„Afghanetz“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt Windphänomene in Zentralasien; zu anderen Bedeutungen siehe [[Afghan (Begriffsklärung)]].}}
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'''Afghanetz''' ({{ruS|Афганец|afganez}}) ist ein heißer, kontinentaler [[Wind]] aus den [[Steppe]]n [[Turkmenistan]]s, der nach [[Afghanistan]] zieht und starke [[Staubsturm|Staubstürme]] mit sich führt.
'''Afghanetz''' ({{ruS|Афганец|afganez}}) ist ein heißer, kontinentaler [[Wind]] aus den [[Steppe]]n [[Turkmenistan]]s, der nach [[Afghanistan]] zieht und starke [[Staubsturm|Staubstürme]] mit sich führt.


Der im Russischen Afghanetz genannte Wind wird im persischsprachigen Raum ''Bad-i-sad-o-bistroz'' ({{faS|باد صد و بیست روزه}}) genannt, der '''120 Tage-Wind''' oder '''Wind der 120 Tage''' bzw. ‚Drei-Monate-Wind‘, weil der Wind von Mai/Juni bis August/September weht und in diesem Zeitraum fast täglich spürbar ist. Beim Aufstieg an den iranisch-afghanischen Gebirgen kühlt er etwas ab und erwärmt sich dann wieder auf seinem Weg gen Süden. In den südwestlichen Beckenlandschaften sorgt er schließlich für Höchsttemperaturen von über 50&nbsp;°C.<ref>Vgl. S.R. Hossenzadeh: ''One hundred and twenty days winds of Sistan''. In: ''The Iranian Journal of Research in Geography'' 46 (1997), S. 103–127 ([http://www.mondorf-wetter.de/regiowind/windb01.htm online], mondorf-wetter.de).</ref>
Der aus dem Russischen [[Lehnwort|entlehnte]] ''Afghanetz'' wird im persischsprachigen Raum ''Bad-i-sad-o-bistroz'' ({{faS|باد صد و بیست روزه}}) genannt, der '''120 Tage-Wind''' oder '''Wind der 120 Tage''' bzw. ‚Drei-Monate-Wind‘, weil der Wind von Mai/Juni bis August/September weht und in diesem Zeitraum fast täglich spürbar ist. Beim Aufstieg an den iranisch-afghanischen Gebirgen kühlt er etwas ab und erwärmt sich dann wieder auf seinem Weg gen Süden. In den südwestlichen Beckenlandschaften sorgt er schließlich für Höchsttemperaturen von über 50&nbsp;°C.<ref>Vgl. S.R. Hossenzadeh: ''One hundred and twenty days winds of Sistan''. In: ''The Iranian Journal of Research in Geography'' 46 (1997), S. 103–127 ([http://www.mondorf-wetter.de/regiowind/windb01.htm online], mondorf-wetter.de).</ref>


Als ''Afghan'' wird darüber hinaus auch allgemein ein heißer, staubiger Wind bezeichnet, u.&nbsp;a. synonym zur russischen Bezeichnung [[Suchowej]] (im Plural). Dabei handelt es sich um einen Ostwind, besonders in den [[Asiatischer Steppengürtel|Steppen Südrusslands]], den Halbwüsten und Wüsten in [[Kasachstan]] und der [[Aralo-Kaspische Niederung|Aralo-Kaspischen Niederung]]. Dieses Windphänomen ähnelt dem ägyptischen [[Khamsin]] und dem nordafrikanischen und sizilianischen [[Scirocco]].<ref>Vgl. dazu William A. Dando: ''Asia, Climates of Siberia, Central and East Asia.'' In: John E. Oliver (Hrsg.): ''Encyclopedia of world climatology.'' Springer, Dordrecht 2005, S. 102–115, hier 109 ([http://books.google.de/books?id=-mwbAsxpRr0C&pg=PA109 einsehbar] bei Google Books);<br /> Boris Lvovich Dzerdzeeskii (Hg.): ''Sukhoveis and drought control'', englisch. Übers. aus dem Russischen (''Sukhovei ikh proiskhozhdenie i borba s nim'', Moskau 1957), Israel Program for Scientific Translations, Jerusalem 1963, 101;<br /> Paul E. Lydolph: ''The russian sukhovey.'' In: ''Annals of the Association of American Geographers'' 54/3 (1964), 291–309 ([http://www.jstor.org/pss/2561323 Digitalisat] bei jstor, auch [http://books.google.de/books?id=DmgvKZTvxn8C einsehbar] bei Google Books).</ref>
Als ''Afghan'' wird darüber hinaus auch allgemein ein heißer, staubiger Wind bezeichnet, u.&nbsp;a. synonym zur russischen Bezeichnung [[Suchowej]] (im Plural). Dabei handelt es sich um einen Ostwind, besonders in den [[Asiatischer Steppengürtel|Steppen Südrusslands]], den Halbwüsten und Wüsten in [[Kasachstan]] und der [[Aralo-Kaspische Niederung|Aralo-Kaspischen Niederung]]. Dieses Windphänomen ähnelt dem ägyptischen [[Khamsin]] und dem nordafrikanischen und sizilianischen [[Scirocco]].<ref>Vgl. dazu William A. Dando: ''Asia, Climates of Siberia, Central and East Asia.'' In: John E. Oliver (Hrsg.): ''Encyclopedia of world climatology.'' Springer, Dordrecht 2005, S. 102–115, hier [http://books.google.de/books?id=-mwbAsxpRr0C&pg=PA109 S.&nbsp;109]; Boris Lvovich Dzerdzeeskii (Hg.): ''Sukhoveis and drought control'', engl. Übers. aus dem Russischen (''Sukhovei ikh proiskhozhdenie i borba s nim'', Moskau 1957), Israel Program for Scientific Translations, Jerusalem 1963, 101; Paul E. Lydolph: ''The russian sukhovey.'' In: ''Annals of the Association of American Geographers'' 54/3 (1964), S. 291–309 ([http://www.jstor.org/pss/2561323 Digitalisat] bei jstor, auch [http://books.google.de/books?id=DmgvKZTvxn8C einsehbar] bei Google Books).</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 18. März 2021, 08:00 Uhr

Afghanetz (russisch Афганец afganez) ist ein heißer, kontinentaler Wind aus den Steppen Turkmenistans, der nach Afghanistan zieht und starke Staubstürme mit sich führt.

Der aus dem Russischen entlehnte Afghanetz wird im persischsprachigen Raum Bad-i-sad-o-bistroz (persisch باد صد و بیست روزه) genannt, der 120 Tage-Wind oder Wind der 120 Tage bzw. ‚Drei-Monate-Wind‘, weil der Wind von Mai/Juni bis August/September weht und in diesem Zeitraum fast täglich spürbar ist. Beim Aufstieg an den iranisch-afghanischen Gebirgen kühlt er etwas ab und erwärmt sich dann wieder auf seinem Weg gen Süden. In den südwestlichen Beckenlandschaften sorgt er schließlich für Höchsttemperaturen von über 50 °C.[1]

Als Afghan wird darüber hinaus auch allgemein ein heißer, staubiger Wind bezeichnet, u. a. synonym zur russischen Bezeichnung Suchowej (im Plural). Dabei handelt es sich um einen Ostwind, besonders in den Steppen Südrusslands, den Halbwüsten und Wüsten in Kasachstan und der Aralo-Kaspischen Niederung. Dieses Windphänomen ähnelt dem ägyptischen Khamsin und dem nordafrikanischen und sizilianischen Scirocco.[2]

Einzelnachweise

  1. Vgl. S.R. Hossenzadeh: One hundred and twenty days winds of Sistan. In: The Iranian Journal of Research in Geography 46 (1997), S. 103–127 (online, mondorf-wetter.de).
  2. Vgl. dazu William A. Dando: Asia, Climates of Siberia, Central and East Asia. In: John E. Oliver (Hrsg.): Encyclopedia of world climatology. Springer, Dordrecht 2005, S. 102–115, hier S. 109; Boris Lvovich Dzerdzeeskii (Hg.): Sukhoveis and drought control, engl. Übers. aus dem Russischen (Sukhovei ikh proiskhozhdenie i borba s nim, Moskau 1957), Israel Program for Scientific Translations, Jerusalem 1963, 101; Paul E. Lydolph: The russian sukhovey. In: Annals of the Association of American Geographers 54/3 (1964), S. 291–309 (Digitalisat bei jstor, auch einsehbar bei Google Books).