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=== Bühnenwerke ===
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Der deutsch-französische Schriftsteller [[René Schickele]] verfasste im Jahr 1914 das Drama ''[[Hans im Schnakenloch]]'', welches vom Schicksal der Elsässer bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges handelt und das Volkslied in vielerlei Hinsichten aufgreift. Der Hauptprotagonist Hans Boulanger ist ein zerrissener, haltloser Mann, der seine Frau betrügt und den von seinem Vater geerbte Hof, das Schnakenloch, mit leichtsinnigen Entscheidungen kaputtwirtschaftet. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, wird die Familie Boulanger gespalten: Während Hans’ jüngerer Bruder mit dem Deutschen Reich sympathisiert, identifiziert sich seine Mutter als Französin. Hans hadert damit, sich eindeutig für die eine oder andere Partei zu entscheiden. Als das Kriegsgeschehen das Schnakenloch erreicht, wird er von [[Todessehnsucht]] ergriffen. Schlussendlich beschliesst er, Familie und Hof hinter sich lassen, um als französischer Soldat auf dem Schlachtfeld zu sterben.<ref name="McGillicuddy" />
Der deutsch-französische Schriftsteller [[René Schickele]] verfasste im Jahr 1914 das Drama ''[[Hans im Schnakenloch]]'', welches vom Schicksal der Elsässer bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges handelt und das Volkslied in vielerlei Hinsichten aufgreift. Der Hauptprotagonist Hans Boulanger ist ein zerrissener, haltloser Mann, der seine Frau betrügt und den von seinem Vater geerbte Hof, das Schnakenloch, mit leichtsinnigen Entscheidungen kaputtwirtschaftet. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, wird die Familie Boulanger gespalten: Während Hans’ jüngerer Bruder mit dem Deutschen Reich sympathisiert, identifiziert sich seine Mutter als Französin. Hans hadert damit, sich eindeutig für die eine oder andere Partei zu entscheiden. Als das Kriegsgeschehen das Schnakenloch erreicht, wird er von [[Todessehnsucht]] ergriffen. Schlussendlich beschliesst er, Familie und Hof hinter sich lassen, um als französischer Soldat auf dem Schlachtfeld zu sterben.<ref name="McGillicuddy" />

Der elsässische Mundartdichter [[Ferdinand Bastian]] schrieb auf Grundlage des Textes von Adolf Stöber ein „[[Volksspiel]] in 4 [[Aufzug|Aufzügen]]“. Hans ist ein junger, deprimierter Hofbesitzer, der sich von den kleinsten Unzulänglichkeiten aus der Fassung bringen lässt und einen <code>zunehmenden</code> Lebensüberdruss empfindet. Die Arbeitsdisziplin am Hof wird hauptsächlich von seiner ernsten, aber stets gutmütigen Tante Lehn aufrechterhalten. Bewirtschaftet wird der Hof mithilfe … sowie seinen beiden Tanten: Agnes, und die ernste, aber stets gutmütige Lehn.


Der Schweizer Musiker [[Andrew Bond]] schrieb auf Grundlage des Volksliedes das [[Kindermusical]] ''De Hans im Schnäggeloch''.<ref name="Tagblatt" />
Der Schweizer Musiker [[Andrew Bond]] schrieb auf Grundlage des Volksliedes das [[Kindermusical]] ''De Hans im Schnäggeloch''.<ref name="Tagblatt" />

Version vom 29. Mai 2024, 10:01 Uhr

D’r Hans im Schnokeloch („Der Hans im Schnakenloch“; mit Schnaken sind Stechmücken gemeint) ist ein alemannisches Volkslied aus dem Elsass.

Das Lied gilt als „Hymne“ des Elsass[1][2][3][4] und wird mitunter als Symbol für die ambivalente Geschichte des Elsass herangezogen. Die Liedfigur des „Hans im Schnakenloch“ wurde vielfach in der Literatur aufgegriffen.

Hintergrund

Das 1842 veröffentlichte Elsässische Sagenbuch des Schriftstellers und Historikers August Stöber enthält einen siebenstrophigen Text, der von seinem Bruder Adolf Stöber beigesteuert wurde.[5] Im Anmerkungsapparat wird die erste Strophe als „ein im Elsasse altbekanntes Volkslied“ beschrieben,[6] und das besagte Schnokeloch wie folgt verortet:

„Das Schnackenloch, ein Haus, an einem Arm der Breusch, beim Gottesacker St. Gallen, gelegen.“

Elsässisches Sagenbuch[6]

Am beschriebenen Ort in Straßburg verläuft die Rue du Schnokeloch, der Bezug auf ein Schnakenloch lässt sich bis in das Jahr 1817 nachweisen.[7]

Melodie

Die Melodie ähnelt jener des deutschen Volksliedes Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann.

Texte

Alemannische Texte

Der im Elsässischen Sagenbuch enthaltene Text umfasst sieben Strophen und weist einen tragischen, moralisierenden Charakter auf: Der notorisch unzufriedene „Hans im Schnakenloch“ versagt sich einem behaglichen Dasein mit Frau und Hof und wird vom Schicksal in den Ruin getrieben. Die letzte Strophe ruft zu Genügsam- und Frömmigkeit auf.[5]

Text:

Der Hans im Schnockeloch hett Alles was er will!
Und was er hett, diß will er nitt,
Und was er will, diß hett er nitt.
Der Hans im Schnockeloch hett Alles was er will!

Er isch e richer Bur, unn ’s gfallt em nimm sin Hus;
Abriße loßt er sin Gebei,
Unn stellt sich funkelnauelnei
E Hus mit Schir unn Stall an’s Gallebriechel nus.

Unn in der erste Nacht, uff einmol ruft’s: Firio!
Sin Hus verbrennt, unn d’Stallung mit –
Unn was er will, diß hett er nitt.
Jez leit sin neier Beau – e Kohlehuffe – do.

Er hett e sufri Frau, getreu in Glück unn Nod,
Rechtschaffe, so wie’s weni gitt:
Doch was er hett, diß will er nitt –
Er loßt sie sitze dheim, bis sie sich grämt ze Dod.

Jez bli’t em noch sin Guet. Was macht er? Schla uff Schla
Verkauft er Alles, Matt unn Feld,
Unn macht sin ganzi Hab ze Geld,
Unn setzt sich uff e Schiff for nooch Amerika.

Was gschicht? e Sturm bricht los; unn in der letschte Nod
Küm schwimmt er selbst an’s Ufer noch;
Kummt bettelarm in’s Schnockeloch,
Unn schafft als Bureknecht bedrüebt um’s däili Brod.

Unn ze Sant-Galle druß, dort hett er jezt sin Grab:
Unn was er hett, diß mueß er han,
Unn war er will, er kann’s nitt han –
Drum leb zefridde doch mit Gott unn diner Hab!

Hochdeutsche Übersetzung:

Der Hans im Schnakenloch hat alles was er will
Und was er hat, das will er nicht,
Und was er will, das hat er nicht.
Der Hans im Schnakenloch hat alles was er will!

Er ist ein reicher Bauer, und es gefällt ihm nicht mehr sein Haus;
Abreissen lässt er sein Gebäu
Und stellt sich funkelnagelneu
Ein Haus mit Scheuer und Stall ans Gallenbreuschlein hinaus.

Und in der ersten Nacht, auf einmal ruft’s: Feuer!
Sein Haus verbrennt, und die Stallung mit –
Und was er will, das hat er nicht.
Jetzt liegt sein neuer Bau – ein Kohlenhaufen – da.

Er hat eine saubere Frau, getreu in Glück und Not,
Rechtschaffen, so wie’s wenige gibt:
Doch was er hat, das will er nicht –
Er lässt sie sitzen zuhause, bis sie sich grämt zu Tode.

Jetzt bleibt ihm noch sein Gut. Was macht er? Schlag auf Schlag
Verkauft er alles, Matte und Feld,
Und macht sein ganzes Hab zu Geld,
Und setzt sich auf ein Schiff für nach Amerika.

Was geschieht? Ein Sturm bricht los; und in der letzten Not
Kaum schwimmt er selbst ans Ufer noch;
Kommt bettelarm ins Schnakenloch,
Und arbeitet als Bauernknecht betrübt ums tägliche Brot.

Und draussen in St. Gallen, dort hat er jetzt sein Grab:
Und was er hat, das muss er haben,
Und was er will, er kann’s nicht haben –
Darum lebe zufrieden doch mit Gott und deiner Habe!

Auch obszöne und makabere Verse sind verbreitet:[1]

Text:

De Hans het e Schnoog im Loch un bringt si nimmi rus.
Un wenn er knupt, so kunnt si nit,
un wenn er druckt, so will si nit.
De Hans het e Schnoog im Loch un bringt si nimmi rus.

De Hans im Schnoogeloch, der het des Läwe satt.
Un läwe, sait er, kann er nit,
un sterwe, sait er, will er nit:
Er hopst us ’m Fenschter nus un kummt in ’s Narrehus.

Hochdeutsche Übersetzung:

Der Hans hat eine Schnake im Loch und bringt sie nicht mehr raus.
Und wenn er kneift, so kommt sie nicht,
und wenn er drückt, so will sie nicht.
Der Hans hat eine Schnake im Loch und bringt sie nicht mehr raus.

Der Hans im Schnakenloch, der hat dieses Leben satt.
Und leben, sagt er, kann er nicht,
und sterben, sagt er, will er nicht:
Er hopst aus dem Fenster raus und kommt ins Narrenhaus.

Die in der Deutschschweiz verbreiteten Variationen handeln meist vom Hans oder Hansdampf im Schnäggeloch („Schneckenloch“);[2][8] im niederalemannischen Baseldeutsch ist analog zum elsässischen Original vom Schnooggeloch („Schnakenloch“[9]) die Rede.

Französische Texte

Es konnten sich auch französischsprachige Texte etablieren:[10]

Text:

Le Hans de Schnokeloch
Aura ce qu’il voudra,
Mais ce qu’il a
Il n’en veut pas
Et ce qu’il veut
Il ne l’a pas.
Le Hans de Schnokeloch
Aura ce qu’il voudra.

Le Hans de Schnokeloch
Il n’a pas peur du tout
La nuit quand il entend le loup
Ou la sorcière ou le hibou
Il sort bravement
Et s’en va leur donner des coups.

Le Hans de Schnokeloch
A la chasse il s’en va,
Mais s’il rencontre un simple rat
Il dit : « Faut le laisser au chat ».
Mais lui, c’est le cerf
Que son fusil abat.

Le Hans de Schnokeloch
Dira ce qu’il voudra,
Mais ce qu’il pense
Il n’le dit pas
Et ce qu’il dit
Ne le pense pas.
Le Hans de Schnokeloch
Il est un fameux gas.

Hochdeutsche Übersetzung:

Der Hans vom Schnokeloch
Hat das, was er will
Aber das, was er hat
Will er nicht
Und das, was er will
Hat er nicht
Der Hans vom Schnokeloch
Hat das, was er will

Der Hans vom Schnokeloch
Er hat überhaupt keine Angst
Nachts wenn er den Wolf hört
Oder die Hexe oder die Eule
Geht er tapfer hinaus
Und geht ihr Schläge erteilen

Der Hans vom Schnokeloch
Er ging auf die Jagd
Aber er begegnete einer einfachen Ratte
Er sagte: „Die muss man dem Kater überlassen“
Aber sie ist der Hirsch
Den sein Gewehr niedergestreckt hat

Der Hans vom Schnokeloch
Sagt das, was er will
Aber das, was er denkt
Sagt er nicht
Und das, was er sagt
Denkt er nicht
Der Hans vom Schnokeloch
Er ist ein berüchtigter Bursche

Rezeption

Das Lied wird als „Hymne“ des Elsass bezeichnet.[1][2][3][4]

Weiterverwendung

Bühnenwerke

Der deutsch-französische Schriftsteller René Schickele verfasste im Jahr 1914 das Drama Hans im Schnakenloch, welches vom Schicksal der Elsässer bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges handelt und das Volkslied in vielerlei Hinsichten aufgreift. Der Hauptprotagonist Hans Boulanger ist ein zerrissener, haltloser Mann, der seine Frau betrügt und den von seinem Vater geerbte Hof, das Schnakenloch, mit leichtsinnigen Entscheidungen kaputtwirtschaftet. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, wird die Familie Boulanger gespalten: Während Hans’ jüngerer Bruder mit dem Deutschen Reich sympathisiert, identifiziert sich seine Mutter als Französin. Hans hadert damit, sich eindeutig für die eine oder andere Partei zu entscheiden. Als das Kriegsgeschehen das Schnakenloch erreicht, wird er von Todessehnsucht ergriffen. Schlussendlich beschliesst er, Familie und Hof hinter sich lassen, um als französischer Soldat auf dem Schlachtfeld zu sterben.[3]

Der elsässische Mundartdichter Ferdinand Bastian schrieb auf Grundlage des Textes von Adolf Stöber ein „Volksspiel in 4 Aufzügen“. Hans ist ein junger, deprimierter Hofbesitzer, der sich von den kleinsten Unzulänglichkeiten aus der Fassung bringen lässt und einen zunehmenden Lebensüberdruss empfindet. Die Arbeitsdisziplin am Hof wird hauptsächlich von seiner ernsten, aber stets gutmütigen Tante Lehn aufrechterhalten. Bewirtschaftet wird der Hof mithilfe … sowie seinen beiden Tanten: Agnes, und die ernste, aber stets gutmütige Lehn.

Der Schweizer Musiker Andrew Bond schrieb auf Grundlage des Volksliedes das Kindermusical De Hans im Schnäggeloch.[11]

Sonstiges

Für das Fahrgeschäft Madame Freudenreich Curiosités im Europa-Park in Rust wurde ein Soundtrack aus verschiedenen Arrangements des Volksliedes produziert.[12]

Commons: D'r Hans im Schnokeloch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Franz Schüssele (Hrsg.): Alemannisches Liederbuch – De Hans im Schnoogeloch. 2. Auflage. Gälfiäßler Verlag, Friesenheim (Baden) 1983, S. 4–5.
  2. a b c Benedikt Meyer: Die Ballade von Le Schnokeloch. In: Universitas – Das Magazin der Universität Freiburg, Schweiz. Nr. 1 2017/18. Universität Freiburg, ISSN 1663-8026, S. 19–21 (unifr.ch [PDF; abgerufen am 23. Juni 2023]).
  3. a b c Áine McGillicuddy: Controversy and Censorship: The Debate on René Schickele’s Hans im Schnakenloch. In: German Life and Letters. Band 60, Nr. 1. Blackwell Publishing Ltd., Oxford / Malden Januar 2007, doi:10.1111/j.1468-0483.2007.00373.x (englisch, deutsch, französisch).
  4. a b Marie-Christine Périllon, Malou Schneider: Traditions strasbourgeoises. In: Strasbourg. Éditions Bonneton, Paris 1993, ISBN 2-86253-153-7, S. 181–183 (französisch, archive.org [abgerufen am 15. Juli 2023]).
  5. a b Adolf Stöber: Der Hans im Schnockeloch. In: August Stöber (Hrsg.): Elsässisches Sagenbuch. G. L. Schuler, Straßburg 1842, S. 491–492 (archive.org [abgerufen am 9. Juli 2023]).
  6. a b August Stöber (Hrsg.): Elsässisches Sagenbuch. G. L. Schuler, Straßburg 1842, S. 591 (archive.org [abgerufen am 9. Juli 2023]).
  7. Maurice Moszberger, Théodore Rieger, Léon Daul: Dictionnaire historique des rues de Strasbourg. Le Verger Éditeur, Illkirch 2002, ISBN 2-84574-023-9, S. 238.
  8. Ruth Kayser, Anne Heseler: Schwiizer Chinderlieder. Baumgartner Verlag, Dietikon 1991, ISBN 3-905148-04-8, S. 33 (archive.org [abgerufen am 25. Juni 2023]).
    De Hans im Schnäggeloch. In: liedli.ch. DCH Music GmbH, abgerufen am 23. Juni 2023.
    SRF Kids: De Hans im Schnäggeloch feat. Jessy Howe | Lose! Luege! Liedli! - Schweizer Kinderlieder | SRF Kids auf YouTube, 18. Mai 2020, abgerufen am 25. Juni 2023 (Laufzeit: 1:46 min).
  9. Dominik Holeiter: Schnoogg. In: Baseldeutsch Wörterbuch Online. Abgerufen am 25. Juni 2023.
  10. Revue officielle des scouts de france
  11. Märli-Musical von Andrew Bond: De Hans im Schnäggeloch. Pressemitteilung. In: Tagblatt. CH Media, 26. März 2014, abgerufen am 24. Juli 2023.
  12. CS0 – Thema: Madame Freudenreich Curiosités (Original Soundtrack) auf YouTube, 11. November 2022, abgerufen am 25. Juni 2023.

Kategorie:Volkslied Kategorie:Kinderlied Kategorie:Literatur (Alemannisch) Kategorie:Kultur (Elsass)