Lied die Reise einer uralten Seele, die versucht, ein Tor zu öffnen und daran scheitert. Das Lied endet mit der Zeile „The hopeless soul keeps mating“ (dt.: „Die hoffnungslose Seele pflanzt sich weiter fort.“). Aarseth änderte beim Übertragen dieser Zeile auf den Textteil der Erstveröffentlichung den Begriff „mating“ in „waiting“ um (dt. „warten“). Auch auf der Auflage von Misanthropy Productions ist dieses Phänomen noch zu beobachten. [18]

Ea, Lord of the Depths handelt von der sumerischen Gottheit En-Ki, die als „Herr der Erde“ gilt und die Form eines Seemonsters hat. [13] In einem späteren Interview behauptete Vikernes, dabei würde es sich um den mesopotamischen Aquarius handeln und brachte ihn in Bezug zu Odin, der wiederum der „nordische Aquarius“ sei. [15] Fenriz von Darkthrone benutzte das Stück 2004 für seine Black-Metal-Compilation Fenriz Presents... The Best of Old-School Black Metal.

Spell of Destruction handelt von einem „Fluch der Zerstörung“, der die Vernichtung der Welt glorifiziert. Der Fluch heißt wörtlich „Ftraga Sheb Nigurepur“ und ist in einer Fantasiesprache gehalten, die augenscheinlich an den Cthulhu-Mythos von H. P. Lovecraft angelehnt ist und an die Beschwörungsformeln des Necronomicon erinnert.

War ist ein Fantasy-Text, der die letzten Gedanken eines sterbenden Kriegers beschreibt. Vikernes versuchte, das Thema des Songs später als „odinistische(s) Konzept des Todes in der Schlacht“ umzudeuten.[15] In Anbetracht früherer Interviews, in denen er ausschließlich auf J. R. R. Tolkien hinwies, ist dieser Erklärungsversuch zweifelhaft.

My Journey to the Stars basiert auf einem Traum von Vikernes und beschreibt eine Astralreise. Aufgrund seiner späteren rechtsextremistische Gesinnung kann die Textzeile „War between races/A goal is reached“ (dt.: „Krieg zwischen Rassen/Ein Ziel ist erreicht“) als Hinweis auf selbige gedeutet werden. Im Kontext des Albums wurde sie allerdings ignoriert. [19] Auch hier entstanden durch Aarseth Unregelmäßigkeiten: Die erste Zeile „I immaterialize“ (dt. „ich löse mich auf“) wurde fälschlicherweise mit „I materialize“ (dt.: „Ich materialisiere“) angegeben, was den Sinn des Anfangs umdreht. Auch dieser Fehler wurde auf der Neuauflage nicht verbessert. [18]

Stemmen Fra Taarnet ist das einzige in norwegischer Sprache veröffentlichte Lied des Albums. Der Text erinnert an Saurons Dunklen Turm im Roman Der Herr der Ringe.

A Lost Forgotten Sad Spirit ist ein epischer Song über einen toten Jungen in einer Gruft. Dieser wartet darauf, aus der Grabstätte befreit zu werden, um verdammt als „verlorener, vergessener, trauriger Geist“ ewig herumspuken zu müssen.

Bedeutung

Das Album erlangte vor allem durch die Medienaufmerksamkeit, die der norwegischen Black-Metal-Szene nach den Kirchenbrandstiftungen zuteil wurde, einen hohen Bekanntheitsgrad und führte die Band zu einem Kultstatus innerhalb der Szene. [20] Die Erstauflage des Albums (mit der Adresse von DSP statt der von Voices of Wonder auf dem Backcover), die Vinyl-Version und besonders die Aske-EP sind gesuchte Raritäten. Vor dem eigentlichen Hype um den Black Metal, blieb es weitestgehend unbeachtet und hatte kaum Einfluss auf den Rest der Metal-Szene. Als kurz darauf die Öffentlichkeit auf das Ein-Mann-Projekt aufmerksam wurde, wurden zunächst Vikernes’ mangelhaften musikalischen Fähigkeiten und die schlechte Produktion hervorgehoben. Insbesondere die Mainstream-Presse, wie Rock Hard und Metal Hammer, wetterte gegen den neuen Underground-Trend aus Norwegen. Dies bezog sich nicht nur auf Burzums musikalisches Schaffen, sondern auf die gesamte damalige Szene. Einzelne Fanzines hingegen erklärten Burzum und Co. zu Kult. [21] [22]

Neben den Black-Metal-Vertretern aus Norwegen, die sich nicht auf der Seite von Aarseth positioniert hatten, wurde das musikalische Projekt Burzum auch von Szene-Vertretern anderer Länder schon fast kultisch verehrt. Selbst Vertreter der Black-Metal-Szene, die heute gemeinhin als „Verräter“ dieses Stils gelten, wie die britischen Cradle of Filth, trugen Anfang der 1990er-Jahre Burzum-T-Shirts mit dem Aske-Motiv. [23] Heute gilt das Album als Klassiker des Genres, das schon recht früh alle Charakteristika der zweiten Welle verkörperte. [24] Die depressive Stimmung und die Schaffung einer einzigartigen Atmosphäre werden von den heutigen Kritikern hervorgehoben. Hierbei werden immer wieder die Innovationen, wie die Verwendung von ambient- und noise-artigen Stücken und die Primitivität als Stilprinzip genannt. Auch der (musikalische) Einfluss des Projekts wird unterstrichen, wobei sich meist explizit von der Ideologie und vom Mensch Varg Vikernes distanziert wird. [25] [20] [26]

Aus dem Dunstkreis des Inner-Circle entstanden Bands, die den Black-Metal der 1990er-Jahre prägen sollten. De Mysteriis Dom Sathanas, das auch unter der Beteiligung von Varg Vikernes entstand, und In the Nightside Eclipse waren die nächsten Alben, die auf größeres Interesse stießen. Zu den weiteren Bands, die von dieser Entwicklung profitierten, zählten weiterhin die Band Immortal, in der mehrere ehemalige Bandkollegen von Vikernes spielten, sowie Darkthrone. Die Welle zog viele Nachahmer mit sich. Auch die rohe Produktion von Eirik Hundvin spielte eine große Rolle; dieser stieg in den 1990er-Jahren mit seinem Grieghallen-Studio zum bekanntesten Produzenten für norwegischen und schwedischen Black Metal auf.

Der Stil des Albums sollte außerdem verschiedene Black-Metal-Bands prägen, die ebenso die Abwechslung zwischen schnellen und langsamen Stücken suchen. Die Synthesizer-Passagen waren zur damaligen Zeit selten, wurden aber schon bald auch von anderen Bands des Black Metals kopiert.[27] Wegen der primitiven Songstrukturen wurden die Lieder des Debüts und der EP gerne von anderen Bands gecovert. Mehrere Tribute-Alben, die offiziell oder semioffiziell erschienen, zeigen noch heute den Einfluss dieses Albums. Insbesondere sogenannte NSBM-Bands übernahmen den Stil oder coverten Songs des Debüts. I m deutschsprachigen Raum ist zudem Nargaroth, das Soloprojekt von René Wagner, zu nennen, der den Stil von Burzum übernahm, u. a. Black Spell of Destruction coverte und ein Lied mit dem Titel The Day Burzum Killed Mayhem veröffentlichte. [28]

Einzelnachweise

  1. Ablaze Nr. 6, September/Oktober 1995, S. 12
  2. a b Moynihan, Michael/Søderlind, Didrik: Lords of Chaos: Der blutige Aufstieg aus dem Untergrund. Promedia, Zeltingen 2002, ISBN 3-936878-00-5, S. 141ff.
  3. a b c Varg Vikernes: A Burzum Story Part VI – The Music
  4. Das Promotape auf Burzum.org
  5. Moynihan, Michael/Søderlind, Didrik: Lords of Chaos: Der blutige Aufstieg aus dem Untergrund. Promedia, Zeltingen 2002, S. 112
  6. Abbildung bei cultmetal.com
  7. a b Moynihan, Michael/Søderlind, Didrik: Lords of Chaos: Der blutige Aufstieg aus dem Untergrund. Promedia, Zeltingen, S. 288
  8. Moynihan, Michael/Søderlind, Didrik: Lords of Chaos: Der blutige Aufstieg aus dem Untergrund. Promedia, Zeltingen 2002, S. 144 ff.
  9. Eintrag auf Discogs.com
  10. Box auf Cultmetal.com
  11. Varg Vikernes: A Burzum Story: Part I - The Origin And Meaning
  12. Interview im Abruptum-Fanzine, 1998)
  13. a b Interview im Fanzine „Hammer of Damnation“, ca. 1992
  14. Interview im Magazin Terrorizer #26, 1996
  15. a b c Moynihan, Michael/Søderlind, Didrik: Lords of Chaos: Der blutige Aufstieg aus dem Untergrund. Promedia, Zeltingen 2002, S. 180
  16. diverse Interviews auf Burzum.com
  17. a b Übersetzung entnommen aus dem Booklet des Digipaks, Misanthropy Productions 1995
  18. a b c Vikernes, Varg: A Burzum Story: Part I - The Origin And Meaning
  19. Legacy 05/2006, S. 138
  20. a b Review auf Metal1.info
  21. Roccor, Bettina: Heavy Metal – Die Bands. Die Fans. Die Gegner., München: Beck, 1998, S. 64ff. ISBN 3-406-42073-7
  22. Farin, Klaus/ Weidenkaff, Ingo: Jugendkulturen in Thüringen, Berlin, 1999, S.61ff. ISBN 3933773253
  23. Ablaze Nr. 6, September/Oktober 1995, S. 56
  24. Burzum-Reviews auf Anus.com
  25. Private Homepage
  26. Hypnos-Reviews
  27. Biografie im All Music Guide.
  28. Interview im US-amerikanischen Maelstrom-Magazin, 2001 (PDF)

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