AIM-152 AAAM

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Die AIM-152 AAAM (kurz für Air Intercept Missile, „Luft-Abfang-Rakete“ sowie Advanced Air-Air-Missile, „erweiterte Luft-Luft-Rakete“) war eine nur auf dem Papier existierende Luft-Luft-Rakete der Streitkräfte der Vereinigten Staaten. Sie war als Nachfolger der seit 1974 genutzten AIM-54 Phoenix konzipiert. Die von 1982 bis 1992 dauernde Entwicklung wurde nach Beendigung des Kalten Krieges vorzeitig eingestellt und die AIM-54 letztlich durch die AIM-120 abgelöst.

Geschichte

Anfang des Jahres 1982 wurde im US Naval Weapons Center das Programm zur Entwicklung der AIM-152 AAAM gestartet. Sie sollte die in der US Navy vorhandenen AIM-54 Phoenix ersetzen. Dieses Programm sollte mit einer zwei- bis dreijährigen technischen Machbarkeitsstudie beginnen. In der unter anderem Simulationen erstellt werden, um die Möglichkeiten der verschiedenen Entwürfe zu testen. Danach war geplant, die ersten Hardwaretests durch zu führen, die in einem Abschuss einer voll funktionsfähigen Testrakete münden sollten. Doch schon am Anfang forderte der Kongress, dass sich neben der US Navy auch die US Air Force an dem Projekt beteiligt. Dort sollte sie von der F-15 Eagle und dem zukünftigen Kampfflugzeug, das aus dem Advanced-Tactical-Fighter-Programm entstehen sollte, eingesetzt werden. Aber die Air Force verneinte den Bedarf einer solchen Rakete in einer offiziellen Stellungnahme und so kam es, dass die Navy das Projekt selbständig weiter verfolgte.

Die AIM-152 war von der Konzeption her kleiner als ihr Vorgänger AIM-54 Phoenix. Auch die Flügelflächen sollten kleiner sein, ohne dass dadurch die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt wird. Weiter war geplant, dass sie eine Reichweite von zirka 270 km bei einer Geschwindigkeit von Mach 4 erreichen sollte. Mit einem Durchmesser von 229 mm und einem Gewicht von 330 kg war sie erheblich leichter als die Phoenix. Als Gewicht für den Gefechtskopf wurden 13,6 bis 22,7 kg angepeilt. In einigen Bereichen (unter anderem Dual-Suchkopf, Feststoff/Ramjet-Antriebs) ähnelte die AIM-152 dem Projekt Advanced Common Intercept Missile Demonstration (ACIMD)[1], das ebenfalls aufgegeben wurde.

Als Trägerflugzeuge war eine verbesserte Version der F-14 Tomcat vorgesehen. Es war geplant, damit die russischen Überschallbomber Tu-22M Backfire und Tu-160 Blackjack abzufangen.

Zum eigentlichen Entwicklungsbeginn im Jahr 1988 wurden zwei verschiedene Firmenkonsortien ausgewählt. Dies waren einmal Hughes/Raytheon und McDonnell Douglas sowie General Dynamics und Westinghouse.

Entwurf Hughes/Raytheon und McDonnell Dougles

Der Entwurf von Hughes/Raython und McDonnell Douglas basiert auf dem Konzept der Advanced Intercept Air-to-Air Missile (AIAAM), das eine Mischung aus Feststoffrakete mit Staustrahltriebwerk (Ramjet) ist. Der Start von einem möglichem Trägerflugzeug sollte wie folgt ablaufen. Zu erst wurde der Feststoffantrieb gezündet und erst bei Erreichen einer bestimmten Geschwindigkeit konnte das Staustrahltriebwerk gestartet werden. Dieses Hybridsystem hat den Vorteil einer sehr hohen Geschwindigkeit und einer größeren Reichweite, als eigentlich gefordert war. Ein möglicher Lieferant dieses Antriebssystems, mit dem auch die Vought Supersonic Tactical Missile (STM, eine Forschungsrakete der US Navy) ausgestattet wurde, war die Chemical Systems Division (CSD) der United Technologies Corporation (UTC). Der einzige Nachteil dieses Antriebssystems bestand darin, dass die Anfangsbeschleunigung wesentlich geringer war als beim Konkurrenzmodell.

Außerdem war ein Dualsuchkopf, der über ein Infrarot- und aktives Radar verfügte, vorgesehen. Die Länge des gesamten Entwurfes betrug 3658 mm.

Entwurf General Dynamics und Westinghouse

Im Gegensatz zur Konkurrenz schlug General Dynamics und Westinghouse eine Rakete mit mehrpulsigem Feststoffantrieb vor. Sie sollte aus einem runden Startbehälter verschossen werden. Da es seitens des Herstellers geplant war, sie auch von VTOL-fähigen Flugzeugen zu verschießen. Die Dimension des Startbehälters betrug 406 mm × 3607 mm und dies bei einem Gewicht von 340 kg (inklusive Rakete). Nach dem Start – so war geplant – sollten sich die Flügel ausbreiten und kurz danach wäre der Startbehälter vom Flugzeug automatisch abgeworfen worden. Der Entwurf sah zwei Radarsuchköpfe vor, einer am Kopf der Rakete, wobei dieser ein dualer (IR) war, und einer am Ende. Auf diese Weise konnte die Rakete erstens in zwei Richtungen gleichzeitig suchen und musste zweitens nicht immer frontal auf ein Ziel ausgerichtet werden. Der Infrarotsuchkopf war nur als Ersatzzielsystem gedacht, falls das Radar ausfallen sollte.

Ende des Projekts

Nach Beendigung des Kalten Krieges wurde die Entwicklung der AIM-152 – wie bei anderen Projekten, die primär darauf ausgelegt waren, der Verteidigung gegen die Sowjetunion zu dienen – im Jahr 1992 eingestellt. Vorher bekam es aber noch die offizielle Bezeichnung YAIM-152A[2], wobei das „Y“ die Kennung für Prototypen ist. Es wurde kein Prototyp der AIM-152 gebaut und alle veröffentlichten Bilder sind lediglich Konzeptzeichnungen oder künstlerische[3] Darstellungen.

Die AIM-54 Phoenix wurde letztlich ab 1991 von der AIM-120 AMRAAM ersetzt. Wobei man der AIM-152 nachsagt, das sie besser zum Abfangen von Stealthflugzeugen geeignet sei als die AMRAAM.

Quellen

Fußnoten

  1. Johns Hopkins APL Technical Digest, Volume 18, Nr. 2 (1997), Kapitel History of Ramjet and Scramjet Propulsion Development for U.S. Navy Missiles Seite 239 von Paul J. Waltrup, Michael E. White, F. Zarlingo und E. S. Gravlin
  2. Department of Defence, Model Designation of Military Aerospace Vehicles, Ausgabe Mai 2004, Seite 104
  3. Eine künstlerische Darstellung am Beispiel des General Dynamics/Westinghouse Entwurfes

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